26. Geschäfte.

(Bild von Jin Seokjin)

...

Ich musste direkt in ihre Gesichter sehen. In die Gesichter von Jimin und V...

Beide kamen mit schlechter Laune raus spaziert, wobei ihre Flecken bereits von hier aus zu sehen waren. Es waren Wunden, die für sich sprachen. V besaß ein blaues Auge, wobei seine Unterlippe aufgeplatzt war. Ansonsten trug er keinen weiteren Kratzer.

Anders als Jimin...

Jimins Augen waren beide blau geschlagen worden. Seine Nase zierte ein Kratzer, wobei sein rechter Wangenknocken dunkel verfärbt war. Seine Unterlippe leuchtete lila und seine Oberlippe schien an zwei Stellen aufgeplatzt zu sein.

Es war klar, dass die tollwütigen Kerle eher auf ihn einschlugen, sobald sich die Gelegenheit bot. Das war deutlich zu sehen... Sie hatten sich auf Jimin gestürzt, obwohl V sie mit allen Mitteln abzuwehren versuchte...

Mein Herz zog sich schmerzerfüllt zusammen...

„Autsch...", murmelte Jungkook neben uns, während ich den Blick abnahm.

Ich wollte es ihnen nicht unangenehm machen, indem ich glotzte. Obwohl in mir eine Neugier brannte, die noch immer wissen wollte, weshalb es soweit kam und wie alle nun reagieren würden, aufgrund des Krieges, den V erklärte.

Da es mich innerlich auffrass, musste ich doch heimlich hoch sehen, versuchend, unauffällig zu sein.

Beide Jungs kamen bei uns an, wobei eine angespannte Atmosphäre von ihnen ausging. V verkörperte die Wut, wobei Jimin eine kühle Gelassenheit ausstrahlte. Sie erstickten mich beide mit ihrer Laune, doch ich versuchte drüber zu stehen, genauso wie jeder andere.

Wir mussten... Denn sie wirkten nicht so, als würden sie darüber sprechen wollen...

Mein Bruder beäugte die Jungs, bevor er nickte.

„Jin hatte es nicht übertrieben.", murmelte er.

„Wohl kaum.", gab Jin von sich.

V setzte sich nur und achtete deutlich dadrauf, dass Jimin in seiner Nähe stand. Indirekt forderte er seinen Cousin auf neben ihm Platz zu nehmen, der dem auch nachging.

In dem Augenblick bemerkte ich, dass ich vielleicht doch starrte. Dabei spürte ich, wie es das ganze Internat tat.

„Hat Chan denn was getan? Wollte nicht ohne V fragen.", kam es von Eliza.

Sie sprach sicherlich vom Anführer der Tears, den Jin erreichen musste, um für keine Ahnung was zu sorgen. Ich wusste im Endeffekt nicht, was hier los war. Ich wusste rein gar nichts...

Interessiert sah ich zu Jin.

„Die Venoms werden sich vorerst fern halten. So, wie die Abmachung besagte.", nickte dieser.

V drückte sich die Zunge in die Innenseite seiner Wange. Er wirkte wie in Gedanken versunken, was seine schlechte Laune nur unterstrich.

Jimins jedoch blickte bloß zu Boden und machte nicht den Anschein, als wolle er mit irgendwen sprechen...

„Mal sehen, inwieweit sie sich dran halten.", sprach V mit tiefer Stimme.

In der Sekunde seufzte Jungkook laut auf.

„Wir schienen viel verpasst zu haben..."

„Frag besser nicht...", winkte Eliza ab.

Zu meiner Überraschung erhob sich Jimin schließlich, was dafür sorgte, dass wir alle zu ihm sahen. Er atmete tief durch, doch mied unsere Blicke.

„Ich will alleine sein.", sagte er und setzte auch schon zum Gehen an.

Da biss V den Kiefer aufeinander. Seine Augen landeten bei seiner Schwester, die, ohne dass sie große Worte austauschen mussten, verstand, was ihr Bruder von ihr wollte.

Sie ließ sich nicht viel Zeit, als sie seufzte und direkt nach Jimins Hand griff.

„Bleib doch bitte vorerst."

Sachte drückte sie diese, wodurch er zu ihr sehen musste.

Ich schaute zu V, der zu Jin auf blickte. Er nickte in die Richtung von Jimin, was erneut auf eine stumme Aufforderung sprach. Stumm willigte Jin ein.

Die Augenbrauen zusammengezogen, fragte ich mich, was hier gerade lief. Jungkook und Namjoon ging es vermutlich ähnlich wie mir...

„Ist in Ordnung, Eliza, Liebes. Ich gehe mit ihm auf das Zimmer.", ging Jin auf die beiden zu.

Vorsichtig löste sich Eliza von ihrem Cousin, worauf er stumm voraus ging. Dabei ging Jin hinterher, ohne sich nochmal zu uns zu drehen.

Ein ungutes Gefühl ging in mir auf, während ich ihnen hinterher sah. Ich verstand sofort, dass die Jungs untereinander besprachen, Jimin nicht alleine zu lassen, was ich ihnen nicht verübeln konnte. Er hatte ziemlich viele Feinde und befand sich in Gefahr...

„Manchmal macht er's einem aber auch ziemlich schwer...", raufte sich V übers Haar, worauf er den Kopf schüttelte.

„Ich weiß.", sprach Eliza, als wären die Worte nur ihr gewidmet gewesen.

Sie setzte sich zu ihm und fing an ihm ruhig über den Rücken zu fahren.

In dem Augenblick fühlte ich mich so fehl am Platz. Ich hatte das Gefühl, dass V und Eliza alleine sein mussten. Andererseits dachte ich, dass unsere Gesellschaft ihnen die Sorgen nehmen könnte. In solchen Momenten war ich immer in einem Zwiespalt... Sollte ich nun gehen oder bleiben?

„Naja... Schön dich wieder gesehen zu haben, P", sprach Jungkook, um abzulenken, weshalb ich mich vorerst nicht entscheiden musste. „Aber Namjoon und ich müssen nun zur Direktorin. Schließlich haben wir uns mit Minho gezankt."

Auf der Stelle schoss Vs Kopf auf, als er zu Jungkook sah. Eliza strich ihm jedoch wieder über den Rücken und nickte.

„Alles gut. War ein typisches Männer-Ding."

V atmete durch, bevor er nickte und das Kinn reckte.

„Erwähn mit keinem Wort, dass du Jimins bester Freund bist, verstanden?"

Als V das zu Jungkook sagte, musste ich mir auf die Unterlippe beißen. Ich verstand schon, weshalb er das verlangte. Die Venoms würden sich ohne Scham auf Jungkook stürzen, wenn sie könnten, um Jimin eins auszuwischen...

