26. Tyler

Ab der Sache im Bioraum änderte sich für Alex und mich eigentlich alles.

Wir gingen während dem Unterricht normal miteinander um, doch in den Pausen suchten wir uns ruhige Plätze, hielten uns einfach im Arm, redeten dabei oder machten ein bisschen rum, doch der Sex bei seinem Nachsitzen blieb der einzige auf dem Schulgelände.

Er musste wieder sein Fußballtraining aufnehmen, da seine Sperre vorbei war, weshalb er nachmittags und abends noch weniger Zeit hatte und ich musste mich auch um die Abiturvorbereitungen kümmern.

Trotzdem trafen wir uns so oft wie nur irgendwie möglich zur „Nachhilfe"

Ich war unglaublich stolz auf Alex, weil er sich endlich richtig mühe gab. Ich bewertete in Biologie natürlich nur seine Leistung, aber trotzdem war er schon von seiner 5- zu einer 4+ hochgerutscht, was einen Punktunterschied von 5 ausmachte und das war schon sehr beachtlich.

Wir waren immer bei ihm und glücklich darüber, dass seine Mum so viel arbeiten ging Sie wusste, dass ich oft da war, doch weil er so gute Noten hatte, glaubte sie uns, dass wir nur lernten.

In der Realität lernten wir bei jeden Treffen etwa ein bis zwei Stunden, wobei er immer, wenn er etwas richtig hatte, einen Kuss von mir bekam, was sich als gute Methodik herausstellte, ihn bei der Stange zu halten. Nach dem Lernen machten wir ziemlich verschiedene Sachen. Wir kochten uns etwas, wir kuschelten auf dem Sofa, schauten uns irgendetwas im Fernseher an oder hörten Musik.

Manchmal zockten wir auch, wobei er mich aber ziemlich abzog. Wir gingen auch raus in den großen Garten und spielten Fußball zusammen, aber auch hier war er um Welten besser als ich, obwohl ich ihm ansah, dass er nicht alles gab, damit er mich nicht allzu sehr frustrierte. Naja, ich war trotzdem einfach schlecht darin. Bei Basketball drehte sich die Sache, aber das spielten wir ja nicht.

Wir hatten keinen Sex mehr, höchsten streichelten wir uns ein bisschen und machten rum, zu Petting kam es hier und da auch mal, aber ich fühlte mich nach wie vor nicht wirklich wohl dabei, mit ihm zu schlafen, vor allem wenn seine Mum jeden Moment nachhause kommen konnte. Zu meiner Überraschung zeigte er Verständnis dafür.

Die Zeit mit ihm war jedes Mal ein Traum, ich war immer richtig traurig, wenn ich wieder nachhause musste. Meistens telefonierten wir aber nochmal, bevor wir schlafen gingen und es kam auch mal vor, dass wir währenddessen einschliefen, weil wir beide noch nicht auflegen wollten, obwohl wir total müde waren.

Ich war einfach nur glücklich, wenn wir zusammen waren, wenn er mich anlächelte, wenn wir uns küssten, wenn ich ihn berühren konnte. Er löste Gefühle in mir aus, die nicht mal John in mir hervorgerufen hatte. Klar wusste ich, dass es das erste Mal für ihn war, dass er verliebt war oder jemanden liebte, aber ich schätzte ihn reif genug ein zu wissen, was es bedeutete, dass er mir das versprach.

Außerdem sagte man in einer Lage wie unserer nicht einfach so Ich liebe dich. Das wusste er. Und wir missbrauchten diese drei Worte nicht so wie andere - John zum Beispiel.

Nach unserem ersten Mal hatten wir uns es nicht wieder gesagt. Wir zeigten es uns lieber. Das fand ich sowieso viel schöner. Die Worte konnten erzwungen werden oder aus einem Pflichtgefühl heraus entstehen und ausgesprochen werden, aber ein Blick von ihm, der alles sagte, konnte nicht lügen. Und ich sowieso nicht, weil ich einfach alles für ihn aufs Spiel setzte. Ich wusste das. Aber ich war bereit dazu, alles zu verlieren, solange ich ihn behalten konnte.

