Szene 19
Szene 19
14. Juni 2011
(Sommerferien vom 30. Juni bis zum 28. September 2011)
Ich kam nach einem anstrengenden Schultag nach Hause. Nur noch sechszehn Tage und ich würde fast drei Monate Ferien haben. Dad meinte, ich sollte mir einen Ferienjob suchen, damit ich mir wieder ein Auto leisten kann, bevor ich noch weiter zu Fuß oder mit dem Schulbus fahren musste. Ja und, ich ging meinen Bruder gerne auf die Nerven. Aber seit drei Tagen ließ er sich von seinen Klassenkamerad mitnehmen. Aber ich sah ihn ja zu Hause. Mom und Dad waren noch auf der Arbeit und ich war froh, alleine zu sein.
Ich saß in meinem Zimmer und spielte mit der kleinen Schachtel in meiner Hand herum. Nachdenklich öffnete ich die handgroße Schachtel und blickte direkt eine blutgefüllte Ampulle an. Ich war mir unsicher, ob ich den Inhalt trinken sollte, oder nicht. Es war eh schon eine reine Schlacht gewesen, an das Heilmittel zu kommen. Mein Vater war so besessen von dem Heilmittel und hat mich mit dieser Bessenheit angesteckt, sodass wir zusammen nach Katherine gesucht haben. Rebekah hatte sich eh in der Zwischenzeit mit Damon zusammengetan. Jedoch fanden mein Vater und ich zuerst Katherine, wir konnten sie überwältigen, ich konnte Katherine mit einen einfachen Trick töten und an das Heilmittel kommen, bevor sie schon wieder verschwunden wäre.
Ich hatte schon oft mit den Gedanken gespielt, Rebekah anzurufen, damit wir uns das Heilmittel aufteilen konnten, aber so Recht, traute ich mich nicht. Schon gar nicht, wenn ich daran dachte, wie wütend mein Vater deswegen wohl werden wird.
Erschrocken packte ich die Ampulle in die Schachtel und versteckte diese wieder im Safe meines Vaters, welchen ich verschloss. Dann lief ich die Treppe runter, um die Tür zu öffnen, wo es keine Sekunden vorher geklingelt hatte.
Verdutzt blickte ich in das Gesicht von Bonnie, die vor mir stand und mich anschaute.
"Ähm, hi", sagte ich und blieb cool. Wir war von Anfang an klar, dass sie nicht ohne Grund hier ist, aber ich versuchte mich so cool wie möglich zu zeigen.
"Hi, Kenzie. Wir müssen dringend reden."
"Ist gerade schlecht. Ich habe mir gerade Badewasser eingelassen", log ich.
"An deiner Stelle würde ich nicht Baden gehen. Mein Dad hat Eisenkraut ins Grundwasser der Stadt geschüttet. Sämtliche Vampire missbrauchen die Dusche im Haus vom Stefan und Damon."
"Dann stinke ich lieber", murrte ich. "Über was willst du mit mir reden?"
"Kann ich reinkommen?"
Ich dachte nach. "Naja, du weißt, dass ich nichts mehr mit euch zu tun haben wollte und mein Dad ist ebenfalls nicht super auf euch zusprechen."
"Kol wollte uns alle töten."
"Weil ihr ihn nicht zugehört habt, verflucht!", keifte ich Bonnie an.
"Bleib ruhig, Kenzie." Ich holte tief Luft. "Ich weiß, dass du das Heilmittel hast. Und keine Panik, dass weiß nur ich. Ich brauche dich."
"Ich hab das Heilmittel nicht."
"Lüg mich nicht an. Mystischerweise ist Katherine tot. Klaus und Rebekah laufen deswegen Amok, weil das Heilmittel verschwunden ist und vermutlich nicht mehr auftauchen wird."
"Bonnie, ich hab das Heilmittel nicht. Glaub mir doch."
"Ich kann dir nicht glauben. Tut mir leid."
"Was?"
Bonnie seufzte und genau in diesem Moment, bekam ich fürchterliche Kopfschmerzen, die immer und immer weiter schlimmer wurden. Ich fluchte auf, sank auf die Knie und hielt mir meinen Kopf. "Bonnie, hör auf!", schrie ich.
Doch der Schmerz wurde noch schlimmer.
Als ich wieder aufwachte, spuckte ich ein Eichenblatt aus meinem Mund und schaute mich neugierig um. Ich war mittem im Wald und Bonnie saß nicht weit entfernt von mir im Schneidersitz und schien zu meditieren.
"Aua!", murmelte ich und zog mich erst langsam auf die Knie und dann auf die Beine. Dann ging ich auf Bonnie zu. "Ähm, hi", machte ich auf mich aufmerksam. Bonnie ignorierte mich. Aber dafür hörte ich viele Stimmen durcheinanderreden. "Gruseliger geht's anscheinend nicht, hm", nuschelte ich. "Wieso sind wir hier?"
"Du verschweigst mir wo das Heilmittel ist und das werde ich herausfinden."
"Mit einem lächerlichen Zauber, oder was?"
"Ich öffne die andere Seite und ich bin mir sicher, dass Qetsiyah das Heilmittel nicht aus den Augen lässt. Sie kann mir sicherlich sagen wo das ist."
"Du lässt den Vorhang fallen?"
"Ja."
"Du weißt, dass du dann andere Tote wieder auf die Erde holst."
"Nicht für lange."
"Wieso quälst du mich nicht einfach, bis ich dir sage, wo das Heilmittel ist?"
"Das wäre meine nächste Option, wenn du nicht die Klappe hältst und mich machen lässt, Kenzie." Bonnie stand auf und blickte mich genervt an.
