3. My Past.
(Bild von Kim Namjoon und Suga Min Yoongi)
...
Im Sonnenlicht sah ich ihn am Sportplatz vorbei gehen. Er trug ein blaues T-Shirt, darunter schwarze Shorts. Seine Schuhe hatten dieselbe Farbe seines Shirts. Seine Haare blieben auch heute weiß. Er ging sich durch die Haare und streckte jemandem verspielt die Zunge aus. Wen, das wusste ich nicht. Relevant war aber, dass ich seine Zunge gesehen hatte, in Kombination mit diesem Aussehen. Ja... Er raubte mir jeden Atemzug.
„Training?", wurde ich von der Seite angequatscht und musste von daher leider von der Schönheit wegsehen.
„Jap. Du?", fragte ich, denn ich wusste, welche männliche Stimme zu mir sprach.
Diese Stimme würde ich aus eine Millionen Stimmen raushören können. Nicht, weil ich ihn als Person lange kannte oder so, nein. Einfach, weil seine Stimme eine außergewöhnliche war.
„Auch.", fing er an zu grinsen.
Seine Grübchen stachen hervor. Seine Grübchen gingen tief, ähnlich wie bei mir, nur dass das Lächeln von Kim Namjoon, so war sein Name, wundervoll war. Zum hinschmelzen. So wickelte er übrigens jedes Mädchen um den Finger. Zudem ging er in die Oberstufe. Er hatte eigentlich nur Pluspunkte bei den Mädchen.
„Das Baseballteam lässt sich aber Zeit.", nickte ich.
Ich setzte mich auf das Gras, um mich zu dehnen. Namjoon kniete sich neben mich. Wie Jimin eben, raufte er sich über seine grau gefärbten Haaren. Er war auch so ein Kandidat, der seine Haare regelmäßig färbte. Seltener als Jimin jedoch.
Wie auch immer.
„Vorteilhafter für mich.", blickte er an mir vorbei, um die anderen Mädchen aus meinem Team zu betrachten, die sich alle ebenfalls dehnten.
Ich hätte ihn ja als Perversling bezeichnet, was er definitiv war, aber eigentlich suchte er nur nach einem einzigen Mädchen, das wusste ich. Er suchte nach Jihyo. Ja. Ja, Namjoon stand auf Jihyo und keiner wusste, weshalb. Denn Jihyo... Sie war eine eklige, blöde, gemeine-
„Heute seid ihr so lange da, wie wir?"
Er sah wieder zu mir, als er die Frage stellte und ich betrachtete seine Augen. Er hatte so schöne braune Augen, in denen ein Grünstich mitschwang. Das passte hervorragend zu seiner neuen Frisur und zu seiner Hautfarbe, denn dafür, dass Namjoon asiatische Wurzeln besaß, war er gebräunt. Gebräunter, als andere... Darauf fuhren die Mädels total ab. Er wusste auch, dass seine Haare, seine Augen, seine Hautfarbe und seine Grübchen seinen Charme ausmachten.
Apropos sein Lächeln. Namjoon besaß schwungvolle Lippen. Rosige, gleich große Lippen und weiße, gerade Zähne. Er war groß und sehr gut gebaut. Namjoon war bekannt für -seid nicht schockiert- seine Stimme. Er war nämlich Hobbyrapper. Er liebte es und tat es leidenschaftlich gerne. Außerdem war er so gut darin! Das wussten alle. Daher trug er auch den Namen RM, dass für Rap Monster stand. Eingebildet, ich weiß. Aber er machte sich einen Namen und es funktionierte. Wenn man jemanden an der Schule nach Namjoon fragte, wussten wenige, wer er war. Fragte man nach Rap Monster bzw. RM, wussten alle, wer gemeint war. Er verkaufte das Ding wirklich ziemlich gut.
„Jeden Freitag, Namjoon."
„Ich fahre dich dann gerne nachhause.", nickte er.
Namjoon war einer der wenigen, der einen Führerschein besaß und ein eigenes Auto fuhr. Gut, er war auch etwas älter, als die anderen. Er war nämlich zweimal sitzen geblieben. Lag übrigens nicht daran, dass er dumm war. Er war einfach nur faul.
„Uiiii, ja. Gerne."
