38. Klischees.
(Bild von Penelope Davis)
...
Wir waren allesamt fertig umgezogen und standen vor dem Strandhotel, nachdem wir ein ausgewogenes Frühstück hatten. Die Nacht fühlte sich kurz an, doch sie war ziemlich amüsant. Es gab nämlich nur drei Einzelbetten, wobei ein Doppelbett im Zimmer stand. Ohne groß zu diskutieren, wurden V und Eliza dazu verdammt auf dem Doppelbett zu schlafen. Dabei war zu bedenken, dass Eliza noch immer ziemlich wütend auf V war, was über die ganze Nacht zu hören war. Der Rest verteilte sich im Zimmer auf den Betten. Ich durfte am Fenster schlafen, wie ich wünschte. Zum einen; aufgrund der hammermässigen Aussicht und zum anderen; weil es in so einem Zimmer ziemlich stickig werden könnte. Das Fenster diente dabei zur Erfrischung.
Da wir gestern alle erschöpft waren, ging es nur durch das Hotel, worauf der Plan für heute angesagt wurde. Anschließend ging es auch schon zu Bett.
Mittlerweile warteten wir auf unsere Aufseherin, die uns ein Sightseeing versprach und ein leckeres Essen im Restaurant. Anschließend hätten wir Zeit für uns.
Für das Sightseeing standen drei Orte auf dem Plan. Als erstes wartete das Wat Chalong. Sobald unsere Aufseherin da war, fuhren wir auch schon hin. Das Wat Chalong war ein Buddhatempel mit Gemälden und Gärten. Der Tempel hatte etwas altes bzw. antikes an sich, wobei es mich an Kultur und Religion erinnerte. Da wir den Respekt hatten, waren recht ruhig, als wir durch den Tempel gingen.
Als zweites war es der Große Buddha von Phuket, den wir besuchten. Die Statue war wohl 45 Meter hoch und hatte einen Durchmesser von 25 Metern. Zu der Statue, so sagte unsere Aufseherin, würden wir wohl eine Hausarbeit schreiben müssen. Wir dürften zwischen den Orten wählen und ich wusste jetzt schon, dass ich über die dritte Sehenswürdigkeit schreiben würde...
Als nächstes waren wir am Phuket FantaSea. An dem Platz war es im Vergleich zum Wat Chalong oder dem Große Buddha dann schon viel lauter. Wir befanden uns nämlich in einem kulturellen Themenpark, der große Shows zu bieten hatte, wozu beispielsweise auch Elefanten benutzt wurden. Die Ausstellung der Tiere war ziemlich groß, wobei drauf geachtet wurde, dass die Tiere ausreichend Platz hatten und konform waren. Das erleichterte mich, wodurch ich in Ruhe auch die bunte Auswahl der Geschäfte und der Naschstände betrachten konnte.
Im Großen und Ganzen hatten wir uns gut amüsiert. Die meiste Zeit war ich mit Jungkook und Hyunjin unterwegs. Ab und an gesellte sich auch Hoseok zu uns, wobei die Taehyung-Geschwister hin und wieder auch mal bei uns standen. Jimin war größtenteils für sich alleine gewesen. Ich wusste aber auch, woran das lag. Dieser interessierte sich sehr für fremde Kulturen, weshalb er immer mal verschwunden war, ohne dass jemand nachfragte.
Wie auch immer...
Anschließend ging es endlich in ein thailändisches Restaurant. Wir verhungerten! Hyunjin hatte sich am meisten auf das Essen gefreut, weil er wohl gerne thailändisch aß.
Ich hatte ehrlicherweise noch nie thailändisch gegessen, doch musste zugeben, dass es richtig gut schmeckte. Das Essen war zwar ziemlich teuer, doch das Geld lohnte sich, wobei es einen sättigte.
Es wurden viele Bilder geschossen. Vor allem Yuna fühlte sich frei Fotos zu schießen. Jungkook schien großes Interesse dafür zu haben, wie Yuna diese Fotos schoss und wie sich herausstellte, war er ganz gut darin, auch welche zu schießen. Aber mich überraschte das nicht. Was konnte Jungkook bitte nicht?
Ich saß neben Jihyo, die ebenfalls ihre Kamera öffnete. Sie wollte auch ein Foto schießen, als sie plötzlich angerufen wurde.
Überraschenderweise war es Namjoon, der sie anrief.
Freudig blickte sie zu mir, bevor sie ranging. Ich musste lächeln.
„Hey, Namjoon.", lächelte sie, worauf die Kamera sich öffnete.
Er hatte sie per Video angerufen.
„Hi, Baby.", gab er mit rauer Stimme von sich.
Ich konnte ihn grinsen sehen, wodurch seine Grübchen hervor stachen.
Ohne gefragt zu haben, drängte ich mich ins Bild und fing an wie wild zu winken.
„Namjoooon! Hiiiii!", trällerte ich.
„Penelope!", rief er lachend.
„Ey. Ist das Namjoon?", fragte auch Jungkook.
Jihyo rollte belustigt die Augen. An der Stelle wusste sie, dass sie nicht alleine mit ihrem Freund telefonieren durfte. All die anderen würden an dem Gespräch mit teilhaben. Somit drehte sie die Kamera, sodass einmal alle winken konnten.
Danach drehte sie die Kamera wieder zu sich. Namjoon seufzte erfreut, als er sich auf seinem Sofa zurücklehnte.
„Und? Wie geht es dir? Bzw. euch? Was macht ihr so? Erzähl schon."
Jihyo bekam ihr Lächeln gar nicht mehr los, sobald sie Namjoon sah. Wegen ihr zogen sich meine Mundwinkel auch auf, denn ihr Anblick war zum dahin schmelzen...
„Mir gehts super. Uns... Uns geht's allen gut! Wir haben gerade gegessen, nachdem wir ein interessantes Sightseeing hatten. Thailand ist wunderschön, Joon, aber... Alles ist halb so witzig und schön, ohne dich..."
Sie schob schmollend die Unterlippe vor. Das brachte Namjoon dazu sich übers Haar zu fahren.
„Ihr fehlt mir auch...", er nickte. „Du... Du fehlst mir, Jihyo.", fuhr er leise fort, aber ich hörte ihn.