"Und was genau machen wir hier?"
"Nicht weit von hier wurden im Lockwood Keller 12 Hybriden ermordet. Weiter in der Richtung, starben 12 Leute auf der Young Farm. Und hier sind 12 Hexen ermordert wurden. Das ist das Expressionsdreieck. Wenn ich alle drei Punkte auflade und die Energie von Silas' Grabstein kanalisiere, kann ich den Schleier innerhalb der drei Punkte, fallen lassen. Dann kriege ich hoffentlich, was ich brauche."
"Und was genau brauchst du, Bonnie?"
"Silas hat die ganze Zeit aufs Gemeinste meine Freunde gequält. Jetzt will er die Hölle auf Erden lostreten. Silas ist böse und in 2.000 Jahren gab es nur eine Person die ihn aufhalten konnte."
"Diese Qetsiyah, hab ich Recht?"
"Ja, wenn ich Kontakt zu ihr kriege, kann ich fragen, wie sie das gemacht hat. Ich habe schon den Grabstein von Silas. Jetzt fehlt nur noch das Heilmittel."
"Für was brauchst du das Heilmittel?"
"Um sie unter den vielen Toten zu finden."
"Ruf sie doch einfach."
"Kenzie, du glaubst doch nicht wirklich, dass Qetsiyah auf meine Rufe reagieren wird, wenn sie auf der Suche nach Silas ist."
"Keine Ahnung. Das Heilmittel bleibt in seinem Versteckt, Bonnie. Versuch sie irgendwie anders an die Strippe zubekommen. Sorry, aber nach all dem, habe ich wirklich kein Vertrauen mehr in euch."
Bonnie seufzte. "Bitte, Kenzie."
"Nein, ich mach da nicht mit. Mach das ruhig, oder frage Elena, ob sie dir helfen kann."
Kopfschüttelnd drehte ich mich um und wollte gehen, jedoch lief ich gegen eine unsichtbare Mauer. Nicht schon wieder. Genervt drehte ich mich zu Bonnie.
"Was soll das?"
"Du sitzt hier fest. Weil ich uns miteinander verbunden habe. Silas hat die Macht, in deinen Kopf zu kommen. Wenn er rauskriegt, dass ich den Vollmond für den Zauber nicht brauche und du das Heilmittel hast, ist es vorbei."
"Na gut", meinte ich. "Aber das Heilmittel bekommst du trotzdem nicht."
"Okay."
"Und was machen wir jetzt im Lockwood Keller?"
Bonnie ignorierte mich und schloss ihre Augen. Wind wehte, die Ketten an den Bäumen raschelten, meine Haare wurden durchgewirbelt. Dasselbe machte Bonnie auch auf der Youngfarm. "Bonnie?"
Sie blickte zu mir. "Ich habe jetzt alle drei Orte verlinkt. Es wird Zeit für den Schleier."
"Wohin gehen wir jetzt?"
"Frag nicht und folge mir einfach."
"Tja, ich kann ja wohl nicht anders", scherzte ich. Schon setzten sich meine Beine in Bewegung und ich folgte Bonnie aus der Young Farm hinaus.
Der Wind wehte stark, in Mystic Falls war der Strom ausgefallen, als ich hinter Bonnie her ging. Für einen kurzen Moment war ich verwirrt, dass wir direkt die Schule ansteuerten. Aber es war nicht direkt die Schule selbst, sondern in einer Höhle unter der Schule. Zehn Minuten gingen wir durch den Irrweg des Tunnels, bis Bonnie stehen blieb. Automatisch blieb ich auch stehen. "Das ist genau die Mitte des Dreiecks. Gib mir mal den Stein."
Ich reichte Bonnie den Grabstein von Silas, den ich die ganze Zeit tragen durfte und sie nahm ihn dankend entgegen. "Okay. Dann bin ich mal gespannt. Was hat es mit dem Stein auf sich?"
"In dem Stein ist das verkalkte Blut von Qetsiyah, einer der stärksten Hexen der Welt. Es wird schon funktionieren." Bonnie packte den Stein aus dem Macy's-Tragetaschenbeutel aus und musterte mich kurz.
"Warte. Dann brauchst du das Heilmittel gar nicht, wenn doch dort das Blut von ihr drinnen ist."
Bonnie schaute komisch und fühlte sich ertappt. "Ja", nuschelte sie nur und ich verschränkte die Arme vor der Brust.
"Wieso hast du keine Angst, wie Kol es hatte? Hattest du ihn das alles nicht geglaubt?"
"Ich habe ihn geglaubt, aber wieso soll ich vor jemanden angst haben, wenn ich die Person noch nie in meinem Leben gesehen habe, oder die mir andersweitig wehgetan hat? Und jeder hat seinen Grund dazu, wütend zu sein. Genauso wie im jeden Mensch, oder Übernatürliche Kreatur, irgendwo noch eine menschliche Gefühlsseite herumirrt. Wie bei Kol."
Bonnie seufzte. "Ich weiß, dass dein Herz gebrochen ist, Kenzie. Ich hätte dich auch töten können. Aber ich habe es nicht."
"Dafür musste ja Kol dran glauben und was ist danach passiert? Katherine die Jeremy an Silas geopfert hat."
"Okay, Kol hat Recht", platzte es aus Bonnie heraus. "Ist okay. Lässt du mich?"
Ich hob unschuldig die Hände und wich zurück. Bonnie hielt den Stein in der Hand und schloss die Augen. Fünf Minuten passierte nichts, bis aus dem Stein Blut sickerte. "Was wird das?", fragte ich leise.
