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Den gesamten Nachmittag verbrachte ich in meinem Bett, um den Fragen meiner Eltern aus dem Weg zu gehen. Erst als es anfing dunkel zu werden stand ich wieder auf. Ich zog mir einen Hoodie über und schlüpfte in meine bequemste Leggings. Ich schlich mich am Wohnzimmer, sprich an meinen Eltern vorbei und schloss die Haustüre hinter mir ganz leise. Draußen war es schon fast dunkel geworden. Ich entschloss mich dazu, eine schnelle Runde laufen zu gehen und mich anschließend noch in den Park zu setzen, an den Teich in dem es fast immer Enten mit kleinen Küken gab. Langsam sollte ich auch Anni anrufen. Sie hatte mir schon ein paar Nachrichten geschickt. Gesagt getan, schon hatte ich sie am Telefon. Sie stellte mir hundert hektische Fragen, sie sagte mir, dass sie sich Sorgen gemacht hatte. „Es tut mir leid Anni, ich werde dir noch erzählen was los war. Aber erst einmal eine andere Sache. Was hältst du von Paris?" fragte ich sie und sie flippte total aus. Ich wusste, dass Paris einer ihrer Lebensträume war. Paris war in Europa wohl so etwas wie die Stadt der Liebe.
Als sie sich wieder beruhigt hatte, erzählte ich Ihr von dem, was Mr. Turner mir zuvor vorgeschlagen hatte. Ob das eine gute Idee war, es ihr am Telefon zu sagen? Denn jetzt flippte sie noch mehr aus. Aber zu meinem Glück stimmte sie mir sofort, sehr laut, zu.
„Anni ich hab noch eine Frage, wart ihr in der Pause draußen im Pausenbereich?" fragte ich sie. „Nein, es hat in der Pause total geblitzt. Alle sind in der Cafeteria geblieben, hast du das nicht gesehen?" fragte sie mich verwundert. Ich schluckte. „Nein, ich war in der Pause in einem Gespräch." erklärte ich mich. „Nagut April, also. Morgen in der Geschichtsstunde verbringen wir unsere Zeit sinnvoll und suchen uns ein paar Leckerbissen für unseren Trip aus, okay?" ich konnte ihr grinsen förmlich durch das Telefon sehen. Ich fing an zu lachen und stimmte ihrem Plan zu.
Eine Weile blieb ich noch an diesem kleinen See sitzen und beobachtete die Enten. Als es langsam sehr dunkel und auch sehr kühl wurde lief ich schnell nach Hause.

Der Schulmorgen verging recht schnell, ich hatte mich aus Gesprächen heute aber eher zurück gezogen denn irgendwie hatte ich ein wenig Bauchschmerzen vor den letzten beiden Stunden mit Mr. Turner. Obwohl Anni und ich hier ja auch nicht wirklich am Unterricht teilnahmen sondern unsere Zeit eher im Archiv zwischen tausenden Jahrbüchern verbrachten.
Heute war ein sehr warmer und sonniger, ein wirklich wunderschöner Tag. Eigentlich sollte meine Laune so gut sein wir noch nie. Ich hatte mich mit meinen Freundinnen dafür verabredet, heute Nachmittag an den Strand zu gehen. An guten Tagen traf man dort so gut wie jeden den man kannte. Manchmal konnte das unangenehm sein, manchmal aber auch sehr schön.
„April hör endlich auf!" ertönte eine laute Stimme. Ich schreckte hoch. „Was, was denn?" fragte ich erschrocken. „Mit deinem Stift die ganze Zeit diese nervenden Geräusche zu machen!" ich entschuldigte mich bei Stacy, die neben mir saß und sich gerade bei mir beschwert hatte. „Bist du nervös wegen irgendwas?" fragte Anni, welche auf der anderen Seite neben mir saß. „Nein!" platzte es so laut und so schnell aus mir heraus, dass mich alle ansahen. Alle inklusive Mr. Turner der genau in diesem Moment den Raum betreten hatte.