Sie fasste sich verlegen an die Lippen, während ihre Augen leuchteten.
Das konnte ich sehen, ohne mich zu ihr gedreht zu haben. Ich wollte es ihnen schließlich nicht unangenehm machen.
Mit ihren Lippen formte sie einen Kussmund.
„Vier Tage noch..."
„Vier Tage...", wiederholte er sie.
Sie nickte, worauf beide auflegten. Sie seufzte erfreut, bevor sie das Handy wegsteckte. Nein... Sie seufzte verliebt...
Ich musste mich zurücklehnen.
Das letzte Mal, dass ich so richtig verliebt war... Das war so lange her... Das letzte Mal... Das war mit Suga.
Ehrlich gesagt... Fehlte mir das gerade. Mir fehlte eine männliche Schulter, an die ich mich lehnen konnte. Eine, die mir Trost spendete und mir sagte, was ich ihm bedeutete. Jemand, der mir ein ich liebe dich sagte oder ich vermisse dich. Jemand, der mich küsste und liebte...
Und obwohl das männliche Geschlecht in meinem Umfeld dominierte, war ich Single.
Vielleicht war das aber besser so... Schließlich bedeutete die Liebe meistens nur Probleme und... Für Probleme war ich erstmal noch nicht bereit. Nicht, nachdem meine Narben weiterhin bluteten. Sie waren nicht ganz verheilt...
Bevor ich in Selbstmitleid versinken konnte, klatschte Jungkook uns alle bereits zusammen. Es ging nämlich zurück in das Hotel.
Die Fahrt zurück war ziemlich angenehm. Ich schaute meist aus dem Fenster und hörte Musik, wobei mich keiner störte.
Auf unseren Zimmern diskutierten wir schließlich, was als Nächstes gemacht werden sollte. Wir bewegten uns allmählich in den Gemeinschaftsraum und die Diskussion lief noch immer. Sie ging hauptsächlich zwischen Hyunjin und Eliza. Während Hyunjin schwimmen gehen wollte, schlug Eliza ein typisches Klischee vor. Sie wollte Flaschendrehen spielen.
„Wir gehen doch morgen schwimmen, Hwang!"
„Na und? Du tust so, als könnten wir nicht zwei mal schwimmen gehen. Hallo. Das ist ein Strandurlaub?!", argumentierte Hyunjin, was Eliza den Kopf schütteln ließ.
„Ist mir egal, was du sagst. Ich kann mich besser durchsetzen als du. Versuchs also nicht weiter!"
Sie warf ihr Haar zurück. Hyunjin kniff daraufhin die Augen zusammen.
„Weißt du. Manchmal habe ich das Gefühl, du willst aus Prinzip immer mit mir Bitch fighten."
„Du bist die einzige Bitch in dem Fight, damit das klar ist.", hob Eliza eine Augenbraue.
Ihm fiel empört die Kinnlade, sobald sie das sagte.
Auch ich musste die Lippen zu einem O formen.
„Oh, Taehyung", hob Hyunjin warnend einen Finger. „Sei froh, dass dein Bruder am Tisch sitzt. Ansonsten hätte ich dir deinen flachen Arsch rot gehauen."
Nun fiel Eliza die Kinnlade.
„Reicht!", mischte sich Jungkook ein, noch bevor auch V was sagen konnte. „Also. Flaschendrehen?"
Hyunjin verschränkte empört die Arme ineinander, als er bockig beiseite sah.
„Verräter...", nuschelte er hinterher.
Wie jeder wusste, hatte sich am Ende des Tages Eliza durchsetzen können. Sie griff nach einer Flasche und setzte sich siegessicher in den Kreis, den sie mit uns bildete.
„Na los, Heulsuse.", forderte sie auch Hyunjin auf sich zu uns zu setzen, der augenrollend dazu kam.
Gleich darauf ging es auch schon los.
Irgendwie war ich aufgeregt. Ich mochte die Art von Spiele. Meistens kamen dabei immer lustige Sachen raus oder Dinge passierten, über die alle lachen konnten.
Neugierig auf die Flasche gesehen, konnte ich beobachten, wie Eliza sie in der Mitte des Kreises zu drehen begann.
Und wie es der Schicksal wollte... Landete sie tatsächlich bei Hyunjin.
Ungläubig schaute Eliza zu ihm, wobei dieser nur wieder mit den Augen rollte.
„Das ist Schicksal mit euch beiden.", gab Jungkook belustigt von sich.
Hyunjin seufzte.
„Naja. Im Vergleich zur Drama Queen! Bin ich nicht nachtragend!"
„Jaja, Drama King. Wahrheit oder Pflicht?", ging ihr linker Mundwinkel auf.
Ich musste kichern. Eliza wurde immer mehr wie Hyunjin und Jungkook, dabei wusste ich nicht genau, ob das so gut war. Aber ich genoss es definitiv.
„Zicke", streckte er die Zunge raus. „Ich nehme zum Auflockern erstmal Wahrheit."
Eliza schnalzte mit der Zunge.
„Okay, Playboy", grinste sie. „Ganz simple Frage... Hast du mit jemanden aus der Runde geschlafen?", zog sie eine Augenbraue hinauf und sofort fühlte ich mich ertappt.
Natürlich ließ ich mir nichts anmerken, sondern blieb stumm sitzen. Aber innerlich freute ich mich enorm darüber, dass sie nicht nach dem Namen fragte.
Wäre aber auch egal gewesen, weil ich glaubte, dass in dieser großen Gruppe einige mehr mit Hyunjin geschlafen hatten und er so nicht unbedingt meinen Namen erwähnen würde.
Oh mein Gott...
Ich musste das Gesicht verziehen.
Mehr Leute mit ihm geschlafen? Ihh...
Das bedeutete ja... Ich war Durchschnitt-
Das war peinlich. Nein. Das war mehr als nur einfach peinlich...
Aber wenigstens hing ich Hyunjin nicht hinterher, wie so eine Hündin, wie es manch andere Weiber taten... Obwohl er ja verboten gut aussah! Das musste man zugeben.
„Ja.", gab Hyunjin von sich und es legte sich ein Grinsen auf seine Lippen.
Der kleine Streit mit Eliza war direkt vergessen.
