42. Showdown.

(Bild von Namjoon)

...

Mein gewohnter Alltag war zurück. Der gewohnte Alltag, an einem Wochenende, an dem es hieß; eine Veranstaltung stand an.

Ich vermutete erst, dass ich keine Lust hätte, um eine Feier zu besuchen, doch... Als ich hörte, dass Namjoon der Gastgeber war und die Veranstaltung ihm zu verdanken war, weil er behauptete, eine Willkommensfeier sei von Nöten, war ich definitiv dabei. So freute ich mich sogar hinzugehen und alle mir bekannten an einem gewohnten Ort wieder zu treffen. Meine Laune hob sich dadurch etwas, obwohl die letzte Nacht durch unsere Anreise anstrengend war.

Geschmunzelt, betrachtete ich mich im Spiegel. Ich entschied mich heute für ein lavendelfarbenes Kleid. Es besaß dünne Träger und ähnelte einem lockeren Sommerkleid, welches mir bis zu dein Knien ging. Dazu trug ich hohe, weiße Schuhe und eine helle Sonnenbrille in der Farbe meines Kleides. Meine Haaren fielen in großen Wellen hinab, dazu war ich sehr dezent geschminkt.

Das Motto heute; Fresh Summer with Glasses.

Zufrieden mit meinem Outfit blickte ich hinter mich, um meinen Bruder zu betrachten, der völlig in Weiß gekleidet. Er trug kurze Shorts und ein Hemd, das etwas durchsichtig war. Seine Brille trug weiße Ränder, wobei die Gläser hellblau waren.

Ich wettete, er stimmte sich farblich mit Eliza ab. Das konnte ich anschließend beobachten, als es bei uns zu Hause klingelte.

Tatsächlich... Sie trug ein weißes, lockeres Sommerkleid, welches ihre Schultern frei hielt, den Rest ihrer Arme jedoch bedeckte, wobei die Ärmel durchsichtiger waren. Dazu trug sie weiße Schuhe und dieselbe Brille, wie Hoseok. Sie sahen aus, wie Engel.

„Hey, Penelope.", lächelte sie.

Ich erwiderte ihren Gruß, sobald ich sah, wie ihr Bruder hervortrat, der heute mein Date war.

Meine Eltern hatten sich schließlich beruhigt, weshalb das in Ordnung war. Sie gingen bereits vor und waren schon vor Ort. Wir würden nun hinterher gehen.

„Du kommst nach Schwesterherz?", fragte mein Bruder, als er mir meinen weißen Mantel hinhielt.

Nach ihm gegriffen, nickte ich.

„Richtig."

Hoseok nickte ebenfalls, worauf er zuließ, dass sich Eliza bei ihm einhakte. Beim Rausgehen begrüßte er V, der genickt hatte, bevor seine Schwester und mein Bruder verschwanden. Locker wandte er sich anschließend an mich. Dabei lehnte er am Türrahmen. Er sah mir geduldig zu, wie ich mir meinen Mantel überzog, während er die Hände in die Hosentaschen stopfte. Er trug eine hellbraune Hose, die etwas weiter war. Dadrüber zog er sich ein lockeres T-Shirt an, das mit meinem Kleid abgesprochen war. Die große Brille, die auf seiner Nase saß, hatte helle Gläser, wobei die Ränder seiner Brille in der selben Farbe seiner Hose glänzten. Die Haare färbte er sich lila, was ihm besonders gut stand. Er übertraf sich optisch mal wieder selber.

„Der Mantel steht dir.", stellte er sich auf, als er merkte, dass ich bereit war.

Ich musste lächeln.

„Dir steht die Haarfarbe, Taehyung. Gehört vielleicht sogar zu meinen faves."

Nun lächelte er auch. Er fasste sich sachte an die Haare auf seiner Stirn, doch fuhr sich nicht ganz durchs Haar, um die Friseur nicht zu zerstören.

