54. Pastellfarben.

(Bild von V Taehyung)

...

Aus großen Augen voraus gesehen, erkannte ich, wie ein Mann, der mir fremd war, gewaltsam an ein Polizeiauto gedrückt wurde. Grob wurden ihm Handschellen angelegt, während der Braunhaarige sich wehren wollte. Seine großen, dunklen Augen, die durch die Helle der Polizeiautos unschuldig wirkten, blitzten wütend auf. Seine dicke Lederjacke rutschte seiner Schulter ab, weshalb mir auffiel, dass er sie trug; die Kleidung der Biker... Auf dem Rücken der schwarzen Lederjacke war ein rotes Motorrad abgebildet. Hinzukommend wusste ich, dass die Biker ein rotes B am Hals tätowiert hatten.

Er war definitiv ein Biker. Derjenige, der seit Wochen gesucht wurde... Der Mann, der Jungkooks Mutter ermordete...

Die Hände geballt, wurde ich traurig, weil er nicht hier sein konnte... Jungkook... Er war im Krankenhaus und konnte nicht mit ansehen, wie der Mörder seiner Mutter festgenommen wurde.

Dafür wusste ich aber, dass er sich freuen würde, sobald er wieder wach war. Nach seiner Bestrafung würde ihm das mit Sicherheit wie ein Segen vorkommen.

Er dürfte endlich abschließen...

Beiseite geschaut, um Suga neben mir zu erkennen, der mich musterte, musste ich realisieren, dass ich hier nicht alleine stand. Einige Mitglieder der Tears waren auf dem Grundstück des Jungen gewesen, der den Namen Justin Bieber trug...

(Justin Bieber; besetzt als Justin Bieber, 28J)



„Wie geht es dir?", fragte mich Suga, in dessen Stimme Besorgnis mitschwang.

Ich atmete stark aus, als ich nickte.

„Ich weiß es nicht genau...", sagte ich ehrlich.

Die letzten zwei Tage waren für mich sehr stressig. Ich hatte nicht nur eine gewöhnliche Prügelei mitbekommen, sondern auch eine damit verbundene Drohung, eine Gang Bestrafung und eine Festnahme. Eigentlich konnte ich solche Dinge ziemlich gut ab, weil ich bereits Erfahrungen damit hatte und mit sowas nicht fremd war.

Doch sobald es um Jungkook ging, reagierte ich etwas sensibler...

„Wenn du jemandem zum Reden brauchst, darfst du mich gerne aufsuchen, Lope.", kam es mit sanfter Stimme aus Suga.

Automatisch bildete sich ein Lächeln auf meinen Lippen. Jeder Gedanke an sein Liebesgeständnis war gerade ziemlich unwichtig für mich. Es zählte nur seine Fürsorge, die ich ihm ewig hoch anrechnen würde.

„Für dich gilt dasselbe, Suga."

An der Stelle musste er auch lächeln, worauf er sich aufrichtete.

„Danke..."

...

Der letzte Schultag stand an. Die Festnahme von Justin Bieber war bereits drei Tage her, wodurch sich einiges wieder legte.

Jungkook war raus aus dem Krankenhaus, was bedeutete, dass es ihm gut ging. Er musste nicht mehr darauf achten, wie er seinen Kopf drehte und auch musste er seinen Nacken nicht mehr kühlen. Er hatte zwar noch etwas schmerzen, doch konnte mit denen gut umgehen.

Ich glaubte, dass er ihnen schlicht keine Beachtung mehr schenkte, weil seine Freude um die Festnahme des Bikers größer war. Das konnte ich absolut nachvollziehen, wenn ich bedachte, dass das für ihn eine enorme Erleichterung war. Er wusste endlich, wer seine Mutter ermordete, wobei er zugleich die Bestätigung bekam, dass dieser hinter Gittern stand. Er bekam seine Gerechtigkeit. Jungkook durfte in Frieden weitermachen, ohne den Druck, dass er seine Mutter rächen müsste.

So wusste ich, würde er auch keinen Stress mehr mit den anderen Gangs suchen, zumal die Bestrafung ordentlich bei ihm ankam. Von nun an würde er sich eher zusammenreißen.

Schlussendlich wollte er nicht sterben... Hoffte ich mal...