Die Jungs mussten lachen, wobei Jungkook ihm leicht in die Seite stieß. Dumme Mädchen mussten währenddessen kichern.
Innerlich atmete ich erleichtert auf, weil Hyunjin keinen ansah. Auch nicht mich. Zum Glück...
Eliza gestikulierte.
„Bitte sehr, Mister. Sie dürfen drehen."
Er beugte sich vor, als er nach der Flasche griff. In der nächsten Sekunde fing er an sie zu drehen. Es dauerte nicht lange, da zeigte die Öffnung auf V. Er leckte sich über die Lippen, als er auf die Flasche hinab sah. Seine Knie waren an seinen Körper ran gezogen, bevor er sich in Schneidersitz setzte und nach der Flasche griff.
„Auch Wahrheit."
„Ach, Brüderchen.", neigte Eliza den Kopf und Hyunjin überlegte.
„Hm", er kniff die Augen zusammen. „Hast du mal jemanden mit einem Messer verletzt, Tear? Das würde mich mal echt interessieren..."
In der Gruppe wurde es augenblicklich still, sobald Hyunjin diese unangebrachte Frage stellte. Ich musste mit großen Augen zu ihm sehen, bevor ich zu V sah, der bloß die Augenbrauen zusammen gezogen hatte.
„Hyunjin...", murmelte Jungkook und er zuckte die Achseln.
„Was denn? Wollen die anderen das etwa nicht wissen?"
Ehrlich gesagt... Wollte ich es nicht wissen. Ich wusste nämlich nicht wirklich, wie ich damit umgehen sollte, wenn er das tat. Ich wusste zwar, dass V sich nur wehren würde und solche Gewalttaten in seinem Leben manchmal notwendig waren.
Aber... Ich würde dann schon wissen wollen, ob jemand mal ernsthaft verletzt wurde oder so... Und... Ob er das gerne tat...
„Was glaubst du denn?", hob V eine Augenbraue.
Alle machten die Augen groß. Ich tat es ihm gleich.
Doch dann fing V an zu lachen, worauf er sich auf seinen Händen abstützte, indem er sich zurücklehnte.
Das ließ mich hart schlucken.
„Das war nur ein Witz...", behielt er sein Grinsen.
Doch ich gab zu... Dass es mich enorm erleichterte. Ganz viele andere ebenfalls...
„Also. Nochmal. Nein, ich habe noch nie jemandem mit einem Messer weh getan. Ich bin nämlich in einem ganz anderen Bereich tätig. Aber... Ich habe durchaus mal jemanden mit einem Messer bedroht. Ich muss schließlich ehrlich sein..."
„Total in Ordnung.", sagte Hyunjin nur und nickte zur Flasche.
Tatsächlich gaben sich alle mit der Antwort von V zufrieden. Schließlich war das... Normal. Normal für sein Leben. Er musste seine Feinde irgendwie ja abschrecken.
Und ich war mir sicher... Würde er sich wirklich in einer Notlage befinden, würde er auch zustechen, wenn er müsste...
Aber... Als hätte sich das nicht jeder schon gedacht... Somit empfand das niemand für so schlimm, was schon ziemlich komisch war, doch... Vor allem, wenn ich das auch auf meinen Bruder bezog.
Das war jedoch unsere Welt.
„Nun denn...", fing V an die Flasche zu drehen.
Dieses Mal zeigte sie auf Jungkook.
„Oh!", kam es freudig aus ihm.
„Wahrheit oder Pflicht, mein Freund?", fragte V, was Jungkook direkt den Kopf schütteln ließ.
„Ich will wirklich nicht der Erste sein, der sich für Pflicht entscheidet, also... Wahrheit."
„Puuuuussy.", kam es aus Hyunjin.
„Selber.", murmelte Jungkook, als V sich in die Hände klatschte.
Schien, als würde er warm werden. Ich sah Jungkook von der Seite an, der sich auf die Unterlippe biss.
Im Vergleich zu Hyunjin und V schien er deutlich nervöser.
„Also...", kam es von V. „Du bist bekannt als Mädchenschwarm, Jk, hast aber irgendwie nie was mit einem Mädchen gehabt..."
Die meisten kicherten, wodurch sie sich verrieten. Einige sahen offensichtlich weg. Beides ließ mich die Augen rollen.
Also wenn es um Jungkook oder Hyunjin ging, waren die Mädchen nicht mehr zu retten...
„Jetzt sag doch mal", fing V dann wieder an. „Hast du unter den anwesenden Ladies mal wen geküsst? Und wenn ja, welche?"
Moment mal- was?!
„Das sind zwei Fragen...", erwiderte Jungkook murmelnd und Eliza zuckte mit den Achseln.
„Na und?"
Ich räusperte mich, als ich mich aufsetzte.
Oh, nein... Schon wieder eine Frage, die mich mit einbezog...
Ich hoffte einfach, dass Jungkook neben wir noch wen anderes küsste, aber... Wen sollte er denn sonst geküsst haben?!
Verdammt... Dieses Mal war das Pech wohl auf meiner Seite.
„Fein", nickte Jungkook. „Ja... Ja, ich habe hier wen geküsst und das war...", sein Kopf schoss in meine Richtung, wobei er entschuldigend das Gesicht verzog. „Penelope."
„Was?!", schoss es aus V, der die Augen groß machte.
Eliza formte ihre Lippen zu einem O. Mein Bruder zog die Augenbrauen hinauf, als er zu mir sah.
„Bitte, Schwesterherz?"
Ich lief auf der Stelle rot an, weil auf einmal alle zu mir sahen. Sofort versteckte ich mein Gesicht hinter meinen Händen.
Oh, man... Das war so peinlich. Ich musste ja auch ausgerechnet Jungkook küssen, oder?! Doofer konnte man doch nicht sein! Das war klar, dass es irgendwann rauskam.
Jungkook musste leise lachen, worauf er den Kopf an meiner Schulter lehnte.
Ja! Der Penner saß auch noch neben mir.
„Sorry, P.", sprach er aufrichtig.
Ich nahm meine Hände von meinem Gesicht. Daraufhin hob ich abwehrend die Arme.
„Das war ein kurzer Kuss!"
Der nächste war Hyunjin, der sprach.