„Okay jetzt werdet ihr mal leise bitte. Bevor wir anfangen..." fing Mr. Turner an zu sprechen während er seine Tasche neben dem Pult abstellte. „Bevor wir anfangen kommen Anni und April bitte einmal mit mir. Die beiden werden heute an einem anderen Projekt arbeiten." Anni stand auf und folgte ihm aus dem Raum, ich blieb wie angewurzelt stehen. „April!" rief sie in den Raum hinein. Ich stand schnell auf und ging genau so schnell hinter den beiden her, mit etwas Abstand, bis zum Archiv-Raum. „So ich gebe euch den Schlüssel, ihr schreibt eine Liste mit möglichen Teilnehmern für die Studienfahrt. Dazu brauch ich bitte den Namen, das Geburtsdatum und die Telefonnummer. Und wenn ihr schon mal hier seit und die ganze Stunde hier arbeitet könnt ihr euch erste Programmpunkte ausdenken die ihr in Paris gerne angehen möchtet." seine Stimme klang kälter als sonst. Er hatte mich nicht ein mal angesehen. Ich setzte mich wortlos hin, er warf mir einen ganz, wirklich gaaaanz kurzen Blick zu und verließ dann den Raum. „Na der ist ja heute schlecht drauf." sagte Anni leise und ging dann zu einem Regal um die Jahrbücher der letzten vier Jahre heraus zu suchen. Diese ließ sie schwungvoll auf den Tisch vor mir fallen, sodass ich zusammen zuckte. „Was ist denn bloß los mit allen?" frage sie und setzte sich hin. Wir verbrachten den halben Mittag in diesem Raum um die Jahrbücher durch zu gucken. Drei von vier hatten wir bereits rausgesucht. Wir hatten natürlich auch ein bisschen darauf geachtet, dass unsere Begleiter nach Frankreich nicht nur gut aussahen sondern auch schulisch was auf dem Kasten hatten. Für die Gerechtigkeit entschieden wir uns für drei Frauen und drei Männer. Einer fehlte noch. Ich sah weiter durch das Jahrbuch von 2018, also von vor 4 Jahren. Bis mir plötzlich ein ganz bestimmter junger Mann auffiel. Eduard (Eddie) Díaz. „Anni, guck mal weißt du noch Eddie Diaz?" fing ich an zu lachen. Sie schaute auf die Seite im Jahrbuch. „Oh Gott natürlich. Niemand war jemals Verliebter in den als du!" auch sie fing an zu lachen und sah mich dann plötzlich schockiert an. „Du willst doch nicht etwa..." lachte sie plötzlich noch lauter. „Klar, was perfekteres kann gar nicht passieren!"
„April, Eddie Diaz war der schlimmste Kerl der jemals auf diese Schule gegangen ist. Du weißt doch was immer über ihn erzählt wurde. Außerdem, guck mal hier wie blöd. Als sein Jahrbuch Zitat hat er seine Handynummer. Schlimmer gehts ja wohl nicht." hielt Anni mir eine Predigt. „Hey seine Nummer, perfekt." sagte ich und tippte sie in mein Handy ein. „Was machst du da? Willst du da anrufen? Die Nummer hat er bestimmt gar nicht mehr das ist vier Jahre her!" protestierte sie. Ich zuckte mit den Schultern, drückte auf den grünen Hörer und schaltete auf Lautsprecher. Es tutete einige Male und ich war schon bereit wieder aufzulegen, da keiner ran ging. Doch plötzlich ertönte ein raues „Hallo?" am Hörer. Ich verschluckte mich, da dies irgendwie unerwarteter für mich kam als ich dachte. „Hallo." sagte ich schnell. „Ja?" fragte der Mann am anderen Ende der Leitung. „Ehm ich.. wer ist da?" fragte ich und sah Anni panisch an. „Du rufst mich an und weißt nicht wer ich bin?" schmunzelte er. „Ich.. also ich hab deine Nummer gefunden." sagte ich und verzog das Gesicht. „Eddie."
„Also, Eddie. Hi, ich bin April." ich setzte mich selbstsicher auf und fing an ihm zu erklären, warum ich ihn anrief und woher ich seine Nummer habe. Nach ungefähr der Hälfte meiner pausenlosen Erzählung unterbrach er mich. „Ich schicke dir meine Adresse an diese Nummer. Du solltest mir persönlich davon erzählen. Wir sehen uns also später, April." sprach er und legte prompt auf. Ich sah Anni perplex an und wir beide lachten plötzlich laut los. „Willst du da hin gehen?" fragte sie. Ich nickte. „Klar, wann bekomm ich denn bitte nochmal die Chance meinem größten Crush meines Lebens bei ihm zu Hause zu begegnen." lachte ich.

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