18. Lovely
‚Isn't it lovely, all alone?
Heart made of glass, my mind of stone
Tear me to pieces, skin to bone
Hello, welcome home'
Jungkook
Die warme Mittagssonne brannte auf Jungkooks Haut. Ziemlich verschlafen versuchte er die Augen auf zu bekommen. Nach ein paar Mal Blinzeln gelang es ihm schließlich, einen Blick ins Zimmer zu werfen. Doch gleich nachdem er zu dem Fenster, bei welchem die Gardinen nicht zugezogen waren, schaute, kniff er diese gleich wieder geblendet zusammen. Mühsam versuchte er sich etwas aufzusetzen, doch sofort schoss ihm ein unglaublich stechender Schmerz wie ein Dolch in den Kopf. Schnell ließ er sich wieder herunter in das Kissen sinken und hielt sich mit der einen Hand den dröhnenden Schädel. Was war denn überhaupt passiert? Wieso war er hier in seinem Bett? Wie ist er bitte ins Hotel gekommen? Irgendwie konnte er sich an kaum etwas erinnern. Das Einzige, an das er sich noch erinnern konnte, war dass er mit Jin, Namjoon und Hobi in einen Club gegangen ist.
Plötzlich vernahm er ein leises Klopfen an der Tür. „Herein", von seiner eigenen Stimme erschrocken, welche sich anhörte, als hätte ihm jemand die Stimmbänder abgeschmirgelt, zog er sich die Decke etwas weiter ins Gesicht. Eigentlich war ihm gerade überhaupt nicht nach Besuch zumute, denn er hatte mit seinen Kopfschmerzen und der nun auch aufkommenden Übelkeit bereits genug zu tun. „Hey Kooks, na weilst du auch mal wieder unter den Lebenden?", grinste ein gut aufgelegter Namjoon ihm belustigt entgegen. Mit großen Schritten kam er auf das Bett zu, ein Glas Wasser in seiner Linken. „Hier du Alki, schau mal was ich für dich habe", damit stellte er das Glas neben dem Jüngsten auf den Nachttisch „da ist 'ne Aspirin drin gelöst". Daraufhin ließ er sich neben Jungkook auf das Bett sinken und der Schwarzhaarige versuchte sich erneut etwas aufzusetzen. Die Zähne zusammenbeißend, da der Schmerz in seinem Kopf kaum zu ertragen war, nahm er das Glas und führte es an seinen Mund. In einem Zug leerte er es gleich gänzlich auf und linste dann bemitleidenswert zu seinem Hyung herüber. „Man, man, man das nächste Mal musst du es etwas langsamer angehen lassen", sagte der Lilahaarige und schüttelte dabei den Kopf.
Jungkook biss sich peinlich berührt auf die Unterlippe. Er wollte nicht unbedingt fragen, was eigentlich alles so passiert war, doch es brannte ihm auf dem Herzen und er hasste es ein Blackout zu haben. Also nahm er seinen Mut zusammen und druckste herum: „Du Hyung, i-ich ich kann mich an kaum etwas erinnern..." Augenblicklich fing RM an zu lachen. „Wie bitte? Was weißt du denn noch?", lachte er ihm ins Gesicht. „Ehm...ja a-also eigentlich weiß ich noch, dass wir in einen Club gegangen sind und ich eine Runde Tequila ausgegeben habe", stammelte der Schwarzhaarige. „Ok, also weißt du quasi gar nichts mehr", prustete Rapmonster nun drauf los. „Man Kooks, du warst echt am Ende letzte Nacht." Plötzlich wechselte sein erheiterter Gesichtsausdruck zu einem ziemlich ernsten. All die Freude wich augenblicklich aus seiner Maske. Jungkook riss seine Augen entsetzt auf: „Wie ich war am Ende? Wie meinst du das? Musstet ihr mich nach Hause tragen? War ich echt so alkoholisiert?" Während er sprach, richtete er sich noch etwas mehr in der Matratze auf, was sich jedoch als Fehler erwies, als ihm sofort wieder der stechende Schmerz in den Kopf sauste. Doch er versuchte diesen zu unterdrücken, da er nun wirklich auf Namjoons Antwort gespannt war.
