24. Kapitel: Geteiltes Leid, halbes Leid
Harry P.O.V
Wie Niall dort auf dem Sofa hing, während Liam die ganze Zeit neben ihm saß und aufpasste, dass er auch ja nicht von der Couch fiel, konnte man sich echt nur gequält angucken. In dieser Verfassung hatte man ihn schon lange nicht mehr gesehen.
Niall war eigentlich jemand, der genau wusste, wann es zu viel wurde und da er, was Alkohol angeht, eigentlich viel abkann, war es für uns noch komischer, ihn so aufzufinden.
Doch jetzt schien es so zu sein, dass nichts mehr von dem verantwortungsbewussten Niall übrig war. Und eigentlich hatten wir gedacht, dass nun alles wieder in die richtige Richtung läuft, nachdem Chloe wieder erwacht ist. Wir alle hatten gehofft, dass Niall dann wieder der wird, der er davor war.
Doch da haben wir die Situation falsch eingeschätzt und waren dumm gewesen, so etwas zu glauben, denn von heute auf morgen verändert sich nichts an der Vergangenheit. Von heute auf morgen wird niemand in der Lage sein, alles zu verarbeiten, was die letzten acht Monate vorgefallen ist. Wie konnten wir nur so naiv sein?
Louis setzte sich auf die Lehne des Sofas und drehte sich zu Niall. Ich hingegen blieb einfach nur stehen und sah Niall durchdringlich an.
„Wasch soll schon losch schein? Isch hab Chloesch Leben zerstörscht. Isch hab unser gemeinschames Leben zerstörscht."
Ich war für einen kurzen Moment verwirrt. Als ich zu den anderen sah, bemerkte ich den gleichen Ausdruck auch auf ihren Gesichtern.
Warum soll er bitte sein Leben zerstört haben? Wenn er wieder auf den Unfall anspielen will, kann ich immer wieder sagen, dass es nicht seine Schuld war. Wir hatten ihm das schon so oft klargemacht und mit der Zeit hat er eingesehen, dass ihn keine wirkliche Schuld trifft.
Es muss also etwas anderes vorgefallen sein, dass er entweder wieder so denkt oder es irgendwas Neues gibt, das ihn belastet.
„Warum hast du euer Leben zerstört?", fragte Liam vorsichtig nach. Niall jedoch schüttelte den Kopf und verschränkte bockig die Hände vor der Brust.
„Isch hab Chloesch Leben zerstörscht. Isch hab unser gemeinschames Leben zerstörscht.", wiederholte er immer wieder.
Egal, was wir fragten, er wiederholte diese scheiß zwei Sätze immer und immer wieder, wobei Louis sich am Anfang das Lachen verkneifen musste, weil es sich einfach lustig anhörte, wenn Niall betrunken ist und lallt. Dafür kassierte Louis von Liam und mir böse Blicke. Er sollte sich bitte für einen Moment mal zusammen reißen. Denn das hier ist wirklich ernst.
Ich wollte es auf keinen Fall nochmal vermasseln, sodass ich riskierte, Niall als Freund zu verlieren. Und wir hatten versprochen, ihm zur Seite zu stehen, egal was passiert. Trotzdem sah die Situation gerade aussichtslos aus. Ich hab Niall noch nie so besoffen gesehen, dass er so trotzig ist wie ein kleines Kind, oder ich habe es einfach nicht gemerkt.
Da diese Sache hier wohl doch länger geht, als es geplant war, drehte ich einen der Sessel und setzte mich auch hin. Ich warf wieder einen skeptischen Blick zu Niall und fing genau den Blick von Liam auf, der genau das sagte, was ich mir dachte. Wenn wir das heute noch klären wollen, müssen wir schärfere Geschütze aufbauen, sonst müssen wir es morgen nochmal versuchen, wenn er wieder nüchtern ist.
„Niall, wir wollen dir nur helfen...", fing Liam an.
„Genau. Und dazu musst du mit uns reden, damit wir wissen, was los ist, um dir helfen zu können.", setzte Louis Liams Ausführungen fort.
Niall lachte kurz höhnisch und sagte dann: „Isch schätsche eure Schilfe schehr, aba da schönnt ihr mir nisch schelfen. Isch habsch halt versauscht."
