✗ 7. | e v e l i n e

Um ehrlich zu sein, hatte ich absichtlich Zeit vertrödelt, weil mir die gesamte Situation sehr unangenehm war. Allerdings konnte ich nicht ewig so tun, als würde ich mich nach Tagesangeboten umschauen. Zuerst hatte ich noch Hoffnung, da Erwin und Levi miteinander sprachen. Doch während des Gesprächs wirkte Erwin zunehmend angespannter, weshalb ich beschloss, zu ihnen zurückzugehen. Trotzdem verbesserte sich die Stimmung nicht. Jeder schien in Gedanken versunken zu sein, insbesondere Erwin wirkte sehr in sich gekehrt. Nach einigen Minuten verabschiedete er sich mit der Begründung, einen Termin wahrnehmen zu müssen. Ich war mir sicher, dass er sich einfach der unangenehmen Situation entziehen wollte. Umso mehr fragte ich mich, was er und Levi besprochen hatten. Mein Vertragspartner schien jedoch amüsiert darüber zu sein, dass Erwin aufbrach. Ich hingegen fühlte mich immer noch gestresst und wollte einfach nur nach Hause. Auf dem Weg zur Bushaltestelle schickte ich Erwin eine Nachricht, in der ich mich für Levis Verhalten entschuldigte, obwohl ich nicht genau wusste, was vorgefallen war, da der Dämon keine Details preisgab. Für ihn schien alles in bester Ordnung zu sein.

„Was ist los? Warum seufzt du?", erkundigte sich Levi, als wir im Bus auf dem Heimweg saßen.

Genervt steckte ich mein Handy in meine Tasche. „Fragst du das ernsthaft? Das Treffen war noch schlimmer als das letzte Mal!", beklagte ich mich. „Ich habe doch gesehen, dass du dich im Ton vergriffen hast."

„Nicht wirklich."

„Worüber habt ihr denn gesprochen?"

„Das er dich bevormundet."

Ich zog die Stirn in Falten. „Was? Das ist doch Unsinn! Warum redest du nicht Klartext?"

Levi blickte ausdruckslos aus dem Busfenster. „Das spielt keine Rolle. Wichtiger ist, dass wir uns auf deinen Wunsch konzentrieren."

Ermüdet ließ ich mich in den Sitz sinken und seufzte tief. „Dass es so kompliziert werden könnte, hätte ich nicht gedacht. Und ehrlich gesagt ... ich verstehe Erwin nicht. Er hat mich abgewiesen, aber sein Verhalten deutet auf etwas anderes hin."

„Vergiss ihn! Was auch immer er dir erzählt, er wird dich sowieso nicht glücklich machen, Eveline", entgegnete Levi ernst. „Aber du kannst deinem Glück selbstständig näherkommen, indem du endlich meine Hilfe akzeptierst und dir etwas wünschst."

„Das Problem ist doch, dass ich nicht weiß, was ich mir wünschen soll. Ich habe nicht einmal eine Vorstellung davon, wie eine glückliche Beziehung aussehen sollte." Ratlos schloss ich meine Augen und lehnte meinen Kopf an Levis Schulter. „Hast du keine Ratschläge für mich?"

„Keinen Ratschlag, eher eine Beobachtung", antwortete er und blickte auf mich herab. „Es ist bemerkenswert, wie du gleichzeitig diese Situation verfluchst und sie als selbstverständlich ansiehst."

Ich zwinkerte verwirrt. „Hm? Ich verstehe nicht, was du meinst." Es dauerte eine Weile, bis ich seine Miene entschlüsseln konnte. Dann wurde mir klar, dass er Recht hatte. Trotz der absurden und komplexen Situation saß ich neben Levi, als hätte ich ihn schon immer gekannt. Ich lehnte mich müde an die Schulter eines Dämons! Was war mit mir los?

„Stört es dich, dass ich so vertraut mit dir spreche?", fragte ich leise.

„Warum sollte es das? Ich finde es eher faszinierend. Die meisten Menschen brauchen eine ganze Woche, um überhaupt zu begreifen, dass ich ihnen nicht das Rückenmark aussaugen möchte. Deine Art macht mich neugierig." Er machte eine kurze Pause. „Nun, deine Stimmungsschwankungen sind manchmal anstrengend. Aber man kann nicht alles haben."

„Danke sehr, Mister Sonnenschein", murmelte ich beleidigt. „Aber jetzt mal ernsthaft. Was glaubst du, ist der erste Schritt, um einer glücklichen Beziehung näher zu kommen? Erinnerst du dich daran, dass ich in Sachen Dating völlig unfähig bin?"