Mit den Dehnübungen hatte ich nicht aufgehört, nebenbei erwähnt.
Namjoon und ich kannten uns vor der Schulzeit. Unsere Eltern waren gut befreundet, dadurch hatten wir oft zusammen gespielt, als wir Kinder waren, auch, wenn er drei Jahre älter war. Mit meinem Bruder verstand er sich nie so gut, wie mit mir, aber sie redeten. Nun... daher kannte man sich.
„Okay, Mädels. Aufstellen!", rief Jihyo enthusiastisch.
Namjoon erhob sich und hielt mir seine Hand hin, die ich dankend annahm. Ich stellte mich zu den Mädels und Namjoon entfernte sich von uns. Er würde nun warten. Die Jungs verspäteten sich nämlich ständig. Dass sie überhaupt erfolgreich waren...
„Ich schlage vor, wir tanzen heute ein bisschen, um erstmal warm zu werden. Schließlich denken wir uns eine Choreografie aus, mit der wir unsere Black Birds anfeuern können!"
Jihyo schien stolz auf sich selbst. Blöde Kuh. Sie hatte alles, was sie wollte. Sie war Leaderin der Cheerleader, war meine Vertretung als Schülersprecherin, saß im Gremium, weil sie Stufenlelterin der Erstis war, sie war Stufenbeste, was die Noten angingen und sie bekam fast jeden Typen, den sie haben wollte. Sie war groß, schlank und hübsch. Leider. Goldbraune locken, makellose Haut, grüne, große Augen, einen schönen Mund und gerade Zähne. Schön, aber sie war dennoch ein Biest. Ständig neckten wir uns. Dabei hätten wir solch ein gutes Team abgeben können. Nun. Ich sollte ehrlich zu mir selbst sein. Mit welchem Mädchen verstand ich mich überhaupt?
„Wir sollten uns eher eine Choreografie für den nächsten Monat ausdenken", ich gestikulierte. „Du weißt schon. Für den Wettbewerb."
Sie haute sich leicht gegen die Stirn, als sie abwinkte.
„Dummerchen. Damit fangen wir doch ab Montag an!"
Einige kicherten.
Ha, ha. War total witzig. Sie redete in einer piepsigen Stimme, das war schon nicht mehr zu glauben. Man. Ich hasste sie. Dazu gab es aber auch eine Vorgeschichte...
„Wie du meinst, Jihyo."
Jihyo und ich waren eigentlich auch zusammen aufgewachsen. Nur dass wir, seit ich denken kann, gegeneinander ankämpften. Jedes Mal. Unsere Eltern, sie taten dasselbe. Es war ein ewiger, nervender Krieg, der nicht aufhörte. Ich hasste es noch viel mehr als ich sie hasste.
„Apropos meinen, Süße"
Oh, nein. Es fing an.
„Einige meinen zwischen Jin und dir...", verkniff sie sich das Lachen und ich äffte ihr nach.
Natürlich gingen Gerüchte rum. Wieso auch nicht. Alle vom Cheerleader-Team waren am Abend der Spendengala anwesend. Okay, fast alle. Dennoch. Gerüchte machten schnell die Runde.
„Ja? Zwischen Jin und mir ist was?", harkte ich nach.
Aus Prinzip. Damit jeder dachte, ich wüsste von nichts. Das brachte aber die Gruppe ins tuscheln.
„Na, dass ihr euch von nun an datet?", hob sie eine Augenbraue und ich grinste.
„Datest du etwa Gerald?"
Ein ziemlich unbeliebter Junge an unserer Schule.
„Ihhhhh.", machten die Mädchen.
Ich beleidigte Gerald nur ungern, ich hatte auch gar nichts gegen ihn. Es ging hier nur ums Prinzip.
„Eww, nein. Außerdem war ich dieses mal mit RM da.", verzog sie angewidert das Gesicht.
Ich nickte, da ich das wusste.
„Und die Male davor?"
Sie blieb stumm und spitzte kritisch die Lippen.
„Hatte ich es mir doch gedacht. Kneif also lieber die Pobacken zusammen, Süße.", äffte ich ihr das Süße nach, weil sie mich ständig so nannte.
