Kapitel 5

(Kili POV)

"Laura, bleib bei mir", schrie ich verzweifelt, doch es war zu spät. Sie war bewusstlos.

So schnell ich konnte folgte ich meinem Bruder und Melissa durch den engen Gang. Wir mussten ihr helfen. Sie durfte nicht sterben.

Immer wieder schaute ich auf sie herab, doch jedes mal lag sie nur bewusstlos in meinen Armen. Ihre langen blonden Haare klebten ihr im Gesicht. Blut lief immer noch aus den Wunden am Oberarm. Es sah schlimm aus, sehr schlimm. Ich beeilte mich noch mehr. Ich wollte sie nicht verlieren. Ich wollte sie noch mal lachen hören oder ihre himmelblauen Augen ansehen, in denen man sich verlieren konnte.

Plötzlich wurde mir etwas bewusst.

Ich glaubte ich hatte mich in Laura verliebt. Ich schaute wieder auf sie herab und sah wie sich ihre Brust langsam hob und senkte. Ohne das Blut könnte man denken, sie schliefe nur. Auf ihren Lippen lag ein leichtes Lächeln.

Ich verließ den engen Gang und folgte den anderen Zwergen über eine Brücke nach Bruchtal. Gandalf unterhielt sich gerade mit einem Elben, als plötzlich ein Horn zu hören war. Ich hielt Laura immer noch in meinen Armen und betrachtete sie. Ich war immer noch von ihrer Schönheit überwaltigt. Doch es war nicht nur das, was ich an ihr mochte. Sie war anders. Schon wie sie mit Onkel Thorin geredet hat, hatte mich beeindruckt.

Gedankenverloren strich ich ihr eine blutige Haarsträhne aus dem Gesicht und ließ meine Hand kurz auf ihrer Wange liegen.

Sie wurde immer schwächer, ihr Herzschlag immer langsamer und ihr Kopf rutschte gegen meinen Körper. Ich musste etwas unternehmen.

Gandalf redete gerade irgendetwas von Einladung zum Essen.

"Laura braucht einen Heiler. Sie stirbt", verzweifelt wand ich mich an Herr Elrond und trat aus dem Zwergenkreis hervor. Er drehte sich zu mir um und sofort legte sich Besorgnis auf sein Gesicht.

"Lindir, bring unsere Gäste rein", wand er sich an einen anderen Elb.

"Komm mit, schnell", sagte er zu mir und bedeutete mir ihm zu folgen. Ich schaute noch einmal zu meinem Bruder, der mir zunickte und einen Arm um die verzweifelte Melissa legte. Hatte ich da was verpasst?

So schnell ich konnte folgte ich Herr Elrond durch die Gänge Bruchtals.

"Hier rein, leg sie auf das Bett", sagte Herr Elrond, als er eine Tür öffnete und gleich darauf wieder verschwand. Eine Minute später, kam er in Begleitung eines Heilers zurück.

Ich hatte Laura vorsichtig auf das Bett gelegt und stand jetzt neben dem Bett. Der Heiler hastete zum Bett und schaute sich ihren Oberarm an.

"Wird sie es schaffen?", fragte ich besorgt.

"Ich weiß es nicht", sagte Herr Elrond zu mir und schaute mich mitleidig an.

"Du solltest jetzt gehen", meinte er und schob mich aus dem Raum.

"Aber...", wollte ich mich beschweren, doch die Tür war bereits wieder verschlossen.

Ich ließ mich an der Wand auf den Boden gleiten und wartete. Auf was wusste ich nicht genau. Was wenn sie es wirklich nicht schafft und stirbt? Das würde ich nicht aushalten.

"Wie geht es Laura?", fragte Melissa plötzlich neben mir. Ich schaute auf und zuckte mit den Schultern.

"Herr Elrond weiß es nicht genau." Fili trat hinter uns und legte jedem von uns einen Arm um die Schulter.