Jungkook neigte jedoch den Kopf, da er nicht viel von dem verstand. Er war auch nicht hier gewesen.

Wäre er es, wäre die Sache vermutlich aber auch eskaliert, bei dem Temperament, den Jungkook seit neuestem hatte...

„Warum...?"

„Weil die Venoms dich ansonsten im Schlaf ersticken.", machte V kein Geheimnis aus der Gefahr, die sich um uns abspielte.

Für einen Bruchteil der Sekunde kehrte die Stille ein. Ich musste mich für eine Millisekunde fragen, ob V da gerade die Wahrheit sprach, doch verwarf die dumme Frage wieder. Ich hatte es selber gesehen. Ich durfte selbst sehen, wie brutal die Venoms waren. Er sagte definitiv die Wahrheit.

Auch Jungkook verstand, wodurch er nickte.

„Ach, weißt du!", breitete er ironisch die Arme und verzog die Unterlippe. „Wieso nicht gleich so?!"

Daraufhin hob er den Daumen.

Ich glaubte nicht, dass Jungkook V für voll nahm, weil er sich für körperlich stärker fand, wie er es so oft tat, doch... Das war erstmal nicht wichtig. Er ging nämlich und zog Namjoon mit sich, der ihm auf den Hinterkopf schlug.

Besser so. Ich gab zu, dass mir gefiel, dass Namjoon an Jungkooks Seite war, weil dieser Streitigkeiten eher aus dem Weg ging. So konnte ich beruhigt darüber sein, dass Jimin mit Jin unterwegs war, Jungkook mit Namjoon und ich mit den Taehyungs sowie Hoseok, meinem Bruder.

Schlussendlich atmete ich aus und musste automatisch zu V sehen, der meinen Blick einladend erwiderte. Ich versuchte ihm ein Lächeln entgegen zu bringen, weil ich zeigen wollte, dass alles in Ordnung war, nur... Soweit kam ich gar nicht. Er hatte sich unerwartet erhoben, weshalb ich zusammenzuckte und vergaß, dass ich eigentlich lächeln wollte.

Mit geweiteten Augen sah ich zu ihm auf. Er sah mit einem ernsten Gesichtsausdruck zwischen meinen Augen her, bevor er einfach nach meinem Kinn griff.

Für einen Moment dachte ich, V war wütend auf mich und mein Bruder würde ihm nun eine reinhauen, weil er mich so anfasste, aber nein...

Es kam fast schlimmer.

„Wer hat dich angefasst.", fragte er direkt.

„V...", musste ich hauchen.

Eine Gänsehaut machte sich auf meinem Körper breit. Sachte ließ er von meinem Gesicht ab, wobei seine Augen für die blanke Wut sprachen.

Das hatte ich ja total vergessen... Ich trug noch die Wunden im Gesicht, da mich der eine Typ geschlagen hatte...

„Wer.", hakte er nach.

Hoseok verschränkte hinter ihm die Arme vor der Brust und hob eine Augenbraue.

Unsicher zuckte ich einfach die Achseln.

„Schon okay... Komm. Wir setzen uns.", versuchte ich nach seinem Arm zu fassen, aber V ließ meine Berührung nicht zu.

Das war mein erbärmlicher Versuch ihn ruhig zu halten, richtig...

Nun. Ich hätte es besser wissen müssen.

„Wenn du's mir nicht jetzt sagst, werde ich es selbst rausfinden. Ich weiß sowieso, dass das ein Venom war. Sag mir bloß, welcher.", betonte er Messerscharf.

Ich blinzelte überfordert.

Wie ich diese überfürsorgliche Art manchmal hasste...

„Schon okay. Wirklich!", bettelte ich beinah.

Mir war der Frieden lieber, als eine weitere Prügelei. Außerdem machte ich mir solche Sorgen um ihn! Um ihn und um Jimin... Er sollte sich jetzt nicht auch um meine Dinge kümmern... Er sollte sich schonen!

Konnte er das denn nicht verstehen?

„Nein. Für mich aber nicht.", zischte er.

Er verengte die Augen und ich versuchte seinen strengen Blick stand zu halten.

Da hob er die Arme.

Was dachte ich auch? Dass ich gegen einen Sturkopf gewann?

„Fein. Ich habe dir die Wahl gelassen."

Er wollte kehrt machen, doch meine Hektik brachte mich dazu, rechtzeitig nach seinem Arm zu greifen. Da wanderte sein Blick wieder vorsichtig zu mir.

„V. Bitte. Du bist gerade erst wieder raus.", versuchte ich bei ihm zu appellieren.

„Penelope. Ich hatte dir bereits erklärt, wieso ich zum Tear wurde und dass meine Schwester für meine vergangenen Taten leiden musste, richtig?", fragte er, damit ich mich erinnerte. „Ich hasse es, wenn jemand für mich zahlen muss und ich hasse es noch mehr, wenn es eine Frau ist."

Er biss die Zähne aufeinander.

Wie konnte er wissen, dass ich wegen ihm eine verpasst bekam?

Zumal es nicht nur in seinem Namen getan wurde...

Das bedeutete nicht, dass es seine Schuld war! Ich machte keinen dafür verantwortlich und keiner der beiden Jungs müsste sich wegen mir schlecht fühlen. Bloß der Mann, der sich entschloss, mir eine reinzuhauen- nur er müsste es. Nicht V. Nicht Jimin. Niemand anderes sonst...

„Bitte...", hielt ich Vs Arm noch immer in den Händen.

„Ich bitte dich. Ich werde kein Auge zu kriegen, wenn ich mich nicht darum kümmere. Das ist ein empfindliches Thema für mich. Ich muss dem nachgehen.", bat er mich, doch ich schüttelte den Kopf.

Obwohl ich verstand, dass es auf Eliza zurückzuführen war... Ich verstand ja, worum es ihm ging!

Ich wollte dennoch nicht, dass er sich für mich in Gefahr brachte. Ich verlangte das von niemandem! Verdammt nochmal.

„Hörst du mir nicht zu? Es ist okay!", rief ich fast schon verzweifelt. „Du bist gerade erst zurück. Sieh dir doch mal dein Gesicht an."

„Außerdem habe ich mich drum gekümmert.", sprach ihm Hoseok zu.

Endlich mal! Endlich meldete sich mein Bruder auch mal zu Wort. Konnte er nicht vorher schon eingreifen?

V atmete gedämpft aus, wodurch ich langsam von seinem Arm abließ.

„Fein. Aber noch so ein Vorfall und keiner wird mich mehr abhalten können. Auch du nicht. Verstanden?", drehte er sich endgültig zu mir.

