Szene 1
Szene 1
21. Oktober 2010
Es ist Geisterstunde - die Zeit irgendwann in der Mitte der Nacht, wo all die dunklen Kreaturen ihr Unwesen treiben. Auf der Suche nach ihren nächsten Zufallsopfer, um ihnen das Blut aus den Adern zu saugen.
Eine der vielen widerlichen, aber starken Kreaturen war ich auch. Nur stand mir gerade nicht der Kopf dazu mich noch einmal auf Jagd zubegeben. Mein Durst war bereits gestillt, nachdem ich eine junge hübsche Anhalterin am Highway mitgenommen hatte. Kaum war der letzte Tropfen Blut aus ihrem leblosen Körper gesogen, hatte ich sie mit einem Genickbruch am Waldrand des Highways verschachert.
Mein Hunger würde jetzt erstmal für die nächsten Stunden gestillt sein, sodass ich gestärkt meine Reise durch Virginia fort. Laut der nervigen Stimme des Navigationssystems waren es nur noch zehn Minuten bis zu meinem Ziel. Meiner Heimat. Einer kleinen Stadt in Virginia mit gerade einmal 6.923 Einwohner. Ich wurde nie von den vielen Menschen abgezogen, seitdem ich für einen Monat weg war. Ich brauchte einfach meine Zeit, meine Ruhe von all dem Drama, der in den letzten Monaten passiert war. Vor allen Dingen musste ich weg von dem Hass meines Vaters, der es einfach nicht akzeptieren wollte, was für eine widerliche Kreatur ich geworden war.
Ich wollte auch nicht zu dem Ding werden. Es war gegen meinen Willen. Sterben, dass wollte ich auch nicht. Also blieb mir nichts anderes übrig, als die Verwandlung zu Ende zu setzen.
Aber dafür hasste ich ihn. Der Typ der mich gegen meinen Willen verwandelt hat. Damon.
Ich kam meiner Heimat, in der all die schlimmen und schönen Erinnerungen schlummerten, immer näher. Gott, was wohl in einen Monat alles passiert ist? Ich habe mich von allen zurückgezogen. Wollte einfach nur meine Ruhe haben.
Nachdenklich schaute ich aus dem Fahrerfenster und erkannte Dinge, die die normalen Augen eines Menschen gar nicht erkennen konnten. Auch wenn es Dunkel war und es an diesem Highway keine Straßenbeleuchtung gab, erkannte ich jede Struktur der dicken Eichen - und ich konnte, wenn ich wollte, noch viel weiter in den Wald hineinschauen. Aber da wo ein dicker, schleichender Nebel anfing war meine Sehkraft auch schon wieder vorbei.
Mein Blick schweifte wieder zurück auf die Straße vor mich. Fuhr in eine Kurve und hinter dem dichten Waldstück wurde der Horizont durch die vielen bunten Lichter einer Stadt erleuchtet. Nicht mehr lange. Und je näher ich meiner Heimat kam, desto nervöser wurde ich und kratzte mir nervös die Nasenspitze. Neben der Nervösität hatte ich auch Schiss. Schiss davor, auf Menschen wiederzutreffen, die sich verändert haben. Schiss davor, dass ich in den nächsten Tagen wieder eine Beerdigung besuchen musste. Das ich den Verlust eines geliebten Menschen bei einen der Angehörigen trösten musste. 6.923 Einwohner. Vielleicht plus ein paar Einwohner und ganz sicherlich wieder minus ein paar Einwohner. Wie gesagt, ich war für meine Freunde nicht mehr erreichbar. Anfangs auch nicht für meine Familie, bis ich mich entschloss mir eine neue Handynummer zu besorgen.
Ich fuhr am bekannten Straßenschild vorbei. "Willkommen in Mystic Falls", las ich ironisch vor und schüttelte meinen Kopf.
Mein Blick war so auf die Ampel vor mir gerichtet, nebenbei schaltete ich das Navigationssystem aus, dass ich im ersten Moment mein dauer-aufleuchtendes Handy gar nicht bemerkte. Der nervige Anrufer blieb weiter in der Leitung auf der Hoffnung, dass ich endlich mal ranging.
Schnell aber genervt griff ich nach meinen Handy und nahm das Gespräch an.
"Ja?", fragte ich nachdem ich mir das Blackberry an die Ohren hielt.
"Bist du schon da?", platzte die Frage aus dem ungeduldigen Anrufer heraus. Ich rollte die Augen. "In ein paar Minuten. Ich rufe dich zurück, sobald ich ein billiges Motel gefunden habe..."
"Das ist doch bescheuert! Wieso kommst du nicht nach Hause?"
"Wegen Dad, Jonah. Wegen Dad und wegen mir. Das bringt nichts, außer nur noch mehr Streit."
"Verflucht. Wieso kann er dich nicht akzeptieren? Mom und ich können das doch auch."
"Keine Ahnung. Das muss Dad wissen. Ich sitze hinter dem Steuer. Keine Lust von Forbes Laufhunden aufgehalten zu werden. Bis nachher."