"Kommt. Wir sollten auf andere Gedanken kommen. Sie wird es schaffen, da bin ich mir sicher. Kommt, wir gehen zu den anderen", sagte mein Bruder aufmunternd.

Ich nickte leicht und folgte ihm.

(Laura POV)

Dunkelheit! Schwarz! Lichtlos! Kalt! Keine Orientierung! Nichts! Da plötzlich. Ein Licht. Stimmen. Stimmen, die ich nicht kenne! Gandalf? Herr Elrond? Weitere Stimmen.

Schmerz! Kraftlos. Am Ende. Müde. Erschöpft. Licht kommt näher. Kälte! Und näher. Es wird wärmer. Ich ging auf es zu. Es wurde immer wärmer und wärmer. Die Schmerzen wurden weniger.

Plötzlich eine Stimme hinter mir. Ich drehte mich um und starrte in die Dunkelheit. Ich konnte nichts sehen, als Schwärze.

"Laura?", fragte jemand und eine schemenhafte Gestalt trat aus der Schwärze. Sie streckte mir eine Hand entgegen und trat noch einen weiteren Schritt in meine Richtung.

Kili! Es war Kili, der aus der Dunkelheit trat.

"Komm zurück", bat er mich und flehte mich förmlich mit seinen Augen an. Ich trat einige Schritte auf ihn zu. Sofort kamen die Kälte und die Schmerzen zurück. Ich stoppte und blickte mich um zum Licht. Ja, es war warm und schmerzlos dort, aber...

"Bitte! Ich brauche dich", flehte er mich an. Er brauchte mich? Ich drehte mich wieder um und trat einen weiteren Schritt auf ihn zu. Die Schmerzen überwältigten mich und ich musste erstmal verschnaufen.

"Komm. Du schaffst das. Ich glaub an dich", ermunterte er mich und ein kleines Lächeln formte sich auf seinen Lippen.

Ich holte tief Luft und überwand mit ein paar Schritten die letzten Meter zwischen uns.

"Siehst du. War doch gar nicht so schlimm", sagte Kili. Ich lächelte leicht und streckte meine Hand aus um seine zu nehmen. Als ich sie berührte ,fiel ich wieder. Fiel in dieselbe Dunkelheit wie am Anfang.

"Sie wird wach", rief eine Stimme neben mir, doch es war nicht Kili. Wer war es? Und wo war ich? Ich fühlte eine Decke, die über mich gelegt war oder zumindest bis zu meinem Bauch. Ich lag auf einem Bett.

Mir war kalt. Sehr kalt und ich zitterte leicht. Wo war denn mein Pullover hin? Gut, dass ich darunter immer ein hautenges weißes Top anhatte, aber das hielt nicht wirklich warm.

Die Wunden am Oberarm schmerzten, aber nicht mehr ganz so schlimm.

"Laura?", fragte eine bekannte Stimme neben mir. Gandalf! Ganz langsam öffnete ich meine Augen. Der Raum war ziemlich hell und ich musste ein paar mal blinzeln bevor ich alles sehen konnte.

"Wie geht es dir?", fragte ein braunhaariger Elb neben mir. Ich nickte.

"Gut, Herr Elrond", krächzte ich mit brüchiger Stimme.

"Was ist passiert?", fragte ich nach einigen Minuten. Meine Kräfte kehrten langsam zurück.

"Du wurdest schwer verletzt. Einer der Zwerge hatte dich den ganzen Weg hierhin getragen und so dein Leben gerettet. Einige Minuten später und wir hätten dich verloren", erklärte mir Herr Elrond die Situation. Kili! Er hatte mir das Leben gerettet.

Ich setzte mich langsam auf und spürte einen stechenden Schmerz in meinem Oberarm.

"Du musst dich schonen. Die Wunden sind tief", sagte Gandalf und stand auf. Wieso sollte ich mich schonen? Ich meinte, wozu hat man Zauberkräfte?

