Szene 12
Szene 12
Nachdem ich mir in einem gebraucht Hightechgeschäft einen alten Laptop und eine lose Festplatte durch Manipulation unter die Finger gerissen hatte, Kol die ganze Zeit nur fassungslos daneben stand, machten wir uns auf den Weg zurück zur Jazzbar der Lermans.
Ich setzte mich an einen der hintersten Tische und schloss den Laptop mit dem Stromkabel an. Kol stand immer noch mit einem großen Fragezeichen an der Stirn neben mir. "Weißt du, ob die hier einen WIFI-Anschluss haben?", fragte ich Kol, während ich alles andere vorbereitete.
"Wenn du mir endlich sagst, was du da machst", bat er höflich.
"Erkläre ich dir gleich alles. Ich brauch nur Internet", meinte ich und wühlte in der hereingenähten Innentasche meiner Lederjacke herum, um meinen wichtigsten USB-Stick hervorzuziehen. Er sah 0815-mäßig aus, hatte aber einige Softwares drauf, die mir richtig behilflich sein konnten.
"Was brauchst du alles genau, Kenzie?"
"Wenn sie einen WIFI-Anschluss haben brauche ich nur deren Passwort und Namen des Routers."
"Wow, okay. Dann frage ich eben kurz Alex. Und was sage ich ihnen, wenn er wissen will, wozu du das brauchst?"
Ich schaute an Kol vorbei, der sich ebenfalls zu Alice umgedreht hatte. Diese hielt ein kleines Zettelchen in der Hand und hielt es mir hin. "Darf ich auch wissen, was du vor hast?", fragte sie mich. Ich zog ihr den Zettel aus den Fingern. "Ich, uhm, naja, ich mach ein paar böse Menschen ausfindig."
"Wir haben hier eine Tageszeitung, Mackenzie."
"Das meine ich nicht", sagte ich. "Ich hacke mich nur in das Strafregister des FBI, ATF's und wie die Idioten alle heißen."
"Du machst was?", fragte Alice.
"Ist das was Schlechtes?", wollte Kol wissen.
"Die können uns Zurückverfolgen und dann ist hier die Hölle los", sagte Alice und lehnte sich an den Tisch nach vorne. "Das ist illegal. Ich hoffe das weißt du?"
"Klar, weiß ich das. Ich habe das schön öfters gemacht und bisher keine Probleme gehabt."
"Wie geht das? Wie machst du das?"
"Ich habe ein paar Softwares programmiert und im Darknet findest du auch einiges. Und keine Panik, sie werden nicht darauf zurückkommen, dass ich euer WIFI beziehe. Ich hacke mich in ihr System. Entweder kann ich es so einstellen dass, wenn sie es Zurückverfolgen, sämtliche Verbindungen weltweit vor ihrer Nase haben, die sich andauernd ändern, oder das es eine IP Adresse von einen ihrer PC's ist. Ich weiß schon was ich tue. Und wenn ich euch doch irgendwie in Schwierigkeiten reiten sollte, haut mir einfach einen Holzpfahl durchs Herz."
"Wieso darf ich das jetzt nicht machen?", fragte Annabeth und gesellte sich zu uns.
Ich schaute vom Laptop zu ihr auf. "Versuch es ruhig."
"Ist das eine Aufforderung für einen Kampf? Das schlage ich nicht ab."
"Verschwinde, Annabeth", zischte Alice.
Annabeth verdrehte ihre Augen und ging von uns weg. Ich wandte mich wieder den Laptop zu, verbindete mich mit dem WIFI der Bar und steckte mein USB-Stick hinein.
"Gibt es einen Grund wieso du das machst?"
"Es gibt genügend schlechte Menschen die es verdienen zu sterben, Alice. Ich bin es satt mir immer ein Zufallsopfer herauszusuchen die es vermutlich noch nicht mal ansatzweise verdient hat zu sterben. Die Leute haben es ja nicht verdient."
"Wow. Das ist eigentlich gar keine so schlechte Idee", lobte Alice mich. "Mach ruhig. Und ich sage dir eines, Fräulein. Geht das irgendwie schief und wir haben hier eine Menge Ärger mit der Polizei oder irgendwelchen Vampirjägern bist du die Erste die stirbt. Und es ist mir scheißegal, ob Kol mich dann in Stücke reißt." Sie blickte von mir zu Kol, welcher leicht grimmig schaute. Er schnappte sich einen Stuhl und setzte sich neben mich.
