(Bild von Park Jimin)
...
*Trigger Warning* - in dem Kapitel werden einige sensible Themen angesprochen und eventuell ausgeführt, aber nicht bildlich dargestellt oder detailliert beschrieben. Dennoch warne ich gerne vorab!
Ich presste die Lippen aufeinander, als ich die Hände an meine Oberschenkel drückte.
Die Luft hier drinnen schien ziemlich angespannt, was deutlich zu spüren war, dadurch, dass V direkt neben mir saß und mindestens genauso ruhig war, wie ich. Bloß unsere Atmung war zu hören, wobei die tickende Uhr diese erdrückende Stimmung unterstrich.
Er kam hier einfach rein und setzte sich zu mir auf's Bett...
Ich fragte mich nun seit fünf Minuten, ob wir darüber sprechen würden, was passierte. Würde er ansprechen, dass er mich gesehen hatte? Würden wir darüber sprechen, was zwischen ihm und Jimin vorfiel? Wie würde das hier noch ausgehen? Bedachte man, dass wir bald am Auto sein müssten...
In meinem Kopf war soviel los- Das reinste Chaos brach aus. Ich wusste gar nicht genau, was ich denken sollte oder was richtig und falsch war. Ich hörte irgendwas von der einen Nacht, von einer Jisoo, von Toten und... Zugleich fragte ich mich, ob ich das Ganze einfach nur missverstand? Aber worüber sollte V mit seinem Cousin denn sonst gesprochen haben? Zumal ich auffing, dass es um etwas gefährliches ging...
Gefühlsmäßig war ich einfach nur verwirrt... Konnte ich von Trauer sprechen oder einer Enttäuschung? Von Sorge oder Angst?
Nein... Ich wusste nicht recht, was ich fühlen sollte. Dafür war es noch ziemlich frisch und dafür wusste ich noch nicht genau, was los war...
Ich atmete aus, als ich den Blick anhob und meinen Sitznachbarn mied, der sicherlich die größten Existenzkrisen durchmachte, weil ich vermutlich etwas mitbekam, was ich nicht mitbekommen sollte.
Aber was sollte ich tun?
Ich wusste doch selber, dass ich nicht lauschen sollte...
Nur ging es um Jimin. Es ging um Park Jimin! Es ging um den Menschen, der die größten Fragezeichen in mir warf. Die, mit denen es am schwierigsten war, einzuschlafen...
„Okay...", räusperte sich V auf einmal, wodurch ich aufzuckte und ihm einen Seitenblick zuwarf. „Wieviel hast du mitbekommen?"
Diese Frage stellte er mir, dabei klang seine Stimme ruhig und ausgeglichen. Nicht ungeduldig und wütend, wie ich es erwartete..
Das machte es mir einfacher darüber nachzudenken... Zumindest vorerst...
Ich wusste noch nicht genau, wieviel ich mitbekam, weil ich nicht verstand, was da besprochen wurde. Oder verstand ich doch und ich wollte es mir nicht direkt eingestehen, weil ich es noch nicht verarbeiten konnte?
Ich wandte den Blick ab, als ich auf den Koffer vor mich sah.
V sprach Jimin auf seine Probleme mit den Venoms an; das war offensichtlich. Jimin mied das Gespräch jedoch, was auch ziemlich klar war. Es fielen Namen, die mir unbekannt waren und es wurde über eine Nacht geredet, mit der ich Elizas Worte in Verbindung brachte, als sie über Jimin sprach, jedoch indirekt...
Durch all diese Punkte vermutete ich, dass es sich hierbei um den Vorfall handelte, der sich vor drei Jahren ereignete, bevor Jimin wieder nach Hause kam. Es ging um die Nacht, die Jimin veränderte...
Vermutlich hörte ich deshalb so gebannt zu. Einfach, weil es mich so sehr in den Fingern juckte, herauszufinden, was damals geschah. Ich hoffte es in dem Gespräch, das sie zu zweit führen, herauszuhören. Die Neugier gewann Oberhand über mich und ich hasste es, dass ich sie bei ihrem Gespräch belauschte. Das schien mir nicht richtig zu sein.
Doch nun... Saß ich hier. Ich saß hier und es war nicht mehr zu ändern. Ich entschied mich dazu sie belauscht zu haben, wobei... Mein Durst nach mehr umso stärker wurde. Stärker, als er je war..
„Penelope?", ertönte die tiefe Stimme von V erneut.
„Genug", platzte es aus mir. „Glaube ich..."
„Du glaubst?", hakte er nach und ich wusste, es war ernst.
Seine Art bewies es mir... Seine ernste Tonlage... Die Tatsache, dass er nachhakte... Von seiner verspielten, belustigten und ironischen Art war keine Spur zu sehen.
Ich hätte wirklich nicht zuhören dürfen, nein.
Aber... Wieso durfte ich denn nicht? Was war daran so schlimm, dass ich mitbekam, was geschah? Hatte ich kein Recht drauf, zu wissen, weshalb Jimin sich veränderte?
„Wer ist Jisoo?", fragte ich geradewegs heraus.
Dabei war ich überrascht davon, wie direkt ich fragte. Schien, als würde mich interessieren, ob Jimin sich aufgrund einer Frau änderte... Ihr Name war nämlich das Einzige, das mir insgeheim die ganze Zeit durch den Kopf schwirrte...