"Waíse heill! (Werde gesund!) ", murmelte ich und legte meine Hand auf die Wunde. Sofort spürte ich ein leichtes Kribbeln und langsam verheilte die Wunde, bis sie schließlich ganz weg war. Das bläuliche Leuchten, dass bei diesem Zauber immer von meiner Hand ausging, verschwand ebenfalls.

"Viel besser", erleichtert streckte ich mich und schaute in die überraschten Gesichter von Herr Elrond und Gandalf.

"Es gibt sie also doch", murmelte Gandalf und schaute mich wie ein Auto an.

"Hä?", fragte ich verwirrt. Meinte der mich?

"Eine Shur'tugal (Drachenreiter) ", sagte Herr Elrond ebensk überrascht.

"Ihr wisst was ich bin?", geschockt blickte ich die beiden an.

"Ja", nickte Gandalf. "Geschichten erzählen von Menschen wie dir, aber wir glaubten immer euch gebe es nicht."

"Doch es gibt uns, aber nicht mehr viele. Neben mir nur noch drei andere", meinte ich immer noch etwas überrascht.

"Aber erzählt es niemandem", bat ich die beiden.

"Das werden wir nicht. Und was ist mit Melissa? Ist sie auch eine?", fragte Gandalf.

"Nein. Außer mir kommen alle Drachenreiter aus Alagaësia. Melissa und ich sind von der Erde", meinte ich und setzte mich auf die Bettkante.

"Weiß sie es denn?", fragte Herr Elrond.

"Ja das tut sie", sagte ich und stand auf.

"Wo ist eigentlich mein Pullover?", fragte ich Elrond und schaute ihn fragend an.

"Wir haben ihn gewaschen. Er müsste irgendwo draußen sein. Komm wir suchen ihn", sagte Gandalf und öffnete die Tür.

Ich folgte ihm durch die Gänge Bruchtals und schaute mich begeistert um. Bruchtal war noch atemberaubender als im Film. Die Sonne schien, aber trotzdem war mir kalt.

"Hier", sagte Gandalf und reichte mir meinen Pullover. Wir standen neben einem Fluss, der durch das Tal floss.

"Du kannst jederzeit zu uns kommen. Ich denke die Zwerge und Melissa sind im großen Saal und essen", sagte er noch und verschwand.

"Danke. Ich komme in ein paar Minuten nach", rief ich ihm noch hinterher.

Es war so schön hier, dass ich mich einfach an das Ufer stellte und dem Rauschen des Flusses zuhörte.

Irgendwann hörte ich schwere Schritte hinter mir und drehte mich um. Kili kam ein wenig schwankend auf mich zu. Er grinste breit.

"Laura, du lebst", lallte er und umarmte mich.

"Kili, du bist betrunken", sagte ich und schob ihn von mir weg.

"Gar nicht war", beleidigt sah er mich an. Er sah aus wie ein Kind, dass nicht bekommt was es will.

"Und ob", grinste ich.

"Was machst du hier?", fragte er und schaute mich schief an.

"Ich bewundere die Natur hier. Bruchtal ist so schön", sagte ich und schaute wieder auf den Fluss.

"Ja das ist es, aber du auch", lallte Kili wieder. Hatte er gerade gesagt ich sei schön? Ich schaute zu ihm rüber, doch es schien als sei er sich nicht bewusst, was er gerade gesagt hatte.

"Hast du schon die Elben gesehen?", fragte er und schaute mich von der Seite an. Die Frage hatte ich jetzt nicht erwartet.

"Äh, ja", antwortete ich ihm.

"Weißt du was?", fragend schaute er mich an.

"Was?"

"Du bist echt süß und schön, aber...", lallte er weiter und trank noch etwas von seinem Bier.

"Aber...?"

"Aber du hast keine Chance gegenüber einer Elbin. Die sind echt heiß", verträumt schaute er auf den Fluss. Vollkommen enttäuscht schaute ich ihn an. Er hatte ehrlich gesagt, ich hätte keine Chance gegenüber einer Elbin. Ich hatte zwar nichts gegen Elben und sie waren echt schön mit ihren makellosen Gesichtern, aber das kränkte mich. Er verletzte mich und bemerkte es nicht mal, so betrunken war er. Das machte es nur noch schlimmer, da ich wusste, dass Betrunkene immer die Wahrheit sagten. Traurig und verletzt schaute ich auf den Fluss.