„Ich werde dich dann nicht mehr aufhalten.", nickte ich eifrig.

„Versprochen?"

Er zog eine Augenbraue hinauf und ich nickte wieder.

„Versprochen.", sagte ich und meinte es auch so.

Da nickte er einverstanden.

Ein Glück konnte ich ihn beruhigen. Noch eine Auseinandersetzung mit den Venoms hätte ich nicht mehr ausgehalten. Vor allem nicht, wenn sie wegen mir startete...

„Darf ich dann wenigsten mit Minho reden oder möchtest du deshalb auch fast auf die Knie fallen?", fragte V ironisch.

Ich musste die Augen zusammenkneifen.

Weshalb fragte er mich denn jetzt so sarkastisch? Würde er etwa drauf hören, würde ich nein sagen? Das war doch absurd. Er durfte machen, was er wollte, solange es nichts mit mir zutun hatte.

„Wieso eigentlich nicht mit Changbin?", fragte ich ablenkend und weil es mich interessierte.

Mir fiel ein, dass Changbin doch eigentlich das Sagen hatte. Wieso sollte V in misslichen Situationen ein Gespräch mit Minho suchen?

„Ist beides dasselbe. Changbin steckt ein, während Minho das eigentliche Wort hat. So wird nur einer von ihnen bestraft, damit der andere weiterhin die Lage unter Kontrolle haben kann.", erklärte Eliza.

Oh... Somit hatte doch Minho das Sagen. Bloß Changbin stellte sein Sündenbock dar. Das war eine interessante Strategie, um durchgängig die Autoritätsperson zu bleiben...

War das klug? Eventuell.

Fand ich das unfair? Eindeutig.

„Naja...", zuckte ich die Achseln und wandte mich eher an V. „Du kannst machen, was du möchtest. Lasse-"

Lasse dir nur gesagt sein, dass ich keinen Stress möchte, der auf mich zurückzuführen ist...

Das wollte ich sagen, doch kam nicht dazu, da ich unterbrochen wurde.

„Achtung, Durchsage!", wurde auf einmal gerufen.

Ich hob aufmerksam den Kopf, wobei ich automatisch die Ohren spitzte.

Das war die Stimme von... Misses Grunch. Es kam direkt aus den Hörern, die um den Hof befestigt wurden.

„Ich bitte in mein Büro; Penelope und Hoseok Davis. Jeon Jungkook. Kim Namjoon. Lee Minho. Park Jimin. Jin Seokjin. Eliza und V Taehyung. Ich wiederhole. Ich bitte in mein Büro; Penelope und Hoseok Davis. Jeon Jungkook. Kim Namjoon. Lee Minho. Park Jimin. Jin Seokjin. Eliza und V Taehyung."

Die Augen aufgerissen, ließ ich mir die Namen durch den Kopf gehen.

Penelope und Hoseok Davis...

Wurde ich gerade etwa aufgerufen?

Wieso das?

Verwundert zu denen gesehen, die neben mir standen, musste ich blinzeln. Was war denn jetzt passiert? Wieso mussten wir zu ihr?

Unsicher schaute ich zu meinem Bruder, der eher nach Vs Antwort suchte.

Eliza war es aber, die uns eine gab.

„Schien, als würde unser Plan aufgehen.", grinste sie.

„Mit... Minho?", kam es bloß aus V, der nur an dem Namen hängen blieb.

An den von Lee Minho...

Unter anderen Umständen, da hätte ich mich jetzt gefragt, weshalb Minho aufgerufen wurde und warum das so problematisch war...

Doch gerade? Gerade schwirrten mir nur Elisas Worte durch den Kopf...

Unser Plan...? Mein Herz machte einen Hüpfer.

Statt eine Neugier oder eine enorme Freunde... Fühlte ich erstmal, dass mich die Realität noch nicht ganz erreichte. Total verwundert erhob ich mich und ließ mich von der Tatsache leiten, dass ich gerade aufgerufen wurde, ganz ohne den Gedanken, was Eliza genau gemeint haben könnte.

Ich schritt langsam voraus, da ich gespannt drauf war, was uns nun erwarten könnte. Ich fokussierte den Eingang, wobei mein Herz in Hochtouren schlug. Als ich sie erreichte, fasste ich vorsichtig nach dem Türrahmen, nur um hinter mir die anderen drei zu spüren, die mir folgten.

Doch auf einmal wurde ich mit voller Wucht von der Tür gezerrt. Eliza hatte mich so unsanft zurückgezogen, dass ich beinahe fiel. In dem Augenblick lief nämlich ein lachender Jungkook aus dem Gebäude. Ein Jungkook, der Oberkörperfrei war...

Ich musste die Augen weiten.

Er blieb stehen, als er die Mittelfinger hochhielt und die Zunge ausstreckte, bevor er sich mit dem Rücken zur Tür drehte, um sich die Hose runter zu ziehen, sodass seine Boxershorts zu sehen waren.

Mir fiel die Kinnlade. Noch entsetzter war ich, als er anfing die Hüften zu schwingen.

Verdattert geblinzelt, versuchte ich mir einen Blick ins Innere zu erhaschen.

Da stand tatsächlich Minho... Ein ziemlich wütender Minho, der die Fäuste geballt hatte und ein rotangelaufenes Gesicht trug.

„Komm doch, du Eierloch!", rief Jungkook lachend.

Da hörte ich, wie ein weiteres, lautes Lachen im Inneren des Internates zu hören war, nur um im nächsten Moment zu sehen, wie noch ein Typ, der halbnackt war, an Minho vorbei lief und ihn währenddessen schubste.

Und haltet euch fest...

Es war Hyunjin. Hwang Hyunjin...

„Oh... Das reicht.", knurrte Minho und lief direkt hinterher.

Hyunjin lief grunzend raus, wobei er sich geschmeidig zu uns drehte und winkte.

„Hey, Leute!!!"

Er kam stolpernd bei Jungkook an, klopfte ihm auf den nackten Rücken, nur um dann zu zweit weiter zu laufen. Minho rannte in der Sekunde aus der Tür und brüllte drauf los.

„Bleibt stehen!"

„Was zum...", fragte V, der neben Eliza stand, wobei sie sich kein Grinsen verkneifen konnte.

„Showtime, Guys..."

Ich blinzelte. Dabei sah ich, wie Namjoon die Treppen runtergelaufen kam, um als nächster hinaus zu laufen.

Und... Wen jagte er?

Die, die draußen saßen, fingen allesamt an Jungkook, Hyunjin und Minho hinterher zu schauen. Unter ihnen stach vor allem Changbin hervor, der sich erhob. Mit einer leichten Handbewegung folgten ihm auch andere seiner Anhänger...