„Das hättest du besser nicht sagen sollen. Jetzt werde ich die Haarfarbe wohl öfter tragen.", hielt er mir seinen Arm hin.

Ich schüttelte belustigt den Kopf. Dabei erwischte ich mich, wie ich mich fragte, ob V das sagte, weil er gerade spaßte oder weil er es tatsächlich ernst meinte, da er mir vorgestern noch sagte, was er für mich empfand.

Nicht, dass es mich auf einmal störte... Ich fühlte mich bloß schlecht, da ich auf seine Beichte nicht wirklich etwas erwiderte und ich wollte ihm nicht das Gefühl geben, als wäre er mir egal. Zugleich wollte ich zwischen uns aber nichts verändern.

Irgendwie war meine Gefühlslage gerade schwer zu erläutern.

„Wollen... Wir wirklich ausgehen?", fragte ich und deutete auf seinen Arm.

Da hatte er schlagartig die Augenbrauen zusammengezogen.

„Wieso sollten wir nicht?"

Ja, Penelope... Wieso sollten wir nicht? Möchtest du ihn etwa daran erinnern, dass du nicht verliebt bist und du dich dadurch irgendwie komisch fühlst, obwohl es da nichts gibt, weshalb du dich komisch fühlen solltest? Wartest du auf eine Bestätigung? Was ist dein Problem?

Ich presste die Lippen aufeinander, was ihn die Schultern sacken ließ.

„Wir tun so, als wäre nichts, Penelope", nickte er plötzlich entspannt. „Es sei denn, du fühlst anders und da ich weiß, du tust das nicht, weil all das etwas plötzlich kommt... Naja. Bis dahin werde ich der Gentleman sein, der versucht dein Herz zu erobern."

Sobald V das sagte, musste ich überrascht die Augenbrauen heben. Dabei konnte ich nicht vermeiden, dass mein Herz einen Hüpfer machte.

Er wollte versuchen mich zu erobern? Meinte er das etwa wirklich ernst?

Hatte je jemand versucht mich zu erobern...? Irgendwie schmeichelte mich das. Durfte ich sowas überhaupt denken?

Naja... V war ein Charmeur. Er hatte ein Talent dafür das Selbstbewusstsein einer Frau zu stärken und ich gab zu... Das genoss ich. Doch ich würde das niemals ausnutzen...

„Du hast mein Herz bereits, Taehyung.", sagte ich sicher, worauf ich auf ihn zuschritt, um mich bei ihm einzuhaken.

„Nicht so, wie ich es eigentlich will, Davis.", antwortete er mir, wobei ich merkte, wie er zu mir sah.

Ich richtete den Kopf jedoch, um geradeaus zu sehen, da er mich tatsächlich erröten ließ.

„Sag sowas nicht..."

„Warum? Angst, dass ich dich mit solchen Sprüchen rum kriege, hm?", hörte ich ihn regelrecht grinsen.

Da es sich bei V um die Sorte Mann handelte, die genoss, wenn er eine Frau erröten ließ und ich nicht so dumm sein wollte, sein Ego zu puschen, sah ich doch wieder zu ihm auf; versuchend, mein Gesicht zu kontrollieren.

„Jetzt bilde dir nichts ein.", hob ich die Augenbrauen, bevor ich wieder den Blick abnahm.

Er musste amüsiert lachen und wieder fühlte es sich zwischen uns unbeschwert an. Als würden wir nur Witze machen, dabei war V wirklich ehrlich zu mir.

Aber... Der Unterschied zwischen ihm und anderen Menschen war der; er machte es nicht schwer oder kompliziert. Es war einfach zwischen uns...

Ich musste mir keine Sorgen machen. Deshalb ging es mir auch gut, obwohl das ein ernsteres Thema war, was er ansprach.

