34. Lion

Achtung, ein Hinweis: Zur Erklärung, alles, was bisher geschrieben wurde ist so quasi das, was Alex und Tyler in dieses Forum geschrieben haben und alles, was ab jetzt kommt ist, was im Moment passiert. Daher ändert sich die Zeitform, also bitte nicht verwirrt sein:)

Und: Es geht aufs Ende zu. Ahhhh!  






„Soll ich dich nachhause fahren?" Fragend sieht Tyler mich an.

Ich schüttele den Kopf. „Ist okay. Ich bin mit dem Fahrrad da. Gib mir einfach Bescheid, wenn du sinnvolle Antworten bekommst, okay?"

Er nickt, seufzt verträumt, als er mich ansieht und durch meine Haare fährt. „Wir schaffen das"

Es klingt so, als würde er sich das selbst einreden wollen. Ich nicke, um ihm irgendwie eine Hilfe zu sein.

Wir küssen uns zum Abschied und er bringt mich zur Tür.

Genau in dem Moment geht diese auf und Julien kommt rein.

„Hei, Schwuli, ich..." Er stoppt mitten im Satz, als er mich sieht, seine Augen weiten sich ungläubig.

Dann sieht er hinter mich zu Tyler, lässt die Tür zufallen.

Ty legt seine Hand von hinten auf meine Schulter. Das sagt alles.

„Das ist jetzt nicht dein Ernst", haucht Julien ungläubig. Toll, noch eine Person mehr, die von uns weiß, und nicht sehr begeistert zu sein scheint.

„Ich liebe ihn, Ju, ich kann nichts dafür. Aber keine Angst, Karma jagt uns schon"

Ich sehe traurig zu Boden, nicke bestätigend.

Julien habe ich kennengelernt, als ich hier mein erstes Wochenende verbracht habe. Er hat mich ziemlich an Tony erinnert, nur eben in deutsch.

„Was ist passiert?", seufzt Julien in böser Vorahnung.

Ty erzählt ihm von Ace und Ju sieht uns mitfühlend und zerknirscht an. "Was machen wir jetzt?", fragt er danach.

Echt süß, das er uns helfen will, aber es ändert leider nichts.

„Wir können nichts machen, außer warten" Ty erzählt ihm von dem Forum, an das wir uns gewendet haben.

Als es ziemlich spät wird, muss ich mal so langsam nachhause, weil das Licht an meinem Fahrrad nicht mehr funktioniert und ich gut und gerne darauf verzichten kann, zu allem Überfluss auch noch überfahren zu werden.

Mit emotionalen Küssen verabschiede ich mich von meinem Mann. Auch er will mich kaum gehen lassen, aber wir beide wissen, dass wir jetzt größere Sorgen haben als unsere Sehnsucht nacheinander.

„Bau keinen Scheiß", bitte ich ihn noch, als ich seine Ohren mit Zeigefinger und Daumen massiere, um ihn zu beruhigen.

„Ich bin erwachsen, ich weiß schon, was richtig und was falsch ist, mein Löwenbaby", belehrt er mich, schließt dabei aber genüsslich die Augen.

Er sieht nicht, dass ich meine Augen verdrehe, ehe ich ihn nochmal küsse und mich schließlich von ihm losreiße, weil ich hier sonst gar nicht mehr wegkomme.

Auf dem Weg nachhause fühle ich mich irgendwie total mies. Ich will wieder zu Ty. Ich will gar nichts mehr anderes als bei ihm zu sein, aber ich habe wenige Auswahlmöglichkeiten.

Weil meine Mum das schon von mir gewohnt ist, sagt sie nichts dazu, dass ich so spät nachhause komme. Sie weist mich nur darauf hin, dass in der Küche noch Essen steht und ich mit leerem Magen nicht ins Bett gehen soll. So lieb das auch von meiner Mum ist, ich bekomme einfach nichts runter. Ich bin zu aufgeregt.

Die ganze Nacht über erwarte ich Anrufe von Ty, doch sie bleiben aus.

Der nächste Schultag zerrt schon wieder an meinen Nerven, weil ich vor meinen Freunden so tun muss, als sei mit Ace und mir alles bestens, obwohl er mich die ganze Zeit so bedrohlich angrinst. Ich will ihm einfach nur die Fresse polieren, wenn ich ehrlich bin. Doch aus was für einen Grund auch immer schaffe ich es, mich zusammenzureißen. Jeder Schritt fühlt sich grade an wie ein potenzieller Fehler, der mein Ende bedeuten könnte.