"Ich hole mir die Kraft des Expressionsdreieckes."
Fackeln und Kerzen fingen Feuer und ich blickte wieder zu Bonnie. Langsam öffente sie die Augen. "Jetzt", murmelte sie. "Der Schleier ist gefallen."
Bonnie musterte mich. "Kann ich gehen, oder sind wir immer noch aneinander gebunden?"
"Du bist noch an mir gebunden, aber ich mache die Leine locker. Du hältst dich nur in der Schule auf, verstanden?"
"Wenn was ist, pfeif mich zurück."
Dann lief ich durch den Heizungsraum nach oben in den ersten Stock. Ich lief am offenen Spind 42 entlang und sah dort mehrere Flaschen Whiskey drinnen stehen. "Hm", machte ich und schnappte mir die teuerste Flasche von allen. Dann betrat ich den Biologieraum und setzte mich auf den gemütlichen Stuhl meines Lehrers, trank aus der Flasche und checkte Nachrichten von meinem Handy.
Absolut kein Netz. Ich setzte die Flasche Whiskey von meinen Lippen ab, als ich Schritte aus dem Flur hörte. Leise stellte ich die Flasche auf den Tisch und stand vom Stuhl auf, ehe ich, auf leisen Sohlen, zur Tür ging. Ich spähte durch das Fenster und sah einen immer größer werdenden Schatten, der an den Zimmern vorbeilief. Ich duckte mich unter dem Fenster und kauerte dort, bis die Schritte verstummten. Nichts. Gerade als ich wieder spähen wollte, klopfte es an der Tür. Schnell wich ich zurück. Die Tür ging vorsichtig auf. Ängstlich, schubste ich einen Schreibtisch in der ersten Reihe um und riss ein Tischbein ab.
"Wow, Liebes, ruhig."
Mit weitaufgerissenen Augen, starrte ich an die geöffnete Tür. Starrte direkt in das Gesicht von Kol, der mich frech angrinste und unschuldig die Hände hochhob. Ich ließ meinen Arm sinken und starrte Kol unglaubwürdig an. "Nein, du kannst nicht echt sein."
"Bonnie hat den Schleier fallen lassen. Eigentlich wollte ich Jeremy und Elena töten. Aber Jeremy ist tot und Elena irgendwo und ich dann war da diese Duftspur von deinem Parfüm, was mich direkt hier hin brachte."
Ich sagte nichts weiter.
Kol seufzte. "Silas ist nicht in meinem Körper, wenn du das meinst."
Ich schnaubte und Kol schaute mich entsetzt an. "Na gut, woher soll Silas denn wissen, dass du ein kleines Feuermal auf deinem Innenschenkel hast."
Verdutzt schaute ich Kol an. Das wusste wirklich nur Caroline und Kol- und meine Exfreunde. Ich ließ das Tischbein auf den Boden fallen und stürzte auf Kol zu. Vor ihn blieb ich stehen, weil mir klar wurde, dass er ein Geist war.
Ich konnte ihn vermutlich nicht berühren. Kol lächelte mich an, hob eine Hand hoch und legte diese auf meine Wange. Er berührte mich. Ich konnte es nicht glauben, dass er mich berührte. Ich atmete tief durch und fiel Kol erleichtert in die Arme. Er schlang sofort seine Arme um meinem Rücken.
"Wir werden nicht viel Zeit haben. Das weißt du, Kenzie?"
"Ich weiß", murmelte ich.
"Aber lass uns das Beste draus machen."
Kol drückte mich von sich zurück und presste seine Lippen auf meine. Sofort erwiderte ich den Kuss und schlug gleichzeitig die Tür hinter ihm zu.
Wie ich seine Küsse und seine Nähe einfach schrecklich vermisst hatte. Ich hab ihn zurück, wenigstens für eine Weile. Und ja er hatte Recht, wir sollten das Beste drauß machen.
Ich wurde an die Wand, neben den Glasschrank mit den ganzen Biologiezeugs gedrückt, während Kol sein Gesicht in meinen Schultern vergrub, mich festhielt und immer wieder zustieß, während ich mich am Glasschrank festklammerte, welcher bei jedem Stoß am Wackeln war. Alles lag mittlerweile im Schrank durcheinander, einige Gläser waren drinnen schon kaputt gegangen.
Kol verharrte plötzlich, zog sich zurück und drehte sich von mir weg. Ich hörte ein kleines Schniefen. Nanu? „Hey, was ist denn los?" Ich richtete das Kleid und ging zu Kol. „Weißt du, dass ich die ganze Zeit bei dir bin, wenn ich Elena nicht bedrohe, ich bin dir seit meinen Tod kein bisschen von deiner Seite gewichen. Es tut mir leid, dass es dir so beschissen geht. Wegen mir." Kol drehte sich zu mir und blickte mich an.
"Hey, ist okay, ist okay. Mir geht es gut. Du bist bei mir und ich bin bei dir. Ja, auch wenn wir nicht lange haben, okay? Aber lass uns daraus schöne Minuten und Stunden machen. Noch nicht weinen, noch nicht trauern. Das können wir nachher machen. Und jetzt hör auf zu weinen und genieße es. Kol, bitte."
Ich schaute ihn tief in die Augen und strich mit meinem Daumen über seine weiche Wange. Er drückte mir einen Kuss auf die Hand. "Kommst du mit mir?"
"Ich kann nicht. Ich bin an Bonnie gebunden. Ich darf mich nur in der Schule aufhalten."
Kol verdrehte die Augen. "Ah, okay. Na super. Dann darf ich Elena alleine töten."