Ohne weiter darüber nachzudenken, ließ V von mir ab, um mir charmant die Autotür aufzuhalten. Heimlich genoss ich seine Mühen, weil ich sagen musste, dass ein Frauenheld wie er es verdiente, wie ich mit ihm umging. Andererseits genoss ich es selbstverständlich auch, weil V sich heimlich in mein Herz nistete. Ob ich wollte oder nicht...

Die Autofahrt bis zu den Kims verlief recht ruhig. Auch die Veranstaltung ging noch nicht richtig los, als wir ankamen, weshalb langsame Musik lief. Die ersten tanzten bereits, wobei andere schon dabei waren zu essen oder zu trinken.

Sobald V und ich eintraten, wurden wir direkt von Namjoon empfangen, der Jihyo bei sich stehen hatte. Von mir bekam er erstmal eine feste Umarmung.

„Ich habe dich so vermisst, Joon! Du hast uns allen gefehlt!", ließ ich lächelnd ab.

„Das hoffe ich! Die Schule war Selbstmord ohne euch.", rollte er die Augen.

Er und V schlugen freundschaftlich beieinander ein, worauf wir allmählich weiter reingingen. Schließlich kamen wir zu viert bei meinem Bruder und Eliza an, die mit Jungkook, Hyunjin und Jimin standen- ein altbekanntes Trio.

Während Jungkook eine beige Shorts trug und darüber ein weites weißes T-Shirt, welches seine braunen Boots betonten und seine braune Brille leuchten ließ, entschied sich Jimin für eine lange weiße Hose, dessen Enden er etwas aufkrempelte. Unter seiner schwarzen Sommerjacke entschied er sich für ein Shirt, das mit schwarzen Blättern übersäht war, doch weiß strahlte. Seine schwarze Sonnenbrille ruhte an seinem Kragen. Er trug seine bekannten Silberohrringe, dazu viele Ringe und Armbänder in schwarz, weiß und silber. Seine blonden Haare gaben seinem Outfit etwas unschuldiges, obwohl Park Jimin einfach nur attraktiv aussah.

Es war deutlich zu sehen, wer in einer Familie aufwuchs, der Eltern in der Modeindustrie hatte. Jimin stach deutlich zwischen seinen Freunden hervor. Wie auch nicht, wenn Jungkook sich immer unauffällig kleidete und Hyunjin aussah wie ein Penner? Dieser trug eine kurze Hose in grau, die einer Jogginghose ähnelte. Darüber trug er ein weißes T-Shirt, worauf er sich einen dunkelblauen Pullover überzog. Seine Brille war recht groß, wobei sie blaue Ränder besaß und helle Gläser.

Eliza schien ihn wohl auch abgecheckt zu haben, da sie die Hände an die Hüften stemmte.

„Nichts im Schrank gehabt, Hwang?"

„Was willst du denn jetzt schon wieder?", blinzelte er geschockt. „Ich sehe fresh aus, so, wie ich im Sommer eben immer rumlaufe. Was ist dein Problem?"

Sie hob bloß verteidigend die Arme und schwieg, was ihn dazu brachte die Augen zusammenzukneifen.

Nicht die beiden schon wieder...

„Was sollen denn die grauen Sportschuhe?!", pampte sie, was ihn auf seine Schuhe sehen ließ.

„Boa, was denn? Eifersüchtig, weil du keine tragen kannst?"

„Werd nicht frech!", hob sie den Finger.

Die anderen lachten bereits, wobei ich nur zu V sah, der grinsend die Achseln zuckte. Daraufhin deutete er auf die Getränketische, womit er mir etwas anbot. Ich willigte ein, wodurch wir uns von der Gruppe entfernten. Gerade dann, als Jungkooks Date kam, Yuna, die sich optisch mit ihm absprach. Leider nahm sie ihre Schwester Ryujin mit, weshalb es nur gut war, dass wir uns von den anderen trennten.

„Was möchtest du trinken?", fragte V.

„Wasser erstmal."

„Sicher? Ich empfehle was zum Auflockern.", warf er mir einen Seitenblick zu.