Gerade als sie widersprechen wollte, redete eine laute Stimme zu uns. Die von Namjoon.
„Mädels, vergräbt mal euren Mist und schenkt uns Power, na los!"
Jihyo verschränkte mies gelaunt die Arme vor der Brust, worauf ich kurz rüber sah. Die Jungs waren alle versammelt. Es sah zumindest so aus. Anschließend blickte ich wieder zu Jihyo, die ihre typischen Handbewegungen machte, was soviel hieß wie, wir starten jetzt.
Manchmal, da hatte ich wenig Lust auf das Training mit den Mädels. Lag natürlich nur Jihyo und ihren Einheiten. Aber... Es war okay. Ich musste da durch und zum Glück machte ich es gern. Stellt euch vor, ich würde es nicht. Meine Eltern hätten mich geköpft. Ich musste eine Cheerleaderin sein. Da gab es eigentlich keine großen Entscheidungen zu treffen. Ich musste beliebt sein, was man nur war, wenn man an einer High School im Cheerleader-Team war. Zudem musste ich noch mindestens an zwei weiteren Aktivitäten teilnehmen. Wir mussten, Hoseok und ich, beide auf unsere Linie achten.
Quatsch mit Soße. Aber was sollten wir groß gegen an sagen? Genau. Nichts.
Die eine Stunde verlief schneller, als gefühlt. Richtung Ende wurde es auch spaßig. Wir verabschieden uns, wobei jeder dabei war, seinen Kram zusammen zu packen oder sich umzuziehen. Ich war zu faul. Stattdessen sah ich also zu, wie die Jungs zusammenpackten. Zum Teil standen sie da Oberkörper frei. Unter anderem Jimin... Ich sabberte gefühlt vor mich hin. Wie konnte ein Mann denn so attraktiv sein?
Ich seufzte, denn das Wochenende stand an. Das bedeutete, ich würde ihn zwei Tage nicht sehen. Es sei denn... Wir liefen uns zufällig über den Weg.
Unwahrscheinlich.
Ich musste es immer durchplanen. Wo er war, was er machte... Um überhaupt auf ihn zu treffen.
Sag mal bist du krank?
Das war ich wohl... Machten verknallte so einen Kram? Peinlich. Peinlich, wenn das jemand herausfinden würde... Wirklich richtig peinlich.
„Wollen wir?", ertönte wieder diese außergewöhnliche Stimme von Namjoon und ich sprang von der Tribüne.
„Klar.", band ich meine Haare zu einem hohen Zopf.
„Sag mal, wann kommen die neuen Schüler?", fragte er.
„Am Montag...", erinnerte ich mich und er nickte. „Wieso?", fragte ich dann, was ihn mit den Schultern zucken ließ.
„Jihyo behauptete, das Mädchen zu kennen. Das ist alles."
Sie kannte das Mädchen? Ich hoffte nicht.
Immer dann, wenn neue Schülerinnen kamen, versuchte Jihyo sie gegen mich aufzuhetzen. Aber solch eine Bitch wie sie war, war ich auch. Zu neuen Schülerinnen war ich außerdem immer viel zu nett, um schlecht ankommen zu können. Ich empfing die neuen Schüler nämlich immer und ließ sie sich in den Klassen vorstellen. Da baute ich direkt schon eine gewisse Beziehung zu ihnen auf.
Dasselbe hoffte ich also gerade auch in Bezug auf die Neuen, die uns Montag erwarteten.
„Kann ja egal sein.", zuckte ich mit den Achseln, als wir dann an seinem Wagen angekommen waren.
„Setz dich gern schon mal rein."
Also entfernte ich mich von ihm und stieg nach hinten. Namjoon hasste es, wenn jemand bei ihm vorne einstieg. Fragte man mich bitte nicht, weshalb. Er hatte selbst keine Antwort darauf. Ich schnallte mich an und wartete nun geduldig, dass sich die Autotür öffnete, was Sekunden später auch geschah. Nur war das nicht die Fahrertür, die sich öffnete, sondern die von mir. Ich musste automatisch hinsehen, um zu wissen, wer gerade die Autotür aufriss, doch bereute es dann direkt. Denn ich blickte in seine Augen.
Mein Herzschlag hielt inne.
