41. Letzter Tag.
(Bild von V Taehyung)
...
Heute stand das Klettern an! Das Strandhotel bot einen Klettergarten, an dem wir unangemeldet klettern konnten. Doch unsere AufseherInnen wollten es spannend gestalten, indem sie mit uns in die Berge fuhren, die auch ein Kletterangebot hatten.
Ich musste sagen... Wenn ich die Klettergärten miteinander verglich, war der in den Bergen gewaltig. Die Hügel ragten weit hoch, wobei die jeweiligen Stationen wild verteilt waren, in sämtlichen Farben, sodass die Angst einem bereits beim Anblick unter die Haut kroch. Ich hätte es für viel zu gefährlich gehalten, wären die ganzen Sicherheitskräfte nicht gewesen, die unzähligen Netze und die Ausrüstung.
Zugegeben... Vielleicht war ich auch einfach nur ein Schisser. Ja, definitiv.
Die anderen hingegen waren deutlich mutiger als ich es war. Vor allem die Jungs, die sich regelrecht auf die Stationen stürzten. Ich saß lieber auf den Bänken und beobachtete, wie sie voller Freude kletterten. Der eine war glücklicher als der andere, wobei deutlich angegeben wurde.
Naja... Nur das die ein oder anderen nicht dazu berechtigt waren.
Mein Bruder zum Beispiel, der sich regelmäßig am Seil verhedderte, hatte kein Recht dazu. Ich wusste zwar, dass er gerne Eliza beeindruckt hätte, nur... Konnte er eben nicht klettern, wie es gewisse andere konnten.
Oder V! Der ließ sich ständig von Hyunjin oder Jungkook provozieren, was das Klettern anging. Vor allem von Jungkook, auf den er es gefühlt abgesehen hatte!
Während die beiden Jungs aber klettern konnten, war V einfach nur peinlich. Keiner rutschte so oft ab, wie er es tat. Das eine Mal rutschte er so hart ab, sodass er Jihyo mitriss, die mit dem Hintern auf Eliza gefallen war.
Ihn nervte das Talent der beiden Jungs, aber was sollte ich dazu sagen? Sie waren einfach sehr gut und konnten sich das Angeben erlauben! Sie waren aber nicht nur talentiert, sondern probierten selbst die extremen Stationen aus.
Er und Hyunjin waren nun mal lebensmüde. Ich wettete, wenn Namjoon hier wäre, wäre er genau so lebensmüde. Dasselbe galt für Suga...
Wie auch immer.
Jungkook war jedoch der Beste gewesen, was so ziemlich niemanden überraschte. Zudem war er derartig mutig gewesen, dass selbst die Mitarbeiter überzeugt waren, sodass sie ihn fragten, ob er die extremste Station nicht ausprobieren wollte. Bei der musste er auf einen Berg klettern, auf dem er ganz oben eine Fahne in die Erde stechen sollte, die seinen Namen trug. All das, ohne Sicherheitsgurt. Wenn er fallen würde, fiel er in ein Netz hinein.
Er sagte voller Freude zu.
Nicht zu meiner Überraschung... Schaffte Jungkook, was ihm aufgetragen wurde, ohne einen einzigen Kratzer. Die Jungs an meiner Seite hingegen waren schockiert, genauso wie der Rest.
Dabei... Hätte sich jeder denken müssen, dass er gute Chancen besaß. Er war ein Naturtalent in fast allem!
„Ein Hoch auf Jk!", wurde es laut von Eliza gerufen, nachdem kalte Eisschockolade verteilt wurde.
„Ein Hoch auf Jk!", riefen wir im Einklang.
Jungkook grinste breit und genoss seinen Moment. Auch, wenn er von V beispielsweise einen Mittelfinger zu Gesicht bekam.
Wir lachten alle viel, worauf es nach Hause ging. Das Abendessen verlief ruhig, weshalb es nicht unbedingt etwas zu erzählen gab. Außer der Tatsache, dass unsere AufseherInnen uns anschließend zusammenriefen, um eine entscheidende Frage zu stellen.
Sie hatten für uns wohl eine Schnitzeljagd bereit gelegt, die uns bei Erfolg ein Geschenk bereit hielt. Wir sollten uns entscheiden, ob wir sie heute durchqueren wollten oder ob wir es bevorzugten morgen Früh, nach dem Frühstück, zu gehen, worauf es dann nach Hause ging.
Da uns das morgen zu stressig sein würde, entschied sich der Großteil für heute.
Daher standen wir nun hier; V und ich. Unsere AufseherInnen hatten uns nämlich in Gruppen aufgeteilt und so, wie das Schicksal wollte, kamen wir beide in eine Gruppe.
Die Sonne ging bereits unter, was am Strand atemberaubend aussah. Wir sollten unsere Suche von hier aus starten, was V und ich akzeptierten. Wir besprachen durch den Wald zu gehen, den wir bereits durchquerten, als Jungkook und ich unseren Nacht-Trip hatten.
Aber ich musste zugeben, dass ich nicht wirklich Lust auf die Schnitzeljagd hatte. Genauso, wie ich heute Vormittag wenig Lust auf das Klettern besaß...
Das lag größtenteils an den gestrigen Tag. Oder sollte ich sagen... Es lag an Lee Minho?
Ich musste die ganze Zeit an das Gespräch mit ihm denken. An das, was er über Jimin sagte... Er hatte mir erzählt, dass er Bescheid wusste, wie ich vom Geheimnis erfuhr. Zudem war er sich sicher, dass ich mit Jimin noch nicht darüber gesprochen hatte...
Das brachte mich dazu darüber nachzudenken.
