6. first issues.

(Bild von Suga Min Yoongi)

...

„Was ist denn da los?", hörte ich einige durcheinander fragen, wodurch ich aufmerksam den Kopf heben musste.

Vor der Schule versammelten sich ganz viele Schülerinnen und Schüler, dass von der Entfernung so aussah, als würden ein Haufen Ameisen zueinander gefunden haben.

Was war denn da los?

Neben mir liefen einige los, um sich zu der Menschenmenge zu stellen.

Ich hörte ganz viel Gejubel. Die große Versammlung an Menschen, sie waren fürchterlich laut.

Wie von selbst trugen meine Beine mich dahin. Ich erkannte Jungkook's Rücken. Also war er es, neben den ich mich stellte.

„P!", rief er lachend und drückte mich an sich, um mich schließlich vor sich zu stellen.

Er war größer als ich und verschaffte mir somit die Chance, mehr zu sehen. Ich stellte mich auf Zehenspitzen, worauf ich es endlich erkannte.

Ich konnte Suga sehen, der mit einem Bein auf einem Stuhl stand, wobei er sein anderes Bein auf einen Tisch schwang. Er hielt ein Mikrofon in der Hand.

„Ja! Hier rein!", rief er in das Mikrofon. „Wop, wop!"

Schließlich realisierte ich, was vor sich ging. Ich Dummerchen.

„Namjoon rappt!"

Jungkook war total glücklich und feuerte wie wild. Er hörte mich dennoch.

„Er ist der Wahnsinn!"

Jungkook war der größte Fan von Namjoon bzw. RM.

Die Typen fanden ihn aber alle gut. Sie wirkten fast wie kleine Fangirls.

Und die Mädchen? Sie genauso.

„2€, BBHer. Gibt euch einen Ruck! Das ist nicht viel Geld!", brüllte Suga, bevor er breit grinste.

Seine Zähne waren zu sehen, was mich automatisch auch zum Lächeln brachte. Er sah mich in der Menschenmenge, was ihn dazu brachte, mir zuzuzwinkern. Daraufhin klatschte er zum Beat. Sein Lächeln verlor er dabei nicht.

Namjoon wusste, wie er das Publikum mitriss. Er wechselte seine Stimmlage von ruhig auf aggressiv, von aggressiv auf emotional.

Ja... Leider war er ziemlich gut.

Als er zum Ende kam, klatschte die Menge für ihn. Ich wurde mein Lächeln nicht los.

„Danke, meine Lieben. Danke.", hörte ich Namjoon nach einer Zeit sagen.

Mit der Zeit wurde meine Sicht durch die ganzen Menschen immer mehr behindert. Jungkook bot mir bereits an, mich auf den Rücken zu nehmen, aber... Nein. Er wollte Namjoon's Auftritt doch so sehr genießen.

„Das alles ist für unseren Abschlussball", rief er und die Menschen entfernten sich langsam.

Unsere Schule finanzierte unseren Abschlussball nicht, denn wir kamen alle aus reichen Familien. Außerdem sollten wir lernen zu spenden.

„Und, vergesst nicht! Am Samstag findet eine Spendengala bei der Kim Familie statt. Das meiste Geld wird für das Projekt „Children" benötigt", sprach er weiter.

Das Projekt Children wurde von den Kim's finanziell unterstützt, Namjoon's Familie.

Jedes Jahr.

Das Geld ging an Bedürftige, die Probleme hatten, ihre Kinder zu versorgen. Also... An Eltern in ärmeren Ländern und auch in Vierteln Amerikas.

Die Kim's setzten sich als einzige Familie so gut gegen den Hungersnot ein.

„Meine Familie erwartet euch! Danach gibt es eine Afterparty, erscheint also zahlreich! Woho!"

Die Menge jubelte, bevor die meisten verschwunden waren.

Jungkook blieb, um Suga und Namjoon beim Abbau zu helfen.

Einige Cheerleader und Sportler bewegten sich bereits auf dem Sportplatz. Gleich fand ja unser regelmäßiges Training statt.

„Boa. Keiner weiß, wieso die beiden so viele Stühle aufstellen, wenn sich doch sowieso keiner setzen will.", seufzte Jungkook, worauf er sich an mich lehnte.