In seine Augen... In die Augen von ihm. Von Suga. Von Suga Min Yoongi. Meinem Ex-Freund...
...
Angespannt saß ich nun da, auf dem Hintersitz, neben ihm. Neben Suga...
Ich spürte seinen Blick auf mir. Seinen intensiven Blick, der für einen immer intensiv wirkte, denn es war seine Art, jemanden anzusehen. Mit seinen braunen, fast schwarzen Augen. Ich würde diese Augen aus hunderte von Augen raus erkennen. Zum einen, weil sie eben starr wirkten und zum anderen, weil sie tiefschwarz waren. So schwarz, wie es die Nacht war. Zu oft hatte ich mich in ihnen verloren, als wir beide noch jünger waren. Ich wusste sogar, dass das erste, dass ich ihn fragte, war, wieso er so schwarze Augen besaß, aber so hellhäutig war. Er hatte mich damals ausgelacht, nahm es mit Humor. Aber eigentlich war das eine ernst gemeinte Frage, früher zumindest... Heute war ja klar, dass er dafür doch gar nichts konnte.
Das waren die Gene. Er kam sehr nach seiner Mutter. Ich erinnerte mich zwar noch sehr schwammig an sie, wusste jedoch, dass ich Suga das zu jüngeren Zeiten ständig sagte. Er mochte das gerne hören. Er liebte seine Mutter sehr, bedachte man, dass er sie mit 12 Jahren verlor. Sie war bei der Geburt seines Bruders verstorben, wobei es sein Bruder ebenso nicht überleben konnte...
Damals hatte ihn das Übel mitgenommen. Auch seinen Vater... Durch den Tod seiner Mutter... Fiel ein Dominostein nach dem anderen. Als Suga 12 Jahre alt wurde, war ich erst 9 geworden. Ja, zu der Zeit war ich viel bei den Min Yoongi's zu Hause, weil mein Vater sich sehr gut mit Suga's Vater verstand. Mir wurde gesagt, ich solle viel Zeit mit ihm verbringen, denn früher, da war Suga heimlich, oder auch nicht heimlich, in mich verknallt. Ich wusste mit 9 Jahren natürlich nicht richtig, was das war, wusste aber, dass ich ihn sehr gut leiden konnte.
Wir beide gingen ja auch in eine Klasse. Wieso? Suga's Familie kam aus Daegu, eine Stadt in Südkorea. Sie waren nach Amerika gezogen, bedeutete, Suga war nicht in Amerika aufgewachsen und hatte von daher nur wenig Englischkenntnisse. Ich konnte englisch und koreanisch sprechen. Ersteres, weil ich in New York groß wurde. Koreanisch beherrschte ich, weil Hoseok damals adoptiert wurde und wir es als Familie lernten zu sprechen.
Jedenfalls, das erklärte wieso ich mit Suga kommunizieren konnte. Auch erklärte es die Altersdifferenz zwischen uns beiden und den Fakt, dass er mit 12 Jahren in der 3. Klasse war. Dass er älter war als die anderen, war anfangs Thema des Jahres. Mittlerweile waren alle daran gewöhnt.
Naja...
Als Suga's Mutter starb, verbrachten wir mehr Zeit zusammen, als wir sowieso schon taten.
Hoseok konnte Suga nie was abgewinnen. Da fiel dann der erste Dominostein... Suga und Hoseok prügelten oft aufeinander ein, zumal wäre zu erwähnen, Hoseok war 3 ganze Jahre jünger. Suga's Verhalten tolerierte somit keiner.
Auch ich nicht.
Aber ich hatte Mitleid mit ihm und er bettelte ständig nach meiner Aufmerksamkeit, zudem mochte ich ihn ja.
Die Auseinandersetzung zwischen Hoseok und Suga gingen bis zur High School, wobei gesagt werden musste, dass Suga plötzlich mit jedem ein Problem hatte. Nicht nur mit jüngeren, oder Leuten in seinem Alter, denn auf einmal waren es auch Ältere. Jeder wurde zu einem Problem für ihn. Plötzlich nahm Suga auch Zeugs mit in die Schule, wie Taschenmesser, Pfeffersprays, schwere Ketten, Schlagringe und solch einen Mist.
