Szene 26

Szene 26

23. September 2012

Es vergingen wieder einige Tage. April war immer noch verschwunden und selbst Stefan und Damon fanden sie nicht- noch nicht mal eine kleine Spur.
Wenigstens hatte ich herausgefunden, wie die merkwürdige, neue Mitstudentin heißt. Freya. Sie war komisch, aber auch irgendwie nett. Gestern hatten wir die ersten Worte ausgetauscht. Es war einfach nur eine Begrüßung. Ganz einfach und knapp.
Ich so: „Hey."
Und sie so: „Morgen."
Das wars. Mehr kam da nicht.
Am letzten Wochenende, hatte ich eine spontane Reise mit Jeremy in Richtung New Orleans unternommen. Wir haben da nach Mary-Alice Claire gesucht, oder eine ihrer Nachfahrinnen. Aber das war auch wieder eine lange Geschichte.
Freya, die komische Neue, setzte sich wieder neben mich, obwohl wieder viele Plätze im Leerraum frei waren. Und wieder hatten wir uns begrüßt, dieses Mal sogar mit einem freundlich und höflichen Lächeln von beiden Seiten aus. Diese waren nicht erzwungen, sondern kamen automatisch von ihrer und meiner Seite aus.
Mehr oder weniger gespannt, hörte ich Miss Phelps zu, die irgendwas von Problemen mit Helikoptereltern erzählte.
Bis Freya zu mir guckte und den Mund zum Reden öffnete.
„Wie geht's?", fragte sie mich.
„Uhm, okay", antwortete ich und sah sie unsicher an. „Dir?"
„Auch okay." Sie dachte nach. „Ich wollte dich mal was fragen."
„Ja, klar. Was denn?"
„Möchten Sie uns etwas mitteilen Miss Cartwright?", fragte Miss Phelps genervt und starrte direkt zu mir. Freya zog ihren Kopf ein und murmelte ein Entschuldigung, während ich erschrocken zu der Professorin blickte. „Nein."
„Wieso lenken Sie Ihre Sitznachbarin ab?"
„Hat sie doch gar nicht", meinte Freya.
„Entschuldigen Sie bitte. Wer waren Sie noch mal?", wollte die Schreckschraube von Phelps wissen.
„Ich bin Freya. Freya Mi... Mitchell."
„Miss Freya Mitchell, dann setzen Sie sich doch bitte hier vorne hin, damit ich nicht weiter gestört werden kann. Mein Unterricht ist kostbar und ich dulde es nicht, dass er mit einem sinnlosen Smalltalk gestört wird."
Ich verdrehte die Augen. Ein wenig zu offensichtlich, denn plötzlich schlug Miss Phelps mit der flachen Hand auf den Tisch. „Ich ziehe die kleine Pause auf jetzt sofort. Bitte verlassen Sie alle schnell den Hörsaal."
Freya und ich schauten uns verwirrt an und erhoben uns gleichzeitig auch nur einen Millimeter von den Plätzen. „Halt!", schrie Miss Phelps. Alle Schüler hielten inne. „Miss Mitchell und Miss Cartwright bleiben bei mir."
Die anderen Schüler tuschelten herum, fragten sich was sie nun schon wieder hatte. Sie waren daran gewöhnt, dass sie so aus der Haut fuhr. Die Tür fiel mit einem lauten Knall zu, als der letzte Schüler den Raum verlassen hatte.
„Kommen Sie beiden bitte nach vorne." Miss Phelps winkte uns mit ihrem dürren Zeigefinger zu. Freya und ich tauschten einen Blick aus, ehe wir alles stehen und liegen ließen und zu Miss Phelps nach unten zum Podest gingen.
„Wir wollten Ihren Unterricht echt nicht stören", warf ich ein, als ich vor ihr stehen blieb. Sie starrte mich wütend an, dachte nach und schaute dann zu Freya. Freya sagte nichts und das machte Miss Phelps nur noch wütender. Diese sagte aber auch nichts, sondern versuchte ihren wütenden Atem zu kontrollieren. Freya ging einen Schritt zurück, während ich Miss Phelps komisch anstarrte.
„Wie gesagt, entschuldigen Sie, wenn wir Sie mit unserem Gelaber und der Unterbrechung irgendwie gestört haben. Das kommt nicht mehr vor."
Miss Phelps sagte immer noch nichts und wandte sich zu ihrer Tasche, um da drinnen herumzuwühlen.
„Miss Phelps?", fragte ich ungeduldig.
„Halt deine Klappe, du Göre!", fuhr sie mich an. „Wenn ich eins hasse, dann unterbrochen zu werden, vor allen Dingen von solch stinkenden Kreaturen wie du es bist!"
„Was?", fragte ich.
Noch bevor ich reagieren konnte, zog Miss Phelps blitzschnell ihre Hand aus ihrer Tasche, ich sah eine Nadel aufleuchten und schon steckte mir diese in der Halsschlagader. Irgendeine Flüssigkeit wurde mir über die Spritze eingeflößt. Und als ich das unerträgliche Brennen meines Körpers bemerkte, war mir klar, dass es Eisenkraut war.
Stöhnend und unter grauenvollen Schmerzen, sackte ich zu Boden, riss mir die Spritze aus dem Hals. Mit verschwommener Sicht und keuchend, wandte ich mich zu Freya, die abgehauen war.
Verflucht. Dann wurde mir schwarz vor den Augen.

