Gemeinsame Vergangenheit
Ron hatte tatsächlich Recht, es gab für uns alle Tee und Kekse. ,,Wann kommt eigentlich Dad?", wollte Ginny von Molly wissen. ,,Bald, Ginny. Er kommt zum Abendessen" Sie nickte und nahm sich noch ein paar Kekse.
Wir saßen noch lange zusammen und erzählten uns viele Geschichten. Anscheinend fanden es alle beeindruckenden, dass mir Snape an meinem ersten Tag Hauspunkte gegeben hatte. Und das, obwohl ich eine Gryffindor war. Ich erzählte ihnen dann auch zum ersten Mal detailliert von meiner Begegnung mit Flint. Charlie schlug ein Quidditchspiel vor, was allerdings von Molly untersagt wurde. So begannen Fred und George damit, viele Witze zu erzählen, weswegen wir oft und laut lachen mussten. Charlie und ich diskutierten über Themen, wie Drachen, Animagi und Patroni und Ginny wollte alles über Angelina, Alicia und mich wissen. Sie war jedoch ebenfalls ganz fasziniert vom Quidditch. Sie würde bestimmt einmal eine berühmte Quidditchspielerin werden, dachte ich.
Nach einer Weile setzten wir uns zum Abendessen an den Tisch und warteten auf Mr. Weasley. Molly schaute immer wieder unruhig auf die Uhr. Ihre Miene erhellte sich erst wieder, als der Zeiger von 'auf Arbeit' nach 'zu Hause' wechselte. In dem Moment kam ein Mann, welcher, genau wie die anderen Familienmitgliedern, rote Haare hatte, zur Tür herein. Er begrüßte alle und setzte sich neben Molly. Mich schien er nicht bemerkt zu haben. Er wirkte irgendwie aufgebracht. Das erkannte auch Molly und fragte ihn: ,,Was ist denn mit dir los, Arthur?" ,,Selwyn! Er ist echt das Letzte!", er verstummte und sah mich an. ,,Hallo, Mr. Weasley", sagte ich schüchtern. ,,Guten Tag", sagte er. An Molly gewandt fügte er leise hinzu: ,,Ist das nicht die kleine Selwyn?" Ich ahnte nichts Gutes. Das mein Vater nicht viel von den Weasleys hielt, war mir ja bekannt. Aber jetzt hatte ich irgendwie Angst. ,,Ja, das ist Valentinas und Vektors Tochter, Shila. Ich habe dir doch erzählt, dass sie bei uns übernachtet", flüsterte sie ihm zu. Allerdings sprach sie so laut, dass es alle mitbekamen. Nun starrten mich die gesamte Familie Weasley an.
Es wurde ein sehr stilles Abendessen. Ich saß auf meinem Stuhl und wartete bis die anderen fertig waren. Die Jungs wurden ungefähr zeitgleich fertig, Ginny, Molly und Arthur etwas später. Sofort sprangen alle Kinder auf und wollten in ihre Zimmer verschwinden.
,,Hier geblieben!", rief Molly ihnen noch hinterher. Bill blieb als Einziger stehen und kam nach kurzem Überlegen zurück. ,,Ich mach das schon, Mum", sagte er bereitwillig. ,,Wir machen das", verbesserte ich ihn. ,,In Ordnung, aber ohne Magie", warf Molly ein. Bill und ich machten es uns am Spülbecken 'bequem' und wuschen Teller, Tassen und Besteck ab. ,,Puh, endlich geschafft", schnaufte ich erleichtert. Bill gab mir ein High Five: ,,Wir sind halt ein gutes Team" Oh ja, das waren wir. ,,Kommst du?", fragte er, als er bereits auf der Treppe stand. ,,Nein, ich...äh...muss noch was...klären", ich wollte Molly fragen, woher sie meine Eltern kannte und warum sich Arthur und mein Vater nicht ausstehen konnten. Bill zuckte nur mit den Schultern und stieg die Treppe hinauf. Ich ging zurück in die Küche, wo ich Molly sitzen sah.
,,Ähm, Molly, darf ich dich was fragen?", ich räusperte mich. Sie schaute mich überrascht an: ,,Natürlich darfst du das, Liebes" ,,Okay, woher kennst du meine Eltern?", stellte ich meine Frage. Sie schwieg kurz und schien zu überlegen, ob sie es mir sagen solllte, begann dann aber zu erzählen: ,,Na gut. Ich ging, genau wie Arthur, mit deinen Eltern zusammen nach Hogwarts. Deine Mutter war eine hübsche und sehr kluge Ravenclaw. Sie war sehr beliebt und bei den Männern begehrt. Dein Vater war ein stolzer Slytherin. Gewissermaßen ein Draufgänger, aber auch ein strenger Quidditchteamkapitän. Auch er war begehrt. Die beiden waren Vertrauensschüler, wodurch sie auch näher zu einander fanden. Valentina war meine beste Freundin auf Hogwarts. Wir unternahmen viel gemeinsam. Und auch Vektor und Arthur waren gut miteinander befreundet. Das einzige, was ihn an Vektor gestört hatte war, dass er sich so gut mit Lucius Malfoy verstand. Dieser verspottete Arthur hin und wieder, weil er sich so sehr für Muggel interessierte. Vektor teilte von Zeit zu Zeit immer mehr Ansichten mit Malfoy und eines Tages kam es wegen einer kleinen Meinungsverschiedenheit zu einem Duell, welches dein Vater zu verantworten hatte. Es wurde dabei keiner schwer verletzt, aber seit diesem Tag an, können sich Arthur und Vektor nicht ausstehen. Später kam ich dann mit Arthur zusammen und meine Freundschaft mit Valentina zerbrach allmählich. Nicht zuletzt, weil Vektor kein gutes Haar an uns ließ. Es gab noch mehrere Streite zwischen den beiden seither und es wird auch immer wieder weitere geben. Ich hoffe nur, dass die beiden sich endlich wieder vertragen und sich wie Erwachsene benehmen. Arthur ist der Meinung, dass alle Selwyns kühl, hinterhältig und eingebildet sind, aber du bist das beste Gegenbeispiel, Shila", schloss sie ihre Erzählung. Ich nickte. Mehr konnte ich gerade nicht tun. Ich musste erst einmal verarbeiten, was ich gerade gehört hatte.
Mein Vater war mit Arthur Weasley befreundet gewesen und seit diesem einen Duell konnten sie sich nicht mehr ausstehen. Das war der Grund, warum ich mich nicht mit den Weasleys abgeben sollte, warum mein Vater nicht wissen durfte, dass ich hier war. Es war die Erklärung für alles, was die Familie Weasley anging. Naja, für fast alles.
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