Einhundertfünfzig Punkte
In der nächsten Woche arbeitete ich jeden Tag nach dem Unterricht im Krankenflügel. Es machte mir viel Spaß und war sehr lehrreich. Nun war ich mir absolut sicher, dass ich unbedingt Heilerin werden wollte. Madame Pomfrey ließ mich sogar Patienten allein, ohne ihre Hilfe, behandelnden und ich wurde von Tag zu Tag besser.
Einmal kam sogar Ron vorbei. Als ich mir seine Wunde genauer ansah, erschrak ich. Sie war angeschwollen und hatte sich grünlich verfärbt. ,,Was hast du denn gemacht?", fragte ich entgeistert. ,,Das geht dich nichts an", er sah sich suchend im Raum um. ,,Und ob mich das was angeht. Wenn ich dir helfen soll, dann musst du mir schon sagen, was passiert ist" ,,DIR?", fragte Ron überrascht. ,,Ja, MIR. Ich helfe hier aus"
,,Könnte mir nicht jemand mit Erfahrung helfen?"
,,Wie bitte?"
,,Naja, mit mehr Erfahrung meine ich"
,,Du kannst auch gerne zu Madame Pomfrey gehen"
,,Danke", grinsend machte er Anstalten zu gehen. ,,Dann musst du ihr aber auch erklären, woher du den Drachenbiss hast", sagte ich. Sofort verharrte er in der Bewegung. ,,Was? Das ist doch kein Drachenbiss! Das war...ähm...eine...nee...das war ein Hund", stotterte Ron. ,,Sicher?", fragte ich und hob eine Augenbraue. ,,Natürlich" Ich verschränkte meine Arme: ,,Wie heißt der Hund? Wem gehört er? Wo wurdest du gebissen? Warum wurdest du gebissen ? Gibt es Zeugen?"
,,Was willst du eigentlich von mir?"
,,Herausfinden, was wirklich passiert, damit ich dir helfen kann, Ronald"
,,Okay, es war Fang, Hagrids Hund. Er hat mich gebissen, als wir vor Hagrids Hütte gespielt haben. Zufrieden?"
,,Nicht wirklich. Du lügst. Es war ein Drachenbiss"
,,Stimmt gar nicht", stritt er ab. Doch ich fuhr unbeirrt fort: ,,Ich tippe auf Norwegischen Stachelbuckel" ,,Aber, nein", wandt Ron ein. ,,Selten diese Stachelbuckel", murmelte ich. ,,Sowas hat Hagrid auch gesagt" Ron schlug sich die Hand vor den Mund. ,,Lass mich raten. Ihr habt euch nur rein zufällig mit Hagrid über Drachen unterhalten" ,,Genau. Der fährt voll auf die ab" ,,Ron, ich weiß, dass du lügst, aber, wenn du daran festhalten willst, ist das deine Sache. Ich werde dann mal den Hundebiss behandeln"
Erleichtert setzte sich Ron auf eine Liege. ,,Was ist das?", fragte er unsicher, als ich ein kleines Fläschchen aus dem Regal holte. ,,Diptam", antwortete ich knapp. ,,Und das hilft gegen...Hundebisse?" ,,Diptam heilt Brand-, Biss- und Apparierverletzungen. Ein paar Tropfen sorgen dafür, dass Wunden aussehen, als ob sie schon mehrere Wochen alt wären und sich ein Schorf bildet" Ron lächelte milde. ,,Wusstest du, dass Norwegische Stachelbuckel ungewöhnlich früh lernen Feuer zu speien? Sie können das schon 1-3 Monate nachdem sie geschlüpft sind", fragte ich ihn. Ich wusste, dass es sich um einen Drachenbiss handelte und Ron wusste, dass ich ihm nicht glaubte. ,,Woher weißt du so viel über diesen Stachelbuckel?", wollte Ron überrascht wissen. ,,Ich kenne deinen Bruder Charlie" Damit war alles gesagt.
Nachdem ich fertig war, sprang Ron sofort von der Liege auf und verschwand. Ich wusste nicht, wo er hin wollte, aber es war mir relativ egal. Wahrscheinlich lief er zu Harry und Hermine.