Ich musste mich zurückhalten, meinem besten Freund keine zu scheuern, damit er wieder zu Bewusstsein kommt. Trotzdem war ich innerlich gerade soweit, dass ich platzen könnte. Du musst jetzt ruhig bleiben, Harry! Es bringt nichts, wenn du anfängst, laut zu werden. Das macht alles viel schlimmer.
„Vielleicht geht es dir ja besser, wenn du es uns trotzdem erzählst. Du weißt schon: geteiltes Leid, halbes Leid.", meinte ich dann, um ihn doch noch zum Reden zu bewegen. Aber man bekam auch echt nichts aus ihm heraus.
„Vielleischt.", kam es lediglich zurück.
Wie eine kleine Diva reckte er sein Kinn in die Höhe und würdigte uns keines Blickes. Ich erhob mich vom Sessel. Louis und Liam taten es mir gleich. Wenn Niall uns ignorierte, konnten wir das auch. Gelassen gingen wir in den Flur, um uns wieder anzuziehen und dann nach Hause zu gehen.
„Schwartet isch... Esch fing allesch misch einem Briefsch von Schnatalie an. Isch schabe misch dann misch schihr geschroffen...", kam es von Niall, der uns in den Flur gefolgt, na ja getorkelt trifft es eher, ist.
Ich sah die anderen beiden schmunzelnd an, weil es bei ihm doch irgendwie klick gemacht hat oder er einfach nicht allein sein wollte oder vielleicht auch beides.
Also fanden wir uns dann alle in Nialls Wohnzimmer wie vorher wieder und Niall begann zu erzählen, was vorgefallen war. Dabei musste man besonders genau hinhören, weil man nicht unbedingt alles durch sein Lallen verstand.
~ Rückblick ~
Niall P.O.V.
„... Und ich habe meine Entscheidung auch getroffen."
Überrascht sah Natalie mich nun an. Anscheinend hatte sie damit überhaupt nicht gerechnet, dass ich so schnell eine Antwort auf ihren Brief hatte.
„Ach ja? Dürfte ich fragen, wie du dich entschieden hast?", fragte sie verblüfft nach.
Ich stand auf und lief etwas in ihrem großen Büro herum, die Arme hinterm Rücken verschränkt. Ich starrte permanent auf den Boden und überlegte, wie ich es am besten formulieren sollte, so dass sie es nicht falsch verstand.
„Niall James Horan, setz dich sofort hin. Du machst mich ganz kirre, wenn du die ganze Zeit auf und ab läufst.", kam es mahnend von Natalie, was mich zu ihr aufschauen ließ.
Ich nickte nur und setzte mich wieder zu ihr auf das Sofa. Nervös knetete ich meine Hände und wippte unruhig mit meinem Fuß.
„Komm schon, Niall! So schlimm kann es doch nicht sein. Ich sagte doch, dass ich deine Entscheidung voll und ganz akzeptieren werde. Also sag es mir jetzt einfach. Ich werde damit schon umgehen können.", meinte sie und umfasste meine Hände, damit ich aufhörte, so nervös mit ihnen herumzuspielen.
„Na schön."
Ich atmete kurz tief ein und aus, bevor ich zum Reden ansetzte, in der Hoffnung es nicht zu bereuen. Trotzdem war mir klar, dass ich es später bereuen würde.
„Ich bin nicht der Mensch, der andere Leute, die mir in irgendeiner Weise wichtig geworden sind, im Stich lässt. Und ich habe lange darüber nachgedacht, ob du in diese Kategorie fällst. Letztendlich bin ich zu dem Entschluss gekommen, dass du nicht einer dieser Personen bist, aber wenn das wirklich mein Kind ist, will ich dich bei allem unterstützen, was mit dem Kind zu tun hat. Daher habe ich auch einige Bedingungen, die ich gern aufstellen würde, damit alles geklärt ist und es keine Probleme gibt.", gab ich ihr meine Entscheidung kund.