Ich kräuselte die Stirn.

„Warum?"

„Weil du gleich mit mir tanzen wirst.", nahm er den Blick wieder ab und hielt mir ein Sektglas hin.

Ich hob eine Augenbraue, doch nahm es herzlich an. Er hielt ebenfalls eins in der Hand, worauf er sich entspannt zu mir drehte und bereits anfing zu nippen.

Er wollte also mit mir tanzen?

„Auf einmal möchtest du tanzen, hm?", fragte ich verspielt.

Ich wusste, dass V gerne etwas eifersüchtig war und... Wenn er vorher immer gesehen hatte, wie ich mit seinem Cousin tanzte, konnte ich mir gut vorstellen, dass er deshalb mit mir auf die Tanzfläche wollte. Aber V war gut darin Dinge zu überspielen.

„Na", zuckte er die Achseln. „Du siehst wunderschön aus. Das bedeutet, ich muss dich vom Nahen besser betrachten und meine Chancen nutzen."

Er zwinkerte, was mich nur lachend den Kopf schütteln ließ.

Es war beeindruckend zu beobachten, wie seine Worte heute wogen. Er sagte mir schon öfter, wie schön ich war, doch heute...? Das Kompliment hatte auf einmal einen anderen Wert. Seine Worte wogen mehr.

Das war so, weil er mir sagte, was er für mich empfand. Nun stand ich hier, wieder etwas verwirrt von meinen Gefühlen, obwohl ich es nicht sein sollte. Ich hatte V nie mehr als einen Freund gesehen. Seit er mir jedoch sagte, was er für mich fühlte und sich seither nichts zwischen uns veränderte, hatte ich das Gefühl, ich verlor doch noch den Verstand, obwohl ich dachte, es sei alles cool. Was es ja auch war?! Ich glaubte, ich machte mir selber den Stress, was natürlich total unnötig war.

Ich wusste auch nicht, woher meine fünf Minuten Fragezeichen auf einmal herkamen.

Intuitiv sah ich an V vorbei, weil ich ihm nicht direkt in die Augen sehen wollte. Da traf ich dann auf ein Augenpaar, was ich heute überhaupt nicht erwartete...

„Jin!", platzte es aus mir.

„Huh?", machte V dann, weil er natürlich noch immer auf eine Antwort von mir wartete.

Doch er war gerade mehr als unwichtig! Ich hatte Jin eine Ewigkeit nicht mehr gesehen. Das war so lange her, dass ich mich kaum mehr daran erinnern konnte! So war alles, was gerade zwischen V und mir vorgefallen war, wie vergessen!

„Entschuldige mich bitte kurz!", drückte ich mich an V vorbei.

Direkt ging ich auf Jin zu, der gerade ein Sektglas abgestellt hatte. Mit einem breiten Lächeln tippte ich seinen Arm, wodurch er sich aufmerksam zu mir drehte. Überrascht hob er die Augenbrauen.

„Penelope, Liebes!", freute er sich über mein Erscheinen. „Wie schön dich anzutreffen."

Ohne überhaupt gefragt zu haben, zog ich Jin einfach in eine Umarmung, die er lachend empfing. Ich konnte nicht anders als das zu tun. Er hatte mir sowas von gefehlt! Seit der Geschichte mit dem Internat schien er ja wie verschwunden zu sein! Ehrlicherweise erwartete ich ihn heute nicht zu sehen, aber hier war er und es machte mich so glücklich! Zwischen uns gab es noch so vieles zu bereden... Iah hatte mich noch nicht aufrichtig für alles bedankt, was er für mich tat...

„Wo warst du, Jin?", ließ ich von ihm ab, doch verlor mein Lächeln nicht.

Er hatte erfreut ausgeatmet, worauf er sich in die Hosentaschen fasste. Natürlich trug Jin als einziger einen Anzug und stach so hervor... Immerhin war dieser aber weiß!