"Es wird schon nicht schiefgehen und es wird niemand von uns sterben, Alice."
"Hoffentlich", sagte Alice und ließ uns alleine.
Ich weiß nicht wie lange ich am Laptop war, um irgendwie in das Polizeilichestrafregister von New Orleans zu kommen. Kol war verwirrt und rieb sich die Schläfen, weil ich einfach zu schnell irgendwelche Methoden ausprobierte und wie wild auf der Tastatur herumtippte. Für ihn war das einfach nur ein Kauderwelsch aus irgendwelchen Buchstaben, Zahlen und Zeichen, aber für mich ergab das irgendwie einen Sinn, ein Passwort um in das System zu kommen.
Nachdem ich einen weiteren Code probiert hatte und die IP Adresse eines der Computer der großen Polizeistation eingegeben hatte, drückte ich auf Enter.
"Jawoll!", sagte ich freudig und klopfte auf den Tisch. Kol neben mir war eingenickt und schreckte auf. "Was denn?"
"Ich bin im Polizeiregister von New Orleans. Welchen Vorbestraften oder Entlassenen Typen wollen wir denn haben?"
Kol lehnte sich nach vorne und staunte nicht schlecht. "Woher weißt du sowas?"
"Mein Dad kommt aus der IT-Branche und da habe ich einiges gelernt."
"Wow", machte Kol.
"Also, welche Typen ich überhaupt am meisten tot sehen will, sind diese hier. Die Hurensöhne die sich an Kindern vergreifen. Sei es durch Schläge, oder sonst was."
"Ihr müsst das auf Morgen verschieben. Wir machen den Laden gleich zu. Feierabend", machte uns Alice darauf aufmerksam.
"Wie spät haben wir es denn?", wollte ich wissen.
"Es ist kurz nach ein Uhr... In der Nacht."
"Verflucht, wie schnell die Zeit umgeht", meinte ich. Ich schrieb mir die Adresse des ersten Kandidaten meiner Abschussliste auf den Zettel mit den WIFI-Zugangsdaten. Dann folgte ein Zweiter. Beide würde ich mir morgen vorknöpfen. Alleine oder mit Kol. Das weiß ich nicht.
Als wir eine halbe Stunde später im Haus von Alice und Alex waren, brachte ich meine Sachen in das Gästezimmer, wo Kol und ich uns eingenistet hatten. Ich versteckte die Sachen gut, weil diese Annabeth mir einfach nicht Geheuer war. Dann ging ich wieder nach unten in das riesige Wohnzimmer. Der Kamin war bereits am Lodern. Von Alice und Alex fehlten jede Spur. Nur Kol lag mit einen alten Buch auf der Couch und war völlig vertieft.
"Was liest du denn da?"
Ich stolperte über eine staubige und große Umzugskiste und blieb verdutzt stehen. Ein Blick und ich sah mehrere solcher Bücher die Kol in den Händen hielt, ein Buch über Hexerei und andere persönliche Dinge.
"Tagebuch."
"Bin ich bei den Salvatores gelandet?", wollte ich belustigt wissen und griff in den Karton, um einen älteren Zeichenblock herauszuholen.
"Hey, frag mich, bevor du dich an meinen alten Zeug vergreifst", sagte er beleidigt. "Und außerdem sind die Salvatores zwei hässliche Typen. Kein Vergleich zu mir, Kenzie."
"Ugh, du bist manchmal echt selbstverliebt, Kol." Ich blickte ihn an, er rollte die Augen. "Darf ich jetzt?", fragte ich und deutete auf den Zeichenblock.
"Klar." Er zog seine Beine an, sodass ich mich neben ihn auf die schwarze Ledercouch schmeißen konnte. "Wo sind Alice und Alex?"
"Begleiten Annabeth bei der Jagd, bevor die noch die ganze Stadt auslöscht."
"Was ist eigentlich ihr beschissenes Problem?"
"Du", sagte Kol. "Einzig allein du, Kenzie."