Ich schubste seinen schwitzenden Körper kichernd von mir. Er schmollte daraufhin nur.

„Voll cool, dass du mit gejubelt hast.", kam Suga auf mich und Jungkook zu.

Ich musste den Kopf schief legen. Was glaubte er denn? Natürlich feuerte ich Namjoon an.

Klar. Ich mochte keinen Rap. Ich würde es auch niemals freiwillig hören. Das bedeutete aber nicht, ich würde meine Freunde nicht dabei unterstützen.

„Natürlich. Namjoon ist ein guter Freund.", nickte ich, worauf Jungkook einen Arm um mich legte.

„Und Rapper.", ergänzte er.

Ich rollte die Augen.

„Jaaaaa. Und Rapper."

Zugeben tat ich es ja. Es wäre gelogen, würde ich es nicht tun.

„Obwohl du das Rappen nicht magst...", Suga drückte Jungkook von mir, um selbst einen Arm um mich zu legen.

„Hey!", schmollte der.

Ich musste lächeln, obwohl... Suga's Berührungen so... Ungewohnt waren. Ungewohnt nach so langer Zeit. Das, obwohl ich es ja eigentlich kannte.

Ach. Dieses Gefühl. Es war so schwer zu definieren. Ich konnte auch gar nicht sagen, ob ich es mochte. Mochte, dass er mich berührte.

„Oder hat sich das geändert?", sah Suga fragend auf mich hinab.

Ich brauchte eine Weile, um zu verstehen, worüber er sprach. Es war das Rappen.

Ich schüttelte den Kopf.

„Nope. Leider nicht."

Ich mochte es noch immer nicht. Nein.

Er drückte mich nochmals an sich ran, bevor er abließ. Es folgte ein Seufzer seinerseits.

„Bald vielleicht."

„Oh, hoffentlich!", sagte Jungkook zustimmend.

Suga klatschte bei ihm ein.

Ich verstand noch immer nicht, weshalb jeder so scharf drauf war, dass ich Rap hörte, aber ich nahm es einfach hin.

Ich beobachtete, wie Jungkook und Suga ins Gespräch kamen.

Die Tatsache, dass sie sich beide friedlich unterhalten konnten, berührte mich. Das zeigte mir mal wieder, dass Suga wirklich gewachsen war.

Sie unterhielten sich eine ganze Weile, bevor sie beide auf den Sportplatz zugingen.

Ich hingegen wartete auf noch auf Namjoon, der das Mikrofon einpackte, bevor er auf mich zukam.

„Und?", fragte er. „Wie fandest du es?"

„Suchst du jetzt wirklich nach Extra-Bestätigung?", hob ich eine Augenbraue.

Er musste grinsen. Seine Grübchen stachen hervor. Die, die ich so sehr an ihm liebte.

„Ich wünschte, Jihyo würde mich bestätigen.", zeigte er voraus.

Ich folgte der Richtung, in die er nickte. Da erkannte ich sie. Jihyo. Sie war mit E unterwegs. Sie gingen gerade in die Umkleide.

„Sie hat dich am lautesten angefeuert.", sagte ich, obwohl ich es nicht gesehen hatte.

Doch irgendwie konnte ich es mir vorstellen.

„Ehrlich? Oh, ja! Denkst du, sie steht auf mich?", fragte er mit großen Augen.

Ich konnte mir ein Lächeln nicht verkneifen.

Irgendwie dachte ich mir, dass Jihyo ihn mochte, ja. Ich kannte sie gut genug, um das aussagen zu können.

„Aber sowas von!", stach ich ihm mit meinem Ellenbogen in die Seite.

Er hielt sich siegessicher die Faust vors Gesicht.

„Wenn das so weiter geht, habe ich gute Chancen. Weißt du? Ich habe mir einige Ziele vorgenommen, die ich noch vor meinem Abschluss erreichen wollte. Sie ist eines meiner Ziele. Also das Ziel... Dass... Also, dass ich sie..."

Ich unterbrach ihn, indem ich in der Luft herum fuchtelte.

„Okay! Zu viele Details, Namjoon!"