„Das Geschäft, Liebes. Dies ist dir doch durchaus bewusst."

Das Geschäft... Seit ich mich erinnerte, arbeitete Jin nur.

Bloß... Was er heute mit Geschäft meinte, klang für mich weniger mysteriös als sonst immer. Denn dieses Mal wusste ich, um welches Geschäft es sich handelte. Somit fing ich an die Augenbrauen zu wackeln.

„Geschäft, huh?", schnalzte ich mit der Zunge. „Erzähl schon.Wie läuft das Geschäft? Das Internat, meine ich?", zwinkerte ich und er schmunzelte.

„Hervorragend, ich bedanke mich für dein Interesse", nickte er vornehmend. „Aber berichte du doch bitte. Erfreut dich der Anlass des Abends? Ich vermute es..."

„Aber sicher!", bejahte ich.

Dabei ließ ich den Blick um den Saal schweifen, den Namjoon für den heutigen Abend gemietet hatte. Es handelte sich hierbei um einen großen Saal. Ich erkannte beim ersten Sehen, dass sich nicht die Eltern von Namjoon um die Dekoration kümmerten, sondern er selber. Dafür wirkte die Farbkonstellation zu chaotisch. Dabei war sie das nicht... Da kein Motto festgelegt wurde und die Gäste kunterbunt gekleidet waren, sah der Saal wunderschön aus. Es war so bunt, wie auf dem Kulturfest in Thailand, welches ich bewunderte. Für mich war das sehr kreativ, dass Namjoon gerne aus der Reihe tanzte und tat, was er für richtig bzw. schön hielt. Zudem achtete er auf seine Mitmenschen und was sie interessierte, was ihn bloß wertvoller machte.

Ich lächelte.

„Ich liebe Namjoon dafür."

Jin hatte leise gelacht.

„Er hat offensichtlich Gefallen an der Willkommensfeier gefunden, wenn ich bedenke, dass er sich von mir überreden ließ."

Überreden? War sich Namjoon etwa unsicher gewesen und wandte sich dann an Jin???

In meinem Brustkorb weitete sich eine Wärme aus, die mich gut fühlen ließ.

Aber sicher... Namjoon hatte einen Freund um Rat gefragt, der ihm wiederum Mut zusprach... Denn wir wurden alle Freunde. Ob gewollt oder ungewollt und so unterschiedlich wir auch waren... Ich hatte im Gefühl, dass das Internat uns zusammengeschweißt hatte; jeden individuell, doch... Es war passiert. Wir nannten uns Freunde...

„Du hast also mitgewirkt?", wollte ich die Bestätigung.

„Ja. Er hat mich um Hilfe gebeten, wobei sich das als gute Chance erwies, um gewisse Personen wieder zu sehen, die einem am Herzen liegen.", schmunzelte er.

Ich hob überrascht die Augenbrauen.

Personen, die einem am Herzen lagen... Wer hätte das gedacht? Wer hätte jemals gedacht, dass Jin Seokjin behaupten würde, ihm sei jemand wichtig?

Ich glaubte... Das ich mir ständig ein Bild von ihm machte, das nie existierte. Er war ein guter Mann. Ein ehrlicher, manchmal hinterlistiger, doch letztendlich aufrichtiger Mann. Er tat soviel für die Leute, die ihm etwas bedeuteten, dabei sahen das so viele als selbstverständlich.

Wie ich...

„Habe ich dir eigentlich je gedankt, Jin?", fragte ich, fast schon schuldig.

Er hatte so viel für mich getan, obwohl ich ihn nie darum bat... Ich hatte das Gefühl, ich schuldete ihm daher soviel, dabei gab ich ihm nichts zurück.

Nicht einmal ein Danke...

„Hast du.", nickte er liebevoll.

Seine Augen strahlten ehrlich.

„Habe ich nicht.", schüttelte ich verlegen den Kopf.