"Hm, eigentlich habe ich ihr ja nichts großartiges getan."
"Naja, sie steht halt auf mich. Und das seit über hundert Jahren. Schon als sie ein Mensch war."
"Das hast du nicht ausgenutzt, hm?"
"Hast du gesehen was das für eine Psychobraut ist. Ich bin ja auch nicht Ohne, aber die macht selbst mir Angst. Ich habe eine Regel, ich lasse mich Grundsätzlich nicht auf Perlen ein, die kranker im Kopf sind wie ich."
Ich schmunzelte. "Gut zu wissen. Wieso hast du sie dann verwandelt?"
"Sie wollte sich das Leben nehmen, ich gab ihr mein Blut damit sie nicht sterben konnte. Mein Vater hat ihre Familie abgeschlachtet und darauf hat sich Annabeth mal wieder von einer Brücke in den Mississippi gestürzt. Rebekah und ich hatten Mitleid und zwangen sie Blut zu trinken, damit sie sich an meinen Vater rächen kann. Aber wir haben Mikael nie bekommen."
"Jetzt weiß ich woher Klaus solch ein Psycho ist. Er hat es von euren Vater."
"Du weißt das gar nicht. Klaus ist sogesehen unser Halbbruder. Meine Mutter hatte eine Affäre mit einem Werwolf-Typen und wurde Schwanger. Wie auch immer."
"Werwölfe- hat euch Esther nicht deshalb verwandelt. Sie wollte euch in Mystic Falls vor den Dingern beschützen, oder?"
Kol nickte. "Nachdem mein kleiner Bruder von einem Werwolf getötet wurde, war meine Mutter wie besessen uns zu beschützen."
"Kleiner Bruder?"
"Henrik."
"Tut mir leid."
"Es ist über 1000 Jahre her. Langsam bin ich darüber hinweg. Mehr oder weniger. Wie dem auch sei", Kol klappte das Tagebuch zusammen und schmiss es in den Karton. Dann wühlte er herum und eine Silberkette mit einen Sonnenanhänger heraus. Ziemlich altes Teil. "Das war Henriks Kette. Ich hab die einfach an mich gerissen, bevor meine Mutter, oder Rebekah an die gekommen ist. Sie hab ich ihn damals gemacht."
"Bist ja doch nicht so übel", meinte ich schmunzelnd.
"Haha, danke", sagte Kol gespielt beleidigt und legte die Kette zurück in den Karton.
"Also, ein Zeichenblock. Sag mir nicht, dass du Zeichnen kannst", ich wechselte schnell das Thema, weil ich Kols Gefühle nicht weiter aufwühlen wollte. Ich sah es ihm an, dass er noch immer mit den Tod seines kleinen Bruders zu kämpfen hat.
"Klaus hat mir einiges beigebracht", sagte Kol und rückte zu mir rüber. Ich klappte den Zeichenblock auf und sah als erstes eine Zeichnung von Rebekah, in einem Kleid, was meistens in den 1920er Jahren getragen wurde.
Ich blätterte weiter. Eine Zeichnung von Elijah, auf der nächsten Seite eine Zeichnung von Finn, dann Klaus, Esther, und dann eine Zeichnung von einem kleinen Jungen. "Ist das Henrik?"
Kol nickte. "Ja, das ist mein kleiner Bruder."
"Er hat Ähnlichkeiten mit Rebekah."
"Ohja, Elijah hat mir immer erzählt, dass sich Rebekah und Henrik als Kinder so gruselig ähnlich gesehen haben."
"Dann hat dir in deinen mehr als 1000 Jahren wohl noch niemand gesagt, dass Elijah und du euch ähnlich seht?"
"Das hab ich noch gar nicht gehört", antwortete Kol genauso ironisch wie ich.
Wir beide mussten lachen. "Naw, wie süß", ertönte die nervige Stimme von Annabeth, die ins Wohnzimmer stolzierte. "Die beiden Turteltäubchen schwelgen in jahrtausendalte Erinnerungen. Ich kotz gleich."
"Ich auch", sagte ich und klappte Kols Zeichenblock zu. "Nur von deiner puren Anwesenheit."
"Heul doch."
"Heul du doch. Du hast schließlich ein Problem mit mir."