Für heute habe ich keinen Treffpunkt mit Ty ausgemacht und wir stoßen auch nicht zufällig aufeinander, um das tun zu können.

Ich vermisse ihn. Ich will zu ihm. Aber ich kann nicht. Ich weiß nicht mal, wo er gerade ist.

Heute habe ich auch noch total lange Schule und dann am Abend Fußballtraining. Vielleicht lasse ich es ausfallen, um bei Ty zu sein. Fußallspielen kann ich immerhin. Ohne Ty sein sieht schon ganz anders aus.

All meine Überlegungen finden ein Ende, als sich Tony, während der Pause, neben Matt auf die Bank setzt und ohne ihm seinen üblichen Schmatzer aufzudrücken zu reden anfängt.

„Wisst ihr schon das Neuste?" Aus großen Augen sieht er uns alle an.

Matt ist ziemlich beleidigt, weil Tony gleich so mit der Tür ins Haus fällt, ohne ihm seine übliche Portion Aufmerksamkeit zu schenken, aber der Grund dafür erklärt sich schnell.

„Tyler hat gekündigt"

Ich schlucke hart. Ace sieht mich mit finsterer Miene an.

„Was? Wieso?", haucht Lucy enttäuscht.

Ich presse die Lippen zusammen, alles in mir beginnt zu brodeln. Hätte er mir nicht vorher Bescheid geben können? Und wie ich heute mein Training ausfallen lasse, nur um ihm zur Sau zu machen. Ich werde ihm so sehr den Arsch aufreißen, dass er um Gnade winselt. Dieser...

„Angeblich hatte er was mit 'nem Schüler und wird jetzt von einem anderen erpresst und deshalb hat er gekündigt"

„Woher weißt du das?", fragt Matt misstrauisch.

„Ich hätte heute Deutsch bei ihm gehabt, aber der Direktor hat uns erklärt, dass Tyler nicht mehr kommen wird und dann haben wir ihn gelöchert, er hat sich um Kopf und Kragen geredet und das ist es, was wir rausgefunden haben"

„Krass", haucht Lucy mit großen Augen. „Und weißt du auch, wer es ist?"

„Wer ist was?", fragt Tony verpeilt.

„Na der Schüler, mit dem er es getrieben hat! Ich hätte echt nicht gedacht, dass Tyler so einer ist" Sie schüttelt traurig den Kopf.

„Was soll das denn jetzt heißen?", frage ich sie angespannt.

„Halt einer, der sich an Kindern vergreift und so..."

Ich schnaubte. „Dass er das zugeben hat, beweist wohl, dass er sich nicht an dem Typen vergriffen hat oder? Du hättest bist vor ein paar Minuten noch eine Lobhymne über ihn angestimmt und jetzt plötzlich verachtetest du ihn so? Und das nur, weil du von etwas redest, das du nicht verstehst!"

„Baby, ich..."

„Ach spar dir dein Baby!", knurre ich aggressiv.

Ich muss hier weg. Ich muss mit Tyler reden. Ich kann einfach nicht fassen, dass er das einfach so über meinen Kopf hinweg entschieden hat, ohne mir Bescheid zu geben. Er hätte mich doch wenigstens vorwarnen können! Ich hasse es, wenn er mich behandelt wie ein kleines Kind. Es ist mein Recht zu wissen, was er mit seinem Leben anstellt, immerhin bin ich auch davon betroffen.

Ohne noch auf irgendetwas oder irgendjemanden zu achten, verlasse ich die Schule und gehe zu Tyler. Auf dem Weg dahin, muss ich mich schon zusammenreißen, ihn nicht in all meiner Wut anzurufen und telefonisch zur Sau zu machen, aber als ich dann ankomme und sehe, was er tut, gefriert mein Hirn komplett ein.

Dieser Vollarsch räumt doch wirklich Taschen und Koffer in sein Auto. Das kann er unmöglich ernst meinen.

„Tyler!", schreie ich wütend, renne über die Straße zu ihm.

Geschockt sieht er mich an. „Was machst du hier? Du musst in die Schule!"

Er hat zwar Recht, aber das interessiert mich gerade nicht im Geringsten.

Ich schubse ihn grob gegen sein Auto. „Was soll das? Wieso fällst du mir so in den Rücken?!"