Er prustete drauf los. Ich schubste ihn nur, bevor ich nach rechts bog, um direkt in die Umkleide zu gelangen.

Verrückter! Wie konnte er mir das sagen und dafür sorgen, dass ich jetzt einen Kopfkino von ihm und Jihyo haben musste.

Ich bekam eine Gänsehaut. Widerlich!

Automatisch legte ich meine Sporttasche ab, als ich vor meinem Spind stand. Ich zog mich um und warf alles in meinen Spind, bevor ich es zuschloss.

Dabei bemerkte ich nicht, dass ich den Spind neben E genommen hatte. Das Schicksal schien in letzter Zeit nicht so auf meiner Seite zu sein.

„Sag mal", fing sie an und leckte sich über die Lippen.

Ich hielt den Schlüssel zu meinem Spind in meiner Hand, bevor ich sie ansah. Auch sie war soweit wie ich. Wir warteten im Prinzip nur noch auf die anderen Mädels.

„Worüber haben Suga und du denn gelacht?", fragte sie, was mich die Augenbrauen zusammen ließ.

„Ehm...?"

Ich verstand sie nicht.

Suga und ich?

Meinte sie etwa, nach der kleinen Showeinlage von Namjoon? Das war doch nicht ihr Ernst, oder? War sie jetzt etwa eifersüchtig?

„Wieso lachst du mit meinem Freund?", schnipste sie vor meiner Nase.

Heftig hatte ich blinzeln müssen.

„E! Chill mal. Es ging um Namjoon", ich musste mich korrigieren. „RM... Jungkook war außerdem auch dabei."

Sie stemmte ihre Hände an den Hüften. Von meiner Aussage schien sie nicht unbedingt beeindruckt.

Ehrlich gesagt. Ich wollte nicht, dass sie eifersüchtig war. Das würde nur für Probleme mit ihr sorgen. Wollte ich das? Nein...

„Und deshalb muss er dich umarmen?", kniff sie die Augen zusammen.

Okay. Sie war wohl mehr als eifersüchtig.

„Es war... Keine Umarmung.", zog ich die Stirn kraus.

Total gespielt lachte sie auf. Sagen tat sie aber nichts mehr. Sie rollte nur noch die Augen, bevor sie wegsah. Sie schüttelte ungläubig den Kopf. Seufzend blickte sie an sich hinab. Ihre Augen setzten sich an einer Kette fest, die sie trug. Die nahm sie etwas unsanft ab und warf es dann in den Spind.

Ich musste den Kopf neigen, als ich die Kette sah. Es war nur flüchtig, aber ich würde die Kette überall wieder erkennen.

Es war eine Kette, die aus einem dicken schwarzen Band bestand. An ihr hing ein kleines, silbernes Herz.

Es war die Kette von Suga's Mutter.

Ich musste hart schlucken, dabei vergaß ich, dass E wütend oder eifersüchtig war.

Die Tatsache, dass sie nämlich die Kette von Suga's Mutter trug, entsetzte mich zu sehr.

Ich erinnerte mich noch ganz genau an sie. An den Zeitpunkt, als Suga sie bekam. Es war das Einzige, dass ihm von seiner Mutter mich blieb. Er beschützte die Kette somit mit seinem Leben.

Damals sagte er... Er würde die Kette jemandem schenken, der es verdiente, die zu tragen. Ich dachte immer... Ich wäre dieser jemand.

Naja.

Bis wir uns dann trennten. Dann dachte ich natürlich nicht mehr, dass ich dieser jemand war.

Aber um auf das Eigentliche wieder zurück zu kommen.

Er hatte die Kette seiner Mutter Eliza geschenkt? Er hatte sie ihr wirklich geschenkt?

Der Schock überkam mich.

Er musste sie ja wirklich lieben...

„Was gibt es denn zu glotzen, huh?", sie knallte ihre Spindtür zu, mit diesem sie mich wieder in das Hier und Jetzt beförderte.

Ich dachte, sie würde jetzt so richtig durchdrehen.

Doch was folgte?

Genau.

Sie lächelte plötzlich, worauf sie sich an den Hals fasste. Ihr Lächeln war so breit geworden, sie sah fast bezaubernd aus.

