Wütend knallte ich die Tür zur Bibliothek zu und kassierte dafür einen wütenden Blick von Madame Pince. ,,Entschuldigen Sie", sagte ich leise. Die Bibliothekarin nickte daraufhin streng. Hastig ließ ich meinen Blick durch den riesigen Raum schweifen und fand, nach kurzer Suche, was - oder besser wen- ich gesucht hatte. Schnell lief ich auf ein hohes Bücherregal zu. ,,Nicolai", flüsterte ich. ,,Shila, richtig?", freudig drehte sich der Angesprochenezu mir um. Ich nickte so streng, wie Pince zuvor. ,,Wie kann ich behilflich sein?" ,,Steht dein Angebot noch?" Augenblicklich wollte ich die Aussage zurückziehen und verschwinden, aber dafür war es jetzt zu spät. ,,Welches Angebot meinst du denn?", wissend lächelte er mich an ,,Tu doch nicht so. Du weißt genau, was ich meine", schimpfte ich. ,,Ich würde es gerne von dir hören", erklärte Nicolai. Ich atmete durch und sagte dann beherrscht: ,,Hättest du noch Interesse mit mir zum Ball zu gehen?" ,,Lass mich kurz überlegen" Er drehte sich um und kratzte sich am Kopf. ,,Nicolai! Bitte", flehte ich, obwohl ich ganze wusste, wie dumm das doch war. ,,Du hast Glück. Ich habe zwar unzählige Anfragen erhalten, aber ich würde mich für dich entscheiden", antwortete er nach einer gefühlten Ewigkeit. ,,Danke", erwiderte ich erleichtert. ,,Eins würde ich aber gerne noch wissen", forderte er. ,,Was wäre das denn?", wollte ich wissen. ,,Warum willst du plötzlich mit mir zum Weihnachtsball gehen? Du hast mich vor Kurzem abblitzen lassen und jetzt flehst du mich regelrecht an. Hast du Angst, dass du niemanden mehr bekommst", Nicolai grinste amüsiert, ,,oder willst du jemanden eifersüchtig machen?" Der Schock über die Frage schien mir wir wohl ins Gesicht geschrieben zu sein, denn er lachte laut: ,,Soll ich raten?" ,,Nein, ich...also...ich habe mir nochmal alles durch den Kopf gehen lassen und dachte mir, dass ich dir doch eine Chance gebe", log ich. ,,Das klingt schlüssig" Jeder hätte erkennen können, dass er mir kein Wort glaubte - sogar Ron. ,,Okay, dann frage ich eben deinen Freund da", trumpfte er auf. ,,Was?" Überrascht drehte ich mich um und sah einen ebenfalls überraschten Cedric. ,,Katie und George?!", war das Erste, was er sagte. ,,Ähm ja", erwiderte ich. ,,George also", grinste Nicolai. Ich ignorierte ihn gekonnt und sah Cedric an. ,,Was habe ich verpasst?", fragte er fassungslos. ,,Genau das habe ich auch gefragt", meinte ich. ,,Aber wieso hat er sie gefragt? Ich dachte er wollte...", dann hielt er inne. ,,Cedric, ich weiß es nicht. Ich war in Madame Pomfreys Büro und, als ich wieder da war, haben die beiden sich umarmt. Als ich sich gefragt habe, was ich verpasst hätte, meinte Katie, dass George sie gefragt hätte", sagte ich leicht verzweifelt. ,,Es tut mir leid für dich", bedauerte Cedric. ,,Muss es nicht. Mir geht es gut. Ich habe jetzt ja ein Date für den Ball", lächelnd sah ich Nicolai an. ,,Er?" Perplex starrte Cedric ihn an. ,,Ja, ich", antwortete er ernst. ,,Ein Durmstrang?", fragte Cedric nach. ,,Wo liegt das Problem? Ich bin eine ehemalige Beauxbatons", sagte ich. ,,Da hast du allerdings recht" Nach einer kurzen Pause fügte Cedric hinzu: ,,Kommst du mit zum Abendessen?" ,,Ich habe eigentlich keinen Hunger", murmelte ich. ,,Ah, ich verstehe", lächelte er verständnisvoll. ,,Ich begleite dich aber zur großen Halle, wenn du willst", bot ich an. ,,Okay", antwortete Cedric. Mehr fiel ihm nicht ein? Ich sollte mich nicht beschweren. Immerhin war ich mir nicht sicher, ob einer meiner Freunde noch mit mir reden wollen würde. ,,Wir sehen uns, Nic", sagte ich und verschwand mit Cedric.

