Epilog
Chloe P.O.V
Drei Jahre nach meiner Entscheidung in der Rehabilitationsklinik in Los Angeles hatte sich so einiges verändert. Eigentlich recht viel, um genau zu sein. Schuld daran war die Studie, an der ich teilgenommen hatte, obwohl alle anderen dagegen gewesen waren.
Ich hatte den Ausdruck auf den Gesichtern meiner Eltern als auch Niall immer noch klar vor mir. Eine Mischung aus Entsetzen und Sorgen spiegelten sich darin wieder, die durchaus berechtigt waren. Dass mich niemand wirklich von ihnen verstanden hatte, warum ich es machen musste, war etwas Normales. Sie haben halt nicht in meiner Lage gesteckt.
Trotzdem haben sie es nach weiteren Diskussionen mit mir akzeptiert und mich weiter unterstützt. Und so fingen dann alle Vorbereitungen an, bis ich in einem Krankenhaus in L.A von den zuständigen Ärzten operiert wurde.
Ich wusste nicht, ob sich meine Erwartungen, die ich an diese OP hatte, wirklich erfüllen würden. Ich konnte nur darauf hoffen. Trotzdem könnte es auch nach hinten gehen wie jeder anderer Eingriff ebenfalls, das war mir stets bewusst.
Deswegen war ich innerlich doch eine kleine Bombe, die vor Angst fast hochgehen würde. Ich unterdrückte diesen Instinkt, weil die Möglichkeit mein ganzes Leben verändern könnte. Und das hat sie auch. Sie hat aus mir das gemacht, was ich heute war.
Als die Ärzte meinten, dass die Operation gut verlaufen war, ist nicht nur meiner Familie und Niall sondern auch mir ein Stein vom Herzen gefallen. Dennoch hieß das noch lange nicht, dass ich wirklich wieder in der Lage sein würde zu laufen. Das würde sich erst nach der Reha zeigen.
So kam ich dann wieder zurück in die Reha-Klinik, in der ich davor auch schon gewesen bin. Es war meine eigene Entscheidung gewesen, wieder zurückzugehen, denn dort kannte ich das Personal sowieso schon.
Was dann anstand, war schwieriger als die Reha davor. Ganze acht weitere Monate nannte ich die Klinik mein zu Hause. Mit täglichen Besuchen meiner Familie und Freunde fühlte es sich auch so an. Ich machte langsam Fortschritte, aber immerhin waren welche vorhanden. Ich lernte erneut laufen und alles andere ebenfalls.
Nach den acht Monaten konnte ich mittels einer Gehhilfe auch wieder langsam laufen, etwas, von dem ich gedacht hätte, dass es nicht mehr möglich gewesen wäre. Niemand hätte es gedacht. Ich war allen Ärzten so dankbar für das, was sie für mich getan hatten, denn ohne sie würde ich wahrscheinlich nicht mehr leben.
Als ich nun wieder darüber nachdachte, rollten mir die Freudentränen über die Wangen, weil ich es selbst fast zwei Jahre nach der Reha immer noch nicht fassen konnte, was ich für ein Glück gehabt hatte. Keiner aus meiner Familie konnte das.
Es war der Start für einen Neuanfang. Da ich Los Angeles zwar wunderschön fand, ich es aber nicht wirklich als Heimat ansah, zogen Niall und ich wieder zurück nach Irland in unser Haus.
Wir brauchten dringend einen Tapetenwechsel, weswegen Niall mir freie Hand beim Umdekorieren unseres Hauses ließ. Es war eine beruhigende Beschäftigung für mich, da ich ja nicht arbeiten ging und ich, außer zur Physio zu gehen, sonst nicht wirklich viel zu tun hatte, seit Aine und Jordan in die Schule gingen und zusätzlich auch noch Charlie hatten. Ich habe es nicht übers Herz gebracht, ihr zu kündigen und es stellte sich heraus, dass das gar keine schlechte Idee war.