„Berichtet doch mal! Abgesehen davon, dass wir uns eigentlich alles erzählen, oder Jungkook?", kniff er die Augen zusammen.
Jungkook verzog die Unterlippe, als ich das Wort übernahm.
„Wir waren beide angetrunken! Es war wirklich nur ein kurzer Kuss und zählt eigentlich nicht."
„Genau.", stimmte Jungkook mir direkt zu.
„Ach betrunken? Sicher, dass es dann auch nur bei einem Kuss blieb?", kicherte Eliza, weshalb der Junge neben mir ein Papierstück nach ihr warf.
„Jetzt werd bloß nicht frech."
„Wie auch immer", sprach V schließlich, als er auf die Flasche deutete, um das Thema schnellstmöglich abzuhaken. „Mach."
Ich mied den Blick von jedem, als ich nach der Flasche griff und innig hoffte, dass der nächste unsere peinliche Situation toppen würde. Ich drückte die Flasche Jungkook in die Hände, der bloß die Achseln zuckte und anfing zu drehen.
Dieser Moment... Fühlte sich für mich an wie eine halbe Ewigkeit. Als die Flasche dann aber bei Eliza landete, die anfing mit den Wimpern zu klimpern, erleichterte ich ein wenig.
Ein Glück war Eliza jemand sehr interessantes, sodass Jungkook und ich gleich wieder vergessen waren.
„Pflicht natürlich.", zwinkerte sie.
Jungkook klatschte sich daraufhin kräftig in die Hände.
„Perfekt! Denn so frech wie du warst, dafür musst du bestraft werden und bitte V, schlag mich jetzt nicht", rief Jungkook enthusiastisch und tat so, als würde er auf Trommeln hauen. „Du... Eliza Taehyung! Musst Hoseok küssen, meine Liebe!"
Ich machte die Augen groß und musste los prusten.
„Ohhhhh!"
Das war ganz sicher ein Thema, das meines toppen würde!
„Bitte?", fragte Eliza kleinlaut, aber noch immer grinsend.
Mein Bruder musste auch grinsen, sah aber auf seine Hand, die an seinem Knie hinab baumelte. Er war zurückgelehnt und stützte sich auf seine rechte Hand ab. Seine rechtes Bein war ausgestreckt.
Jimin saß neben meinem Bruder, doch schwieg. Mir war fast nicht aufgefallen, dass er auch im Kreis saß...
„Jaja, jetzt tue nicht so. Ihr beiden habt euch sicherlich eh schon geküsst.", wackelte Jungkook mit den Augenbrauen.
V verzog das Gesicht. Er sah beiseite und hielt sich die Hand vor die Augen.
„Sagt Bescheid, wenn's vorbei ist."
„Ich nehm's für dich auf, Vchen.", sprach Hyunjin und V lachte ironisch. „Ha. Ha."
Eliza nickte, bevor sie sich über die Lippen leckte.
„Also Hoseok...", drehte sie den Kopf zu ihm, da sie nebeneinander saßen. „Ich weiß, dass du's nicht gerne magst dich in der Öffentlichkeit zu küssen, aber... Ich sagte dir bereits. Irgendwann kommst du nicht drum herum, außerdem gibt's für alles das erste Mal."
Sie musste lächeln, was mein Bruder direkt erwiderte, als er ihr in dir Augen sah.
Ich weiß zwar nicht genau, wann das mit den beiden wirklich offiziell wurde, aber... Ich kam endlich an einem Punkt an, an dem ich das akzeptierte. Die Liebe zwischen Hoseok und Eliza war echt. Sie empfanden aufrichtig etwas füreinander, auch wenn das zu Beginn nicht so wirkte. Eliza war in der Nähe von Hoseok jemand anderes... Sie war sie selbst. Genauso anders herum... Sie beeinflussten sich beide positiv und... Das konnte ich nur gutheißen. Wie der Rest auch...
„Du zwingst mich immer zu Sachen...", sprach Hoseok zu ihr, was sie den Kopf zur Seite neigen ließ.
„Na, na. Die anderen zwingen uns!"
Sie winkte ab, als sie nach seinem Kinn fasste.
„Wie auch immer..."
Vorsichtig zog sie sein Gesicht an ihres heran, wobei sie die Augen schloss. Hoseok tat es ihr gleich, worauf beide ihre Lippen spitzten.
„Oh, mein- Ich sehe, wie Hoseok eine Frau küsst. Nach 17 Jahren!", biss Hyunjin die Zähne zusammen, während er das Szenario genauestens beobachtete.
Beide ließen sich davon nicht beirren. Sie näherten sich immer weiter, bis sich ihre Lippen schlussendlich berührten. An der Stelle fingen alle um sie herum an zu jubeln. Unter anderem auch ich.
Nur V gab ein winselndes Geräusch von sich...
Jungkook zählte von fünf hinab und musste dabei laut loslachen. Bei null ließen beide langsam voneinander ab. Erst als sie voneinander getrennt waren und Eliza ihre Hand runter nahm, öffneten sie beide ihre Augen.
Ich musste berührt lächeln. Es freute mich zu sehen, wie glücklich sie miteinander waren. Mein Herz schlug mit ihnen mit. Selbst mein Bauch füllte sich mit Schmetterlingen für die beiden frischen Turteltauben.
„Kann ich endlich wieder gucken?", fragte V, was das offizielle Paar zum Lachen brachte.
„Ja, Nonne.", gab Hyunjin als Antwort.
Hoseok und Eliza blickten wieder zur Mitte.
V drehte sich vorsichtig zurück, worauf er einen Schüttelfrost vorgab und gestikulierte.
„Na, los! Damit ich das vergesse!"
Eliza griff schmunzelnd nach der Flasche. Sie war bereit wieder zu drehen.
Zu dem Moment, da trafen sich die Blicke von meinem Bruder und mir.
Sein Grinsen vergrößerte sich, was mich bloß zwinkern ließ.
Ja... Das war definitiv der Moment, an dem mein Herz vor Freude Luftsprünge machen konnte, weil Hoseok glücklich war...
Er war endlich glücklich...
...
Es war recht spät. Nach Mitternacht, um genau zu sein. Ich wurde dazu verdonnert auf zu räumen, wobei einige andere helfen mussten, weil wir ein wirkliches Chaos hinterließen, nachdem wir Flaschendrehen spielten. Nun stand ich hier, mit mir; Jungkook, V und Minho...