In dem Sinne konnte ich behaupten, dass wir ziemlich ausgeglichen waren, als der letzte Schultag anstand. Mit einer angenehmen Stimmung ging die Party los, die jedes Jahr stattfand, sobald die Ferien an der Tür klopften.

Für dieses Jahr stand das Motto Pastellfarben an.

Ich trug daher ein hellblaues Pouf-Kleid, welches mir gerade mal bis zu meinen Knien reichte. Es lag mir am Brustbereich eng an, wobei es ab der Hüfte locker saß. Der Unterrock war in große Rollen geknickt, was ziemlich süß aussah. Mit meinen hohen Schuhen, die die selbe Farbe des Kleides trugen, empfand ich mein Aussehen als ausreichend.

Mein offenes Haar zurückgestrichen, drehte ich mich zu meinem Date, der mir bereits ein Wasser hinhielt, das ich dankend annahm.

Ich war heute mit Jin aus. Meine Eltern bestanden zwar auf einen anderen Mann, weshalb ich ihnen zusagte, aber nicht auf sie hörte. Ich war nämlich nicht gut auf V anzusprechen.

Jin trug heute einen pastellfarbenen Anzug in der selben Farbe meines Kleides, weshalb man sehen konnte, dass wir gemeinsam hier waren. Wir standen mit Hoseok und Eliza, die sich beide auf keine Farbe einigten. Eliza trug ein ärmelloses Kleid mit dünnen Trägern, die im Regenbogenverhältnis alle Farben darstellte. In der Mitte ihrer Brust trug sie eine Schleife in hellrosa, wobei das Kleid geknittert war und ihr besser stand, als ich dachte. Hoseok stimmte sich farblich mit ihr ab und trug einen bunten Anzug. Seine Brillengläser kombinierte er schick. Meiner Meinung nach war sie das beste an seinem Outfit.

Nach einer kurzen Zeit gesellten sich auch Jihyo und Namjoon zu uns, die sich auf Pastellgrün einigten. Jungkook sowie Hyunjin kamen ebenfalls dazu, die beide wohl gemeinsam aufkreuzten und daher in cremefarbenen Anzügen auftauchten.

Das belächelte ich bloß.

Ich erkannte nach weiterem Beobachten, wie Suga, V und Jimin in Pastelllila kamen, was ihnen ziemlich gut stand, ich aber niemals zugeben würde. Somit widmete ich mich der kleinen Gruppe, die sich bereits prächtig unterhielt.

Namjoon und Jihyo schienen größtenteils zuzuhören, bis sich Namjoon irgendwann zu Wort meldete, wodurch wir ihn alle ansehen mussten.

„Darf ich mal kurz ein Stimmungskiller sein?"

Ich spitzte die Lippen.

Ein Stimmungskiller?

Die Augenbrauen verzogen, fragte ich mich, weshalb er ein Stimmungskiller sein sollte. Das war nicht ganz sein Stil.

„Was ist denn?", fragte Eliza, was ihn dazu brachte sich zu räuspern.

„Nun...", schaute er zu Jihyo. „Ihr wisst ja, dass ich der wundervollen Frau hier einen Heiratsantrag gemacht habe, richtig?"

Jihyo lächelte sanft, was ich ihr gleich tat. Namjoon trug sie wahrhaftig auf den Händen; so, wie ein Mann eine Frau zu behandeln hatte. Sie bekam den Jackpot unter den Jungs an der Schule, denn niemand war wie Kim Namjoon und das sagte ich ganz ehrlich.

Er war der beste Fang.

„Das ist überhaupt kein Stimmungskiller, aber ja...", gestikulierte Hyunjin.

Namjoon nickte.

„Ja... Und... Naja... Unser Heiratstermin steht.", presste er die Lippen aufeinander.

Die Augen weit aufgerissen, griff ich nach seinem Arm. Die anderen mussten vor Unglauben ebenfalls erschrocken zu dem Paar sehen, welches bescheiden beiseite sah.

„Alter! Das ist doch super!", rief Jungkook als Erster, dessen Freude förmlich zu greifen war.

„Ja... Schon...", kratzte sich Namjoon am Hinterkopf.

Ihn sachte auf den Arm gehauen, schüttelte ich den Kopf.

Das war die beste Nachricht seit Wochen! Der Heiratstermin der Verliebten stand fest. Wieso sollte das nichts Positives bedeuten? War Namjoon etwa auf den Kopf gefallen?!