Denn nachdem ich auch die Neugestaltung des Hauses beendet hatte, brauchte ich etwas. Die letzten drei Jahre hatten mich sehr geprägt, sodass ich eine Stiftung gründete, um querschnittsgelähmten Leuten zu helfen. Ich organisierte ein paar Spendengalas und Events, um Geld zu sammeln, was in die Betreuung von Querschnittsgelähmten und die Heilung fließt. Ich selbst bin etwas durch Europa unterwegs, um mich in Kliniken selbst miteinzubringen.
Die letzten anderthalb Jahre war ich damit etwas beschäftigt. Es fühlte sich echt gut an, anderen Leuten zu helfen, die in der gleichen Lage waren wie ich noch vor ein paar Jahren.
Und dann war ich neben all dem noch mit der Planung meiner Hochzeit zugange. Niall und ich hatten beschlossen, es endlich zu machen, besonders nach allem, was passiert ist.
So saß ich dann mit Grace ziemlich viel zusammen via Videoanruf und plante alles so gut es ging. Von Location, Gästeliste, Blumen, Dekoration, Sitzordnung bis zum Essen war alles genau geplant.
Niall beteiligte sich zwar nicht wirklich an der Planung, gab aber immer Feedback zu unseren Ideen und scheute sich nicht davor, seine Meinung zu sagen, wenn ihm etwas nicht gefiel.
Nur was die Musik, das Essen und das Hochzeitsauto anging, war er voll involviert. Letzteres ließ mich immer schmunzeln, wenn ich nur an das Gespräch zurückdachte.
„Ach ja! Ein Hochzeitsauto bräuchten wir auch noch.", meinte Grace durch das Telefon.
Dadurch, dass ich den Lautsprecher anhatte, konnte Niall es auch hören, der an seinem freien Tag in Ruhe auf dem Sofa saß und sich Fußball ansah.
Als wir das Thema ansprachen, sprang er geradezu von der Couch und sprintete zum Küchentisch, an dem ich mit dem ganzen Papierkram saß.
„Das... übernehme ich.", sagte er etwas außer Atem, bevor ich meiner Schwester überhaupt meine Idee unterbreiten konnte.
„Was für ein Engagement von dir, Honey.", gab ich leicht lachend, aber begeistert von mir. Denn ich wusste, dass Niall sich nicht wirklich für Hochzeitsvorbereitungen motivieren konnte.
„Woher der plötzliche Wandel, Niall?", fragte Grace amüsiert.
„Denkt ihr echt, ich würde mich mit einer blöden Pferdekutsche oder einer hässlichen Karre anfreunden?", konterte er, „Und da ich weiß, dass du, Babe, sowieso keine wirkliche Ahnung von Autos hast, übernehme ich das als Profi mal lieber."
Damit war das dann auch geklärt.
Gedankenverloren schüttelte ich den Kopf und starrte aus dem Fenster in unserem Schlafzimmer. Die Zeit verging einfach so schnell, dass ich es gar nicht glauben konnte, dass ich ihn morgen schon heiraten würde.
Ich hatte jemanden wie ihn einfach nicht verdient. Er war zu gut für mich. Ich hab von ihm alles bekommen, was ich brauchte. Die Geborgenheit, die Liebe, das Gefühl, denjenigen gefunden zu haben, mit dem ich mir mein ganzes Leben vorstellen könnte und es nie langweilig werden würde.
Jetzt, wo ich auf all das zurückblicke, bin ich einfach nur dankbar, dass ich ihn habe. Ich wüsste gar nicht, wie ich das ihm gegenüber am besten ausdrücken könnte. Womit habe ich ihn verdient?
„Chloe? Geht es dir gut?", fragte eine Stimme, die definitiv Grace gehörte, von der Tür.
Damit riss sie mich aus meinen Gedanken und ich drehte mich langsam zu ihr herum.
„Ja. Ja, alles in Ordnung.", antwortete ich leise und drehte mich wieder mit verschränkten Armen zum Fenster.
„Mittlerweile solltest du wissen, dass du mich nicht belügen kannst.", gab sie zurück und kam auf mich zu, „Was ist los?"
„Nichts wirklich. Ich kann nur nicht schlafen, weil mir so viele Sachen durch den Kopf schwirren. Da machst es die Sache nicht gerade besser, dass Niall nicht hier ist.", seufzte ich und strich mir über die Arme, weil ich das Gefühl hatte, zu frösteln.
