22. Tyler
„Es war echt nett von dir, da einzugreifen", meinte ich ein wenig überrascht zu John. Ich spielte auf Tonys Streit mit seinen Eltern an.
Was sie gesagt hatten, war ziemlich heftig gewesen und davon hatte ich ja nur die Hälfte mitbekommen. Ich wusste genau, wie es sich anfühlte, nicht von seiner Familie untersützt zu werden. Noch dazu war Tonys Familie sehr religiös, was es für ihn umso schwerer machte zu sein, wer er war. Ich war irgendwie stolz darauf, dass er sich das trotzdem traute und sich seinen Eltren so entgegenstellte, um dafür zu kämpfen, lieben zu dürfen, wen er liebte.
„Ich dachte, sie stecken den Jungen gleich in den Pizzaofen", lachte John.
Ich lachte ebenfalls leicht, als ich mich beim Laufen ein wenig mehr an ihn schmiegte.
Er rieb mir über den Arm, fragte besorgt: „Ist dir kalt?"
Ich schüttelte mit dem Kopf. „Ich will dich einfach nur spüren", gab ich zurück, ohne richtig nachzudenken. Leicht ertappt sah ich zu ihm hoch und er grinste mich breit an. „Das wirst du heute schon noch, mein Süßer" Er gab mir ein vielsagenden Kuss.
Ich schob ihn etwas weg, als es zu viel wurde. „Aber du wartest schon noch, bis wir in der Wohnung sind?" Meine Stimme klang genauso belustigt wie auch empört.
„Wenns sein muss" Er grinste und verdrehte die Augen dabei.
Ich überlegte, während wir nachhause gingen, wie ich ihn vom Sex ablenken konnte und war unendlich dankbar, meinen Freunden zu begegnen, denn sie waren die perfekte Ausrede.
Sie kannten John schon, begrüßten ihn also nett, wobei ich beide gut genug kannte, um zu wissen, dass sie ihn nicht leiden konnten, unter anderem, weil er mich quasi zu dieser offenen Beziehung zwang, die ich eigentlich nicht gewollt hatte. Aber gut. Ich war ein erwachsener Mann und ich hatte zugestimmt, ohne dass er mir eine Knarre vors Gesicht gehalten hatte.
Ich hätte mich einfach nicht so emotional unter Druck setzen lassen sollen. Und ich verstand auch nicht, warum Alex mir das jetzt antat. Naja, eigentlich tat er mir gar nichts an. Er gab mir eine Möglichkeit. Das, was mich daran so zum Grübeln brachte, was, dass ich sie ergreifen wollte. Es bewies, dass ich viel schlimmer war als John, denn er hatte mir nie Gefühle vorgespielt, die er nicht gehabt hatte. Er hatte mir nur nicht gesagt, dass er mich betrogen hatte. Und ich? Ich tat so, als wäre er noch immer der einzige für mich und dabei tat jeder Schritt, den ich an seiner Seite ging, weh.
Natürlich fühlte ich mich gut bei ihm. Er war wie mein zuhause. Aber dieses Haus bröckelte und eigentlich war es auch schon lange abgebrannt. Es konnte mir keinen Schutz mehr bieten, aber trotzdem klammerte ich mich daran, weil ich die Erinnerungen, die ich daran hatte, nicht aufgeben wollte. Weil ich das Gefühl nicht verlieren wollte. Weil ich mir nicht einfach ein neues Haus nehmen konnte und nie mehr an das alte zurückdenken.
Und was, wenn das neue Haus nicht meinen Vorstellungen entsprach? Wenn es jetzt gerade verführerisch wirkte, doch wenn ich dann erstmal eingezogen war, dann bereute ich es und wollte zurück, aber das konnte ich dann nicht mehr, weil das alte Haus bis dahin komplett eingestürzt oder von einem anderen besetzt war?
Dann war ich obdachlos. Aber das Problem war nicht die Obdachlosigkeit an sich, sondern eher das Wissen, dass man hätte beides haben können und nun ohne eines der beiden dastand. Und dafür war man selbst verantwortlich. Blieb ich allerdings einfach im alten Haus und es stürzte über mir ein, dann würde es mich unter sich begraben und das neue Haus hätte lange einen neuen Besitzer, der es auch zu schätzen wusste.
Ich war komplett ahnungslos, was ich tun sollte. Ich blieb im alten Haus. Obwohl meine Freunde mich sehr vielsagend ansahen, als ich mich mit John zu ihnen aufs Sofa setzte.
„Ich dachte, wir wollen ins Bett", hauchte er mir leise zu und küsste meinen Hals. Er wusste genau, was mir gefiel, deshalb genoss ich das auch so, und er setzte das bewusst ein.
„Nicht, wenn wir nicht alleine sind", flüsterte ich genießend und kraulte John die Haare.
Sofort löste er sich von mir und sah mich ungläubig an. „Echt jetzt?!"