"Hab ich auch. Mir passt deine Anwesenheit und das du existierst überhaupt nicht."
"Dann weißt du ja sicherlich wo der Maurer das Loch gelassen hat. Wenn dir meine Existenz und meine Anwesenheit doch so auf den Keks gehen, kannst du dich doch verpissen."
"Wieso soll ich mich aus meinem Zuhause verpissen. Du hast dich doch in meinem Territorium breit gemacht."
"Hör auf grundlos herumzustänkern."
"Was machst du denn?"
"Was mach ich denn? Ich lasse mir das einfach nicht gefallen und gebe meinen Senf zurück. Ist ja wohl normal."
"Mimimimimi."
Grimmig schmiss ich den Zeichenblock zurück in den Umzugskarton.
"Hey, vorsichtig. Das ist nicht dein Besitz", mahnte Annabeth.
"Kannst du mich nicht einfach in Ruhe lassen?"
"Erst, wenn du von hier verschwunden bist. Dann liebend gerne."
"Ich weiß echt nicht, was dein verschissenes Problem ist. Ich hab dir nichts getan."
"Deine Anwesenheit ist schon Grund genug."
"Du legst es darauf an, oder?", wollte Kol von Annabeth wissen.
"Auf was lege ich es an, huh?"
"Du legst es darauf an, dass sie ausflippt, mit dir rangelt und du ihr dann das Genick brechen kann, oder was?"
"Sie hat gegen mich doch eh keine Chance. Wie lange ist sie schon ein Vampir? Ich bitte dich."
Ich schnaubte sauer auf und wollte auf Annabeth zuspringen, die freudig Grinste, aber Kol zog mich zurück. "Nein."
Er stellte sich mit dem Rücken zu Annabeth und schaute zu mir. Ich hätte mit einem mahnenden Gesichtsausdruck gerechnet, aber wieso auch immer war Kol komisch am gucken. Dann drehte er sich um, packte Annabeth und warf sie locker in eines der vielen Regale. Bücher fielen heraus, Fächer zerbrachen, aber Annabeth lachte.
"Was gebe ich nur dafür, dass du mein Bodyguard bist. Aber ob du wirklich so gut bist, dass bezweifel ich stark."
Ich war noch ein bisschen von Kols kleinen Wurf verwirrt, sodass ich es gar nicht schnell genug mitbekam, da stand Annabeth schon neben mir. Sie hatte mich grob an meinem Arm gepackt und holte mit dem Bein aus. Bevor sie mir mit einem Tritt den Arm brach, reagierte ich schnell und machte eine schnelle Bewegung. Mit meinen Beinen, riss ich Annabeth den Boden unter den Füßen weg. Sie ließ vor Schreck mein Arm los und krachte auf den Boden.
Ich war nur ein kleines, dezentes, minimales bisschen sauer, als ich sie am Hals packte und wie Kol durch das Wohnzimmer schmiss. Bei mir flog Annabeth aber leider nicht so weit. Sie rutschte über den hellen Holzboden und blieb in der Empfangshalle liegen. "Das war alles?", fragte sie mich spöttisch. "Ich bin aber schon mal weiter geflogen. Anfängerin."
Durch das Gestichel wurde ich nur noch wütendener und ich stellte mir vor, dass Annabeth kein Vampir war, sondern mein nächstes Opfer, dass ich am liebsten in Stücke reißen würde. Ich merkte, wie meine Reißzähne hervorschossen und sich meine Augen veränderten. Dann schoss ich nach vorne. "Kenzie." Ich sprang auf Annabeth zu, die sich gerade hingestellt hatte, packte sie knurrend an den Schultern und riss sie zu Boden. Doch sie reagierte schnell, trat mir, als sie auf dem Rücken lag und ich über ihr hockte, in den Magen, sodass ich einen Überschlag über ihr machte und unsanft auf den Boden lag. Gezielt rollte ich zur Seite, als sie mir in mein Gesicht treten wollte und stand auf.
"Hört auf jetzt. Alle beide!", hörte ich Alice streng sagen. Sie betrat vor Alex das Haus und stellte sich zwischen Annabeth und mir. "Kol, wieso sagst du nichts?"