Bis dahin bemerkte ich nicht, dass ich ihr die ganze Zeit über schon auf den Hals starrte.

„Ach. Es ist die Kette", machte sie die Erkenntnis und nahm die Hand von ihrem Hals. „Die hat Suga mir geschenkt. Weil er mich liebt, weißt du?", wickelte sie ihr Haar um ihre Finger.

Mhm.

Wenn sie wusste, dass er sie liebte, weshalb war sie denn dann eifersüchtig?

Ich schüttelte den Gedanken ab. Ich durfte schließlich nicht vergessen... Einen Streit, den wollte ich nicht.

Also nickte ich. Sie wollte ihr Revier markieren, okay. Natürlich wollte sie. Ich war die Ex-Freundin. Ich verstand schon. So lange sie mich dann in Ruhe lassen würde.

„Ich verstehe, E."

Gleich darauf, drehte ich mich einfach von ihr weg.

Auf sowas hatte ich nun wirklich keine Lust. Ich dachte, dass sich das hierbei geklärt hätte, doch nein.

Direkt nach dem Training, das übrigens friedlich verlief, zog ich mich um. Ich zog meinen BH nach dem Sport meist aus, bevor ich in meine alltägliche Kleidung hüpfte, weil ich es hasste, unter den Brüsten zu schwitzen. Deshalb zog ich mich für gewöhnlich als Letzte um.

Nun...

Das musste man wohl als Gelegenheit gesehen haben, denn ich konnte ein Fotogeräusch hören und ein Blitz bemerken.

Das laute Lachen gleich darauf war auch nicht zu überhören.

Dieser Vorgang verlief dreimal in Folge. Ganz schnell. Direkt hintereinander.

Ich bedeckte meinen Körper, sobald mein Kopf verstand und fing an zu rufen!

„Hey, gar nicht lustig!"

Ich hörte, wie die Mädels versuchten abzuhauen. Ja, es waren Mädchen. Die Stimmen verrieten sie. Dabei konnte ich mir exakt denken, wer das wohl war.

Sofort zog ich mir mein Oberteil über den Kopf. Meine Hose war bereits an.

Nach meiner Tasche gegriffen, lief ich raus. Direkt in die prallende Sonne. Es war an sich schon sehr heiß und wenn ich rannte, dann würde ich in Schweiß ertrinken. Doch das war mir egal.

Naja.

Es war mir nur solange egal, bis ich in jemanden reinlief. Noch bevor ich jedoch fiel, wurde ich gerade noch gehalten.

„Woah.", kam es auch ihm und ich war überrascht ihn noch zu treffen.

Meine Haare klebten mir im Gesicht. Sie lagen mir offen, so ganz nebenbei erwähnt. Kurz gesagt, ich sah sicherlich so beschissen aus und... Stank.

Aber der Moment ihn zu treffen, der war Schicksal. Da war ich mir sicher.

„Suga", hauchte ich, er hingegen zog die Augenbrauen verwundet zusammen, als er vorsichtig von mir abließ. „E. E hat... E, sie..."

Er hielt beide Arme hoch, um mir zu signalisieren, dass doch alles gut war.

„Beruhig dich... Komm mal mit.", sagte er ruhig.

In kleinen Schritten ging er voraus. Er zog mich mit sich, sodass wir beide nun nach Hause spazierten. Als es ruhiger wurde, zuckte er die Achseln.

„Also... E?"

Ich konnte gar nicht richtig nachdenken, denn der Fakt zählte.

Eliza. Sie war eine blöde Schlampe.

Sie hatte einfach ein Foto von mir geschossen, während ich nackt war! Wieso tat sie das? Aus Rache? Wollte sie mir damit etwas heimzahlen?

„Deine Freundin glaubt eifersüchtig sein zu müssen, ihr Revier zu markieren und dann dachte sie-"

Ich wollte weiter reden, aber Suga hatte mich unterbrochen.

„Wowowowow", machte er. „Was sagst du?"

Er blinzelte und ich tat es ihm gleich.

„Eifersüchtig?", er lachte auf. „Das klingt aber nicht nach E. Sie ist nicht eifersüchtig. Sie weiß, dass ich nur sie-"

Nun unterbrach ich ihn.