Dadurch, dass wir dann doch sehr auf Tradition setzten, haben wir uns heute nicht ein einziges Mal gesehen. Während er mit den ganzen Jungs bei Luke ist, sind meine Brautjungfern, meine Schwester, meine Mum, mein Dad und Nialls Mum bei uns untergekommen.
Meine Anspannung war den ganzen Tag über schon recht groß. Ich lief auf und ab und fragte meine Schwester, die meine Trauzeugin sein würde, hundertmal, ob wirklich alles vorbereitet ist und wir nichts vergessen haben.
Meine Mum hat irgendwann gemeint, dass ich mich entspannen sollte und hat mir ein heißes Bad eingelassen. Wirklich entspannt hat es mich trotzdem nicht. Während alle anderen schon tief und fest schliefen, konnte ich an einen ruhigen Schlaf erst gar nicht denken.
Grace drehte mich wieder zu sich um und umarmte mich fest. Ich konnte mich schon immer auf meine große Schwester verlassen. Irgendwie war es komisch aber auch nicht, dass sie immer wusste, wann ich sie brauchte.
„Es gibt absolut nichts, vorüber du dir Gedanken machen müsstest. Es ist alles geplant für morgen und es wird wundervoll werden. Aber das wichtigste ist, dass du den Mann heiratest, den du über alles liebst und der dich über alles liebt. Und Niall ist dieser jemand. Ich wusste es schon vor sechs Jahren durch die Art und Weise, wie ihr euch beide angesehen habt. So seht ihr euch auch jetzt noch an. Niall ist der Richtige für dich.", meinte Grace und sah mir dabei tief in die Augen.
Diese Worte rührten mich zutiefst. Das, aus dem Mund meiner Schwester zu hören, machte es irgendwie realer und gab mir die Bestätigung, die ich in diesem Moment gebraucht hatte, dass ich den richtigen Mann heiraten würde. Ganz egal, wie blöd es morgen laufen wird und nicht alles so ist, wie ich es gern gehabt hätte, es würde trotzdem perfekt werden, denn ich werde den Mann heiraten, den ich liebe.
„Danke. Du bist echt die Beste.", flüsterte ich und warf mich ihr nochmals um den Hals. Sie erwiderte die Umarmung und drückte mich fest an sich.
Unsere Beziehung als Schwestern hatte sich durch meine schwierige Phase nicht wirklich geändert. Wir hatten uns dadurch zwar gar nicht gesehen, aber danach hat uns die Situation nur noch enger zusammengeschweißt. Sie hat mir besonders durch die Operation geholfen und mit Niall geredet, weil er ja strikt gegen die Operation gewesen ist. Dadurch hatte sie ihn ein bisschen umgestimmt und von meiner Entscheidung überzeugen können. Dafür war ich ihr mehr als nur dankbar.
„Doch nicht dafür.", murmelte sie und löste sich dann lächelnd von mir, „Aber jetzt ab ins Bett. Schließlich brauchst du deinen Schönheitsschlaf. Es wird anstrengend und aufregend genug morgen. Und ich denke nicht, dass du Niall mit verquollenen Augen und einem Vogelnest auf deinem Kopf heiraten möchtest."
Da hatte sie natürlich Recht. Lächelnd und noch vollkommen munter wackelte Grace dann aus meinem Zimmer. Kurz bevor sie die Tür schloss, zwinkerte sie mir noch einmal zu.
Ich schüttelte schmunzelnd den Kopf und legte mich dann auch endlich ins Bett. Ich brauchte noch etwas länger, um einzuschlafen, aber dafür schlief ich dann tief und fest.
Der nächste Morgen war Stress pur. Meine Mum machte mich fertig, weil sie die ganze Zeit über nur weinte. Egal, was wir versuchten, um sie zu beruhigen, es verschlimmerte nur alles.
„Mein Baby wird heiraten.", weinte sie ständig.
Sie gab es sonst zwar nur ungern zu, wie sehr sie Grace und mich vermisste. Aber an dieser Situation konnte sie es schwer leugnen und das machte mich glücklich. Schlimm wäre es gewesen, wenn es ihr egal gewesen wäre.