„Abgesehen von einem Date sehe ich keine anderen Optionen. Wir sollten auch an deinem Selbstwertgefühl arbeiten."

„Darauf kann ich verzichten", grummelte ich.

„Wie wäre es, wenn du den Worten deines Vertragspartners vertrauen würdest?"

„Ach, willst du mich etwa für naiv halten?"

„Nein, aber du könntest zumindest versuchen, mir zu glauben, Eveline. Wenn ich sage, dass ich dich attraktiv finde, dann meine ich das auch."

„Warum ist es dir so wichtig, dass ich dir glaube? Unabhängig davon, wie unsere Vereinbarung endet, werden wir uns nie wiedersehen." Ich senkte nachdenklich den Blick. Warum war mir das erst jetzt bewusst geworden? Hatte ich mich bereits daran gewöhnt, jemanden, um mich zu haben?

„Genau deshalb könntest du doch wunderbar mit mir üben", meinte Levi.

„Nein! Ich habe dir schon beim letzten Mal gesagt, dass ich es nicht in Ordnung finde, dich wie eine emotionslose Puppe zu behandeln", stotterte ich überfordert. „Ich kann und will nicht so handeln, wie es vielleicht andere in meiner Situation tun würden."

„Viele waren in einer ähnlichen Lage und haben sich weniger moralisch verhalten, als du denkst. Einen so angenehmen und gleichzeitig verklemmten Vertragspartner wie dich hatte ich schon lange nicht mehr."

Entrüstet hielt ich Abstand von Levi. „Was soll das denn bedeuten? Ich dachte, du kennst meine Akte."

„Und du hast gesagt, du hättest keine Fantasien."

Verdammt! Er hat einen Punkt.

„Ist das nicht ungerecht? Du kannst aus der Akte alles über mich erfahren, aber ich weiß kaum etwas über dich."

Levi zog überrascht eine Augenbraue hoch. „Wozu? Du kennst doch meine Lebensweise und zu welchem Zirkel ich gehöre."

„Aber was ist mit dir als Person ... oder ... ähm ... Dämon? Was hast du gemacht, bevor du angefangen hast, Aufträge auszuführen? Oder fangt ihr schon im Kindesalter damit an?"

„Es... ist kompliziert. Auch in meiner Welt gab es Kriege. Aber ich finde, dass meine Vergangenheit nicht relevant ist."

„Aber warum? Du willst, dass ich an meinem Selbstwert arbeite, aber du scheinst dich selbst auch nicht für wichtig zu halten. Und ehrlich gesagt, das macht mich traurig."

Levi starrte mich an. Mit einem Ausdruck, den ich nicht deuten konnte. Aber mir wurde bewusst, dass er wohl noch nie von seinen Auftraggebern nach seiner persönlichen Geschichte gefragt wurde. Was ihn geprägt hatte, wie er aufgewachsen war oder wie er außerhalb der Zentrale lebte. Es schien sie nicht zu interessieren.

„Du bist wirklich ungewöhnlich", murmelte er. „Ein Dämon kann deine tiefsten Wünsche erfüllen und du fragst nach seiner Persönlichkeit oder seinen eigenen Sehnsüchten."

„Nun, dann bin ich eben anders als die anderen. Das stört mich nicht", sagte ich und hob meinen Kopf in gespielter Arroganz.

„Vielleicht liegt das aber auch daran, dass ich dir bisher verschwiegen habe, welche Art von Dämon ich bin."

Ich blickte auf. „Wie? Art? Es gibt Unterschiede?"

Er nickte. „Natürlich. Ihr Menschen unterscheidet euch doch auch durch Sprache, Religion und Kultur."

„Und ... welche Art von Dämon bist du?", fragte ich zögernd. Mein Körper erstarrte, als er sich zu mir herüberbeugte und sein Atem meine Haut streifte. „Ich bin ein Incubus, meine Liebe", flüsterte er mir mit tiefer Stimme ins Ohr. Meine Gedanken überschlugen sich. Langsam nahm Levi wieder Abstand zu mir und schaute zur Haltestellenanzeige. „Wir sollten aussteigen", sagte er. Ich nickte und runzelte nachdenklich die Stirn. Levi war also ein Incubus-Dämon. Als wir ausstiegen, zückte ich mein Handy.

Levi beobachtete mich skeptisch, während ich das Display meines Handys entsperrte. „Was hast du vor? Willst du deinen Kollegen etwa noch eine Nachricht schicken? Hör auf mit diesem Unsinn! Du musst dich für nichts entschuldigen!"

Ich presste meine Lippen zusammen und entgegnete: „Hör auf, auf mein Handy zu starren!"