Sofort sah ich ein breites Lächeln auf ihrem Gesicht. Sie hatte gehofft, dass ich mich entscheide, nein, sie hatte es gewusst. Sie wusste ganz genau, womit sie mich rumkriegen könnte, sodass sie ihren Willen bekommt.
Daher überraschte es mich wenig, als sie meinte: „Gut. Was sind deine Bedingungen?"
„Erst einmal verlange ich einen Vaterschaftstest, um sicherzugehen, dass ich wirklich der Vater bin. Dann, wenn ich der Vater sein sollte und euch unterstütze mit Geld oder was auch immer, habe ich ein Recht dazu, meine Tochter zu sehen. Du wirst es akzeptieren, dass ich nicht mit dir sondern mit Chloe zusammen bin und ich eine Familie habe, mit der ich glücklich bin, und nicht rund um die Uhr bei dir sein kann. Du wirst über das hier, kein einziges Wort an Chloe verlieren. Ich möchte es ihr gern selbst erklären. Und meine letzte Bedingung ist, dass Chloe aus allen Angelegenheiten rausgehalten wird. Wenn du irgendein Problem oder so haben solltest, kommst du damit zu mir. Verstanden?", tischte ich ihr meine Forderungen auf, die für mich oberste Priorität hatten.
Damit wollte ich meine Liebsten schützen. Ich wollte sie nicht zu sehr mit in dieses Chaos ziehen, das hatten sie einfach nicht nötig. Ich weiß schon, dass der Umstand, dass Natalie ein Kind bekommt, einiges bei uns in der Familie ändern wird. Ich möchte nur nicht, dass das unserem Familienglück im Weg steht.
„Deal.", sagte sie und reichte mir ihre Hand.
Ich hätte erwartet, dass sie etwas einzuwenden hat, aber sie nahm alles hin und diskutierte nicht mit mir. Damit würde die Sache hoffentlich fürs erste geklärt sein.
~ Rückblick Ende ~
Jeder versuchte irgendwie das zu verarbeiten, was Niall uns gerade erzählt hatte. Und heilige Scheiße, das ist wirklich nicht ohne. Ich kann nur sagen, Respekt, dass Niall damit so ruhig und bodenständig umgeht. Ich wüsste gar nicht, was ich machen würde, wenn ich in dieser Lage wäre.
Ich finde es gut, dass er Bedingungen setzt, um eine Grenze zu schaffen. Auch wenn diese Natalie sie einhält, wird sie bestimmt einen Weg finden, Chloe irgendwie zu erniedrigen, sei es auch nur, wenn sie dann mit ihrer Tochter zu Besuch kommt, damit Niall sie sehen kann. Da kann Chloe einem nur leidtun. Sie muss in letzter Zeit echt viel durchmachen. Ich bin mal gespannt, was nicht noch alles dazukommt.
Während Liam Niall im Arm hält, weil dieser den Tränen nahe steht, rutscht Louis nervös auf der Lehne des Sofas herum und pustet die ganze Zeit laut die Luft aus. Verwirrt über sein Verhalten, kann ich nur die Stirn runzeln. Komisch. Was ist nur mit Louis los? Warum ist er auf einmal so hibbelig?
„Tommo, geht es dir gut? Was hast du?", fragte ich ihn und sah dabei immer noch verwirrt an, weil ich keine Ahnung habe, warum zur Hölle, er so nervös ist und sich so... keine Ahnung, komisch verhält.
„Hmm? Was?", schreckt angesprochener aus seinen Gedanken hoch. Jetzt liegt die Aufmerksamkeit von allen auf ihm.
„Ich habe dich gefragt, was mit dir los ist.", wiederholte ich meine vorhergestellte Frage.
Liam warf mir einen fragenden Blick zu, weil er auch keine Ahnung hatte, was mit Louis ist. Ich zuckte nur mit den Schultern. Dem einzigen, dem nichts auffiel, war Niall. Er vergrub noch immer sein Gesicht an Liams Schulter.
„Nichts, nichts.", antwortete er etwas zu schnell. Damit hatte er sich schon verraten. Liam zog zweifelnd eine Augenbraue nach oben.
„Ja genau. Und jetzt noch mal die Wahrheit?", gab ich sarkastisch zurück.
