25. Gangs.

(Bild von Hoseok Davis)

...

Ich stolperte erschrocken vor.

Doch die Hand, die sich um meinen Mund legte, drückte nur fester zu. Der starke Arm, der sich um meinen Körper schlang, zog mich an sich ran.

„Pscht!"

Ich versuchte meine Atmung unter Kontrolle zu bringen, während ich in Panik ausbrach. Ich malte mir sonst was aus und hatte Angst, jetzt noch zu sterben.

Die Hände an den Unterarm geführt, den ich auf der Höhe meines Halses spürte, krallte ich meine Nägel in ihn.

„Pscht, Penelope!", wurde gezischt.

Mein Herz setzte für einen Moment aus.

Moment mal...

„Ich bin's, verdammt. Hoseok!"

Was?!

Er ließ von mir ab und ich wirbelte keuchend umher. Aus großen Augen sah ich ihn an.

Warum überfiel er mich denn so?!

„Ich wollte nicht, dass du aufschreist!", sagte er, ohne dass ich fragen musste.

Noch immer versuchend meine Atmung unter Kontrolle zu bringen, holte ich einfach aus, um ihm mit der Faust gegen den Oberarm zu hauen.

„Aua!", kam es bloß aus ihm.

Ich fuhr mir durchs Haar, bevor ich die Arme aufwarf.

„Du hast mich erschrocken! Verdammt, Hoseok!", hielt ich mir die Brust.

Mein Herzschlag ging noch immer schnell und fest. Ich dachte beinahe, ich würde sterben!

„Tut mir ja leid...", gab er von sich.

Erst als mein Puls sich normalisierte, schaute ich in der Dunkelheit zu ihm auf. Ich erkannte tatsächlich meinen Bruder vor mir stehen. Er war kein Traum oder eine Einbildung. Er stand da wirklich. Direkt hier...

Er trug verwuscheltes Haar, das gut zu seinem neuen Look passte- die Lederjacke und die dunkle Hose.

Ich musste schmunzeln, als ich es realisierte.

Hoseok war auf dem Internat...

„Du... Bist ja hier..."

„Aber sicher, Schwesterherz. Alle folgen dir her, nur ich nicht? Das ist doch ein schlechter Witz."

Das Schmunzeln auf meinen Lippen verwandelte sich in ein Lächeln, welches Hoseok erwiderte. Daraufhin breitete er seine Arme und ohne zu zögern, sprang ich ihn regelrecht an. Auf der Stelle schloss ich die Augen. Ich ließ Hoseoks bekannte Wärme auf mich ausgehen und roch den Duft ein, der mich an unsere nächtlichen Gespräche denken ließ.

Hoseok war mein zu Hause. Ohne ihn fehlte ein Teil in meinem Leben. Dass er endlich hier war... Löste in mir ein Glücksgefühl aus, das keiner bisher in mir auslösen konnte.

„Möchtest du etwas raus, um zu spazieren?", fragte mich die Stimme meines Bruders und ich schüttelte an seiner Brust den Kopf.

„Es gilt Nachtruhe."

„Mhm", ließ er von mir ab. „Na, gut..."

Am liebsten hätte ich ihn länger gedrückt, aber es war schon richtig so. Wir sollten auf unsere Zimmer. Morgen hätte ich mehr von ihm.

Ich sah zu ihm auf und ehrlicherweise bereute ich es in der Sekunde. Denn... Hoseok zog die Augenbrauen zusammen. Er erkannte nämlich mein Gesicht.

Ich Dummkopf...

„Was ist passiert, Penelope?", fragte er, wobei ich direkt die Besorgnis in seiner Stimme hörte. „Wieso siehst du so aus?"

Mein Herzschlag beschleunigte sich, als mein Verstand einen Aussetzer hatte. Auf der Stelle versuchte ich eine Notlüge aus meinem Ärmel zu zaubern und ein Glück funktionierte das noch rechtzeitig genug.

„Ich bin gegen die Tür gelaufen.", sagte ich matt.

Hoseok hob fragend eine Augenbraue.

„Gegen die Tür?", versuchte er zu verstehen. „Du willst mir sagen... Du bist mit deinem Gesicht gegen eine Tür gelaufen? Wirklich jetzt?"

Für einen Augenblick irritierte es mich, dass Hoseok nicht mehr gehoben sprach. Aus irgendeinem Grunde ließ er das sein.

Ob das mit seinem Beitritt bei den Tears im Zusammenhang stand? Wer wusste das schon.

Das war aber gerade nicht relevant.

„Ja. Gegen die Tür.", nickte ich.

Er kniff die Augen zusammen, während er meine Wunden beobachtete. Anschließend ging er einen Schritt zurück, doch ließ die Stirn gekräuselt.

„Ah, ja. Und das werden alle hier drinnen auch so bestätigen können?"

Nein, dachte ich.

„Ja.", antwortete ich jedoch.

In der Hoffnung, wenn ich das sagte, würde er schon nicht länger nachfragen.

So naiv war ich leider...

„Okay...", seufzte er schließlich. „Dann zeig mir doch erstmal dein Zimmer, hm? Ich führe dich hin und des weiteres bereden wir morgen früh..."

...

Ich betrat den Hof mit einer enormen Müdigkeit. Die Müdigkeit kam zum einen, weil ich die Nacht nicht lange schlief, dadurch, dass Hoseok da war und zum anderen, weil die Kurse total langweilig waren. Anders als in der Schule in New York City...

Da waren die Stunden überhaupt nicht langweilig. Wie denn auch??? Ich verbrachte meine Zeit mit Jungkook und Hyunjin. Dann war einem nie langweilig. Vor allem nicht, wenn die Pause anstand und dann Namjoon dazu kam; oder noch besser, wenn er als RM auftrat. Vergaßen wir schließlich Jihyo nicht, die mir jeden Tag schwer machte, zugleich aber für Abwechslung sorgte. Sowohl im Training, auf dem Schulflur, als auch im Unterricht.

Doch... Hier? Hier war gar nichts los und wenn was geschah, dann entsprach es nicht meinen Vorstellungen.

Am besten wollte ich einfach nur wieder zurück... Nur ging das nicht so einfach, richtig?

Ich seufzte.

Als mein Blick über den Hof schweifte, musste ich erschreckendes feststellen.

Meine Augen weiteten sich. Meine Langweile war auf der Stelle verflogen...

