24. HOME
‚It's comfortable even as you say nothing
With you, anywhere will be my home
You know I want that
Home
You know you got that
Home'
Jungkook
Der Sänger rückte auf seinem Bett bis hinten an die Wand heran. Seine Knie zog er schützend vor seinen Körper und das Zittern versuchte er so gut es ging zu unterdrücken. Ihm war schon vorher irgendwie klar gewesen, dass Taehyung nach der Aktion von vorhin mit ihm reden wollte, beziehungsweise hatte er es sich erhofft. Denn das, was er da vorhin abgezogen hatte, konnte er sich selbst nicht so wirklich erklären. Wieso hatte er Taehyung geküsst? Er wollte es, dass wusste er, aber wieso? Noch nie hatte er jemals etwas für einen Jungen empfunden. Hatte er überhaupt schon einmal jemanden geliebt? Was war dieses Gefühl überhaupt...die Liebe? Vielleicht bildete er sich das alles auch nur ein...
„Jungkook ich...", fing Tae dann plötzlich an zu sprechen und machte zögerlich ein paar Schritte auf den zusammengekauerten Jungen zu „ich möchte mit dir reden". Mit nach unten gesenktem Kopf wartete der Rothaarige auf eine Antwort des Jüngsten. Jungkook haderte mit sich selbst. Er wollte mit Taehyung reden, denn schließlich war er ihm wohl eine Erklärung schuldig. Aber was sollte er sagen? Was sollte er seinem besten Freund bitte erklären? Er wusste ja selbst nicht was mit ihm los war.
„Tae, ich weiß nicht was mit mir los ist", durchschnitt er die erdrückende Stille plötzlich mit seiner brüchigen Stimme. Langsam ließ er seinen Kopf hochwandern und traf auf Taehyungs graubraune Augen. Augenblicklich ergriff ihn eine Welle von Gefühlen. In ihm wurde es ganz warm und gleichzeitig auch so eisig kalt. In seinem Inneren brannte ein hitziges Feuer, welches jedoch von einer gefrierenden Schicht Eis auf seiner Haut eingefangen wurde. Dieses Gefühl, es machte ihn verrückt und je länger er Taehyung so vor sich stehen sah und dieser ihn auch noch so entschlossen und voller Mut mit seinen Augen fixierte, desto schlimmer wurde das Brennen in seiner Brust.
Doch dann kam der Rothaarige noch ein ganzes Stück näher auf ihn zu und ließ sich dann, ohne Erlaubnis, auf das Bett neben dem Jüngeren sinken. Bei dieser Bewegung zuckte Jungkook merklich zusammen. „Kookie hey, ich möchte wirklich nur reden, ok?", versuchte Taehyung sanft, den Schwarzhaarigen aus seiner Reserve zu locken. Und bei dem beruhigenden Klang von Taehyungs tiefer und so wundervoller Stimme, traute sich der Jüngste doch tatsächlich den Augenkontakt wieder her zu stellen und sich mit dem Oberkörper etwas zu Taehyung zu drehen.
Während sie sich einfach nur anschauten und keiner von beiden etwas sagte, ließ Taehyung seine Hand vorsichtig zu seinem besten Freund herüber wandern. Ganz vorsichtig berührte er die Fingerspitzen seines Gegenübers und fürchtete schon, dass dieser die Hand sofort zurückziehen würde und panisch vom Bett aufspringen würde, doch nichts dergleichen geschah. Jungkook saß einfach nur dort und ließ es geschehen, dass Taehyung ihm immer wieder behutsam über die Finger fuhr. An jeder Stelle, die der Rothaarige mit seinen Berührungen streichelte, fing das Eis auf Jungkooks Haut an zu schmelzen. Dieses harte Eis, was all seine Gefühle und Emotionen im Zaum hielt, begann sich aufzulösen und ihm die Freiheit zu bahnen.
„Taehyung...", Jungkook hatte seine Stimme wohl wiedergefunden, doch von all den Eindrücken überwältigt, kullerte ihm nun eine einzelne Träne über die Wangenknochen herunter „es tut mir leid. Ich hätte das nicht tun dürfen." Beschämt wanderte sein Kopf erneut herunter und er traute sich nicht mehr seinem besten Freund in die Augen zu sehen. Zu groß war seine Angst davor zu sehen, wie er ihn erneut verletzte und das Funkeln aus seinen Augen verschwand. „Aber Kookie, was tut dir denn leid?", fragte Taehyung nun mehr als leise. Auch ihn schien der anfängliche Mut und die Entschlossenheit wohl verlassen zu haben.