„Oh, Penelope...", fing V an zu seufzen.
In dem Augenblick erhob ich mich und schüttelte verzweifelt den Kopf.
Ich spürte, wie alte, verdrängte Gefühle in mir hervor kamen...
„Was?", kam es aus mir. „Wieso oh, Penelope? Darf ich etwa nicht fragen?"
V erhob sich auch, als er meinen Blick erwiderte und ausatmend zwischen meinen Augen hersah.
„Ich weiß nicht, ob du wirklich fragen willst."
„Warum denn? Weil die Antwort mich verletzen wird?", fragte ich ironisch.
Schließlich spürte ich, wie die Wut sich langsam an die Oberfläche kämpfte. Eine Wut, die ich Jimin gegenüber empfand, doch immer verborg, weil ich nicht immer verstand, wieso ich so wütend war. Sie schien nun jedoch ohne Vorwarnung aus mir zu brechen.
Mittlerweile begriff ich auch, warum... Es war die Unwissenheit. Die Unwissenheit, die ich hatte und die Dreistigkeit von Park Jimin, weil er es nie für nötig hielt, sich mir zu öffnen, obwohl ich jedes Recht dazu hatte! Als damalige beste Freundin durfte ich wissen, wieso ich es nicht mehr wert war Teil seines Lebens zu sein...
Oder nicht...?
„Glaubst du, du schützt mich, wenn du mir die Antwort nicht nennst, V?", neigte ich den Kopf. „Denkt Jimin das? Denn, das ist Unsinn! Wie soll mich irgendwas in Bezug auf Jimin noch verletzen, wenn ich an sein ganzes Verhalten denke und an all die Geheimniskrämerei, die mich gut gepolstert hat!"
Ich warf die Arme hinauf.
V hingegen blinzelte überstürzt. Meinen emotionalen Ausbruch sah er nicht kommen.
„Er war mir gegenüber nie ehrlich oder offen. Ich muss ihn regelrecht in einem Gespräch belauschen, um ansatzweise zu verstehen, wieso er mir gegenüber so drauf ist! Ist das nicht peinlich?", musste ich auflachen. „Aber offensichtlich ist er nicht nur mir gegenüber ein Arschloch, sondern behandelt jeden so."
Beleidigt verschränkte ich die Arme vor der Brust.
Niemand könnte je verstehen, wieviel angestaute Emotionen in mir herrschten, weil Park Jimin existierte. V konnte leicht reden! Er. Jungkook. Hyunjin. Alle! Doch... Ich? Ich konnte es nicht. Ich verstand Jimin nämlich nicht. Ich verstand ihn nicht, konnte ihn nicht einschätzen und wusste nicht, was das zwischen uns beiden war oder was überhaupt geschah. Jimin war eines Tages einfach nicht mehr Bestandteil meines Lebens gewesen. Sowas konnten andere von sich nicht behaupten.
Daher fand ich es unfair, wenn andere von mir verlangten, Jimin ein gewisses Verständnis entgegen zu bringen. Ich fand... Ich war bereits mehr als nur verständnisvoll und... Irgendwann konnte ich es dann einfach nicht mehr sein...
„Du verstehst das etwas falsch, P...", versuchte es V, weshalb ich meine Augen wieder auf ihn richtete.
Falsch verstehen?
Ich musste ironisch schmunzeln und den Kopf schütteln.
„Was soll ich denn falsch verstehen, V? Hm? Bitte sag's mir. Was soll ich falsch verstanden haben?", fragte ich verbittert. „Jimins Signale waren doch deutlich, oder? Zumindest mir gegenüber... Er musste von heute auf morgen wo anders hin, nur um anschließend verändert wieder zu kommen. Was meinst du, wie das für mich war, hm?", spürte ich ein Stechen in der Brust. „Was glaubst du, wie es für mich war zu realisieren... Ach... Park Jimin war zurück, doch... Mein bester Freund wurde auf dem Internat zurückgelassen und das Traurige? Er kam nie wieder nach Hause. Er hatte mich einfach fallen gelassen, ohne Vorwarnung und ohne jegliche Erklärung. Ich war ihm ganz auf einmal egal geworden und nur ich..."
Ich löste meine Arme voneinander, wobei ich einmal tief durchatmete. Einfach, um nicht gleich los zu weinen.
„Da kann man nichts falsch verstehen. Ich habe alles genau richtig verstanden. Bis ins Detail..."
„Penelope...", setzte V an und versuchte bei mir zu appellieren. „Da ist soviel passiert, was du nicht verstehen kannst. Mach Jimin nicht für etwas verantwortlich, wofür er keine Rechenschaft abgeben konnte."
„Verstehst du nicht, V? Jimin wird nie eine Rechenschaft abgeben.", sagte ich und die Wahrheit so laut auszusprechen... Schmeckte bitter auf meiner Zunge.
Doch das war das, was ich einsehen musste. Ich bedeutete Jimin nie genug, damit er mir etwas erklärte. Die anderen waren ihm wenigstens so wichtig, dass er drüber stehen konnte. Jeder andere durfte ihm nahe stehen, nur ich nicht.
Das wusste ich. Das wusste er. Das wussten Jungkook und Hyunjin. Das wusste selbst V, wie er bestätigte.
„Ich weiß...", senkte er den Kopf.
„Ist das nicht unfair? Oder empfinde das nur ich so?", fragte ich und verlangte dafür eigentlich keine Antwort.