Als ich langsam wieder zu mir kam, war ich alleine. Mir war seit langem wieder kalt, meine Arme waren gestreckt und schmerzten dadurch. Die Sicht wurde langsam wieder klarer. Und als ich wieder sehen konnte, erkannte ich in einer Art Kerker, in dem ich gefangen war. Es war nicht der Salvatore-Kerker. Ich war hier ganz woanders. Ich wollte mich bewegen, meine brennenden Arme herunternehmen. Doch es ging nicht. Nur ein widerlicher Schmerz durchzuckte meine Handgelenke, welcher über meine Schultern, in meinen ganzen Körper ging. Ich schrie auf und schaute über mir. Meine Arme waren gefesselt. An metallenen Dingern, mit spitzen Zacken, die sich in mein Fleisch gebohrt hatten. Blut lief an meinen nackten Armen hinunter.
Ich schaute von meinen Armen zur dicken und massiven Eisentür gegenüber von mir. Dann schaute ich von mir ab und seufzte. Verflucht. Ich hing hier nur in meiner rosafarbene blutgetränkte Unterwäsche. Meine Klamotten und meine Schuhe lagen in einer Ecke des Kerkers. Ich lauschte. Ich war alleine. Hier war niemand in der Nähe, also könnte ich es versuchen. Irgendwie könnte ich mich ja befreien. Es muss gehen.
Schmerzend zerrte ich an die Fesseln, an meinen Handgelenken. Doch mehr als tiefe Wunden reinzureißen brachte es nicht. Meine Haut war eingerissen, mehr Blut strömte heraus. Ich war benebelt vom Eisenkraut und wäre am liebsten eingeschlafen. Aber ich riss mich immer und immer wieder zusammen, das gerade nicht zu tun. Ich durfte nicht bewusstlos werden- musste kämpfen. Irgendwie musste ich mich hier befreien. Ich zerrte wieder unter starken Schmerzen an den Fesseln. Meine Haut riss noch weiter auf. Mittlerweile war die blutende Fleischwunde bis zu meinem Daumen gezogen. Aber ich konnte mein eigenes Körpergewicht nicht halten und ließ wieder locker. Die Spitzen rutschten wieder über den Knochen nach unten.
Da hing ich wieder und seufzte frustriert. Was ging hier nur vor? Wer kam auf die Idee, was ich war und hielt mich Gefangen?
  Erschrocken fuhr ich zusammen, als sämtliche angebrannten Kerzenstümmel aufflammten. Mein Atem ging schnell. Ich hatte mehr als Angst, als jemals zuvor. Erst recht, als ich Schritte hörte, die immer näher kamen. Dann verebbten die Schritte. Jemand machte sich an der Holztür zu schaffen, die wenig später aufgerissen wurde.
Ich keuchte, als ich Finn erkannte, der an der geöffneten Tür stand und mich anstarrte.
Ich wollte mich ja befreien, aber ich ließ es bleiben. Die Schmerzen wollte ich nicht weiter durchstehen. Brummelnd spuckte ich Blut vor mir auf den Boden und starrte Finn an. „Ist das wirklich nötig mich hier in Unterwäsche hinzuhängen?"
„Ich kann dir auch noch die letzten Klamotten nehmen. Aber ich fürchte, ich habe meinen toten Bruder schon genug verärgert."
„Ach, was du nicht sagst", knurrte ich.
Finn kam auf mich zu, ganz langsam, wie ein Tiger. Mein Bauch zog sich zusammen und ich wäre am liebsten abgehauen. Finn blieb ungefähr einen halben Meter vor mir stehen und blickte mir tief in die Augen.
„Was willst du von mir?", fragte ich leise.
„Dich als kleine Testperson benutzen, jetzt wo ich meine Kräfte als Hexer wiederhabe. Und ich mag dich nicht. Schon erst Recht nicht, weil du meinen Bruder lieben konntest. Kol verdient sowas nicht."
Am liebsten hätte ich jetzt geantwortet, dass er selbst nicht Sage verdient hat, aber das unterdrückte ich mir. Ich sagte gar nichts und starrte Finn wütend an.
„Er war schon immer der Typ, der schnell die Fassung verlor und alles abschlachtete, was nicht Niet- und Nagelfest war. Er ist viel zu skrupellos und früher oder später, hätte er dich auch verletzt, oder getötet. Entweder weil du nicht seiner Meinung warst, oder weil du dich plötzlich für einen anderen Typen entschieden hast. Der Bruder, zum Beispiel, von der Doppelgängerin, dieser Elena, ihr beiden wart auf den Weg nach New Orleans, um eine Claire-Hexe zu finden, die vielleicht, mit etwas Überredungskunst oder Gewalt, Kol wieder zu den Lebenden holt. Ihr beiden habt euch unterhalten und die Blicke von Elenas kleinen Bruder reichten ja wohl aus. Er empfindet wohlmöglich immer noch etwas für dich, sonst würde er das niemals für dich tun."
„Er ist mein Exfreund. Mehr nicht", seufzte ich.
„Wieso vergisst du Kol nicht einfach? Ich meine, wenn du ihn zurückholst, dann als Urvampir und er wird noch sicherlich offene Rechnungen zubezahlen haben. Vielleicht ist darunter Jeremy, der wieder Interesse an dir zeigt. Kol wird sehr misstrauisch und kann schnell eifersüchtig werden. Und dann bin ich dran."
Ich rollte die Augen. Das wusste ich auch schon und war mir nichts Neues. „Ich weiß wie Kol tickt. Und ich weiß, dass ich ihn gut unter Kontrolle habe."
Finn lachte. „Klar, glaub was du willst, Mädchen."
Ich schnaubte. „Was willst du jetzt von mir?"
„Wie ich bereits erwähnt habe, wirst du meine kleine Testperson werden."
Ich hörte Schritte. Absatzschuhe. Eine andere Person wurde hinterhergeschleiften und diese hatte eine Menge Angst.
Finn hörte auf zu reden und drehte sich zur offenen Kerkertür. „Sage", sagte er, als diese mit einem jungen braunhaarigen Mädchen in den Kerker kam.
„Ich hab sie. Ich musste nur Marcels Aufpasser umbringen", sagte die Rothaarige stolz. Dann blickte sie zu mir. „Wieso nur in Unterwäsche?" Sie wurde sofort eifersüchtig. „Finn!"
Wütend schubste sie das junge Mädchen, auf den Boden vor mich. Dann griff sie Finn am Kragen und zerrte ihn aus dem Kerker hinaus. Sage fing an zu meckern, wieso ich da in Unterwäsche herumhing, seit wann er auf jüngere Mädchen steht.
Ich wurde abgelenkt, durch das ängstliche Wimmern, des jungen Mädchens, die auf dem Boden kauerte.
„Und? Haben die beiden gesagt, was die mit dir wollen?", fragte ich spöttisch.
Sie ignorierte mich und drehte sich von mir weg. Wütend kam Sage in den Kerker zurück gelaufen und warf mir wenig später einen weißen Bettlaken um den Körper, sodass alles nötige bedeckt wurde.
„Danke", sagte ich.
Sage schaute mich angepisst an und verschwand dann aus dem Kerker. Die Tür fiel zu und ich seufzte. Das unbekannte vor Angst zitternde Mädchen, war bereits in die hinterste Ecke des Kerkers geflohen und kauerte sich dort hin. „Bist wohl nicht gesprächig? Ich meine, Leute die Böses vor haben, erzählen ja dummerweise ihre Pläne. Hast du da was aufgeschnappt?"
„Ich darf nicht mit dir reden", sagte sie schnell. „Sie hat es mir verboten."
Sie blickte mich noch nicht mal an, da hatte sie sich auch schon mit dem Rücken zu mir gedreht.