Ja... Minho auch.
Ehrlich gesagt... Mir war bis eben nicht aufgefallen, dass er auch auf der Stufenreise dabei war. Dafür verhielt er sich bisher ziemlich ruhig. Aber sowas konnte sich jeden Moment ändern.
So wie jetzt...
Er und Jungkook bekamen sich die ganze Zeit schon in die Haare, was mich etwas nervte. Daher trennten V und ich uns, damit er mit Jungkook arbeiten konnte, wobei ich wiederum mit Minho arbeitete.
Ich wischte den Tisch, während Minho den Müll vom Boden räumte. Sein orangefarbenes Haar fiel ihm dabei ständig ins Gesicht, weshalb er sich öfter über die Stirn fuhr.
Gerade könnte man meinen, Minho sei ein ganz normaler Typ; ganz ohne Probleme. Aber eigentlich war er ziemlich gefährlich und ein Gangmitglied. Er war ein Venom. Das Tattoo auf seinem Oberarm erinnerte mich regelmäßig daran, wenn er dann mal ein Tanktop trug oder mit einem T-Shirt umher lief, das etwas kürzer geschnitten war. Ich erinnerte mich an das Internat, auf dem seine Freunde nicht unbedingt freundlich waren. Er selbst war das größte Arschloch. Ich wusste noch, was mir V alles über ihn erzählte. Über ihn, über seine Gruppe, über Jimin... Über seine Immunität...
Mit gekräuselter Stirn fragte ich mich ein erneutes Mal, warum Suga ihm um Himmelswillen einen Brief geschrieben hatte. Zwar war mir bewusst, dass er mit Minhos Bruder Chan gut befreundet war, weil er natürlich sein Anführer war, aber... Was hatte das mit Minho auf sich...?
„Ist was?", schaute Minho über seine Schulter zu mir.
Als läge es mir die ganze Zeit über auf der Zunge, zuckte ich mit den Achseln.
„Hast du... Den Brief von Suga eigentlich schon gelesen?"
Minho zog schlagartig die Augenbrauen zusammen. Er drehte sich endgültig zu mir, wobei er einen kritischen Blick trug.
Untypisch für ihn...
„Ja.", antwortete er knapp.
Auch total untypisch für ihn...
Was war denn auf einmal in ihn gefahren?
„Ehm", machte ich. „Ja, also", nickte ich und versuchte Zeit zu schinden, weil ich noch nicht genau wusste, wie ich fragen sollte. „Hat er dir auch eine Liebeserklärung gemacht? Oder hat er dich eher zu Grund und Boden beleidigt, wie Jungkook?", lachte ich gespielt.
Ich wollte nämlich wissen, was in diesem Brief stand, was ich so direkt nicht fragen wollte, um nicht neugierig zu wirken.
Minho hob eine Augenbraue an, als er den Blick abwandte.
„Ich glaube, dass das, was drinnen steht, nur Suga und mich was angeht.", nickte er und ich formte den Mund direkt zu einem O.
„O-Kay", gab ich überrascht von mir. „Ja, klar. Kann ich verstehen."
Nein, konnte ich eigentlich nicht- was war auf einmal in ihn gefahren? Plötzlich hatte Minho keine große Klappe mehr und war total in sich gekehrt? Das konnte doch nicht wahr sein. Warum wollte er mir nicht sagen, was drinnen stand?
Er war ein merkwürdiger Mensch. Noch merkwürdiger war es aber, dass er seine Stimmung von jetzt auf gleich ändern konnte.
„Alles okay?", fragte V, der kurz bei uns im Nebenzimmer vorbeischauen wollte.
Und... Als hätte eine Hummel Minho in den Arsch gestochen, erhellte sein Gesicht.
„V! Gut, dass du da bist", nahm seine Stimme wieder diese Ironie an. „Weißt du, was mir eben durch den Kopf ging?"
V verschränkte daraufhin die Arme vor der Brust und setzte den Blick drauf, den er in Minhos Nähe ständig trug. Diesen kalten und distanzierten Blick...
„Ich dachte an eine Lüge, die du mir versuchtest zu verkaufen...", deutete er auf sich selber.
Da hob V eine Augenbraue.
„Ah, ja?"
„Ja!", musste er grinsen. „Erinnerst du dich, als du sagtest, Penelope sei deine Freundin? Scheinst mich an der Nase herumgeführt zu haben, du kleiner Schlingel, du..."
Er zwinkerte.
Ich musste die Stirn kräuseln. Wie bitte?
In meinem Kopf fing es an zu rattern.
Freundin...? Wovon redete der bloß?
Doch dann fiel es mir wieder ein...
Das Internat; V und ich. Wir taten schließlich so, als wären wir ein Paar, um die Menschen von mir abzuschrecken.
Ach du Scheiße. Das hatte ich ja total vergessen!
„Sagt wer?", fragte V, worauf er sich neben mich stellte.
Ich schluckte hart.
Zur Tür gesehen, erkannte ich, dass Jungkook sich ebenfalls zu uns gesellte.
Minho musste grinsen.
„Deine Reaktion.", sagte er selbstgefällig.
„Reaktion? Zu was?", fragte V, was Minho die Achseln zucken ließ.
„Deine Reaktion zum Kuss zwischen Jungkook und P. Als Freund hättest du doch eine ganz andere Reaktion gezeigt", erklärte er. „Außerdem sehe ich das doch direkt."
Ich fühlte mich ertappt, dabei spielte unser Zusammensein doch gar keine Rolle mehr. Ich war raus aus dem Internat. Zudem glaubte ich nicht, dass Minho noch Dummheiten anstellen würde. Oder...?
V schien das aber nicht so zu sehen, wie ich es tat. Ihn fing Minho richtig an zu nerven.
„Halt die Klappe, Minho", drehte er sich von ihm weg. „Und benimm dich. Ich wiederhole mich nur ungern. Das weißt du."
Doch Minho schien die indirekte Drohung von V nicht zu erreichen. Er sah nämlich direkt zu mir, worauf seine Augen anfingen zu leuchten. Sie leuchteten, wie an dem Tag, an dem ich ihn das erste Mal traf...