Am Ende des Tages, da entschuldigte er sich dafür, dass er den Leuten weh tat, doch ändern? Ändern tat er es nie. Er behielt seine „Macken". Diese „Macken" stiegen von Jahr zu Jahr mehr an. Er beklaute Schüler, Fremde und Geschäfte, das, obwohl er das Geld hatte. Er hatte das Geld, wollte aber unbedingt rebellieren. In der fünften Klasse, da übernachteten wir einen Tag in der Sporthalle der Schule. Was machte Suga? Genau. Er betrank sich und auf einmal erfuhr ich, dass er auch rauchte. Ich wusste noch genau, dass ich total wütend auf ihn war. Ich mochte sein Verhalten nicht, gewöhnte mich aber an seine Nähe und wollte nicht, dass wir getrennt wurden. Irgendwie beschrieb ich unsere Beziehung als eine Liebesbeziehung. Auch, wenn ich zu dem Zeitpunkt erst 11 Jahre alt war. Suga war schon 14, fast 15. Er selbst beschrieb unsere Beziehung aber auch so...
Er musste es so beschreiben, denn er wollte mich nicht nur als seine beste Freundin. Wie konnte ich schließlich seine beste Freundin sein, wenn ich bekannt dafür war, die beste Freundin von Jimin zu sein? Er wollte mich nur für sich. Ich sollte einen bestimmten Status haben, also... Wurde ich zu seiner festen Freundin. Ich hatte es nie abgestritten.
Zurück zur Geschichte...
Ich fragte ihn damals, wieso er plötzlich rauchte und trank. Er wollte es so, antwortete er mir.
Ich wollte es ihm abgewöhnen, wirklich. Aber es lief nicht immer so, wie man es wollte, richtig?
Irgendwann fand die Polizei ihn betrunken wieder. Manchmal lag er verprügelt auf der Straße. Ab und zu, da kam er einige Tage nicht einmal mehr nach Hause.
Mit ihm reifte ich früher, als ich gewollt hätte. Was war, ließ sich jedoch nicht ändern.
Wie auch immer...
Suga machte sich einen Namen. Keiner traute sich in seine Nähe oder geschweige denn, in meine. Teilweise benachteiligte das mein Sozialleben. Meine Eltern verboten somit den Kontakt zu ihm. Nun, sowas hätten sie aber vorher tun sollen, bevor ich zu Suga eine gewisse Beziehung, auch wenn sie kompliziert war, aufbaute. Daraufhin trafen wir uns heimlich. Aber auch das gefiel ihm nicht. Er wollte nichts heimlich machen. Also drehte er extra noch viel mehr durch. Er fing an irgendwelche Drogen zu nehmen, wollte mich auch mit reinziehen.
Gut, das hörte relativ früh wieder auf, weil ich dann wirklich an einem Punkt ankam, wo ich mir selbst sagte, der Kontakt musste aufhören. Auch Hoseok bekam das Ganze mit und drohte, uns zu verpetzen. Weder ich, noch Suga -überraschenderweise- wollten das.
Bei Suga aber war das Problem... Er konnte nie ruhig sein. Es folgten immer mehr Schwierigkeiten. Immer. Ständig.
Also wurde er irgendwie Teil einer Gang, die sich Tear nannten. Er ließ sich eine Träne tätowieren. Direkt unter seinem linken Auge...
Auf einmal veränderte sich Suga. Nicht nur innerlich, sonder auch äußerlich. Überwiegend kam er nur noch schwarz gekleidet zur Schule. Färbte seine Haare regelmäßig. Er rauchte vor aller Augen. Trank ohne Scham und ohne Angst davor, was man über die Min Yoongi's sagen würde. Er war abrupt zu Suga geworden, der gefährlichste Junge aus der Gegend. Das war er auch schon vorher, nur dieses mal war es offiziell. Jeder wusste es. Vor allem wegen seiner Gang... Legte man sich mit einen von ihnen an, legte man sich mit allen an. Mit ihren Tränen und ihrem Style, waren sie sowieso überall zu erkennen, wobei sich jeder dann automatisch zurückzog.
