7. Zu Dir


‚Sag darf ich zu dir?

In den besten Zeiten

Auch, wenn alles vorbei ist

Und ich alles vergeige

Und es ist keiner mehr bei mir

Darf ich dann zu dir?'


Jungkook

Los Angeles. Und alles war wie immer. Es wunderte Jungkook, doch er wollte es auch nicht hinterfragen, wieso der rothaarige Junge sich wieder absolut normal verhielt. Vielleicht lag es ja an der amerikanischen Luft. Aber sich weiter darüber den Kopf zu zerbrechen würde sowieso nichts bringen, weshalb der Jüngste es lieber einfach genoss, seinen besten Freund endlich wieder zu haben. Was hätte er nur ohne ihn gemacht? Das wollte er sich im Leben nicht vorstellen, dafür war ihm Taehyung einfach viel zu wichtig.

Wie so oft hatten die Beiden ein gemeinsames Hotelzimmer und es freute Jungkook ungemein. Das erste Konzert würde morgen stattfinden. Danach würde es drei weitere Konzerte geben und viele Auftritte in Late Night Shows und bei Radiosendern. Es wartete also ein ziemlich vollgestopfter Terminplan auf ihn. Viel Zeit, um die Stadt zu erkunden oder einfach mal zu entspannen, blieb dabei nicht. Manchmal hasste Jungkook diese Hektik in seinem Beruf. Er hasste es immer abrufbereit zu sein und überall die Leute glücklich zu machen. Er hasste es, auch an Tagen, an denen ihm zum Heulen zumute ist, ein perfektes Grinsen aufzusetzen und den fröhlichen K-Pop Star zu spielen.

Aber dann rief er sich wieder in sein Gedächtnis, wofür er das alles überhaupt auf sich nimmt. Er will die Fans glücklich machen und diese geben ihm die Kraft dazu, immer wieder an schwierigen Aufgaben zu wachsen. Doch der aller wichtigste Ansporn sind für ihn die Jungs. Die sechs Jungs, welche mehr Familie bedeuten, als seine eigenen Eltern. Er verbrachte seine ganze Jugend mit ihnen und sie gaben ihm Halt, in dieser großen, weiten Welt. Sie alle sind ihm so unglaublich wichtig.

Ein leises Klicken riss Jungkook aus seinen Gedanken und ein noch etwas nasser Teahyung stapfte aus dem Bad. Er hatte sich ein weißes Handtuch um seine Hüften gebunden und sein Oberkörper war frei. Auf diesem zeichneten sich ganz leicht ein paar Bauchmuskeln ab, aber Tae war noch nie der muskulöseste Kerl. Seine triefenden Haare hingen ihm wirr im Gesicht und ein paar Tropfen bahnten sich ihren Weg über die Wangen, den Hals hinunter auf die nackte Brust. Jungkook musterte jeden einzelnen von ihnen. Selbst als der Rothaarige sich zum Schrank drehte, um sich ein frisches T-Shirt und eine Boxershorts zu nehmen und somit Jungkook den Rücken zukehrte, konnte der Junge die Augen nicht von ihm abwenden.

Natürlich hatte er seinen besten Freund schon öfter so gesehen, doch nie hatte er jedes kleinste Detail seines Körpers in dieser Ausgeprägtheit wahrgenommen. Er ließ seinen Blick die Wirbelsäule heruntergleiten und an jedem hervorstehenden Knochen, stoppten seine Augen automatisch für einen kurzen Moment. Als er mit seiner Musterung am Handtuch angelangt war, ließ der Ältere dieses plötzlich heruntersinken. Erst da wurde dem Schwarzhaarigen bewusst, wie er seinen besten Freund die ganze Zeit angestarrt hatte. Mit einem hastigen Ruck ließ er seinen Kopf herumschnellen und versuchte sich auf einen Gegenstand im Zimmer zu konzentrieren, doch es wollte ihm nicht gelingen. Er spürte wie ihm die Röte ins Gesicht stieg und er peinlich berührt die Lippen aufeinanderpresste.

Kurze Zeit später schlüpfte Taehyung mit seinen frischen Sachen, neben Jungkook, unter die Decke. Derjenige war immer noch nicht darüber hinweg wie er zuvor von der Erscheinung des Jungen gefesselt wurde. Deshalb rückte er schnell ein Stück von seinem besten Freund weg und lag nun unbequem auf der Kante des Bettes. „Kookie? Geht's dir gut?", besorgt drang die raue und tiefe Stimme Taehyungs an Jungkooks Ohren. Sofort legte sich eine Gänsehaut über seinen ganzen Körper. Auch die Wärme in seinen Wangen machte sich wieder bemerkbar. Was war denn nur los mit ihm? Das alles wurde ihm langsam zu viel.

„Kookie?" Erneut erklang Taehyungs besorgte Stimme. „Ehm..ja...m-mir geht es gut", stotterte der Jüngere und drehte sich dann schützend von seinem Freund weg. Er lag nun auf der Seite und zog sich die Decke hoch bis an sein Kinn. Er wollte am liebsten ein Loch im Boden unter sich, in welchem er schnell mal verschwinden konnte. Hoffentlich hatte Taehyung nicht bemerkt wie er diesen angestarrt hatte. Das macht ein Freund doch nicht, mein Gott wie peinlich.