„Doch", widersprach er mir. „Indem du bevorzugst eine vernünftige Konversation mit mir zu führen, anstelle mich um etwas zu bitten, Liebes. Du magst mich für den, der ich bin."

Ich zog die Lippen zu einer Gerade.

In dem Augenblick verstand ich, dass mir Jin ein besser Freund wurde, als ich je erwartete. Ich hatte eine Freundschaft mit ihm stets ausgeschlossen. Heute wünschte ich mir, ich würde ihn nie wieder verlieren...

Jin führte die Hand an meine Schulter, um sie herzlich zu drücken. Aufgrund dieser Geste, die keine Worte benötigte, musste ich lächeln. Von seiner Seite schlang ich meine Arme um ihn, was ihn dazu brachte, seine um mich zu legen. Ich ließ ab, nachdem ich ihn einmal fest drückte, blieb jedoch so neben ihm stehen.

Selbst als die Lichter plötzlich verdunkelten und Namjoons dunkle Stimme durch das Mikrofon ertönte.

„Verheerteste Gäste! Amüsieren Sie sich?", hörte man ihn laut fragen.

Die Menge fing direkt an zu applaudieren.

Jin und ich drehten uns automatisch zu ihm. Da erblickte ich den Mann auf der Bühne, der amüsiert die Arme breitete.

„Das freut mich!", lächelte er, wodurch seine Grübchen erschienen. „Schließlich gilt der heutige Abend meinen Freunden, die von der Stufenreise zurück sind! Meinen Freunden, die ich so sehr vermisst habe", nickte er. „Aber vor allem habe ich Jihyo Smith vermisst; die Frau, die der Abend eigentlich viel mehr gewidmet ist..."

Dicht neben Jin und mir ging ein Licht auf, was mich dazu brachte, rüber zu sehen. Ich konnte erkennen, wie das Licht eine Person fokussierte; Jihyo. Sie wirkte überrascht, als wäre es nicht geplant gewesen, dass sie nun im Fokus stand. Dennoch sah sie wunderschön aus in ihrem pastellfarbenem Kleid. Es war orange, genauso wie das Hemd von Namjoon, wobei die beiden die Brille in der selben Farbe trugen. Namjoon hatte eine weiße Hose an. Seine Schuhe waren ebenfalls weiß, wie die von Jihyo. In ihrem offenen Haar, das braun glänzte, trug sie eine große Blume, die die selbe Farbe ihrer Schuhe hatte.

Sie sah aus wie eine bezaubernde Elfe.

Lächelnd blickte sie umher, wobei Hyunjin dicht neben ihr stand, doch beiseite trat, damit nur sie zu sehen war. Somit schloss ich, dass sich die anderen auch in ihrer Nähe befanden.

„Du wirst jetzt überrascht sein, Jihyo, und ich bin es auch, aber... In der Zeit, in der du weg warst, habe ich eine Sache realisiert... Ich habe realisiert, dass ich dich über alles liebe. Oh, Gott. Ich liebe dich wie verrückt...", sprach Namjoon.

Mein Herz machte einen Hüpfer, obwohl seine Worte nicht einmal mir gewidmet waren. Ich konnte genau erkennen, wie sie bei Jihyo auch was bewirkten und mehr als das...

„Ich... Ich habe verdammte Angst vor dem Kommenden, aber ich... Ich werde jetzt keinen Rückzieher machen. Koste es, was es wolle..."

Sein Gesicht wurde auf einmal ernst. Beinahe verletzlich...

Was würde denn nun geschehen...?

Er atmete tief durch, als er neu ansetzte.

„Wir sind nicht lange zusammen... Das stimmt schon. Aber in kurzer Zeit habe ich bereits realisiert, wie viel du mir bedeutest, zumal ich dich vorher schon anschmachtete", nickte er grinsend, bevor er wieder ernst wurde. „Ich... Ich liebe dich so sehr, Jihyo, dass ich nicht atmen kann, wenn du bei mir bist. Noch schwieriger fällt es mir aber, wenn du gehst. In der Sekunde, in der du mich verlässt, vermisse ich dich. Das ist fast schon krankhaft"

Er musste unsicher lachen. Andere jedoch seufzten erfreut, da sie wussten, er war einfach nur verliebt. Genauso wie ich das auch wusste... Ich hatte es immer gewusst.