„Jetzt bleib mal ruhig, Alex..."

„Nein! Es gibt Gerüchte über dich, sie reden schlecht von dir..."

„Ich weiß" Er zieht mich sanft an den Hüften zu sich.

Verzweifelt kralle ich meine Finger in seine Schultern. „Ich kann mir das nicht anhören, Ty. Sie nennen dich einen Perversen, der sich an Kindern vergreift, und sonst noch was... Wie kannst du das einfach so zulassen? Wieso hast du mir nichts gesagt?"

Er seufzt erschöpft, streichelt über meine Seiten. „Es war ein spontaner Entschluss. Und es war der richtige. Ich gehe zurück an meine alte Schule, die haben den Direktor ausgewechselt und mich wieder angefragt, als Wiedergutmachung und um ihren Ruf zu retten. Der Direktor deiner Schule hat gesagt, dass er nichts davon nach außen dringen lässt, solange ich die Schule sofort verlasse."

Ich schlucke, sehe ihm panisch in die Augen. „Weiß er, dass ich es bin?"

Ty schüttelt den Kopf. „Nein, keine Sorge. Du kannst ganz normal weiter machen wie zuvor..."

„Aber was machst du jetzt? Du kannst nicht gehen!"

Es tut ihm bestimmt schon richtig weh, wie fest ich ihn halte. Aber ich kann einfach nicht anders. Ich bin nicht bereit, ihn loszulassen, egal auf welche Art.

Er aber seufzt, nimmt meine Hände in seine und drückt mir auf jede Hand einen kleinen Kuss. „Ich muss und ich werde. Ich kann sofort wieder meine alte Stelle haben und so ist es auch das Beste."

„Aber wo willst du denn wohnen?"

Gut, Alex, pack all deine Gegenargumente aus.

Ty sieht mich leidend an und in diesem Moment stirbt meine Hoffnung sofort wieder.

In einer bösen Vorahnung schüttele ich schnell den Kopf. „Nein, du wirst nicht wieder bei John einziehen!"

„Es ist ja nur vorübergehend", meint er beruhigend.

Verletzt sehe ich ihn an. „Aber was wird aus uns?"

Er seufzt, sein Blick trägt den Schmerz unseres Abschiedes in sich. „Du musst jetzt erstmal deinen Abschluss machen und volljährig werden. Dann sehen wir weiter, okay?"

Ich reiße meine Hände von ihm los, gehe einen Schritt zurück. „Du machst ernsthaft Schluss mit mir? Nachdem du mir so oft versprochen hast, alles dafür zu tun, dass wir irgendwann zusammen sein können?! Nachdem du mir eingeredet hast, dass wir alles gemeinsam schaffen werden?!"

„Irgendwann ist aber nun mal nicht jetzt, Alexander"

Er spricht viel zu ruhig dafür, dass ich gerade auf alle Arten am ausrasten bin.

Er überwindet den Abstand zwischen uns, um die Hand an meine Wange zu legen und eine Flüssigkeit davon zu streichen.

Ich bemerke erst dadurch, dass ich weine und habe keine Ahnung, wie lange ich das schon tue.

„Ich mach das auch für dich. So kannst du dich auf deinen Abschluss konzentrieren. Wenn du mich brauchst, dann kannst du mich jederzeit anrufen, okay? Ich kann nicht versprechen, sofort hier zu sein, aber ich helfe dir so gut ich kann. Und was Ace angeht, um den kümmert sich der Direktor. Dein Geheimnis ist sicher, mach dir keine Sorgen."

„Es geht mir nicht um mein scheiß Outing!", schreie ich ihn verzweifelt an. „Ich will dich nicht verlieren"

Er nimmt die andere Hand auch noch dazu, um mir über die noch freie Wange zu streicheln.

„Du kannst nichts verlieren, das du nie hattest, Alex. Ich liebe dich, ich liebe dich so sehr, aber es war von Anfang an klar, dass das mit uns nicht gut enden wird. Wir hatten viel Spaß zusammen, eine tolle Zeit, auch, wenn sie nicht so lange war wie ich mir das gewünscht hätte, aber jetzt ist es Zeit loszulassen..."

„Nein" Ich schüttle den Kopf und sehe ihn flehend an. „Bitte tu mir das nicht an"

Aber er tut es und es bricht mir das Herz.

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