In der siebten Klasse dann, als ich schon vierzehn geworden war, war Suga siebzehn, fast achtzehn. Er hatte sich von mir eine gemeinsame Nacht gewünscht. Ich wusste, was auf mich zukäme. Aber da war ich bereits in Suga verliebt, konnte ihm von daher keinen Wunsch abschlagen. Es war ja auch nicht so, als hätte ich es selbst nicht gewollt. Außerdem gab es da ein Mädchen, die total auf ihn abfuhr. Sie sollte nicht sein erstes Mal sein, sondern ich und nur ich, wobei er mein erstes Mal sein sollte.
Nun...
Wir hatten Sex -Wie das lief, musste ich ja jetzt nicht erklären. Aus einmal wurden zweimal und dreimal und zehnmal. Ich hatte geglaubt, Suga und ich würden zusammen bleiben. Für immer... Aber dann passierte das schlimmste, was er hätte tun können und ich brach den Kontakt zu ihm ab. Er hatte nämlich, aus lauter Gehässigkeit, Hoseok verprügelt. Mit seiner Gang zusammen... Sie waren zu acht, Hoseok war alleine da. Er lag zusammengekauert auf dem Schulhof und ich hatte ihn nach meinem Cheerleader-Trainung vorgefunden. Er lag alleine. Niemand hatte ihm geholfen, aus Angst, die Tears würden sich gegen sie stellen. Hoseok hatte geblutet. Er hatte einen gebrochenen Arm und zwei gebrochene Rippen. Er konnte alleine nicht mehr stehen. War blau und grün... Sein Gesicht angeschwollen... Ich hatte schrecklich geweint, ich erinnerte mich ganz gut. Ich erinnerte mich auch, dass Jimin mir geholfen hatte, ihn zu tragen, bis in das nächste Krankenhaus.
Viel redete ich mit Suga darüber nicht. Ich traf ihn direkt nach dem Vorfall und machte ihm deutlich, dass ich nichts mehr mit ihm zutun haben wollte. Natürlich verpetzte ich ihn auch, denn bei meinem Bruder hörte der Spaß auf. Egal, wie oft wir uns stritten und uns gegenseitig verraten hatten. Es war egal, wie unterschiedlich wir waren. Es war noch egaler, dass er adoptiert war. Für mich war er mein Bruder! Punkt.
Das verstand Suga. Ohne Probleme. Natürlich tat er das. Er wusste, mein Bruder war die Grenze. Heute hätte ich gerne gewusst, ob er ihn tatsächlich nur schlug, aus reiner Gehässigkeit, oder ob mehr dahinter steckte. Aber das war auch schon so lange her.
Wie auch immer...
Suga wurde nach diesem Vorfall auf ein Internat geschickt, für zwei ganze Jahre. Das war gut. So kamen wir beide übereinander hinweg, erstens. Zweitens änderte er sich. Er rebellierte nicht mehr allzu viel. Selbstverständlich war er noch in der Gang, er rauchte und ja, als gefährlich galt er auch noch. Aber so wirklich auffällig, das war Suga einfach nicht mehr.
Er war mittlerweile 20. Bald 21. Die Erkenntnis musste irgendwann kommen.
Irgendwie, da hasste ich ihn. Zum einen, weil er mir eine weite Lebenszeit erschwerte, zum anderen, weil das alles hätte besser kommen können. Er war ja ein guter Mensch. Immer noch. Das war der Grund, wieso ich ihn mochte. Er war so gutherzig. Ich wusste, hätte ich ein ernsthaftes Problem, wäre er für mich da. Einfach, weil ich immer für ihn da war und wir eine lange Vorgeschichte hatten.
Er war meine erste große Liebe und ich seine. Glaubte ich... Also meine war er auf jeden Fall. Er war meine erste Liebe. Meine erste Erfahrung. Meine Reife. Er machte mich zu mich. Zu der Person, die ich heute war.
Naja...
Ob er noch an uns dachte? Also ich dachte gerade ganz viel an uns...
Ich hatte ihn ewig nicht mehr gesehen. Heute war es das erste mal, seit... Seit drei Jahren.
„Bis dann, Penelope.", sprach Namjoon und riss mich aus meinen Gedanken.
Nein, meinen Erinnerungen!
Ich schluckte, weil ich bemerkte, dass ich die ganze Zeit über wo ganz anders war. Doch ich nahm es einfach hin und nickte.
