1. Kapitel: Alone
Niall P.O.V.
Drei Woche ist der Autounfall nun her. Die Gedanken an das Geschehene machen mich stets traurig und ich fühle mich das erste Mal so richtig verletzlich. Auch Grace schien mit aller Kraft daran zu arbeiten, die Situation zu verarbeiten und zu akzeptieren. Bei Chloes und meiner Familie sieht das nicht anders aus. Aufgrund der Schwere der Verletzungen meiner Freundin wurde sie in das London Bridge Hospital eingeliefert, weswegen ich mit Aine und Jordan in das Apartment in London zog. Die Presse spekuliert immer noch wie wild umher und der Autounfall ist Thema Nummer eins. Hunderttausend Fragen bekomme ich fast täglich auf Twitter, Facebook und Instagram. Ich würde den Fans ja gern Informationen geben, aber ich möchte eigentlich nicht, dass ich bemitleidet werde. Davon hab ich jetzt schon genug. Die Jungs versuchen mich zwar aufzuheitern, aber wenn irgendwer das Thema Chloe anspricht, verstummen alle schlagartig und entschuldigen sich bei mir. Klar, ist es nachvollziehbar, dass sie mich schützen und mir helfen wollen, aber das geht einfach nicht, denn ich bin total involviert. Auch meine Freunde, besonders Emily und Sarah, haben die Geschehnisse der vergangenen Wochen zugesetzt und versuchen nun das Beste daraus zu machen. Und was die Band angeht. Ja, das Management sieht es einfach nicht ein, dass ich mich nicht dazu in der Lage fühle nach drei Woche schon wieder Interviews oder Konzerte zu geben. Sie meinten, dass eine Woche reichen würde, um das alles zu verkraften. Die Jungs sehen das genauso wie ich und unterstützen mich da voll und ganz. Aber sie wissen einfach nicht wie das ist. Niemand versteht wirklich meine Standpunkt, außer vielleicht Grace. Ich fühle mich einfach nur mies, könnte die ganze weinen und bin in letzter Zeit nicht mehr wirklich ich selbst. Ich meine, irgendwie fehlt ein Teil von mir, der mir mit einem Mal herausgerissen wurde. Und das merkt man auch, alle merken es, meine Familie, Chloes Familie, unsere Freunde, die Fans und sogar unsere Kinder. Er schmerzt zu sehr, sie fragen zu hören, wo ihre Mummy ist. Es bricht mir immer wieder das Herz, sie so traurig zu sehen. Ich hatte ihnen versucht zu erklären, dass ihre Mum im Krankenhaus lag und es ihr nicht ganz so gut geht. Natürlich verstehen sie das noch nicht wirklich. Sie vermissen sie und ich vermisse sie mehr denn je. In der Wohnung fehlt sie. Es ist nicht mehr so fröhlich wie vorher, es wird nicht mehr so viel gelacht und es gibt niemanden mehr, der sich aufregt. Eigentlich ist das ganze Leben aus dieser Wohnung gesaugt worden und wenn doch mal ein Hauch davon zurückgekommen ist und ich das Lächeln meiner Kinder sehe, erinnert mich dieses schlagartig an Chloe. Und somit sinkt die Stimmung wieder. Allgemein bin ich komplett mit der ganzen Situation überfordert.
Jeden Tag gehe ich meine Verlobte besuchen, so auch heute. Ich war froh, dass ich bei einer Bekannten, die Kindergärtnerin ist, zwei Plätze für Aine und Jordan bekommen hatte. Ich möchte einfach nur, dass sie normal im Alltag leben. Somit hatte ich zumindest viel Zeit im Krankenhaus. Morgens lieferte ich die zwei Kleinen ab und fuhr direkt im Anschluss zu Chloe. Die Schwestern und Ärzte kannten mich bereits ganz gut und da es ein Privatkrankenhaus ist, hatte ich meine Ruhe.
Ich wollte gerade in das Krankenzimmer gehen, als mir von hinten Dr. Carter zurief: „Ah Mister Horan. Ich hatte Sie schon erwartet. Würden Sie mir bitte in mein Büro folgen?"
Ohne auf seine Frage zu antworten, folgte ich ihm.
„Bitte, setzten Sie sich doch.", forderte er mich auf. Obwohl ich lieber stehen wollte, nahm ich aus reiner Höflichkeit auf dem Stuhl Platz. Ich knete etwas nervös meine Hände. Dr. Carter wusste genau, wie angespannt ich war. Trotzdem scherte es ihn nicht, er blieb einfach ganz ruhig und aus seinen Gesichtszügen konnte ich auch nicht wirklich viel erschließen. Und genau das machte mich noch unruhiger, als ich jetzt schon war.