Am nächsten morgen wachte ich spät auf, weshalb ich alleine in die große Halle ging. Meine Freunde warteten schon auf mich. Doch heute war etwas anders. Alle Gryffindors unterhielten sich aufgeregt und starrten grimmig zu Harry herüber, der zusammen mit Hermine, Ron und Neville etwas abseits saß. Die Slytherins hingegen grinsten und riefen: ,,Danke, Potter, wir schulden dir noch was" Schnell setzte ich mich neben Alicia und fragte neugierig: ,,Was ist denn hier los?" ,,Weißt du denn noch nicht davon?", fragte Lee entgeistert. ,,Lee, das Thema hatten wir doch letztens erst. Wenn ich es wissen würde, würde ich doch nicht nachfragen", sagte ich ungeduldig. ,,Schau mal zu den Stundengläsern, die die Hauspunkte anzeigen", forderte Angelina mich auf. Ich tat, wie mir geheißen wurde und drehte mich um. Dabei erschrak ich. Es fehlten Punkte - und nicht gerade wenige. ,,150", sagte George. ,,Was?" Obwohl ich mir schon denken konnte, was er meinte, fragte ich nach. ,,Wir haben insgesamt 150 Punkte verloren", antwortete Fred anstelle seines Bruders. ,,In einer Nacht", sagte Katie fassungslos. ,,Aber, wie ist das passiert?" ,,Ein paar, uns bekannte, Erstklässler haben sich gestern raus geschlichen. Es wird vermutet, dass sie Draco Malfoy in Schwierigkeiten bringen wollten. Sie haben wohl was von einem Drachen erzählt und Neville ist auch darauf reingefallen", erklärte Alicia. ,,Woher weißt du das?", wollte ich wissen. ,,McGonagall hat es vorhin Sprout und Flitwick erzählt", erläuterte Angelina.
Nach einer Weile ging Harry zögernd zu Oliver und bot ihm sogar seinen Rücktritt aus der Quidditchmanschaft an. ,,Rücktritt?", donnerte er, sodass sich viele zu den beiden umdrehten, ,,Wozu soll das gut sein? Wie sollen wir denn jemals wieder Punkte gutmachen, wenn wir nicht beim Quidditch gewinnen können?" ,,Ihr könnt euch ja im Unterricht einbringen, statt Streiche zu spielen. Dann gewinnen wir bestimmt nich ein paar Hauspunkte hinzu", schlug ich leise vor. ,,Träum weiter, Chilli", kam es prompt von Fred. ,,Dann halt nicht", antwortete ich schnippisch.
Nachdem ich aufgegessen hatte, setzte ich mich neben Neville, der jetzt, da Harry, Ron und Hermine gegangen waren, ganz alleine abseits saß, und fragte ihn nach seiner Version der Geschichte. Er hatte aufgeschnappt, dass Malfoy gesagt hatte, dass Harry und Hermine einen Drachen hätten und der Slytherin Harry bloßstellen wollte. Deshalb hatte Neville die beiden aufgesucht um ihn zu warnen. Doch Malfoy und die anderen waren schon aufgeflogen und auch Neville wurde eine Strafarbeit aufgedrückt. Als ich das hörte schoss mir sofort Rons Besuch im Krankenflügel in den Kopf. Ich hatte also mit dem Drachenbiss recht gehabt.
Ich tröstete Neville und nahm ihn in den Arm, weshalb ich von vielen schräg angeschaut wurde. Immerhin war Neville an der Aktion beteiligt gewesen, die unser Haus 150 Punkte gekostet hatte. Mir war das ganze aber egal.
Das Quidditchtraining war alles andere als angenehm für Harry. Er wurde ignoriert oder nur als "der Sucher" bezeichnet. Harry brauchte auch deutlich länger, um den Schnatz zu fangen. Nach dem Training wollte ich noch mit ihm reden, doch, als ich ihn bei Oliver stehen sah, ließ ich es lieber. Vielleicht verhandelte er gerade über seinen Rücktrit als Sucher.
In den nächsten Tagen erfuhr ich noch mehr über den Vorfall. Der Drache war wirklich ein Norwegischer Stachelbuckel. Er gehörte Hagrid und hieß Norbert. In dieser Nacht hatten die zwei (Hermine und Harry) ihn auf den Astronomieturm gebracht, wo er dann von Charlies Freunden abgeholt wurde. Dann wurden die von McGonagall erwischt.
Ich rieb Ron noch lange unter die Nase, dass ich die Sache mit dem Norwegischen Stachelbuckel wusste. So nervte ich Ron mit Drachen und Fred mit französisch. Ich war wirklich eine Bereicherung für die Familie Weasley, stellte ich lachend fest.
Nebenbei versuchte ich George auch etwas französisch beizubringen damit er ebenfalls seinen Zwillingsbruder nerven konnte, aber er war, das musste ich ehrlich sagen, ein hoffnungsloser Fall. Doch, da die Prüfungen kurz bevor standen, setzte ich den Französischunterricht aus, um mich besser auf das Wiederholen zu konzentrieren. Dieses Mal lernten alle meine Freunde mit mir zusammen und ich war in diesem Moment wohl eine der glücklichsten Menschen der Welt, wenn der Prüfungsstress nicht gewesen wäre.
Und dann kam in der nächsten Woche auch noch McGonagalls Brief an Harry, Hermine, Neville und Draco hinzu, in dem es hieß: Ihre Strafarbeit beginnt um elf Uhr heute Abend. Sie treffen Mr. Filch in der Eingangshalle.
Prof. M. McGonagall
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