„Uns geht's um die Situation...", fing Jihyo an, was Namjoon zustimmend fortfuhr. „Genau. Die momentane Lage ist nicht die Beste... Jungkook..."

Zum genannten Jungen gesehen, ließ Namjoon die Schultern sacken.

„Deine Mutter ist gestorben und... Dann sollte man vielleicht nicht feiern... Oder?"

Mein Herz zog sich in diesem Augenblick mitfühlend zusammen. Ich fing an zu verstehen...

Darum ging es dem Paar etwa? Sie wussten nicht, ob es zeitlich passte, damit sie heirateten? Sie wollten daher Rücksicht auf Jungkook nehmen...?

„Fragst du gerade etwa nach meiner Zustimmung?!", kam es geschockt aus Jungkook.

Ja... Ja, so klang das. Es klang, als würde das Paar auf eine Einwilligung von Jungkook warten, was absolut dumm war. Mein geliebter Freund, der zu Namjoon aufsah und die Freude in seinem Herzen trug, würde einer Hochzeit niemals im Weg stehen. Schon gar nicht der Hochzeit von Namjoon und Jihyo! Er war ihr größter Fan!

„Vielleicht...?", neigte Namjoon den Kopf.

Das brachte Jungkook dazu mit gekipptem Kinn zu uns zu sehen. Als wüsste er nicht, ob das gerade der Realität entsprach, schlug er sich gegen die Stirn, worauf er den Kopf zu schütteln anfing.

„Seid ihr eigentlich verrückt?!", rief er fast schon aufgebracht. „Heiratet! Verdammt nochmal! Wieso wollt ihr dafür meine Zustimmung??? Das ist doch das Beste, was wir haben können! Eine Hochzeit!"

Sprachlos blickte er zum zukünftigen Ehepaar, das sich beschämt ansah. Sie realisierten langsam, dass Jungkook wohl recht besaß, weshalb Jihyo die Erste war, die nickte.

„Na gut..."

„Na gut?!", rief Jungkook mit großen Augen. „Ich will Freude hören! Na los. Wo sind unsere Getränke?! Darauf sollten wir anstoßen! Und verdammt. Wann ist der Termin? Ich brauche einen Anzug!"

Jihyo und Namjoon fingen an der Stelle an zu kichern, was uns andere mitriss. Aber Jungkook gestikulierte nur hysterisch, weshalb Hyunjin bereits davon ging, um uns Getränke zu holen, damit wir anstoßen konnten. Dafür holte er auch Suga, V und Jimin zu uns.

„Auf Namjoon und Jihyo!", rief Jungkook erfreut.

Jubelnd hoben wir die Gläser, worauf wir allesamt zu trinken anfingen.

Amüsiert über die Situation ließ ich mir nochmal durch den Kopf gehen, was gerade eben passierte.

Die Freundschaft unter uns allen basierte auf solch einen Respekt, dass ein Pärchen eine Bestätigung für ihre Hochzeitsfeier verlangte. Wir waren allesamt freundlich zueinander, achteten uns und waren immer füreinander da.

Das... Genau das beruhigte mich irgendwie... Vor einem Jahr hielt ich sowas nämlich für unmöglich. Ich hatte niemals gedacht, dass sich unsere Freundesgruppe derartig ausweiten würde und solch eine Tiefe annehmen könnte.

Aber es war geschehen...

Dabei ignorierte ich den Fakt, dass sich einige zu toll waren, um sich an Richtlinien der Freundschaft zu halten.

Apropos...

Das Gläschen abgestellt, spürte ich, wie sich mir jemand näherte. Da ich seine starke Präsenz kannte und sein Geruch meine Nase erreichte, wusste ich bereits, wer es war.

„Darf ich kurz mit dir sprechen?", ertönte seine tiefe Stimme.

Wie von selbst musste ich die Zunge in die Innenseite meiner Wange drücken. Obwohl ich mich bis eben in einer ziemlich heiteren Stimmung befand, fiel meine Laune direkt, als ich ihn wahrnahm.

Der Zynismus kam somit aus mir geschossen, ohne dass ich ihn kontrollieren könnte.