Etwas beängstigt, da das gar nicht gut aussah, hielt ich an Hoseoks Arm fest. Dieser nickte jedoch bloß.

„Keine Sorge. Hyunjin und Jungkook sind schnell."

„Ich mache mir ja auch Sorgen um Namjoon!", rief ich beinahe hysterisch und zeigte in seine Richtung.

„Müsst ihr nicht", ertönte plötzlich eine weibliche Stimme.

Aus großen Augen blickte ich wieder zur Tür, um zu sehen wie eine grinsende Jihyo am Türrahmen stand.

Okay... Jetzt verstand ich gar nichts mehr!

Was machte sie denn hier?

Ich wusste zwar, dass sie folgen würde, mit Hyunjin zusammen, doch heute??? Das sah ich nicht kommen!

Sie zwinkerte und deutete auf ihre Hände. Meine Augen wanderten weiter hinab, bloß um dann auf eine Menge an Dosen zu treffen.

„Endlich!", schüttelte Eliza den Kopf, als sie nach einer Sprühdose griff. „Na los, P. Greif dir zwei Dosen, für dich und Jihyo. Die Jungs kriegen die Rauchdosen."

Ich blinzelte.

Sprühdose? Rauchdose...?

Zögerlich tat ich einfach, was mir gesagt wurde.

Jihyo warf Hoseok und V eine Flasche zu, worauf nun jeder eine hatte.

Wir mussten zur Direktorin... Was war auf einmal geschehen? Wieso hatte ich jetzt eine Sprühdose in der Hand? Weshalb liefen Jungkook und Hyunjin halbnackt rum, wobei Namjoon hinter ihnen her lief?

„Guck nicht so überrascht, Schwesterherz. Das ist der Plan- leg schon los! Jimin und Jin verwüsten die einzelnen Zimmer, also liegt es an uns hier draußen zu randalieren.", sprach mein Bruder, wodurch ich zu ihm sehen musste.

Er zwinkerte.

Im Hintergrund hörte ich, wie jemand laut aufrief, weil Namjoon die Leute wohl mit Eiern bewarf, weshalb er jetzt auch gejagt wurde.

„Ich halt mich an die zwei Idioten.", ging V zurück und lief direkt auch schon los.

Er fing an den lila Rauch, der aus der Flasche stieg, in die Lüfte zu versprühen, damit alle weniger sahen, als sie sollten. Dabei konzentrierte er sich auf Hyunjin und Jungkook, um sie vor einem gefährlichen Minho zu schützen, der in dem ganzen Rauch kaum noch sehen konnte.

Hoseok fing an seine Dose zu schütteln, worauf er die Achseln zuckte.

„Dann laufe ich mal zu Namjoon rüber."

Auch er rannte auf der Stelle los und fing an den Rauch aus seiner Flasche zu verbreiten. Sein Rauch leuchtete blau...

Mein Verstand brauchte eine Weile, um zu verstehen, was hier gerade vor sich ging...

Jungkook und Hyunjin provozierten die Venoms... Namjoon unterstützte sie dabei, indem er sie mit Eiern bewarf... Mein Bruder und V liefen hinterher, um die Lage zu vertuschen... Jin und Jimin verwüsteten die Zimmer...

Ich blickte zurück.

Nun... Eliza und Jihyo sprühten Farbe an die Internatswand...

Das alles klang für mich nach Rebellion. Sie rebellierten, obwohl wir gerade aufgerufen wurden. War das etwa Zufall, dass wir gerufen wurden, bevor irgendwas passierte? Wieso drehten plötzlich alle durch?

„Los, Penelope!", forderte mich Eliza kichernd auf.

Eigentlich war das ja überhaupt nicht mein Fall... Ich verwüstete nicht unbedingt gerne, machte mich strafbar durch Vandalismus oder verhielt mich daneben, doch... Heute schien es anders zu sein. Durch meine Freunde, die keiner mehr stoppen konnte und den Anwesenden drum herum, die sich mitreißen ließen, wodurch sie anfingen Dinge kaputt zu machen, konnte ich nicht anders.

Ein Lächeln schlich sich auf meine Lippen, als ich mich zu den Mädels stellte.

„Endlich!", lachte Eliza und fing an zu sprühen.

E ♡

Als ich sah, wie schön sie geschrieben hatte, tat ich es ihr gleich. Selbst Jihyo hatte sich das von ihr abgesehen. Gleich daraufhin sprinteten wir lachend um das Gebäude, während wir auf den Knopf der Dose drückten und die Wände besprühten, ohne ein schlechtes Gewissen zu verspüren.

Ich musste sagen... Dass es sogar Spaß machte!

Außer Atem stützte ich mich an der Wand ab. Mein Blick ging dabei auf den Hof, wo Jungkook und Hyunjin noch immer liefen, die Venoms ihnen hinterher. Namjoon bewarf immer noch irgendwelche Leute mit Eiern, wobei V und Hoseok die Rauchwolken vergrößerten. Ich wollt gar nicht wissen, wie es bei Jin und Jimin aussah...

Noch ahnte ich nicht genau, wozu unser Verhalten führen sollte. Was ich aber wusste, war, dass ich ein befreiendes Gefühl in der Brust fühlte. Eines, das mich glücklich machte.

Doch jeder Spaß endete, so auch der von heute...

...

Stumm saßen wir im Büro von Misses Grunch. Direkt als ich den Raum betrat, war ich überrascht von seiner Größe und hätte niemals gedacht, dass wir zu elft hier rein passten.

Doch das taten wir...

Ich saß hinter Hoseok, Jin und V, neben Jungkook, Hyunjin und Namjoon. Hinter uns saßen dann die restlichen vier; Jimin, Eliza, Jihyo und Minho. Ja... Minho saß hier auch.

Wieso genau, das wusste ich nicht. Ich vermutete jedoch, dass das mit Junglook zusammenhing. Mit ihm und dem Idioten, der nebenan saß.

Apropos...

Jungkook und Hyunjin kicherten leise, weshalb sie einen strengen Blick von Jin ernteten. Da verstummten sie und Namjoon konnte erleichtert aufatmen.

Wir geduldeten uns somit eine ganze Weile in Ruhe, bis endlich auch mal Misses Grunch eintrat und hinter ihrem Pult Platz nahm. Selbst dann war es noch ziemlich still gewesen. Nur unsere Atem waren zu hören, was allmählich erdrückend wurde. Zumindest für mich...

Ich sah hilfesuchend um mich und bemerkte, dass Jin sich aufsetzte. Er schulterte seine Jacke, bevor er sich räusperte. Das sah Misses Grunch als Zeichen, um dann verzweifelt den Kopf zu schütteln.

