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„Hey April, würden Sie nach der Stunde einen Augenblick bleiben, ich würde gerne kurz mit Ihnen sprechen." bat mich mein Geschichtslehrer Mr. Turner kurz vor Ende seiner Stunde. Mr. Turner war ein sehr junger, gut aussehender Lehrer, der erst seit kurzem an dieser Schule unterrichtete. Was anfangs ein großes Problem darstellte. Mr. Turner, oder auch Luke, so wie ich ihn vor zwei Jahren kennen gelernt hatte, war während des gesamten letzten Sommers, bevor er hier anfing zu unterrichten, naja wie sag ich das am besten, meine Affäre war er, ja. Eine ganz lockere, unkomplizierte Sache. Was nicht hieß, dass wir nur Sex hatten. Wir hatten eine wunderbare Zeit zusammen, wir waren sogar eine Weile gemeinsam in Europa gewesen. Ungefähr 5 Monate lang ging das, bis er plötzlich als mein neuer Geschichtslehrer vor mir stand. Anfangs war ich ihm wirklich böse gewesen, da er mir nicht einmal davon erzählt hatte, dass er überhaupt einen Job in Los Angeles an einer High School annehmen würde. Laut seiner Aussagen wusste er nicht, dass es sich genau um meine Schule handelte. So schnell das mit uns damals angefangen hatte, so schnell jedoch hatte das hier unter diesen neuen Umständen auch wieder aufgehört. Was ab und zu etwas schwer war, denn gewisse, gefährliche Blicke waren ab und zu irgendwie immer noch da. Keiner wusste von dieser Sache, nicht meine Freundinnen, nicht einmal meine beste Freundin seit meiner Kindheit, Anni. Keiner. Außer er und ich. Was auch so bleiben sollte.
„April?" sprach er mich an, als ich mich umsah und bemerkte, dass alle bereits gepackt und den Klassenraum verlassen hatten. In was auch immer für Gedanken ich die ganze Zeit wieder gesteckt hatte, dass ich das nicht mitbekommen hatte. Er ging in Richtung der Türe und schloss sie bevor er sich vor mir auf meinen Tisch setzte und auf mich hinunter sah. „Okay hör zu, im August wird es eine Sprachreise nach Frankreich geben. Einen Austausch mit einem anderen Lehrer und zwei Schülern. Ich fliege nach Paris und nehme ein paar Schüler mit, aus den letzten 4 Abschlussjahren und dafür kommt ein Kollege von dort mit zwei Schülern hierher, verstehst du?" fing er an zu erzählen. Ich nickte und zuckte mit den Schultern. „Ja. Und?" hakte ich nach. „April ich hätte dich gerne dabei. Ich würde dich gerne bei der Schulleitung vorschlagen, mit mir nach Frankreich zu fliegen." sagte er. Ich schüttelte schnell und sicher den Kopf. „Bist du verrückt geworden? Auf gar keinen Fall werde ich mit dir fliegen." sagte ich etwas lauter. Er sah in Richtung Türe und stand dann auf. „Pst! Warum nicht? Du bist meine beste Schülerin! Es ist nicht so das wir alleine dort hin gehen würden! Außerdem darfst du, wenn du möchtest, die anderen Schüler mit mir zusammen auswählen, damit du dich... sicherer oder besser oder was auch immer fühlst." versuchte er sich zu erklären. Er stand vor mir und zog mich an meiner Hand zu sich hoch. „Was sagst du?" Fragte er erwartungsvoll nach und sah mich intensiv an. Ich trat einen leichten Schritt zurück und er machte es mir nach. „Ich darf alle anderen mit dir zusammen aussuchen?" fragte ich und zog eine Augenbraue hoch. „Pass auf ich mach dir einen Vorschlag. Anni kann mit kommen. Und mit dir zusammen aussuchen. Ihr könnt in meiner nächsten Stunde ins Archiv und die letzten vier Jahrbücher durchgucken. Es dürfen insgesamt 6 Schüler mitfliegen, die in den letzten 5 Jahren hier ihren Abschluss gemacht haben. Schreibt mir eine Liste und ich frag die Leute an. Einverstanden?" er trat wieder einen Schritt auf mich zu.
Ich wusste genau, dass er mich nicht mitnehmen wollte, weil ich nur seine beste Schülerin war. Nachdem wir das zwischen uns beendet hatten hatte er mich noch ein paar mal nach dem Unterricht für ein Gespräch zu sich gebeten, in dem er mir jedes Mal versucht hatte zu sagen, dass es ihm unglaublich schwer fällt mich immer anzusehen, weil er immer noch bestimmte Gefühle für mich hatte, die er nicht unterdrücken kann. Und meine Antwort war ebenfalls jedes Mal die selbe gewesen. Ich wollte meine Zukunft auf keinen fall aufs Spiel setzen, durch so eine bedeutungslose Affäre, die dazu auch noch wirklich hochgradig verboten war. „Das ist nichts unbedeutendes! Mir bedeutest du alles!" sagte er immer wieder, doch ich hatte es bis jetzt immer geschafft ihn konsequent abzulehnen. Was nicht heißt, dass er mir egal war oder ist. Ich fand ihn unglaublich attraktiv, keine Frage. Und ja natürlich sah ich ihn manchmal mit diesen sehnsüchtigen Blicken an und dachte oft zurück an das was wir mit einander hatten. Manchmal fragte ich mich, wie es weiter gegangen wär, wenn er nicht im August plötzlich als Mr. Turner vor meiner Klasse gestanden hätte. Doch das spielte jetzt keine Rolle mehr. Das hier ist mein letztes Jahr. In 5 Monaten würde ich meinen Abschluss haben, den ich unter gar keinen Umständen riskieren würde. Fünf Monate sind eine kurze Zeit, wer weiß wie es nach meinem Abschluss weiter geht. Vielleicht treffen unsere Wege dann wieder aufeinander. Vielleicht verlieren wir uns dann komplett aus den Augen. Keiner weiß was kommt. Und das war auch gut so.