Jungkook seufzte einmal tief ehe er mit schwacher Stimme ansetzte: „Alles, einfach alles! Ich hätte dich nicht küssen dürfen. Nicht so..." Nachdem er die Worte gesprochen hatte, zog er seine Hand etwas zurück und er konnte quasi spüren wie Taehyungs Herz bei dieser Bewegung für einen kurzen Moment aufhörte zu schlagen. Zunächst kam nichts von dem Rotschopf, doch dann rückte er wieder etwas vor und ließ seine Hand entschlossen zurück auf Jungkooks fallen. Er drückte diese einmal kräftig und gleich darauf flüsterte er schon fast: „Jungkook, du musst dich nicht entschuldigen. In meinem ganzen Leben war ich noch nie so glücklich wie in dem Moment vorhin. Dieses Gefühl, es war so überwältigend und so unglaublich schön, dass ich niemals wollen würde, dass du dich dafür entschuldigst. Denn das was du mir vorhin geschenkt hast, war etwas unvergessliches."
Sofort nachdem Taehyung diese Worte über seine Lippen hat kommen lassen, schaute der Schwarzhaarige auf. In Taehyungs Gesicht konnte er ein Lächeln erkennen. Ein Lächeln, welches er so zuvor noch nie gesehen hatte. Es strahlte so eine Zufriedenheit und Glückseligkeit aus, wobei es doch gleichzeitig so voller Qual und Schmerz steckte. Bei diesem Anblick wurde es ihm plötzlich so klar. Sein Herz begann schneller zu pochen und ein warmer Schauer wanderte seinen Rücken herunter.
In dem Moment, wo auch über Taehyungs Gesicht eine Träne kullerte, nahm er seinen freien Daumen und wischte diese vorsichtig weg. Er wollte dieses Lächeln, diesen Blick für immer an seiner Seite haben. Doch sah er es nun als seine Aufgabe an, diese Traurigkeit aus Taehyungs Miene verschwinden zu lassen. Er wusste genau, dass er dazu in der Lage sein würde, nur er ganz allein. Und plötzlich war es ihm sowas von egal, was die anderen wohl denken würden, was es für Auswirkungen auf seine Karriere haben würde oder dass Taehyung ein Junge war.
Ganz vorsichtig näherte er sich seinem besten Freund und ließ dann seinen freien Arm an Taehyungs Taille wandern. Die andere Hand zog er nicht aus der des Rothaarigen heraus, sondern verschränkte nun sogar ihre Finger miteinander. Dann lehnte er sich noch ein Stückchen weiter vor, um dann seinen Kopf auf Taehyungs Schulter fallen zu lassen. Mit der Nase berührte er leicht die Haut an Taehyungs Hals. Ein wahnsinniges Gefühl durchflutete ihn und bestärkte ihn in seinem weiteren vorhaben. Taehyungs Herz konnte er lautstark pochen hören und der Ältere bekam eine Gänsehaut am ganzen Körper.
Nach einiger Zeit, in welcher die beiden Freunde einfach in dieser Position verweilten, rückte Jungkook wieder ein kleines Stück von Taehyung ab. Mit der Nasenspitze strich er dabei sanft an Taes Hals entlang ehe er seinen Kopf anhob und dem Jungen nun aus wenigen Zentimetern Entfernung tief in die Augen schaute.
Die Hand, welche er zuvor an der Taille angelegt hatte, lockerte er nun auch und fuhr damit an Taehyungs Oberkörper entlang bis zu seinem Nacken. Dort angekommen platzierte der Schwarzhaarige diese kurz unter dessen Haaransatz. Auch Taehyung hatte seine freie Hand inzwischen an Jungkooks Taille gelegt. „Jungkook...", kam es dem Rothaarigen nun leise über die Lippen „ich würde dich jetzt gerne küssen." Bei diesen Worten stahl sich sofort ein Grinsen auf Jungkooks Lippen. Doch er zögerte noch, denn immer noch tobte der Sturm der Gewissenbisse in seinem Körper. „Aber ich denke nicht, dass wir das dürfen", flüsterte er deshalb mit einer tiefen Traurigkeit in seiner Stimme. Doch Taehyung ließ sich nun nicht mehr abhalten. Mit der Hand an Jungkooks Taille begann er, das T-Shirt seines Freundes etwas hochzuschieben, nur um dann die nackte Haut an seinem Rücken entlang zu fahren.
