Kapitel 54

(Kili POV)

Mit einem Ruck öffnete sich die Holztür und ich stand meinem Bruder gegenüber. Tränen standen ihm in den Augen und schon umarmte er mich innig.
"Ich hatte solche Angst dich auch noch zu verlieren", flüsterte Fili und zog mich in den großen Raum. In der Mitte stand ein großer runder Tisch, an dem Balin saß. Doch stand der ältere Zwerg auch auf und kam langsam auf uns zu.
"Wieso mich auch noch verlieren? Was meinst du mit auch?", fragte ich skeptisch und ich schaute mich um, ob noch jemand in dem Raum war. Doch das war es nicht und ein ungutes Gefühl beschlich mich.
"Fili was ist passiert, als ich ohnmächtig war?", fragte ich panisch und mit weit aufgerissenen Augen. Mein Bruder seufzte traurig und ließ sich zurück auf den großen Stuhl sinken, den Stuhl des Königs. Auch Balin seufzte und kam auf mich zu. Trauer stand ihm ins Gesicht geschrieben und als ich wieder zu meinem Bruder sah, hatte er das Gesicht in seine Hände vergraben und seine Schultern bebten.
"Balin was ist los?", schrie ich schon fast. Balin druckste ein wenig herum, doch dann seufzte er erneut.
"Kili du hast viel verpasst in den drei Tagen. Laura hat es dir wahrscheinlich nicht gesagt, um dich nich zu überrumpeln. Dadurch, dass sie dich und deinen Bruder rettete konnte sie eurem Onkel nicht mehr helfen." Während Balin sprach kamen mir die Tränen und es war mir egal, dass ich der Prinz war und eigentlich nicht weinen durfte.
"Thorin tötete Azog, doch dabei wurde er tödlich verwundet. Seine Beerdigung war der Abend vor drei Tagen", flüsterte Balin und selbst ihm lief eine Träne über die Wange. Ich lief an Balin vorbei zu meinem Bruder und legte ihm die Hand auf die Schulter. Seit unser Vater gestorben war, war Thorin wie ein Vater für Fili und mich gewesen und jetzt sollte er tot sein?!
Ich konnte es mir noch gar nicht vorstellen!
"Fili i-ich...", stammelte ich und setzte mich neben ihn.
"Nein Kili. Es ist nicht deine Schuld und auch nicht Lauras. Ohne sie wären wir alle gestorben und Durins Linie vollkommen ausgelöscht", flüsterte Fili und hob langsam den Kopf. Ein schwaches, aufmunterndes Lächeln erschien auf seinen Lippen und er klopfte mir auf die Schulter.
" Thorin hätte es gewollt, dass wir seinen Platz einnehmen und da ich der Ältere bin, werde ich der König sein, doch ich hoffe du wirst mir helfen, Bruder", meinte Fili und stand auf. Ich tat es ihm gleich und legte meine Hand auf seine Schulter.
"Du bist mein Bruder Fili. Natürlich werde ich dir helfen, bei allem was anfällt. Kann ich Thorins Grab sehen?", fragte ich leise und schaute meinem Bruder betrübt an. Thorins Tod traf mich wirklich sehr, schließlich starb unser Vater als wir noch sehr jung waren. Thorin war es der uns zusammen mit unserer Mutter Dis großgezogen hatte. Es fühlte sich an als wäre mein Vater ein zweites Mal gestorben.
"Kili dafür musst du doch nicht um Erlaubnis bitten! Du darfst immer zu ihn gehen, doch später werden wir noch einmal hingehen, zusammen mit Mutter. Sie wird bald heute hier eintreffen", sagte Fili und legte seinen Arm um mich. Mutter kam also! Natürlich freute ich mich meine Mutter endlich wiederzusehen, sie hatte uns damals nur ungern gehen lassen. Sie hatte Angst um uns, was wohl auch berechtigt gewesen war...

(Laura POV)