Die nächsten Tage zogen sich wie Kaugummi und ich hatte unerträglichen Durst. Das Eisenkraut hatte auch meine Heilfähigkeiten geschwächt. Mein Körper war mit blutenden Narben übersudelt. Meine Arme hatte ich schon lange abgeschrieben. Mittlerweile konnte ich zwischendurch schlafen. Das mir unbekannte Mädchen, war bereits nicht mehr im Kerker und wurde vor ein paar Tagen von Sage rausgeholt. Da erfuhr ich auch ihren Namen.
Davina.
Und die Tage, wo Davina nicht mehr bei mir im Kerker war, passierten merkwürdige Dinge. Kerzen flammten unergründlich auf und erloschen wieder. Dann war da immer wieder dieser bescheuerte Windstoß, der ebenfalls aus dem Nichts kam. Oben hörte ich unverständliches Gemurmel. Ich war einfach zu schwach, um genau hinzuhören.
Ich hatte keine Ahnung, was für einen Tag wir heute hatten. Alles drehte sich nur um Blut und das in einer massiven Menge. Ich war so durstig, dass ich diesen mit meinem eigenen Blut stillen wollte. Aber es war einfach nur ein abartiger Gedanke.
Meine Gedanken um Blut, wandelten sich augenblicklich in wütende Gedanken um, als Finn mit einem frechen Grinsen den Kerker betrat. Sage stand hinter ihm und wirkte nervös. Sie spielte mit ihrem herzförmigen Anhänger ihrer silbernen Kette herum, während sie Finn anstarrte.
„Du bist sicherlich durstig, oder?"
Provokant war die Frage und noch provokanter war die Tatsache, dass er auf den mit Kerzen überladenen Tisch einen vollen Blutbeutel stellte. Feixend blickte er zu mir, während ich mir vorstellte, wie dieses Blut schmecken könnte- wie es auf meiner Zunge zergehen wird. Schwach zitternd, schossen meine Reißzähne hervor, meine Augen fingen an zu Tränen. Finn kam auf mich zu. „Ja. Du hast wohl ziemlichen Durst", bemerkte er und blieb vor mir stehen. Neugierig beobachtete er mich und zog eine Augenbraue hoch. „Wenn alles mit dem Vollmond heute klappt, kann ich es kaum erwarten, es an dir anzuwenden."
„Was?"
Finn ignorierte meine Frage, als Sage den Kerker betrat. Diese schnappte sich mit einem frechen Grinsen den Blutbeutel und entleerte diesen mit mehreren großen Schlücken.
„Ich rede eben kurz mit Davina. Ich hoffe, dass ist der richtige Zauber. Wenn es schief geht, wissen wir es ja. Und naja, dann bist du vermutlich tot und kannst mit Finns gestörten Bruder auf der anderen Seite als Geist verweilen."
Finn verließ mit Sage den Kerker. Die schwere Tür viel zu und ich schrie wütend auf. Ich wollte mit all meiner Wut schreien, aber es war einfach nur ein Krächzen. So schwach war ich, durch das ganze Eisenkraut und Ausbluten.
Wimmernd ließ ich meinen Kopf hängen und seufzte. Was auch immer das heute Nacht sein wird, es war mir mittlerweile egal. Ich wollte nur, dass das hier endlich zu Ende geht. Müde schloss ich meine Augen, murmelte schnelle Gebete vor mich hin, obwohl ich nie großartig in meinem Leben Gebiet hatte. Selbst damals nicht, als ich mich weigerte Menschenblut zu trinken, um die Verwandlung zu vollenden, und kurz vorm Sterben war.

