9. Kapitel: Narry ist Geschichte!?

Liam P.O.V.

Gemütlich saß ich auf dem Sofa in meinem neuen Apartment. Ich war ganz froh, dass ich Cheryl erstmal los war, weil sie schon ab und zu mal ein wenig nervig wurde. Ich dachte, dass sie die Eine wäre und wir zusammen echt ein super Team wären, aber das hatte sich schlagartig verändert.

Und nun tut sie so, als hätten wir nie etwas füreinander empfunden. Sie will das alleinige Sorgerecht für Bear und setzt mir dauernd ihren Anwalt in den Nacken. Aber damit ist jetzt Schluss. Wenn sie es nicht anders will und das nicht mit mir klären kann, dann muss wohl doch mein Anwalt ins Spiel. Ich werde mir das nicht gefallen lassen, dass sie mir einfach so den Kontakt zu Bear verbietet, nur weil sie meint, dass er bei mir nicht sicher wäre.

Hallo? Langsam glaub ich echt, dass meine Freunde Recht haben, was Cheryl angeht. Ich hätte es schon von Anfang an sein lassen sollen, aber nein…. Ich musste ja so naiv sein und auf ihre Masche hereinfallen. Ihr Anwalt hat es jetzt so geschickt gedreht, dass ich zum Gerichtstermin, wo über das Sorgerecht entscheiden wird, nicht da sein kann.

Ich hatte ja auch nichts besseres zu tun, als dort aufzukreuzen. Die Promo für das neue Album lief schon seit zwei Wochen. Wir hatten überall auf der Welt Interviews, Konzerte und Pressetermine. Ich könnte die nicht so einfach sausen lassen. Die Jungs würden verstehen, wenn ich das machen würde, aber das Management…

So wie es also aussieht müsste ich einen wichtigen TV-Auftritt schmeißen müssen. Und das musste ich jetzt nur noch Simon erklären. Denn, wenn ich nicht zu dem Gerichtstermin gehen würde, hätte Cheryl das, was sie wollte: Sie würde erreichen, dass der Richter glaubt, Bear wäre mir egal. Wenn sie das glauben sollten, wären sie echt dumm. Denn welcher Vater liebt seine Kinder nicht?

Heute war One Direction zu einer Fernsehshow eingeladen. Eigentlich hatte ich auch mega Lust darauf, denn die meisten Interviews und Live Auftritte werden echt lustig. Leider kann man das von denen in letzter Zeit nicht ganz so behaupten. Seitdem Harry und Niall in diesen wunderschönen Streit geraten sind, sind die beiden nicht mehr die, die sie davor waren. Damit ist die Stimmung bei jeglichem Kram, den wir zusammen als Band machen, ziemlich geknickt. Beide ignorieren sich und reden kein einzelnes Wort miteinander. Sie lachen nicht mehr zusammen und werfen sich, wenn überhaupt, nur kalte Blicke zu. Louis und ich haben es aufgegeben, mit einem von ihnen oder auch beiden zu reden. Sie sagen nur, dass alles okay sei. Dies größte Lüge überhaupt. Keiner von ihnen möchte darüber reden, also schweigen sie es lieber tot. Eigentlich haben wir uns sonst alles erzählt, aber wenn sie nicht wollen, können wir sie auch nicht zwingen sondern müssen es akzeptieren.

Vor der Kamera und in der Öffentlichkeit scheint es so, als ob alles super wäre und sie sich verstehen und lieben würden. Aber der äußere Schein trügt, und zwar gewaltig. Niemanden scheint es sonst aufzufallen, obwohl die Fans als auch die Presse sofort alles merken. Es ist wohl so gut geschauspielert. Ich wünschte, es wäre wirklich so.

Jedenfalls war ich jetzt froh darüber, mich auf dem Sofa zu entspannen. Wir hatten die letzten drei Tage zwar frei bekommen, doch so ganz gelassen waren die dann auch nicht gewesen, was für mich nicht üblich ist.

Während Harry nur bei sich zu Hause saß und sich von allen anderen abschottete, fuhr Louis zu seiner Familie, um mit ihnen etwas Zeit zu verbringen. In dieser Hinsicht ist schon immer voraussehbar gewesen, dass er seine freien Tage als auch den Urlaub entweder mit seiner Familie oder Freunden verbringt.

Niall hatte, glaube ich, vor, sich mit seinen Kindern zu Hause zu vergnügen. Er meinte, dass Chloes und Grace' Mum vorhatte, ihn besuchen zu kommen, damit sie Zeit mit ihren Enkelkindern verbringen kann. Ich kann diese Frau nicht wirklich einschätzen, weil ich ihr noch nie begegnet bin und weil Harry als auch Niall komplett verschiedene Sachen von ihr erzählen, positive und negative. Ich finde es nur echt stark von ihr, dass sie den Unfall ihrer Tochter so gut verarbeitet hat und sie öfter mal besuchen kommt.