„Es ist nichts. Mir geht es gut. Meine Fresse. Wir haben wichtigeres zu tun, als darüber zu diskutieren, warum ich was mache.", meinte Louis angepisst.
Wieder warf Liam mir einen Blick zu und ich konnte nur nicken. Louis benahm sich echt komisch. Aber wenn er uns irgendwas zu sagen hat, wird er es hoffentlich von allein sagen. Ich beließ es einfach dabei und wollte jetzt wirklich nicht darüber diskutieren, weil es sowieso nichts bringen würde.
Außerdem war das Thema sowieso abgeschrieben, als Niall einfach so weiterlabberte. Dass das noch emotionaler für ihn wurde, als die Sache davor, konnte keiner von uns wissen.
„Danasch schwar isch bei Schloe im Schrankenschaus, um schie schwieder schu beschuschen. Die Schärzte schaben gesagt, dass schie auf einem schuten Schand isch und schie versuschen wollen, dass schie sisch schwieder anfänscht schu beweschen. Schie Schwescher hat schihr alle erklärscht, wasch schie schu maschen hat. Aber... Aber schie konnte einfasch nisch fühlen. Schie konnte schihre Schehen nisch fühlen. Ab da wusschte isch genau, wasch losch war. Wenn schie schihre Schehen nisch bebeweschen und nischts fühlen kann, dann isch... dann isch sie schquerschnittsschgelähmt. Und dasch isch allesch meine Schuld.", erzählte Niall dann einfach so heraus.
Man merkte, dass ihn die ganze Sache total mitnimmt. Er klammerte sich total verzweifelte an Liam und weinte, weinte um sie. Ich wusste nicht, was ich dazu sagen sollte. Den anderen ging es vermutlich genauso, denn das war echt ein Schock für jeden.
Wir hatten immer für Niall gehofft, dass es nie dazu kommen würde und dass Chloe danach wieder normal weiterleben könnte. Klar wussten wir, dass sie danach gesundheitlich eingeschränkt sein würde und nichts so sein wird wie vorher, aber mit dem schlimmsten ist wohl keiner von uns ausgegangen oder keiner wollte glauben, dass das möglich ist.
Und ich konnte jetzt auch vollkommen verstehen, warum Niall so aufgelöst ist und sich an der ganzen Sache die Schuld gibt und meint, dass er ihr Leben komplett zerstört hat. Aber so darf er einfach nicht denken, weil es überhaupt nicht der Wahrheit entspricht. So wie ich Chloe kenne, würde sie es niemals so sehen und es sagen, dass es Nialls Schuld war. Jedem hätte das passieren können und wenn Niall sich das nun alles einredet, macht er die Sache viel schlimmer.
„Du bist an überhaupt nichts Schuld, Niall. Wir hatten das doch schon mal. Du kannst nichts dafür, dass es jetzt so ist, wie es ist. Und ändern kannst du es auch nicht mehr. Ihr werdet das beide schon schaffen.", ermutigte ihn Liam.
„Genau. Wie hast du immer zu uns gesagt, gemeinsam ist man stark. Und wenn ihr zusammenhaltet, werdet ihr auch diese schwere Zeit überstehen.", stimmte Louis unserem Freund zu und ich nickte nur.
Ich konnte nichts weiter dazu sagen, denn eigentlich haben die beiden es auf den Punkt gebracht.
„Da fänscht es dosch schon an. Wir schentfernen unsch schimmer weiter voneinschander. Schie schprischt nisch misch mir über schihre Albtäume, obwohlsch isch weisch, dassch schei welsch hat. Schie schertraut schisch mir einfasch nisch mehr an. Isch weiß nisch, warum.", entgegnete Niall niedergeschlagen.
Ich konnte nicht glauben, was ich da hörte. Chloe erzählt Niall überhaupt nicht, was mit ihr los ist und wie sie sich fühlt. Ich hab keine Ahnung, ob das normal ist, aber so kenne ich sie nicht. Was ist mit ihr los, dass sie Niall einfach so ausschließt?