„Nun, dass es um Miss Oakley geht, ist wohl nicht überraschend."
Ich schnaufte einfach nur. Kann er nicht einfach sagen, was Phase ist. Ich hasse es, wenn die Ärzte immer so viel drum herum erzählen und nicht gleich zum Punkt kommen.
„Ihre Verletzungen heilen ganz gut ab. Die Brandwunden sind komplett verschwunden. Sie hatte Glück, dass sich keine weiteren Narben gebildet haben. Die Lunge als auch die Rippen sind in einem guten Zustand. Der Bruch am Halswirbel macht mir auch keine weiteren Sorgen, er stellt sich wieder her, zwar langsam aber das wird auch. Ich glaube, es dürfte für Sie keine wirklich neue Information sein, dass Verletzungen am Knie nicht ganz so optimal sind. Die Bänder brauchen eine Weile, bis sie wieder vollkommen funktionstüchtig sind. Und der Doppelbruch im rechten Fuß erholt sich auch ganz gut. Es muss Ihnen aber klar sein, dass Ihre Freundin nicht sofort wieder fit und gesund ist. Physiotherapie und eine Kur bekommt Miss Oakley auf jeden Fall. Wie Sie sehen, sieht es gar nicht mal so schlecht aus.", erzählte er mir und innerlich dankte ich Gott dafür, dass es nun doch nicht so schlimm ist, wie ich erwartet hatte. Aber ich wusste, dass das noch nicht alles gewesen sein konnte.
„Aber?"
„Ich sehe Probleme bei der Heilung des zweiten Bruches im Rücken. Trotz der Operation scheint es nicht ganz so gut zu verheilen. Das Rückenmark bildet sich nicht so schnell neu, wie wir es durch bestimmte Medikamente erhofft hatten. Wir können immer noch nicht genau sagen, ob Miss Oakley danach querschnittsgelähmt ist oder nicht. Und ein weiteres Problem ist Ihre Labilität. Eigentlich hätte sie schon längst ohne Atemgeräte auskommen sollen. Ihre Werte sind so schlecht, dass wir es nicht riskieren wollen, die Geräte abzuschließen.", sagte er dann.
Mir versetzten diese Informationen schon wieder einen schmerzhaften Stich. So etwas hatte ich nicht erwartet. War es aber nicht schon vorauszusehen? War es mir nicht eigentlich schon klar, dass es nie wieder so sein wird wie vor dem Autounfall? Ich muss dringend aufhören, so negativ zu denken. Es zieht mich nur noch weiter runter. Ich weiß einfach nicht, wie ich ihr helfen kann, wie ich sie zurückbekomme. Allein schon nur die Tatsache, dass sie noch beatmet werden muss und nur dank den medizinischen Geräten am Leben erhalten wird, beunruhigt mich ungemein. Trotzdem werde ich nicht aufhören, an sie zu glauben und zu hoffen, dass es ihr bald besser geht. Noch ein Grund mehr, warum ich jeden Tag zu ihr ins Krankenhaus komme.
„Danke."
Ich schüttelte dem Arzt noch kurz die Hand, ehe ich dann sein Büro verließ und in Chloes Krankenzimmer ging. Das Zimmer wirkte so leer, weiß und steril. Auf einen der mit weißer Bettwäsche bezogenen Betten lag meine Verlobte, auch wenn sie nicht mehr wirklich so aussah, wie ich sie kannte. Ihr Gesicht hatte an Farbe verloren und war jetzt fast so blass und grau wie die Wände. Ihre sonst so strahlenden Augen waren geschlossen und das schöne Lächeln auf ihren Lippen war verschwunden. Sie wirkte einfach so, als wäre sie zu Eis erstarrt. Ihre blonden Haare hatten jeglichen Glanz verloren, der mich immer an einen Engel erinnert hatte, wenn sie neben mir gelegen hatte. Ihre Arme, die regungslos auf der Decke lagen, waren wie ihre Finger dünn geworden. Allgemein sah sie ziemlich abgemagert aus. Sie ähnelte schon fast einer Leiche. Der Gedanke daran ließ mich schaudern. Aber so war es einfach. Es wirkte so, als sein ihr das ganze Leben ausgesaugt worden. Ich setzte mich auf den Stuhl, der neben ihrem Bett stand. Mein Blick ging kurz auf den Beistelltisch, auf dem Karten, Kuscheltiere oder auch Schokolade lagen. Die Blumen, die in der Vase standen, ließen schon ihre Köpfe hängen. Ich hatte die Lilien, Chloes Lieblingsblumen, vor drei Tagen mitgebracht. Ich hätte nur zu gern ihr Lächeln und ihre leuchtenden Augen gesehen, wenn sie die Blumen gesehen hätte. Doch sie hat es nicht und wird es auch nicht. Mein Blick glitt wieder zu ihrem Gesicht und ich nahm ihre schlaffe Hand in meine. Sie war eiskalt und der sonst erwidernde Druck ihrer Finger blieb verschwunden.