„Elf", atmete sie aus. „Es sind drei Schülerinnen und acht Schüler, die an der Black Bird High fehlen", hatte sie den Kopf gehoben, um genervt aufzuzählen. „Die beiden Schülersprecher, sprich, die Gesichter der Schule; das halbe Baseballteam; die Captains der Cheerleader; zwei Jungs aus der Oberstufe, die sich im letzten Jahr befinden und hinzukommend sitzen hier noch fleißige Jahrgangsbeste", ließ sie den Satz auf der Zunge zergehen, bevor sie die Hände senkte. „Sagt mir, Kinder... Was ist eure Absicht?"

Blinzelnd nahm ich die Augen von ihr, um in die Runde zu sehen.

Drei Schülerinnen... Jihyo, Eliza und ich. Die acht Schüler waren dann Jimin, V, Jin, Hoseok, Namjoon, Jungkook, Hyunjin und... Minho? Er ging einst auf unsere Schule...? War er etwa in der Oberstufe, im Jahrgang von Namjoon? Er würde als einziger Sinn ergeben. Der Rest war in meinem Jahrgang...

Ich runzelte die Stirn. Ich konnte mich kaum an ihn erinnern... Vermutlich, weil wir nicht viel miteinander zutun hatten...?

Der Rest sagte mir jedoch etwas.

Jungkook und ich waren die Gesichter der Schule, wobei Jihyo und ich die Captain des Cheerleader-Teams waren. Die Anwesenden Jungs spielten alle Baseball und Hoseok, Jin, Eliza und ich galten als Jahrgangsbeste.

„Sieht ihr denn nicht, was eurer Schule fehlt?", fragte sie erneut.

Ich gab zu... Mich überraschte es, dass wir so viele Aufgaben an der Schule übernahmen... Denn... Das bedeutete ja, die Schule erlitt einen schweren Verlust ohne uns... Darüber war ich mehr als überrascht und hatte bemerkt, dass ich noch nie einen Gedanken daran verschwendete.

„Zudem... Was sollte das Fehlverhalten da draußen?", kniff sie die Augen zusammen. „Mister Jeon?"

Ihre Augen fanden die von Jungkook, der seine urplötzlich weitete und zu großen Kugeln formte.

„Es tut mir so leid, Misses Grunch. Eigentlich wollte ich bloß, dass wir unsere Auseinandersetzung mit Ihnen klären können. Daher bat ich ja, dass Sie sie ins Büro aufrufen. Ich hätte ja nicht ahnen können, dass Minho mich im nächsten Moment anspringt."

„Halt den Rand, Jungkook.", zischte der orangehaarige Junge, was Misses Grunch nur seufzen ließ.

So, so... Als Jungkook in ihrem Büro saß, sagte er also, dass an dem Streit mit Minho mehrere beteiligt waren, damit sie uns schon mal aufrief und so jeder in Kenntnis gebracht wurde, dass es nun mit dem Plan losging...?

Innerlich musste ich schmunzeln.

Jungkook konnte Bosheiten anstellen?

„Ich habe ganz andere Sorgen... So viele Kinder von einer Schule darf ich gar nich aufnehmen...", murmelte sie, worauf Jin aufmerksam das Kinn anhob.

„Wie höre ich?", kam es aus ihm, wodurch Misses Grunch zu ihm sehen musste.

Obwohl ich hinter den Jungen saß, wusste ich, dass er ein charmantes Lächeln auf den Lippen trug. Eines, das nichts Gutes versprach.

„Ich mag Ihnen ein junger Bursche sein, doch weiß auch, dass sie kein Internat führen dürfen, wenn es keine Erfolgsquoten gibt.", neigte er den Kopf.

Ich musste die Lippen spitzen, als sich die Blicke von Jungkook, Hyunjin, Namjoon und mir kreuzten.

Was sagte Jin da? Wie traute er sich sowas überhaupt zu sagen?

Blinzelnd sahen wir allesamt wieder zu Misses Grunch, die ihre Brille richtete.

„Hat Ihnen das Ihr Vater erzählt, Jin?"

„Sie erinnern sich; wie toll!", faltete Jin die Hände vor dem Bauch.

Moment mal... Misses Grunch und er... Kannten sich?!

Ich musste automatisch an ihr erstes Aufeinandertreffen denken, bei dem sie sich prächtig unterhielten und es nicht so wirkte, als kannten sie sich vorher. Außerdem dachte ich auch, sie mochten einander???

„Ich kann nicht fassen, dass Ihr Vater Sie geschickt hat...", wandte sie den Blick ab.

Aufmerksam versuchte ich das Gespräch weiter zu verfolgen, dass sich wohl interessanter entwickelte, als ich dachte.

„Um ehrlich zu sein... Hat er mich nicht beauftragt hier zu sein. Ich bin es freiwillig, da ich etwas, dass mit dem Internat verbunden ist, vernahm, was mir zu Gute kommen könnte..."

„Und... Was?!", fragte die alte Dame bissig.

„Sie möchten direkt zur Sache kommen, das gefällt mir", sprach Jin, als er nach seiner Jackentasche griff.

Wir alle sahen gebannt zwischen ihm und Misses Grunch her, da es spannender nicht ging. Selbst Hoseok blickte neugierig zu seinem besten Freund rüber.

Tatsächlich überzeugte mich der wohlhabende Junge mal wieder auf eine Art, die ich nicht beschreiben konnte. Manchmal glaubte ich nicht, dass Jin in unserem Alter war. Nein... Manchmal glaubte ich nicht einmal, dass er von dieser Erde war...

„Ich vermute, dann können wir die Vornehmlichkeiten beiseite legen, nicht wahr?"

Er zog etwas papierarartiges hervor, um es auf den Tisch zu legen. Vorsichtig faltete er es auf, bevor er es in ihre Richtung drehte.

Sie verzog gereizt das Gesicht, als sie auflachte.

„Ein Kaufvertrag?", fragte sie ungläubig. „Wie alt sind Sie noch gleich?"

Ich blinzelte verdattert.

Das war der Plan, von dem Jin sprach, den er unabhängig von mir verfolgte. Er wollte das Internat kaufen. So ganz ohne Scham!

Er ignorierte ihre Frage, als er gestikulierte.

„Ich schlage Ihnen vor, das Internat in meine Obhut zu legen. So ersparen Sie sich eine große Peinlichkeit, wenn ich bedenke, dass sie bisher keine großen Erfolgsquoten erzielt haben und mindestens sechs von den Schülerinnen und Schüler der Black Bird High nach Hause schicken müssen...", schnalzte Jin mit der Zunge. „Verläuft das jedoch über meinen Namen, wird die Presse denken, dass alles folgende auf meinen Willen zurückzuführen ist und rein gar nichts mit Ihnen und oder dem Internat zutun hat."