„Worüber? Willst du mich etwa auf ein weiteres Versprechen aufmerksam machen? Auf das, wo es hieß... Du weißt schon. Von wegen... Ich würde dir alles vergeben?", stellte ich das Glas ab, worauf ich mich zu V drehte.

Sein Blick war weich, wobei die helle Farbe seines Anzuges die ehrlichen Augen betonte, die er besaß. Dennoch stellten sie nicht wirklich was mit mir an. Sie prallten an meinen Gefühlen ab.

V richtete sich auf; wohlwissend, dass er bei mir nicht weiterkam.

„Nein. Das habe ich nicht verdient.", sprach er aufrichtig, was mich nicken ließ.

„Nein. Hast du wirklich nicht."

Er senkte den Kopf. Das signalisierte mir, dass er sich schämte. Sollte er! Nach seiner Wette mit Jimin erwartete ich nichts anderes. Dabei ignorierte ich auch, dass er für mich einem Venom die Hände brach.

„Penelope...", kam es in einem bittenden Ton aus ihm.

Die Arme vor der Brust verschränkt, neigte ich fragend, doch aufbrausend, den Kopf.

„Was?!"

„Können wir nicht in Ruhe reden?", sah er wieder zu mir auf.

Ich wusste nicht, woran das genau lag... Aber ich schien heute wütender zu sein, als ich eigentlich war. Ich hatte keinen blassen Schimmer, woran das lag.

Nur kam mir das gut gelegen.

„Zwischen uns gibt's nichts zu bereden.", sagte ich stur und ging an ihm vorbei.

Wie jedem aber bekannt war, ließ V nicht locker. Nicht, wie gewisse andere Leute, nein. Er folgte mir.

„Doch. Du verdienst eine Entschuldigung.", gab er mindestens genauso stur von sich.

„Ach!", musste ich ironisch von mir geben. „Hast du denn meinen Bruder gefragt, ob du dich bei mir entschuldigen darfst? Oder wie läuft das zwischen euch beiden, wenn es um mich geht?"

Streitlustig hielt ich beim Gehen an, um ihn inmitten der Menschen anzusehen. Wie ich erkannte, musste V nach meiner Aussage die Augenbrauen zusammenziehen.

„Was soll denn das heißen. Ich entschuldige mich bei dir, weil ich das will.", gab er kopfschüttelnd von sich.

Die Augen zusammengekniffen, nickte ich ironisch.

„Aha. Ja. Klar."

Da mein Inneres sich total wehrte mit V zu kommunizieren, beschloss ich dann doch zu gehen. Ich hatte ihm nichts mehr zu sagen, zumal ich von ihm keine Worte hören wollte.

Aber V schien gespürt zu haben, dass ich vorhatte zu gehen, weshalb er nach meinem Arm griff, noch bevor ich einen Schritt vorausgehen konnte.

„Hey!", betonte er beinahe verärgert.

Den Blick gehoben, um ihm direkt in die Augen zu sehen, ließ er auf der Stelle wieder von mir ab.

„Ich mein das ernst. Ich möchte mich bei dir entschuldigen, P. Ich will das, weil mir mein Verhalten wirklich leid tut. Das war so dumm von mir gewesen, dass ich mich darauf eingelassen habe, obwohl ich weiß, wie das ausgehen würde!", fuhr er sich übers Haar. „Irgendwie habe ich das aber für Jimin getan! Ich dachte... Er würde mit dir was fühlen - keine Ahnung. Ich habe so viel gedacht und auch nicht. Ich weiß nur, dass ich das hätte nicht tun sollen. Und... Wenn ich könnte, hätte ich es ungeschehen gemacht.", fuhr er fort.

Trotz der Musik im Hintergrund konnte ich meinen Gegenüber klar und deutlich hören. Ich nahm jedes Wort wahr sowie jede unterschwellige Aussage, die er mir mitteilen wollte.

Nur wusste ich nicht, ob mir gefiel, was ich hörte.

Anstatt sich zu entschuldigen, klang das, was er sagte, eher wie eine billige Ausrede oder eine Rechtfertigung für seine Taten.

Das machte mich noch wütender, als ich eigentlich war.

Warum versuchte er sein Verhalten zu begründen? Oder noch schlimmer... Die Schuld bei anderen zu suchen?

„Kannst du aber nicht. Jimin das in die Schuhe zuzuschieben, bringt dir dann auch nicht viel. Bringt nur deine Selbstgefälligkeit zum Ausdruck.", warf ich ihm genervt an den Kopf.

