Irrwicht zu Ostern

Es stellte sich heraus, dass Neville zusammen mit Harry, Hermine, Draco und Hagrid in den verbotenen Wald geschickt wurde. Ich regte mich noch tagelang darüber auf, doch es half ja nichts. Trotzdem fand ich es unverantwortlich von den Lehrern, die Erstklässler in den Wald zu lassen. Sein Betreten war schließlich nicht ohne Grund verboten. Mir hatte mein erster Besuch dort schon gereicht, um zu wissen, dass ich da nie wieder hin gehen wollte. Neville hatte mir nicht erzählt, was genau vorgefallen war, aber ich war sicher, dass es alles andere als erfreulich gewesen sein musste.

Da ich viel darüber nachdachte und mich zudem noch auf die Prüfungen vorbereiten musste, schlief ich fast gar nicht mehr. Deshalb freute ich mich umso mehr, dass ich die Osterferien bei den Weasleys verbringen würde. Komischerweise hatte mich meine Mutter fast schon dazu gedrängt. Ich schrieb Benjamin Briefe, in denen ich ihn fragte, ob er über etwas Bescheid wüsste. Doch auch er wusste nichts. Mit einem mulmigen Gefühl verabschiedete ich mich von meinen Freunden, die in Hogwarts bleiben würden, und folgte Fred und George zum Hogwarts Express. ,,Ist alles in Ordnung?", fragte mich George. ,,Ja", log ich. Doch die beiden kannten mich wohl zu gut. ,,Bist du dir da ganz sicher?:, fragte Fred nach. ,,Du weißt doch, dass du uns alles erzählen kannst", meinte George. Ich nickte: ,,Es ist nur...meine Mutter hat mich fast dazu gedrängt zu euch zu gehen" ,,Und jetzt denkst du, dass etwas nicht stimmt", mutmaßte George. ,,Genau", stimmte ich zu. ,,Bestimmt ist alles in Ordnung und deine Eltern wollen nur etwas zusammen unternehmen", versuchte mich Fred zu beruhigen. ,,Und deswegen schicken sie mich zu euch? Das halte ich für unwahrscheinlich", bemerkte ich nüchtern. ,,Sind wir denn so schlimm?", fragte George traurig, wobei ich mir nicht sicher war, ob er das nur vortäuschte. ,,Nein, natürlich nicht. Ihr seid die besten Freunde, die man sich vorstellen kann", sage ich schnell. Die Zwillinge strahlten mich an. ,,Aber...?", fragte Fred. ,,Aber mein Vater...naja...er mag euch nicht", gab ich zu. ,,Stimmt", murmelte George, ,,Mum und Dad mögen dich aber und du bist immer bei uns willkommen" Ich erinnerte mich an meine erste Begegnung mit Arthur. Sie war nicht ganz so, wie ich es mir erhofft hatte. Ich wusste noch genau, wie nervös ich war, als er sich über meinen Vater beschwert hatte. Seitdem hatten wir auch nicht viel gesprochen.