Sie lag auf der Hand; es war definitiv unfair.
„Es ist kompliziert...", sprach V jedoch leise.
Ich fühlte, wie schwer mein Herz wurde und wie das Thema mein ganzes Sein beanspruchte... Mein Inneres brannte... Alles tat weh...
„Kompliziert? Weißt du, was kompliziert ist, V?", fragte ich rhetorisch. „Eine Wurzelbehandlung. Die ist kompliziert. Doch... Mir nicht zu erklären, wieso man mich nicht mehr in seinem Leben haben möchte... Das ist nicht kompliziert. Das ist erbärmlich."
„Oder schwer zu erklären.", versuchte er mir einzureden.
Ich atmete bloß erschöpft aus, bevor ich mir übers Haar strich.
Schwer zu erklären? Das glaubte ich kaum...
„Er hat's anscheinend nicht einmal dir erklärt.", warf ich einen Arm auf, als ich an ihr Gespräch dachte.
Jimin hatte V vorgeworfen, dass er nur von der Nacht wisse, weil die Umstände dies boten, ansonsten hätte niemand erfahren, was damals geschah.
Das sprach für sich. Jimins Verhalten sprach für sich.
Er hatte sich keinen geöffnet und das wollte er auch nicht. So einfach war das.
„Du weißt doch, dass er schweigt...", sagte er leise.
Ich schüttelte ungläubig den Kopf.
Ja. Ja! Leider wusste ich das. Ich spürte es doch jeden Tag. Genauso wie all die anderen. Jeder musste mit dem Schweigen von Jimin klar kommen. Weshalb konnte das nicht anders herum gehen? Warum mussten wir uns ihm alle anpassen? Wieso konnte er sich uns nicht anpassen? War die Wahrheit wirklich zu viel verlangt?
„Ich verstehe dich, Penelope. Wirklich. Durch Unwissenheit musste ich wegen ihm auch schon. Ich weiß, was du fühlst.", ergriff V wieder das Wort.
Was brachte mir sein Verständnis? Außer dem Wissen, dass ich nun nicht mehr alleine da stand, war ich nicht klüger als vorher oder fühlte mich auf einmal anders. V konnte trotzdem sagen, was Jimin damals veränderte und weshalb er auf Distanz aus war.
Ich nicht... Ich konnte es mir nur ausmalen. Ich konnte nur wilde Theorien aufstellen oder mir die Frage stellen, ob es nicht doch an mir lag.
Jimin hatte viel in mir zerbrochen. Durch ihn hatte ich Ängste entwickelt, die ich vorher nicht besaß. Durch ihn glaubte ich, ich dürfte mich niemandem mehr öffnen; denn, wenn ich es tat, brachte es nicht viel. Man würde mich dennoch fallen lassen, für nichts. Für nichts und wieder nichts. Ich war nie gut genug. Das lehrte er mich.
Manchmal hasste ich ihn für diese Gedanken. Ich wusste nämlich, dass das nicht die Wahrheit war. Ich wusste, dass ich Hoseok die Welt bedeutete. Ich wusste, dass mich Jungkook liebte und schätzte. Mir war durchaus bewusst, dass Hyunjin mich immer beschützen würde und dass auf Namjoon immer Verlass war. Eliza schätzte mich für die Person, die ich war, genauso wie V. Suga... Suga würde vermutlich versuchen die Zeit stillzuhalten, um für mich da zu sein- All dies... Das wusste ich. Deshalb war das so schwachsinnig, was mir meine Gedanken wegen ihm einreden wollten. Vor allem, weil ich wusste, dass Jimin mir sagen würde, wie viel ich wert war, wenn er mal den Mund öffnete...
Ich wusste das doch...
Und, dennoch... Dennoch plagten mich Gefühle, die mich heimsuchten, weil er sich mir nie öffnen wollte...
Ich sah zu V hoch, der mich aus besorgten Augen musterte. Noch wusste ich nicht, weshalb er solch einen Blick trug, ahnte aber, dass es daran liegen könnte, dass er mich mit am besten nachvollziehen konnte. Er verstand meinen Schmerz. Er tat es, weil er die Wahrheit kannte...
Und... Vermutlich war das gemein von mir- Nein. Das war es definitiv. Es war furchtbar von mir, auszunutzen, was V in seinen Augen spiegelte. Ich sah sein Mitgefühl für mich und wollte es für mich nutzen. Für die Wahrheit, die ich um Jimin erfahren wollte...
Schluckend, nickte ich.
„Wäre es zu viel verlangt von dir die Wahrheit zu hören?", fragte ich ehrlich. „Ich meine... Du kennst sie..."
V atmete aus, als er sich richtete. Er sah mir lange in die Augen, wobei ich unseren Blickkontakt nie unterbrach, ganz egal, wie intensiv er mich ansah und welch eine Gänsehaut mich sein verletzter Ausdruck fühlen ließ, weil er selbst unter Jimins Abweisungen litt. Ich hielt unseren Blick stand, bis er er seufzte.
„Oh... Ich sehe, worauf du hinaus möchtest...", presste er die Lippen aufeinander.
„Bitte, V. Es ist nicht mein Recht... Aber... Ich möchte es unbedingt wissen...", nahm meine Stimme einen flehenden Ton an.
Ich konnte das nicht mehr... Diese Unwissenheit...