„Was?!", kam es schließlich etwas lauter aus ihm. „Wieso sollte ich ihm das unterstellen?! Ich gebe doch offen zu, dass ich mitgemacht habe, genauso wie ich zugebe, dass ich nicht einmal Manns genug war, um es dir zu beichten. Ich bin weder sauer auf Jimin, noch will ich ihm etwas Böses. Ich weiß, dass er dir von unserer Wette erzählte, um seine persönliche Rache auszuüben- was nicht schlimm ist! Zum Glück hat er das getan", fing er an zu rattern. „Aber... Dass du meine angebliche Selbstgefälligkeit da mit einbringst... Ich weiß nicht, was ich dazu sagen soll."

Er wusste nicht, was er dazu sagen sollte? Was bedeutete das jetzt schon wieder??? Sonst besaß er doch auch auf alles eine Antwort!

„Wieso weißt du das nicht? Sagst du die Dinge nicht immer gerne so, wie sie dir am Besten gelegen kommen, damit am Ende was für dich rausspringt?", gab ich giftig zurück.

Im selben Moment erschrak ich mich aufgrund meiner Dreistigkeit, die ich so gar nicht von mir kannte.

Oh Gott. Was war nur in mich gefahren?

„Wow", kam es auf einmal von V, als seine Stimme ruhiger wurde. „Schätzt du mich etwa so ein?"

Die Stirn gekräuselt, schaute ich auf sein verletztes Gesicht auf, das plötzlich entstand, weil ich Dinge aus Wut sagte, die ich eventuell gar nicht derartig meinte... Dennoch sprudelten sie aus mir und ich wusste nicht genau, warum...

„Naja... Du hast selbst gesagt, dass du öfter mit einer gewissen Arroganz zu kämpfen hast.", versuchte ich zu erklären, was ich gemeint hatte.

Dabei glaubte ich, suchte ich die Erklärung eher für mich selber.

„Ich habe dir gesagt, dass das damals ein Problem von mir war, welches ich abgelegt habe. Mir bedeuten Freundschaften und meine Liebsten etwas, Penelope, das kannst du dir nicht einmal vorstellen", wurde er abrupt ernst. „Jetzt willst du mir vorwerfen, dass meine Entschuldigung persönliche Interessen hat? Warum? Liegt das etwa an dem Venom, den ich geschlagen habe? Glaubst du das deshalb?"

Nach meinem Kopf gegriffen, da mich auf einmal ein Schmerz durchzog, spürte ich, wie schlecht mir wieder wurde.

Ich wusste nicht, was in mich gefahren war, aber... Vielleicht sollte ich unsere Konversation wirklich unterbrechen...

„Ich weiß nicht, V. Ich bin irgendwie einfach nur noch müde. Mir fällt das Denken nicht mehr so einfach.", sagte ich ehrlich.

Aber das wollte er gar nicht akzeptieren. V wirkte überrascht von mir, dass er vor lauter Unglauben den Arm aufwarf.

„Ich habe das gemacht, weil ich so bin, Penelope! Dafür musst du nicht denken! Du musst mich dafür nur kennen!", riss er die Augen auf. „Ich habe das Gefühl, ich musste das mit dem verkackten Venom machen. Nicht, um jemandem zu gefallen, sondern weil ich einen Beschützerinstinkt besitze, der sich seit dem Vorfall mit meiner Schwester, von dem du weißt, verstärkt hat! Ich stehe für die Leute, die ich liebe. Dabei ist es egal, um wen es sich handelt. Ich kann es nicht ertragen, wenn jemand leidet. Dann kommt dazu, dass man Frauen nicht schlägt. Das ist ein Prinzip und hat was mit Ehre zutun. Ich gucke da dann doch nicht zu, wenn du geschlagen wirst. Ich habe mir geschworen, dass ich nie wieder zugucken werde! Das weißt du. Außerdem!", schüttelte er fassungslos den Kopf. „Bist du mir wichtig! Ich mag dich Penelope. Verdammt, ich liebe dich!"

Nachdem V das sagte, brach eine Stille zwischen uns beiden aus, die von der Hintergrundmusik begleitet wurde. Ich machte die Augen groß, als ich perplex zu blinzeln begann.