,,Hallo?", fragte Fred und wedelte mit einer Hand vor meinem Gesicht herum, ,,Bist du noch da?" Schnell nickte ich, was zur Belustigung der beiden beitrug. ,,Sind eigentlich noch irgendwelche Gäste da?", wollte ich wissen. ,,Du willst doch nicht etwa das Thema ändern?", fragte George entrüstet. ,,Wer weiß", antwortete ich geheimnisvoll. ,,Ihr seid grauenhafte Schauspieler", meinte Fred. ,,Ach komm schon, so schlimm sind wir doch nicht", George sah seinen Bruder flehend an. ,,Oh doch", lachte dieser. ,,Ich denke, er hat recht, George", gab ich lachend zu. ,,Nein! Shila! Wechsel nicht die Seite!" George warf sich auf den Boden und starrte mich ebenfalls flehend an. ,,Tut mir leid, George, aber ich stehe auf der Seite der Wahrheit", lachte ich. ,,Dann weiß ich ja jetzt Bescheid" George richtete sich auf und setzte sich trotzig auf die andere Bank. ,,Ok, das war nicht schlecht", gab ich schmunzelnd zu. Fred nickte. ,,Plötzlich?", fragte George mit hochgezogenen Augenbrauen. ,,Ja", sagte ich. Ich stand auf und setzte mich neben ihn. Sofort streckte Fred seine Füße aus, um sich hinzulegen. ,,Hey", beschwerte ich mich, ,,Nimm die Füße weg!" Er richtete seinen Zauberstab auf mich und sagte: ,,Wie heißt das Zauberwort, Chilli?" Auch ich holte meinen Zauberstab hervor, richtete ihn auf Fred und sprach: ,,Expelliarmus" Sein Zauberstab fiel auf den Boden. Doch dort blieb er nicht lange liegen, denn George hob ihn blitzschnell auf und richtete ihn auch auf seinen Bruder. ,,Was wird das denn jetzt? Gib mir meinen Zauberstab wieder!", meckerte Fred. ,,Nur, wenn du zugibst, dass ich ein guter Schauspieler bin", forderte George. ,,Niemals! Das kannst du vergessen" George sah seinen Bruder herausfordernd an, dann öffnete er das Fenster. Sofort spürte ich den frischen Fahrtwind auf meiner Haut. ,,Das machst du nicht!", sagte Fred. An seiner Stimme erkannte ich, dass er unsicher war. ,,Mal sehen..." ,,Okay gut, du bist ein wirklich guter Schauspieler - vielleicht sogar der beste, denn ich jemals gesehen habe", log Fred. George warf ihm seinen Zauberstab zu, was er mit einem fröhlichen Lächeln quittierte. ,,Du hast ein bisschen zu dick aufgetragen, Freddy, aber ich denke, ich akzeptiere das", bemerkte George. ,,Ihr seid echt doof", lachte ich. ,,Ist das nicht der Grund, warum du uns magst?", fragte Fred grinsend. ,,Eure schulische Leistung ist es jedenfalls nicht" Wir grinsten uns an. Zu diesem Thema sagte niemand mehr etwas. Niemand gab mir recht und niemand widersprach.

Ich sah aus dem Fenster. ,,Fred, George, wir sind gleich da!", rief ich erfreut. ,,Soll ich dir deinen Koffer von der Ablage runter geben?", fragte mich George höflich. ,,Ich schaffe das schon", meinte ich. Ich stellte mich auf Zehenspitzen und streckte meine Hand aus. Den Griff hielt ich fest. Als ich daran zog, wurde der Koffer leichter. Verwirrt sah ich mich um. George hielt meinen Koffer in die Luft und sah mich herausfordernd an. ,,Ich sagte doch, dass ich das schaffe", beschwerte ich mich. Erst jetzt realisierte ich, wie klein ich doch, im Vergleich zu Fred und George, war. ,,Soll ich ihn wirklich loslassen?", fragte George verschmitzt grinsend. ,,Ja", antwortete ich. Dann bemerkte ich, dass ich das nicht hätte sagen sollen. ,,Warte. Nein" Doch es war zu spät. George ließ den Koffer fallen. Kurz bevor er den Boden berührte, hörte ich Fred einen Zauberspruch murmeln. Der Koffer schwebte ein paar Zentimeter über dem Boden. Erleichtert atmete ich aus. ,,Vous deux êtes vraiment stupides" (Ihr zwei seid echt doof) ,,Wie bitte?", fragte Fred. Ich machte nur eine wegwerfende Handbewegung und ignorierte ihn.

Am Bahnsteig wartete bereits Molly. Sie winkte uns fröhlich zu, woraufhin ich auch winkte. ,,Schleimerin", murmelte Fred. ,,Das habe ich gehört", flötete ich. ,,Ja, und?" ,,Ich habe dich auch lieb, Fred" ,,Na klar" Ich umarmte ihn. ,,Und was ist mit mir?", fragte George, der gerade meinen und seinen Koffer aus dem Abteil hievte. ,,Dich natürlich auch" Ich lief zu ihm, umarmte ihn und gab ihm schließlich noch einen kurzen Kuss auf die Wange. ,,Hey" ,,Sorry, Fred, aber er trägt meinen Koffer", sagte ich.