Levi betrachtete mich für einen Moment, bevor er amüsiert lächelte. „Vielleicht magst du, was du findest. Aber glaube nicht allem."

So ein Unsinn! War es so offensichtlich, dass ich den Begriff Incubus nicht kannte? Ich hatte schließlich keine Ahnung von Mythologie oder Dämonen! Die erste Seite im Browser zeigte mir eine kurze, klare Antwort darauf, welche Art von Dämon Levi war. Nervös schluckend, steckte ich mein Handy wieder in die Tasche.

Erst als ich zuhause ankam, entschied ich mich, die Ergebnisse meiner Internetsuche weiterzulesen. In Ruhe, allein, während ich ein Bad nahm. Ich hatte mich schon daran gewöhnt, dass Levi ohne ein weiteres Wort in seine Welt verschwand und dann einfach wieder auftauchte. Auch wenn ich seine Worte im Hinterkopf behielt - nicht allem zu glauben -, keimte in mir ein seltsames Gefühl auf, als ich die verschiedenen Artikel las. Succubus und Incubus galten als Unglücksbringer, Krankheitserreger und Todesboten. Je nach Geschlecht interagierten diese Dämonen unterschiedlich mit ihren Opfern: Der Incubus verursachte Albträume bei Frauen und hinderte sie im Schlaf an Bewegungen, während er sie schwängerte. Die Succubus wiederum stahl das Sperma von Männern, während diese im Schlaf bewegungsunfähig gemacht wurden, um es Frauen gegen deren Willen einzupflanzen.

Natürlich war mir bewusst, dass diese alten Überlieferungen eher eine Erklärung für heutige Phänomene wie Schlafmangel und Schlafparalyse waren. Trotzdem empfand ich Levi bei all dem, was ich las, nicht als gewalttätigen Triebtäter. Im Gegenteil, ich hatte ihn an jenem Abend als zärtlich und leidenschaftlich erlebt.

Verlegen schob ich die Erinnerungen beiseite. In einem Punkt musste ich den Artikeln allerdings Recht geben: Dass Succubus und Incubus oft in schönen und anziehenden Formen erschienen.

Nachdenklich legte ich mein Handy weg und ließ mich weiter ins Badewasser sinken. Ob Dämonen, Engel oder andere Wesen, Levi war der Beweis dafür, dass solche Kreaturen existierten. Sicherlich nicht in der Form, die unsere Erzählungen und Vorstellungen wiedergaben, aber sie waren real.

Mich beschäftigte die Frage, wie verschiedene Dämonenarten in seiner Welt behandelt wurden. Existierten auch unter ihnen Hass, Diskriminierung und Feindschaften?

Levi hatte einmal einen Krieg erwähnt. War dieser Krieg zwischen Dämonen oder zwischen verschiedenen Welten? Je mehr ich von Levi wissen wollte, desto verwirrter wurde ich. Alles klang so unglaublich und war für mich nicht fassbar. Hätte Levi mich nicht ständig an unseren Pakt erinnert, hätte ich längst vergessen, dass er ein Dämon war.

Es fiel mir schwer, zu erklären, warum ich Levi so selbstverständlich in meinem Leben akzeptierte. Es fühlte sich an, als hätte er immer an meiner Seite gestanden - obwohl wir uns erst seit knapp zwei Woche kannten. Das war abstrus! Bisher waren meine Versuche, Männer kennenzulernen, daran gescheitert, dass ich Zeit für diese Phase benötigte. Die meisten hatten dafür keine Geduld. Entweder sie wollten gleich mit mir schlafen oder nach zwei Wochen eine Beziehung. Es hatte nie richtig gepasst, für beide Seiten nicht. Dass ich ausgerechnet jetzt, nach so kurzer Zeit, einer Person - oder eher einem Dämon - Vertrauen entgegenbrachte, widersprach eigentlich meinen Prinzipien.

War es vergleichbar mit dieser "Liebe auf den ersten Blick", von der man sagte, man würde sie erst verstehen und glauben, wenn man sie selbst erlebte? Aber ich war nicht in Levi verliebt. Wie sollte ich das auch sein? Eine Bindung ging ich erst mit jemandem ein, dessen Persönlichkeit ich wirklich kannte. Alles andere waren nur Äußerlichkeiten. Man verliebte sich doch nicht in jemanden, der vielleicht attraktiv aussah, aber einen abgrundtief schlechten Charakter hatte.

Ich schloss die Augen. All das frustrierte mich. Schon lange wusste ich nicht mehr, woran sich Liebe festmachen ließ. Und nun befand ich mich in dem Dilemma, dass ich unbedacht einen Wunsch geäußert hatte. Vielleicht wäre es besser, den Vertrag mit Levi zu lösen, um seine Zeit nicht weiter zu vergeuden und mich nicht weiter hinunterzuziehen, wenn selbst ein Dämon mir nicht helfen konnte.