„Ich habe also überlegt... Was kann ich tun, damit dieses Gefühl vergeht? Diese Frage ging mir durch den Kopf und ich habe viel zu lange damit verbracht über sie nachzudenken, obwohl die Antwort doch klar war...", atmete er tief ein und wieder aus.

Ich musste intuitiv die Augenbrauen zusammenziehen. Er wollte eine Lösung, die ihre regelmäßige Trennung verhindert? Was war sein Ergebnis denn?

Und dann leuchtete es bei mir ein. Meine Kinnlade fiel, ohne dass Namjoon seine Frage schon stellte.

„Okay, Jihyo...", biss sich Namjoon für einen Moment auf die Unterlippe. „Um also für immer beieinander zu sein und nie wieder von der Seite des anderen zu wichen, muss ich dir eine Frage stellen...", atmete er vor Nervosität aus. „Jihyo Smith; möchtest du meine Frau werden?"

Er hatte es getan. Kim Namjoon hatte es getan! Er machte Jihyo einen Heiratsantrag! Er hielt um seine Hand an- in der Öffentlichkeit!

Mein Schock stand mir ins Gesicht geschrieben. Was ich absolut nicht verstand! Namjoon war ein mutiger Mann, der kämpfte um das, was er wollte! Er wollte Jihyo an seiner Seite, also... Schnappte er sich die Frau. Die Frau, die er für's Leben haben wollte...

Ich schaute zu Jihyo rüber, die ebenfalls erschrocken war. Sie schien wie in Trance und hatte zu Namjoon hochgesehen, während all die anderen Menschen sie aus großen Augen ansahen.

Erst als Jungkook sie kräftig von hinten umschlang und die anderen sich um sie stellten, lachte sie. Sie lachte, bevor sie kräftig anfing zu nicken.

„Ja!", rief sie, was kaum bei ihm ankam. „Ja, ja, ja!!!"

„Sie hat ja gesagt!!!!", brüllte Jungkook, der deutlich lauter war als Jihyo.

Anschließend fing das Publikum an zu applaudieren. Namjoon legte das Mikrofon ab, worauf er von der Bühne ging, um direkt auf sein Mädchen zuzulaufen, die ihn mit offenen Armen erwartete. Je näher sie sich kamen, desto größer wurde ihr Lächeln und lauter das Geklatsche.

Meine Brust explodierte in dem Moment vor Freude.

Da hatten sich zwei gefunden... Zwei Seelen, die zueinander passten...

„Wurde doch mal Zeit...", murmelte Jin neben mir, der auf der Stelle zu klatschen begann.

Als hätte er es gewusst...

Wieder zu Jihyo und Namjoon gesehen, die voneinander abließen, konnte ich erkennen, wie er auf die Knie ging, um seiner nun zukünftigen Frau einen Ring entgegen zu halten. Einer, der silber glitzerte. Er besaß einen großen Diamanten, der so hell leuchtete, dass jeder die Augen groß machen musste. Jihyo hielt Namjoon beschämt ihre Hand hin. Vorsichtig griff er nach diese und legte ihr den Ring an. Daraufhin zog sie ihn hoch, worauf eine erneute Umarmung folgte.

Nach diesem Zeitpunkt ging die Feier dann erst richtig los. Die Stimmung lockerte sich, worauf einige bereits nach den Gläsern griffen, um etwas zu trinken. Viele tanzten und grundsätzlich ging es nur noch darum das neue Paar zu feiern.

„Das ist sooooo krass!", freute sich Jungkook, der Namjoons größter Fan war.