„Deshalb nutzt du mein Mitgefühl für dich aus und verlangst von mir meinem Cousin das Recht auf ein Geheimnis zu nehmen?", fragte er leise, doch klar.
Mein Herz erlitt einen Stich. Tränen stiegen mir in die Augen. Die Schwere um mein Herz verstärkte sich, wodurch sich der innere Schmerz vergrößerte.
Ich fasste nach meiner Brust, als ich zu schniefen anfing.
„Aber es tut so weh...", kullerten mir bereits die ersten Tränen der Wange entlang. „So, so weh..."
Obwohl mir die Tränen die Sicht verschwammen, konnte ich sehen, wie V hart schlucken musste. Er verzog seine Unterlippe, bevor er auf mich zuschritt und stumm die Arme um mich legte. Seine rechte Hand fand meinen Hinterkopf und seine linke meinen Rücken. Mein Gesicht schmiegte ich an seine feste Brust und ohne überhaupt darüber nachgedacht zu haben, fing ich an in Tränen auszubrechen.
Es war, wie... Als hätten die verdrängten Gefühle bloß auf den Moment gewartet, um den Damm einzubrechen und endlich hinfort gespült zu werden. Ich hatte regelrecht auf eine Schulter gewartet, die mir solch einen Komfort und Wärme versprechen konnte, um meine Trauer, meine Wut und meine Enttäuschung loszuwerden. Ich konnte es einfach nicht mehr... ich konnte das alles nicht mehr für mich behalten und unterdrücken...
Heute wurde es mir zu viel. Zu viel, weil mir eines mit Sicherheit klar wurde.
Ich war Jimin egal. Ich war ihm so egal, dass ich mich damit abfinden musste, dass ich ihn verlor, ohne je dafür eine Begründung bekommen zu haben...
„Ich verstehe", atmete V tief ein. „Dass du traurig über seinen Verlust bist. Ich verstehe, dass du trauerst, obwohl er um dich ist. Ich kann nachvollziehen, wie wütend du bist, weil er einfach nicht den Mund aufmacht. Ich verstehe doch, wenn du ihn so nicht sehen möchtest, weil du den alten Jimin lieber hattest. Ich verstehe das. Ich stand doch selbst da..."
Ich presste die Augenlider aufeinander, als ich fester in sein Hemd griff und den Kiefer aufeinander biss.
„Aber...", strich er mir über den Rücken. „Du musst ihn auch verstehen... Egal, wie schwer dir das fällt..."
Wie sollte ich ihn verstehen? Wovon sprach er?
Er kannte die Wahrheit! Er wusste doch, was Jimins Problem war! Ich. Nicht! Ich hatte keine Ahnung, deshalb heulte ich. Ich wusste nicht, was ich ihm angetan hatte, damit er mich so hasste. Ich konnte es einfach nicht verstehen, denn ich wusste nicht, was ich verstehen sollte. Wie. Wie sollte ich verstehen, ohne das was...
„Wie...", sprach ich, bevor ich die Hände lockerte und vorsichtig die Augen öffnete.
Ich löste mich von seiner Brust, wodurch der Druck um mich lockerer wurde. Doch die Wärme um mich ließ nie nach...
Seine Nähe und die Umarmung... Sie taten mir enorm gut.
„Wie soll ich ihn verstehen?"
V presste die Lippen aufeinander, als er zwischen meinen Augen hersah. Vorsichtig nahm er die Hand von meinem Hinterkopf, um mir langsam über die Wange zu fahren. Er trocknete all meine Tränen, bevor neue fielen. Doch er machte sich die Mühe... Er machte sich die Mühe mein Gesicht trocken zu wischen und mich anschließend wieder in die Arme zu nehmen.
All dies... Stumm... Mit einem Verständnis...
Ich atmete ein und wieder aus. Anschließend nickte ich. Das Nicken war aber eher an mich selber gerichtet.
Ich musste mich allmählich mit der Wahrheit abfinden. Mit der Wahrheit, die Wahrheit nicht zu erfahren.
Die Augen geschlossen, spürte ich, wie V mir nochmal sanft über den Rücken strich. Eine Geste seinerseits, die ich schätzte. Er war mir eine emotionale Stütze gewesen. An dem Tag heilte er mich von Dingen, von denen ich nicht wusste, dass sie mich heilen konnten. Doch zugleich riss er neue Wunden auf, von denen ich nicht ansatzweise ahnte, dass sie auf meinem Herzen entstehen konnten...
„Jisoo war eine Freundin von uns...", fing er an mit ruhiger Stimme zu erzählen.
Meine Augen öffneten sich, bloß blieb ich in der Position stehen. Mein Verstand versuchte zu verarbeiten, was gerade aus Vs Munde kam.
Eine Gänsehaut überkam mich, wobei mein Herzschlag sich überschlug.
Was sagte er da...?
Wollte er mir gerade erzählen, wer Jisoo war? Wollte er mir erzählen... Was vor drei Jahren geschah...? In der Nacht, die Jimin veränderte...?
„Wir hatten sie auf dem Internat kennengelernt. Sie war ziemlich neu, weshalb wir nicht lange was von ihr hatten. Aber in so kurzer Zeit... War uns das schöne Mädchen, was witziger nicht hätte sein können, ans Herz gewachsen... Auch Jimin..."