Ich war nämlich hysterisch geworden.

Verdammt. Ich war mehr als einfach nur hysterisch geworden.

Es handelte sich hierbei nämlich um ein Nacktfoto von mir! Auf ein fucking Nacktfotoskandal konnte ich wirklich verzichten! Ich meinte damit... Wenn meine Eltern... Ich wäre tot!

„Hallo. Sie hat ein verfluchtes Foto geschossen, während ich... Ich war nackt, Suga!", schlug ich ihm gegen den Arm.

Er aber, er lachte. Er lachte einfach. Wieso lachte er?!

„Hey, ist das dein ernst?", wurde ich wütend.

Wie konnte er lachen, während es mir ernst war?

Als Suga merkte, dass ich wütend wurde, hielt er abrupt inne, doch ich sah, er zwang sich nicht wieder in ein Gelächter auszubrechen.

Kaum zu glauben... Wieso nahm er mich nicht Ermst? Hier ging es gerade um viel mehr als nur ein Foto oder seine Freundin oder die Eifersucht oder wie auch immer! Hier ging es ja beinahe um mein Leben.

Ich wollte Ernst genommen werden. Jetzt.

„Suga! Du musst mit ihr reden. Lass den Mist!"

Doch Suga? Er winkte nur ab.

„Jetzt übertreib es nicht."

Ich machte die Augen groß.

„Etwa nicht verstanden?", fragte ich. „Das ist ein Nacktbild. Sie ist eifersüchtig, deshalb macht sie das. Hey. Du kennst meine Eltern. Sag ihr einfach, sie soll es löschen."

Jetzt erwähnte ich meine Eltern.

Suga wusste, wie sie waren. Sie hatten schließlich damals alles versucht, um ihn von mir zu trennen. Er wusste, was sie tun könnten.

Aber... Suga schüttelte nur den Kopf.

„Lass das. Rede nicht so über E. Sie macht sowas nicht."

Langsam wurde er ernst.

Und ich? Ich wurde wirklich wütend. So richtig wütend.

Was glaubte er denn zu meinen? Ich war mir sicher, dass sie es war. Die anderen Mädels würden sowas niemals tun. Sie kannten mich dafür zu lange.

Aber E? E nicht. Außerdem war sie unberechenbar.

„Du wirst mit ihr reden!", sagte ich streng.

Er hingegen warf den Kopf in den Nacken.

„Ey. Jetzt tue doch nicht so, als wäre das total schlimm.", sah er mich an.

Mein Herz erlitt einen Stich.

Nicht so schlimm? Was redete er da? Wieso wirkte er so, als wäre es ihm scheißegal? Ich... Ich war Penelope. Jemand, der für ihn alles tun würde. Wieso... Wieso konnte er das nicht für mich?

„Ist das dein Ernst?", fragte ich, denn ich war erschrocken von seiner Reaktion.

War ich ihm etwa so schnell egal geworden?

Suga musste schmunzeln.

„Wenn's stimmt", zuckte er die Achseln. „Ist doch nur ein Foto? Was ist da schon groß bei? Als hätte die halbe Schule nicht eh schon gesehen, was du hast."

Als er das sagte, kippte mein Unterkiefer.

„Bitte, was?"

Jetzt war ich wirklich schockiert.

Was glaubte er von mir? Dachte er, ich wäre ein Flittchen, die mit jedem ins Bett stieg? Nur, weil ich ihn ran ließ, dachte er das? Ich hatte mit niemandem Sex, außer mit ihm und Hyunjin. Wie konnte er so von mir reden? So von mir denken?

Müsste er mich nicht besser kennen?

Würde es was rechtfertigen, selbst, wenn ich mit mehreren Jungs schlief? Dürfte man dann einfach Nacktfotos von mir verschicken? War das so?

Respekt, Suga. Respekt an deine bescheuerte Logik.

Es brach mir fast das Herz, dass er das sagte.

Aber so waren sie. Das waren Jungs...

Suga's Mundwinkel zuckten auf, worauf er zwinkerte und einfach abbog. Er entfernte sich von mir. Eiskalt.