Was die Besuche im Krankenhaus angeht, hat Niall sich über die letzten Wochen sehr verändert. Normalerweise war er jeden Tag bei Chloe und machte nichts anderes und jetzt, jetzt da geht er überhaupt nicht mehr hin. Ich weiß nicht, ob das eine Phase seiner Art ist, das zu verarbeiten. Er redet mit keinem wirklich darüber, weicht immer aus. Ich kann mit Sicherheit sagen, dass er sie liebt und sie ihm wichtig ist. Vielleicht ist das alles gerade zu viel für ihn selbst.

Und dann kommen wir zu meinen wunderschönen, freien Tagen. Ich glaube, ich habe sechs Stunden mit meinem Anwalt telefoniert und saß bestimmt auch nochmal sechs Stunden in seinem Büro, wo wir weiteres Vorgehen, was das Sorgerecht von Bear angeht, besprachen. So wie ich Cheryl mittlerweile einschätzte, würde sie alles machen, damit ich dumm dastehen würde. Lügen über Lügen würde sie vor dem Gericht erzählen, nur, um mir eins auszuwischen. Also berieten wir, wie wir die ganze Sache angehen wollen. Nebenbei durfte ich mir noch irgendwelche belästigenden, total absurden Vorwürfe von Cheryl anhören. Ich fragte bei meiner Familie nach Rat, doch sie konnten mir auch nicht besonders weiterhelfen. Sie meinten nur, dass sie das zwischen Cheryl und mir von Anfang an für schwierig hielten. Sie seien zwar glücklich, wenn ich es bin, trotzdem konnten sie sich mit Cheryl nie ganz, sagen wir es mal so, identifizieren. Na danke auch! Aber sie können ja nichts dafür, dass ich so naiv war und mir so eine angelacht habe. Wie sagt man, aus Fehlern lernt man.

Und heute konnte ich endlich faulenzen. Ich schnappte mir einfach die Fernbedienung und schaltete den Fernseher ein. Während ich das Programm durchsuchte, lümmelte ich mich bequem in die Kissen auf der Couch. Da nichts besseres lief, ließ ich irgendeinen Promi-Quatsch an, wo wieder der neuste Klatsch und Tratsch verbreitet wurde. Kylie Jenner soll schwanger sein, Justin Bieder im Knast gelandet sein und Taylor Swift hatte mal wieder einen neuen Typen.

Ich fand es einfach nur lächerlich, wie sie in innerhalb von ein paar Wochen ihre „Große Liebe“ fand und mit diesem armen Schwein in der Öffentlichkeit turtelte. Wahrscheinlich will sie nur Aufmerksamkeit, wie zum Beispiel die Sache mit Harry.

„Joints? Stürzt Harry Styles nun ab?“

Mein Blick richtete sich sofort auf den Bildschirm. Geschockt starrte ich auf die Bilder, die sich mir boten. Das, was die Moderatorin sagte, blendete ich komplett aus. Ich reimte mir eine eigene Geschichte zu den Bildern. Klar und deutlich erkannte man Harry, wo er vor einem Nachtclub stand. In seiner Hand hielt er eine Zigarette oder, wie die Frau am Anfang gesagt hatte, einen Joint. Ich hätte das von Harry nicht erwartet, denn normalerweise war er überhaupt nicht so. Er war der erste, der zu Louis und mir sagt, wir sollen endlich mit dem Rauchen aufhören. Ich verstand nicht, was er da tat und was er damit bewirken will. Wenn er das ganze wegen der Sache mit Niall macht, dann muss der Streit ganz schön heftig gewesen sein. Aber keiner von den beiden möchte darüber reden.

Ich schaltete den Fernseher aus und grübelte eine Weile darüber, wie ich Harry nachher am besten gegenübertrat. Ich hatte nicht irgendwelche Vorurteile, aber es würde schon schwer werden, sich mit ihm zu unterhalten, ohne die Bilder vor Augen zu sehen. Wahrscheinlich wird das noch nicht mal das schlimmste an der ganze Sache werden. Ich muss es allein mit Harry und Niall im Van aushalten, wenn Paul uns nachher abholt. Denn Louis fährt direkt vom Flughafen zur Show und wird uns erst dort mit seiner Anwesenheit beehren. Während die beiden Streithähne sich also ignorieren, sitze ich genau zwischen ihnen und habe keine Ahnung, was ich machen soll. Eine Konversation mit ihnen anzufangen, scheint geradezu aussichtslos. Immerhin habe ich ja Paul, mit dem ich mich unterhalten kann. Oder ich setzte mich einfach gleich nach vorn zu Paul. Das war die beste Lösung, die ich momentan für das Problem finden konnte.