Was war, wenn er so nervig war und auf Jimin zuging, um ihm davon zu erzählen...? Jimin wäre so wütend auf V und mich- da war ich mir mehr als sicher. Er wäre wütend auf V, weil er beschloss mir einfach von Jimins Geheimnis zu erzählen... Auf mich wäre er wütend, weil... Ja. Ich wusste nicht genau, warum.
Vielleicht... Weil er nicht wollte, dass ich es wusste? Vermutlich ging es ihm aber auch darum, dass ich allgemein kein Recht dazu irgendetwas über ihn zu wissen...
Ich hatte keine Ahnung.
Ich wusste nur, dass es mich stresste. Mich stresste, dass Minho bescheid wusste. Mich stresste auch, dass er damit hochmütig durch die Straßen schlendern konnte, ohne ein schlechtes Gewissen zu empfinden. Schließlich vergaß ich nicht, dass es noch immer seine Gang war, die Jimin das antat. Dann kam dazu, dass er sich allgemein nicht schlecht fühlte. Er fühlte sich nie schlecht. Weder dann, wenn er mich wie Scheiße behandelte oder Drohung verteilte, noch, wenn er sich in andere Angelegenheiten einmischte. Ihn sollte das mit Jimin nicht interessieren. Noch weniger sollte es ihn interessieren, ob ich mit ihm darüber sprach, wozu ich erstens nicht bereit war und zweitens, wollte ich das V noch nicht antun, dass sein Cousin auf ihn wütend wurde.
Minho sollte aufhören Menschen unter Druck zu setzen und Beziehungen zu zerstören.
Er nervte mich! Ich wünschte, er hätte nicht solch eine große Macht, der er sich bewusst war.
Ich... Ich wünschte außerdem er hätte nicht so eine enorme Wirkung auf mich. Auf mich und meinen Kopf...
„Sag mal... Ist alles in Ordnung?", hörte ich auf einmal die tiefe Stimme von V.
Ich hatte ja beinahe vergessen, dass er neben mir her lief!
„Ehm..."
„Habe ich was getan oder... Bist du heute einfach lieber schweigsamer?", fragte er, während wir in den Wald gingen.
Auf seine Frage bezogen, schüttelte ich den Kopf.
Warum erzählte ich ihm eigentlich nicht, dass Minho mich gestern Nacht abfing? Schließlich hatte er jedes Recht dazu.
„Ich bin nur...", atmete ich aus. „Etwas abgelenkt, wegen..."
„Wegen?", fragte er aufmerksam.
„Minho."
„Minho?!", platzte es aus ihm, als er stehen blieb.
Ich blieb intuitiv auch stehen. Dabei merkte ich, dass wir am Baumstamm inne hielten, an dem Jungkook und ich auch gestern Nacht noch hielten.
„Ja... Er hat mich gestern abgefangen und hat... Naja. Interessante Dinge angesprochen."
V verschränkte die Arme vor der Brust und zog die Augenbrauen kritisch zusammen. Sein Kinn sachte gehoben, gestikulierte er.
„Wann hat der dich denn abgefangen? Worüber hat er mit dir geredet?"
Ich kratzte mich am Hinterkopf.
Lieber ließ ich den Teil mit der Gemeinschaftsdusche weg, bevor er noch unnötig überreagierte...
„Er hat mit mir über Jimin geredet", schluckte ich. „Mir erzählt, dass er auf dem Internat, am Tage unserer Abreise, mitbekam, was passierte. Er hat alles mitgehört, V. Das Gespräch zwischen Jimin und dir. Unser Gespräch..."
Zugegeben... Mich erleichterte es, dass ich damit zu V gehen konnte, um mit ihm darüber zu sprechen. Ich glaubte, wenn ich das Thema Minho für mich behalten würde, hätte mich das belastet. Vor allem, weil ich das Gefühl hatte, ich wusste eine Sache, die ich nicht wissen dürfte. Hinzu kam, dass ich irgendwie das Gefühl bekam, V damit zu schaden, wenn ich irgendwas für mich behielt. Natürlich war das das letzte, was ich wollte...
„Was?", kam es aus ihm, als er die Zähne aufeinander biss. „Er hat alles mitgehört, das Arschloch?!"
Ich nickte.
Leider...
„Und jetzt?! Was hat er dazu gesagt? Was möchte er mit der gewonnen Information?"
Das war eine gute Frage, denn... Darauf hatte ich selbst keine Antwort. Ich wusste nicht, warum Minho mit mir darüber sprach und was genau er wollte. Ich wusste nur, dass ich das besser nicht einfach ignorieren sollte.
„Nichts besonderes...", sagte ich ehrlich. „Irgendwie... Hat er sich gefragt, warum ich mit Jimin noch nicht darüber geredet habe."
Was ich noch immer nicht verstand. Vor allem den Part nicht, in dem er sagte, ich solle mich von Jimin fern halten...
„Was interessiert's ihn?", gab er unfreundlich von sich.
In dem Augenblick spürte ich, wie so oft, wie V wieder eine Kälte annahm, die er gerne verbreitete, wenn er wütend oder genervt war. Oder wenn es um Minho ging...
Ich wusste jedoch, dass seine Stimmung nicht an mich gerichtet war! Dafür veränderte er seine Tonlage mir gegenüber, auch wenn seine Aura etwas anderes verriet.
„Weiß ich nicht...", murmelte ich.
Da lockerte er seine Arme und hatte warnend einen Finger gehoben.
„Er soll sich lieber um seine eigenen Angelegenheiten kümmern. Sag ihm das so, wenn er dich nochmal abfangen sollte, ohne dass ich dabei bin. Sag ihm auch, dass ich Bescheid weiß. Er soll aufhören zu nerven.", sagte er zischend.