Ich nickte. „Ich habe keine Lust, dass sie uns zuhören"
„Ich will euch auch nicht zuhören. Sonst will ich noch mitmachen" Julien zwinkerte mir zu.
Ich sah ihn angewidert an, aber John war natürlich total bereit für sowas. „Ja klar, wieso nicht?" Er sah mich fragend an, bereit ins Schlafzimmer zu stürmen und ich erwiderte seinen Blick, als habe er den Verstand verloren. „Nein?! Natürlich nicht! Er ist mein bester Freund, wir werden keinen Dreier mit ihm schieben" John machte den Mund auf, um etwas zu sagen, aber ich kam ihm zuvor: „und auch mit sonst keinem"
Mit einem brummenden Schmollen ließ er sich ins Sofa sinken und kuschelte sich dann an meine Brust. „Meinetwegen.", gab er beleidigt von sich.
Ich schüttelte mit dem Kopf, legte aber einen Arm um ihn und strich ihm über den Rücken.
Wir schauten mit den anderen einen Film. Hin und wieder wollte John ein bisschen rummachen oder saugte an meinem Hals herum, aber er benahm sich für sein Verhältnisse ganz gut.
Nachdem der Film zu Ende war, war ich ziemlich müde. Es war zwar erst Mitternacht, aber ich war seit sechs Uhr auf den Beinen. „Ich gehe ins Bett", verkündete ich halb gegähnt.
„Ich komme mit" Wie ein kleiner Welpe dackelte John mir hinterher.
Wir machten uns bettfertig, wobei er kaum die Finger von mir lassen konnte. Ich hatte mich lange nicht mehr so begehrt von ihm gefühlt wie heute. Nach so ca. drei Jahren in unserer Beziehung hatte unser Sexleben ziemlich abgebaut, was auch mit meinem Unistress zu tun gehabt hatte. Ich hatte einfach zu viel Stress und weder Lust noch wirklich Zeit, um mich um John Gelüste zu kümmern.
Er hatte angefangen, mich zu betrügen, über achteinhalb Jahre hinweg. Aber nicht immer mit dem Gleichen, nein mit verschiedenen. Immer wieder.
Ich hatte es durch Zufall mal erfahren, als wir im Urlaub gewesen waren und so ein junger Hüpfer (Er hatte nicht über 20 sein können) sich bei ihm für die letzte Nacht bedankt und um eine Wiederholung gebeten hatte. Vor meinen Augen! John Gesicht hättet ihr dabei mal sehen sollen. Dieser Ausdruck, der sagt: Scheiße, ich bin sowas von tot.
Aber, obwohl er das nach all diesem Mist höchstwahrscheinlich verdient hätte, hatte ich ihn nicht umgebracht. Ich hatte mich einfach scheiße gefühlt, aber er hatte es mir erklärt und naja... Jetzt lebten wir so.
Aber trotzdem erinnerte ich mich kaum an das letzte Mal, als er mich so umworben hatte wie heute. Er machte mir die ganze Zeit Komplimente und suchte Körperkontakt. Das hatten wir uns eigentlich abgewöhnt, je älter wir geworden waren.
Jetzt gerade lagen wir im Bett und er spielte und meinen Piercings herum. Das erinnerte mich ziemlich an Alex. Ich wollte einfach die Augen zumachen und es genießen, aber dafür würde ich mir nur selbst hassen. Ab heute war ich das Arschloch in der Geschichte, nicht mehr John.
Ich sah ihm in die blauen Augen, während er an meinem Schmuck herumspielte und somit auch automatisch an meinen Nippeln. „Du bist so sexy", schnurrte er, küsste meine Piercings.
Ich strich ihm über den Rücken, als er den Kopf auf meine Brust legte und weiter an meinen Brustwarzen spielte. „Ich hab dich vermisst", machte er weiter und strich einmal komplett über meinen Oberkörper.
Ich lächelte leicht. „Ich dich auch, Jonny"
Ich hatte ihn wirklich vermisst, doch nicht halb so sehr wie ich es ohne Alex getan hätte.
Er küsste meine Brust nochmal und sah dann mit seinem unschuldigen Blick in meine Augen, während seine Finger den Bund meiner Boxershorts neckten.
„Hast du keine Lust heute?"
„Ich bin müde" Bedauernd sah ich ihn an.
Er nickte verstehend und legte sich mit einem enttäuschten Seufzen wieder hin.
Toll jetzt fühlte ich mich schlecht. Genau deshalb wollte er doch die offene Beziehung. Weil ich nie Lust hatte, mit ihm zu schlafen. Ach verdammt. Ich hasste diese Gefühl von Verpflichtung, diesen Druck und vor allen die Angst davor, was in John vor sich ging, wenn ich ihn enttäuschte.
Ich seufzte und drückte seinen Kopf am Kinn zu mir hoch. „Okay, von mir aus, aber nur, wenn du es mir besorgst und zwar..." Ich dachte nach. „...in der Küche"
„Wirklich?" John sah mich überrascht an, aber auch erfreut.