„Ok. Aber falls etwas ist, du weißt du kannst immer mit mir reden", versuchte Tae es einfühlsam, doch Jungkook wollte nicht mehr reden. Er wollte gar nichts mehr, am liebsten nur noch schlafen und das alles vergessen. Und das tat er auch. Trotz seiner sich überschlagenden Gedanken, machte sich langsam die Müdigkeit über ihn her und der Jetlag raubte ihm die letzte Kraft, seine Augen noch länger aufzuhalten. Dann fiel er auch schon in einen unruhigen Schlaf.

Jungkook wusste nicht wo er war. Er saß auf einem Stuhl in einer dunklen Halle. Vor ihm konnte er einen roten Haarschopf erkennen – Taehyung. Auch er befand sich auf einem Stuhl. Doch im Gegensatz zu ihm war er gefesselt. Als der Schwarzhaarige das realisierte, wollte er aufspringen und seinen Freund befreien, doch er konnte sich nicht bewegen. Er saß dort wie angewurzelt und musste mit ansehen wie sich aus dem Schatten ein groß gebauter Kerl langsam auf Taehyung zubewegte. Jungkook packte eine gewaltige Angst, als er die grässliche Fratze des Mannes erkennen konnte. Voller Hass und Abscheu legte sich der Blick des Bärtigen auf den Rothaarigen. Und dann zückte er mit einer flüssigen Bewegung etwas Silbernes aus seiner Tasche. Genau in dem Moment, wo der Jüngste realisierte, um was es sich bei dem Gegenstand handelte, zuckte er merklich unter dem lauten Knall der Pistole zusammen. Die zuvor vor Panik zugekniffenen Augen, riss er nun entsetzt auf und dann sah er es. Taehyung, blutüberströmt, leblos, auf dem Stuhl vor ihm. Das hässliche Lachen des Mannes drang ihm durch Mark und Bein. Er wusste nicht was er tun sollte, noch immer konnte er sich nicht bewegen. Er fing an zu schreien...

„Kookie? Hey, Jungkook! Jungkook!!!", eine Hand rüttelte grob an seiner Schulter. Plötzlich riss er die Augen auf und blickte in die Augen eines schockierten Taeyhungs. Er lebte. Es war nur ein Traum. Sein Herz pochte ihm bis zum Hals und er zitterte am ganzen Körper. Seine Atmung ging stoßweise. „Hey, alles gut, Kookie. Du hast nur schlecht geträumt", drang Taes sanfte Stimme wie ein schützender Schleier an sein Ohr. Eine kleine Träne kullerte über seine Wange. Sofort nahm sein bester Freund seinen Daumen und wischte diese mit einer weichen Bewegung hinfort. Bei der Berührung zuckte Jungkook einmal kurz zusammen. Dieser Traum, er hatte sich so echt angefühlt.

„Jungkook...alles ist gut. Ich bin hier. Bei dir." Taehyung schenkte dem Jungen einen aufmunternden Blick und lächelte leicht. „Komm, wir versuchen noch ein bisschen zu schlafen, ja?" Müde drehte sich der Rothaarige zur Nachttischlampe und löschte das Licht.

Doch wie sollte es Jungkook bitte gelingen, jetzt wieder ein Auge zuzumachen. Er würde doch jetzt niemals wieder schlafen können. Sich schützend in die Decke kuschelnd, fing er leise an zu schluchzen. Die zuvor einzelne Träne hatte den Weg für ein ganzes Rinnsal gebahnt. „Taehyung?", flüsterte der Schwarzhaarige schwach, unter den vielen Schluchzern. „Ja, Kookie?", lauschte Taehyung seinem Freund. „Tae, kannst du mich in den Arm nehmen?", fragte Jungkook, mehr als unsicher, aber er wollte jetzt nicht allein sein. Er wollte sich sicher sein, dass er sich in der Realität befand, Taehyung lebte und er neben ihm lag. Er wollte die Wärme, die Lebenskraft, die seinen besten Freund erfüllte, mit jeder Faser seines Körpers spürte.

Ohne zu antworten, rückte der Rothaarige näher an seinen Freund heran. Dann ließ er seine Arme sachte um Jungkooks Hüften gleiten, nur um den Jüngsten dann noch näher an sich heran zu ziehen und die letzten paar Zentimeter zwischen ihnen zu überbrücken. Sofort, als Jungkook die von Taes Brust ausgehende Wärme, an seinem Rücken spüren konnte, hörte er auf zu Zittern. Taehyungs Herz pochte in gleichmäßigen Schlägen und so wurde auch Jungkooks Atmung wieder ruhiger. Die Wärme flutete jede Faser seines Körpers und es fühlte sich wie eine beruhigende Melodie an, welche ihn langsam in den Schlaf wog.

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Frohe Ostern, meine Lieben Leser <3 Saranghae!

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