Ich wurde durch einen harten Schlag in der Magengrube geweckt. Stöhnend hob ich meinen Kopf und blickte wieder in das Gesicht von Finn, welcher mit einem triumphierenden Grinsen vor mir stand und mich anblickte.
„Es ist soweit."
Ich antwortete nicht. Mir war gerade alles eh egal. Ich wollte nur noch schlafen. Kaum hatte ich meine Augen geschlossen, klopfte Finn mir auf die Wange. „Hey, wach bleiben", sagte er. „Bloß nicht wieder einschlafen, hübsches Ding."
Er machte sich an den Fesseln zu schaffen und wenig später landete ich unsanft auf dem Boden. Ich schrie auf, als ich auf meine Knie landete. Finn packte meine Haare, sodass ich ihn ins Gesicht schauen musste. „Dein Leid wird enden", meinte er. „Mein Leid wird enden?", nuschelte ich fragend. „Was meinst du damit?"
Ich bekam eine Antwort. Das einzige was passierte war, dass Finn mir den Mund Aufriss und mir Blut hineinschüttete. Kein Eisenkraut, merkwürdiges Menschenblut, mit einem ziemlich üblen Nachgeschmack. „Bääh", krächzte ich und versuchte das Blut wieder auszuspucken, aber ich schluckte es hinunter. Schließlich war das Blut, auch wenn es grauenvoll schmeckte. Finn ließ mich los und ich knallte unsanft auf den kalten Boden. Dort blieb ich liegen, hielt mir meinen schmerzenden Bauch, bis alles schwarz vor meinen Augen wurde.

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