Sofort schloss der Jüngere seine Augen und gab ein leises Seufzen von sich. Er genoss jede Berührung, jeden Millimeter, den Taehyung mit seinen Fingerkuppen streifte. „Jungkook...ich kann es nicht haben. Ich kann es nicht haben, dass es anscheinend nicht erlaubt ist, das hier zu tun. Ich kann es nicht haben, dich jeden Tag zu sehen, aber nicht berühren zu können. Mein Magen kribbelt jedes Mal wie wenn tausend Schmetterlinge darin ihr Unwesen treiben und mein Herz droht beinahe zu explodieren. Jungkook, ich meine es ernst mit dir...und wenn es dir in irgendeiner Weise genauso geht...", sprach der Rotschopf mit einem Hauch von Verzweiflung in der Stimme bevor er dann jedoch von Jungkook unterbrochen wurde. „I-ich ich denke...es muss ja nicht gleich jeder wissen...", hauchte er nun gegen Taehyungs Ohr.
Ganz langsam ließ Taehyung sich noch ein weiteres Stück vorgleiten, sodass sie nun beide schon den Atem des jeweils anderen auf ihren Lippen spüren konnten. „Bist du dir ganz sicher?", wisperte Taehyung und konnte es kaum mehr aushalten, nicht endlich die Spannung zwischen ihnen zu durchbrechen. „Ja, ich will es auch", atmete Jungkook gegen Taehyungs Lippen aus.
Und auf der Stelle schloss Taehyung den Abstand zwischen ihnen und verband seine Lippen mit Jungkooks. Der Schwarzhaarige wurde überwältigt von der Welle an Hitze, welche nun jeden Winkel seines Körpers erreichte. All das Eis, die harte Hülle, welche seine Gefühle gefangen hielt, schmolz mit einem Mal gänzlich davon.
Keine Sekunde später lehnte sich Taehyung jedoch wieder etwas zurück und löste ihre Lippen voneinander. Mit erröteten Wangen blickte er Jungkook tief in die Augen. „Ich würde mir so sehr wünschen, ich könnte das öfter tun", gab er etwas peinlich berührt von sich und ließ seine Augen dabei zu Jungkooks zarten Lippen schweifen. Dieser atmete bereits schwer, doch auch er sehnte sich nach mehr. „Dann küss mich nochmal!"
Und unverzüglich lehnte sich der Ältere ein zweites Mal vor und verband ihre Lippen nun stürmischer und voller Lust. Die Hand an Jungkooks Rücken fuhr immer wieder auf und ab und auch Jungkooks Hand hatte sich bereits in Taehyungs Haare vorgeschoben. Ihre Münder bewegten sich in einem gleichmäßigen Rhythmus gegeneinander und sie beide hatten das Gefühl, als wenn ihre Lippen füreinander geschaffen wären. Taehyung seufzte in den Kuss hinein und Jungkook deutete dies als Zeichen, den Druck nur noch etwas mehr zu verstärken.
Doch nach einiger Zeit lösten die Beiden sich abermals voneinander. Ihre Hände verweilten jedoch an der Taille des jeweils anderen. Jungkooks Augen lagen zunächst noch auf Taehyungs geschwollenen Lippen, doch schließlich suchte er den Blickkontakt zu seinem besten Freund. Und in dem Moment, wo sich ihre Augen trafen, konnte der Jüngste meinen, in Taehyungs Pupillen die ganze Welt zu sehen. Aber nicht einfach nur die Welt, mit irgendwelchen ihm fremden, unbekannten Weiten und Menschen, nein. Er erhaschte seine Welt, seine Existenz, seinen Sinn des Lebens. Er war sich sicher: Das war es, was er all die Jahre gesucht, aber nie gefunden hatte. Ihnen gehörte ja irgendwie die ganze Welt, sie waren überall Zuhause, in jeder Arena und überall wurden sie von ihren Fans geliebt. Doch nie hatte er sich irgendwo richtig Zuhause gefühlt. Nie hatte er das Gefühl er war angekommen und hatte seinen Platz gefunden. Doch jetzt, genau in diesem Moment war er sich sicher, auch wenn er niemals gedacht hätte, dass er einfach nur direkt vor seiner Nase suchen müsste. Das hier ist sein Platz, seine Welt, sein Zuhause – Taehyung war das wonach er gesucht hatte.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top