Ich musste die Augenbrauen zusammenziehen, während die kalten Tränen mir noch über die heißen Wangen fuhren.
Wieso redete V in der Vergangenheitsform, wenn er über sie sprach?
Zögerlich löste ich mich von ihm, um zu ihm aufzusehen, nur ging sein Blick geradeaus, an mir vorbei. Er presste seinen Kiefer aufeinander, während er knapp nickte.
„Sie ist hier drinnen gestorben...", sprach er und auf der Stelle spürte ich einen eiskalten Schauer, der sich über meinen Rücken jagte. „Ich werde dir jetzt erzählen, was in der Nacht geschah, weshalb sie starb und was Jimin verändert hat. Aber du musst mir bis zum Ende zuhören..."
Ohne überhaupt nachgedacht zu haben oder zu verarbeiten, was V da von sich gab, nickte ich bereits. Doch sobald seine Augen wieder auf meine trafen und ich die Schwärze in seiner Iris sah, wurde ich unsicher.
Jemand war gestorben...
Was war in der Nacht passiert? War ich bereit für die Wahrheit? Wollte ich sie wirklich erfahren?
Auf einmal überkam mich eine unerwartete Unsicherheit, bei der ich nie gedacht hätte, dass ich sie in Bezug auf das Thema spüren konnte.
Doch meine Neugier war größer... Sie sog jedes andere Gefühl in sich auf und baute sich dadurch weiter auf.
Nur deshalb schwieg ich. Nur deshalb konnte ich schweigen und lauschen...
„Und noch eine Bitte...", presste er die Lippen aufeinander.
Ich schluckte hart. Zögerlich genickt, wartete ich auf eine Antwort, dessen Wartezeit sich anfühlte, wie eine halbe Ewigkeit.
„Versprichst du mir...", stellte er sich auf. „Verspricht du mir, dass du stark genug sein wirst, um nach der Wahrheit niemandem aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten? Versprichst du mir... Dass du stark genug sein kannst, um mit der Wahrheit zu leben, ohne zu verlangen, dass dir je jemand mehr erzählen wird, als das, was ich dir sage, weil derjenige, der die ganze Wahrheit kennt, nie mit jemandem reden will und wird?"
Erneut breitete sich eine Gänsehaut auf meinem Körper aus. Eine, die mir Angst machte, doch die mich nicht davon abhielt, zuzustimmen...
Ich konnte das. Ich ertrug bereits einiges und schwieg wie ein Grab. So leicht war ich nicht zu brechen. War ich noch nie...
Außerdem durfte V nicht vergessen, wer mein Ex Freund war und in welch einer Umgebung ich aufwuchs. Was das Thema Jimin anging, malte ich mir bereits das Schlimmste vom Schlimmsten aus... Ich wusste unterbewusst, seit ich von der Gang Angelegenheit hörte, dass nur etwas furchtbares vorgefallen sein müsste. Etwas so schreckliches, dessen schwarze Tiefe niemand so einfach in den Mund nehmen konnte. So auch V nicht...
„Sag es.", bat er mich sanft und ich nickte erneut.
„Versprochen...", sprach ich mit schwacher Stimme.
Er nickte ebenfalls, bevor eine Stille ausbrach. Eine Stille, die sich für mich unerträglich anfühlte. Doch ich glaubte, dass V sie brauchte, um sich mental auf das folgende Gespräch einzustellen.
Denn nach heute fand ich einiges über V heraus; unter anderem, dass ihm das Thema mit Jimin viel zu nahe ging...
„Als Jimin damals auf das Internat kam...", fing er leise an und lockerte nie den Druck um mich, der mir Wärme sowie Sicherheit versprach. „Er musste in ein Zimmer mit fünf weiteren Männern. Sie waren alle Venoms..."
V musste hart schlucken. Fast so, als würde es ihm selbst nicht einfach fallen darüber zu sprechen.
Doch bei seinen Worten konnte ich eine direkte Verbindung zu Eliza aufbauen, die selber darüber erzählte. Das machte all das umso unangenehmer, weil ich so realisierte, dass mir die schreckliche Wahrheit näher war, als ich immer dachte...
„Die Venoms sind nicht für ihre guten Herzen bekannt... Das musste auch Jimin begreifen", erzählte er. „Die nächtlichen Aktivitäten dieser abscheulichen Gang machte Jimin zu schaffen... Du musst verstehen, Penelope, sie haben grauenvolle Dinge getan. Dinge, wie... Sie haben Frauen auf das Zimmer verschleppt, um ihnen schreckliche Sachen anzutun und Jimin musste schweigen. Die Betonung liegt auf muss; denn wenn nicht... Schworen sie, dass sie ihm schlimmeres antun würden..."
Die Venoms... Hatten was getan? In ihren nächtlichen Aktivitäten... Was geschah da?
Durch die Qualen, die ich innerlich spürte und aufgrund der Wahrheit, die V nun mit mir teilte, ging von mir ein Zittern aus.
Sie... Sie hatten Frauen auf ihren Zimmern vergewaltigt? Wollte mir V das sagen? Und... Sie zwangen Jimin dazu... Stumm zuzusehen?
Ich atmete zittrig ein und bemerkte, dass sich meine Tränen allmählich wieder anbahnen wollten. V bemerkte das ziemlich früh und zog mich näher an sich heran.