Denn ich sah ihn... Den Typen, der mich gestern Nacht schlug und vor ihm... Vor ihm stand mein Bruder!

Ich blinzelte.

Ach du Scheiße! Hoseoks Gesicht versprach nichts gutes... Das von Jin, der neben ihm stand, genauso wenig...

Ohne zu zögern, setzten sich meine Beine in Bewegung. In großen Schritten ging ich auf die Drei zu, dabei schwirrten mir einige Fragen im Kopf umher.

Wieso sprach Hoseok mit ihm? Fand er etwa heraus, dass er mich geschlagen hatte? Wie das? Als ob er nachfragte, um rauszufinden, ob ich log!

Näher an sie rangekommen, hörte ich den unbekannten Mann bereits lachen.

„Steigt eine Tear-Party hier drinnen oder wieso verfrachtet ihr euch alle nacheinander hier rein?", fragte er unhöflich.

Da verschränkte Hoseok die Arme vor der Brust. Ich hatte sie in der Sekunde erreicht. Unsicher gelacht, sah ich von dem Typen zu meinem Bruder, um seine Augen zu suchen, doch er würdigte mir keinen Blick.

Somit sah ich wieder zum Unbekannten. Dieser sah mir direkt in die Augen, wobei er angewidert das Gesicht verzog. Von mir zu Hoseok gesehen, schüttelte er fassungslos den Kopf.

„Du willst dich mit mir streiten... Wegen der da?", fragte er und beleidigte mich damit.

Entschuldige mal...?

„Die Frau, die du so abwertend ansiehst, mein Guter, ist meine Schwester.", sagte Hoseok trocken.

Das brachte den Typen dazu für einen Moment die Augenbrauen zu verziehen. Sein Gesicht strahlte blanke Verwirrung aus, als er zwischen uns beiden hersah.

„Schwester?", dachte er sich verhört zu haben.

„Schwester.", bestätigte Hoseok.

Natürlich glaubte niemand, wir seien Geschwister, da Hoseoks asiatische Herkunft deutlich zu sehen war, während mir angesehen wurde, dass ich aus dem Westen kam.

Aber das waren wir. Wir waren Geschwister. Dafür brauchten wir keinen DNA Test oder einen Bluttest. Niemand könnte das je verstehen; außer wir selber. Nur wir wussten, welch eine Verbindung wir zueinander hatten...

„Ich erinnere mich nicht eine Antwort bekommen zu haben", neigte Hoseok den Kopf. „Also wiederhole ich mich gerne erneut... Was ist das Problem?"

Er fokussierte den Typen und wartete geduldig auf eine Antwort. Doch dieser sagte nichts.

Er würde sich sowieso nur selbst ins Bein schießen, wenn er antwortete, dachte ich.

Obwohl... Es mich wirklich interessierte, weshalb er auf mich einschlug. Wenn er ein Problem mit Jimin oder V hatte, was wollte er dann von mir? Ich hatte rein gar nichts mit ihm zutun und ich hatte überhaupt nichts getan... Wieso musste ich darunter leiden?

Manche Menschen waren verzweifelt auf der Suche nach Stress, um ihre Herzen zu erfüllen; oder wie Suga jetzt sagen würde... Ich bedeutete den Jungs etwas, deshalb musste ich dafür büßen...

„Na, gut. Dann auf eine andere Art und Weise", räusperte sich mein Bruder. „Mein Name ist Hoseok Davis..."

Ich ließ sachte von Hoseok ab. Die Augenbrauen verwirrt verzogen, schaute ich zu ihm.

Er stellte sich jetzt vor, weil...?

Zu Jin gesehen, erkannte ich, dass er mir indirekt sagte, ich solle meinen Bruder machen lassen. Das hätte ich sowieso. Er kannte sich besser aus, mit dem, was er hier gerade tat.

„Du bist Lion McPapi, richtig?", ging Hoseok einen Schritt auf ihn zu, seine Hände auf dem Rücken verschränkt. „Deine Familie kommt ursprünglich aus Spanien. Du hast zwei Geschwister und ihr wohnt keine Stunde von mir entfernt. Deine Mutter...", legte Hoseok den Kopf schief. „Deine geliebte Mutter, sie liegt im Krankenhaus auf der Intensivstation, habe ich recht?"

Der Typ, Lion, so nannte ihn mein Bruder, hatte fast unbemerkt die Augen geweitet. Damit bestätigte er, dass mein Bruder richtig lag, mit dem, was er sagte.

Eine Gänsehaut überkam mich... Ich fragte mich, woher mein Bruder die Informationen her hatte, als es mir einfiel.

Die Tears... Jin...

Gestern hatte er bei ihnen angerufen... Hatte er ihnen beim Telefonieren etwa gesagt, wer alles das Internat besuchte? Telefonierte er deshalb so lange?

Und... Die Tears? Waren sie etwa wirklich rumgegangen, um rauszufinden, wer die Familien der Personen waren, die das Internat bewohnten? Wie konnte sich Hoseok all die Informationen überhaupt merken???

Ich war überrascht. Überrascht, obwohl ich es nicht sein sollte.

Mein Bruder war für seine hohe Merkfähigkeit bekannt, die er gerade nur bestätigte. Ich hatte es hier außerdem mit Gangs zutun! Mit Gangs, die untereinander rivalisiert waren und dadurch ernste Angelegenheiten zu besprechen hatten. Mein Bruder war Teil einer Partei und Jin? Über Jin musste ich jetzt wirklich nicht reden.

Was erwartete ich also?

„Ihr soll es doch weiterhin gut gehen, oder täusche ich mich?", ergriff Hoseok wieder das Wort.

Lion schluckte hart, doch... Er nickte.

„Gut. Und jetzt verschwindest du lieber sofort, ohne dich wieder zurück zu drehen. Verstanden?", fuhr mein Bruder fragend fort.

Seine Stimme klang so verdammt entspannt. So sanft... Zugleich aber konnte ich die Bedrohlichkeit in ihr raushören.

Hatte er Lion denn gerade gedroht...? Gedroht... Ihm seine Mutter weg zu nehmen? Zu nehmen... Weil er mir weh tat?

Ich wusste nicht genau, was ich davon halten sollte... Was ich aber wusste, war... Dass mir bei dem Gedanken übel wurde.

„Verstanden.", machte Lion kehrt.

Ohne jegliche Widerworte.