Wie bitte...? Er machte sich keine Sorgen? V hatte keine Angst davor, dass Minho bei Jimin etwas verraten könnte? Schloß er einen Streit etwa aus?
Auch, wenn er recht besaß und Minho sich tatsächlich um seinen eigenen Kram kümmern sollte...
Machte ihn das denn nicht unsicher?
„Okay... Also soll ich mir keine Sorgen machen?", fragte ich.
„Nein. Er möchte bloß nerven. Wenn er wirklich Stress machen will, hätte er es ihm längst gesagt.", gab V von sich.
Ich nickte zögerlich. Na, wenn er das sagte... V müsste ihn ja am besten kennen, richtig? Da ich ihm vertraute, nahm ich seine Aussage somit hin.
Auch, wenn ich nicht verstand, wie jemand einfach bloß nerven wollte...
Aber er hatte recht... Minho hätte schon längst etwas gesagt, wenn er tatsächlich ein Ziel verfolgte...
Oder?
Innerlich seufzte ich.
Ich hoffte, es würde alles friedlich verlaufen. Ich mochte Streitereien nicht wirklich...
Um mich abzulenken, nickte ich voraus, damit V und ich weiter gehen konnten. Das Thema brachte mich nicht weit und statt mich weiterhin damit zu belasten, wollte ich lieber an etwas anderes denken. Das Spiel bot sich dabei ganz gut...
Doch dann fiel mir etwas ein, was ich über die Tage vergessen hatte! Das Gespräch mit V erinnerte mich wieder daran. Wir hatten schließlich nicht jeden Tag solche Gespräche, wodurch es nicht lange brauchte, bis es mir wieder einfiel.
„Ach ja!", hielt ich ihn am Arm zurück, weshalb er wieder zu mir sah. „Wolltest du mir nicht eigentlich noch was erzählen?"
„Erzählen?", zog er die Augenbrauen zusammen.
„Als wir am See standen...?", erinnerte ich ihn.
An dem Tag, an dem Suga ging... War V an den See verschwunden, weil er keinen Brief bekam. Ich hatte mit ihm darüber geredet gehabt und versucht ihn aufzumuntern, wobei ich glaubte, dass das geholfen hatte. Am Ende wollte er mir jedoch was mitteilen, was nicht ging, weil wir weg mussten. Schließlich hatten uns Biker besucht...
„Ah. Ehm...", kam es plötzlich von ihm, wobei ich spürte, wie er zögerte, sodass selbst seine Kälte sich in Luft auflöste. „Ja... Ehm... Vergiss es. Das war unwichtig."
Das hatte er so abrupt rausgehauen, dass ich blinzeln musste.
Was...?
Ich sollte das... Vergessen? Das war... Unwichtig? Ach, ja? Worum ging es denn, dass es erst wichtig war und dann auf einmal nicht mehr?
„O-Kay...", kam es bloß aus mir.
Ich konnte V nämlich nicht dazu zwingen mir etwas zu erzählen, was er mir nicht erzählen wollte. Was er mir nicht mehr erzählen wollte.
Es einfach hingenommen, ging ich nickend voraus. V schritt mir daraufhin hinterher, wodurch er im nächsten Moment wieder neben mir stand. Stumm lief er an meiner Seite her, wobei ich genau spürte, wie er plötzlich eine gewisse Unsicherheit ausstrahlte. Eine, die er zuvor nicht fühlte.
Ich ignorierte das jedoch. Ich hatte nicht das Gefühl, dass er darüber sprechen wollte. Dennoch musste ich verblüfft feststellen, wie offensichtlich V sein konnte, ohne es selber zu wissen.
In dem Sinne schritten wir in Stille weiter in den Wald. Im Laufe der Zeit realisierte ich, dass wir das Spiel vernachlässigten. Zugleich dachte ich mir, dass sich auf unserem Wege einfach nichts befand. Gerade als ich das V sagen wollte, um wo anders hinzugehen, erkannte ich direkt, wie er mir zuerst etwas sagen wollte. Ich blickte in seine Augen, die mir seine Unsicherheit nur bestätigten.
Dadurch musste ich fragend die Stirn kräuseln.
Ich konnte sehen, wie er schluckte, bevor er die Achseln zuckte.
„Würdest du mir einen dummen Fehler eigentlich vergeben können, Penelope?", fragte er geradewegs heraus.
Das brachte mich dazu den Kopf vorzubeugen.
„Wie bitte?"
„Wenn ich mal was dummes anstellen sollte...", fing er erneut an. „Würdest du mir das vergeben können?"
Er presste die Lippen aufeinander, als er erwartungsvoll zwischen meinen Augen hersah.
Einen dummen Fehler begehen? Vergeben...? Was fragte er mich da bloß? Zum Teufel- Wie kam er auf so eine Frage?
„Kommt darauf an...", gab ich zögerlich von mir.
Ich... Ich wusste zwar nicht, wie er auf so eine Frage kam, nahm sie aber einfach auf und dachte über sie nach.
Er fragte mich, ob ich einen dummen Fehler vergeben würde? Vor allem, wenn er ihn begann...?
Naja... Ich hatte einigen Leuten schon einige Dummheiten vergeben und noch viel mehr als das. Ich hatte grundsätzlich ein offenes Ohr, wozu die Tatsache kam, dass ich gerne auf mein Herz hörte und es nicht für sinnvoll empfand, wenn ich jemandem nicht vergab. Es schadete bloß meinem eigenen Herz... Deshalb hörte ich andere gerne an, wenn sie sich entschuldigen wollten, wodurch ich bereit war, zu vergeben...
Ich vergab eigentlich jedem...
Wenn ich der Person nicht zu schade war...
Und ein Gefühl sagte mir... Ich wäre V für nichts zu schade.