„Also ja schon, ich meine du hast geweint wie ein Schlosshund, was aber glaube ich von deinem Knie kam", mit dem Zeigefinger auf Jungkooks Knie zeigend sprach er weiter „Das sah schon echt übel aus." „Mein Knie...", langsam verstand Jungkook und langsam konnte er auch den Verband um sein Gelenk wahrnehmen. Jedoch war ihm das Knie gerade so gut wie egal, ihn interessierte viel mehr was ansonsten so vorgefallen war und warum er geweint hatte. „Ich habe geweint?", fragte er deshalb weiter und fokussierte sich wieder auf seinen Freund. „Ja also falls man das nicht mehr aufhörende Aufschluchzen und das Wasser, welches wie ein Wasserfall aus deinen Augen floss, als Weinen bezeichnet, dann ja!" Trotz der ernsten Lage, konnte Namjoon wieder nicht verhindern, dass ein leichtes Grinsen seine Mundwinkel umspielte. „Ja ok...und was sonst noch?", der Jüngste wurde immer nervöser und fing nun schon an, an seinen Fingernägeln zu spielen. „Willst du das wirklich alles wissen?", fragte auch Namjoon nun etwas zögerlich und wirkte ebenfalls nervös, die in der Nacht vorgekommenen Situationen erneut auf den Tisch zu bringen.
Jungkook nickte jedoch schnell kurz auf und seine Augen weiteten sich noch ein weiteres Stück. Namjoon holte einmal tief Luft: „Also wir konnten uns das alles auch nicht so wirklich erklären...", druckste er weiter herum, doch Jungkook unterbrach ihn mit den Worten: „Hyung, jetzt rück endlich raus mit der Sprache!" Namjoon nickte bedächtig und fuhr dann fort. „Ok also, du hast echt wirres Zeug von dir gegeben. Irgendetwas mit einer Frau, die zwar schöne Haare hatte, aber niemals so schöne wie Taehyung. Und ja also dann meintest du andauernd, du darfst so nicht fühlen. Man Kooks, ich weiß gar nicht wie oft du das wiederholt hast. Immer wieder ‚Ich darf so nicht fühlen.'"
Jungkook traute seinen Ohren kaum. Das hatte er doch nicht wirklich immer wieder gesagt? Wieso nur? Er hatte doch mit Taehyung abgeschlossen nach dem Gespräch und wollte ihn durch den Clubbesuch vergessen. „Was noch?", drängte er dann. „Ja ansonsten...ja also...", Namjoon traute sich nicht wirklich weiter zu erzählen. Er hatte Angst davor, dass Jungkook danach noch fertiger sein würde, denn das, was er dort mitten in der Nacht gesagt und getan hatte, das passte eigentlich so gar nicht zu ihm und vor allem verhielt er sich sonst seinem besten Freund gegenüber nie so. Namjoon wusste ja nicht einmal ob das alles Hand und Fuß hatte, was Jungkook da in seinem alkoholisierten Zustand so von sich gegeben hatte. Aber er musste es ihm sagen, das war er ihm schuldig und außerdem war er ja dabei und hatte alles mitgehört.
„Jetzt sag schon", kam es erneut von dem Schwarzhaarigen. Mittlerweile hatte er wirklich Angst vor dem, was Namjoon hier aufdecken würde. Er hatte so viel Angst davor, dass sogar seine Kopfschmerzen für einen Augenblick aussetzten und alle Muskeln in seinem Körper sich anspannten. „Ok", setzte der Leader dann an „ich habe dich hergebracht und auf dem Weg hast du eben immer wieder dieses wirre Zeug wiederholt. Aber als wir dann hier ankamen und den Flur betraten, da änderte sich dein Verhalten ganz plötzlich. Du hast aufgehört zu weinen und ich konnte sehen, dass du immer wieder deinen Kiefer aufeinandergedrückt hast. Du warst plötzlich so wütend, Jungkook. Ich habe dich noch nie so erlebt." Namjoon machte eine kurze Pause, denn er musste sich sammeln, um die folgenden Worte über seine Lippen kommen zu lassen. „Wir sind dann an Taehyungs Tür vorbeigelaufen und dann bist du ganz verrückt geworden. Du warst drauf und dran die Tür einzutreten, wenn ich dich nicht aufgehalten hätte." Wieder stoppte er kurz. Jungkook konnte das alles gar nicht verstehen. Er war komplett überfordert und wusste nicht mehr was er tun sollte.