Er hatte Angst. Er hatte solche Angst, dass er einfach auf Hoseok hörte.

Wow... Der Typ, der gestern noch auf mich einschlug und große Reden schwang, der hatte plötzlich Angst. Angst, sich mir noch ein einziges Mal zu nähern.

„Ach, ja", hielt Hoseok Lion auf, als er einige Schritte zurücklegte.

Sofort blieb dieser auch stehen. Doch zurückgedreht? Das hatte er sich nicht. So, wie es mein Bruder ihm befahl.

„Überschreitest du diese Entfernung und ich sehe dich in der Nähe meiner Schwester, schwöre ich dir, es wird nicht beim Reden bleiben.", fuhr er fort.

Lion war direkt daraufhin gegangen. Nein-
Er war regelrecht davon gelaufen!

Stolz auf sich selbst, schmunzelte mein Bruder. Ich sah, wie er ihm eine Weile hinterherschaute. Hoseok genoss seinen Auftritt, das spürte ich und er genoss es für meinen Geschmack ein wenig zu sehr...

„Bemerkenswert. Du lernst tatsächlich sehr schnell.", nickte Jin, als sich mein Bruder grinsend zu uns drehte.

„Nicht wahr?"

Also stimmte meine Theorie doch. Hoseok hatte die Informationen gestern bekommen und zu heute auswendig gelernt.

Ernsthaft? Einfach, damit er Menschen bedrohen konnte?

Fassungslos drehte ich mich zu ihm.

„Ihr wollt seiner Mutter wirklich weh tun, wenn er nicht aufhört?", fragte ich, denn ich musste es wissen.

Da schauten beide Jungs zu mir.

Hoseok atmete aus, während Jin bloß beiseite sah. Dadurch dachte ich, ich würde keine Antwort kriegen. Doch zu meiner Überraschung... Sprach mein Bruder mit mir.

„Obwohl du mich eigentlich belogen hast, Schwesterherz, gebe ich dir trotzdem die Antwort", zuckte er die Achseln. „Natürlich sind die Informationen richtig, aber... Sie dienen regelrecht dazu, leere Drohungen zu sprechen. Niemals würden die Tears das Leben eines Menschen beenden. Zumindest nicht die, die sich in meiner Arbeitsklasse befinden."

„In... Deiner Arbeitsklasse?", machte ich die Augen groß.

Was hatte er damit bloß gemeint?

Ich schluckte hart.

Er selbst tötete keine Menschen, aber die um ihn herum schon? Wollte er mir das damit sagen?

„Du hast schon richtig verstanden...", nickte er.

Ich musste erneut hart schlucken, bevor ich das Gebiss aufeinander drückte.

Er wollte mir soeben vermitteln... Suga, V, Eliza und er... Sie befanden sich allesamt in einer Arbeitsklasse und töteten keine Menschen? Aber... Einer, wie Chan zum Beispiel... Dieser tötete Menschen? Es gab bestimmte Gruppen und Leute, die in den Gangs Aufgaben hatten?

Irgendwie beunruhigte es mich. Es beunruhigte mich, dass Hoseok mit solchen Menschen zutun hatte... Sollte er nicht... Friedlicher mit seiner Umgebung umgehen? Nicht... An Tode denken? Sollte er sowas nicht der Polizei melden, anstelle das zu unterstützen?

V hätte jetzt sicherlich gesagt, dass solche Leute keinen Frieden kannten und so niemals aus ihren Fehlern lernen würden.

Aber ich glaubte ihm nicht. Ich glaubte sehr wohl, dass solche Angelegenheiten auch ohne Morde funktionierten und geklärt werden konnten.

Ich war froh, dass Hoseok zumindest keine Unschuldigen ermordete... Ich hoffte auch, dass sich sowas nicht änderte. Ich hoffte am meisten... Er würde nie in einen Mord verwickelt werden... Das würde mich emotional umbringen. Ich würde keinen Tag ohne ihn aushalten. Schon gar nicht bei meinen Eltern...

Nur konnte ich ihm das so nicht sagen, denn... Das Problem hierbei? Er könnte nicht damit aufhören seinen Job zu machen, selbst wenn er gewollt hätte. Ich sah schließlich an Suga, wie sehr die Personen, die sich erstmal einer Gang anschlossen, gebunden waren. Da gab es keinen Weg mehr raus. Es sei denn, man bezahlte mit dem Tod...

Mich überkam eine Gänsehaut.

Zu meinem Bruder hochgesehen, musste ich eines feststellen.

Ich hatte ihn lieber lebendig als tot, genauso wie Suga damals. Dafür nahm ich das in Kauf. In Kauf, dass ich mit der Last leben musste, er könnte jeden Tag hinter Gittern laden, weil er vielleicht in einen Mord verwickelt werden könnte...

Das würde viele schlaflose Nächte bedeuten...

„Mach dir bitte keine Sorgen.", sagte er, sobald sich unsere Blicke trafen.

„Sagt sich leicht.", gab ich schroffer von mir, als vorgenommen.

„Verschieben wir das Gespräch. Ist das in Ordnung? Ich muss nämlich dringendes mit dir besprechen.", bat mein Bruder.

Ehrlicherweise wollte ich nicht. Ich wollte nicht einfach das Thema wechseln, weil ich es wichtig fand, darüber zu sprechen. Er musste sich bewusst sein, worauf er sich da einließ.

Vermutlich wusste er das bereits... Aber, man! Ich hatte doch bloß Angst um ihn...

„Es geht um Minho...", fügte Jin bei.

Somit ließ ich die Schultern sacken und gestikulierte.

Ich war froh, dass ich Themen vorerst abharken konnte. Das lehrte mich das Haus, in dem ich aufwuchs. Zwar holten mich die Gedanken um das Thema dann irgendwann wieder ein, doch ich konnte zumindest einen klaren Verstand beibehalten, um erstmal weiter zu machen. Das war eine Eigenschaft, die ich an mir sehr schätzte, denn ich brauchte sie öfter, als ich mal annahm...

„Dankeschön", ging Hoseok herzlich darauf ein. „Ich bin mir zwar bereits im Bilde, wer Lee Minho ist, doch... Ich frage mich, woher ihr euch beide kennt."

Als er das fragte, sah er an mir vorbei. Ich wusste dabei genau, er schaute zu Minho rüber.

Ich musste den Kopf neigen, da ich überlegte.