Er hob unschuldig die Hände. "Wütende Frauen haben noch nie sonderlich gerne auf mich gehört", sagte er scherzend. "Kenzie, wir gehen nach oben."
Mein Gesicht hatte bereits wieder menschliche Züge angenommen. Annabeth war immer noch wütend und bleckte die scharfen Reißzähne. "Annabeth, aus!"
"Ich bin kein Hund, Alex."
"Aber eine gestörte Furie!", zischte ich.
"Halt die Klappe!"
"Haltet beide die Klappe!", rief Alice genervt. "Gott. Ich kriege Kopfschmerzen."
"Was auch immer das Problem zwischen euch beiden ist. Wir sollten euch in ein Zimmer sperren. Mit Schokolade. Und dann solltet ihr mal quatschen."
"Ganz sicherlich nicht, Alex."
"Nur über meine Leiche", stimmte ich Annabeths Empörung zu. "Ich hab ihr ja nichts getan. Keine Ahnung, was sie für Probleme mit mir hat."
"Eine Menge."
"Du gehst nach oben auf dein Zimmer", Alice schob mich in Richtung Treppen. "Und du in das Wohnzimmer." Sie zeigte auf Annabeth und dann in Richtung Wohnzimmer. Kol der bereits sein Umzugskarton in den Armen hielt, drückte mich auf die erste Treppenstufe. Ich konnte mir ein weiteren Spruch gegenüber Annabeth einfach nicht verkneifen, als ich die Treppen nach oben stürzte. Aber sie bekam den nächsten Ausraster und warf eine Vase durch das Wohnzimmer. Alice kreischte wütend. "Die war von meiner Schwiegermutter!"
"Ich könnte ihr die Fresse zerkratzen!", wütend trat ich Kols Sneaker durch das Zimmer.
"Meine Schuhe können nichts dafür", nuschelte er. "Ja, aber so geht es mir auch. Aber reiß dich zusammen."
Ich fuhr zu Kol herum. "Ich soll mich zusammenreißen? Die kriegt doch ihre Anfälle und ich lasse mir schon gar nicht..." Ich atmete tief durch. "Gott, so sehr habe ich eine Person noch nie gehasst. Selbst Damon nicht. Alter, Schwede."
"Ich komme aus Norwegen, aber egal. Das ist gerade nicht der Punkt", Kol stellte den Karton auf den Boden ab und dachte nach. "Jagen?"
"Nein, ich bin so wütend ich würde vermutlich ganz New Orleans platt machen", brummte ich und ging aufgebracht im Zimmer auf und ab.
"Willst du Schokolade?", fragte Kol mich. "Ich hole dir auch Nutella. Den ein Liter Eimer, wenn du willst."
Ich blickte Kol an und lachte. "Nein, danke."
Kol atmete erleichtert aus. "Siehst du, nur der Gedanke an Nutella lässt dein Herz ruhiger werden."
"Liegt voll am Nutella", sagte ich und schnitt eine Grimasse.
"An was liegt es dann?"
"Weil man mich gerade ziemlich gut abgelenkt hat."
"Hm, kein Problem. Über Annabeth aufregen, bringt wirklich nichts. Die ist stur und auch nicht belehrbar. Versuch sie einfach zu ignorieren, auch wenn das Verlangen sie in Stücke zureißen echt verlockend ist."
"Ich versuche es. Versprechen tu ich aber nichts."
"Wenigstens versuchst du es. Rebekah hatte irgendwann ebenfalls die Schnauze voll und wollte Annabeth nur noch umbringen. Vermutlich hat sie deshalb einen ziemlichen Knacks im Hirn. Die beiden waren beste Freundinnen."
"Meine Lebensgeschichte geht der einen feuchten Dreck an", murrte Annabeth, die vor der Zimmertüre stand und mich grimmig anblickte.
"Halt einfach deine Klappe", murrte Kol und schlug ihr die Tür vor der Nase zu. Dann wandte er sich wieder zu mir. "Wiedem auch sei. Die hat einen ziemlich großen Knacks weg und lass dich einfach nicht provozieren. Ich muss mich auch schon immer zusammenreißen."
"Hat ja gerade super funktioniert", bemerkte ich spöttisch.
Kol schnitt eine Grimasse. "Ich darf das. Sie entstammt immer noch meiner Erschaffungslinie."