„Jimin setzte uns jedoch in Kenntnis, so auch Suga. Damals war er das einzige Tear-Mitglied unter uns, weshalb er wusste, wie er die Dinge zu klären hatte. Er versuchte den Venoms zu sagen, dass sie Jimin rauslassen sollen", fuhr V fort. „Aber die Nachricht kam bei ihnen nicht an, denn Jimin stand schließlich unter keinem Schutz. Mit ihm durften sie tun, was sie wollten..."
Dadurch, dass ich an Vs Brust gedrückt war, konnte ich fühlen, wie sich sein Herzschlag beschleunigte... Das Thema ging ihm sehr nah. Er mochte es nicht darüber zu sprechen. Das war deutlich zu spüren.
Am liebsten hätte ich ihn aufgehalten. Aber ich konnte nicht. Nicht, weil ich neugierig war...
Ich bekam ganz einfach keinen Ton mehr aus meinem Mund...
„Also... Wurde es schlimmer", sagte er bitter. „Eines Nachts zwangen die Venoms Jimin dazu, ein Mädchen zu halten, während ihr Unrecht getan wurde..."
Mein Herzklopfen setzte für einen Moment aus, bevor es sich überschlug.
Ich drückte mich sachte von V, um nach seinem Blick zu suchen. Bloß mied er meinen...
Was sagte er...? Sie zwangen Jimin dazu... Ein Mädchen festzuhalten, während sie vergewaltigt wurde?
Er schluckte hart.
„Jimin... Also...", versuchte V anzusetzen. „Er... Hat natürlich gegen die Typen protestiert. Der eine unter ihnen... Changkyun... Derjenige, der gerade aktiv dabei war... Den hatte Jimin sich vorgenommen, nachdem er wild um sich schlug. Er fing an auf Changkyun einzuschlagen", befeuchtete er seine Lippen, während er meinen Blick weiterhin mied. „Seine Gefühle hatten ihn übernommen..."
Ein unangenehmes Gefühl machte sich in meiner Magengegend breit. Meine Beine wurden wackelig und der Zustand meines Körpers fühlte sich taub an. Mein Herz zog sich zusammen. Meine Atmung ging flach.
Ich fing an zu verstehen. Zu verstehen, was V mir gerade sagen wollte...
Das Mädchen, um das es ging... Das war Jisoo. Jisoo wurde in der Nacht vergewaltigt... Und der Junge, der ihr zu nahe trat... Dieser war in Jimins blinder Wut...
Ja... Was war er...? Gestorben...?
Ich schaute zwischen Vs Augen her, die überall hinsahen, nur nicht in die meine, dabei wollte ich die Antwort in seinen Augen suchen.
Dennoch hielt er mich im Arm und wir standen uns sehr nahe, sodass ich seinen Körper fühlte.
Seine Wärme... Das leichte Zittern... Die Unruhe...
Er erzählte die Wahrheit...
Nicht, dass ich daran je zweifelte... Doch es fiel mir so schwer all dies zu verarbeiten, obwohl ich es hörte. Ich konnte schwer realisieren, was ich mitgeteilt bekam, obwohl meine Gefühle wussten, was sie fühlen mussten.
Nun war der Moment, an dem meine Tränen anfingen zu kullern.
Jimin... Hatte jemanden ermordet? Verstand ich gerade richtig?
„Es war ja nicht seine Absicht... Er hat versucht das Mädchen zu beschützen", zitterte Vs Stimme, zu der meine Unterlippe mittanzte.
Jimin hatte einen Jungen ermordet... Changkyun... Er hatte einen Venom umgebracht...
Viele Szenarien traten vor meinen Augen auf. Situationen, in die Suga viel zu oft hinein geriet. Möglichkeiten, in denen er oder andere hätten sterben können. Diese Erinnerungen überkam mich wie ein Schwall Wasser.
Es war nie so, dass ich nicht wusste, wie es in den Gangs zuging... Ich wusste, dass Menschen starben. Ich wusste, dass jeder jederzeit den Tod finden konnte. Ich wusste es bei Suga. Bei V. Bei Eliza. Bei Hoseok. Ich wusste es bei jedem. Der Tod würde sie jagen. Die Gefahr...
Nur... Bei Jimin? Das hatte ich nicht erwartet, obwohl ich es besser wissen sollte, seit ich von den Venoms hörte. Ich hatte es aber ganz einfach nicht erwartet, weil er sich immer gern zurückhielt. Deshalb saß der Schock gerade ziemlich tief. So tief, dass meine Gedanken aussetzen.
„Dafür wurde Jimin sehr schwer bestraft; noch im selben Moment... Die Typen haben ihm schlimmes angetan, Penelope... Etwas, dass die Männlichkeit jedes Mannes für den Moment bricht..."
Mit diesen Worten verstand ich, was V mir sagen wollte...
Ich führte meine zitternde Hand an meinen Mund.
Jimin wurde nicht nur emotional zerstört nein... Ihm wurde physisch weh getan...
„Das Mädchen... Jisoo...", nannte er sie beim Namen und es brach uns beiden das Herz. Ihm mehr als mir... „ Sie konnte währenddessen Hilfe holen, bevor die Typen ihm hätten noch schlimmeres antun können... Aber", schloss V die Augen. „Einer der Jungs... Einer der Jungs ließ sie herzlos mit dem Leben bezahlen..."
Er presste die Lippen aufeinander. Intuitiv tat ich es ihm gleich.