Warum fragte Hoseok mich das? Schließlich musste er alles über Minho wissen, wie er bestätigte. So sollte er ahnen, dass er und ich noch nie etwas miteinander zutun hatten. Das Internat war der einzige Ort, der uns verband.

„Weshalb... Fragst du?", legte ich den Kopf schräg.

„Na, weil er ununterbrochen von dir und Eliza sprach."

Ich musste mit dem Kopf zurückweichen.

Er tat... Was?

„Was sagt er denn?", fragte ich zögerlich.

„Nichts besonderes. Aber es scheint mir, als würde er einen Krieg provozieren wollen."

Intuitiv schaute ich auch zurück. Ich blickte direkt zum orangehaarigen Typen, der freudig rum grölte, als wäre sein Leben sorglos.

Einen Krieg provozieren...? Ich vermutete im Allgemeinen, dass die Venoms keine guten Absichten pflegten...

„Was soll denn die bedrückende Stimmung?", ertönte plötzlich eine Stimme neben mir, weshalb ich zusammenzuckte und beiseite wich.

Die Augen geweitet, sah ich Eliza auf einmal da stehen. Quick, munter und mit einem großen Lächeln auf den Lippen.

Ohne zu zögern fuhr ich umher, um zu sehen, ob auch V und Jimin zurück waren.

Aber, nein... Nur Eliza war wieder da.

„Eliza, Liebes. Du bist entlassen worden.", stellte Jin fest.

Eliza fing nickte breit grinsend, als sie zwischen uns Dreien hersah.

Während ich sie aus großen Augen betrachtete, Jin eher interessiert wirkte, schien Hoseok etwas abgeneigt da zu stehen.

Für einen Moment fragte ich mich, woran das lag, doch dann fiel es mir ein...

Er war wütend auf sie. Hoseok war noch wütend auf Eliza, weil sie im Endeffekt die Nacktfotos von mir geschossen hatte.

Oh, je...

„Ja, in der Tat. War ziemlich anstrengend.", seufzte sie.

Anschließend ging sie voraus, direkt an Hoseok vorbei. Jin und ich sahen ihr hinterher, wobei mein Bruder bloß in der Position verharrte und die Arme vor der Brust verschränkte. Er schien tatsächlich noch sehr wütend zu sein.

Zu Eliza gesehen, die auf eine der Bänke Platz nahm, winkte sie uns zu sich rüber. Jin ging bereits voraus, aber ich blieb noch neben Hoseok stehen.

„Alles in Ordnung?"

Er atmete schwer aus, worauf er nickte. Anschließend machte er kehrt, damit wir gemeinsam auf Eliza zugehen konnten.

Ich spürte selbstverständlich, dass nichts in Ordnung war. Dafür lebte ich zu lange und zu intensiv mit Hoseok zusammen. Ihm war deutlich anzusehen, dass er wütend bzw. enttäuscht war. Dabei durfte ich nicht vergessen, dass er sie sehr gerne hatte. Dass sie mir das somit antat, hatte ihn sicherlich sehr verletzt.

Ich wusste... Hier ging es um mich. Ich wollte jedoch nicht, dass es um mich ging. Hoseok sollte ihr nicht böse sein. Nicht wegen mir... Schon gar nicht, wenn nicht einmal ich ihr böse war...

„Es ist in Ordnung", sprach ich und Hoseok musste zu mir sehen. „Du musst nicht wegen mir wütend auf sie sein...", nickte ich lächelnd. „Ich habe ihr das längst vergeben."

Das ließ ihn abrupt die Arme lockern, doch in seinem Gesicht änderte sich nicht viel. Auch an seinem Verhalten konnte ich nichts ändern. Ich vermutete, dass er das, was ich ihm gesagt hatte, verarbeiten musste. Das bestätigte seine zurückhaltende Art Eliza gegenüber; und dass Jin der erste war, der etwas von sich gab.

„Nun schildere uns bitte, was vorgefallen ist...", gestikulierte er.

Ich hingegen schüttelte den Kopf, denn ich wollte etwas anderes wissen. Eine andere Frage war viel wichtiger.

„Geht es den beiden Jungs gut?", fragte ich, wobei die Neugier in meiner Stimme deutlich rauszuhören war.

Sie waren zwar nicht lange weg und der Streit zwischen den Gangs war nicht eskaliert, dennoch musste Jimin schwer leiden und V hatte ich seit der Rauferei nicht sehen können. Beide erlitten sicherlich fürchterliche Schmerzen...

„Ja... Ja, ihnen gehts gut", nickte Eliza. „Sie müssen aber noch zwei Tage sitzen. In Isolation meine ich. Das ist deren Strafe. Jimin, weil er der Auslöser war und V, weil er sich einmischte."

Sie mussten in Isolation sitzen? Sowas gab es hier? In Gedanken verarbeitet, dass es hier offensichtlich solche Strafen gab, verstand ich. V musste die Strafe absetzen, weil er sich einmischte... Verständlich. Er versuchte seinen Cousin zu beschützen. Jimin hingegen musste die Strafe absetzen, weil er für das ganze Drama verantwortlich war...

Bloß... Weshalb war Jimin denn für all das verantwortlich? Was hatte er getan?

Diese Fragen beschäftigten mich schon die ganze Zeit. Schien, als wäre ich nicht die Einzige...

„Jin erzählte bereits von dem Vorfall... Gibt es irgendwas, das wir wissen müssen?", fragte mein Bruder und wirkte dabei ziemlich neutral.

Eliza sah für einen Augenblick zu ihm auf, dabei glaubte ich, dass beide für einen Moment stumm kommunizierten. Ich war mir sicher... Es ging um Hoseoks Ignoranz und darum, dass Eliza das nicht wollte. Sie wollte nicht, dass er wütend auf sie war.

Er würde es sicherlich nicht mehr lange sein. Das konnte ich mir schwer vorstellen. Wenn er mich vom Gegenteil überzeugte, würde ich ein Gespräch mit ihm suchen. Ich gab mich doch nicht mit dem Gedanken zufrieden, dass Eliza und Hoseok zusammen erträglich waren, nur damit ich mich nun wieder entwöhnte... Nicht nach all dem, was Hoseok mir über sie erzählte...

„Ich...", seufzte sie anschließend, als sie den Blick ab wandte. „Kann euch natürlich nur das erzählen, was ich darf..."