„Danke."
Ich stieg aus, bemerkte plötzlich, dass auch Suga ausstieg. Kurz blieb mein Verstand hängen. Wohnte er hier? Nein. Wieso stieg er aus?
„Kannst losfahren.", sagte er und Namjoon fuhr.
Für eine Sekunde blickten wir uns in die Augen, bevor ich wegsah und an ihm vorbei wollte.
„Jetzt warte doch mal. Du weißt, dass ich wegen dir ausgestiegen bin."
Ich schluckte. Mein Herz schlug schneller.
Wieso? Wieso schlug mein Herz schneller?! Keine Ahnung!
Ich empfand definitiv nichts für Suga. Mein Herz gehörte Jimin. Aber wie sagte man so schön? Die alte Flamme erlosch nie wirklich, oder?
Man. Weshalb war er jetzt wegen mir ausgestiegen?
„Was ist denn?", blieb ich stehen und sprang über meinen Schatten.
Es war klar, dass wir irgendwann wieder miteinander sprechen würden. Mussten. Also tat ich auf selbstbewusst und sah ihn an. Seinen intensiven Blick ignorierend.
Ich versuchte eher darauf zu achten, dass seine hellen Wangen rotstichig angehaucht waren. Es war schließlich sehr warm, zudem war er gelaufen. Er hatte zwar nicht am Training teilgenommen, weil er sicherlich zu spät kam, eines seiner Gewohnheiten, nur hatte er das Training auch nicht wirklich nötig. Suga war sehr talentiert im Baseball spielen. Er holte ständig den Sieg.
Jedenfalls...
Ich erkannte die Schweißperlen auf seiner Stirn. Seine Haare waren fluffig, zudem färbte er sie mint stichig. Die Haarfarbe stand ihm äußerst gut. Sie harmonierten mit seinen hellen, kleinen, aber vollen Lippen.
Sein schwarzer Ohrring passte zu seinen Augen.
Er trug eine schwarze Lederjacke, ja, bei diesem Wetter, darunter ein weißes Shirt mit einem roten Mund drauf versehen, dass die Zunge ausstreckte. Dazu trug er eine Latzhose in schwarz und weißen Bändern. Selten war er so farbig gekleidet. Wie erwähnt, trug er damals bloß schwarz. Seit er aber aus dem Internat zurück war, hatte sich anscheinend viel geändert.
„Wieso reden wir nicht miteinander?", fragte er wie aus dem Nichts.
Ich musste überrascht die Augenbrauen heben.
Suga ging ein Problem direkt an? Er versuchte sich damit auseinander zu setzen? Wow. Entweder hatte das Alter ihm gut getan, oder aber, es war das Internat.
„Wir reden doch?", legte ich den Kopf schief, tat dabei natürlich total auf unschuldig.
Suga presste seine Lippen aufeinander, bevor er es mir gleich tat und den Kopf schief legte.
„Naja. Bin das nur ich, der das als unangenehm empfindet?"
Wieso fragte er auf einmal? Ich fand das komisch, versuchte aber nicht wirklich darüber nach zu denken. Das würde nur dafür sorgen, dass ich länger bräuchte, um zu antworten. Das wiederum, dass er sich etwas einbildete. Darauf hatte ich keine Lust.
„Das mit uns... Ist doch Ewigkeiten her, Suga."
Er nickte.
„Eben"
Er wirkte positiver, als zu dem Zeitpunkt, an dem er ging. Als würde es ihm wirklich besser gehen. Als wäre er über seine Mutter tatsächlich hinweg. Nach fast zehn Jahren...
„Also erzähl mir. Wie geht es dir?"
Er lächelte knapp, schulterte anschließend seine Tasche.
Ich musste auch lächeln. Nicht, weil ich das dann doch etwas süß fand, dass er fragte und einfach über uns beide hinweg sehen konnte. Ich lächelte auch nicht, weil seine Veränderung mein Herz erwärmte. Ich lächelte, weil Suga's Lächeln einfach mitreißend war.
„Gut, Suga. Mir geht es gut. Wie geht es dir? Nach drei ganzen Jahren schlägst du wieder auf, obwohl du schon seit einem Jahr aus dem Internat zurück bist, hm?"