Frech zwinkerte mir dieser zu.
Ich interpretierte in seinen Blick und in dem Zwinker ziemlich viel hinein. Ich empfand sie wie eine Drohung...
Ich konnte bloß von Glück sprechen, dass ich das nicht als Einzige so sah... Jungkook hatte das Szenario offensichtlich mit ansehen dürfen.
„Verzieh dich, Minho. Wir können das auch alleine.", schritt dieser in das Zimmer und stellte sich direkt neben mich.
V war dabei nach dem Eimer zu greifen, doch sah dann wieder zu uns. In seinem Gesicht war zu sehen, dass er sich fragte, was denn jetzt auf einmal passierte.
„Wie erklärt ihr das-"
„Geh einfach.", unterbrach ihn Jungkook nur.
Da hob Minho abwehrend die Arme.
„Na gut. Ich habe sowieso keine Lust mehr.", kommentierte er gereizt.
„Ja. Keine Lust auf einen weiteren Knockout, was?", kniff Jungkook die Augen zusammen.
Er spielte auf das Internat an, auf dem Minho und er sich einst heftig geprügelt hatten. Da lag Minho am Ende ohnmächtig auf dem Boden...
„Riskier lieber keine dicke Lippe, Jeon.", ballte der Orangehaarige auf einmal seine Hände.
Doch, noch bevor etwas eskalieren konnte, mischte sich V wieder ein.
„Er sagte, du sollst gehen."
Seine Arme wieder gelockert, atmete er stark aus. Vermutlich, um sich zu beruhigen.
Daraufhin drehte er sich einfach weg.
„Na dann. Wir sehen uns..."
Anschließend ging er ohne weiteres. Mich erleichterte das enorm.
Ich wusste nicht, wieso... Aber aus irgendeinem Grunde fürchtete ich mich total vor Minho. Das lag vermutlich an der Vorgeschichte seiner Gang, die Jimin weh tat... Oder es lag an seinem kalten Blick und an seiner skrupellosen Art...
Ich hatte keinen blassen Schimmer.
Ich war bloß froh, dass ich starke und mutige Männer an meiner Seite hatte, von denen sich Minho wenigstens etwas sagen ließ. Von einer Frau würde er sich nämlich niemals etwas sagen...
„Alles okay?", fragte Jungkook und ich nickte direkt lächelnd, um ihm seine Sorgen zu nehmen.
„Ihr könnt gehen", sprach V, der sichtlich genervt wirkte und vermutlich gerade alleine sein musste. „Ich muss nur noch wischen. Dann sind wir durch."
„Bist du dir sicher?", blinzelte Jungkook.
Das brachte den Jungen bloß dazu zu nicken.
Ein Gefühl in mir sagte, dass es V nicht unbedingt gut ging, er darüber aber nicht sprechen wollte. Das lag sicherlich an Minho, der an seinen Nerven zerrte- wie immer, sobald er ihn traf.
Ich hoffte, dass es ihm morgen wieder besser gehen würde...
„Okay."
Da griff Jungkook nach meinem Handgelenk, worauf er mich nach draußen zog.
Ehrlich gesagt dachte ich, dass es Jungkook ähnlich gehen würde. Als ich ihn aber dann grinsen sah, sobald wir vor der Tür standen, die er schloss, musste ich die Augen groß machen.
Was war denn jetzt passiert?
„Du weißt, was das bedeutet, oder?"
„Häh?!", machte ich nur.
„Pscht!", verlangte er von mir ruhig zu sein, worauf er breiter lächelte. „V macht die Arbeit und unsere Aufseherin schläft..."
Ich nickte vorsichtig, um Jungkooks Worten zu folgen.
Okay... Das bedeutete... Was? Er wollte raus?
„Und...?"
„Wir machen jetzt die Nacht unsicher, Davis!"
Er biss sich auf die Unterlippe, worauf er auf die Außentür deutete.
Naja... So dumm, wie ich war, ließ ich mich von Jungkooks großen Rehaugen und seinem Charme direkt überreden...
Wie leichtsinnig von mir...
...
Im Nachhinein wünschte ich mir, ich hätte Jungkook gesagt, er sollte Hyunjin wecken.
Aber, ja... Hier war ich nun. Ich stand sturzbetrunken neben Jungkook, während wir den Strand entlang liefen.
„Ooooooooohhhh!", rief ich laut und Jungkook lachte.
„Wer wohnt in 'ner Ananas ganz tief im Meer?!", brüllte er laut.
Da ich nicht lauter konnte als er, fing ich an zu kreischen.
„Spongebob Schwammkopf!"
„Saugstark und gelb und porös und zwar sehr?!", brüllte er und ich kreischte erneut. „Spongebob Schwammkopf!"
Er nahm tief Luft, wofür er seine ganze Brust anhob. Dadurch kam er ins Stolpern, doch hielt sich noch rechtzeitig wieder auf den Beinen.
„Wenn der Sinn nach pazifischem Blödsinn euch steht?!"
Ich hob beide Arme, was mich ebenfalls stolpern ließ.
„Spongebob Schwammkopf!"
Er hob die Arme nun auch und streckte sie weit hinauf.
„Dann schwingt euch an Deck und kommt ja nicht zu spät!", legte Jungkook eine so tiefe Stimme ein, dass er Patchy dem Piraten ähnlich klang.
Dadurch bekam ich den nächsten Vers nicht hin. Lautstark fing ich an zu lachen, genauso wie er. Wir hielten uns dabei aneinander fest, weil wir nicht fallen wollten.
Als wir vorhin auf die Uhr schauten, war es bereits halb vier, was wir beide nicht erwarteten, doch so war es. Wir brauchten tatsächlich bloß fünf Minuten, um aus dem Strandhotel abzuhauen. Wir gingen in den nächstbesten Nachtclub, wobei keiner unsere Ausweise sehen wollte. Ohne groß zu zögern, ging es mit uns beiden dann auch richtig los! Wir tanzten wie Behinderte, wobei ein Shot nach dem anderen folgte. Irgendwann landeten wir an der Theke, betranken uns und bekamen uns kaum mehr ein. Mit der Zeit wurde dem Barkeeper das zu viel, weshalb er uns rauswarf.