Gerade lagen wir in seinem Bett herum, kuschelten ein bisschen und küssten uns auch hin und wieder. Wir mussten nicht immer reden, manchmal war es viel wichtiger, auch mal zusammen schweigen zu können. Aber je länger so in meinem Arm lag und ich nachdachte, desto weiter schob sich ein Gedanke vor, den ich einfach loswerden musste.

„Hei, Baby", machte ich ihn auf mich aufmerksam.

Er brummte einen fragenden Laut und schmiegte sich weiter an mich, während seine schlanken Finger durch meine Haare kraulten.

„Ich will nur... Also ich weiß, dass du mich liebst, aber... ich will einfach, dass du dir dessen bewusst bist, dass es nicht immer so bleiben wird wie jetzt..."

Er regte sich und stütze sich so ab, damit er mich ansehen konnte. „Worauf willst du hinaus?"

Ich seufzte und drückte mich an den Ellbogen hoch. „Ich meine nur... Ich sage das jetzt nicht gerne, aber es ist eine Tatsache, dass ich nun mal 11 Jahre älter bin als du und... Wenn wir mal offiziell zusammen sein sollten, wirst du dafür sehr viele dumme Blicke oder Kommentare kassieren. Und du wirst es merken. In 15 Jahren bekomme ich die ersten grauen Haare, während du dann erstmal richtig erwachen bist. Ich... Ich will einfach, dass du dir sicher bis, was das mit uns angeht. Ich will, dass du wirklich alles bedacht hast. Ich meine, jetzt ist vielleicht alles noch ganz schön und du findest mich noch heiß, aber was wenn ich total die Wampe bekomme und alt und faltig bin?" Mein Blick wich seinem aus, meine Stimme wurde unsicher.

Ich wollte das nicht sagen, aber ich musste. Ich wollte mir nicht die Hoffnung mit ihm machen, die ich mir auch bei John gemacht hatte. Dieses für immer zusammen sein wollen, aber dann enttäuscht und verletzt werden. Ich hielt das nicht nochmal aus. Vor allem nicht bei Alex.

Er sah mich eine Weile an, ehe er nickte. „Okay, du hast Recht"

Mein Herz blieb stehen. „Wirklich?"

Er nickte und stieg aus dem Bett. Er machte seine Zimmertür auf und deutete raus. „Du solltest einfach gehen und wir machen Schluss. Ich meine, du bist 11 Jahre älter als ich, das ist ein richtiger Grund, nach allem, was wir durchgemacht haben, jetzt einfach einen Schlussstrich zu ziehen, vor allem weil mir ja, bevor du es erwähnt hast, gar nicht bewusst war, wie alt du bist"

Ich verstand schon, dass er es ironisch meine, aber er brachte es so ernst rüber...

Ich schluckte. „Alex, ich will doch gar nicht Schluss machen, ich will nur, dass du weißt, was du dir hier antust..."

Er knallte die Tür zu, weshalb ich aufhörte zu reden und ich ihn unsicher ansah.

„Denkst du nicht, ich hatte lange genug Zeit, mir darüber den Kopf zu zerbrechen?!" Er sah vorwurfsvoll aus, kam wieder zurück zum Bett. „Alles, was du mir hier erzählst, bin ich gedanklich so oft durchgegangen, dass mir davon schwindlig geworden ist. Tyler..." Er setzte sich auf die Bettkante, nahm meine Hand. „Ich liebe dich. Dich. Nicht dein Alter, nicht deinen Beruf, nicht den Aussehen oder sonst noch was. Klar gehört das alles dazu, aber im Grunde ist es nicht wichtig." Er nahm die andere Hand dazu, hielt sie fest umschlossen, sah mich ehrlich an. „Ich verspreche dir, dass du keine Angst haben musst, dass ich dich jemals verlasse. Ich schwöre es. Hoch und heilig. Auf einfach alles. Glaub mir bitte"

Ich biss mir auf die Lippe, nickte leicht.