Für einen kurzen Augenblick fragte ich mich, worüber genau Eliza gerade sprach, doch dann überkam es mich.

Sie wollte von Jimin erzählen! Sie wollte von dem Vorfall zwischen den Tears und den Venoms berichten.

Doch... Sie erzählte uns nur das, was sie durfte...

Bloß das, was sie durfte? Was war denn alles geschehen, fragte ich mich, worüber sie nicht reden konnte?

Neugierig beugte ich mich zu ihr vor und die beiden Jungs taten es mir gleich, damit uns bloß keiner belauschen konnte. Mein Herzschlag fing wie von selbst an sich zu beschleunigen, sobald Eliza den Mund öffnete.

Endlich berichtete mir jemand, was vor drei Jahren vorfiel...

„Als Jimin auf das Internat verwiesen wurde, bekam er ziemlich schnell ziemlich viele Probleme, müsst ihr wissen", fing sie an und baute direkt die Spannung auf. „Zu der Zeit waren V und ich noch keine Tears... Somit schritt sowieso keiner vor ihm zurück. Mich und V konnte man wenigstens respektieren, weil wir viel mit Suga zutun hatten", sprach sie leise. „Jimin hatte das Pech sich ein Zimmer mit fünf Venoms zu teilen... Das war der Ursprung aller Probleme..."

Eine gewisse Unruhe kam in mir auf. Eine, die ständig aufkam, wenn ich über Jimin und an seine vergangenen Tage dachte...

Er teilte sich ein Zimmer mit fünf Venoms...? Eliza brauchte da gar nicht auf die Details einzugehen, damit ich mir vorstellen konnte, wie schlimm das war...

Dennoch spitzte ich die Ohren und biss mir auf die Unterlippe. Ich wollte unbedingt wissen, was geschah...

„Sie trieben Dinge, die Jimin nicht tolerieren wollte. In einigen Situationen... Bezog man ihn sogar mit ein. Teilweise krachten sie mit ihren Meinungen so heftig aneinander, dass Jimin mit Suga drüber sprach. Suga versuchte sein bestes, um die Typen von Jimin fern zu halten, doch... Jimin hatte keinen Bezug zu Suga oder zu den Tears und ihr wisst ja. Wenn man nur allein mit einem Tear zutun hat, reicht das nicht aus, um sich von dir fern zu halten. Du musst schon mit einem verwandt sein oder aber es muss vertraglich geregelt sein, dass dir Schutz geboten wird... Jimin erfüllte keines der beiden Kriterien. Das wussten die Venoms..."

Die Gänsehaut, die sich aufgrund der Erzählung auf mir ausbreitete, konnte ich nicht vermeiden. Ein unangenehmes Bauchgefühl überkam mich.

Jimin wurde also von Venoms überrannt... Er wurde wohl in Angelegenheiten einbezogen, in die er nicht geraten wollte...

Nur... Was waren das für Angelegenheiten?

„Jimin wurde von ihnen also nicht in Ruhe gelassen. Teilweise drohten ihm die Typen mit sehr unangenehmen Dingen... Nun", atmete Eliza ein.

Ich spürte, dass es ihr nicht einfach fiel darüber zu sprechen.

Wie sonst auch keinem, sobald es um Jimin und seinen Aufenthalt auf dem Internat ging...

„Eines Nachts...", achtete sie genau darauf, was sie erzählte. „Riss bei Jimin der Geduldsfaden... So auch bei den Venoms, weil er einfach nicht auf sie hörte. Das eine führte zum anderen und... Am Ende schworen ihm die Venoms den Tod"

Obwohl Eliza ziemlich schwammig von der Situation berichtete, fühlte ich jedes Wort, das sie sagte. Ich war schon lange über das Gang-Leben im Bilde und wusste, dass es keine guten Dinge waren, über die Eliza hier sprach. Die Typen mussten schlimmes getan haben... Jimin hatte sich grauenvolles geben müssen. So lange, bis er nicht mehr konnte...

Mich juckte es in den Fingern, zu fragen, was er nicht mehr konnte und was genau passierte. Ich wollte wissen, wieso Jimin eines Tages die Geduld verlor. Ich wollte wissen, was er tat, damit die Venoms so wütend waren. Ich wollte unbedingt wissen, weshalb die Venoms seinen Tod als einzige Option sahen... Waren sie etwa so brutal?

Ich schmiegte die Arme um meinen Körper.

Das wichtigste, das ich wissen wollte, war... Was... Was hatte Jimin nach dieser Nacht so gebrochen...?

Auf Eliza gesehen, sah ich, wie sie die Lippen aufeinander presste.

Die Antwort hatte ich heute leider nicht bekommen...

„Aber... Aber V und ich beschlossen Tears zu werden. Teilweise für uns, teilweise, um Jimin zu beschützen. So konnten wir die Venoms von ihm fern halten... Zumindest mit viel Streit und Druck... Jimin ging es in dem Zeitpunkt bereits ziemlich übel. Er konnte froh sein, dass er früher entlassen wurde, durch den ganzen Stress. Das kam ihm gut gelegen und so auch uns. Wir schlossen nämlich einen Pakt. Jimin blieb sicher. Sicher, solang er keinem Venom begegnete. Da sie sich meist in der Gegend, um das Internat, aufhielten... Hielten wir das für eine gute Idee...", sie fuhr sich übers Haar. „Tut mir leid... Mehr ins Detail könnte ich aber nicht mehr. Jimin will das nicht."

Ich musste heftig blinzeln.

Es kam mir so vor, als würde mir ein ganzes Buch gespoilert worden sein, zugleich kam es mir jedoch so vor, als hätte man mich im Dunkeln tappen lassen.

Ich durfte endlich erfahren, was ungefähr vor drei Jahren vor sich ging, bloß... Wusste ich noch immer nicht genau, was. Eliza blieb da ziemlich sparsam, weil... Weil Jimin das nicht wollte...

Bloß... Warum wollte Jimin das nicht? Was... Wollte Jimin nicht?

„Jimin ist jedoch wieder hier...", kam es nachdenklich von Jin.

„Genau. Und deshalb sind die Wölfe scharf auf sein Fleisch.", nickte Eliza.

Bedeutete das... Jimin könnte jederzeit verletzt werden? Oder... Schlimmeres? Bestand die Möglichkeit, dass die Venoms wegen den Geschwistern nachsichtiger sein würden...?

Ich hoffte es...