V brauchte einen Moment. Das spürte ich.
So auch ich...
Ein Mädchen war tot... Ein Venom war tot... Jimin wurde physisch misshandelt... All dies in nur einer Nacht.
Was war nur geschehen? Wie kam es zu all dem? Wieso konnte sie keiner aufhalten? Was passierte anschließend?
Ein unangenehmes Gefühl überkam mich. Ein Gefühl, dass sich auf meine Emotionen abfärbte.
Ich fing an Jimins Verhalten zu analysieren, obwohl ich das nicht wollte. Ich fing an zu verstehen, weshalb er sich veränderte.
Der Tod des Mädchens hatte ihn verändert. Die Aktivitäten der Venoms und ihre Brutalität hatten ihn geprägt und gebrochen. Der Mord an einen Jungen tötete ihn.
Mein Herz zog sich schmerzerfüllt zusammen.
Neue, heiße Tränen flossen meiner Wange entlang.
Das tat weh. Mein Körper tat mir weh... Jimin hatte soviel gelitten... Ohne, dass das je jemand wusste, obwohl jeder ihm seine Qualen ansah...
„Die Polizei nahm die vier Typen mit und Jimin? Jimins Tat wurde unter der Kategorie Notwehr registriert", ergriff V wieder das Wort. „Er wurde vorher aus dem Internat entlassen, was für ihn das beste war. Ganz sicher", nickte er, als er wieder die Augen öffnete.
Doch mich ansehen? Das tat er nicht.
„Nun... Dadurch, dass er früher entlassen wurde und jemanden von den Venoms ermordete... Wird ihm Rache geschworen", nickte er. „Jimin darf seither mit Drohungen leben und muss sich mit der Angst abfinden, er könnte sein Ende finden, obwohl er bereits einen hohen Preis für diese Nacht zahlen musste..."
Ich sah die Tränen in Vs Augen.
„Und... Mehr... Mehr ist mir unbekannt... Ich weiß, dass Jimin in die Therapie musste, doch... Spoiler Alarm- Er schwieg darüber. Das ist nämlich gefühlt das einzige, was er seit dem tut; schweigen."
Wie von selbst umgriff ich seine Wange. V schloss die Augen und die Tränen flossen seinem Gesicht hinab. Es waren genau zwei Tränen. Tränen, die mir das Herz brachen. Der so unscheinbare Junge, der stets lächelte und kein Blatt vorm Mund nahm, dieser weinte. Er weinte um sein Cousin. So, wie ich es auch tat...
Um Jimin konnte man nur weinen...
Vorsichtig nahm ich die Hand von seinem Gesicht, bevor ich ihn einfach in den Arm nahm.
Jimin zahlte einen hohen Preis, so sagte V es. Damit hatte recht.
Denn Jimin zahlte mit seiner Seele. Mit seiner puren, engelsgleichen Seele...
Ich konnte mir kaum vorstellen, wie Jimin sich fühlte, selbst wenn ich es versuchte. Ich fing bloß an zu verstehen. Dabei war ich mir nicht sicher, ob das etwas gutes war.
Was ich jedoch wusste... In meiner Brust schmerzte es. Es schmerzte, weil mein damaliger bester Freund; der optimistische, gutherzige Nachbar, derjenige, der allen ein Lächeln ins Gesicht zaubern konnte... Dieser wurde zerstört. Sein Herz wurde ihm aus der Brust gerissen. Es wurde drauf getreten, hinein gestochen und anschließend wieder in seine gesetzt.
Das ist nicht die Art, wie mit einem Herzen umgegangen werden sollte. Schon gar nicht mit Jimins Herzen, der damals fünfzehn Jahre alt war.
Meinem besten Freund wurde ein kostbares Stück seiner Zeit genommen... Dabei hatte ihm niemand helfen können... Ich stand nur hilflos da und musste zusehen, wie er weiter zerbrach...
„Okay...", zog sich V aus meinem Armen, als er mir wieder in die Augen sah.
Er streifte mir die Haare aus dem Gesicht und wischte meine Tränen trocken. Er nickte anschließend, bevor er ausatmete.
Diese ganzen Informationen... Die musste ich erstmal schlucken...
„Penelope?"
Ich sah zu ihm.
„Noch ein Versprechen..."
Aufmerksam hob ich den Kopf.
„Es wird zu viel verlangt sein, aber...", biss er sich auf die Unterlippe und ich nickte verstanden, ohne dass er es sagen musste.
Ich sollte mir nichts anmerken lassen.
Denn das, was ich eben erfuhr... Das war ein tiefes Geheimnis, welches Jimin eigentlich zu verstecken versuchte... Nichts, was für mich bestimmt war... Es war für niemanden bestimmt...
„Vorerst zumindest... Der Ort löst viel in ihm aus. Gib ihm etwas Zeit, um die Geschehnisse zu verarbeiten, so auch dir. Ist das in Ordnung?"
„Ich verstehe...", kam es über meine trockenen Lippen.
Das brachte ihn dazu sich übers Haar zu fahren.
„Komm her...", zog er mich an sich.
Denn die Zeit rannte uns davon...
Er machte einen Arm um mich, worauf er mich hinter sich herzog. Ich fühlte mich leicht betäubt und bekam deshalb kaum mit, wie V die Tür öffnete. Ich schnallte nicht einmal, dass er meinen Koffer trug und uns hinaus steuerte.