Ich drückte meinen Bruder weg und schmiss mein Handy in die offene Handtasche auf dem Beifahrersitz.
Nach einen eigentlich sinnlosen Umweg durch die Innenstadt Mystic Falls, fuhr ich danach direkt auf den Parkplatz des billigsten Motels der Stadt. Vorher hatte ich mir telefonisch ein Zimmer angemietet, jetzt fehlte nur noch der Schlüssel.
Eine Unterschrift, mein Ausweis, ein komischer Blick der alten White-Schachtel hatte ich endlich die Schlüssel für mein vorrübergehendes neues Zuhause.
Den einzigen Koffer den ich bei mir hatte stellte ich vor das gemachte Bett. Mein Blick schweifte durch das Zimmer. Würde für mich reichen. Ich brauchte eigentlich nur das Bett und das Badezimmer, lange würde ich hier verbringen. Das Badezimmer war auch verwunderlich sauber. Keine gelben Flecken in der Badewanne, keine komischen Flecken in Waschbecken oder Toilette. Alles war für die Motelverhältnisse ganz schön sauber.
Bevor ich mich für ein paar Minuten Ruhe auf das Bett schmiss, sprang ich erstmal unter die Dusche. Zu meiner weiteren Verwunderung war das Wasser schnell auf eine schöne lauwarme Temperatur gestellt, sodass ich mich sofort unter dem Duschstrahl stellen konnte.
Für zehn Minuten stand ich einfach regungslos unter der Dusche, ließ das Wasser auf meiner nackten Haut herunterlaufen, dachte über Nichts nach. Dann wusch ich mir die Haare, schäumte mich mit Duschgel ein, wusch es ab.
Ich war so damit beschäftigt an nichts nachzudenken, dass ich gar nicht mitbekam, dass sich jemand in mein Zimmer geschlichen hatte und in meinem geöffneten Koffer herumwühlte, welcher mittlerweile auf den gemachten Bett lag.
Und kaum hatte ich mich in das weiche und gutriechende Handtuch gewickelt, stieg mir der Geruch von teuren Parfüm und Zitrone in die Nase.
Ich blieb ruhig. Schließlich hatte ich keinen Grund in Panik auszubrechen, oder mich aufzuführen. Der Duft der Person war mir bekannt.
Ich schlenderte aus dem Badezimmer in das Schlafzimmer und lächelte erleichtert.
"Hi", sagte ich und zog das Handtuch näher an mich heran.
Caroline blickte erleichtert zu mir. "Hey", entgegnete sie und umarmte mich stürmisch. "Gott, habe ich dich vermisst. Wo warst du gewesen?"
Sie drückte mich von sich weg und musterte mein Gesicht. Ich seufzte. "Ich brauchte nach den ganzen Drama ein bisschen meine Ruhe und die Sache mit meinem Dad. Die Geschichte hast du ja mitbekommen."
"Ja, ich war dabei", Carolines Hände lagen immer noch auf meiner Schulter. "Ich bin einfach nur froh, dass du wieder da bist. Echt ein super Zeitpunkt." Das super im letzten Satz hörte sich mehr als gelogen an. Ich zog die Brauen zusammen und legte eine Hand auf Carolines die auf meiner Schulter ruhten.
"Was ist passiert?", will ich wissen und musterte das schöne und blasse Gesicht der Blondine. Sie seufzte und setzte sich auf das Bett.
"Wo soll ich anfangen, Kenzie?" Sie war den Tränen Nahe und holte tief Luft. Sie erzählte mir davon, dass Tyler abgehauen ist, nachdem er bei einer seiner Verwandlungen Bill, Carolines Vater schwer verletzt hat und er fast gestorben wäre. Aber da gab es diese eine Ärztin. Meredith Fell, die Bill Damons Vampirblut verabreicht hatte. Wie Meredith Fell an das Vampirblut von Damon kam, wollte ich gar nicht wissen. Ich dachte mir meinen Teil. Entweder haben die beiden eine kleine Liebelei gehabt, oder sonst was war passiert.
Bill war wohl ziemlich zickig darüber, dass er Vampirblut in sich hatte, weil dieser nicht gerade super auf uns zusprechen war. Auf seine Tochter nicht und schon recht nicht auf die beste Freundin seiner Tochter, die er ebenfalls seid klein auf kennt- mich. Das eigentliche Problem jedoch ist, dass Caroline ihn vorhin erstochen im Krankenhaus entdeckt. Er muss Blut trinken, sonst würde er sterben. Aber das wollte Bill kein bisschen.
Caroline wollte noch von den anderen Dingen erzählen, aber ich winkte ab. Das waren mir viel zu viele Informationen gewesen.
"Ich zieh mir eben nur Klamotten über und dann fahren wir zu dir nach Hause, okay", ich streichelte über Carolines Rücken, die ihr Gesicht in meiner Schulter vergruben hatte. Sie atmete tief durch. "Okay. Ja."
Nachdem ich mich umgezogen hatte, saß ich neben Caroline in ihrem Auto und wir fuhren zum Haus der Forbes.
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