"Ich weiß, ich hätte die Chancen dazu, Kol. Aber mein Dad hat mir die..."
"Pistole auf die Brust gesetzt, während er dich nicht mit Eisenkraut im Keller der Salvatores stillgelegt hat. Ich war bei dir. Ich war sogar da, als du deinen Bruder fast das Biologiebuch um die Ohren geschlagen hast."
Ich lachte. "Ich hoffe, du hast mich nicht bis aufs Klo verfolgt."
"Nur wenn du Duschen, oder Baden warst." Schon war die Trauerstimmung weg. Kol und ich machten.
"Mensch, du Idiot", sagte ich liebevoll und schlug ihn leicht auf die Schulter.
"Ja, ich weiß. Und ich sollte es jetzt weiter genießen, oder?"
"Das hier."
"Das alles mit dir, Kenzie."
Kol und ich saßen nebeneinander auf dem Lehrerpult und teilten uns die Whiskeyflasche, nachdem wir ein ziemliches Chaos im Biologiezimmer angerichtet hatten. Der Glasschrank, samt Inhalt war kaputt, sämtliche Stühle und Tische. Ich hatte nie vergessen, wie stürmisch und ungehalten Kol und ich waren. Trotzdem war ich jedes Mal, über das hinterlassene Chaos überrascht.
Die Tür zum Biologieraum wurde aufgerissen und Stefan blicke uns entsetzt an.
"Was zum Teufel ist hier passiert?", fragte er mich. Ich blickte zu Kol, der nicht mehr neben mir saß. Er war weg. Er war verschwunden. Einfach so, einfach so ohne sich zu verabschieden. Wütend schmiss ich die Whiskeyflasche an die Tafel.
"Kenzie, alles okay?"
"Kannst du nicht anklopfen?", fuhr ich ihn an.
"Hä?" Stefan kam auf mich zu.
Wütend schüttelte ich meinen Kopf und schnaubte.
"Oh, du hast Besuch von einem Toten. Bitte sag mir nicht, dass es Jeremy war und ihr miteinander gekämpft habt."
"Pff, ich bin doch nicht Jeremy und keine Ahnung, was du unter "Kämpfen" verstehst-" Stefan fuhr zu Kol herum, der hinter ihm stand. "Wo ist Elena?"
"Ich weiß es nicht. Ehrlich nicht."
Kol seufzte. "Entweder hast du dein Herz gut unter Kontrolle, oder du lügst mich wirklich nicht an."
"Wieso sollte ich dich anlügen? Ich weiß selber nicht, was hier gerade los ist."
"Hast du wirklich keine Ahnung, wo Elena ist, Stefan?", fragte ich ruhig.
"Nein, wirklich nicht."
"Sie treibt sich in der Schule herum und ist auf der Suche nach dir, Kenzie." Ich fuhr zurück, als ich Katherine sah, die den Biologieraum betrat. "Sie ist sauer, weil du mich getötet und das Heilmittel an dich gerissen hast."
"Du hast Katherine getötet und du hast das Heilmittel?", Stefan blickte mich entsetzt an.
"Du hast einfach nur genervt, Katherine", ich rollte die Augen. "Es war mir eine Ehre dein Herz aus der Brust zu reißen, ganz langsam. Und wenn ich das Heilmittel habe. Ich habe es gut versteckt."
"Muss ich deinen Eltern und deinen Bruder töten, genauso wie du mich getötet hast. Dein Vater, dieser elende Chameur hat mir Wolfhut verabreicht, du hast mir sämtliche Körperteile rausgerissen, mir die Haut vom Fleisch gezogen. Wie wäre es, wenn ich das bei deinen Eltern machen würde?"
"Ab mit dir auf die andere Seite", sagte Kol und brach Katherine so schnell das Genick, dass sie das noch nicht mal erahnen konnte. "Was schaust du so blöd, Stefan. Willst du auch?"
"Nein, darauf verzichte ich liebend gerne, Kol. Elena kann überall sein. Aber hier in der Schule habe ich sie noch nicht gesehen, oder irgendwie wahrgenommen."
"Ich hab sie hier auch noch nicht gesehen", warf ich ein. "Aber ich rufe dich, okay?"
"Wieso gehst du nicht mit?", fragte Stefan. "Wenn ihr beide doch den tollen Plan hegt, Elena zu töten, aus verschmäter Rache und gebrochenen Herzen."
"Bonnie hat mich mit einem Zauber an sich gebunden. Ich kann mich nicht aus der Schule bewegen."
"Dann gehen wir jetzt zu Bonnie und reden mit ihr. Ganz einfach." Kol griff nach meiner Hand und zog mich aus dem Biologieraum heraus. Stefan ließ uns einfach ziehen.
Kol folgte mir durch den Heizungskeller in den komisch verlaufenden Tunnel unter der Schule. "Erzähl mir von der anderen Seite", forderte ich Kol auf. "Was muss ich darüber wissen?"
"Die andere Seite ist für übernatürliche tote Wesen, die ihren Frieden noch nicht gefunden haben. Wie mich. Ich bin dort allein, kann aber immer wieder schauen, ob es dir gut geht."
"Also ist es eine Parallelwelt."
"Ja."
"Ich kann nicht glauben, dass du mich beim Duschen beobachtest."
"Wie gesagt, ich bin alleine da drüben."
Ich hielt inne, als ich Bonnie immer noch auf derselben Stelle sitzen sah. Sie hatte ihre Augen geschlossen und rührte sich gar nicht vom Fleck. "Bonnie?", fragte ich vorsichtig und ging auf sie zu. Sie öffnete vorsichtig ihre Augen und blickte zu mir. "Du störst mich, Kenzie."