Er seufzte, legte sich wieder zu mir und umarmte mich. „Du denkst du viel nach", hauchte er und gab mir einen Kuss auf die Schläfe.

Ich drückte meinen Kopf an seine Halsbeuge und zog tief seinen Geruch, meinen Lieblingsduft, ein.

„Ich weiß, tut mir leid." Ich drückte mich an ihn.

Er verteilte viele kleine Küsse auf meinem gesamten Gesicht, so lange, bis ich lächeln musste und sich mein Gesicht anfühlte, als sei es von Gott persönlich gesegnet worden.

Als er das bemerkte, hörte er damit auf und sah mir tief in die Augen. „Du musst keine Angst haben. Ich passe gut auf dein Herz auf", versprach er mir.

Ich lächelte und führte seinen Kopf zu mir, um ihn liebevoll zu küssen. „Ich liebe dich", hauchte ich zwischen den Küssen.

Er legte sich vollständig auf mir ab. Es artete in ein Rummachen aus, aber bevor noch viel passieren konnte, klingelte mein Handy. Alex stöhnte genervt, reichte es mir und sah mich neugierig an, während ich ranging.

„Ja?"

„WG-ABEND!!!", brüllte Julien mir ins Ohr, sodass ich das Telefon von mir weghielt und das Gesicht verzog.

Alex kicherte, hielt sich aber den Mund zu, damit man es nicht hörte.

„Scheiße, Julien, rede wie ein normaler Mensch mit mir!", beschwerte ich mich. „Wie oft hab ich dir schon gesagt, du sollst nicht rumschreien wie ein Irrer, mh?! Außerdem startet keine Seele ein Telefonat so wie du, du kranker..."

„Bleib ruhig", flüsterte Alex mir amüsiert ins Ohr und zog mit seinen Zähnen leicht an meinem Ohrläppchen. Er wusste genau, wie empfindlich ich da war und er nutzte es voll aus.

Ich wurde sofort ruhiger und konzentrierte mich auf Alex und was er mit mir anstellte, während Ju sich so meldete, wie ich das gefordert hatte. In zivilisierter Lautstärke und logischer Reihenfolge. „Hi, ich bins, Julien. Wir haben heute WG-Abend. Wo bist du?" Er klang dabei total beleidigt.

Alex küsste meinen Hals und ich schloss genüsslich die Augen. „Das habe ich wohl vergessen", schnurrte ich gezähmt.

„Hah, vergessen. Na toll, wenn ich mal vergesse, einzukaufen, dann willst du mir den Kopf abreißen und bei sowas wichtigem wie WG-Abend bist du ganz gelassen. Du bewegst jetzt deinen schwulen Arsch hierher"

Genau in dem Moment biss Alex sanft in meine Haut und ich gab einen hohen Ton von mir.

„Tyler?", fragte Julien unsicher.

„Jaja, ich komme gleich", gab ich zurück, doch stöhnte es fast.

„Tyler?!", schrie er empört. „Du hast doch grade keinen Sex oder?!"

„Nein", gab ich gelassen zurück und kraulte Alex die Haare, während er mich einfach nur gut fühlen ließ.

„Dann kannst du jetzt auch hierher kommen.", forderte Julien weiter.

„Ja, gib mir eine halbe Stunde", meinte ich friedlich.

„Beeil dich"

Endlich beendete er den Anruf.

Ich legte das Handy weg, fasste den Kopf des Jungen auf mir und zog ihn zu meinem Kopf, damit wir uns küssen konnten.

„Was sollte das gerade?", fragte ich etwas amüsiert.

Er grinste. „Dir hat es doch gefallen"

Da konnte ich nicht mal widersprechen. Wir küssten uns noch eine Weile, da er genau wusste, dass ich gleich gehen würde.

Ich fand es schön, dass er versuchte, alle Mittel einzusetzen, damit ich bei ihm blieb. Ich wollte ja auch nicht gehen.

Aber manchmal war das einfach besser so...


Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top