"Weißt du", Annabeth öffnete die Tür zum Schlafzimmer und stand plötzlich drinnen.
"Ich hab gesagt, dass du deine Klappe halten sollst!", fuhr Kol sie an und unterbrach sie mal wieder. "Lass uns in Ruhe."
"Ich wollte mir nur eine Entschuldigung abholen."
"Was!?", fragten Kol und ich gleichzeitig.
"Seid ihr taub?", stellte Annabeth die Gegenfrage. "Ja, was ist denn nun? Kriege ich eine Entschuldigung, Kenzie."
"Was, nein! Außerdem ist es für dich immer noch Mackenzie, du hohle Nuss. Ich werde mich ganz sicherlich nicht entschuldigen."
"Mein Gott bist du stur."
Ich konnte mir keinen weiteren Seitenhieb verkneifen. "Meine Güte, wenn du willst", gab ich gespielt nach. "Ich entschuldige mich", Annabeth schaute mich zufrieden an. "dafür", fuhr ich fort. "dafür, dass du nicht mehr alle Tassen im Schrank hast."
"Was?"
"Anscheinend ist eine Synapsenleitung in deinem Hirn kaputt, weshalb es immer wieder zu Kurschlüssen kommt. Anders kann ich mir deine merkwürdige Art nicht erklären. Ich hab versucht ruhig gegenüber dir zu bleiben, aber dich würde selbst nicht Charles Manson aushalten, weil du so unberechenbar komisch bist. Dafür gibt es keine Beschreibung."
Annabeth rollte nur die Augen und machte eine schnippische Anmerkung. "Ich bin normal, glaub mir", antwortete sie mir. "Ich mag dich nur nicht sonderlich."
"Das kann man nach fünf Minuten beurteilen?", fragte ich und verschränkte meine Arme vor meiner Brust.
"Ich hab eine gute Menschenkenntnis und wenn ich sofort das Gefühl habe, eine Person nicht zu mögen, dann muss doch was mit der sein, oder?"
"Oder du schiebst einfach nur einen Film. Wie eigentlich immer", nuschelte Kol und setzte sich aufs Bett. "Geh einfach raus und lass uns in Ruhe. Das sage ich jetzt zum letzten Mal. Gott, du bist schlimmer wie ein Pickel am Arsch."
"Halt einfach deine Klappe, Kol."
"Geh raus! Letzte Warnung, oder dein Kopf rollt durch die Gegend."
"Woah, nein, keine Toten hier!", Alice kam ins Schlafzimmer. "Annabeth, geh auf dein Zimmer und Kol, nein, zusammenreißen. Das ist schlimmer wie im Kindergarten hier." Alice rieb sich die Wangen. "Ich brauche einen Kurzen."
"Hört sich gut an", stimmte ich zu. Annabeth ebenfalls. Wir beide wollten gleichzeitig durch die Tür gehen. Während ich mich entschuldigen wollte, um Platz zu machen, reagierte sie mal wieder völlig über, packte mich grob am Arm und zerrte mich regelrecht zurück. Ich trat sie letztlich in dem Hintern aus dem Zimmer und schlug die Tür zu. Annabeth schrie wütend auf.
"Hört auf!", kreischte Alice.
"Ich bring die noch um."
"Wir gehen Jagen. Ich muss mich abreagieren", forderte ich Kol. Dieser nickte nur, während ich in meinen Unterlagen nach der Adresse eines vorbestraften und Kinderschänders suchte. "Ich knöpfe mir Harold Styles vor. Er ist vor einem Monat entlassen wurden. Gute Führung, pah."
Ich ging zur Tür, während Kol sich seinen Mantel überwarf. "Nee, ich nehme lieber das Fenster. Keine Lust auf Annabeth."
Kol öffnete das Fenster und sprang als erstes hinaus. Wenige Sekunden später landete ich neben ihn auf der weichen und gestutsten Wiese. Er lief los und sprang über den Zaun. Ich tat es ihn nach.