Somit nickte ich.
„Ich denke... Ja", entschied ich mich für meine Antwort. „Ja. Ich würde dir vergeben."
„Auch... Jimin?", machte er die Augen groß, was mich stutzig darein sehen ließ.
Warum um Himmelswillen fragte er mich das? Hatte er etwa Angst darum, dass ich Jimin seine Taten nicht vergeben könnte? Glaubte er, Jimin hatte mich bereits so sehr verletzt, dass ich ihm nicht vergeben könnte?
Wenn ja... Dann hatte er sich gewaltig getäuscht.
Ich würde Jimin jeden seiner vergangenen Fehler vergeben. Die Art und Weise, wie er mich behandelte... Ich hatte Verständnis dafür, auch wenn ich nicht verstand, warum nur ich. Ich nahm es hin und... Und versuchte daraus das Beste zu machen.
Ich vergab ihm längst- Jeden Tag aufs Neue.
Obwohl ich das nicht wollte... Nicht sollte...
Um keine Schwäche zu zeigen, atmete ich tief ein und wieder aus.
„Wer um Entschuldigung bittet...", schnalzte ich mit der Zunge. „Wird auch von mir angehört, V."
Meine Antwort schien ihn wohl endlich zufrieden zu stellen, da er einen Schritt zurück gehen konnte und sich übers Haar fuhr, ohne zu zittern.
Ich wusste zwar nicht, was das gerade sollte, aber V war komisch. Jedoch... War er immer komisch, nur deshalb machte ich mir keinen Kopf darum.
„Merk dir diese Worte", sah er zu mir. „Okay?"
Ich empfing seinen Blick, was mir eine Gänsehaut verpasste. Denn... In seinen Augen erkannte ich eine Angst, die... Die ich einfach nicht begründen konnte.
„Hast du irgendwie getrunken?", musste ich zögerlich lächeln.
„Ich mag dich, Penelope", schoss es dann aus ihm und ich schluckte. „Und das ist kein Geheimnis."
Verwirrt schaute ich mich um.
Hatte ich irgendwie einen Teil unserer Konversation verplant und nicht mitbekommen?
„Warum sagst du mir das?", fragte ich fast schon verzweifelt, weil ich bei unserem Gespräch kaum mehr hinterherkam.
„Ich habe Angst dich zu verlieren.", antwortete er mir ehrlich.
Das konnte ich deutlich in seiner Stimme raushören. Sein Blick bewies mir die Aussage bloß, als ich wieder zu ihm schaute.
Er hatte Angst mich zu verlieren...? Weshalb?!
„Warum solltest du?", schüttelte ich den Kopf.
Er atmete kräftig aus, bevor er sich am Hinterkopf kratzte.
Ohne es kontrollieren zu können, beobachtete ich jede seiner Bewegungen. Irgendwie überraschte mich V heute auf eine Art, wie er es noch nie tat.
Nicht etwa, weil er direkt war... Es war die Tatsache, worüber er sprach...
„Ich weiß nicht...", musste er selber überlegen.
Dabei glaubte ich... Er wusste, warum. Nur belog er mich...
„Ich weiß nicht so ganz genau...", wiederholte er sich. „Vielleicht, weil Suga ging?"
Wegen Suga?
Meine Schultern sackten.
Er hatte Angst darum, dass ich gehen würde, wie Suga es tat? Aber... Warum hatte er Angst davor? Suga war doch nicht für immer weg... Oder war er so unsicher, weil er keinen Brief bekam?
Woher kam seine Unsicherheit auf einmal her?
Ich musste einen Schritt vortreten, als ich realisierte, dass das Gespräch am See vielleicht doch nicht soviel gebracht hatte. Er hatte noch immer Angst um seinen besten Freund, von dem er dachte, dass er ihn verließ.
So war das jedoch nicht...
„Oh, V... Er kommt doch wieder...", blickte ich ihn mitfühlend an, als ich nach seinem Arm griff.
„Ja, vielleicht...", sah er jedoch nur beiseite.
Er wirkte verletzt. Noch immer...
Die ganze Zeit dachte ich... Er war die meiste Zeit etwas zurückhaltender oder pissig, weil ihn die anderen nervten. Vor allem Minho, der gerne seine Nerven strapazierte!
Doch eigentlich lag es die ganze Zeit an Suga...
V war noch traurig.
„Hey...", griff ich nach seiner Hand. „Du weißt doch... Ich bin immer für dich da, wenn du was brauchst. Oder?"
Die Augen für einen Moment geschlossen, öffnete er sie wieder. Ein Lächeln bildete sich auf seinen Lippen, worauf er sich mit dem Kopf wieder zu mir drehte.
„Auch... Wenn ich mit Ryujin flirte?", hob er eine Augenbraue.
Auf der Stelle musste ich auch anfangen zu lächeln, zog jedoch meine Hand wieder zurück.
Sachte schlug ich ihm am Arm.
„Das ist nicht komisch!", warnte ich ihn.
Ich wusste zwar nicht, wie er jetzt auf Ryujin kam... Aber es war tatsächlich gar nicht so unangenehm, wie ich ursprünglich dachte. Der Abend bei den Shins hatte für viele Gespräche in meinem Kopf gesorgt, die nie stattfanden, mich aber begleiteten. Unter anderem dachte ich an V und mich, wie wir eines Tages darüber sprechen würden, weil ich eigentlich wütend auf ihn gewesen bin.
Naja, bis das mit Suga und den Briefen geschah...
Dann stand ich drüber. Ich dachte, dass sich damit das Thema zwischen uns beiden klärte.
Nur jetzt? Wo er es wieder erwähnte... Ging ich locker damit um. Obwohl wir bis eben noch über ernste Themen sprachen...