Als wir uns in der Eingangshalle voneinander verabschieden wollten, traf Fleur auf uns. ,,Hey, genau euch habe ich gesucht", rief sie fröhlich. ,,Wieso das dann?", fragte ich und umarmte sie fest. ,,Ich wollte fragen, ob du schon etwas über das goldene Ei herausgefunden hast", interessiert musterte Fleur Cedric. ,,Ich habe eine Idee, aber das muss ich noch testen", erwiderte er. ,,Geht mir genauso. Es wäre doch viel einfacher, wenn uns euer Schulleiter einfach sagen würde, was uns bevorsteht", meinte Fleur. ,,Aber das Lösen der Rätsel gehört doch ebenso zum Turnier, wie die Aufgaben", gab ich zu bedenken. Augenblicklich grinsten mich die beiden an. ,,Nein, dabei helfe ich nicht. Ihr müsst das schon alleine machen", lächelte ich. ,,Du hast dich wirklich nicht verändert", stellte Fleur fest. ,,Fällt dir kein anderes Thema ein?" ,,Doch. Du glaubst nicht, wie viele Jungs mich heute gefragt haben, ob ich mit ihnen zu diesem Weihnachtsball gehe", wechselte sie das Thema. ,,Und, hast du jemandem zugesagt?", stieg ich ein. ,,Ja, irgendeinem Roger Davies", antwortete sie. ,,Du klingst nicht sehr angetan", stellte Cedric amüsiert fest. ,,Naja, es war schon nervig und dieser Typ kam mir am erträglichsten vor", rechtfertigte sie sich. Gerade, als ich etwas erwidern wollte, erschien Ron neben uns und räusperte sich. 'Bitte nicht', dachte ich mir. Ich gab Ron ein Zeichen, zu gehen, doch er schien es nicht gesehen zu haben. Dann würde er sich jetzt komplett blamieren. ,,Ron", sagte ich nachdrücklich. Allerdings starrte er nur Fleur an und fragte dann schnell: ,,Willst du mit mir zum Ball gehen?" Fleur bedachte ihn mit einem abschätzigen Blick, bevor sie uns verständnislos ansah. Doch Ron schien nun endlich verstanden zu haben, dass das, was er gerade getan hatte, dumm war, und er rannte schließlich davon. ,,Ich gehe mal in den Gemeinschaftsraum", erklärte ich, umarmte beide und rannte Ron hinterher.

,,Was gibt's, Ron?", fragte Harry, der nach einer Weile auftauchte. ,,Warum habe ich das nur getan? Ich weiß nicht, was in mich gefahren ist", murmelte Ron vor sich hin. ,,Was ist denn?", fragte Harry nachdrücklicher. ,,Er hat Fleur Delacour gefragt, ob sie mit ihm zum Ball gehen will", erklärte Ginny mit einem unterdrückten Lächeln. Sie saß neben ihrem Bruder, um ihn in gewisser Weise zu trösten. ,,Du hast was?!" Ron keuchte auf: ,,Was war los mit mir? Da waren Leute - überall - ich muss verrückt geworden sein - und alle haben zugesehen! Es war in der Eingangshalle, sie stand da und unterhielt sich mit Shila und Diggory, und ich bin nur so an ihr vorbeigelaufen - da hat es mich irgendwie gepackt - und ich habe sie gefragt. Sie hat mich angeschaut, als wäre ich eine Meeresschnecke oder so was. Hat nicht geantwortet. Und dann - ich weiß nicht -, dann bin ich wohl wieder zu mir gekommen und bin abgehauen" ,,Sie hat was von einer Veela", sagte Harry, ,,Du hattest recht. Ihre Großmutter war eine. Es war nicht dein Fehler, ich wette, du bist in dem Moment auf an ihr vorbeigegangen, als sie Diggory mit ihrem unheimlichen Charme besprühte, und du hast was davon abbekommen. Aber das hat ihr nichts genützt. Er geht mit Cho Chang. Ich habe sie eben noch gefragt, ob sie mit mir kommen will und sie hat es mir erzählt" ,,Fleur war schon verabredet, als Ron sie gefragt hat", erklärte ich. Dann sagte ich etwas wütend an Ron gewandt: ,,Ich habe dir offensichtliche Zeichen gegeben! Warum bist du stehen geblieben?" ,,Keine Ahnung", gab er schnippisch zurück, ,,Wie hat es sich eigentlich angefühlt, die Einzige ohne Verabredung zu sein?" ,,Das fragst du mich, Ronald", fuhr ich ihn an. ,,Für ein Mädchen ist es bestimmt deprimierend, wenn man von niemandem gefragt wird", sagte er weiter. ,,Falls es dich interessiert", ich machte eine kurze Pause, ,,Ich gehe nicht alleine zum Ball" ,,Fred oder George?", fragte Ron. ,,Geht dich nichts an" Wütend rannte ich in den Schlafsaal, wo ich auf Angelina, Alicia und Katie stieß.

,,Es tut mir so leid wegen vorhin", sagte ich sofort. ,,Alles gut", sagte Angelina, ,,Ich kann dich verstehen" ,,Danke", meinte ich erleichtert. ,,Also lag ich mit meiner Vermutung richtig? George?", fragte Alicia triumphierend. ,,Frag mich was einfacheres", bat ich leicht verzweifelt. ,,Shila, es tut mir leid. Ich kann ihm immer noch absagen", sagte Katie mitfühlend. ,,Nein, nein, ich habe jetzt eine Verabredung", erklärt ich meinen verwirrt dreinblickenden Freundinnen. ,,Erzähl", forderte Alicia mich auf. Also berichtete ich ihnen von Nicolai und meinem anschließenden Gespräch mit Cedric, wobei alle interessiert lauschten.