Nach einiger Zeit klingelte es auch schon an der Tür. Ich zog mir Schuhe und Jacke an, nahm meine Sachen und eilte hinunter zu Paul. Ich musste zugeben, dass es draußen echt frisch war. Ach ich vermisste mein Haus in Los Angeles. Dort war es immer warm und es schien die Sonne. Aber was konnte man auch anderes von dem Winter in London erwarten. Kälte, Schnee, Regen. Schnell stieg ich in den Van, um es nicht länger ich der Kälte aushalten zu müssen.

Als ich mich auf den Sitz fallen ließ und die Tür hinter mir zuzog, seufzte ich kurz. Ich hatte nämlich nicht die geringste Ahnung, wie das heute alles laufen sollte. Ich tippte auf reines Chaos.

„Na Liam. Wieso so erschöpft?“, begrüßte mich Paul mit einem breiten Lächeln.

„Wie würdest du sich fühlen, wenn dir deine Ex im Nacken sitzt und das alleinige Sorgerecht für euer Kind will? Und dann kommen noch Niall und Harry, die nicht sie selbst sind. Also wenn du mich fragst, habe ich jedes Recht dazu, erschöpft und gestresst zu sein.“

„Wenn du es so argumentierst, hast du vielleicht Recht.“, schmunzelte Paul und startete den Motor.

Ich schwieg und schaute aus dem Fenster. Die Häuser rauschten an mir vorbei und anhand Weges, den Paul einschlug, wusste ich sofort, dass wir erst Harry abholen würden. Ich hatte echt keine Ahnung, wie ich Harry jetzt gegenübertreten soll oder wie ich mich verhalten soll. Einfach das machen, was ich immer mache. Aber eigentlich wollte ich ihn schon auf die Sache ansprechen. Eine Erklärung ist er mir beziehungsweise allen schuldig.

Nach weiteren fünfzehn Minuten, in denen wir uns durch den dichten Verkehr Londons schlugen, hielten wir vor Harrys Haus. Es sah genauso aus wie immer. Der Garten war gepflegt, auch wenn zu dieser Jahreszeit die Blumen und Pflanzen eher spärlich sind. Das kleine Haus im typischen englischen Landstil hat schon was für sich. Harry legt nie viel Wert auf eine große Villa, wie ich es tun würde. Er ist da eher bescheiden und möchte, dass man sich wie zu Hause fühlt. Das ist typisch für ihn, obwohl man ihn immer anders sieht, weil er so von der Presse hingestellt wird. Harry Styles, der reiche Frauenheld. Wenn man Harry aber näher kennt, sieht man schnell ein, dass das Bild, was man ursprünglich von ihm hatte, falsch ist.

Schon als der Wagen vorfuhr, eilte Harry aus dem Haus auf den Van zu. Ich betrachtete ihn genauer. Bis auf den ausdruckslosen Blick erscheint er wie immer. Vielleicht ist er nur nicht gut drauf, schließlich kann nicht jeder einen guten Tag haben.

Ohne uns zu begrüßen, ließ er sich in den Autositz fallen und zog die Tür mit einem lauten Knall zu. Paul nickte Harry nur kurz zu und schlug den Weg zu Nialls Apartment ein.

„Wie geht es dir so, Harry?“, fragte ich ihn und drehte mich so, dass ich ihn ansehen konnte. Die Frage war eigentlich total bescheuert. Man sah es Harry an, dass er nicht auf der Höhe war.

„Wie soll es mir denn gehen?“

Erwartungsvoll sah Harry mich nun an. Ja keine Ahnung, wie wäre es mit „Mir geht es klasse. Und dir, Liam?“. Aber das würde ich sowieso nicht zu hören bekommen, also zuckte ich mit den Schultern.

Abwartend betrachtete ich ihn, in der Hoffnung, er würde mir vielleicht doch eine ehrliche Antwort geben. Ich wollte es nur aus seinem Mund hören, dass er Probleme hat und Hilfe braucht. Denn wofür hat man Freunde?

Harry verdrehte jedoch nur die Augen: „Was willst du, Liam?“

„Ich möchte nur wissen, ob die Gerüchte wahr sind, die seit neustem in der Öffentlichkeit verbreitet werden.“, antwortete ich ehrlich. Es brachte ja eh nichts, um den heißen Brei herum zu reden.

„Seit wann glaubst du der Presse?“

Wir hatten schon früh gelernt, dass wir auf die Presse nichts geben sollen. Denn im Endeffekt haben verdrehen sie die Wahrheit immer so, wie sie es gerade brauchen, um viel Kohle zu machen. Ab und an steckte doch die komplette Wahrheit drin, aber das kam nur sehr selten vor.