„Jetzt, wo wir alleine sind...", zwinkerte er. „Kannst du doch zugeben, dass du eifersüchtig warst, oder?"
„V...", sackten meine Schultern.
„Sag es! Du magst es nicht, wenn ich Augen für ein anderes Mädchen habe, während du als Einzige vorher meine Aufmerksamkeit genossen hast.", gab er arrogant von sich.
Ich musste überrascht die Augenbrauen heben.
Das sagte er so einfach? Er glaubte, ich genoss die Aufmerksamkeit, die er mir schenkte, weshalb ich eifersüchtig wurde, wenn er sie einem anderen Mädchen schenkte?
Ich gab zu... Daran hatte ich noch nicht gedacht... Aber! Das schloss ich direkt wieder aus. Unbewusst wusste ich nämlich, woran es lag, dass ich etwas empfindlicher reagierte.
„Ich mag sie nicht sonderlich; darum ging's mir.", verschränkte ich erklärend dir Arme vor der Brust.
Das ließ ihn nun breiter grinsen.
„Das heißt... Wäre es ein anderes Mädchen gewesen, hättest du gelassener reagiert? Lass es mich bloß nicht testen, Penelope!"
„V...", drohte ich und er hob die Arme verteidigend.
„Ich sag doch nur! Ich bin ein Snack und noch jung!"
„V!", rief ich nun lachend.
Er stieg direkt mit ein, weshalb wir beide anfingen heiter zu lachen. Der Augenblick fühlte sich unbeschwert an, wie fast jeder, wenn ich mit V unterwegs war.
Doch heute geschah etwas, das ich für unmöglich hielt.
Es wurde schlagartig ernst zwischen uns beiden und ich wusste nicht, ob ich das so gerne hatte...
„Ach, Penelope", seufzte er, als wir uns beruhigten. „Wisse, das sind alles bloß Flirts. In Wirklichkeit habe ich nämlich nur Augen für dich."
Da ich dachte, wir würden noch immer spaßen, hob ich eine Augenbraue.
„Ist das so?"
„Ich schwöre es...", nahm seine Stimme plötzlich eine Ernste an, die ich so nicht von ihm kannte.
Er schritt auf mich zu, sodass ich die Arme lockern musste. Dicht vor mir blieb er stehen, weshalb wir uns nun näher standen, als für mein Herz gesund war.
Ich schluckte, während seine Augen mich intensiv munterten.
V hatte einen Blick drauf, unter dem man hätte sterben können, weil er schwer standzuhalten war. Ähnlich, wie jetzt...
„Und es macht mich verrückt, dass du mich nur in Momenten, wie diese hier, so ansiehst, wie du Jimin ansiehst...", sagte er ruhig.
Mein Herz blieb augenblicklich stehen, bevor es einen doppelten Salto machte.
Was... Sagte er...?
„V...", flüsterte ich.
„Du musst nichts sagen", blickte er mir auf die Lippen. „Ich weiß, dass... Dein verletztes Herz vielleicht noch nicht bereit dazu ist jemanden aufzunehmen, aber... Das wird mich nicht daran hindert, weiterzumachen. Ich werde alles dafür tun, damit du mir blind vertrauen kannst."
Er schaute beiseite, was für uns beide in dem Moment das Beste war.
Ich musste aus großen Augen auf sein Gesicht sehen, das gerade so aufrichtig, unverstellt und fast schon verletzlich vor mir zu sehen war. Seine Worte wogen auf einmal soviel Gewicht, wie noch nie. Er sagte Dinge, die ich nicht erwartete zu hören, weshalb ich dezent überfordert war. Dennoch glitten die Wörter so einfach über meine Lippen, wie bei ihm...
Vs Nähe erdrückte mich nämlich nicht. Auch nicht, nachdem er mir sowas sagte.
Was mich übrigens enorm überraschte...
Aber so war unsere Beziehung.
Unbeschwert... Locker... Angenehm...
„Ich vertraue dir.", sagte ich ehrlich.
„Noch nicht zu hundert Prozent", drehte er den Kopf wieder zu mir, als auf seinen Lippen ein leichtes Schmunzeln erschien. „Aber das wird sich ändern. Auch, wenn die Konkurrenz groß ist."
„Konkurrenz?", blinzelte ich.
Welche Konkurrenz...? Was gab er da von sich?
„Ich werde alles tun, was dein Herz begehrt, Penelope. Hörst du mich? Wenn du Jimin willst, möchtest du Jimin und ich halte dicht. Aber dein Herz zögert. Richtig?"
Apropos Herz... Dieses zog sich gerade zusammen, als er das fragte.
V glaubte... Ich war in Jimin verliebt?
Ich meinte... Klar. Es war kein Geheimnis, dass ich gerne viel über ihn nachdachte... Dass ich ihn wunderschön fand... Dass er mir eine Menge bedeutete...
Aber Liebe? Liebe fühlte sich anders an... Ich erinnerte mich daran, wie es war, wenn ich liebte...
Jimin tat mir weh...
Aber... Ob ich ihn wirklich liebte...?
Ich wusste es doch selber nicht...
„Bei mir wirst du freier sein und so selbstgefällig das auch klingt... Ich werde mir die Mühe geben, dir dein Herz nicht zu brechen, wie's andere taten", atmete er aus. „Ich hatte es dir versprochen. Ich werde auf dich aufpassen, koste es, was es wolle."
Mein Körper musste in dem Augenblick erzittern. Hätte ich das unter anderen Umständen gehört, hätte ich vermutlich angefangen zu weinen...
Seine Worte bedeuteten mir viel... Das, was er sagte, berührte mich. Ich hatte nämlich das Gefühl, V respektierte mich. Er war rücksichtsvoll und verständlich... Er setzte mich nicht unter Druck. Nicht eine einzige Sekunde...