"Ich hätte da eine kleine Bitte."
Sie musterte mein Gesicht und biss sich auf die Unterlippe. "Was?"
Bonnie war erst nicht gerade begeistert, ließ mich dann aber doch gehen, nachdem ich gebettelt und gefeiert hatte. „Danke, Bonnie."
"Woher siehst du, dass du noch im Expressionsdreieck bist?"
"Es ist wie ein Sog. Desto näher ich der Grenze komme, desto schlimmer wird dieser. Wenn ich zu nah dran bin, werde ich einfach wieder auf die andere Seite gezogen", erklärte Kol. "Gerade merke ich aber nichts. Wir sind wohl weit genug von den Grenzen weg."
Im Mystic Grill fanden wir Elena nicht, sondern nur Rebekah und Matt. Rebekah war erschrocken ihren Bruder wiederzusehen und froh zur gleichen Zeit. Kol schien genervt von seiner Schwester gewesen zu sein, da ihre Trauerphase gerade einmal 24 Stunden anhielt. Matt und Rebekah wussten auch nicht, wo sich Elena gerade aufhielt, bis mir eine Idee kam. Vermutlich lungerte Elena wieder auf dem Friedhof herum und besuchte dort Jeremy.
Kol und ich, teilten uns auf dem riesigen Friedhof auf und hielten nach Elena Ausschau. Nichts. Sie war nicht am Gilbert-Familiengrab, sie war nicht an Jeremys Grab. Frustriert lehnte ich mich an dem dicken Stamm einer Eiche. Für drei Sekunden, konnte ich durchatmenm bis ich wenig später schnelle, aber leichte Schritte hörte. Die konnte ich doch, als Elenas Schritte zuordnen.
Noch bevor ich Elena abfangen konnte, hatte sie mich bemerkt und mich zu Boden gerissen. Ich trat sie von mir herunter, und stand auf. Sie machte keine weiteren Anstallten mich irgendwie angreifen zu wollen, sondern blickte mich nur an.
"Wir werden keine Freundinnen mehr sein", sagte Elena. "Auch wenn du Katherine umgebracht hast."
Ich zuckte mit den Schultern und war irgendwie zufrieden mit der Tatsache, dass Elena ihr Leben lang eh leiden wird. Die ganzen Tode in den letzten zwei Jahren haben ihr sichtlich zugesetzt und das war immer noch schöner für mich, als sie tot zu sehen. Kol, der eine Weile hinter Elena stand und sie schon mehrmals hätte angreifen können, machte sich auch nicht die Mühe, Elena zuverletzen oder töten.
Elena blickte mich komisch an, dann fuhr sie herum und fuhr fürchterlich vor Schreck zusammen.
"Kaum zu glauben, dass es aus meinem Mund kommt, aber ich tu dir schon nichts", sagte Kol und schnitt eine Grimasse. "Wer weiß, wie lange ich noch in diesem Diesseits bin, bevor ich wieder zurück auf die andere Seite muss."
Kol lief in Vampirgeschwindigkeit an Elena vorbei und blieb neben mir stehen. Ich musste mich wirklich zusammenreißen, Kol nicht entsetzt anzublicken. Dafür war er doch hier, oder nicht? Er wollte sich an Elena rächen. Er wollte sie doch töten.
Ein schnelles Zischen ließ mich aufhorchen. Ich drehte mich sofort in die Richtung von dem Geräusch, welches immer näher kam. Ein widerlicher Schmerz durchzog meinen Bauch, meine Leber wurde durchbohrt und ich sank fluchend zu Boden.
"Jeremy, nicht. Sie haben mir nichts getan", sagte Elena.
Da der Holzpflock mit Eisenkraut getränkt war, konnte ich ihn nicht anfassen, um noch mehr Schmerzen zuspüren. "Kol", ich spuckte einen Schwall Blut auf den Boden. "Ich bin mit Bonnie verbunden. Tust du mir weh, Jeremy, tust du auch ihr weh. Bei ihr heilen die Wunden nicht so schnell, wie bei mir."
"Wo ist Bonnie?"
"Tunnelsystem unter der Schule. Verschissenes Eisenkraut", keuchte ich und spuckte wieder einen Schwall Blut auf den Waldboden. Kol, welcher Jeremy einen richtig düsteren Blick zugeworfen hatte, kniete sich neben mir, legte eine Hand um den Pflock und zog mir diesen aus den Bauch. Ich schrie vor Schmerzen auf und bohrte meine Fingernägel in Kols Oberschenkel. Dieser verzog keine Miene und biss sich in sein Handgelenk. "Trink." Er hielt mir sein blutendes Handgelenk an den Mund und ich trank sein Blut, welches Süß und Bitter zugleich war. Jeremy hielt immer noch die Armbrust auf uns gerichtet, während Elena los gelaufen war.
"Nimm das Ding runter."
"Wieso sollte ich, Kumpel?", schnaubte Jeremy. "Du hast versucht meine Schwester und mich zu töten."
"Pff und ihr habt meine Freundin als Köder benutzt, um mich zu euch zu locken. Hey, ich war der, der erdolcht wurde und in Flammen aufging. Danke dazu, du Vollidiot."
"Ich hatte meine Gründe, dass zu tun. Und das nicht nur, weil du meine Schwester und mich umbringen wolltest, oder sonst wen, der sich für die Erwachung von Silas eingesetzt hat."