Ich war zu schockiert, um darauf zurückzukommen. Ich war so schockiert, dass es mir egal war, dass Hoseok einige Sekunden später mit seinem Fahrrad an mir vorbei fuhr. Obwohl ich genau wusste, er hatte mich und Suga zusammen gesehen...

Ich war gerade zu nichts mehr imstande. Ich wollte nur noch alleine sein. Deshalb und nur deshalb entschied ich mich für den längeren Weg nach Hause...

...

„Mit wem hast du heute verkehrt, Penelope?"

Das war das Erste, dass ich hörte, als ich zu Hause ankam. Meine Mutter...

Das war nichts, womit ich nicht rechnete. Ich wollte es dennoch nicht. Dafür ging mir zu viel im Kopf herum. Dafür wünschte ich mir viel zu sehr, Hoseok hätte mich nicht verpetzt.

„Wie bitte?", erwiderte ich deshalb nur.

Ich würde einfach auf dumm tun.

Ich warf meine Sporttasche ab und hörte, was meine Eltern zu sagen hatten.

„Der Sohn der Min Yoongi's.", half mein Vater mir auf die Sprünge und ohne weiteres sah ich zu Hoseok rüber, der mit verschränkten Händen auf dem Rücken neben unserer Mutter stand.

Ich musste es nicht hinterfragen. Ich wusste, er hatte es ihnen erzählt. Natürlich hatte er das... Meine Hoffnungen waren unnötig gewesen.

Wieso? Wieso verpetzte er mich?

Das wusste keiner.

Aber er hatte es getan. Hoseok hatte mal wieder für Streitereien gesorgt. Danke, geliebter, hinterhältiger Bruder. Vielen Dank!

„Wir hatten uns nur unterhalten.", gab ich bloß von mir.

Selbstverständlich war die Sache damit aber nicht gegessen.

Sie war nie nur mit einer Aussage gegessen.

„Penelope. Müssen wir dich daran erinnern, dass wir keinen Kontakt zu der Familie pflegen?", fragte mein Vater und ich rollte innerlich die Augen.

„Nein, Daddy. Müsst ihr nicht."

„Ganz offensichtlich ja schon", erhob meine Mutter ihre Stimme. „Das ist das zweite Mal in Folge, dass man dich mit diesen", sie machte eine kurze Pause, da sie nach den richtigen Worten suchte. „Jungen gesehen hat! Ihr habt doch nicht nur geredet?"

Ich musste schlucken. Wenn meine Eltern ihre Stimmen erhoben, bedeutete das nie was Gutes. Oftmals, da mochte ich die Konsequenz dessen nicht.

Wie konnte Hoseok mich nur in solch eine Situation bringen?

„Glaubt mir doch. Wir haben nur geredet. Er hat sich beim ersten Mal für damals entschuldigt und heute fragte er mich, ob er es auch bei Hoseok sollte", ich sah wieder zu meinem Bruder. „Aber Hoseok", schnalzte ich mit der Zunge. „Der hat ja nichts besseres zutun, als mich immer verpetzen zu müssen!"

Auch wenn Suga sowas noch nie gesagt hatte. In solchen Moment war eine Lüge meine einzige Rettung.

„Das kann ich dir nicht glauben.", sagte Hoseok nur, worauf meine Mutter fortfuhr.

„Jetzt lügen wir auch noch?", kam sie einige Schritte auf mich zu.

Ich musste hart schlucken.

Die Angst machte sich in mir breit.

„Nein, Mommy. Niemals."

Sie kam näher auf mich zu. Im nächsten Moment holte sie aus. Ich hielt mir intuitiv die Arme schützend vors Gesicht. Mit angespanntem Körper, da wartete ich auf den Schlag, der mich hätte erwarten müssen.

Aber dieser folgte nie.

Zögerlich nahm ich die Arme von meinem Gesicht, um zu sehen, was los war.

Mir fiel ein schwerer Stein vom Herzen, als ich es sah. Als ich sah, dass es Hoseok war, der nach ihrem Arm griff.

Was? Hoseok hielt sie davon ab, mich zu schlagen? Das würde er doch niemals... Einfach so tun? Oder...

„Ohne Konsequenz, Mutter, das war unsere getroffene Vereinbarung gewesen.", sagte seine Stimme ruhig.

