Und wehe ich bekomme nicht mindestens drei Postkarten!
Lachend sitze ich mit Louis in einer kleinen Strandbar in Wellington. Seit drei Stunden waren wir wieder hier und wollen nun gemeinsam den Abend ausklingen lassen.
Noch gestern waren wir mit dem Kajak im Pazifik unterwegs, umringt von Robben und Zwergpinguinen und mit einer Reisegruppe die steifer war als manch ein Senior. Allerdings haben wir das Beste draus gemacht und sowohl die anderen Tour Mitglieder als auch die beiden „Reiseführer“, ganz schön zur Verzweiflung gebracht. Zum einen, weil Louis andauernd am Singen war und von einem Lied zum anderen gekommen ist und wirklich zu jeder Situation einen anderen Song parat hatte und zum anderen hatten wir irgendwann einfach die Schnauzte von Verboten und Regeln das wir einfach das gemacht haben was uns lieb war.....
Flashback
Die Robben und Zwergpinguine haben wir bereits seit einer Stunde hinter uns gelassen und fahren jetzt weiter in Richtung „Übernachtungsbucht“.
„ Louis Ich hab keine Lust mehr!“, jammere ich rum. Heute hatten wir echt wenig Pause gemacht, weil wir mal wieder nicht im Zeitplan waren! Waren wir eigentlich jemals im Zeitplan?
„Ach komm das kann doch nicht mehr so weit sein!“, höre ich Louis vor mir sagen. Allerdings ist auch seine Motivation irgendwo verloren gegangen!
„Louis mir ist warm!“, jammere ich weiter und komme mir schon vor wie ein kleines Kind.
„Mir auch!“, bekomme ich als Antwort zurück.
Plötzlich kommt mir eine Idee! Mit großem Schwung hole ich mit dem Paddel aus und spritze Louis damit Nass.
„Wow warum hast du das gemacht?“, fragt er mich.
„Weil dir warm war?“, gebe ich von mir.
Kopfschütteln paddelt er seelenruhig weiter. Wie keine Rache? Keine Gegenwähr?
Skeptisch paddle ich ebenfalls, Louis Rhythmus angepasst, weiter und wunder mich echt!
Naja vielleicht hätte ich mich nicht zu früh wundern sollen, denn wir sind keine 500 m weiter da bekomme ich ebenfalls eine Ladung Wasser ab.
Lachend starte ich einen Gegenangriff und innerhalb kurzer Zeit sind wir in mitten einer großen Wasserschlacht.
Wie kindisch!
Die benehmen sich aber nicht ihr Alter entsprechend!
Das ist ja nicht zum Aushalten!
Können die sich nicht einmal vernünftig benehmen!
Die sind ja unmöglich!
Und noch viele andere Kommentare haben wir zu hören bekommen, aber es stört uns nicht. Lachend sorgen wir dafür, dass wir wesentlich etwas Spaß haben und nicht vor Langeweile umkommen.
Wir haben die eigentliche eigentlich Übernachtungsbucht übersprungen und sind drei Stunden weiter Richtung, Süden oder Osten oder was auch immer gefahren um morgen schneller wieder am anfang zu sein.
Kann man sich das vorstellen? Man bucht extra eine Kajak „Wanderung“ um vor allem die Umgebung und Natur zu bestaunen und genießen und was bekommt man?
Eine abgehetzte fahrt, die einem jeglichen spaß nimmt und man ewig mit Verboten und Regeln konfrontiert wird. Ja sogar das Fotografieren wurde mir verboten, weil es ja sein kann das MEINE Kamera in den Pazifik fällt und ich dann von der Reiseorganisation Schadensersatz fordere. Klar als wenn ich nicht wüsste, dass es meine Eigene Schuld ist.....
Als wir endlich nach dreieinhalb Stunden an dieser Blöden Bucht angekommen sind, bin ich echt enttäuscht. Sie ist klein und irgendwie ungemütlich und was mich persönlich auch ganz schön stört, ist das die Sonne bereits untergegangen ist...
Gegen den Willen der Reisleiter bauen Louis und ich unser Zelt, ein wenig entfernt von den anderen auf.
..........
Flashback ende
Heute Morgen sind wir ziemlich früh von Melvin und Lars geweckt worden, damit wir zeitig aufbrechen konnten....
Die beiden haben echt ihren Beruf verfehlt!