„Du hast ja wirklich weiter recherchiert." Ich fuhr erschrocken herum und bemerkte Levi, wie er sich an der Waschmaschine abstützte und mein Handy in der Hand hielt. „Faszinierend, wie dieser Artikel über Succubus und gestohlenem Samen berichtet", kommentierte er den letzten Artikel, den ich gelesen hatte. Er blickte ausdruckslos zu mir. „Und, willst du mich fragen, was davon wahr ist?"

Reflexartig verdeckte ich meine Brüste und ließ meinen Körper tiefer ins Wasser gleiten. „Viel mehr möchte ich wissen, was das hier soll?", erwiderte ich verlegen.

„Ach, dass", antwortete er gelassen. „Ich sagte doch, dass ich nicht immer kontrollieren kann, wo das Portal zur Menschenwelt in deiner Wohnung erscheint."

„A-Als ob!", entgegnete ich und griff nach der Shampoo-Flasche. „R-Raus hier!"

Levi hob seine Augenbrauen, sichtlich unbeeindruckt. „Was sonst? Willst du mir Shampoo ins Auge spritzen? Ich habe dich schon einmal halb nackt gesehen, Eveline. Mach dich nicht lächerlich. Aber gut, wenn du es wünschst, Herrin, werde ich diesen Raum verlassen." Mit einem amüsierten Grinsen öffnete er die Badezimmertür, woraufhin ich wutentbrannt die Flasche hinter ihm herwarf. Leider zu spät, denn ich traf nur die geschlossene Tür. „Trottel!"

Herrin...

Hatte dieser ausdruckslose, unnahbare, zynische Dämon gerade ein Schmunzeln gezeigt und sich einen Scherz erlaubt? Das war doch unerhört! Mir war diese Situation immer noch höchst unangenehm! Es dauerte ein paar Minuten, bis ich mich fertig angezogen hatte und aus dem Badezimmer trat. Levi saß gelassen im Wohnzimmer und spielte auf dem blauen Display herum. Es erinnerte mich immer noch eher an ein Element aus einem Science-Fiction-Film als an Dämonenmagie oder Ähnliches.

„Hast du dich wieder beruhigt?", fragte er spöttisch, als er mich im Türrahmen bemerkte. Ich verzog nur leicht die Lippen. „Ich habe etwas bezüglich einer Verabredung recherchiert. Und eventuell eine geeignete Person gefunden. Wenn ich mich recht entsinne, waren dir Treue, Intelligenz und Ehrlichkeit wichtig."

Überrascht blickte ich auf und ging zu Levi hinüber. „Ja ... das habe ich mal erwähnt. Aber, was hast du vor? Willst du den Mann hierher teleportieren oder so?"

„Sei nicht albern. Ich habe bereits überprüft, ob diese Person auf einer dieser ... Wie nennt ihr das? - Dating Seiten angemeldet ist. Also? Möchtest du ihn kennenlernen? Ich könnte anhand seiner Akte herausfinden, ob der Rest seiner Persönlichkeit deinen Vorstellungen entspricht."

„Jetzt setzt du mich aber wirklich unter Druck, oder?", lächelte ich überfordert und blickte auf das Display. Auch wenn es Menschen nicht zugeben wollen, spielt das Äußere doch unbewusst eine Rolle. Leider kann auch ich mich nicht von dieser Oberflächlichkeit freisprechen. Mein erster Eindruck war 'Muttersöhnchen', und dafür schämte ich mich.

„Was ist? Eure Wohnorte wären nur zwei Stunden voneinander entfernt."

Ich seufzte und setzte mich auf das Sofa. „Es wäre nicht fair, wenn ich alles von ihm wissen würde. Schließlich möchte ich ihn ja kennenlernen und mir kein vorgefertigtes Bild machen, basierend auf dem, was du in seiner Akte gelesen hast."

„Wenn du meinst. Aber ich würde trotzdem empfehlen, zumindest sicherzustellen, dass er keine Leichen im Keller hat, Eveline."

„Ja. Das ... wäre wohl gut", stimmte ich nachdenklich zu.

Levi betrachtete mich, während das Display verschwand. „Du scheinst nicht wirklich begeistert zu sein. Habe ich etwas falsch gemacht? Sollte ich nicht für dich recherchieren, um dir bei deinem Wunsch zu helfen?"