Dennoch gingen mir absurde Fragen durch den Kopf, wie...

Wieso wurde Jimin eigentlich nie selbst ein Tear?

Weshalb ließ er sich wieder einweisen, wenn er wusste, was ihn erwartete?

„Wieso kam er, wenn er wusste, dass das gefährlich werden könnte?", fragte Hoseok die goldene Frage.

Ich sah interessiert von ihm zu Eliza.

„Er sagte... Er sagte, dafür gäbe es drei Gründe.", gab sie von sich.

Ich musste die Augen weiten.

„Drei?!", schoss es ungläubig aus meinem Bruder.

Da nickte sie.

Erstens... Er wolle sehen, ob die Venoms ihre dreckige Arbeit noch fortführten, um sie notfalls zu verpetzen. Zweitens... Er sei uns das schuldig, weil er uns nie gedankt hatte und er sei es Penelope schuldig, weil er sie nie gut behandelte", sah sie zu mir auf.

In der Sekunde erlitt mein Herz einen Stich.

Jimin sagte, er sei mir etwas schuldig, weil er mich nie gut behandelte? Deshalb... War er hier?

„Und... Drittens. Er sagte, er sei die letzte Option auf unsere Freiheit, wenn unsere Pläne scheitern würden. Eben, weil er mit den Venoms im Krieg war. Notfalls hätte man uns alle nach Hause geschickt, um den Streit mit ihnen zu meiden, wie ihn damals..."

Ich atmete tief ein und wieder aus.

Jimin... War hier... Für mich? Weil er wirklich glaubte, er sei mir etwas schuldig?

Mein Herz weichte auf eine Art auf, wie es das noch nie tat, obwohl es das nicht sollte. Mich sollte es nicht berühren, dass Jimin sich zum einen für mich wieder einweisen ließ. Sein Leben war nämlich in Gefahr.

Aber... Eine dümmliche und naive Seite von mir sagte... Jimin war hier. Obwohl sein Leben in Gefahr war, trat er durch diese Tore... Für mich. Für sich. Für Eliza und V. Aber auch für mich, ja... Jimin war hier... Für mich...

Obwohl ich so viele Informationen zu hören bekam, war es diese hier, die bei mir hängen blieb. Ich musste anfangen zu schmunzeln.

Jimin ließ sich für mich einweisen. Ich war eine seiner Gründe...

Alle von uns mussten die Informationen erstmal sortieren, die von Eliza kamen. Jeder auf einer unterschiedlichen Art, wobei jeder von uns sein eigenes Bild formen musste, da die Cousine von Jimin nicht viel Preis gab, dennoch genug.

Sobald jeder von uns die Nachricht verdaute, mochte sich Jin als erster äußern. Er hob die linke Hand an und öffnete auch den Mund, nur ließ er seine Hand im nächsten Moment fallen, dazu schloss er auch den Mund.

Verwundert schaute er über seine Schulter. Hoseok, Eliza und ich guckten in die selbe Richtung, denn... Eine unangebrachte Lautstärke brachte uns plötzlich dazu dahin zu sehen.

Ich stellte mich leicht auf Zehenspitzen und legte den Kopf beiseite, um besser etwas sehen zu können. Da erkannte ich zwei Personen. Zwei Personen, die sich gerade an den Hals gingen. Zwei Personen, die ich kannte...

Ich hob die Augenbrauen zusammen, als ich mich an Jin vorbei drückte.

Moment mal...

Ich blinzelte heftig, während ich zu verarbeiten versuchte, wer sich gerade prügelte.

Die orangenen Haare da vorne bestätigten mir sofort, dass einer von denen Minho war, während der andere...

Ich legte den Kopf schräg...

„Ist das...?", fragte Hoseok.

„Jungkook!", nickte ich heftig.

Tatsächlich!

Exakt in dem Moment hielten Jungkook und Minho das Hemd des anderen fest in den Händen, versuchend, den Gegenüber umzuhauen. Doch das war noch lange nicht alles! Hinzukommend erkannte ich, wie eine weitere Person sie versuchte auseinander zu halten. Bei der Person handelte es sich um keinen anderen, als... Namjoon!

Sie waren beide hier?!

In der Zeit, in der ich mich fragte, was die beiden hier taten, war Hoseok bereits auf sie zugelaufen. Eliza folgte ihm direkt, wobei es Jin war, der mich am Arm griff, damit wir hinterher folgten.

Bei ihnen angekommen, dauerte es nicht lange, bis sich einige weitere Venoms zustellten. Durch den gestrigen Vorfall schienen die Anwesenden eher zuzugucken, als eingreifen zu wollen.

Das war vermutlich auch besser so...

„Jungkook!", rief Namjoon nach ihm, aber der Junge mit braunem Haar und rotem Hoodie schien nicht ansprechbar zu sein.

Genauso wenig wie Minho, der versuchte seine Faust in Jungkooks Gesicht zu rammen. Jungkook war ausgewichen, doch Minho nutzte den Moment und warf Jungkook mit einem kräftigen Tritt zu Boden.

„Du Wichser wirst heute sterben!", rief er und ich machte die Augen weit.

Eliza sprach gerade eben noch darüber, wie es die Venoms auf Jimin abgesehen hatten... Sie versprachen ihm den Tod...

Jetzt sprach Minho solches zu Jungkook... Wie sollte ich das interpretieren?

Minho wollte sich gerade auf Jungkook stürzen, als mein Bruder vorschritt, um Minho zurück zu ziehen. In der Sekunde sprang auch Jungkook wieder auf. Aber dieser wurde noch rechtzeitig von Namjoon aufgehalten.

„Es reicht. Beruhigt euch wieder!", rief Hoseok.

„Was ist denn passiert?!", fragte Eliza aufgebracht.

Schließlich war der Moment gekommen, an dem Jungkook sich aus Namjoons Armen riss.

Er zögerte nicht lange, da holte er kräftig aus. Die Faust, die er furchtlos geformt hatte, traf Minho genau im Gesicht. Der Orangehaarige wurde stumm. Langsam glitt er aus den Händen meines Bruders. Er glitt aus seinen Händen und fiel ohne weiteres zu Boden.

Jungkook hatte ihn eiskalt bewusstlos geschlagen.

...

„Du musstest ihm wirklich ins Gesicht hauen, ja?", murmelte Eliza.