Ich sah ihn an und nickte ihm zu. „In Ordnung. Unter einer Bedingung." forderte ich, während er mich erwartungsvoll ansah. „Wir werden keine Sekunde lang alleine in einem Raum verbringen." sagte ich mit erhobenem Zeigefinger. Ich musste leicht schmunzeln, als er meine erhobene Hand spielerisch in seine nahm und mich anlachte. „Du weißt nicht was du da von mir verlangst." lachte er in ironischem Ton und auch ich musste leicht lachen. Plötzlich stand ich wieder näher vor ihm als ich wollte und als sich unsere Blicke trafen wurden wir plötzlich beide still. Einen Augenblick lang sahen wir uns einfach nur schweigend an, als plötzlich „Fuck." aus mir heraus sprudelte und mein Gesicht sich seinem schnell näherte. Schnell verstand er die Message, packte meine Hüfte und zog meinen Körper an seinen. Unsere Lippen berührten sich schnell und voller Verlangen nacheinander. „Nein." flüsterte ich schweren Atems in unsere Küsse hinein, doch ich konnte nicht aufhören. Es war, als wär er mein Gegenstück, mein Magnet von dem ich nicht mehr getrennt werden konnte. Ich wollte von ihm los, ich konnte aber nicht. Dieses Verlangen, was sich in den letzten Monaten zwischen uns angestaut hatte, ließ hier grade seinen freien Lauf. Luke's Hand schob sich unter meinen Hoodie und meine Hände zogen seinen Körper immer fester an meinen...
... bis plötzlich die Schulglocke schrill ertönte. Ich erschrak heftig und stieß meinen Körper sofort von seinem ab. „Fuck!" sagte ich diesmal etwas lauter. Ich zupfte hektisch meine Klamotten zurecht, sammelte schnell meine Unterlagen zusammen und ging zur Türe. Meine Hand lag schon auf dem Türgriff, als ich mich nochmal zu ihm umdrehte. Er stand perplex und wortlos mitten im Raum und sah mich an. „April, ich glaube-„ ich unterbrach ihn mit einem starken Kopfschütteln. „Tut mir leid." sagte ich leise und verließ dann schnell den Klassenraum.
Auf dem Weg zu dem Raum, in dem ich meinen nächsten Unterricht haben würde, stieß ich mit meiner Freundin Blair zusammen, welche mich nach dem Zusammenstoß an meiner Schulter festhielt. „Hey April, alles okay?" fragte sie verwirrt. Die Türe des Raumes aus dem ich grade gekommen war öffnete sich und Mr. Turner trat heraus um sich auf dem Flur umzuschauen. Sein Blick ruhte auf mir, während ich hektisch zu Blair sagte, das es mir plötzlich sehr schlecht geht und ich schnell nach Hause muss. Sie versprach mir, mich im Sekretariat abzumelden, damit ich auf schnellstem Wege verschwinden kann.
Auf dem Weg zum Ausgang kam mir auch Anni entgegen, welche ich allerdings nur mit einem „Ich rufe dich später an!" abwimmelte und schnell das Schulgebäude verließ. An der Luft blieb ich erst einmal eine Weile stehen und atmete tief ein und wieder aus. Was hatte ich getan? 6 Monate war Luke jetzt schon an dieser Schule und nie war es auch nur ansatzweise zu dieser Situation gekommen. Und dazu hätte es auch niemals kommen dürfen. Wie kann ich denn jetzt noch guten Gewissens meine Koffer packen und mit ihm nach Frankreich fahren. Aber ich hatte ihm eben schon zugesagt. So viele verschiedene Gedanken schossen durch meinen Kopf. Die Emotionen sprudelten nur so in mir. Ich setze mich in Bewegung und ging den schmalen Weg an der Schule entlang der zur Hauptstraße führte. Auf dem Weg dorthin musste ich auch noch genau an dem Fenster seines Klassenzimmers vorbei. Ich blieb davor stehen und fing an es fassungslos anzustarren. Erst jetzt fiel mir auf, dass man aus dem Pausenbereich beste Sicht auf sein Klassenzimmer hatte. Oh mein Gott, dachte ich mir, uns MUSS doch jemand gesehen haben. Plötzlich wurde ich immer nervöser und unsicherer, ich wurde wütend und ängstlich, alles gleichzeitig und ich spürte wie einzelne kleine Tränen auf meine Wangen fielen. Durch ein Klopfen wurde ich aus meinen Tranceartigen Gedanken gerissen. Ich sah grade aus und blickte auf Anni, welche am Fenster saß, klopfte und mir zuwinkte. Alle anderen sahen mich verwirrt an, nur Mr. Turner nicht, welcher vor sich auf den Boden starrte. Nachdem ich zurück gewunken hatte machte ich mich endlich schnell auf den Weg nach Hause.
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