„Wie geht es dir heute so?", fragte ich sie, obwohl ich ganz genau wusste, dass sie mir nicht antworten würde und konnte. Harry meinte zwar, dass er es etwas lächerlich fand, dass ich mit ihr redete, obwohl sie nicht reagierte. Louis und Liam sagten, dass sie es nachvollziehen konnten und auch Harry versuchte das mittlerweile, aber ich glaube nicht, dass sie irgendwie verstehen, was ich, nein was die Familie gerade durchmachte. Mit Chloe zu reden, brachte mir wenigstens etwas die Normalität des Alltags zurück, wenn auch nicht ganz.
„Nun ja, du kannst dir wahrscheinlich vorstellen, wie es mir so geht. Eigentlich richtig beschissen, wenn du nicht bei mir bist. Und das geht auch Aine und Jordan so. Wir vermissen dich einfach."
Ich erzählte ihr jeden Tag, was ich gemacht hatte und was es so Neues gab. Eigentlich hatte ich immer den gleichen Tagesablauf, aber ich berichtete ihr trotzdem immer wieder aufs Neue davon. Meistens sprach ich jedoch über ihre Schwester, ihre Eltern oder was bei den Jungs so alles ablief.
Es ging bereits auf 17 Uhr zu, als sich die Tür des Krankenzimmers öffnete. Grace kam mit einem Blumenstrauß in der Hand hereingelaufen und sah mich überrascht an.
„Oh Niall. So spät hatte ich dich hier nicht mehr erwartet. Solltest du nicht eigentlich schon Aine und Jordan abholen?", begrüßte sie mich und gab mir eine kleine Umarmung.
„Eure Tante holt sie übers Wochenende zu sich. Sie liebt sie einfach. Und sie meinte, ich bräuchte mal meine Ruhe.", antwortete ich auf ihre Frage. Magritte war seit dem Umzug für die beiden dagewesen und hatte auch mich, so gut sie konnte, unterstützt. Dafür war ich ihr sehr dankbar. Grace holte sich einen Stuhl vom Tisch und stellte ihn neben meinem.
„Da muss ich ihr Recht geben. Du siehst echt nicht so gut aus.", meinte sie und wechselte die Blumen.
„Ich fühle mich auch nicht besonders gut."
„Wie geht es ihr? Irgendwelche Verbesserungen?"
Sie setzte sich auf den Stuhl und sah besorgt zur ihrer Schwester. Auch Grace hat in letzter Zeit viel durchgemacht. Ich hab nur von Harry gehört, dass es viele, kleine Streitereien zwischen ihnen gab. Aber das ist normal, bei Chloe und mir war das nicht anders. Und dann kommt noch hinzu, dass es immer noch Probleme mit Anja gibt. Klar, ich hatte die am Anfang auch, denn sie mochte mich nicht so sehr, was sich definitiv geändert hat. Aber eigentlich hätte ich gedacht, dass sich diese Probleme zwischen meiner zukünftigen Schwiegermutter, wenn es dazu überhaupt kommt, ihrer Tochter und Harry legen würden, zumindest nach dem Autounfall. So wie es aussieht, hat es sich jedoch nicht gebessert. Da kann ich Grace total verstehen, wenn ihr das gegen den Strich geht und sie keine Lust mehr hat.
„Wie man es nimmt. Ich habe vorhin mit Dr. Carter gesprochen.", meinte ich und erzählte ihr dann alle Informationen, die ich bekommen hatte.
„Das hört sich ja wirklich so lala an. Ich hoffe, dass sich das bald bessern wird.", entgegnete sie und seufzte. Dann klingelte ihr Handy und sie kramte in der Tasche.
„Ja?"
Sie stand auf und war schon in Richtung Tür unterwegs.
„Ja, ich komme sofort."
Und schon war sie wieder bei mir und nahm sich ihre Tasche.
„Sorry Niall. Aber ich muss los. Melde dich bei mir, wenn mit meiner Schwester irgendwas sein sollte.", verabschiedete sie sich von mir und stürmte auch schon aus dem Zimmer.
Ich konnte ihr gerade noch so ein „Ja, mach ich!" hinterherrufen. Aber was sollte sich denn ändern. In den letzten drei Wochen hat sich nicht viel verändert. Sie liegt da und bewegt sich nicht, ist nicht die Chloe, die ich kenne. Gedankenverloren starrte ich an die Wand. Ich seufzte und stand dann auf.