Zudem gab er mir ein Versprechen... Eines, das mir die Welt bedeutete...
Menschen sollten sich einander wichtig sein... So, wie ich mir die Mühe gab, andere nicht zu verletzen, fände ich es nur fair, wenn das auf Gegenseitigkeit beruhte.
Einige hielten sowas nicht für nötig... Andere hingegen... Gaben dafür Versprechungen.
Ja... Das bedeutete mir sehr viel.
„Du kannst ziemlich gut mit Wörtern, hm?", musste ich seufzen.
Ich hatte keine Ahnung, was ich ihm darauf antworten sollte. Denn... Auch, wenn ich mich nicht unter Druck gesetzt fühlte... War ich schon überfordert mit dem, was er sagte. Ich brauchte Zeit zum Nachdenken.
„Weißt du's noch nicht?", setzte V sein bekanntes Grinsen auf. „Ich bin ein Romantiker, meine Liebe."
Er zwinkerte.
Ich konnte nicht anders, als ihn lächelnd anzusehen. Selten hatte ich das Gefühl, dass mir jemand sein wahres Gesicht zeigte... Doch in diesem Augenblick, gerade bei V, fühlte ich, wie ehrlich er zu mir war. Wie er sich von seiner verletzlichen Seite zeigte, indem er mit mir offen über seine Gefühle sprach...
Der letzte, der so aufrichtig zu mir sein konnte, war... Suga. Suga und Hoseok... Von V hatte ich das nicht erwartet.
„Na, gut...", seufzte er, als er den Blick abnahm und voraus sah. „Bevor wir jetzt weiter gehen, weil es sonst komisch für mich wird..."
„Es ist alles in Ordnung", versicherte ich ihm. „Erzähl ruhig..."
Er biss sich auf die Unterlippe, worauf er die Augen zusammenkniff, ohne mich angesehen zu haben.
„Bist du dir sicher?"
„Ja...", nickte ich, was ihn dazu brachte, scharf die Luft einzuziehen.
„Okay... Eigentlich ist das eher eine Frage..."
Er warf mit einem Seitenblick zu, bevor er wieder vernünftig zu mir sah. Ich gestikulierte nur, weshalb er grinsen musste.
„Du und Jungkook...", fing er an.
Mein Gehirn brauchte einige Momente, um eine Verbindung zu dem aufzubauen, was er von sich gab, bis es bei mir dann einleuchtete. Meine Kinnlade kippte, worauf ich direkt ausholte, um ihn anschließend auf den Oberarm zu hauen.
„Hallo?!", machte er die Augen groß.
Noch immer die Kinnlade gekippt, neigte ich den Kopf.
„Deshalb warst du so arschig zu ihm!", zählte ich eins und eins zusammen. „Du eifersüchtiges Kind!", musste ich ungläubig lachen. „Unser Kuss ist über Jahre her! An einem Tag, an dem wir beide heimlich was getrunken hatten."
Dann nannte er mich eifersüchtig??? Er sollte sich ganz schnell mal an die eigene Nase fassen!
„Oh", musste er verlegen lachen. „Das heißt... Ich muss nicht pissig mit Jungkook sein?", nahm seine Stimmlage wieder einen frechen Ton an, weshalb ich erneut ausholen wollte.
Dieses Mal wich V jedoch spielerisch aus.
Ich schüttelte ungläubig den Kopf.
„Du bist echt verrückt, weißt du das?"
„Aber das magst du an mir, habe ich recht?", streckte er die Zunge aus.
Ich musste lächeln.
Ob ich das mochte? Das wusste ich nicht so genau. Jetzt gerade war ich eher ein wenig verwirrt. Aber... Es fühlte sich dennoch gut an. Ich spürte keine Anspannung oder Sorge, die ich nun haben musste. V schien locker, so auch ich. Anders, als im Vergleich zu anderen Personen...
Ich glaubte, daher verwirrte es mich. Ich hatte die Beziehung, die ich mit V hatte, mit keinem. Deshalb schätzte ich sie ja auch so...
Und ganz ehrlich? Ich glaubte...
„Ich liebe es..."
...
Eine ganze Nacht verging, ein ganzer Morgen und der halbe Flug... Mittlerweile schien das Gespräch mit V und mir ewig her zu sein.
Dennoch... Irgendwie wusste ich nicht genau, was ich fühlen sollte.
Hatte mir V gestern Nacht wirklich seine Liebe gebeichtet? Wenn ja... Wieso verlor ich nicht meinen Verstand? Woran lag das?
Etwa daran, dass es... Gelassener lief, als das so ein Gespräch laufen sollte? Weil er mir nicht das Gefühl gab, ich sollte mich deshalb stressen?
Ich liebte V; als ein Freund. Er bedeutete mir soviel und schaffte es sich nach kurzer Zeit einen wichtigen Platz in meinem Herzen zu erkämpfen. Er war mir ein sehr guter Freund. Jemand, mit dem ich über alles reden könnte und mich dann nicht verurteilt fühlte. Er war stets für mich da, mehr als es andere waren. Ich mochte die Art, wie er mit mir umging. Er achtete viel auf mich, akzeptierte mich und kommunizierte auf einem lustigen Wege mit mir. Er war stets gut drauf!
Das wichtigste; er trug sein Herz auf der Zunge und war mit der ehrlichste Mensch, den ich kannte.
Ja. Das hätte ich zu Beginn nie gedacht, doch... Er wurde mir ein besserer Freund, als ich erwartete. Ich wollte V nicht mehr hergeben. Seine Freundschaft bedeutete mir sehr viel.
Aber... Erwiderte ich seine Gefühle nun?
