10. Nur Ein Wort
‚Ich sehe, dass du denkst.
Ich denke, dass du fühlst.
Ich fühle, dass du willst.
aber ich hör' dich nicht.'
Taehyung
Heute würden einige Interviews mit verschiedenen Zeitungen und Journalisten stattfinden. Normalerweise mochten die Bandmitglieder es, den Fans etwas über sich selbst zu erzählen und ihnen ihre private Seite zu zeigen. Doch manchmal wurden auch einfach nur unnötige oder unhöfliche Fragen gestellt, sodass man nie wissen konnte, was letztendlich auf die sieben Jungs zukommen würde.
Sie alle standen schon für die erste Fragerunde parat. Wie immer nahmen sie alle ihre Plätze ein. In dem kleinen Raum standen nämlich mehrere Stühle, gegenüber von einem einzelnen, auf dem wohl der Journalist Platz nehmen würde. Mit einem lauten Seufzen ließ Suga sich in einen der hinteren Stühle fallen: „Man, ich hab' so keine Lust. Ich würde viel lieber schlafen." „Yoongi, das wissen wir, du würdest doch immer lieber schlafen. Aber jetzt müssen wir das einfach durchziehen, für unsere Fans. Du musst ja nicht viel reden, wenn du nicht möchtest", sagte Namjoon bedächtig und widmete dem Schläfrigen einen aufmunternden Blick. Er wollte einfach wie immer nur, dass alle ihre Arbeit gewissenhaft machten.
Taehyung nahm am rechten Rand der unteren Reihe einen Sitz ein und saß so schräg vor seinem besten Freund, der sich oben, in der Mitte der anderen befand. Der Rothaarige war sehr froh darüber, nicht direkt neben dem Schwarzhaarigen sitzen zu müssen, auch wenn Jimins Worte ihm gestern Mut gemacht hatten. Gerade war er dabei ein Gespräch mit Jin, links neben ihm zu beginnen, doch dann betrat auch schon ein gut gekleideter, junger Mann, mit dunkler Haut und einem breiten Grinsen, den Raum: „Hey Jungs!" „Hallo!", begrüßten ihn alle gleichzeitig. Daraufhin nahm auch er auf dem einzelnen Stuhl platz und blickte erwartungsvoll in die Gesichter der Koreaner.
„Okay, also können wir starten?", fragte er munter in die Runde. Taehyung kam dieser Mann direkt sehr sympathisch rüber. Auch die anderen erfasste ein gutes Gefühl. „Ja, wir sind bereit!", antwortete der Leader nun fröhlich. Und dann ging es auch schon los. Sie wurden zunächst mit ein paar lockeren Fragen an das Interview herangeführt, sodass sich eine wirklich sehr angenehme Atmosphäre über die ganze Szenerie legte. Immer wieder mussten sie alle kurz auflachen ehe es dann auch schon mit der nächsten Frage weiter ging.
Yoongi hielt sich wirklich fast aus allem raus und Hosoek fürchtete schon, dass er auf seinem Stuhl einschlafen würde, weshalb er sich immer wieder vergewisserte, dass dem nicht so war. „Ok, jetzt frage ich euch, was mögt ihr am liebsten an euch? Also physisch!" Rapmonster gefiel diese Frage sofort, denn schließlich versuchten sie mit ihrem Album genau diese Message in die Welt zu tragen. „Also mir gefällt mein Lachen", unterbrach der Interviewer die Gedanken des Leaders. Nun war es Jimin, der kleine Blonde, der immer mehr gefallen an dieser Fragerunde fand. Schon von Beginn an, hatte er den Mann, der hier selbstbewusst vor ihnen saß, äußerst attraktiv gefunden. Deshalb legte sich nun automatisch ein hämisches Grinsen auf seine Lippen. Auch ein kurzes Zwinkern konnte er nicht unterdrücken, obwohl er genau wusste, dass hier auch mehrere Kameras rumstanden. Ups.
„Ich liebe mein Gesicht", ergriff Jin, der Älteste nun das Wort. Und sofort brachen alle wieder in großes Gelächter aus „Worldwide cutie guy!", prustete Namjoon heraus, sodass das Lachen nur noch mehr anschwoll. Dann war Jungkook an der Reihe. Taehyung lauschte gespannt, denn es interessierte ihn wirklich brennend, was der Jüngste an sich am meisten mochte. „Ich mag meine Oberschenkel?", kam es schüchtern, mehr wie eine Frage, von dem Jungen. Sofort warf der Journalist ein „Ja, sehr gut! Ein starker Mann also!" und klatschte sich dabei immer wieder auf seine eigene Beinmuskulatur. Taehyung nahm das jedoch gar nicht so wirklich war. In seinem Kopf flammten augenblicklich nur noch die Bilder auf, in denen der Jüngste angestrengt seine Tanzchoreografien einübte und sich seine Muskeln immer wieder deutlich an seinem trainierten Körper abzeichneten.
