Nutze deine Chance

Henry konnte nicht glauben, was er da las, weshalb er die letzten paar Sätze noch einmal las. Er konnte es nicht fassen, dass er mit seiner Vermutung richtig lag, dass seine beiden Mütter ihr gegenseitiges Happy End waren. Andererseits war er tief ergriffen von der Vergangenheit seiner Mutter, sicherlich wusste er, dass gewisse Umstände in Reginas Leben sie zur bösen Königin gemacht haben müssen. Aber er wusste nicht, wie sehr Regina ihr ganzes Leben lang leiden musste. Doch das hatte jetzt ein Ende, denn Emma war Reginas Erlösung und würde sie endlich mit Liebe erfüllen. Henry klappte das Buch zu und rannte damit so schnell er konnte aus seinem Zimmer, hinunter in die Küche zu seiner Mutter, die gerade die Lasagne aus dem Ofen nahm und auf der Arbeitsfläche der Küchenzeile abstellte.

Regina war überrascht von Henrys stürmischem Auftritt und sagte in einem strengeren Ton zu ihm „Henry, du weißt ganz genau, was ich dir seit Jahren über das Rennen im Haus predige, du könntest fallen und dich..."

„Ja Ja, Mum aber das hier musst du sehen" entgegnete der Junge und knallte das dicke Märchenbuch auf die Arbeitsfläche direkt neben die Lasagne. Regina staunte nicht schlecht und zog eine Augenbraue hoch, so wie sie das immer tat, wenn sie etwas als seltsam empfand. Henry hingegen ignorierte das fragende Gesicht seiner Mutter und schlug stattdessen das Buch auf, blätterte an die Stelle an welcher die neue Geschichte auftauchte und zeigte mit seinem Finger darauf. „Diese Geschichte ist eben aufgetaucht, es geht um dein Happy End!" sagte der Junge mit einem leichten Lächeln auf dem Gesicht.

Regina begann sofort zu lesen und ihr liefen die Tränen, denn während sie die Zeilen las, spielte sich alles vor ihrem geistigen Auge nochmal ab, sie fühlte alles von dem unerträglichen Schmerz, der sie seit Daniels Tod plagte als auch den Hass, der sich über die Jahre entwickelte, in denen sie sich einfach nur nach Liebe und einem selbst bestimmten Leben sehnte. Doch sie spürte auch das Leid, welches sie anderen angetan hatte. Regina las die letzten Sätze und ihr Mund öffnete sich, denn sie konnte nicht glauben, was dort geschrieben stand. Wieder und wieder überflog sie die Zeilen. War es möglich, dass sie endlich ihre wahre Liebe gefunden hatte, war es möglich, dass die Retterin ihr Glück war. Plötzlich ergab alles einen Sinn. Regina verstand auf einmal, warum sie schon immer eine Verbindung zu der Blondine fühlte, warum sie es schaffte Regina immer wieder zu berühren, warum sie Gefühle für die andere Mutter ihres Sohnes entwickelte. Emma, von der sie glaubte sie fühle nicht das gleiche, was Regina fühlte. Tief in ihren Gedanken versunken, spürte sie wie Henry sie umarmte und sie konzentrierte sich auf die Umarmung, die Tränen liefen ihr noch immer über ihr schönes Gesicht.

„Mummy, ich habe dich so lieb, das werde ich immer. Ich weiß aber auch, dass Mom deine wahre Liebe ist, also geh zu ihr und sei das erste Mal in deinem Leben wirklich glücklich!" sagte Henry, der seine Mutter noch immer umarmte.

Bei den Worten ihres Sohnes brach die Brünette in Tränen aus, denn das erste Mal hatte sie das Gefühl, dass sie tatsächlich richtig glücklich sein könnte mit Emma an ihrer Seite, ihrer wahren Liebe. „Ich liebe dich auch mein Schatz!" schluchzte sie und streichelte Henry sanft über seinen Kopf.

„Mummy, geh jetzt zu ihr, lass dir dein Glück nicht von Killian stehlen. Übermorgen ist die Hochzeit. Mom und du, ihr beide gehört zusammen!" drängte Henry Regina, die Henry nun mit einem sanften Lächeln und voller Stolz in seine Augen blickte und ihm entgegnete „Du hast Recht Henry, ich muss all meinen Mut zusammennehmen und ihr sagen, was ich fühle. Kommst du solange alleine zurecht oder soll ich Belle Bescheid geben?" Henry verzog sein Gesicht bei dieser Frage und Regina wusste, dass er perfekt ohne sie zurechtkommen würde. Sie drückte dem Jungen einen Kuss auf die Wange, eilte ins Foyer, zog sich einen Mantel über und rannte aus der Haustür.

Beinahe vergaß Henry das wichtigste, Reginas Herz. Dieses hatte er auf seine Vermutung hin schon aus der Gruft seiner Mutter geholt. Er wusste genau, dass sie es entfernt hatte und ebenfalls wusste er, wo seine Mutter es aufbewahren würde. Er holte den Lederbeutel samt Herz aus seinem Zimmer und lief Regina, die schon fast das Grundstück verlassen hatte, hinterher und rief nach ihr. Seine Mutter drehte sich zu ihm um und erkannte den Lederbeutel in seiner Hand. Ihr war sofort klar, dass sich ihr Herz in dem Beutel befand und war eben wieder überrascht über den Geistesreichtum ihres Jungen. Regina nahm den Beutel entgegen und entnahm ihr Herz und setzte es sich wieder in ihre Brust ein. Eine Welle von Emotionen überflutete die Brünette und sie spürte alles so viel intensiver als die letzten Monate. Sie spürte die Schmetterlinge in ihrem Bauch, wenn sie an Emma dachte, sie spürte, wie leicht sie sich fühlte und wie glücklich sie war, wenn sie mit Emma zusammen war. Aber auch den unerträglichen Schmerz konnte sie spüren immer dann, wenn sie realisierte, dass Emma niemals zu ihr gehören würde. Doch das würde sich jetzt ändern, nun hatte sie Gewissheit, dass die Retterin ihre wahre Liebe war und sie für einander bestimmt waren. Schnell verabschiedete sie sich von Henry und machte sich auf den Weg. Sie musste zu Fuß gehen, da sie schon einen Apfelwein getrunken hatte. Sie fuhr unter Alkoholeinfluss niemals mit dem Auto. Außerdem war sie viel zu aufgewühlt um sich jetzt auf irgendwelche Verkehrsregeln konzentrieren zu können. Sie rannte den ganzen Weg bis zu Emma, da Gehen ihr zu lang dauern würde und es außerdem in Strömen regnete. Der kalte Regen durchnässte Reginas Klamotten komplett aber das war ihr egal, denn alles an was sie denken konnte war Emma. Regina kam nach kurzer Zeit an Emmas Appartement an, ihr jedoch kam es wie eine Ewigkeit vor. Als sie die Klingel betätigte, machte ihr Herz, welches sich wieder in ihrer Brust befand, einen riesigen Satz und Regina befürchtete es würde jeden Moment aussetzten.   



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