Meine Mutter entriss sich aus Hoseok's Griff. Ihr Gesicht war rot angelaufen. Sie kochte vor Wut.

Ich hasste es. Ich hasste es, wenn sie wütend wurde. Sie war schlimmer als mein Vater es je sein könnte.

Wie ein Monster.

Früher hatte ich immer Albträume von ihr...

„Wenn man dich noch ein einziges Mal mit ihm sieht, dann"

Sie sprach nicht weiter. Musste sie aber auch nicht.

Ich dankte Hoseok innerlich dafür, dass sie mich nicht geschlagen hatte, zugleich hasste ich ihn aber auch, weil es seine Schuld war.

Wie auch immer...

Ich war im Endeffekt erleichtert.

„Verschwinde. Ich will dich nicht sehen.", sprach meine Mutter wieder.

Ohne weiteres griff ich nach meiner Sporttasche und stolperte los. Ja, ich lief fast.

Das war besser. Besser, als vor ihr stehen zu bleiben und darauf zu warten, dass sie sich noch umentscheiden könnte. Am Ende wären es dann ich und Hoseok, die einstecken müssten.

Darauf konnte ich nun echt verzichten.

In mein Zimmer geeilt, verriegelte ich die Tür hinter mich. Keine Sekunde später warf ich mich aufs Bett.

Verdammt.

Wieso lief momentan alles so schief?

Das Gespräch mit Suga... Und jetzt auch noch Hoseok. Wer wüsste, was noch folgen würde? Darauf war ich ganz und gar nicht gespannt...

Ich wollte ehrlich gesagt einfach nur abschalten. Abschalten und... Schlafen...

...

Die Klingel riss mich aus dem Schlaf.

Wer zum Teufel klingelte denn jetzt? Ich hasste es, wenn man mich weckte, ohne dass ich es mir vornahm, auf zu wachen.

Wütend riss ich mir meine Augenklappe vom Gesicht, als ich aufstand. Ich hüpfte in meine Hausschuhe und nur in Hauskleidung raste ich die Treppen hinunter.

Total bereit jemanden so richtig an zu maulen, nahm ich den Hörer ab.

„Wer ist da?", fragte ich und der auf der anderen Seite der Tür, räusperte sich.

„Post ist da."

Oh, nein...

Post? Ich hasste Post. Einfach, weil... Der Postbote durfte unser Grundstück nicht betreten. Meine Mutter mochte es nicht.

Ich wusste nicht einmal wieso, aber es war so.

„Kommen Sie.", erlaubte ich es ihm dennoch.

Er aber zögerte.

„Miss, ich... Ich darf das nicht."

Ich rollte die Augen. Das, obwohl er es nicht sah.

„Ich erlaube es Ihnen doch gerade."

Er zögerte erneut.

„Lieber nicht."

Stöhnend schlug ich den Hörer wieder zurück.
Genervt riss ich die Tür auf.

Blöder Postbote. Ich erlaubte ihm doch, dass er meinen Hof betraten dürfte. Wieso nervte er mich denn jetzt?

Als wäre mein Leben das schlimmste, dass man leben könnte, stampfte ich in Pyjama raus. Ja, in Pyjama.

Mir wäre egal, ob mich jemand sehen würde.

„So", riss ich ihm den Stift aus der Hand. „Wenn ich Sie das nächste Mal bitte vor meine Haustür zu kommen, kann ich Sie ja auch schlecht dafür Anklagen, oder?"

Während ich diese Frage stellte, unterschrieb ich.

„Das kann ja sein, Miss Davis. Aber möchte ich das riskieren?"

Er reichte mir das Packet. Ich seufzte, bevor ich es ihm entgegen nahm.

„Schon klar.", winkte ich ab.

Mit einem halben Lächeln auf dem Lippen, richtete er seine Cap und nickte, bevor er sich von mir drehte. In seinem Dienstwagen eingestiegen, war er weggefahren. Ich hingegen stand hier noch und sah ihm hinterher.

Schmollte vor mich hin...

War ich wirklich so deprimiert? Lebte ich wirklich so ein mieses Leben?

„Hey, Lope", hörte ich und seufzte erneut.