Ich nickte. „Ja klar"
Er freute sich total und sprang erfreut aus dem Bett, zog mich mit.
Wir schlichen wie Verbrecher durch die Wohnung.
Julien war nicht mehr aufzufinden und Anna schlief auf dem Sofa.
Ich schloss leise die Tür hinter uns, als wir in der Küche angekommen waren und John kicherte, hielt sich aber den Mund zu, um Anna nicht aufzuwecken.
Sobald die Tür zu war, war es als wechselte man John gegen einen anderen Menschen aus. Er stürzte sich hungrig auf mich, hob mich schwungvoll die Küchenablage hoch, küsste meinen Hals, leckte darüber und fuhr mit einer Hand in meine Boxer.
Ich zischte auf, weil er so kalt war und hielt mich mit einer Hand an seiner nackten Schulter fest, während ich die andere brauchte, um mich etwas abzustützen.
„Ich liebe dich so sehr", hauchte Jonny an meinen Hals, küsste ihn und ging den Weg zwischen meine Brust nach unter zu meinem Bauchnabel.
Ich krallte meine Hand in seinen Haaren fest, als mir bewusst wurde, was mir nun bevorstand. Er holte meinen kleinen Freund hervor, der dank seiner Behandlung schon etwas wach geworden war, und nahm ihn, ohne weitere Zeit mit irgendwelchen unnötigen Zärtlichkeiten (die ich aber eigentlich immer ganz gern hatte) zu verschwenden in den Mund. Vorher hatte er das auch immer sehr gut gemacht, aber ich bildete mir ein zu merken, dass er jetzt viel mehr Übung darin hatte, er machte es fast schon routiniert. Und so verdammt gut.
Ein erregtes „Oh Jonny" entfloh meinen Lippen und er schielte brav zu mir hoch.
Dieser Anblick wäre es echt wert gewesen, alles zu unterbrechen und ein Foto von meinem Steifen in seinem Mund zu machen, aber ich konnte und wollte das jetzt nicht. Er sollte einfach weiter machen. Er sollte mich glücklich machen und alles andere vergessen lassen. Egal wie.
Als ich vollkommen zu meiner vollen Größe angeschwollen war, entließ John mich aus seinem Mund und presste ihn auf meinen. Es war nichts liebevolles mehr in seinen Küssen, er sah mich nur noch als Objekt zum Mittel seiner Befriedigung, egal, wie oft er mir in dieser Nacht sagte, dass er mich liebte. Kein einziges Mal erwiderte ich es. Ich lenkte immer ab, indem ich ihn auffordere, schneller oder härter zu machen.
Er hielt mir fast die komplette Zeit über den Mund zu, zum einen, weil er solche Dominanzspielchen liebte, zum anderen, weil ich ziemlich laut werden konnte und wir Anna ja nicht auf uns aufmerksam machen wollten.
Das war wirklich alles andere als romantisch und wirklich liebevoll sah auch anders aus. Trotzdem war es gut. John verstand sein Handwerk, er hatte ja auch genügend Übung darin.
Er war zwar ziemlich grob, aber er mochte das schon immer so, auch wenn er derjenige war, der es aushalten musste, also ließ ich es über mich ergehen und hielt einfach durch, bis es vorbei war.
Es tat mir ja auch Leid, dass ich dann erleichtert war, aber das hatte sich nun mal nicht sehr richtig angefühlt. Die ganze Zeit hatte ich Gedanken an Alex verdrängen müssen. Bei ihm hatte es mir besser gefallen, was er gemacht hatte. Er hatte nicht zugerammt wie in Holzfäller, sondern wir zumindest das Gefühl gegeben, ich sei auch ein menschliches Wesen, das es wert war, als solches behandelt zu werden.
Bei Alex hatte ich mich gut gefühlt, sicher, geliebt. Bei John hätte ich am liebsten einfach angefangen zu weinen.
Ich schlief an diesem Wochenende noch öfter mit ihm... obwohl so konnte man es eigentlich nicht nennen. Wir fickten. Wir fickten, nicht mehr und nicht weniger.
Ich ließ ihn jedesmal einfach machen, was ihn zwar ziemlich verwirrte, weil ich eigentlich eher Top war, aber wenn ich ehrlich war (was ich zu ihm nicht war), dann hatte ich einfach keine Motivation, um selbst Initiative zu ergreifen.
Sobald der Sex mal vorbei war, war John wieder mein liebevoller und fürsorglicher Freund, nur nervte er dann nicht mehr ganz so sehr mit seinem Fickwillen.
Ich war erleichtert, als er weg war. Das lag nicht an ihm, nein, es lag an mir. Ich hatte mich verändert. Es reichte mir nicht mehr, nur ihn zufrieden zu stellen und glücklich zu machen, ich wollte selbst glücklich sein. Und mit der Person, bei der ich das schaffte, durfte ich es nicht.
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