Nichts desto trotz waren Louis und ich echt froh, als wir drei Stunden früher als geplant wieder am Startpunkt waren.
Schneller als die Polizei erlaubt waren wir zwei da weg, dass Abschiedsessen, welches eigentlich noch für alle reisende geplant war, haben wir sausen lassen und uns direkt in den Bus gesetzt und sind Richtung Picton gefahren um mit der Fähre wieder zur Nordinsel zu gelangen.
Unterwegs hatten wir beschlossen, dass wir im Hotel schnell duschen gehen und uns dann nochmal treffen um meinen vorerst letzten Abend in Wellington noch ein letztes Mal gemeinsam zu verbringen.
Ich finde es echt schade, dass sich unsere Wege heute schon wieder trennen.
Mit Louis unterwegs zu sein, ist echt einmalig.
Ich bin ganz ehrlich. In den vier Wochen in denen ich nun schon hier in Neuseeland bin, habe ich bereits den einen oder anderen kennengelernt und war ebenfalls schon mit verschieden Leuten unterwegs. Man hatte immer verschiedene Gesprächsthemen, hat gelacht und sich ausgetauscht.
Bei Louis ist das allerdings noch ein Hauch anders! Ist man mit ihm unterwegs wird zu 95% nur gelacht. Man muss immer und immer mit eine Typische Louis Aktion rechnen, oh ja und das sag ich. Die, die ihn erst seit vier naja eher fünf Tagen kennt.
Im Hotelzimmer hatte ich erst mal meinen Lieben Bruder angerufen, damit dieser nicht vor sorge Umkommt.
Flashback
Nur im Handtusch bekleidet sitze ich auf mein Bett. Das erste was ich gemacht habe, als wir auf unsere Zimmer gegangen sind, war Duschen. Ich hatte irgendwie das Gefühl, dass meine Haut voller Salz ist.
Nun ist es aber Zeit echt endlich mal Nils anzurufen. Schon nach dem zweiten Klingeln nimmt er ab....
„Na du Seefrau, alle palletti bei dir?“, will er direkt wissen.
„Na aber so was von!“, gebe ich freudig zurück und bevor ich was Weiteres sagen kann, quatscht er schon drauf los.
„Also war es gut? Ich mein ich hätte nicht gedacht, dass du gefallen an Kajak fahren findest!“
„Also nun hör mal, ich bin immer bereit neue Sachen auszuprobieren und es war wirklich schön, abgesehen davon, dass wir das alles nicht genießen konnten, weil die Tour Führer andauernd gehetzt haben und die anderen Reisenden hatten echt alle ein Stock im Arsch! Naja Louis und ich hatten trotzdem unseren Spaß und haben sogar, Robben und Zwergpinguine gesehen.“, lasse ich ihn wissen.
„ Du und dieser Louis, ihr scheint euch ja echt gut zu verstehen!“, stellt er fest. Ich verdrehe die Augen, dass war mal wieder Typisch Nils.
„Naja Louis ist echt cool und ich glaube, ohne ihn hätte ich diese Tour niemals durchgestanden!“, erkläre ich ihm.
„Und sonst, ich mein ist er so dein Typ?“, fragt er mich vorsichtig.
„NILS!“, rufe ich ein wenig entsetzt.
„Na ich mein ja nur, du bist nun schon zwei Jahre Singel...“
„Nun hör mal. Das heißt noch lange nicht, dass ich gleich mit dem nächsten Typen was anfange!“, unterbreche ich ihn, werde aber selber von ihm unterbrochen.
„Was heißt denn hier nächsten Typen. Zwei Jahre Kim, ich bin mir sicher du bist in der Zeit schon mehreren Typen über den Weg gelaufen und falls ich mich richtig erinnere und sag mir wenn ich mich täusche, hat es noch kein Typ geschafft, dass du mit länger als 2 Stunden unterwegs bist!“, stellt er fest und ja er ist mein Bruder Natürlich hat er recht.
„Nils das stimmt schon irgendwie, aber Louis hat eben was an sich, was man einfach mögen muss. Ich kann mich auch nicht erinnern, wann ich das letzte Mal so viel gelacht habe. Nichts desto trotz ist es einfach so, dass sich unsere Wege morgen trennen oder eher schon heute Abend und jetzt Schluss mit dem Thema wie geht’s Mama und Papa und Ann?“, wechsle ich schnell das Thema.
........