Nialls Mum Maura nahm sie dann mit auf die Terrasse, damit meine Mum einmal durchatmen konnte. Sie machte ständig diese Schnappatmungen, dass ich fast leicht in Panik geriet, dass sie an einem Anfall leiden könnte.
Danach beruhigte sich die Situation etwas, sodass wir mit den weiteren Vorbereitungen gut hinterherkamen. Mum riss sich seitdem zusammen und versuchte kläglich ihre Tränen zu unterdrücken.
Als Sophia mir jedoch half mein Hochzeitskleid anzuziehen und ich dann so vor versammelter Mannschaft stand, wurde nicht nur meine Mum emotional. Und während alle anfingen, zu weinen, blieb ich natürlich nicht unberührt, sodass mir auch die Tränen kamen.
„Wag es ja nicht, mein Werk zu verschmieren.", durchbrach Eleanors Stimme das Schluchzen und sah mich warnend an. Vorsichtig versuchte ich die paar Tränen zu trocknen, ohne irgendwas zu verschmieren.
„Jetzt raus mit euch allen.", befahl Sophia jedem, „El, du wärst doch so nett, oder?"
Natürlich wusste sie sofort, worauf ihre Freundin hinauswollte, und hakte sich bei meiner Mutter unter. Alle verließen schon mal das Haus, während Soph und meine Schwester zurückblieben.
Sophia befestigte gerade meinen Schleier, während Grace mir den Brautstrauß mit den pinken Lilien gab.
„Du siehst wunderschön aus.", hauchte sie lächelnd, „Niall wird hin und weg sein."
Ich konnte meiner Schwester ansehen, dass auch sie versuchte, ihre Tränen zurückzuhalten.
„Das ist er doch sowieso immer.", gab Sophia grinsend ihren Senf dazu.
„Dann hätte ich ja auch in einem Kartoffelsack heiraten können.", erwiderte ich.
„Untersteh dich.", rief Grace sofort panisch, während Sophia und ich nur lachen konnten.
Meine Schwester hatte den ganzen Stress um mein Hochzeitskleid mitbekommen. Wir waren in unzähligen Boutiquen gewesen und hatten keines gefunden. Mal gefiel mir die Spitze nicht oder es hatte zu wenig Glitzer. Da sind wir doch auf die brillante Idee gekommen, dass zwei unserer Freundinnen doch Designerinnen waren. Und so hatten Sophia und Maisie ein Kleid nur für mich angefertigt.
„So du bist jetzt fertig. Wir können also los.", sagte Soph.
Und ab diesem Zeitpunkt war ich so nervös und aufgeregt, dass mir mein Herz bis zum Halse schlug. Das wurde vor der Kirche auch nicht besser. Mein Dad versuchte mich mit seinen sanften Worten zu beruhigen. Aber diese gingen in das eine Ohr rein und auf der anderen Seite wieder raus. Meine Hände begannen zu schwitzen und ich konnte nicht auf einer Stelle stehen, so hibbelig war ich bereits.
Als sich dann endlich die Türen der Kirche öffneten und ich auf all die Leute blickte, wurde mir fast schlecht und ich wollte schon umkehren. Doch dann sah ich Niall am anderen Ende des Ganges und die Aufregung war vergessen. Ich konnte mich nur noch auf ihn konzentrieren und blendete alles andere aus. Denn es ging heute nur um eine Sache, dass ich endlich den Mann meines Lebens heiraten würde.
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Und damit wären wir am Ende angekommen. Irgendwie macht es mich glücklich und traurig zur gleichen Zeit.
Happy End würde ich sagen. Was sagt ihr dazu?
Dann würde ich einfach hier,,Danke" an alle sagen, die bis hierher gekommen sind. Das Buch war die Fortsetzung von meiner ersten Fan-Fiction überhaupt (die man sich meiner Meinung nach nicht geben kann). Deswegen freue ich mich, hier noch ein paar Leser zu haben, die danach weitergelesen haben. Danke für die Votes und die Kommentare und die paar Ideen, die ich von euch bekommen habe.
Schöne Woche euch noch
Chloe :)
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