Ich formte den Mund zu einem O, wie einige andere auch, weil wir kaum glauben konnten, wie Jin mit Misses Grunch sprach, doch all das gerade... Das war echt! Jin sprach wie ein wahrhaftiger Geschäftsmann, der manipulativer und provokanter nicht hätte sein können...

Ohne ein Geheimnis draus zu machen, bewunderte ich Jin gerade. Nicht nur für seine Souveränität. Ich mochte seine Selbstständigkeit und Ehrlichkeit. Niemals hätte ich gedacht, dass er solch eine Seite an sich hatte.

Doch da war sie- Die Seite des Geschäftsführers.

Bloß als ich sah, wie sich die alte Dame vorbeugte, wusste ich nicht recht, ob sie genauso Gefallen an dem fand...

„Glauben Sie...", kniff sie die Augen zusammen. „Weil Sie ein Seokjin sind, dürfen Sie sich im Ton vergreifen?"

„Aber sicher", grinste Jin achselzuckend. „Nun unterschrieben Sie doch bitte."

Empört ließ sie sich zurückfallen. Sie sah Jin in die Augen, der nicht mehr umzustimmen war, als sie ununterbrochen den Kopf schüttelte.

„Das kann ich doch nicht einfach tun!", sagte sie verzweifelt.

„Wenn Sie neben der ersparten Peinlichkeit an die Geldsumme denken, die dabei für sie entspringt... Doch! Können Sie.", sprach ihr Jin wie der Teufel höchstpersönlich ins Ohr.

Beide lieferten sich einen langen Blickduell, den eindeutig nur einer verlieren konnte. Schließlich seufzte Misses Grunch auf und mein Herz rutschte mir dabei fast in die Hose.

Sie stimmte ihm zu.

Ein Lächeln bildete sich auf meinen Lippen, während sie genervt nach dem Vertrag griff.

Was...? Moment mal! Bedeutete das etwa...

Ja!

Das bedeutete... Ich war raus... Jin als Internatsführer... Das. Genau das war sein Plan. Das war der legale Weg hier raus...

All das, durch eine Rebellion und die Anzahl der Anwesenden hier, obwohl ein Internat nicht so viele Schülerinnen und Schüler einer Schule aufnehmen durfte...

„Ich kann nicht glauben, dass ich mich einfach von einem Kind manipulieren lasse.", zischte sie und schob ihm wieder den Zettel hin, sobald sie ihn unterschrieb.

Jin nickte ab, als er sich erhob und nach dem Kaufvertrag griff. Er neigte sich leicht vor.

„Es wird mir eine Ehre sein mit ihnen an meiner Seite das Internat zu revolutionieren!"

Misses Grunch schnaubte bloß auf, worauf sich Jin zu uns drehte.

„Nach euch, bitte!", gestikulierte er.

In dem Moment versuchten alle sich ihre Freude nicht anmerken zu lassen, obwohl unser Glück offensichtlich war. Dennoch schlugen Hyunjin und Jungkook beieinander ein, worauf sie sich erhoben. Sie waren die ersten, die voraus gingen, dabei folgen Jihyo und Namjoon, der einen Arm um seine Freundin legte. Jimin ging stumm vor und V machte kein Geheimnis draus, dass er ihm ganz schnell folgen musste, weil er ihn nicht alleine lassen wollte.

Jin blieb noch immer am Türrahmen stehen und ließ jeden raus, wobei er darauf wartete, dass sich auch Eliza erhob, nach der ich als Nächste auf den Beinen stand. Mein Bruder musste lächeln, als er sich ebenso erhob und sich zu Jin stellte. Er wollte gerade was sagen, als ein Seufzer ertönte. Ein Seufzer, der alle unsere Blicke verlangte.

Wir sahen zu viert zu Minho... Zu Minho, von dem der Seufzer kam, um auf sich aufmerksam zu machen. Mit einem undeutlichen Blick, den er in seinen Augen trug, schwang er sich vom Stuhl.

Er zuckte die Achseln, während er Jin fokussierte; der Einzige, den er ansah...

„Was jetzt? Bin ich etwa auch raus?", reckte er das Kinn.

Während ich kaum fassen konnte, was er da fragte, weil das meiner Meinung nach einfach nur frech war, reagierten die anderen ziemlich gelassen.

Wieso auch immer!

Ich verschränkte die Arme vor der Brust. Ich wollte nicht, dass Minho auf die Black Bird high ging, um ihn dann jeden Tag zu sehen oder damit er Jimin, Jungkook oder sonst wen das Leben zur Hölle machen konnte! Darauf hatte ich wirklich keine Lust.

Doch die anderen wussten es anscheinend besser als ich...

„Nach drei Jahren...", nickte Jin. „Nach drei Jahren... Gewähre ich es dir entlassen zu werden, zumal mir keine andere Wahl bleibt, da ich über die Schülerschaft der BBH gesprochen hatte. Doch solltest du dich nicht benehmen, Lee Minho, werde ich anders gegen dich vorgehen. Fasse das ruhig als Drohung auf."

Jins Stimme klang fest und kalt, wobei er Minho aus ernsten Augen ansah. Eliza verschränkte hinter dem Orangehaarigen die Arme, wie ich es zuvor tat. Sie wartete geduldig auf eine Antwort von Minho, da sie wohl nicht erwartete, dass dieser so einfach zustimmte, genauso wenig wie ich, nur zu unserer Überraschung... Tat er es.

Anscheinend wollte er auch schleimigst hier raus...

„Was soll ich unter „Benehmen" verstehen, Jin?", fragte er mit hochgezogener Augenbraue und zog einen Mundwinkel auf.

Jin schnalzte mit der Zunge.

„Die Drohung, die Jungkook galt, war hoffentlich nur dahin geredet und...", sah er für einen Augenblick zu mir. „Zudem... Jimin braucht sich in deiner Gegenwart nicht bedroht zu fühlen, liege ich da richtig? Das gleiche gilt für jede andere Person an der Schule, die ich besuche."

Der Orangehaarige stieß die Luft ironisch aus, bevor er flüchtig nickte und sich an Jin vorbei drückte.

„Verstanden.", sagte er noch, worauf nichts mehr folgte.

Er verschwand ganz einfach im Inneren des Internats.

So einfach ging das? Ein Venom, der für Gewalt und Hass stand, ließ sich von einer einfachen Drohung beeinflussen? Von einer Drohung, die von Jin Seokjin kam...?