Flashback ende
Nils und ich haben noch gut eine dreiviertel Stunde gequatscht bevor wir aufgelegt haben, dann musste ich mich echt beeilen.
Ich war grade fertig, als Louis schon an meine Tür klopfte.
Gemeinsam sind wir dann, in Richtung Strand gegangen und haben diese nette kleine Strandbar gefunden, in der wir erst etwas gegessen haben und schließlich noch bis jetzt sitzen und über Gott und die Welt quatschen.
„Und wie machst du das mit deinem ganzen Gepäck, wenn du morgen los fährst?“, will Louis von mir wissen.
„Na mein Koffer lasse ich hier, Imke von der Rezeption ist so lieb und lagert es irgendwo ein, damit das Zimmer weiter vermietet werden kann und ich hier keine unnötigen laufenden Kosten habe. Ich nehme nur ein paar Wechselklamotten mit, meine Isomatte, mein Schlafsack und mein Laptop mit. Wenn ich weiß, wann ich wieder hier bin, rufe ich Imke an und sie bucht mir ein Zimmer!“, erkläre ich ihm.
„Ich hab gedacht du bist keine Bagpackerin?“
„Naja eigentlich bin ich es auch nicht und irgendwie auch schon. Kann man sehen wir man will!“, gebe ich zurück.
Da es langsam dunkel wir, beschließen wir langsam wieder zurück zum Hotel zu gehen.
„Wenn du mir deine Adresse gibst, schreib ich dir mal!“, schlage ich vor, als wir in der Hotel Lobby angekommen sind.
Ohne was darauf zu antworten, nimmt Louis sich einen kleinen Zettel und schreibt mir seine Adresse drauf. „Und wehe ich bekomme nicht mindestens drei Postkarten!“, fordert er.
„Ich glaub das lässt sich machen!“, antworte ich ihm lächeln und nehme den Zettel entgegen.
„Warte gib noch mal her, wie soll ich dir bei Langeweile denn was vorsingen, wenn du gar nicht meine Nummer hast!?!?“, höre ich ihn sagen und im gleichen Moment wird mir der Zettel wieder weggenommen. Schnell kritzelt Louis seine Nummer drauf und reicht mir den Zettel zurück.
„Danke übrigens!“, gebe ich von mir.
„Wofür?“
„Na dafür, dass du mich überredet hast diese Kajak Tour mit dir zu machen. War echt schön und vor allem Lustig!“, lasse ich ihn wissen und stecke den Zettel in meiner Hosentasche.
„Ja fand ich auch!“, höre ich ihn sagen.
Ich schaue zu ihm auch und blicke direkt in seine Augen, einen kurzen Moment habe ich das Gefühl, die Welt hört auf sich zu drehen. Ich verbanne den Gedanken allerdings schnell wieder, denn das kann ich in dieser Situation echt nicht gebrauchen.
„Ich sollte echt langsam ins Bett, schließlich muss ich morgen Früh raus!“, lasse ich ihn wissen, senke allerdings meinen Blick nicht.
„Klar, wann geht’s denn morgen Los?“, will er wissen.
„Um 6.00 Uhr geht der Bus Richtung Ruapehu.“, berichte ich ihm.
„Also wirklich die Vulkane, mh?“, will er wissen.
„Ja ich weiß zwar noch nicht ob ich die Tour mitmache, aber mal schauen!“, erkläre ich und gehe mit ihm in richtung Aufzug. Gemeinsam steigen wir ein und drücken, die Zahlen unserer Stockwerke. Ich 5 Louis 4.
„Pass auf dich auf, verstanden?!?“, will er wissen.
„Ja natürlich, aber du auch!“, fordere ich. Kurz umarmen wir uns und dann muss Louis auch schon raus.
„Vergiss nicht, dich zu melden!!“, erinnert er mich und steigt aus.
„Mach ich versprochen!“, gebe ich lächelnd zurück und dann schließen sich auch schon die Fahrstuhltüren.
Ich finde es noch immer unglaublich, wie schnell Louis mir ans Herz gewachsen ist und wie gut wir uns doch verstanden haben. Etwas traurig darüber ihn heute wahrscheinlich, dass letzte Mal gesehen zu haben, begebe ich mich ins Bett.
Meine Vorfreude darauf, dass Morgen endlich meine langersehnte Erkundungstour anfängt hält sich irgendwie in grenzen!
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