Er war attraktiv, ohne Frage! Ich schwärmte von seinem Charakter und an sich... Fehlte ihm nichts.
Aber... Vielleicht hatte er recht mit dem, was er sagte. Mit den Punkten über mein Vertrauen... Ich war noch nicht bereit jemanden auf romantische Art in mein Herz zu lassen.
Dafür war das mit Suga noch nicht allzu lange her und die Wunden mit ihm oder mit Jimin bluteten noch ziemlich frisch.
Ich hatte Angst. Angst davor, dass V mich verletzen könnte. Ich fürchtete mich davor, wie sich das mit uns beiden entwickeln könnte, wenn wir uns lieben würden. Was war, wenn das unsere Beziehung zerstören würde? Dabei empfand ich unsere Freundschaft als so pur...
Nein. Nein.
Ich war noch nicht bereit für solche Gedanken. Ich liebte V nicht und obwohl er wohl was für mich empfand, brachte es nichts in mir durcheinander. Ich war noch immer fest der Meinung, dass ich keine Liebesgefühle für ihn hatte. Eigentlich wollte ich, dass er mir ein Freund blieb.
Ob das V auch so sah...? Oder würde sich von nun an etwas ändern? Etwas... Zwischen uns? Würde es komisch werden? Er gab mir eigentlich nicht das Gefühl, aber die Welt würde heute ganz anders aussehen...
Noch war ich ihm jedoch nicht begegnet...
Unsicher auf meinem Platz hin und her gerutscht, schaute ich aus dem Fenster. Das Flugzeug hatte längst gestartet, wobei ich meine Flugabhebungsangst gut überstand. Dabei hatte Jimin wieder geholfen.
Richtig. Wir saßen erneut nebeneinander. Unsere Sitzordnungen blieben gleich. Während er viel auf seinem Handy tippte, war ich eher in Gedanken versunken.
Um mich von V oder Jimin abzulenken, fragte ich mich, was Suga wohl tat. Ob er am Strand lag und aus einer Kokosnuss trank? Dachte er gerade an mich?
Ich seufzte.
In solch einem Moment hätte ich ihn gerne angerufen und gefragt. Aber das konnte ich nicht. Nicht, dass Suga nicht garantierte, er würde ans Handy gehen, wenn ich anrief... Es ging darum, dass ich ihm seinen Freiraum lassen wollte. Ich musste, wenn ich an seinen Brief dachte, in dem er das verlangte...
Apropos Brief....
Ich drehte den Kopf vorsichtig zu Jimin, der direkt den Blick hob.
Er trug eine Cap, die ihm tief ins Gesicht ging, weshalb seine Augen schwer zu sehen waren. Dazu trug er eine dicke Polsterjacke, worunter er ein weißes T-Shirt trug und dazu eine schwarze Jogginghose.
Ich biss die Zähne aufeinander.
„Ist was?", neigte er den Kopf, weil ich ihn offensichtlich ansah.
Ohne über meine Frage nachgedacht zu haben, nickte ich.
„Darf ich wissen, was Suga dir geschrieben hat?", schoss es einfach aus mir.
Ich wusste nicht, wie es auf einmal aus mir kam oder woher ich die Mut herbekam, ihn zu fragen... Ich glaubte, es lag an Minho, der in mir wieder ganz viel hervorbrachte, an das ich nicht denken wollte.
Wie auch immer... Ich wollte mit Jimin über den Brief reden... Aus Neugier- ich gab es zu.
„Oh", machte er nur.
Da schaltete er sein Handy aus, ohne den Blick von mir abgewendet zu haben, bevor er es sich einsteckte.
„Suga?"
„Ja...", nickte ich.
Er drehte den Kopf beiseite, wobei er deutlich zögerte. Ohne weiteres fing er an zu schweigen.
Ich vermutete, dass meine Frage ihn überwältigte, weil er nicht damit rechnete. Für gewöhnlich fragte ich sowas auch nicht oder sprach Jimin direkt auf irgendwelche Themen an. Dafür wusste ich einfach, dass er schweigen würde... Wie jetzt.
Er wollte offensichtlich nicht darüber reden. Das enttäuschte mich zwar, aber ich gab mich damit zufrieden. Ich setzte mich zurück, worauf ich wieder aus dem Fenster sah.
Doch als ich dann hörte, wie Jimin sich ebenfalls zurücklehnte und anfing sich zu räuspern, musste ich wieder zu ihm sehen. Er hatte den Kopf gesenkt, als er die Achseln zuckte.
„Suga hat in dem Brief viel über dich geredet..."
„Was? Echt jetzt?", setzte ich mich direkt auf.
Aus großen Augen zu Jimin gesehen, der noch immer den Kopf gesenkt hatte, musste ich erschrocken feststellen, dass ich mich nicht verhörte.
Suga hatte in dem Brief von Jimin über mich geredet...? Warum??? Worüber verdammt?!
„Ja...", bestätigte er mir.
Ich musste verdattert blinzeln.
Suga schrieb allen Ernstes über mich... Wieso um Himmelswillen tat er das?
„Und...?", harkte ich nach.
Aber... Jimin wirkte nicht so, als würde er darüber sprechen wollen. Sein Verhalten war klar zu deuten. Zudem spürte ich den Vibe, der von ihm ausging... Er wollte mir nicht davon erzählen.
„Lass uns nicht drüber reden, okay?", wurde er plötzlich ruhiger.
Da ich die Antwort kommen sah, presste ich nur die Lippen aufeinander.
„Okay...", flüsterte ich regelrecht.
Dieses Mal setzte ich mich wirklich zurück und sah nicht mehr zu ihm rüber.