Gerade wollte er einen weiteren Blick zu ihm wagen, als er dabei Jimins Augen streifte. Der Blondschopf saß mehr als fasziniert auf seinem Stuhl. Seine Miene zierte ein breites Grinsen und er starrte eindeutig zu der Person vor ihnen. Taehyung staunte nicht schlecht und als eigentlich Jimin an der Reihe gewesen wäre, seine Antwort zum Besten zu geben, jedoch immer noch gebannt nach vorne starrte, konnte Taehyung sich sein Schmunzeln kaum mehr verkneifen. Schließlich merkten auch die anderen, dass Jimin wohl sehr abgelenkt war und musterten ihn alle eindringlich. Namjoon hustete einmal kurz auf ehe Jimin dann endlich aus seiner Starre erwachte und mit einem vielsagenden Grinsen in Richtung Interviewer sagte: „E-ehm...ich mag alles an mir!" „Worldwide funny guy!", ertönte es wieder von Namjoon und erneut fingen alle lautstark an zu Lachen.
Nach ein paar weiteren Fragen beendete der nette Mann das Interview und begab sich langsam aus dem Raum. „Ich muss mal", kam es dann von Jimin und er stand hastig auf. Die anderen schauten ihm nur perplex hinterher und warteten dann auf den nächsten Fragensteller. Nach kurzer Zeit kehrte Jimin glücklich zurück zu ihnen in den Raum und hinter ihm tauchte eine schlanke Frau mit blonden Locken auf. Sie schritt stolz auf den einzelnen Stuhl zu und ließ sich dann anmutig darauf sinken. Taeyhung betrachtete sie noch etwas genauer. Für ihn wirkte sie wie eine eingebildete Klatschmagazin Schreiberin, weshalb er sich schon jetzt auf die schlimmsten Fragen einstellte. Doch auch sie begann mit ein paar wirklich angenehmen Fragen. „Was würdet ihr denn zu eurem ‚früheren Ich' sagen?", recherchierte sie nun. Ohne zu zögern ergriff Jimin das Wort: „Jimin, you're nice! Keep going!", posaunte er stolz in die Luft. Auf das Gesicht der Frau legte sich augenblicklich ein breites Grinsen und ihre schneeweißen Zähne blitzen hervor. ‚Eindeutig gebleeched', dachte sich Taehyung dabei und auch das Grinsen kam ihm eher aufgesetzt als ehrlich herüber. Alle anderen strahlten jedoch wie die aufgehende Sonne.
Ein paar Fragen später wurde dann das Bild, welches der Rothaarige sich von der Blondine gemacht hatte, in der Tat bestätigt. „Wie sieht es denn mit den Mädels aus? Datet ihr?", fragte sie nun unverhofft mit einer Stimme so piepsig wie ein kleines Mäuschen und sofort verstummten alle Mitglieder der Band. Schon immer war es das verhasste Thema aller Jungs. Niemand von ihnen hatte je verstanden, warum sie der Öffentlichkeit preisgeben sollten, ob sie eine Beziehung führten. Vor allem Taehyung packte direkt ein ungutes Gefühl. Immer wurde nur nach einer Freundin gefragt, doch er würde niemals eine Freundin haben. Er würde niemals so etwas wie Liebe gegenüber einer Frau empfinden können. Er hasste es. Er hasste es zu Lügen. Er hasste es immer wieder diese eine Lüge zu erzählen und unehrlich zu antworten. Am liebsten würde er bei solchen Fragen den Raum verlassen.
Auch Namjoon merkte immer wieder, dass keiner der Bandmitglieder diese Fragen mochte und auch er fand es immer wieder nervig. Dennoch sah er es als seine Aufgabe an, alle möglichst unversehrt aus dieser Situation heraus zu bekommen: „Es ist schwierig. Aufgrund der knappen Zeit und dadurch, dass wir immer auf der ganzen Welt unterwegs sind und unsere Karriere nach vorne bringen wollen, können wir nicht so einfach daten." Alle nickten zustimmend. Doch die Frau ließ noch nicht von der Frage ab: „Also gibt es da niemanden?" Taeyhung spürte wie ihm die Röte ins Gesicht wanderte. Natürlich gab es da jemanden, doch das dürfte niemals an die Öffentlichkeit gelangen, das wusste er. „Nein, niemanden. Aber wir werden sehen was die Zukunft bringt", antwortete dann wieder der Größte der Band und schaffte es so die Frage zu schließen.
Doch es ging sofort weiter mit dem Fragenhagel. „Aber ihr habt doch bestimmt einen Hollywood-Crush, oder?", stocherte sie weiter herum. Yoongi schnaubte einmal laut auf, ihm ging das alles hier wohl deutlich gegen den Strich und auch in Jimins Gesicht konnte Taeyhung ein Augenverdrehen erkennen. Wie hätte es anders sein können, nahm wieder Rapmonster das Wort in den Mund: „Ich mag Blake Lively und ja ich weiß, dass sie verheiratet ist", grinste er überzeugend in die Augen der Blondine. Diese spähte nun etwas höher, in die Mitte der oberen Stuhlreihe. Taehyung wusste auf der Stelle, wen sie dort erwartend anschaute. Ein kleiner Schauer wanderte seinen Rücken hinunter und er versuchte sich auf einen Punkt zu konzentrieren, um sich seine plötzliche Nervosität nicht anmerken zu lassen. Er war gespannt. Was würde Jungkook wohl antworten? Und wollte er es überhaupt wissen?