Bitte... Was hatte er gesagt?

Zwischen seinen Augen hergesehen, konnte ich seinen letzten drei Worten kaum Beachtung schenken, weil der Schmerz in seinen Augen viel intensiv wirkte.

Zumal er einfach fortfuhr, ohne mir Zeit zum Reflektieren oder Antworten zu geben... Er sprach weiter, als wäre gerade nichts geschehen...

„Wie konntest du glauben, ich könne solch ein ekliges Verhalten einfach hinnehmen und dulden. Ich vertrete einen Kodex - dann ist mir egal, ob du wütend auf mich bist oder nicht. Ich würde dich immer beschützen. Weil ich so bin! Und dann laberst du mir hier irgendwas von einer Selbstgefälligkeit, als wäre ich ein Arschloch, das dir fremd ist. Als wäre ich jemand, der keine guten Seiten besitzt oder die nie existierten. Wie kannst du nur glauben, ich hätte das für mich getan?"

In meiner Brust weitete sich ein Schmerz aus, den ich kannte. Das war ein Schmerz, welchen ich immer dann fühlte, wenn ich wusste, dass ich meine Mitmenschen verletzte. Das war eine Art Schmerz, der mich daran erinnerte, dass ich mit anderen nicht so umgehen dürfte, wie ich wollte, weil sie Gefühle besaßen, die ich achten müsste.

Nur... Hatte ich viel zu oft auf die Gefühle anderer geachtet. Derartig oft, dass ich dabei meine eigenen vergaß...

„Du hast mir weh getan, V", kam es mir über die Lippen, ohne es wirklich gewollt zu haben. „Obwohl du versprochen hast, du würdest das nicht tun."

Ich dachte an den Moment, an dem wir beide alleine waren und er mir sagte, dass er sehen konnte, wie verletzt ich war. Ich erinnerte mich daran, dass er sagte, er würde mir nicht weh tun. Nicht so, wie es andere taten...

Aber er belog mich. Er belog mich, weil er mich sehr wohl verletzte.

Ich glaubte... Dass ich deshalb so wütend war. Denn... ich hatte ihm vertraut.

„Und ich werde alles dafür tun, um die Narben auf deinem Herzen zu heilen, weil du mir wichtig bist. Ich werde nicht ignorieren, was ich getan habe, Penelope. Ich werde alles tun, um dich von diesem Schmerz zu befreien", sagte er ehrlich, was dazu führte, dass mein Herz erwärmte. „Aber ich würde nicht eine Sekunde daran denken dir etwas zu unterstellen, aufgrund von Wut..."

Nannte man mich schwach. Von mir aus könnte man auch sagen, dass ich viel zu früh einknickte...

Nur... Würde nie jemand verstehen können, wie wichtig es mir war, wenn Menschen um mich kämpfen wollten. Ich hielt es nicht für selbstverständlich, wenn sich Personen bei mir entschuldigten oder alles dafür tun wollten, um mich „zurückzugewinnen".

Nein. Absolut nicht...

Ich hasste mich daher dafür, dass sich meine Gefühlswelt soeben umstellte. Auf einmal entspannte sich mein Körper und ich fühlte, wie offen ich für ein Gespräch mit V wurde.

Doch dann realisierte ich, in welchen toxischen Weg unsere Konversation ging. Dadurch lösten sich all meine Gefühle wieder in Luft auf, als leide ich an Stimmungsschwankungen.

Dabei bemerkte ich, wie V ermüdend den Kopf schüttelte.

„Weißt du was? Ist jetzt auch egal. Ich finde das nicht sonderlich schlimm; ich meine... Kommt ja nicht das erste Mal vor, dass man aufrichtige Gesten meinerseits fehlinterpretiert. Sowas passiert und du bist offensichtlich noch sehr wütend, also...", nickte er. „Verstehe ich deine Gedanken... Ich glaube aber, dass wir unser Gespräch ein anderes Mal fortsetzen sollten. Vielleicht dann... Wenn du nicht mehr so wütend bist..."

Aufmerksam meinen Körper gerichtet, hatte sich V bereits von mir gedreht. Er deutete auf den Bereich hinter sich, als er auch schon von mir Schritt.

„Ich bin bei Suga, wenn du mich suchst. Pass auf dich auf.", sagte er nur noch, bevor er sich dann endgültig von mir abwandte.