"Gründe?", schnaubte Kol. "Was auch immer deine Gründe sind, ich will es gar nicht wissen." Kol wandte sich zu Jeremy. "Du willst doch sicherlich auch Zeit mit deiner Schwester verbringen, oder? Ich meine, bis der Schleier wieder erhoben wird. Damit ihr euch voneinander verabschieden könnt. Bla, bla. Und ich weiß, du hasst mich und willst mich wieder liebend gerne umbringen, aber sei fair, Jeremy. All was ich gerade will, ist meine Ruhe und mich von Kenzie verabschieden. Ohne erdolcht und irgendwie wieder umgebracht zu werden."
Jeremy blickte von Kol zu mir und nahm die Armbrust hinunter. "Wehe, du trittst mir noch einmal unter die Augen, Kol. Verzieh dich."
Kol zog mich auf die Füße, schulterte mich und lief von Jeremy weg.
Ich betrat mein Zuhause, was Gott sei Dank im Expressionsdreieck lag und wandte mich zu Kol, der vor der Türschwelle stand.
"Ich stehe nicht im Grundbuch und wie es sich anhört, sind meine Eltern gerade nicht da."
"Na super."
Mir kam eine Idee. "Warte hier."
"Ich gehe nirgendwo hin. Keine Panik, Liebes."
Ich griff nach den Autoschlüsseln von Moms Familienvan und trat auf die Veranda.
"Dann ziehen wir uns eben in das Auto meiner Mom zurück."
Ich zog die Haustür zu, griff nach Kols Hand und zog ihn zum silbernen Van. "Hm, ich glaube nicht, dass du reden willst, oder?", fragte Kol frech.
Ich zuckte mit den Schultern. "Wer weiß."
"Weißt du, ich wäre jetzt lieber in einem Bett. Hier auf der Rückbank ist es nicht gerade gemütlich."
Kol lag auf der Rückbank, ich lag auf ihn drauf und hatte uns mit der Lederjacke bedeckt. Ich drückte ihn einen leichten Kuss auf die Brust und lachte leise. "Ja, Betten sind gemütlicher. Obwohl, dass hier auch einen gewissen Reiz hat."
"Da hast du Recht", Kol streichelte mir mit der Hand über die Schulter. "Wann kommen deine Eltern nach Hause?"
"Keine Ahnung. Ich weiß noch nicht mal wo die sind", gestand ich und ließ mich in den Fußraum fallen. Kol setzte sich auf und blickte mich irritiert an.
"Sehr graziös gelöst", scherzte er, während ich die Klamotten von uns aufsuchte. Ich pfefferte ihn genervt seine Unterhose an den Kopf. "Mensch, Kenzie."
Wir hatten uns gerade rechtzeitig angezogen, als der Mercedes meines Vaters neben dem Auto meiner Mutter hielt. Kol knöpfte schnell seine Hose zu, während ich neben dem Auto stand. Verblüfft schaute ich die Straße hinunter, als ich erkannte, dass der Stromausfall wieder behoben wurde. "Kenzie, kannst du mir mal verraten, was du an meinem Auto machst?", wollte meine Mutter wissen, die eine Tüte voller Lebensmittel in ihren Armen hielt. "Uhm, ich habe auf euch gewartet. Ich wusste ja nicht, dass ihr einkaufen wart. Ihr wüsst schon, dass seit Stunden der Strom ausgefallen war?"
"Deshalb haben wir auch in Grove Hills eingekauft, du Idiotin", sagte Jonah, der neben Dad zum Haus ging.
"Selber Idiot."
"Diese unerträgliche Geschwisterliebe unserer Kinder, Kleo", schnaubte Dad belustigt und verschwand im Haus.
"Nimmst du mir die schwere Tüte ab, Kenzie, ich hab noch eine im Auto."
"Das kann ich auch machen." Ich blickte zu Kol, der von der Rückbank rutschte und neben mir stehen blieb. Meine Mom ließ erschrocken die Tasche fallen, die Kol gerade noch so auffangen konnte.
"Was zum Teufel ist passiert, während wir in Grove Hill waren?", fragte meine Mutter.
"Ich hol eben nur den Rest und dann setzen wir uns zusammen."
Mein Vater war genauso erschrocken, als er Kol sah, da er ihn auch von Fotos kannte. Jonah wurde sofort nach oben geschickt, damit er nichts weiter davon mitbekam. Kol erklärte meinen Eltern alles in Ruhe, während ich die Einkaufstüten entleerte.
"Wie lange wirst du hier bleiben?", wollte meine Mutter wissen.
"Bis der Vorhang zur anderen Seite wieder zusammengezogen wird. Und wie lange das dauert, kann ich nicht sagen. Aber ich denke, da der Strom wieder da ist und ich noch nicht zurück auf der anderen Seite bin, muss irgendwas mit der Hexe passiert sein, die den Vorhang hat fallen lassen."
"Du meinst es ist was mit Bonnie passiert?", fragte ich und räumte die Packung Eier in den Kühlschrank.
"Ich bin mir nicht sicher. Kann aber sein. Wir werden es ja sehen."
Meine Mom seufzte. "Ich hoffe nicht, dass Bonnie was passiert ist. Morgen ist doch die Abschlussfeier."
"Nicht für mich Mom", stellte ich klar.
"Ich gehe da trotzdem hin. Ich bin immer noch Carolines Patentante und du, Fräulein, bewegst deinen Hintern da auch hin."
Ich rollte leicht die Augen, während Dad für mich Partei ergriff. "Kleo, was soll sie denn da? Wer weiß, wie lange Kol noch auf unserer Seite bleibt. Außerdem hat sie erst nächstes Jahr ihren Abschluss."
Meine Mutter dachte nach. "Ist okay. Wir beide gehen aber trotzdem, John. Und jetzt hilfst du mir beim Kochen."