Ich würde mich genauso verletzt fühlen wie mein Freund. Ich hatte einfach keine Ahnung, was ich davon halten sollte. Die beiden haben sich immer alles erzählt, weil sie einander vertrauen. Wenn dieses Vertrauen auf einmal weg ist, vor allem jetzt, was soll dann aus ihnen werden. Ich hoffe einfach nur, dass sich das wieder ändert und es nur eine kurze Phase von ihr ist, sonst ist Niall wirklich irgendwann kirre und geht daran zu Grunde.
„Niall, sie hat es gerade nicht leicht und braucht erst einmal eine Weile, bis sie sich an die ganze Situation gewöhnt. Das wird schon wieder.", meinte Liam und streichelte Niall behutsam über den Rücken.
„Nischts wird schwieder gut, Liam. Isch weisch nisch, schwie isch damit umschehen soll. Esch mascht misch alles fertisch. Esch scherdrückt misch.", erwiderte Niall mit etwas mehr Nachdruck.
„Wenn du Probleme hast und nicht weißt, wie du damit umgehen sollst, geh doch zu einem Psychologen. Der hilft dir bestimmt weiter, wie du das ganze besser verarbeiten kannst und wie du dich verhalten kannst.", schlug ich vor, weil ich nicht mitansehen möchte, wie mein bester Freund daran psychisch kaputt geht.
Ich würde ihm ja gern helfen genau wie Louis und Liam, aber auch wir wissen irgendwann nicht weiter und ich finde, dass er bei diesem Ausmaß professionelle Hilfe braucht.
„Isch schwerde beschimmt nisch schu einem Pschyscholoschen schehen. Isch bin dosch nisch schverrückt im Kopf. Isch brausche keinen.", gab Niall nun mehr aufgebracht zurück.
Er weinte nicht und war nicht mehr so niedergeschlagen. Stattdessen war er aufgesprungen und gestikulierte wie wild, um zu verdeutlichen, dass er keinen Psychologen benötigte. Liam versuchte ihn wieder auf das Sofa zu zerren, damit er endlich still saß und im Endeffekt nicht seine Kinder weckte, die oben schon schliefen.
„Niall, beruhige dich bitte. Was Harry damit sagen wollte, ist, dass es vielleicht gar nicht so schlecht ist, wenn du dir professionelle Hilfe holst. Die können dir besser helfen, als wir das können. Überleg es dir doch wenigstens einmal.", redete Liam beruhigend auf ihn ein und verdeutlichte ihm, was ich meinte. Er würde es sowieso nicht machen, egal wie behutsam und eindringlich Liam auf ihn einredet.
„Isch brausche keine Schilfe.", kam es von Niall aufbrausend zurück.
„Okay, okay.", gab sich Liam geschlagen.
Ich wusste aber genau, dass er der gleichen Ansicht war wie ich und wir definitiv mit Niall nochmal darüber reden werden, wenn er nüchtern ist.
„Versprich uns einfach bitte, dass wenn du Probleme hast, mit uns darüber redest, anstatt dich zu betrinken!", verlangte Louis und sah Niall flehend an.
Unser Freund sah uns nachdenklich an, als ob er erst über die Antwort überlegen müsste, obwohl diese doch eigentlich klar war.
„Bitte, Niall!", bat nun auch ich ihn.
„Ja isch gut.", versprach er und gähnte einmal.
„Louis, ich glaube, es ist besser, wenn du heute hier bleibst. Morgen wird er so was von einen Kater haben und Aine und Jordan brauchen jemanden. Grace würde mich umbringen, wenn ich Niall in der Verfassung allein mit den beiden lasse. Ich würde ja gern hierbleiben, aber Anja ist zu Besuch und Cheryl sitzt Liam im Nacken.", raunte ich Louis zu.
Dieser nickte nur zur Bestätigung. Dankbar lächelte ich ihn an und als wir uns wieder Niall zuwandten, schlief dieser bereits an Liams Schulter gelehnt. Gemeinsam trugen wir ihn hoch in sein Zimmer, zogen ihn bis auf die Boxershorts aus und legten ihn ins Bett. Er hatte den Schlaf bitter nötig.
Als ich nach Hause kam, war Grace noch wach. Zu meinem Missfallen natürlich auch Anja, die zusammen mit Jake und meiner Freundin auf dem Sofa saß und sich irgendeine Fernsehshow ansah.