„Sowas von! Wer hätte das gedacht?!", fragte Hyunjin schockiert.

Ich klatschte mir erfreut in die Hände.

Obwohl Jihyo und ich eine anstrengende Vergangenheit hatten, freute ich mich gerade tierisch für sie. Zumal wir beide uns längst vertrugen...

Dem neuen Traumpaar gönnte ich einfach alles!

„Mögen sie glücklich werden!", lächelte Eliza.

„Unbedingt, unbedingt, unbedingt!", konnte sich Jungkook kaum mehr einkriegen.

Heiter unterhielten wir uns daraufhin prächtig über Namjoon und Jihyo, für die wir uns alle freuten. Ich hatte sogar zwei Gläser mehr getrunken, als ich eigentlich immer tat, genauso wie der Rest. Heute war der Anlass nämlich perfekt.

Wir spalteten uns allmählich, sodass ich irgendwann nur noch bei Eliza und meinem Bruder stand. Jin musste sich mit Namjoons Eltern unterhalten, wobei Jungkook mit Yuna verwand. Ich glaubte, dass Hyunjin und Jimin hinterher gingen, aber das wusste ich auch nicht mehr. Nur V war nicht mehr zu sehen.

Ich schaute mich um, bis ich den Mann, der sich mit mir matchte, auch schon erblickte. Ich konnte erkennen, wie er lässig an eine Wand gelehnt war, wobei ein Mädchen vor ihm stand, die schüchtern lächelte. Er hingegen trug ein flirtendes Lächeln, das er stolz präsentierte, während er freudig redete.

Und dann war das Mädchen Ryujin...

Wie von selbst musste ich den Kopf neigen, sobald ich verstand, was da vor sich lief.

V Taehyung versuchte Ryujin anzubaggern, während er mit mir hier war? Zudem... Hatte er gestern nicht noch gesagt, dass er volle Kanne in mich verschossen war?

Aus irgendeinem Grunde, da kribbelte es mich in den Fingern.

Wollte er mich etwa aufzuziehen? Mit ihr...? Mich provozieren...?

Ohne es kontrolliert zu haben, wobei ich meine Gefühle auf den Alkohol schob, spürte ich eine gewisse Wut in mir.

Doch ich behielt mich im Griff.

Ich wollte nicht auf seinen blöden Versuch anspringen mich eifersüchtig zu machen. Dennoch begleiteten mich meine Beine dahin.

Ja... Ich hasste mich selber dafür...

Doch noch bevor ich überhaupt etwas sagen konnte, als ich bei ihnen stand, ertönte auf einmal ein lauter Knall. Ein Knallt, der mich erschrocken aufzucken ließ. Dieser war so laut, dass ich automatisch die Arme schützend um meinem Kopf hielt. Mein Gehör trübte einen ganzen Moment lang. Selbst dann, als ich ängstlich die Arme runter nahm, um erschrocken umher zu blicken. Wie von selbst wollte ich voraus stolpern, nur spürte ich eine Hand, die sich um meinen Arm fasste. Aus großen Augen umher gesehen, schaute ich in die dunkle Iris von V... Sein Blick war ernst, wobei sein Griff fest war.

Mein Herzschlag wurde schneller. Mein ganzer Körper fing an zu zittern.

Das war ein Schuss...

„Nein!", hörte ich eine männliche Stimme laut brüllen.

Und der Schrei brannte sich für eine ganze Weile in meinen Kopf...


———

Hi🌚

Ja... Das Kapitel endet SEHR dramatisch und... Das verneine ich dieses Mal nicht. Zwar ist viel passiert und viel Schönes, but here we are. Ich bleibe stumm 🤡

Stayt einfach tuned!

In love, N ❤️

Ps. Der Antrag war so crap, aber... Hier ist eure psychopxthinsilence back, die sowas aus irgendeinem Grunde nicht schreiben kann. Whatever. Ich shippe die beiden- zumindest das kann ich 😂

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