„Ich glaube der Presse nicht. Ich mache mir lediglich Sorgen darüber, dass du nicht du selbst bist. Ich weiß nicht, inwiefern das mit dem Streit mit Niall in Verbindung steht, aber es sieht so aus, als würdest du abstürzen und glaub mir, da kommt man nicht mehr so schnell raus.“, meinte ich und wartete seine Reaktion ab.

„Ja und? Dann hab ich halt eine geraucht. Vielleicht auch Gras, aber wen interessiert’s? Bei Louis und dir stört das doch sonst auch niemanden. Also warum darf ich das nicht? Weil ich das sonst nicht mache und ich das nicht bin? Es war eine einmalige Sache, klar?“

Ich sah ihn etwas entsetzt an. Normalerweise war Harry nicht der Typ, der gleich ausrasten würde und deswegen so an die Decke geht. Es passte einfach nicht zu ihm. Und so sehr ich ihm meine Hilfe auch anbiete, er wehrt sich dagegen. Ich habe das Gefühl, dass er sich immer weiter von mir entfernt, dass er sich immer weiter von seinen Freunden entfernt.

Ich wollte etwas erwidern, doch Paul legte mir eine Hand auf den Arm. Ich drehte meine Kopf kurz zu ihm. Sein Blick sagte mir, dass es an dieser Stelle gut sei und ich es nicht auf die Spitze treiben sollte. Mürrisch und unzufrieden wandte ich mich also wieder nach vorn. Mit verschränkten Armen starrte ich auf dem Fenster und beobachtete Harry, der sich in ihnen spiegelte, solange, bis wir vor dem Gebäude hielten, in dem Niall wohnt. Hier warteten wir also. Es war auch nicht üblich, dass Niall zu spät kommt. Diese Ehre nahm Louis immer für sich.

„Wo bleibt der Kerl denn? Ich hatte ihm dich geschrieben, wann wir da sind.“, meckerte Paul vor sich rum. Er zog sein Handy heraus und wählte seine Nummer. Als er schnaufte, war mir klar, dass nur die Mailbox rangegangen war.

„Soll ich mal zu ihm hoch?“, fragte ich und schnallte mich schon ab, bevor Paul mir antworten konnte.

Ich klingelte unten und nahm den Aufzug zu Nialls Apartment. Als ich vor seiner Tür stand und nochmals die Klingel betätigte, hatte ich eigentlich erwartet, dass Niall die Tür öffnen würde, doch Grace stand lächelnd vor mir, Syd auf dem Arm.

„Grace?“, fragte ich ungläubig.

Ich wusste, dass sie für ein paar Tage bei Niall untergekommen war, weil sie zu der Zeit einen Streit mit Harry hatte. Denn so wie auch sie hat mein bester Freund mich bei sich aufgenommen, so lange, bis ich eine eigene Wohnung gefunden hatte. Ich hätte aber nicht gedacht, dass sie immer noch bei ihm ist. Vielleicht besucht sie ihn ja bloß, weil ihre Mum da ist. Es wäre schon krass, wenn Grace bei Niall eingezogen wäre.

„Hey Liam. Suchst du jemanden?“

„Ist Niall da? Wir sollten ihn nämlich abholen.“, antwortete ich ihr und schob meine Gedanken beiseite.

„Nein. Er meinte, dass er zu einer TV-Show muss. Deswegen ist er schon eher losgefahren. Ich glaube vor anderthalb Stunden.“

„Die haben wir auch. Sie ist aber erst in zwei Stunden.“

„Dann habe ich auch keine Ahnung, wo er ist.“, meinte Grace schulterzuckend, während sie Sydneys Hand festhielt, weil er immerzu ab ihren Ohrringen spielte.

Das ist komisch. Ich habe keine Ahnung, was Niall sich dabei gedacht hat. Wo kann er denn bloß sein? Er würde niemals eine Show sausen lassen, allein schon nur nicht, weil er meint, dass wir es unseren Fans schuldig sind. Was ist ihm also durch seinen nicht gerade brillanten Kopf gegangen, dass er angeblich etwas besseres vorhat? 

Juhu, endlich geschafft. Nach vielen Schwierigkeiten und Problemen habe ich es endlich fertig bekommen, das Kapitel zu schreiben.

Ich hoffe, ihr konntet Liams Gedanken gut nachvollziehen.

Was haltet ihr von Harrys Verhalten?

Was könnte Niall machen beziehungsweise wo steckt er?

Und glaubt ihr, dass Narry hier sein Ende gefunden hat?

Schönen Freitag und ein erholsames Wochenende

Chloe :)





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