„I-ich...", fing der Jüngste zögerlich an „i-ich kenne ihr Gesicht, a-aber i-ich kenne ihren Namen nicht." „Welcher Film?", warf Hosoek nun aufgeregt ein. „E-ehm i-ich kenne den Film, aber ich kenne nicht den Namen des Films", stotterte der Schwarzhaarige weiter. Taehyung traute seinen Ohren kaum. Er hatte niemanden genannt! Er ist die Frage einfach umgangen und hat keinen Namen genannt. Konnte der Rotschopf sogar etwas Nervosität aus der Stimme heraushören? In Taes Kopf wirbelten die Gedanken wieder wie ein Tornado umher und er wusste nicht, was er von Kookies Aussage jetzt halten sollte.
Zeit darüber nachzudenken, blieb ihm aber nicht, denn die Interviewerin warf schon die nächste Frage in das schallende Gelächter der anderen: „Habt ihr manchmal einfach keine Lust mehr aufeinander?" „Ich bin genervt von J-Hope!", neckte Jimin, sodass Hobi absichtlich den Arm um seinen Kumpel schlang. „Ach Jimin, du bist der Beste!", piesackte J-Hope und verzog seine Schnute zu einem Kussmund. Jimin versuchte sich verzweifelt aus dem Arm zu lösen. „Nein, eigentlich nicht. Vor allem wenn wir mal allein im Urlaub sind oder so, vermissen wir uns alle sehr", sprach Jin ernst, die beiden Raufbolde ignorierend.
Taehyung hielt sich lieber raus aus der ganzen Sache, denn er wusste, dass aus seinem Mund kein logischer Satz mehr herauskommen würde. Er fühlte sich einfach mehr als unwohl und als die Journalistin ihre letzte Frage stellte, war ihm überhaupt nicht mehr zum Lachen zumute. „Okay also ich habe nun noch diese eine letzte Frage. Mit wem teilt ihr euch am liebsten euer Zimmer und warum?" Ein Kichern erfüllte den Raum. Normalerweise war ja auch nichts Schlimmes dabei, so eine Frage zu stellen. Doch Taehyung hoffte einfach nur, dass sie keine Antwort von ihm erwarten würde. Er wollte nicht über Jungkook reden und dabei wohlmöglich noch irgendeinen Mist von sich geben, da seine Hormone mit ihm durchgingen. Aber er wollte auch nicht leugnen, dass er sich schon immer am liebsten mit Kookie ein Zimmer teilte. Betend nicht antworten zu müssen, kniff er die Augen schützend zusammen und wendete seinen Kopf etwas zur Seite. Und dann erklang sie wieder, die zarte, helle Stimme. Diese besondere Stimme, welche in ihm alles zum Kribbeln brachte. „Ich...", Jungkook stoppte kurz in seiner Rede, als wenn er es sich nochmal anders überlegte, doch dann plapperte er einfach weiter „ich teile mir mein Zimmer am liebsten mit V Hyung!"
Beim Klang seines Namens zuckte Taehyung knapp auf. Er hatte doch tatsächlich seinen Namen gesagt. In seinem Bauch flatterten nun tausende von Schmetterlingen und er spitzte seine Ohren für den weiteren Teil der Antwort. „Also ich wähle V Hyung, weil ich mit ihm einfach Spaß haben kann und Spiele spielen kann", er stoppte kurz „und er hat mir geholfen aus mir herauszukommen. Er war es, der aus dem schüchternen Jungkook, den jetzigen Jungkook gemacht hat. Durch ihn bin ich viel offener geworden und ich denke, ich habe mich gefunden, durch ihn." Es war totenstill. Niemand sagte etwas. Eine wohlige Wärme legte sich über Tae und er drehte sich nun mit seinem ganzen Oberkörper zu seinem besten Freund. Ein breites Grinsen strahlte ihm entgegen und steckte ihn sofort an. Beide lächelten sich stumm zu, wendeten die Blicke nicht mehr voneinander ab. Taehyung konnte förmlich in den dunklen Augen sehen, was gerade alles in dem Jüngsten vor sich ging. Er glaubte zu erkennen wie ehrlich er die zuvor gesagten Worte meinte, wie gut er sich dabei fühlte, diese zu sagen und was für ein Sturm an Gefühlen gerade in ihm wütete. Doch dann kamen wieder die Zweifel. Vielleicht bildete er sich das auch alles nur ein. Vielleicht war dort in der Tiefe von Jungkooks Augen gar nichts zu erkennen. Nichts, nur eine dunkle, schwarze Leere.
„Okay, super! Das wär's dann! Ich wünsche euch noch alles Gute und bleibt so wie ihr seid!", unterbrach sie plötzlich, die schrille Stimme der Blonden. Der Moment war zerstört. Auf einmal bemerkte Taehyung wie lange die beiden sich gerade eben angeschaut hatten, wie gefesselt er von den funkelnden Augen war und wie viel die paar gesprochenen Worte doch in ihm ausgelöst hatten.
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