„Ja und dann hab' ich dich den Flur heruntergeschleift, aber du hast gezappelt, getreten und um dich geschlagen. Doch das aller schlimmste war das, was du die ganze Zeit von dir gegeben hast. Jungkook ich weiß nicht..." „Was weißt du nicht? Namjoon ich will es wissen, auf der Stelle!", raunte der Junge nun mit bereits brüchiger Stimme und Tränen in den Augen.
„Du hast Taehyung auf das übelste beleidigt. Du hast ihn als schwules Stück Scheiße bezeichnet. D-du d-du meintest er sei schuld an alle dem. Er sei schuld, dass du die heiße Schnitte im Club nicht flachlegen konntest und er solle doch seine schmutzigen Finger von dir lassen. Und dann hast du weitere Beleidigungen über den ganzen Flur geschrien...so Sachen wie Arschficker und Schwulette." Namjoon schluckte einmal schwer, nachdem er seine Rede beendet hatte.
Jungkook konnte seine Tränen nun nicht mehr zurückhalten. Schon wieder heulte er. Er hasste es mittlerweile. Er hasste das alles hier. Seine Heulerei. Dieses Hotel. Die Leute. Dieses ganze Thema. Doch am meisten hasste er sich gerade selbst. Wie konnte er nur so etwas sagen? Wie konnte er so etwas zu seinem aller besten Freund sagen? Wie konnte er ihm so in den Rücken fallen und so ein schwulenfeindliches Arschloch sein? Irgendetwas stimmte doch ganz gehörig nicht mehr mit ihm.
„H-hat e-er es gehört?", schluchzte er so leise auf, dass man es fast nicht verstehen konnte, denn seine Stimme versagte ihm. Namjoon rückte nun näher an ihn heran. Behutsam legte er eine Hand auf Jungkooks Schulter und drückte diese etwas. „Ich würde ja jetzt sagen nein, aber eigentlich konnte man dich nicht überhören, Kooks." Traurig ließ er seinen Blick auf den Boden wandern und Jungkooks Schluchzen schwoll immer weiter an. Der Dunkelhaarige ließ sich wieder tiefer ins Bett sinken und zog sich die Decke über den Kopf. Das Bettlaken unter ihm wurde feucht, durch all die Tränen, die er vergoss. „Ich bin so ein Idiot!", wimmerte er. Er wollte nicht mehr. Er wollte das alles hier nicht mehr. Noch nie in seinem Leben hatte er sich so gefühlt. Er hatte jemanden sehr verletzt, nein, nicht irgendjemanden, sondern seinen besten Freund. Und das alles nur, weil er nicht mit seinen Gefühlen klarkommt. Nicht Taehyung war die Person, mit den schmutzigen Fingern, sondern er war es. Einzig und allein er, denn an seinen Händen klebte die Schuld, die dreckige Schuld, welche drohte ihn komplett zu übermannen.
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Okaaaaay alsooo das Kapitel war nicht so geplant, aber dann ist es einfach so entstanden...meine Finger wollten gar nicht mehr aufhören zu schreiben :D
Und das witzige ist, eigentlich sollte so richtig passend "when the party is over" der Titel zu dem Kapitel werden, aaaaaaaber dann hat dieser mega depressive Text von "lovely" iwie besser gepasst XD
Naja ich hoffe es gefällt und in ein paar Kapiteln gibt es endlich mal etwas Action ;)
Love you
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