Grace Eltern waren heute Mittag angereist, um uns zu besuchen und ihren Enkel zu sehen, der vor ein paar Tagen das Licht der Welt erblickt hat. Ich freue mich eigentlich, dass sie hier sind, wäre da nicht die ganze Sache mit Anja. Solange sie sich mir gegenüber normal und respektvoll verhält, ist alles gut.
Ich kann es einfach nicht leiden, wie sie mit mir spricht, als sei ich ein irgendein ekelhaftes Tier, dass es nicht verdient hat, der Freund ihrer Tochter zu sein. Ich habe einfach keine Ahnung, was ich falsch gemacht habe und warum sie mich so hasst. Ich weiß auch nicht, wie viel ich noch machen muss, um ihr zu beweisen, dass ich Grace ernsthaft liebe.
Da sie mich immer wieder in der Luft zerfleischt, habe ich, um ehrlich zu sein, keine wirkliche Lust, irgendeine Unterhaltung mit ihr anzufangen. Es tut mir echt für Grace leid, dass wir uns nicht verstehen und sie meistens allein nach Deutschland fliegt, weil mir einfach nicht der Sinn danach steht, von Anja permanent runtergemacht zu werden. Also versuche ich ihr, so gut wie es nun mal geht, aus dem Weg zu gehen.
Als ich gerade die Tür zugezogen hatte, kam schon Grace mit einem kleinen Lächeln auf mich zu und drückte mir einen Kuss auf die Lippen.
„Wie war lief es so mit den Jungs?", fragte sie mich schmunzelnd und nahm mir meine Jacke ab, nachdem ich diese ausgezogen hatte.
„Na ja, was soll ich sagen? Wir haben nichts geschafft. Niall war nicht da.", antwortete ich seufzend, als ich wieder daran dachte, in welchem Zustand wir ihm in seiner Wohnung gefunden hatten.
„Das kann ich mir vorstellen. Das Krankenhaus hat mich angerufen und gesagt, dass ich morgen dringend vorbeikommen soll, weil es um meine Schwester geht. Es muss also wieder irgendwas passiert sein.", erwiderte sie.
„Das kannst du laut sagen. Es ist so einiges passiert und das nicht nur im Krankenhaus. Ich werde dir das alles nachher erzählen, sonst fällst du mir hier sofort aus allen Wolken.", meinte ich nur.
Bevor sie irgendwas erwidern konnte, kam bereits Anja mit einem höhnischen Grinsen in den Flur gewackelt.
„Na, ist der Herr auch endlich zu Hause eingetroffen? Solltest du nicht eigentlich schon viel eher hier sein? Hast du auch nur einmal an deine Pflichten Grace und deinen Kindern gegenüber gedacht?", zog sie mal wieder spöttisch über mich her.
Das hätte mich provozieren sollen, aber nachdem, was ich heute schon durch hatte, würde sie es nicht schaffen, mich auf die Palme zu bringen. Dazu fehlte mir jegliche Kraft.
„Ja, auch ich bin endlich da. Und es tut mir leid, dass ich mich verspätet habe. Ich habe mich um einen Freund gekümmert, der dringend meine Hilfe benötigte.", erklärte ich ihr ruhig.
Natürlich verschwieg ich ihr, dass es sich um Niall handelte, um meinen Plan, den ich schon lange hatte, in die Tat umzusetzen. Ich wollte endlich alles, was zwischen uns steht aus dem Raum schaffen und das bot mir gerade die perfekte Steilvorlage.
„Bei einem Freund? Ein Freund ist wichtiger als die Familie?", fragte sie nach und zog zweifelnd eine Augenbraue nach oben, ehe sie sich Grace zuwandte, „Ich hab dir ja gesagt, Grace, dass es ihm mit der Familie nicht ernst ist. Warum gerätst du immer an die falschen Kerle heran? Sei doch bitt einmal so vernünftig wie Chloe!"
Grace schnappte leicht verärgert nach Luft. Was anderes hatte ich auch nicht erwartet, weil sie genauso ein Sturkopf ist wie Anja und sich nur ungern Sachen sagen lässt.