„Bis morgen Baby. Ich liebe dich."
Ich gab ihr noch einen Kuss auf die Stirn, ehe ich aus dem Zimmer ging.
Als ich zu Hause ankam, obwohl man es nicht wirklich zu Hause nennen kann, wenn ihr mich fragt, ließ ich mich auf dem Sofa fallen und bestellte eine Pizza. Ich wusste, dass sie nicht so gut schmecken würde wie Chloes selbstgemachte, aber ich hatte Hunger. Und jetzt saß ich hier, wie fast jeden Tag, wenn die Zwillinge schon im Bett waren. Ich nahm mir meine Gitarre und klimperte etwas darauf herum. In letzter Zeit fielen mir einfach keine brauchbaren Songs ein. Dazu hatte ich weder die Konzentration noch die Motivation und Ausdauer. Egal welches Lied ich spielte, es erinnerte mich an Chloe, vor allem Little Things. Sie mochte dieses Lied so gerne, dass ich es bestimmt schon zehntausendmal für sie gespielt hatte. Normalerweise würde das einen schon nerven und man könnte es vermutlich nicht mehr hören, doch Chloe war da anderer Meinung. Sie könnte das Lied nicht oft genug hören. Ich ließ die ersten Töne des Liedes erklingen, doch sogleich wurde mir bewusst, wie schwer es mir fällt, dieses Lied zu spielen. Also legte ich die Gitarre zur Seite und schaltete den Fernseher ein. Ich hätte mich freuen sollen, dass ein Golfturnier live übertragen wurde, aber ich war nicht wirklich bei der Sache und es begeisterte mich nicht so wie sonst. Irgendwann kam dann auch meine Pizza an, die ich auf dem Sofa verzerrte. Und ich hatte Recht, sie schmeckte nicht annähernd so gut, wie Chloe sie immer machte. Ich seufzte. Ich wünschte, sie würde jetzt hier sein und in meinen Armen liegen.
Auf einmal klingelte es. Ich hatte eigentlich keinen Besuch erwartet, zumindest hatte sich niemand angekündigt. Schleppend lief ich zur Tür und öffnete sie. Vor mir stand Louis, der fröhlich vor sich hingrinste. Doch als er mich sah, verschwand sein Lächeln sofort.
„Harry hatte wirklich Recht. Du siehst aus wie ein Zombie, Niall.", meinte er und kam rein. Ich schlug nur die Tür zu.
„Danke, Lou. Das wollte ich jetzt hören.", erwiderte ich sarkastisch und lief zurück ins Wohnzimmer.
„Aber jetzt mal ehrlich, du sitzt hier ganz allein, langweilst dich und denkst nur an Chloe. Du musst mal langsam akzeptieren, dass du die Situation nicht ändern kannst und endlich leben."
„Deine Ratschläge kann ich mir sonst wo hinschieben. Was würdest du denn machen, wenn El so etwas passiert wäre?", fragte ich ihn. Jetzt war ich mal gespannt. Ich wusste, wie sehr Louis Eleanor liebt und die beiden waren auch ein süßes Pärchen, keine Frage, und genau deswegen interessierte es mich, wie mein Bandkollege reagieren würde.
„Das ist doch völlig egal. Hier geht es aber um dich. Ich möchte nicht mehr daneben sitzen und zusehen, wie mein bester Freund daran zu Grunde geht.", redete er sich heraus. Ich schüttelte nur den Kopf.
„Was du brauchst, Niall, ist ein bisschen Ablenkung. Liam, Harry, ein paar Freunde und ich wollen heute feiern gehen. Kommst du mit?", schlug er vor. War ja klar, dass so etwas kommt.
„Ich weiß nicht."
„Fang nicht schon wieder damit an. Glaub mir, es wird dir gut tun."
Vielleicht hatte Louis ja Recht und es würde mich ein bisschen von Chloe ablenken. Ich sollte wirklich mal wieder etwas mit meinen Freunden machen. Sie können ja nichts dafür, was passiert ist, und leider lass ich sie das nicht so oft merken.
„Na schön. Ich komme mit."
Das erste Kapitel ist da!! Ich freu mich so, diese Fortsetzungen zu schreiben. Es wird wie immer eine Herausforderung werden.
Es macht mir unheimlich viel Spaß, die Kapitel aus Nialls Sicht zu schreiben. Und ich dachte mir, dass ich Louis, Liam und Harry in der Fortsetzung etwas mehr ins Geschehen rücken.
Aber ob das so gut läuft mit der Party... Was denkt ihr?
Über Ideen würde ich mich riesig freuen.
Schöne Woche
Chloe :)
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