Blöder Barkeeper...
Nun waren wir irgendwo am Strand und gingen tiefer in den Dschungel. So wirkte es zumindest auf mich... Wie ein Dschungel. Mitten drinnen, da fanden wir einen Baumstamm, der auf unserem Weg lag. Jungkook nutzte diesen als Zwischenstopp und legte sich mit dem Bauch über ihn, wodurch er auf der anderen Seite förmlich an ihm runter hing, weil der Baumstamm so riesig war.
Ich musste kichern und legte mich von hinten auf ihn drauf, weil mir danach war.
„Fetti.", musste er wegen meinem Verhalten lachen.
Ich lachte auch, wie die ganze Zeit schon.
„Du bist fett."
Nun lachte Jungkook aber etwas doller, weshalb sein ganzer Körper vibrierte. Meiner wackelte wie ein Wackelpudding mit.
„Nein, nein. Du bist schon echt fett."
Ich machte mich schwerer auf ihn, um ihn zu provozieren, was ihn lautstark stöhnen ließ.
„Glaub mir...", lallte ich. „Du bist viel fetter. Du bist so fett, wie dieser Baumstamm. Also echt... Also echt fett halt."
Jungkook musste wieder kräftig lachen, weshalb wir beide vibrierten. Ich spürte jeden einzelnen Muskel in seinem Rücken und zugleich spürte ich nichts.
„Aber du bist auch fett.", lallte er.
Ich schüttelte den Kopf, was dafür sorgte, dass mir schwindelig wurde. Ein Glück, dass ich auf Jungkook drauf lag
„Du bist aber fetter."
Jungkook seufzte anschließend. Er ließ sich etwas Zeit für seine Antwort, als er nickte.
„Deal... Aber wir sind beide fett."
Ich nickte ebenfalls, während ich versuchte mir mit meiner Hand die Haare aus dem Gesicht zu streifen, die mir ständig die Sicht versperrten. Das war ziemlich schwer, wenn man bedachte, dass meine Hand sich zehn Kilo schwerer anfühlte und mein Kopf auf Jungkooks Rücken lag.
„Okay..."
Als er das seufzte, kehrte eine Stille ein, die mich ziemlich müde machte. Unkontrolliert döste ich vor mich hin, während mich meine Umweltgeräusche beruhigten. Das Rascheln der Blätter sowie die fliegenden Insekten fühlten sich entspannend an.
Doch dann bewegte sich der Honk unter mir wieder.
„Ich... Ich... Guck mal", fing Jungkook schließlich nach einer langen Ruhepause an.
Ich hätte fast die Augen geschlossen... Wieso musste er reden?
Schmollend hörte ich ihm zu.
„Ich erzähl' dir jetzt ma was."
„Mir was erzählen?", fragte ich, was ihn nicken ließ.
„Ein Geheimnis..."
Als wäre ich nie müde gewesen, hob ich den Kopf aufmerksam an.
„Erzähl.", kicherte ich dumm, worauf ich ihm einen festen Schlag auf dem Hintern gab.
Er fing unter mir wie ein Fisch an zu zappeln, weshalb ich leise jammerte. Er sollte damit aufhören! Das fühlte sich nicht angenehm an, wenn ich so auf ihn lag. Dabei war mir egal, dass er bloß ins Wackeln kam, weil ich ihm auf den Hintern schlug.
„Nicht hauen. Nicht... Nicht auf meinen Popo!"
„Popo?", fragte ich einige Oktaven zu hoch und Jungkook fing wieder an zu wackeln, wie ein Fisch...
„Du weißt schon... Popo... Hintern... Das... Das A Wort..."
Ich nickte, obwohl ich nicht wollte. Jungkook hatte einen süßen Hintern...
„Okay..."
Er wackelte erneut und dieses Mal schlug ich seinen Rücken. Wenn er weiter nerven würde, wäre es wieder sein knackiger Popo!
„Jetzt höre mich doch an!", jammerte er und ich sabberte auf sein Oberteil.
Das sah ich erst jetzt. Ich sog das Wasser aus meinem Mundwinkel wieder ein, was Jungkook nur ew sagen ließ.
Das würde er später gar nicht gut heißen...
„Sag schon...", sprach ich und er nickte.
„Okay... Ich glaube... Ich... Du kennst doch Yuna?"
Ich musste auflachen.
Wie furchtbar... Meine Lache klang ja abscheulich. Ich klang wie eine Ziege!
„Du meinst Shin? Huh?"
Er nickte heftig, das sah und spürte ich.
„Also kennst du sie?"
Dieses mal nickte ich heftig.
„Okay...", murmelte er. „Also... Ich glaube... Ich denke, ich steh auf sie... Und..."
Ich unterbrach ihn, indem ich erschrocken die Luft einzog.
„Was?!", konnte ich mich nicht zurückhalten und haute ihm erneut auf den Hintern. „Ich! Ich wusste es!", rief ich und er zuckte zusammen.
„Hey! Mein Popo!"
Ich lachte.
Ich hatte es sowas von gewusst! Eigentlich war das auch ziemlich offensichtlich...
„Du hörst mir nicht zu!", jammerte er und es klang fast so, als müsste er weinen.
Ich sog erneut das Wasser in mein Mund, bevor es auf sein Shirt hinab tropfte.
„Okay, okay... Sag schon."
Er seufzte.
„Ich... Ich denke, dass... Wir haben ja Flaschendrehen gespielt richtig? Und... Und ich musste ja sagen, dass ich dich geküsst habe, richtig?"
„Mhm.", stimmte ich ihm zu, was ihn weitersprechen ließ.
„Ich... Ich glaube", murmelte er. „Das gefiel ihr nicht."
Ich zog die Augenbrauen hinauf.
„Nicht?"
Jungkook schüttelte den Kopf, worauf er sich mit den Händen abstützte, sodass er seinen Körper vom Baumstamm drücken konnte. Dadurch fiel ich schlagartig zurück.
Wie so eine schlappe Nudel.
„Upps.", gab er leise von sich.
Ich war auf den Hintern gefallen, blieb jedoch sitzen und beschwerte mich nicht, weil es kaum weh tat.
„Also... Nicht? Ihr gefiel das nicht?", wiederholte ich mich einfach bloß.