Sofort, nachdem wir den Zug verlassen hatten, kam Molly auf uns zugestürmt. Sie begrüßte uns herzlich und umarmte jeden von uns fest.
Ich wunderte mich, wieso Molly ohne Ginny gekommen war. Meines Wissens nach, arbeitete Arthur noch. Also müsste Ginny ganz alleine zu Hause sein.

Doch als wir am Fuchsbau ankamen, wartete nicht nur Ginny auf uns. ,,Bill?!", rief ich überrascht. ,,Hi, Shila" Bill kam, mit Ginny an der Hand, auf uns zu. ,,Was machst du denn hier?" Fröhlich umarmte ich auch ihn und danach Ginny, die mich nicht wieder loslassen wollte. ,,Na ich kann doch Mum, Dad und Ginny nicht alleine mit den Chaoten lassen", erklärte Bill lachend. ,,Da hast du allerdings recht. Das wäre unverantwortlich", meinte ich. ,,Ihr wisst schon, dass wir genau neben euch stehen?", merkte George an. Ich warf Bill einen Blick zu und wir sagten gleichzeitig: ,,Ja"

Wie unterhielten uns noch lange, bis Molly uns zum Essen rief. Es gab Schweinebraten und Salat. Sofort saßen alle am Tisch und luden ihre Teller voll. ,,Fred, könntest du mir bitte den Salat geben?", fragte ich ihn höflich. ,,Salat?", er sah mich komisch an. ,,Ja, Salat. Was ist daran falsch? Ist das etwa kein Salat?", ich sah ihn fragend an. ,,Doch, natürlich ist das Salst. Ich fand es nur ungewöhnlich. Sonst bleibt davon so viel übrig", erklärte Fred. ,,Jetzt gib ihr doch einfach die Schüssel!", forderte George ihn auf. ,,Sicher" Perplex reichte mir Fred die Salatschüssel. Zufrieden begann ich mir eine große Portion Salat auf den Teller zu tun.

,,Müsst ihr denn viel für die Schule machen?", fragte Molly, als wir gerade zusammen das Geschirr abwuschen. ,,Nein", antworteten die Zwillinge schnell. ,,Oh doch. Wir müssen sehr viel machen", widersprach ich. ,,Dann geht doch schon mal nach oben und fangt an. Bill und ich schaffen das schon alleine", schlug Molly vor. ,,Das ist super nett, danke, Molly", bedankte ich mich.

,,Streber kann keiner leiden", sagte Fred und warf mir eine Papierkugel an den Kopf. ,,Komisch. Dann verstehe ich nicht, warum wir befreundet sind", sagte ich nüchtern. Ich saß auf dem Boden, umgeben von allen möglichen Büchern und Pergamentrollen. Fred und George hingegen hatten es sich auf ihren Betten bequem gemacht und vertrieben sich die Zeit, indem sie mit Papierkügelchen um sich warfen. ,,Ihr könntet auch mal was für die Schule tun. Schließlich stehen die Prüfungen kurz bevor", murmelte ich vor mich hin, während ich an meinen Aufsatz für Verwandlung schrieb. ,,Wir haben Osterferien", quengelte George. ,,Ja, aber die sind auch schnell vorbei", sagte ich. ,,Dad hat uns übrigens schon viele Briefe geschrieben, in denen steht, dass er eine Tonne voller Muggelschätze gefunden hat", berichtete Fred. ,,Ich ahne nichts gutes", meinte George. Fred nickte zustimmend.