Sie hatte die Arme verschränkt, während Jin sich Jungkooks Gesicht ansah. Er musterte es ganz genau, da keiner von uns so richtig glauben konnte, dass er nicht einen Kratzer vom Kampf gegen Minho trug, doch dem war so.

Jungkook schlug Minho k.o., ohne davor eingesteckt zu haben.

Ich würde lügen, wenn ich behauptete, dass Minho den Schlag nicht verdiente. Doch ich dachte zugleich daran, dass der Orangehaarige zu den Venoms gehörte.

So stellte sich mir die Frage... Legte Jungkook sich damit nicht mit allen an? Er sollte zukünftig vielleicht mal vorsichtiger sein...

„Er hats verdient!", sagte Jungkook, als er sein Gesicht aus Jins Händen zog. „Ich hasse diese verdammten Gangs! Angefangen bei den Kack Tears.", fluchte er.

Nun... Dass er die Gangs hasste, das war eine Sache, die ich bereits wusste. Daraus machte er nicht wirklich ein Geheimnis.

Aber... Dass sie solch eine Wut in ihm auslösten... Das war mir neu.

„Warum?", fragte Hoseok interessiert.

„Weil sie sich zu viel erlauben! Jemand muss ihnen mal zeigen, wie's richtig läuft.", reckte Jungkook das Kinn.

„Hey...", schmollte Eliza, als sie die Arme fallen ließ. „Willst du mir jetzt sagen, du hasst mich?"

„Dich nicht!", hob Jungkook einen Finger. „Dich nicht. V nicht", zählte er auf. „Hobi nicht und...", rollte er die Augen. „Okay. Suga auch nicht. Jetzt, wo wir wissen, dass er unschuldig ist."

Ach. Jungkook glaubte auch, dass Suga unschuldig war? Konnte er überzeugt werden?

Mein Herz erlitt einen Stich.

Das Thema um Sugas Unschuld wurde immer präsenter und ich wusste nicht ganz recht, ob ich bereit war, um mich mit dem auseinander zu setzen...

Nur ging es erstmal nicht darum... Ein Glück...

Ich sah zu Eliza, die sanft lächelte, als Jungkook indirekt versprach, dass sie Gang-Geschichten nichts mit ihr oder diejenigen aus unserem Umkreis zutun hatten.

Wer hätte ihm das auch glauben können? Dafür hatte er viel zu viel mit ihnen zutun. Es wäre paradox, wenn Jungkook behauptete, er würde sie hassen.

Ich überlegte.

War ich auch paradox? Widersprüchlich, weil ich behauptete, die Gangs taten nichts gutes und kämpften für das Böse, hielt es jedoch nicht für nötig etwas dagegen zu unternehmen...?

„Bin ich etwa der Einzige...", meldete sich Namjoon plötzlich zu Wort, der damit meine Gedanken unterbrach und mit seiner kommenden Frage für neue Gedankengänge in meinem Kopf sorgte. „Der die Drohung von Minho hörte?"

In seiner Stimme schwang eine dezente Angst und Verzweiflung mit. Automatisch projizierten sich die Gefühle auf mich.

Ich dachte an die Drohung, die Namjoon gemeint hatte... Die Drohung, die an Jungkook ging.

„Du Wichser wirst heute sterben!"

Das hatte er gesagt.. Er hatte Jungkook indirekt mit dem Leben gedroht, so wie Jimin gedroht wurde.

„Die Drohung?", musste Eliza auflachen. „Mach dir darum keine Sorgen, Joonie. Der wird das nicht ernst gemeint haben."

Wie von selbst überkam mich eine Erleichterung. Die Aussage von Eliza hatte mich direkt beruhigt und jede Panik in mir vernichtet.

Na... Wenigstens das. Ich musste mich nicht um Jungkook sorgen. Das wäre ja die Kirsche auf der Sahne gewesen!

Wobei... Sich um ihn zu sorgen, wäre nie erst nötig gewesen. So sorglos, wie Jungkook da saß... Die Sache mit Minho, einem Venom, schien ihm gar nicht nahe zu gehen.

„Gut zu hören.", fasste sich Namjoon die Brust.

„Ja. Alles gut", nickte sie sicher. „Das einzige Problem werden nur die Prügeleien sein, hm Jk? Minho lässt ein Knockout nicht so einfach auf sich sitzen."

Jungkook zuckte belustigt die Achseln.

Da klopfte ihm Namjoon lachend auf die Schulter.

„Der Bursche hat ordentlich was drauf! Hast du's vergessen? Er ist Jeon Cena!"

Aufgrund der Anspielung auf John Cena fingen wir allesamt an zu kichern. Selbst die Mundwinkel von Jin und Hoseok zogen sich auf! Das bedeutete schon was!

Eliza hob dennoch die Hand, die das als einzige nicht so witzig fand. Sie kannte sich in dem Business im Endeffekt am besten aus, weshalb wir ihre Ernste unbedingt wahrnehmen sollten...

„Nimm dich trotzdem in acht!", warnte sie.

Da setzte sich Jungkook auf und salutierte.

„Werde ich! Versprochen!"

Eliza kniff die Augen zusammen, wobei sie Jungkook verdeutlichte, dass sie ihn nicht aus dem Blick lassen würde.

Als das Thema um Jungkook und Minho sich schließlich beruhigte, startete eine Konversation in geteilten Gruppen. Die Laune schien sich etwas gelegt zu haben. Bloß die Stimmung zwischen Eliza und Hoseok war noch etwas angespannt, doch darüber konnte gerade jeder stehen.

Ich hoffte dennoch, dass die beiden sich wieder vertragen würden. Ich half gerne dabei! So hielt es doch keiner aus...

Vorerst aber drehte ich mich zu den Neuankömmlingen und wenn ich ehrlich war, konnte ich mir kein Lächeln verkneifen.

„Ihr beiden seid also auch hier rein, ja? Lasst mich raten", ließ ich mir verspielt Zeit. „Auch für mich?"

Beide tauschten einen vielsagenden Blick, bevor Namjoon seufzte.

„Du weißt nicht, wie ruhig das Training ohne dich ist, P. Oder ohne dich, E.", sprach er, als Jungkook fortfuhr. „Oder wie stressig... Den ganzen Schülersprecherkram, den muss ich jetzt ganz alleine machen!"

Meine Kinnlade kippte.

Das war seine einzige Sorge???

Ich wollte den Arm heben, um auszuholen, da wich er rechtzeitig aus. Er streckte provokant die Zunge aus und ich machte es ihm gleich.