Allesamt standen sie draußen. Auf der Stelle senkte ich den Kopf, damit niemand sehen konnte, dass ich weinte. Dabei blies mir der kühle Wind entgegen, der versuchte mich an die Realität zu erinnern.
Noch immer fiel es mir schwer zu begreifen, was ich eben zu hören bekam. Ich war froh, dass ich aus vergangenen Erfahrung geprägt wurde und wusste, wie es war, wenn ich einfach schweigen musste...
Ansonsten wäre mir die heutige Nachricht zum Verhängnis geworden...
V ließ von mir ab, sobald wir den Bus erreichten.
„Wir können.", sagte er mit gewohnter Stimme.
Als wäre nichts gewesen...
Ich atmete zittrig aus, bevor ich aufsah.
Und, wie es der Zufall wollte... Stand ich neben Jimin.
Mein Herz rutschte in die Hose und beinahe hätte ich erschrocken eingeatmet.
Doch ich konnte mich rechtzeitig beherrschen, indem ich einen Schritt zurücktrat. Dabei versuchte ich unauffällig zu wirken, nur leider bewirkte ich das Gegenteil damit.
Jimins Augen fanden mich... Das sah ich vom Blickwinkel.
Ich versuchte seinen Blick zu meiden, während er mich weiterhin musterte, wobei er immer nachdenklicher wirkte.
Als er seine Tasche schulterte und sich zu mir drehte, wusste ich, er würde nun zu mir sprechen...
„Alles in Ordnung, Lope?", fragte er.
Ich zog die Nase auf, worauf ich langsam zu ihm sah. Meine Augen trafen direkt auf seine dunklen Augen, die mich interessiert musterten.
Hart geschluckt, hätte ich am liebsten den Kopf geschüttelt, denn... Nichts war in Ordnung. Einfach gar nichts.
Es war so schwer gerade, dass selbst seine Nähe unerträglich wirkte.
Doch ich lächelte. Ich lächelte, weil ich musste. Ich tat das für ihn.
„Ja..."
Und weil ich es nicht mehr ertrug ihn anzusehen, da ich anfing zu verstehen, was der Ausdruck in seinen Augen bedeutete, drückte ich mich einfach an ihm vorbei, um einzusteigen.
Jimin war nicht kalt.
Jimin war nie abgefuckt.
Jimin war nicht unerreichbar.
Nein...
Jimin wurde verletzt und er litt. Seine Augen schrieen die Schmerzen, wodurch sie diese zum Ausdruck brachten, weil er nicht reden konnte. Nicht, dass er es nicht wollte... Er konnte es nicht.
Jimin trauerte und kämpfte gegen seine eigenen Dämonen. Er trauerte um einen Tod, den er mit ansehen musste, nachdem der liebevollen Person etwas schreckliches zugestoßen war. Er kämpfte gegen seine Dämonen, weil sie ihm einsprachen, dass er ein Teufel war, dadurch, dass er jemanden tötete...
Jimin wusste nicht, dass das aus Versehen war. Er konnte das nicht mehr trennen, nein. Seine Vernunft war ausgestorben.
Er wurde zerstört. Seine Narben waren deutlich zu sehen, wobei die Splitter seines gebrochenen Herzen soweit verteilt waren, dass keiner es wagte sie zusammenzufügen, aus Angst, was das Bild ergeben könnte...
Keiner traute sich an Jimin heran, denn...
Jimin ließ niemanden an sich ran.
Jimin verlor sich im Schweigen. Er verlor sich alleine, ohne jegliche Hoffnung auf Rettung, weil er nicht daran glaubt, dass er es verdiente.
Aber ich? Ich glaubte schon, dass er das verdiente. Jimin verdiente eine Rettung. Die Rettung, die ihm zu stand. Er verdiente das Licht im Leben, das versuchte ihn zu leiten. Er verdiente die Liebe, die er nicht zulassen wollte.
Er verdiente die Menschen um sich.
Ich fasste nach meiner Brust, weil sie mir schmerzte. Sie schmerzte, weil ich tatsächliches anfing, ein Verständnis für meinen ehemaligen besten Freund zu entwickeln.
Jimin brauchte einen Menschen. Einen Menschen, der ihm seine Hand reichte.
Und ich hielt innig daran fest, dass... Dass er eines Tages nach der Hand griff, die ihm ausgestreckt wurde.
Ich betete dafür.
Ich betete so intensiv dafür...
Nicht für mich.
Ich tat das für ihn. Ich tat das für Jimins Heilung...
———
Ehm... Hi?
Ich Ehm... Sage gar nicht viel, weil es einiges zum Verarbeiten und Realisieren gibt- so meine ich. Genauso, wie Penelope einiges verarbeiten und realisieren muss.
Ich wünsche euch viel Spaß beim Weiterlesen! Dabei hoffe ich, dass ihr das Kapitel gefühlt habt und die Kommenden auch fühlen werdet:(
Stay Tuned, hm?
Stay Healthy.
Stay Strong.
In love, N ❤️
Ps.
Der King der Savages, Im Changkyun aus Monsta X, besetzt als Im Changkyun;
Bitte Rolle vom Idol trennen 🙏🏼
Und hier die wunderschöne Kim Jisoo aus Blackpink, besetzt als Kim Jisoo;
👋🏼👋🏼👋🏼🦋
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