Kol und ich gingen nach oben in mein Zimmer. Ihm viel sofort, die Fotogirlande über meinem Bett auf und schmunzelte. "Sieht eigentlich gar nicht so schlecht aus, dafür, dass meine Schwester auf die Idee kam."
Dann ließ er sich auf mein Bett fallen. "Besser als die Rückbank vom Van deiner Mutter."
Ich schloss die Zimmertür und lachte. "Oh ja, dass sowieso. Irgendeine Idee, was wir jetzt machen?"
"Einfach Zeit miteinander verbringen", antwortete Kol. Ich nahm Anlauf und schmiss mich neben Kol aufs Bett. "Zeit miteinander verbringen, so weit sind wir schon. Aber was genau willst du machen?"
"Dein Bruder hat doch eine XBOX, wenn er gute Spiele hat, bin ich dafür, dass ich dich fertig mache."
"Hm, ich bin so oder so schlecht. Das wird für dich ein einfaches Spiel werden. Mein Bruder ist da eher würdiger." Ich sprang vom Bett. "Ich frag ihn mal." Nachdem ich mein Zimmer verlassen hatte, klopfte ich an der Zimmertür von meinem Bruder an.
"Jetzt nicht, Kenzie." Dann hörte ich ihn weitersprechen. "Das ist nur meine Schwester, die hoffentlich von der Tür weg geht und nicht lauscht."
Ich schnitt eine Grimasse und drehte mich um, in mein Zimmer zu gehen. Kol lag grinsend im Bett. "Schon mal kein Mädchen mit dem er telefoniert."
"Bestimmt seine Kumpels. Ich hoffe nur, die Planen nicht wieder irgendein Streich für die Absolventen, wie letztes Jahr."
"Was hat er gemacht?"
"Naja, Joanne Clemens, die Oberzicke, Vorsitzende des letzten Schulkommitees, damaliger Co-Captain, bis ich kam, fand es anscheinend eine super Idee weiße Tauben für die Abgänger zu organisieren. Hat auch alles geklappt, bis mein Bruder Onkel Jerrys Abführmittel geklaut hat, dass im Vogelfutter gemischt hat und, japp, wirklich jeder wurde Vollgeschissen. Selbst alte Omas und Babys." Ich lachte. "Gut, dass Regen für den Tag vorhergesagt wurde und ich einen Regenschirm mit hatte."
Kol blickte mich entgeistert an. "Was ist Abführmittel?"
"Das weißt du nicht?"
"Nein."
"Okay. Abführmittel ist das Zeug, was man vom Doktor verschrieben bekommt, wenn man seinen Darm nicht entleeren kann."
"Du meinst, wenn man nicht richtig Scheißen kann?"
"Genau."
Dann fing er an zu lachen. "Okay, jetzt macht alles einen Sinn. Der Streich ist echt würdig." Kol stand vom Bett auf. "Mal gucken, was dein Bruder für dieses Jahr geplant hat."
"Was hast du vor?"
"Ich bin über 1000 Jahre alt. Ich verstehe etwas von diesem Werk. Hast du Rebekah schon jemals Schokoladenpudding essen gesehen?"
"Nein."
"Hasst sie wie die Pest."
"Auf der eine Seite, will gar nicht wissen, was du angestellt hast, aber irgendwie schon, aber auf der anderen Seite, nein, doch nicht, ich will es nicht wissen."
"Kommst du mit?"
"Ich höre euch auch von hier", sagte ich.
"Wir wollten Zeit miteinander verbringen, dass wird nichts, wenn du in deinem Zimmer bist und ich da." Er deutete auf die Zimmertür meines Bruders. Dann hielt er mir die Hand hin. "Also."
Ich seufzte und lief zur Tür meines Bruders. Ohne anzuklopfen stürmte ich Jonahs Zimmer, der sofort das Telefonat beendete und die Schulbücher auf irgendeinen Papierhaufen schmiss. "Du kannst so leise flüstern wie du willst, deine Schwester und ich hören dich immer", sagte Kol und ging zum Schreibtisch. Jonah schaute ihn mit großen Augen an und blickte dann zu mir. "Ihr macht mir den Streich nicht kaputt. Das wird der Beste. Alleine schon, dass er gegen Elena, Caroline und Bonnie geht. Deine sogenannten "Freunde", Kenzie."
"Ich hab nichts gesagt", meinte ich und schloss die Zimmertür. "Aber Abführmittel ist nicht involviert, oder? Ich habe keine Ahnung, ob das bei Vampiren überhaupt etwas bringt."
"Du hast mir selber gesagt, dass ihr, wie normale Menschen aufs Klo geht. Wieso sollte ein Vampir nicht an Vorstopfung leiden."
"Wenn es kein Stock im Arsch ist, wie bei meinen Geschwistern", murmelte Kol und ging die vielen Zettel los. "Was wurde geplant?"
"Was Caroline geplant hat, hm, naja, obwohl es schon letztes Jahr dran war, wieder Tauben. Sie hat aber gleich 500 Stück geordert, letztes Jahr waren es nur 250. Aber kein Abführmittel!"
"Was dann?"
"Insekten", grinste Jonah.
"Was für welche?", fragte Kol.
"Vor was haben die ganzen Weiber denn Angst und aus zuverlässiger Quelle weiß ich, dass Elena Gilbert eine Spinnenphobie hat, Caroline gegen Schlangen und Bonnie Heuschrecken schlimm findet."
"Ich hab dir nie davon erzählt."