Ja... Ja. Ich lebte ein mieses Leben.

Natürlich musste ich ihm so begegnen. Park Jimin...

„Du kommst heute etwa nicht zum Boxtraining?"

Ich drehte meinen Kopf zu ihm, was aber nicht mehr nötig war, denn er stand neben mir. Dass er mich verwundert ansah, da ich einen Pyjama trug, den Fakt ignorierte ich einfach.

„Nein. Heute mal nicht."

Das Boxtraining...

Unter anderen Umständen, da wäre ich hingegangen. Für ihn. Aber heute? Heute hatte ich wirklich keine Lust. Nicht nach alldem Stress.

„Doch nicht, weil ich dir aus Versehen ins Gesicht gehauen habe?"

Ich musste leicht schmunzeln, als er mich das fragte.

„Quatsch."

Er erwiderte das Schmunzeln.

Mir fiel auf, dass Jimin mehr mit mir zu sprechen begann. Lag das daran, dass wir uns nun wirklich fast jeden Tag sahen? Wurde er endlich auf mich aufmerksam?

Seit der Gala, fiel es mir ein... Seit dem wirkte er viel... Netter.

Es freute mich. Freute mich zu sehen, dass er irgendwie Interesse zeigte.

Und wenn das nur freundschaftlich gemeint war? Die nächste Unsicherheit schien mich zu dominieren.

Aber, nein! Nicht, nachdem Jimin mit mir sprach.

„Wirkst deprimiert. Bist du's?", fragte er und ich spitzte die Lippen.

Ich hielt meine Finger hoch, um zu zeigen, wie wenig ich doch deprimiert war.

Das brachte ihn dazu ein Lächeln aufzusetzen und ich liebte es. Seine Zähne waren zu sehen, wie auch seine Grübchen. Fast hätte ich vergessen, was für ein Effekt sein Anblick auf mich hatte.

Wie konnte ich nur...

„Dann muss ich wohl alleine gehen.", sah er in die Sonne und kniff dabei die Augen zu.

Ich hingegen zog die Augenbrauen zusammen.

Wann gingen er und ich denn mal zusammen zum Boxtraining, dass er sich jetzt beschwerte? Wir liefen ständig auf getrennten Straßenseite dorthin. Nicht einmal auf einer.

Ging es ihm etwa nicht gut, dass er schon halluzinierte?

Noch bevor ich fragen konnte, hörte ich den Nachbarshund, Yeontan. Ganz laut fing er an zu bellen.

Wie immer, wenn er mich sah.

Und wie immer zuckte ich auf, weil ich erschrak.

Ich knurrte vor mich hin.

„Mistvieh.", nuschelte ich.

Jimin hatte im nächsten Moment seine Stimme erhoben.

„Klappe, Yeontan!"

Jimin besaß eine recht sanfte Stimme. Doch, wenn er erstmal lauter wurde, dann überkam mich eine Gänsehaut.

Er konnte viel Kraft und Power in seiner Stimme aufbringen, sodass nicht nur der Hund erschrak, sondern auch ich.

Ich sah ihn durch große Augen an, während Yeontan anfing zu winseln.

„Braves Kerlchen.", nachdem er das sagte, tat er es dem Postboten gleich.

Er richtete seine Cap, nickte mir entgegen und war schließlich von mir gegangen.

Sobald Jimin auf dem Grundstück nicht mehr zu sehen war, fing Yeontan wieder an zu bellen.

Mühselig drehte ich mich zu ihm. Die Augen hatte ich rollen müssen, denn wen sah ich?

V... V, der die Gardine beiseite schob, um die Situation beobachten zu können.

Ich schüttelte nur den Kopf, bevor ich wieder in das Haus verschwand, in dem ich lebte. Einfach rein. Rein und ganz weit weg von der Menschheit.

Zumindest fürs Erste.

———

Hmm... Enttäuscht, dass Suga Penelope nicht glauben kann? Vielleicht liegt er auch richtig und Eliza würde keine Nacktfotos aus Eifersucht schießen.

Was meint ihr?

Wie empfandet ihr Hoseok und Mama Davis?

Jimin...?

War irgendwie was los in dem Kapitel.

Stay tuned, N xX.

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