Jungkook drehte sich langsam zu mir, worauf er sich auf den Baumstamm setzte.
„Hmhm", schüttelte er vorsichtig den Kopf. „Und... Und Jimin hat es auch nicht gefallen", verschränkte er die Arme vor der Brust. „Und... V auch nicht."
Ich legte die Hand auf meinen Mund ab, weil ich derartig erschrocken war.
Was sagte er da bloß? Wieso sollte ihnen das nicht gefallen haben?
„Warum denn das? Mögen die uns nicht?"
Jungkook zuckte mit den Achseln.
„Naja", zuckte er sie erneut. „Ich weiß nicht... Ich... Ich hab's ihnen angesehen. Und... Und Yuna... Wir haben uns einmal geküsst... heimlich", gluckste er. „Ich glaube, das hat sie deswegen gestört."
Ich zog verblüfft die Luft ein.
Mein Gehirn arbeitete viel zu langsam für solch eine Information. Ich konnte sie zwar aufnehmen, aber schlecht verarbeiten. Außerdem fiel mir das Denken schwer. Das Kommende war daher nicht einmal geplant. Irgendwie rutschte es mir einfach über die Lippen.
Ich wusste... Dass mir ihr verheimlichter Kuss unter anderen Umständen nichts ausgemacht hätte. Jeder hatte seine Geheimnisse.
„Du!!!", haute ich ihm gegen das Bein.
Er zischte auf.
„Wieso...", hielt ich warnend einen Finger hoch. „Hast du ein Geheimnis?"
Er machte die Augen groß.
„Kein Geheimnis!", schüttelte er den Kopf. „Es... Sie wollte nicht, dass... Es alle wissen. Weißt? Sie ist ja so schüchtern..."
Ich zeigte mit dem nackten Finger auf mich, dabei trug ich einen bösen Blick. Ich war doch nicht alle! Ich behielt sowas für mich...
Da warf Jungkook die Arme hinauf.
„Hallooooo! Ich!", zeigte er dann auf sich. „Kann doch dir nicht alles sagen, wenn Menschen sagen psssscht!"
Ich zog verärgert die Augenbrauen zusammen.
Jungkook konnte mich doch nicht mit anderen gleichsetzen. Ich würde es ihm auch erzählen, wenn ich wirklich, echte Gefühle für jemanden hätte, den ich zutiefst lieben würde.
Aber anscheinend beruhte das nicht auf Gegenseitigkeit.
Mühevoll drückte ich mich vom Boden, um anschließend auf den Beinen zu stehen. Ich war überrascht davon, dass ich das so gut hinbekam, ohne zu fallen.
Ich musste, wenn ich Jungkook vermöbeln wollte.
„Renn lieber weg!", hob ich meine rechte Faust und wollte auf Jungkook zugehen.
Er machte die Augen groß.
„Penelope, nein!"
Gerade wollte ich ihn dazu auffordern sich umzudrehen, damit ich ihm auf seinen süßen Hintern schlagen konnte. Doch sobald ein Ast hinter mir knarrte, riss ich weit die Augen auf.
Der Blick von uns beiden kreuzte sich.
„Hast du... Das gehört?", flüsterte ich.
Jungkook fing augenblicklich auch an zu flüstern.
„Ja..."
Ohne uns abzusprechen, stürzten wir uns aufeinander, um uns aneinander zu kuscheln.
„Ich will zurück...", flüsterte ich, dabei blickte ich um mich.
Dieser Knacks war zu auffällig. Jemand musste in der Nähe sein und beobachtete uns! Oder wollte uns etwas Böses...
Oh, nein. Die Worte meines Bruders wurden wahr!
„Ich auch... Aber... Ich kann nicht mehr zurück. Ich... Ich glaube, ich kenne den Weg nicht mehr.", zitterte Jungkook Unterlippe.
Tränen stiegen in mir auf.
„Oh, nein... Ich auch nicht..."
Ich presste mein Gesicht an seine Schulter. Dabei konnte ich meine Tränen nicht mehr zurückhalten.
„Was jetzt?!", rief ich panisch.
Da sah er zu mir, worauf er den Mund erschrocken öffnete
„Hey! Nicht weinen!", drückte er mich von sich.
Daraufhin erhob sich Jungkook und versuchte mich mit zu ziehen. Mein Körper fühlte sich an wie ein nasser Waschlappen. Hochgekommen war ich wegen Jungkook trotzdem...
„Wir... Wir finden den Weg!"
„Aber, aber...", schniefte ich. „Mir ist kalt..."
Nachts war es auf der Insel, nahe am Wasser, schon ziemlich frisch... Ich hätte an eine Jacke denken sollen.
Jungkook zeigte auf sein Oberteil, als er mich verstand.
Ich blinzelte.
„Willst du mein T-Shirt?", fragte er wie ein Gentleman, selbst im betrunkenem Zustand.
Ich schüttelte den Kopf.
„Und du?", formte ich meine Lippen zu einem u und ließ sie so, um das u zu visualisieren.
Solang, bis noch ein Geräusch ertönte.
„Ihr!!!", war es eine tiefe Stimme.
Obwohl unsere Reaktionszeit im Eimer war, wirbelte Jungkook umher, wie eine eins A Ballerina. Er stellte sich vor mich und positionierte sich in eine Kampfhaltung.
Er war bereit für einen Kampf, wie immer...
Doch das brauchte er nicht zu sein, denn da war unsere Rettung!
Da stand er.
Da stand V!
———
Uhhhhh. Hi 💪🏼
Da sind wir, mit einem Kapitel! In Phuket wuuuhu! Wie fandet ihr den ersten Tag, nach dem lahmen Einstieg, hm? Ich hoffe doch, der hat mehr Spaß gemacht!
Nach dem etwas langweiligen Sightseeing waren die Guten essen und haben mir Namjoon telefoniert. Danach ging es nach Hause. Sie spielten Flaschendrehen- typical 😏
NUN. Anschließend räumten V, Jk, Minho und Penelope auf. Minho hat natürlich ein bisschen genervt und dann ging es für unsere beiden Rebellen raus! HAHA, nur um am Ende erwischt zu werden.
Naja. Mal sehen, wie's ausgeht!
Stay tuned!
In love, N 💜
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