Ich musste nicht lange suchen, da fand ich Dwalin auf einer bereits frei geräumten Fläche vorm Erebor. Die Sonne stand tief am Himmel, doch im Winter war dies normal. Lange stand ich ein paar Meter entfernt von Dwalin und beobachtete ihn. Verbissend kämpfte er mit der Luft, jeder Muskel war angespannt und schließlich trat er gegen einen Stein, am Rande der Fläche. Wütend setzte er sich schließlich darauf und schmiss sein Schwert auf den Boden. Ich erahnte schon warum er so war. Er vermisste den König. Jeder tat das. Ich hatte nie ein gutes Verhältnis zu Thorin, doch sein Tod traf mich dennoch.
Langsam ging ich auf Dwalin zu und hob sein Schwert hoch. Schweigend setzte ich mich neben ihn und schaute auf den Stahl der Klinge.
"Möchtet Ihr vielleicht....darüber reden?", fragte ich leise und schaute Dwalin an.
"Nein", meinte Dwalin knapp. Er war immer noch der gefühlskalte, harte Zwerg und das musste ich akzeptieren.
"In Ordnung. Dann werde ich Euch mal in Ruhe lassen", flüsterte ich und erhob mich wieder.
"Nein warte! Es hilft mir mich durch irgendetwas abzureagieren. Kämpft gegen mich", bat Dwalin und ich drehte mich zu ihm um. Dwalin war in einer Hinsicht wie ich und das machte ihn mir sympathisch. Er brauchte keine Schulter zum Ausheulen, das brauchte ich auch oft nicht. Wie Dwalin musste ich meine Wut irgendwo rauslassen.
"Ihr wollt es nicht anders. Regel! Keine Verletzungen", erklärte ich kurz und knapp. Dwalin stand auf und hob sein Schwert hoch. Ich zog meines ebenfalls und drehte die rote Klinge kurz hin und her.
"In Ordnung", erwiderte Dwalin und stellte sich in der typischen Kampfstellung hin, die ich zu Beginn auch gelernt hatte. Deshalb stellte ich mich auch so hin, knickte die Knie etwas und wog mein Schwert in der Hand. Dwalin studierte mich ausgiebig und dies tat ich auch. Er wusste schon wie ich kämpfte, schließlich hatten sie alle mein Duell mit Thorin miterlebt. Mit einem lauten Brüllen kam Dwalin auf mich zu und hob währenddessen sein Schwert. Laut klirrend trafen sich unsere Klingen, ein Vibrieren zuckte durch meinen ganzen Körper und Dwalin starrte mich mit wilder Entschlossenheit an! Ich trat zurück und löste unsere Schwerter wieder, doch bevor ich die Chance hatte einen Angriff zu starten, sprang Dwalin wieder hervor.
"Ihr seid ein guter Kämpfer", flüsterte ich grimmig, als wir uns zwischen den gekreuzten Schwertern hindurch wieder anstarrten.
"Ihr auch", erwiderte er und tatsächlich grinste er frech. Es war nur ein schwache Grinsen, aber dass er es tat war schon etwas ungewöhnliches.
Ich sprang nach hinten und kletterte einige Felsbrocken nach oben. Dort angekommen drehte ich mich zurück und blickte nach unten auf Dwalin.
"Na kommt Ihr?", fragte ich provizierend und grinste ebenso frech zurück. Ich wusste, dass Dwalin so reagieren würde, wie er es jetzt tat. Wütend kletterte er mir hinterher, doch dieses Mal war ich schneller und griff ihn an. Anmutig sprang ich den Felsen nach unten und dem Zwerg entgegen. Überrascht aber erfolgreich blockte Dwalin ab und kletterte seinerseits auf den höchsten Felsblocken. Dort oben blieb er stehen und lachte leise.
"Ich hätte es mir schwerer vorgestellt Euch zu schlagen. Euch, einen Drachenreiter", lachte er schadenfroh und achtete für eine Weile nicht auf mich. Gekont ignorierte ich seine Beleidigungen und wollte gerade das Wort erheben, doch da kam mir jemand zuvor.
"Dwalin", rief eine weibliche Stimme, die dennoch sehr tief klang. Verwirrt drehte sich Dwalin um und erstarrte.
"Dwalin ein Drachenreiter? Glaubt Ihr wirklich an solche Kindermärchen?", fragte eine zweite Stimme, eine Tiefe.
"Nunja...", begann Dwalin, doch da grinste ich schon siegessicher vor mich hin. Lautlos sprang ich von Stein zu Stein und schließlich mit einem lauten Schrei auf Dwalin. Überrascht stolperte er nach hinten, verlor das Gleichgewicht und fiel schließlich die Steinwand nach unten.
"Daro! (Halt! Stop!) ", schrie ich erschrocken und streckte meine Hand aus. Ein bläuchliches Schimmern umgab den Zwerg und binnen Millisekunden hing er in der Luft. Jetzt war ich erleichtert, dass ich etwas Sindarin konnte und atmete erleichtert aus.
"Entschuldigt Dwalin", rief ich und ließ ihn langsam zu Boden schweben, wo schon zwei andere Zwerge standen, ein Soldat und eine Zwergin. Elegant hüpfte ich Stein für Stein die Wand nach unten und stand schließlich neben Dwalin.
"Ihr seid stark", murmelte Dwalin und klopfte sich den Staub von seiner Kleidung.
"Nunja stark eher nicht. Ich bitte Euch seht mich an!", meinte ich lachend und steckte mein Schwert weg.
"Elfisch trifft es eher und magisch auch. Oromis hat mich zu einer guten Drachenreiterin ausgebildet und das Training tat sein Übriges", meinte ich schulterzuckend und wand mich erst dann an die Zwerge. Neben den zweien standen hinter ihnen auch noch andere.
"Dis, es ist eine Freude Euch wiederzusehen. Lange ist es her", begrüßte Dwalin die Zwergin, die seinen Gruß nur erwiderte.
"Wohl war Dwalin. Nun es ist frisch hier draußen. Wie wäre es wenn Ihr mich nach drinnen begleitet. Ich möchte endlich meine Jungs wiedersehen", erwiderte die Zwergin. Dem stimmte Dwalin nur mit einem Nicken zu und geleitete sie in Richtung Berg davon. Das war nun also Kilis Mutter! Wie sie wohl auf Melissa und mich reagieren würde oder gar auf den Tod ihres Bruders? Srillschweigt folgte ich den beiden in den Berg. Neben mir lief dieser Soldat, der mich die ganze Zeit nur skeptisch beobachtete.
Kaum dass wir den Erebor betraten hatten, machte ich mich davon und auf die Suche nach Melissa, da ich Kili noch immer bei Fili vermutete. Sie würden jetzt bestimmt ihre Mutter empfangen.

Und wieder ein neues Kapitel ^-^
Ich weiß nicht genau wie viele exakt noch kommen werden, aber viele sind es nicht mehr. Leider. Diese FF ist wirklich sehr schön, aber ich habe ja noch drei weitere :))
Laura

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