Verstand man mich nicht falsch! Ich wusste, dass Jin großen Einfluss beisaß. Ich wusste jedoch nicht, dass auch die Gangs solch eine Angst vor ihm hatten...

Somit fragte ich mich erneut... So einfach ging das? Würde sich Minho von nun an zurückhalten? Wenn er unsere Schule wieder besuchte... Würde sich dann nichts ändern? Wäre er unsichtbar, wie vor drei Jahren, als er mir nicht auffiel?

Ich wusste es nicht genau. Aber ich vertraute auf Jin... Ich tat es, weil ich es wollte und weil Jin das verdiente.

Wir alle sahen Minho eine Weile nach, bevor mein Bruder das Wort ergriff, nachdem er lächelte.

„Vielen Dank...", legte er eine Hand auf Jins Schulter. „Für alles."

Jin erwiderte das Lächeln meines Bruders.

„Noch nicht, mein Freund...", sprach er bescheiden.

Sein Blick traf meinen und automatisch ging ein Glücksgefühl in mir auf.

Noch nicht... Das sagte er? Wieso konnte Jin nicht einsehen, was für gute Dinge er tat? Wir würden allesamt ewig in seiner Schuld stehen. Bedachte man, was uns zukünftig noch erwarten würde...

„Danke.", sagte ich schüchtern, was er mit einem sanften Nicken empfing.

Eliza kam ebenfalls auf uns zu und sah zu Hoseok, der ihren Blick bemerkte, doch ignorierte... Er ließ von seinem besten Freund ab und verließ tonlos das Büro. Daraufhin blickte sie zu mir rüber. Ich lächelte bloß sanft, als ich zurück nickte.

Sie sollte jetzt nicht traurig sein... Nicht nach solch einem Erfolg, auf den ich mich die ganze Zeit sehnte. Um meinen Bruder musste sie sich nicht sorgen. Den würde ich spätestens zu Hause schon auf das Thema mit Eliza ansprechen.

Seufzend schritt sie auf mich zu.

„Wir sehen uns dann in einer halben Stunde, meine Lieben.", verabschiedete sich Jin von uns.

In einer halben Stunde... Das klang wie Musik in meinen Ohren! Dann war ich endlich frei. So, wie ich mich fühlen sollte! In der Zeit am Internat hatte ich aus irgendeinem Grunde ein beklemmendes Gefühl im Herzen gehabt, dass mir die Befreiung erschwerte. Das lag vermutlich an all der Angst, die ich regelmäßig verspürte, an all den Geheimnissen, die man vor mir hatte und an den Stress, dem ich täglich begegnete!

Doch sobald ich aus dem Büro kam und hörte, wir durften endlich nach Hause... Ließ dieses hässliche Gefühl von mir ab. Ich durfte friedlich lächeln...

Natürlich wollte ich nicht, dass beispielsweise Minho mitkam... Ich wollte nicht, dass ich wieder unwissend zurück ging, ohne von Jimins Veränderung oder den Venoms zu erfahren... Ich hatte auch keine Lust auf meine Eltern, die mich sicherlich mit Regeln überhäufen würden... Ich war emotional auch noch nicht bereit mich mit der Suga-ist-nicht-schuldig Angelegenheit auseinander zu setzen...

All das schien gerade jedoch unwichtig. Ich freute mich einfach nur tierisch wieder in mein Bett zu springen, meinen gewohnten Alltag zu leben und zur Schule zu gehen. Ich wollte ganz einfach wieder die Normalität zurück.

Ich seufzte erfreut, als ich bereits in meinem Zimmer stand, um meine Sachen zusammen zu packen. Eliza war bereits durch und wollte wohl ihrem Cousin und Bruder beim Packen helfen. Ich glaubte aber eher, dass sie traurig über den Fakt war, dass Hoseok sie noch immer ignorierte und wütend auf sie war... Ich vermutete, dadurch wollte sie alleine sein.

Ich ließ ihr die Zeit und respektierte ihr Schweigen. Somit faltete ich meine Sachen alleine zusammen, bis ich zufrieden den Koffer schloss.

Ich konnte es nicht vermeiden und obwohl ich es nicht sollte, weil ich Respekt vor Eliza hatte, war es nicht zu unterdrücken! Ich war so glücklich, dass ich erstmal überglücklich im Zimmer auf und ab hüpfte. Erst dann tapste ich auf die Tür zu, um sie zu öffnen, weil ich in das Auto wollte, was uns Jin besorgte.

Nur leider blieb ich direkt da stehen, wo ich stand, weil mich eine tiefe, mir bekannte Stimme davon abhielt weiter zu gehen...

„Jimin... Bitte", konnte ich V hören. „Wir müssen darüber sprechen."

Ich zog die Augenbrauen zusammen, als ich den Türspalt etwas schloss, doch noch immer etwas sehen konnte. Da erkannte ich, wie sich V die Hände bettelnd vors Gesicht hielt. Er sah auf seinen Cousin runter, der auf der tiefen Fensterbank saß, direkt vor dem großen Fenster.

Abrupt klappte die gute Laune in mir zusammen.

Was ging da denn vor sich?

Automatisch, obwohl ich es nicht wollte, spitzte ich die Ohren.

„Du auch, V?", hob Jimin ermüdet den Kopf. „Ausgerechnet jetzt, wo wir gehen wollen?"

„Ja. Jetzt. Du weißt doch wie gefährlich es ist, wenn wir stumm davon gehen.", senkte V die Hände und sein Gesicht sprach für sein Betteln.

Ich runzelte die Stirn, während ich den Türspalt noch weiter verringerte, um bloß nicht gesehen zu werden. Hochkonzentriert sah ich zu den beiden Jungs rüber, die anscheinend wichtiges zu besprechen hatten. Zumindest schien V etwas auf dem Herzen zu liegen.

Jimin sah jedoch bloß beiseite und tat so, als hätte V gerade nicht zu ihm gesprochen.

Gefährlich? Was hatte V damit gemeint? Befand sich Jimin etwa in Gefahr? Sollte er nicht einfach in das Auto steigen und davon fahren, oder was hatte V gemeint?

Ein verräterisches Gefühl legte sich über mein Herz. Eines, dass mir sagte... Das Gespräch war nichts für meine Ohren. Ich sollte nicht zuhören. Schließlich sprachen die zwei ziemlich leise und abgelegen, sodass sie keiner hören sollte.

Andererseits sprach meine Neugier zu mir... Die Neugier, die wissen wollte, worüber sie sprachen... Die Neugier, die mir sagte, dass es Schicksal war, dass sie in meinem Flur kommunizierten...

„Wieso machst du's mir denn so schwer, verdammt?", raufte sich V nach einer langen Stille durchs Haar.

Dabei klang er ziemlich verzweifelt.