"Ich hab oft eure verfluchten Geständnisse mit anhören müssen. Ihr konntet flüstern wie ihr wollt, aber Caroline hat ja immer alles quietschend wiederholt." Jonah verdrehte die Augen und dachte scharf nach. "Keine Panik. Auch wenn du dieses Jahr abgegangen wärst, Kenzie. Es sind nicht zu viele Spinnen."
"Wie beruhigend."
"Wie kann man Angst vor Spinnen haben?", fragte Kol mich.
"Mir ist mal eine Tarantel im Australienurlaub ins Gesicht gesprungen. Grauenvoll."
"Sie fand dich vermutlich einfach nur süß."
"Oder sie fand ihre Zahnspange einfach nur hässlich", scherzte Jonah. "Hm, kaum zu glauben, dass deine Blitzableiterzeiten schon vorbei sind. Ich fand es immer witzig, wie dir, egal was zwischen den Zängen hängen geblieben ist."
Ich rollte die Augen. "Sagt der, der immer noch am Daumen lutscht."
"Stimmt doch gar nicht."
"Oh, das stimmt. Ich habe Beweisfotos."
"Photoshop."
"Bittere Realität."
"Als ob."
"Doch."
"Pff."
"Hm."
"Also!", meinte Kol. "Woher willst du die ganzen Spinnen, Schlangen und Heuschrecken herbekommen?"
"Ebay-Kleinanzeigen."
"Du weißt, dass die das auf dich zurückverfolgen können und das es viel Geld kostet."
"Unter anderem. Wer weiß ob einer der Gäste Allergisch gegen Spinnen, oder Schlangenbisse sind. Da müssen es nur die harmlosesten Viecher sein."
Jonah seufzte. "Was denn dann?"
"Ich meine 250 Tauben die auf Menschen scheißen muss ja echt schon genial sein. Aber stell dir mal 500 Tauben vor."
"Du willst das doch nur sehen, oder?", fragte ich belustigt.
"Hört sich doch spaßig an, Kenzie."
"Ja, komm schon, Kenzie."
Die beiden Jungs schauten mich schmollend an.
Ich hob unschuldig die Hände. "An mir soll es nicht liegen. Aber sobald, Caroline dich auf dem Sportplatz sieht, Jonah, schrillen eh alle Alarmglocken. Wir brauchen Kartons und ein paar unechte Krabbeltiere, als Ablenkung."
"Und wir brauchen Onkel Jerrys Abführmittel", meinte Kol. Jonah lachte leise.
"Darum kümmere ich mich. Ihr besorgt in Grove Hill die Krabbeltiere."
"Jonah, Kol kann nicht aus dem Dreieck raus."
"Sonst bin ich wieder auf der anderen Seite."
Jonah nickte. "Ich rufe meine Jungs an. Wir machen das alles. Ihr macht was auch immer ihr machen wollt. Herumknutschen, im Bett wälzen, befummeln. Keine Ahnung was."
"Wie kommst du nach Grove Hills?"
"Joey ist 16 und hat schon ein Auto." Jonah verließ begeistert sein Zimmer und ließ damit Kol und mich zurück.
"Ich nimm das mal lieber mit rüber. Deine Mom scheint misstrauisch zu sein."
Ich lauschte ebenfalls. "Ihr plant doch nicht irgendwas, oder?"
"Nein, Mom. Caroline hat alles ausgerichtet, ich hab Schiss vor ihr. Ob sie ein Blutsauger ist, oder nicht. Die Irre macht mir Angst."
Dann fiel die Haustür zu und jemand kam die Treppen hoch. Kol und ich verschwanden schnell in unserem Zimmer und er ließ die Zettel auf meinem Schreibtisch unter meinen Schulbüchern verschwinden.
"Mom, was machst du da?", fragte ich scheinheilig, als sie in Jonahs Zimmer ging.
"Er plant irgendwas und ich weiß, dass ich seine Pläne finden werde."
"Viel Spaß bei der Suche", meinte ich und drückte meine Zimmertür zu.
Ich drehte mich zu Kol, der aus dem Fenster schaute. Irgendwie wirkte er nachdenklich. "Was?"
"Ich hab keine Ahnung, wann der Vorhang wieder hochgezogen wird und ich weg bin. Es kann in den nächsten fünf Minuten passieren, oder auch nicht."
"Mach dir darüber keinen Kopf. Das bringt jetzt nicht gerade viel. Wir müssen einfach die Zeit genießen."
Ich drückte Kol einen Kuss auf die Wange. "Ich bin mir sicher, dass es sicherlich eine Möglichkeit gibt, dass der Schleier für immer unten bleibt und ich für immer bei dir. Das muss es doch eigentlich geben, oder nicht?"
Ich zuckte mit den Schultern. "Kann sein, dass es möglich ist. Aber ich weiß nicht, was Bonnie vor hat und ich habe nicht gerade Lust mich mit einer Hexe anzulegen."
"Ich will das auch nicht wirklich", gestand Kol und drehte sich wieder zu mir. Er legte einen Arm um meine Schulter und zog mich zu sich. "Wir sollten uns aber Morgen Abseits von den anderen halten, mit Regenschirm natürlich. Keine Ahnung, wie die anderen reagieren werden, wenn sie mich sehen."
"Stefan hat dir vorhin nichts getan. Bonnie ebenfalls. Genau wie Elena und Jeremy, fast, wohlgemerkt."
"Jeremy hat uns gehen lassen. Das macht die Sache, dass er mich getötet hat, auch nicht gerade besser."
"Ich weiß", seufzte ich.
"Essen ist fertig!", rief Dad. "Zwar um kurz vor zehn, aber wow, besser als gar nicht."
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