Nachdem wir die Adresse ausfindig gemacht hatten, standen wir hinter dem Gartenhäuschen im kleinen Garten des Typens. Ich beobachtete jede kleine Bewegung des Typen, der in seinem Haus herumlungerte. Es war ein schönes Haus, was ihn übrig geblieben war, nachdem er aus dem Gefängnis wieder kam. Seine Frau und seine Kinder haben ihn verlassen und sind unbekannt verzogen. Ein bisschen wurde ich wütend, wenn ich daran dachte, dass er vermutlich seine Kinder genauso grauenvoll angefasst hat wie seine Opfer. Und das als Pastor.
Gegen zwei Uhr gingen die Lichter im Haus aus. Er ging die Treppen hoch. Wenig später fiel eine Tür zu. Klamotten wurden abgestreift. Eine Bettdecke aufgewühlt.
Ich blickte zu Kol und dieser nickte nur. Wir sprangen leichtfüßig und leise auf den Balkon des Hauses, welcher an dem Schlafzimmer des Typen grenzte und duckten uns unter dem Fenster. Der Typ lag wach in seinem Bett und las den aktuellen Playboy.
"Boah, können wir uns den jetzt schon vorknöpfen? Ich habe keine Lust, dass wir in einem wirklich ungeeigneten Moment dort reinplatzen", flüsterte Kol mir zu.
"Klar, wie gehen wir vor?"
"Überraschungsangriff, damit er den Schrecken seines Leben bekommt. Mach was auch immer du willst mit... nein, ich mach das. Ich habe schon lange keinen Bastard mehr gequält."
"Okay", sagte ich schulterzuckend. "Hauptsache wir bekommen einen kleinen Drink."
"Na aber hallo."
Noch bevor ich aufstehen konnte, war Kol schon aufgesprungen und hatte mit seiner Faust die Glasscheibe der Balkontür durchgeschlagen. Ein lauter Knall, der Typ schrie vor Schreck und stand im Bett. Sein Herz rutschte in die Hose, als Kol, die Holztür auftrat und ins Zimmer trat.
"Erschrocken?", fragte er den Typen spöttisch.
"Wer zum Teufel sind Sie?", stellte der Typ ängstlich die Gegenfrage.
"Ach, nur ein Typ der gerne Gerechtigkeit will."
Ich stand an der Balkontür, als Kol den nackten Typen ins Gesicht schlug und dieser über das Bett flog um auf den Boden daneben zu landen. Der Typ schrie, nachdem seine Nase brach und er unsanft auf den kaputten Dielenboden landete.
"Du bekommst nur das zurück, was du unschuldigen kleinen Kindern angetan hast. Naja, ich meine nicht DAS was du den Kindern angetan hast. Ich werde dich nur ein bisschen quälen. Das hast du abartiger Bastard auch verdient."
"Ich weiß nicht worüber sie reden!", fluchte der Typ und hielt sich die blutende und schräggekloppte Nase.
"Ich bin mir ziemlich sicher, dass Sie Harold Styles sind, seit drei Monaten sind Sie aus dem Gefängsnis draußen. Gute Führung. Verknackt wegen mehreren Missbrauchs gegenüber Schutzbefohlenen", meinte ich und ging durchs Schlafzimmer.
"Wer sind Sie!", schrie er mich an.
"Ist doch völlig egal, wer ich bin. Oder wer meine Begleitung ist", antwortete ich grimmig. Der Geruch von seinem süßen Blut stieg mir in die Nase und mein Gesichts begann sich augenblicklich zu verwandeln. Der Mann schrie und rutschte auf den Boden von mir zurück, als ich langsam auf ihn zuging. "Oder was in deinem kranken Kopf alles so vor sich geht. Du wirst jetzt nur für deine Taten bestraft."
"Genau", stimmte Kol zu. "Was für eine Erleichterung das für die Eltern der Kinder sein wird, wenn sie in ein paar Tagen in der Zeitung blättern und die Nachricht lesen: Vorbestrafter Kinderschänder bestialisch ermordert!"
"Verschwindet. Lasst mich in Ruhe!"
"Oh nein. Ganz sicherlich nicht", sagte ich und stürzte auf den schreienden Typen zu. Ohne auch nur mit der Wimper zu zucken, hatte ich ihn am Arm gepackt und seine Hand zertrümmert. Er schrie qualvoll auf, als im Inneren seine Knochen in ziemlich kleine Stücke brachen. "Haut ab! Bitte!"
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