Obwohl ich sein Schweigen erwartete, enttäuschte mich sein Verhalten dennoch. Er hatte nämlich angefangen zu reden, wobei er mich erwähnte, weshalb ich dachte, es würde sich zu einem Gespräch entwickeln. Aber, nein... Jimin würde wohl nie freiwillig mit mir reden wollen. Oder wenn er nüchtern war...
Den Kopf ans Fenster gelehnt, schloss ich die Augen. Jimin, Suga und die Briefe verdrängend. Genauso, wie ich V verdrängte und wie ich sonst immer alles beiseite schob, bis es mich eines Tages wieder einholte.
Somit hatte ich den restlichen Flug geschlafen. Eben so lange, bis wir wieder landeten.
Mit Kopfschmerzen waren wir allesamt aus dem Flugzeug gestiegen. Meine Nachbarschaft stieg in einen Gemeinschaftsbus, der von unseren Eltern finanziert wurde, um uns vom Flughafen abzuholen.
Nun... Die Heimfahrt verbrachte ich auch damit vor mich hin zu dösen. Dabei war anzumerken, dass mir jegliche gute Laune fehlte. So ging es jedoch den meisten, weil wir ziemlich müde waren.
In unserer Gegend angekommen, war es mitten in der Nacht. Verschlafen stiegen wir aus dem Gemeinschaftsbus; alle nacheinander. Eliza, V, Jimin, Hoseok und ich waren die Letzten, die aussteigen mussten. Mein Bruder war so nett mein Gepäck zu tragen, als wir die letzten Schritte gingen.
Doch diese dunkle Nacht hatte noch ein Ereignis zu bieten, mit dem keiner rechnete. Es ertönte nämlich ein lautes Bellen, was uns alle schreckhaft zusammenzucken ließ. Eines, das beinahe die ganze Nachbarschaft weckte...
„Yeontan...", murmelte V mit rauer Stimme.
Eliza winkte bloß ab.
„Der hat uns sicher vermisst", gähnte sie. „Oder er bellt wegen Penelope."
V ließ die Schultern sacken. Daraufhin ging er in großen Schritten voraus, um die Zauntür ihres Vorhofes zu öffnen. Yeontan sprang seinen Besitzer daraufhin herzlich an.
Ich hingegen seufzte vor mich hin.
Blöder Köter. Wir würden wohl nie Freunde werden. Das bewies er mit seinem Knurren, das er eindeutig mir widmete.
Ich kniff die Augen zusammen.
V musste lachen, als er mit Yeontan auf dem Arm auf uns zukam.
Ich verzog nur das Gesicht, während Eliza kicherte. Hoseok schulterte entnervt die Taschen, weil er endlich nach Hause wollte. Jimin gähnte bloß.
„Nimm ihn doch mal", blieb V direkt vor mir stehen. „Vielleicht muss Yeontan nur mal in Kontakt mit dir treten."
Als er das sagte, fing Yeontan wieder an zu bellen. V strich ihm daraufhin beruhigend übers Fell.
Ich musste blinzeln. Zu V gesehen, der zuversichtlich nickte, sah ich wieder zum Hund. Ich sollte mit ihm in Kontakt treten...? Dann würde er mich lieber haben? Sicher, dass er mir nicht die Hand abbeißen würde?
„Ich weiß nicht...", murmelte ich.
„Nimm ihn schon... Er's lieb.", hielt mir V direkt auch schon seinen Hund hin, den ich aus großen Augen ansah.
Yeontan hechelte, wobei er die Zunge raushängen ließ. Er schien sich deutlich über seine Besitzer zu freuen.
Wie er wohl jetzt auf mich reagieren würde?
Die Unterlippe vorgeschoben, streckte ich die Hände nach ihm aus, worauf V ihn mir in die Arme drückte.
Überrascht musste ich feststellen, dass Yeontan nicht anfing zu bellen! Ganz im Gegenteil! Er drückte seinen kleinen Kopf an meine Brust. Daraufhin leckte er mir über den Handrücken, was mich dazu brachte zu lächeln.
„Er mag dich!", stellte Eliza fest.
„Tut er ja echt!", rief ich fast schon überrascht, als ich schnallte, dass es recht spät war.
Ich konnte gar nicht mehr aufhören zu lächeln, als ich zu V aufsah, der zufrieden nickte.
„Wer könnte dich nicht mögen, Davis?"
Er zwinkerte.
Mein Herz umhüllte aufgrund seiner rhetorischen Frage eine Wärme. Beruhigend den Blick abgenommen, um wieder auf Yeontan nieder zu sehen, atmete ich heiter aus.
Der Tag hatte wohl doch etwas Gutes an sich...
Yeontan und ich wurden Freunde!
Naja... Wenigstens eine Sache, bevor es von nun an nur noch bergab lief...
———
Hi 🤡
Dramatisches Ende- I know! Aber gibt nichts drauf! Manchmal übertreibt es Penelope doch. Oder...? 😏
Naja. Zum Kapitel; was sagen wir dazu...? Zu V 🤨. Er hatte die meiste Bühnenheit und woooops- da hat jemand endlich mal seine Gefühle gebeichtet. Irgendwie... Auf seine schräge Art 🌚
What about Penelope? Sind ihre ersten Eindrücke nachvollziehbar? Damit bin ich persönlich nämlich sehr toxic._.
Was ist mit Jimin, der nicht über sein Brief reden wollte? Verständlich?
Ich bin mir sicher, wir sind dennoch neugierig👀.. Mal sehen, ob wir je erfahren werden, was drinnen stehst...
Naja. Dann kam Yeontan und der ist ja süß!
Mal sehen, was uns im nächsten Kapitel in NYC erwartet, hm?
Stay tuned! Xx
In love, N 💜
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top