„Ich mache es dir schwer?", keifte Jimin, als er zu seinem Cousin aufsah.

„Ja!", verzog V verzögert das Gesicht. „Ich versuche hier deinen Arsch vor den Biestern zu beschützen und du kannst mir da nicht einmal entgegen kommen. Nicht ein einziges Mal, Jimin."

Mein ehemaliger bester Freund schüttelte den Kopf.

„Niemand hat dich um deine Scheiß Hilfe gebeten.", kam es über seine Lippen, was in meinem Herzen für einen Schmerz sorgte, obwohl seine Worte nicht an mich gerichtet waren.

„Was soll das denn schon wieder heißen?", zog V die Augenbrauen zusammen.

„Was das bedeutet?", fragte Jimin ironisch. „Das bedeutet; hör auf ständig das Gespräch mit mir zu suchen. Du weißt, dass ich darüber nicht reden möchte", erhob er sich auf einmal wütend. „Alles, was in der Nacht passiert ist, bleibt in der Nacht. Glaubst du, ich habe Lust mich damit auseinander zu setzen? Und glaubst du, du bist dann die Person, mit der ich darüber reden möchte?"

Die Nacht... Jimin und V sprachen über die Nacht... Die, die meinen ehemaligen besten Freund veränderte...

Gebannt sah ich zwischen den beiden her.

V atmete schwer, als er seinen Cousin schubste. Er baute sich schlagartig auf, während Jimin regungslos da stand und mit sich machen ließ.

„Du bist so ein Arschloch, weißt du das? Und ein Heuchler noch dazu!", schubste V ihn erneut. „Alles, was in der Nacht passiert ist, bleibt in der Nacht? Ja? Sagst du das so?"

„V. Lass mich in Ruhe.", sah Jimin beiseite und drückte sich an V vorbei.

Er ging einfach voraus und hatte vor, seinen Cousin zurückzulassen. Doch V drehte sich rechtzeitig zurück und fing auf einmal an aufzubrüllen. Aufgrund dieser Lautstärke zuckte ich erschrocken zusammen. Dabei hatte ich Angst, dass man mich gesehen haben könnte...

„Wenn alles in der Nacht geblieben ist, Jimin, wieso hast du dann Jisoos Zimmer aufgesucht, huh?!"

In der Sekunde, in der V die Frage stellte, blieb Jimin urplötzlich stehen. Er spannte augenblicklich seinen Körper an, bevor er sich seelenruhig wieder zu ihm drehte. In seinem Gesicht machte sich auf einmal eine Kälte breit, die mich eine Gänsehaut fühlen ließ.

Ich musste hart schlucken.

Was war gerade geschehen? Und... Wer war Jisoo...?

„Eliza hat dich zufällig gesehen, bevor du jetzt glaubst, ich spioniere dir hinterher...", wurde Vs Stimme wieder ruhiger.

Er fuhr sich durchs Haar, worauf er ausatmete. Seinem Cousin in die Augen gesehen, ließ er die Schultern sacken.

„Okay... Ich hätte nicht brüllen sollen... Tut mir leid...", wollte V auf Jimin zu, doch dieser wich bloß zurück und hob warnend den Finger.

„Fass mich nicht an, V", sah er ihn mit demselben Gesichtsausdruck an, den er aufgesetzt hatte.

Wie in einem Bann konnte ich den Blick nicht von ihnen abnehmen.

„Du denkst, weil du durch die Umstände mitbekommen hast, was geschehen ist, darfst du dir erlauben ein Teil dessen zu sein, obwohl du's einfach nicht bist", betonte Jimin klar. „Ich sage dir ehrlich... Wenn's nach mir gegangen wäre, würde selbst mein Schatten nicht erfahren, was in der Nacht vorgefallen war. Also lass mich gefälligst in Ruhe damit. Ich habe genug."

„Wie kannst du das sagen?", zischte V, als er Jimin am Kragen fasste, um ihn an sich ran zu drücken. „Selbst dein Schatten? Hörst du dir zu, Bruder?", flüsterte V, doch ich hörte jedes Wort. „In der Nacht gab es Tode... Jeder weiß, was geschehen ist..."

Das Blut in meinen Ohren gefror zu Eis.

Tode...?

„Richtig", umfassten Jimins Hände die Handgelenke von V, bevor er sie unsanft von sich nahm. „Und ich bin der einzige Tote, der noch unter den Lebenden weilt."

Ich versuchte zu verstehen, was beide Jungs von sich gaben, doch alles, was sie sagten, konnte von mir kaum verarbeitet werden. Da entfernte sich Jimin bereits von seinem Cousin, um sich tonlos von ihm zu verabschieden. Stur, wie er war, wollte er das Gespräch nicht fortführen.

In Vs Augen konnte ich direkt eine gewisse Reue erkennen, weil er seinen Cousin auf eine unsanfte Art konfrontierte.

„Jimin...", sprach er ihm noch nach, doch Jimin reagierte nicht mehr.

Er verließ ganz einfach das Internat.

V ließ er alleine zurück, der sich gestresst übers Haar fuhr. Er schloss die Augen, als er sich mit den Händen übers Gesicht rieb.

„Fuck", sprach er. „Fuck, Fuck, Fuck!"

Die Hände gesenkt, schüttelte er den Kopf.

„Fuck...", ging er seufzend zurück, worauf er die Augen öffnete.

In der Sekunde war sein Kopf in meine Richtung gedreht, wobei ich zu spät reagierte.

Unsere Blicken trafen sich in der Mitte...

Auf der Stelle weiteten sich meine Augen und sofort schlug ich die Tür zu.

Mein Herz flutschte mir in die Hose.

Ach du Scheiße!

V hatte mich gesehen! Er hatte mich gesehen und wusste genau, dass ich etwas hörte, was ganz sicher nicht für meine Ohren bestimmt war...

Verdammt...

———

Hi meine Lieben.

Bin wieder zurück mit einem Kapitel 🌚.. Nur leider bin ich dieses Mal am unzufriedensten 😂

Ich glaube... Nach dem nehme ich mir mal eine kleine Pause, damit ich wieder in Laune komme... Die nächsten Kapitel werden nämlich ziemlich wichtig, wie ich am Ende angedeutet habe... Spätestens nach dem darauf muss ich mal sehen... Kann auch sein, dass mir das Schreiben nur an den letzten Kapiteln schwer fiel, weil ich mich auf etwas hinarbeiten musste.

Ich muss halt mal gucken 🤗

Dennoch hoffe ich, dass ihr excited seid und Spaß beim Lesen hattet! Ist doch ziemlich viel passiert...

Stay tuned, hm...

In love, N ❤️

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