"Was ist?", fragte Kili. Er bemerkte es echt nicht! Wie kann man nur so gemein sein! Er stupste mich von der Seite an. Es war nur gut gemeint von ihm, doch ich war so überrascht, dass ich das Gleichgewicht verlor. Mit einem geschocktem Schrei stürtze ich in den Fluss.

Das Wasser war eiskalt und alles Luft wurde mir aus der Lunge gequescht. Prustend kam ich wieder an die Oberfläche und schnappte nach Luft. Mit einigen Zügen schwamm ich ans Ufer und kam zitternd aus dem Wasser. Kili kam zu mir herübergelaufen.

"Nein!", schrie ich ihn an. Seine Miene verfinsterte sich.

"Lass mich einfach in Ruhe", flehte ich und rannte in Ruchtung Bruchtals. Es war einfach alles zu viel. Erst verletzt Kili meine Gefühle und merkt es nicht mal und dann schubst er mich auch noch in den Fluss.

"Laura! Warte doch!", schrie Kili hinter mir her.

"Geh weg", rief ich zurück, als er mich plötzlich am Arm zu fassen bekam und festhielt.

"Ich wollte dich nicht in den Fluss schubsen. Es tut mir leid", er schaute mich entschuldigend an. Er hatte sich zwar entschuldigt, aber nur für das in den Fluss schubsen. Was mich mehr verletzte waren seine Worte, doch das schien er nicht zu bemerken.

"Lass mich einfach in Ruhe, bitte", ich riss mich aus seinem Griff und lief nach drinnen.

"Was habe ich denn gemacht?", fragte er, als er hinter mir den Saal betrat. Es war der Saal, in dem die anderen Zwerge und einige Elben beim Essen saßen.

"Auch Worte können verletzten. Denk mal darüber nach", ich drehte mich um und schaute ihn an. Er verstand es immer noch nicht!

Ich drehte mich wieder um und verschwand aus dem Raum.

Die ersten Tränen rollten über meine Wange, als ich meinen Raum betrat und aufs Bett schmiss.

(Kili POV)

Was meinte sie damit? Verwirrt schaute ich Laura hinterher, als sie aus dem Raum stürmte. Was habe ich denn gesagt? Verzweifelt dachte ich an unser Gespräch,  doch mir viel beim besten Willen nicht ein, was es war.

Immer noch verdutzt ließ ich mich neben meinem Bruder auf die Bank plumpsen.

"Was war das denn?", fragte Melissa.

"Ich glaub ich hab Laura in den Fluss geschubst", murmelte ich.

"Du hast WAS?", Fili und Melissa schrien mich gleichzeitig völlig erschrocken an.

"Jetzt hast du ein großes Problem, Bruder", sagte Fili und legte seine Hand auf meine Schulter.

"Das weiß ich auch. Ich hab anscheinend noch irgendwas zu ihr gesagt, dass nicht so nett war, aber ich erinnere mich nicht was es war", verzweifelt ließ ich meinen Kopf auf den Tisch fallen.

"Großes Problem, Bruder. Du hättest nicht so viel trinken sollen", sagte Fili.

Den ganzen nächsten Tag ignorierte Laura mich. Es tat weh. Sehr sogar. Ich wusste echt nicht mehr was ich gesagt hatte, sosehr ich mich auch anstrengte. Mich bei ihr entschuldigen konnte ich auch irgendwie nicht, ich wusste ja eben nicht wofür.

Was habe ich gesagt, dass sie so verletzt hat??

Okay :) Laura ist doch nicht tot :), aber Kili hat echt ein großes Problem XD. Mal sehen, ob er das wieder kitten kann :/
Laura

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