Ich fand es richtig scheiße von ihrer Mutter, dass sie sie immer mit Chloe verglich. Die beiden sind zwar Schwestern, haben aber dennoch nicht die gleiche Persönlichkeit. Es macht Grace so gut wie immer fertig, wenn sie mit ihrer Schwester verglichen wird und als nicht so toll eingestuft wird. Chloe macht das besser und Chloe ist in diesem talentierter. Wie kommt man sich denn dabei vor, wenn man immer zu hören bekommt, dass man einfach schlecht ist und genauso sein soll, wie eine andere Person?
Ich finde, dass das komplett sinnlos und unfair ist, denn jeder ist anders und individuell. Es wäre doch schlimm, wenn Grace genauso wäre wie Chloe. Und Grace macht sich immer einen Kopf und versucht das zu sein, was ihre Mum möchte. Aber das geht natürlich nicht. Und ich finde dann eine komplett am Boden zerstörte Grace weinend auf dem Sofa auf und muss sie erst einmal wieder aufbauen und ihr sagen, wie toll, hübsch, intelligent, sympathisch, lustig und fürsorglich sie ist. Sie braucht sich nicht zu ändern, denn so wie sie ist, ist sie perfekt und genau deswegen liebe ich sie so.
Sie wollte gerade ansetzen, als ich sie kurz am Arm berührte und sie mich fragend ansah. Ich schüttelte nur den Kopf, um ihr klar zu machen, dass sie jetzt nichts sagen sollte.
„Ja tatsächlich. Ich habe Freunde, die ebenso meine Hilfe benötigen. Dieser Freund, der mich heute etwas mehr in Anspruch genommen hat, war Niall. Er ist einer meiner besten Freunde. Und weil wir uns schon so lange kennen, ist er wie ein Bruder für mich geworden und gehört zur Familie. Also habe ich mich um meine Familie gekümmert.", sagte ich und beobachtete nun Anjas Reaktion.
Ihr spöttisches Grinsen verschwand, stattdessen wirkte sie nun sehr zurückhaltend und wusste nicht so recht, was sie machen oder erwidern sollte.
„Nun ja, dann... dann ist das natürlich etwas völlig anderes.", murmelte sie.
Ich hatte es noch nie erlebt, dass sie nachgab und so plötzlich ihre Meinung über mich änderte. Ich hatte genau gewusst, wenn ich vorhin Nialls Namen gesagt hätte, hätte sie die sorgevolle und verständnisvolle Anja abgegeben. Aber nun hat sie so reagiert, wie sie immer bei mir reagiert, wenn ihr etwas nicht passt, aber kaum fiel Nialls Name, handelte sie komplett anders.
„Es ist nichts anderes, Anja. Ich verstehe einfach nicht, was ich dir getan habe. Sei jetzt einfach ehrlich zu mir: Was ist überhaupt dein Problem? Gibt es überhaupt einen Grund, warum du mich so hasst?"
Ein neues Kapitel ist da. Ja ich weiß, dass es etwas sehr verspätet kommt. Aber ich hatte einfach keine Zeit, das Kapitel weiterzuschreiben, gerade weil es eines aus Harrys Sicht ist und Harry etwas mehr Zeit beansprucht.
Ich hoffe, ihr habt die Texte verstanden, die Niall gelallt hat. War nicht ganz so einfach, dass alles so rüberzubringen.
Ja was sagt ihr zu der Entscheidung, die er wegen Natalie gefällt hat? Und wie findet ihr die Bedingungen, die er gesetzt hat? Wird Natalie sie einhalten?
Louis' Verhalten war schon komisch, oder? Was könnte das wohl bedeuten?
Braucht Niall wirklich professionelle Hilfe von einem Psychologen?
Und die Sache mit Grace Mum Anja und Harry. Denkt ihr, dass die beiden, ihre Konflikte nun endlich aus der Welt schaffen können?
Chloe ist bis hier hin immer noch eine Frage für sich, was nun mit ihr genau ist.
Ich hoffe, ihr seid auf das nächste Kapitel gespannt. Noch eine schöne Woche, genießt die Sonne :D
Chloe :)
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