Und ich...? Ich blieb wie angewurzelt an Ort und Stelle stehen. Das, mit einem total verwirrten Zustand, den ich kaum erklären konnte.

Ich fühlte mich nämlich plötzlich so... So schlecht. Das schlechte Gewissen überkam mich.

Verwundert hatte ich mich zurückgedreht, um in die Richtung zu sehen, in die V verschwand.

Wieso... Besaß ich ein schlechtes Gewissen? Etwa... Weil er sich bei mir entschuldigte und ich ihn dreist von mir stieß? Oder weil ich etwas, das er mir anvertraute, gegen ihn verwendete? Lag es daran, dass ich seine verletztes Gesicht sah?

Ich hatte keinen blassen Schimmer!

Ich wusste nur, dass ich ziemlich durcheinander geraten war und vielleicht mal alles sacken lassen sollte, bevor ich meine Gedanken fortsetzte.

Daran festgehalten, setzte ich an zu gehen, als ich erschrocken zurück stolperte. Ohne es in den ersten Augenblicken geschnallt zu haben, begriff ich, dass ein Mädchen volle Kanne in mich reinlief- oder ich in sie. Wie auch immer das geschah; wir beide schauten überrascht zueinander auf.

„Oh mein Gott! Ich habe dich nicht gesehen! Tut mir leid!", platzte es aus ihr, während ich nicht anders konnte, als ihr in die großen, grünen Augen zu sehen.

Verdutzt starrte ich das mir unbekannte, doch wunderschöne Mädchen an. Ich kannte sie nicht, nein, aber ihr Aussehen hatte mich fast schon derartig gefesselt, dass ich beinahe vergaß ihr zu antworten. Unabhängig von ihren prachtvollen Katzenaugen, die von ihren halslangen braunen Haaren betont wurden, die sie offen in Wellen trug, war es ihre kräftige Aura, die mich packte. Sie wirkte so stark und frech, zugleich aber liebevoll und charismatisch. Ich hätte sie bis morgen anstarren können, wusste aber, dass ich es lieber unterlassen sollte. Schließlich mochte es nicht jeder lange angesehen zu werden.

„Ehm... Kein Problem.", winkte ich bloß ab, als ich zu lächeln anfing.

Sie erwiderte es direkt, wodurch ihre herzförmigen Lippen zum Vorschein kamen. Sie deutete daraufhin aufgeweckt hinter mich.

„Soll ich dir vielleicht etwas zu trinken bringen? Mein Name ist übrigens Thea.", nickte sie begrüßend.

(Willa Holland; besetzt als Thea)



Ihre offene Art lud mich direkt ein. Zwar wollte ich bis eben noch nach Hause, glaubte jedoch, dass mir etwas Ablenkung gar nicht mal schaden könnte. Somit ging ich herzlich auf sie ein.

„Mhm... Klar... Mein Name ist Penelope. Schön dich kennenzulernen."

Sie lachte beinahe schon erleichtert auf. Nach ihrer Brust gegriffen, nickte sie.

„Oh, danke, dass du auf mich eingehst!", wurde sie ihr Lächeln nicht mehr los. „Ich bin neu hier und dachte, ich sollte mir vielleicht Freunde machen, noch bevor die Ferien anstehen!"

Sie war neu an der Schule? Das bekam ich gar nicht mit, dabei war ich die Schulsprecherin. Bei all dem Stress zurzeit konnte es aber auch einfach nur sein, dass ich die Information überhörte oder vergaß. Sowas zog schneller an einen vorbei als man glaubte.

„Du bist neu?", fragte ich daher, um mehr zu wissen.

„Vor einer Woche erst hergezogen, ja", stimmte sie mir freundlich zu. „Jetzt versucht meine Familie sich einzuleben."

Sie zuckte die Achseln.

Interessiert zugehört, dachte ich direkt daran, dass ich sie den anderen vorstellen könnte, nachdem wir ein wenig geredet hatten. Sie wären sicherlich nett zu ihr, wobei ich glaubte, dass ihr das als Neuankömmling gut gelegen käme. So würde sie sich gleich willkommen fühlen und wüsste, an wen sie sich wenden könnte, wenn sie jemanden bräuchte.