Ich schüttelte den Kopf. „Nein, du hast nur gemäß dem Vertrag gehandelt. Und eine Beziehung entsteht ja nicht einfach so. Ich werde also ein Date nicht vermeiden können. Aber ich habe eher das Gefühl, dass du deine Zeit mit mir verschwendest. Ich habe mir etwas gewünscht, das niemand erfüllen kann. Das kann ich nur selbst tun, auch wenn meine bisherigen Versuche frustrierend waren."

„Ist es falsch, dass ich dir Hilfe anbiete? Ich bin nicht die Art von Dämon, der die Gefühle von Menschen manipuliert. Ansonsten hättest du schon längst jemanden an deiner Seite, der dich vergöttert."

„So etwas möchte ich auch gar nicht", murmelte ich. „Allein der Gedanke, dass jemand nur bei mir ist, weil er unter einem Zauber steht, könnte ich nicht mit meinem Gewissen vereinbaren." Zögerlich blickte ich zu Levi.

„Ich zwinge dich nicht dazu, diesen Mann kennenzulernen, wenn du das nicht willst. Oder hat es eher damit zu tun, dass er nicht so aussieht wie ich?"

„Ach, hör auf! Das habe ich im betrunkenen Zustand gesagt!", seufzte ich. „Nein ... es ist ... ich kann es selbst nicht erklären. Seit du hier bist, ist alles so verwirrend ... und ich bin mir nicht einmal sicher, ob mein Wunsch überhaupt der richtige ist. Wenn man bedenkt, dass es andere Menschen gibt, die alles dafür tun würden, um mit mir tauschen zu können."

„Glaubst du also, dass du kein Recht darauf hast, glücklich zu sein?"

„Ich ... weiß es nicht ..."

Levi blickte mich eine Weile an. „Ich erwarte nicht von dir, dass du sofort eine Entscheidung triffst, Eveline. Zwei Monate mögen nicht lang sein, aber nimm dir trotzdem ausreichend Zeit zum Nachdenken."

Tief atmete ich ein. „Wow! Ich kann mich wirklich glücklich schätzen, dass du mein Vertragspartner geworden bist, nicht wahr?", grinste ich. „Ein anderer hätte mir vermutlich einfach jemanden mit einer Gehirnwäsche vorgesetzt."

„Wäre ich ein anderer Incubus gewesen, wärst du vermutlich schon längst missbraucht worden."

Ich schluckte. „Ähm ... also ... dafür kann ich dir wohl wirklich nur dankbar sein ... denke ich ..."

„Denkst du nun anders über mich, jetzt wo du weißt, dass ich zu dieser Art gehöre?"

„Nein. Ich weiß, dass ... diese Artikel auf Religion und Mythologie basieren."

„Es stimmt, ich bin eine Ausnahme. Leider gibt es immer noch zu viele Succubus' und Incubus', die ihrem Ruf alle Ehre machen", murmelte Levi. „Ich habe mich jedoch dagegen entschieden und wollte Aufgaben übernehmen, die nicht nur auf das Körperliche und die reine Lust beschränkt sind."

Die Gesetze seiner Welt konnte ich wahrscheinlich nie wirklich verstehen, geschweige denn das Problem, das den Ruf seiner Art betraf. Ich schämte mich dafür, beim zweiten Wunsch von Levi verlangt zu haben, mich begehrt und befriedigt zu fühlen. Ich hatte ihn damit auf das heruntergespielt, gegen das er zu kämpfen versuchte.

„An deinem Gesichtsausdruck erkenne ich, dass du es bedauerst, dass ich dir den zweiten Wunsch erfüllt habe", bemerkte er. Beschämt presste ich meine Lippen zusammen. „Missversteh mich nicht. Sexualität ist ein Teil des Lebens, und wenn ich diese auslebe, sage ich nicht, dass ich keine Lust empfinde. Es ist eher der Instinkt unserer Art, den ich hinterfrage, und ob es notwendig ist, dass diese oberflächliche Begierde das Handeln und Denken beeinflusst."

„Ähm ... hast du dich wirklich nicht ... unter Druck gesetzt oder von mir gezwungen gefühlt?"

„Falls es dich beruhigt, nein, das habe ich nicht. Ich habe es getan, weil ich es selbst wollte. Du weißt, ich hätte dir auch einen Traum geben können, wenn es mir zuwider gewesen wäre."

„Hast du so etwas schon oft getan?"

„Ist das eine Frage, um zu erfahren, wie du im Vergleich zu bisherigen Frauen bei mir punktest?"

Ich schluckte nervös. „W-Was? Nein! Lass uns bitte einfach das Thema wechseln!" stieß ich überfordert hervor. „W-Wie heißt der Mann, den du gefunden hast?"

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