Von unten hörte ich zwei gedämpfte Stimmen. Die eine konnte ich Molly zuteilen. Hinter der anderen vermutete ich Arthur. ,,Jungs, ich glaube euer Dad ist da", teilte ich ihnen mit. ,,Super. Kommt, wir begrüßen ihn. Fred sprang erfreut auf. Er und George waren sichtlich froh einen Vorwand zu haben, um das Lernen zu unterbrechen. Ich nickte nachdrücklich, gab mir dann aber einen Ruck und folgte den beiden nach unten. Arthur umarmte seine Kinder herzlich. Dann sah er mich. Nervös kam ich näher: ,,Guten Tag, Mr. Weasley" ,,Shila, schön dich wieder zu sehen. Nenn mich doch bitte Arthur" Lächelnd gab er mir die Hand. Zufrieden betrachtete Molly das Geschehen. ,,Ich habe ganz tolle Sachen, die ich jetzt im Garten verstecken werde - wie bei den Muggeln", erzählt Arthur euphorisch. ,,Tu das, Liebling", Molly lächelte ihrem Mann kurz zu und verschwand dann in der Küche. Arthur schlenderte nach draußen und wir setzten uns zu Bill und Ginny an den Esstisch. ,,Schläfst du heute wieder bei mir?", fragte mich Ginny. ,,Natürlich" Ich zwinkerte ihr zu. ,,Dieses Mal gibt es aber kein Quidditchspiel", merkte Bill an. ,,Och man", Ginny sah mich traurig an. ,,Das wiederholen wir bestimmt nochmal", versprach ich ihr.

,,Kinder, ihr könnt suchen", rief Arthur. Wir warfen uns alle einen vielsagenden Blick zu und liefen dann in den Garten. Nach kurzer Zeit hatten wir schon alle Gegenstände gefunden. So hatte Arthur unter anderem eine Gießkanne, einen kaputten Fahrradreifen, eine Gummiente, Scherben und ein Handy, welches mit Schlamm bedeckt war, versteckt. Allen hatte das Suchen großen Spaß gemacht. Auch Arthur hatte mit gesucht, da er seine eigenen Verstecke vergessen hatte. Molly verstaute alles in einem alten Sack, den sie zum Schuppen bringen wollte. ,,Ich kann das auch machen", bot ich an. ,,Das wäre nett, Liebes, ich muss mich noch um das Abendessen kümmern. Leg den Sack einfach in die alte Truhe - links neben der Tür" Ich nickte.

Als ich die Truhe öffnen wollte, stieg mir zuerst ein wenig grauer Rauch entgegen. Erschrocken taumelte ich ein paar Schritte zurück. Dabei knallte ich gegen die Tür und ließ den Sack fallen. Der Rauch verschwand und ein Bild erschien. Menschen rannten mit erhobenen Zauberstäben aufeinander zu. Auf dem blutgetränkten Boden lagen leblose Körper - auch die von Fred, George, Lee, Alicia, Angelina und meiner Familie. Ich stieß einen erschrockenen Schrei aus. ,,Das ist nur ein Irrwicht", flüsterte ich. Plötzlich stürmten Bill und die sie Zwillinge in den Schuppen. ,,Alles in Ordnung?", fragte mich George alarmiert. ,,J-j-ja. Das ist bloß ein Irrwicht. Ich umarmte George fest und hörte Bill entschlossen sagen: ,,Riddikulus" ,,Danke", murmelte ich. ,,Keine Ursache", antwortete Bill. ,,Das war total dämlich. Ich bin schon oft Irrwichten begegnet", schniefte ich. ,,Das ist eine normale Reaktion, Chilli", sprach Fred. ,,Ja, Irrwichte zeigen dir deine größte Angst", pflichtete George ihm zu. ,,Können wir vielleicht über etwas anderes reden", bat ich. ,,Aber sicher doch", willigte Bill ein. Wir verließen, nachdem George den Sack an meiner Stelle in die Truhe gelegt hatte, den kleinen Schuppen und spielten bis zum Abend im Garten. Molly und Arthur beschlossen wir nichts davon zu sagen.

Beim Essen erzählte Arthur begeistert von diesen Handys, die angeblich alle Muggel besaßen. Er hatte sogar versucht sich eins zu kaufen, doch er hatte natürlich die falsche Währung dabei. Als er in einer Mülltonne das schlammige Handy fand, war er selbstverständlich überglücklich.

Nach dem Essen wusch ich wieder zusammen mit Bill ab und legte mich dann schlafen. Jedenfalls versuchte ich es, was mir bei Ginnys Gerede nicht gerade leicht viel.

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Bei der Gelegenheit würde ich mich gerne bei der wunderbaren S_p_I_story , meiner persönlichen Beraterin, bedanken, die mir immer mit Rat und Tat zur Seite steht und jetzt schon fleißig Ideen für das Weihnachtballkleid gesammelt hat.
Danke❤

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