„Was mit Freunden am einfachsten funktioniert", unterstützte ich sie. „Wenn du möchtest, kann ich dir gleich mal meine Freunde vorstellen. Sie lieben neue Leute und sind so offen!"

Überrascht den Kopf geneigt, nickte sie heftig.

„Das wäre total lieb!", begrüßte sie meinen Vorschlag. „Wenn das dann okay ist... Ich möchte mich nicht aufdrängen."

„Das ist mehr als okay! Bloß keine falsche Scheu!", redete ich ihr zu.

Da sah sie beschämt beiseite, doch freute sich über meine aufgeschlossene Art. Dann würde sie sich ja noch mehr freuen, wenn sie erstmal Namjoon, Jungkook und Hyunjin kennenlernte! Die drei konnte man nämlich nur lieben.

„Danke, Penelope", strich sie sich die Haare aus dem Gesicht, als sie wieder zu mir sah. „Du bist ja genau so freundlich, wie die anderen sagen..."

„Die anderen?", legte ich den Kopf schräg.

Sie nickte, als sie mit der Hand um sich zeigte.

„Die Schülerschaft! Ich habe mich bereits ein wenig umgehört und... Dein Gesicht kenne ich durch das Bild am Sekretariat. Deines und... Wie hieß der noch gleich..."

„Jungkook!", half ich ihr auf die Sprünge.

Aufleuchtend klatschte sie sich in die Hände.

„Ja, genau! Die Schülersprecher!"

Ich hatte beinahe vergessen, dass Bilder von uns im Sekretariat hingen. Aber sie kamen mir gut gelegen, wenn ich daran dachte, wie sich dadurch jemand wie Thea gut daran orientieren konnte.

Lächelnd reckte ich das Kinn.

„Dann heiße ich dich als Schulsprecherin offiziell willkommen! Und weißt du was? Jungkook suchen wir gleich mal auf. Die anderen werden sicherlich auch bei ihm sein.", zwinkerte ich und ging bereits voraus.

Zögernd folgte sie mir, wobei sie dennoch ziemlich neugierig wirkte. Einladend spazierte sie mit mir auf die anderen zu, dir allesamt aufmerksam die Augenbrauen hoben, sobald wir bei ihnen ankamen.

Jungkook war wie gewohnt der Erste, der fragte, wer mich begleitete, wodurch ich Thea entzückend vorstellte. Durch die große Gruppe schien sie etwas zurückhaltender, wobei sie schneller auftaute, als ich dachte.

Das war verständlich, wenn ich daran dachte, wie sich die Labertaschen Hyunjin und Eliza direkt auf sie stützten. Namjoon folgte gleich daraufhin, was Jihyo und Jungkook auch nicht mehr davon abhielten, auf sie einzureden. Suga, Hoseok und Jin waren eher etwas ruhiger, doch gaben immer mal wieder was von sich.

Der Schweigsame unter ihnen war V. Er verhielt sich ungewöhnlich ruhig, was in mir die Frage aufwarf, woran das liegen könnte.

Dann dachte ich an unser Gespräch, weshalb ich die Frage gleich wieder verdrängte.

Zu Thea gedreht, versuchte ich ihn auszublenden. Stattdessen fokussierte ich mich auf die laute Gruppe, die ich heute erneut genoss. Ich genoss sie, weil sie es immer schaffen würde mich auf andere Gedanken zu bringen.

Und dafür? Dafür liebte ich sie. Dafür würde ich sie für immer lieben...


———

Hello 🥸

I'm back. Back mit einem Kapitel, in dem sich V entschuldigt hat 👀 Wir ein neues Mädchen kennenlernen durften 👀 Jihyo und Namjoon süß waren 👀 und ja...

Was halten wir von den jeweiligen Punkten? Vor allem von dem, wo sich V „entschuldigt" hat? Hmmmm?

Uuuund. Ich entschuldige mich, dass ich die Szene um die Festnahme nicht ausgeschmückt habe, but... Ich greife im späteren Verlauf der Story (in paar Kapitel) wieder darauf zurück und DANN. Werde ich tiefer auf die Festnahme eingehen 💪🏼 und pssssst. Ignorieren wir die abscheuliche Gedankenführung... Danke 😂.

Erstmal! War's das aber und ein kleiner Spoiler; im nächsten Kapitel beginnt die Hochzeit hihi ✨

Stay tuned!

In love, N 💜

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