Eliza musste schmunzeln, als sie sich zu uns stellte.

„Vermisst uns Jihyo eigentlich auch?", widmete sie die Frage eher Namjoon.

„In der Tat", ging ein Leuchten in seinem Gesicht auf. „Sie folgt als Nächste. Sie und Hyunjin."

Ich musste die Augen weiten, wobei ich Jungkooks blöde Provokation ignorierte, um mich halb an Namjoon zu warfen.

„Wirklich?"

Jihyo würde auch kommen? Für mich???

Nicht, dass ich Hyunjins Namen überhörte, doch... Mit ihm hatte ich gerechnet. Es war eine Überraschung, dass er nicht schon hier stand.

Aber Jihyo?!

„Du weißt es nicht?", fragte Namjoon aus kugeligen Augen.

Was wusste ich nicht? Vom Plan?

Doch. Nur wusste ich noch nicht genau, was getan werden musste und wieso dafür so viele kamen?! War das etwa die Überraschung, von der Jin sprach?

Ich hatte keine Ahnung!

„Aber wieso müssen dafür denn so viele hier sein? V, Eliza, Jimin, du, mein Bruder, Jungkook, Hyunjin und dann noch Jihyo?", zählte ich fassungslos auf.

Warum um Himmelswillen benötigte man so viele Leute???

„Dir wurde also nicht alles erzählt!", grinste Jungkook selbsterklärend.

Namjoon hielt ihm eine Faust hin.

„Dann überraschen wir sie."

Beide stießen sie beieinander ein, bevor sie grinsend zu mir sahen.

Ich rollte bloß die Augen.

Die gleichen Schwachköpfe, wie sie jeder kannte.

„Dann sagt mir doch wenigstens, wie ihr hier reinkamt, hm?", verschränkte ich die Arme vor der Brust.

Jungkook musste kichern, als Namjoon sprach.

„Du wirst uns nicht glauben", biss er sich auf die Unterlippe. „Aber... Wir... Wir sind nackt in der Nachbarschaft rumgelaufen...", wurde dein Grinsen breiter.

Was?!

Ich musste die Augen aufreißen.

„Halbnackt!", warf Jungkook ein und bei der Vorstellung entfloh meinem Hals ein Lacher.

Was versuchten sie mir da zu sagen? Sie waren nackt in der Nachbarschaft umher gelaufen?

Oh waya. Dafür hatte es sicherlich ordentlich Ärger gegeben.

„Niemals!", rief ich unglaubwürdig und Eliza schüttelte den Kopf. „Ich hätte das zu gerne gesehen!"

„Zum Glück habe ich es nicht!", warf Hoseok ein, der offensichtlich auch mithörte.

Nun musste ich loslachen.

„Hyunjin hat mitgemacht, aber seine Eltern waren da etwas lockerer und wollten ihm eine zweite Chance geben!", erzählte Jungkook lachend.

Das war so klar! Jungkook und Hyunjin; zwei Jungs, die nackt durch die Gegend laufen- überhaupt keine Überraschung. Dass sie Namjoon überredeten... Auch nicht!

Sie waren doch nicht mehr zu retten!

„Ihr traut euch was.", nickte ich und Namjoon stimmte mir zu.

„Wir haben einen guten Körper", schnalzte er mit der Zunge, worauf wir wie im Chor ein ohhh von uns gaben. „Was denn? Stimmt doch!"

Jungkook nickte zustimmend.

Eliza wackelte bloß vielsagend mit den Augenbrauen, da sie auf ihr Kommentar andeutete, in dem es hieß, dass sie die Jungs gerne dabei zugesehen hätte. Vom Blickwinkel erkannte ich, wie ihr Hoseok tadelnd einen Blick zuwarf. Den beschmunzelte sie jedoch, ähnlich wie ich.

Schien, als wäre mein Bruder bereit, um ihr zu entgegen zu kommen... Vielleicht musste ich mich doch nicht einmischen und Eliza brauchte nur die Schwächen eines Mannes ausnutzen... Ihre Eifersucht.

Schmunzelnd sah ich zu Jungkook und Namjoon, die weiterhin wild auf mich einredeten. Sie brachten viel Stimmung mit, wodurch wir alle lachen mussten, selbst, wenn von der Pause nicht mehr lange blieb.

Für einen Moment fühlte ich mich sorglos und so, als wäre ich nicht auf dem Internat gewesen. Der Augenblick prägte sich in meinen Kopf, da das einer der wenigen Momente war, bevor alles bergab ging. Einer der wenigen Augenblicke, in denen ich mich freu fühlte. Frei, bis mich eine erdrückende Laune erstickte.

Es waren nämlich Jimin und V, die auf einmal am Türrahmen standen, welcher auf den Hof führte.

Eine Gänsehaut überkam mich.

Sie sahen ganz und gar nicht gut aus...

———

Hhhheeewellllooooo.✌🏼✌🏼✌🏼
Naaaaa? Willkommen wieder und...
In dem Kapitel ist wieder etwas mehr vorgefallen, also lassen wir's in Kurzfassung Revue geschehen!

Hobi ist da! Und der hat direkt klar gemacht, wer seine Schwester ist! 😂
Es gab einige Tear Angelegenheiten zu klären, bevor dann Eliza kam... hm... Stress zwischen Hoseok und Eliza- verständlich?
Außerdem hatte die Gute einiges zu berichten... Über Jimin konnte sie viel sagen... Oder auch nicht? Was meint ihr? War das sinnvoll, was sie sagte?
Anschließend begrüßen wir Jungkook und Namjoon 😍.. Typisch für das Internat fand eine Prügelei statt hahah. Mal sehen, wie viele da noch folgen 🤗

Nun denn... Ich deute an, dass V und Jimin back sind. Hoffentlich erwartet uns gutes, hm?

Hier halt ich dann auch dicht...

Ich hoffe, ihr seid beim Nächsten Kapitel wieder dabei, somit... Stay Tuned!

In love, N ❤️

Ps. Ich habe so ein tief beim Überarbeiten. Das liegt an den Kapiteln zurzeit, die thematisch etwas schwieger zu bearbeiten sind. Ich glaube, dass man das rausliest, but! Ich versuche mein bestes, um das wieder hinzubekommen 🥺... Hab euch lieb und seid bitte nachsichtig... Danke, danke, danke...

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