Er musste auflachen.
Der Moment war komisch. Gewöhnungsbedürftig auch. Doch es war okay...
Es würde mich freuen, wenn wir endlich wieder reden konnten.
Klar, wir waren im Schlechten auseinander gegangen. Aber wir waren jung gewesen. Die Sache war nun eine Weile her. Wir konnten das. Wir konnten einfach darüber hinwegsehen und aufhören, nachtragend zu sein...
„Ja...", er nickte. „Hat gut getan."
„Sieht man dir an. Du wirkst positiver."
Für einen Moment fasste er sich an die Brust.
„Schönes Kompliment"
Ich spürte, wie wichtig ihm das war, sowas zu hören.
„Du weißt vermutlich am besten, dass mir das gut getan hat."
„Vielleicht.", zuckte ich mit den Schultern.
„Und meine Freundin", fing er an, weshalb ich neugierig die Augenbrauen hob. „Ja. Ich dachte, es wird Zeit für eine neue Beziehung, oder? Sie ist toll. Hübsch. Nett. Gutherzig. Sie kennt das Leben bei den Tears"
Als er den Namen seiner Gang erwähnte, erblickte ich das Tattoo unter seinem linken Auge. Wie vor drei Jahren, als er es sich neu gestochnem hatte. Nichts verändert.
„Sie will selbst Teil werden, verstehst du? Sie ist einfach mitten drinnen. Ich glaube, ich habe mit ihr einen Fang gemacht."
Ich freute mich für ihn. Aus Herzen. Sobald sie ein positiver Einfluss war, gönnte ich es ihm. Ich gönnte ihm alles auf dieser Welt. Suga hatte das Glück verdient...
„Ich freu mich für dich, Suga. Sehr.", strich ich ihm über die Schulter und sein Lächeln wurde nur größer.
„Wurd auch mal Zeit, meinst du nicht? Man kann dir nicht Ewigkeiten hinterher laufen. Vor allem nicht, seit du nur Augen für Jimin hast.", stach er mir seinen Ellenbogen in den Bauch.
„Was?", piepste ich und lief rot an.
Ich spürte es. Oh mein Gott. Wie peinlich. War ich etwa so auffällig oder woher ahnte Suga das? Mist!
„Hey", er winkte ab. „Ist doch okay, oder? Du weißt doch", zuckte er mit den Achseln. „Bei mir ist ein Geheimnis gut aufbewahrt. Immer."
Ich biss mir auf die Unterlippe.
„Da ist sowieso nichts wahres dran.", entschied ich mich dann doch zu sagen, aber Suga ertappte mich bei der Lüge.
Natürlich tat er das. Er kannte mich gut genug.
„Wie du meinst, Lope."
Die einzige Person, die mich neben Jimin so nennen durfte.
„War schön mal wieder mit dir zu sprechen.", wechselte ich das Thema.
Er verstand schon.
„Klar", kam er einfach auf mich zu, um mich zu umarmen. „Sehr schön."
Abrupt gefror ich in der ersten Sekunde zu Eis, weil seine Wärme unerwartet kam. Doch in der nächsten Sekunde taute ich wieder auf...
Die Umarmung fühlte sich gut an. Überraschend, aber gut...
Als würde man ein Teil seiner Erinnerung umarmen.
Es war... Etwas gewohntes. Es fühlte sich richtig an.
Wir ließen meiner Meinung nach viel zu früh voneinander ab, nur war es in Ordnung.
Er nickte zum Abschied und ging schließlich an mir vorbei.
Ich musste erfreut aufseufzen. Ich hatte es bekämpfen können. Einen Schatten aus meiner Vergangenheit...
Nur wusste ich zu dem Zeitpunkt noch nicht, wie viele Schatten die Zukunft noch für mich parat hielt...
———
Mhmmm... Wir haben Namjoon und Suga kennengelernt.
Ich bin bei der Erzählung über Suga total abgedriftet 😂... Ich habe so viel erzählt und irgendwie fehlen da noch viel zu viele Informationen! Die werden natürlich noch folgen... Zum Beispiel, was hat das mit den Tears auf sich?...
*husthust*
Stay Tuned, N xX.
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