Kapitel 1
"Missey", schrie ich nach hinten und grinste.
"Wo bleibst du denn?", fügte ich noch hinzu. Ich schaute wieder nach vorne. Vor mir sah ich den kleinen Wald, der hinter dem Haus meiner besten Freundin Melissa beginnt. Es war zwar nur ein kleiner Wald, aber dennoch der einzige den ich kannte, der noch so aussah wie vor 100 Jahren. Nie hatte sich jemand für ihn interessiert und das war auch gut so.
Völlig außer Atem kam Melissa neben mir zum Stehen.
"Alter, seit wann kannst du denn so schnell laufen?", fragte sie zwischen einigen Atemzügen. Ich drehte meinen Kopf ein wenig und lächelte sie an.
"Eigentlich kann ich schon immer so schnell laufen. Ich hab es nur nie gezeigt, das wäre zu auffällig gewesen", sagte ich und grinste wieder. Ich schaute wieder zum kleinen Wald. In der Mitte gab es eine kleine Lichtung, das wusste ich. Nicht groß, aber groß genug für einen Drachen. Melissa stand neben mir und betrachtete den Wald.
"Wieso gehen wir dahin. Kann ich deinen Drachen nicht auch hier sehen?", fragte sie. Ich schüttelte den Kopf.
"Nein. Hier ist es zu offen. Man könnte Rubin sofort sehen und ich möchte es so lange wie geht geheimhalten", erklärte ich es ihr.
"Wieso heißt dein Drache eigentlich Rubin?", fragte Melissa weiter. Wieso fragt die heute denn so viel?
"Du wirst es sehen", meinte ich nur grinsend und lief langsam Richtung Wald. Melissa sollte schließlich mit mir mithalten können.
Laura wir haben ein Problem, hörte ich Rubin in meinen Gedanken. Er redete immer über Gedanken mit mir. Das war so bei den Drachen Alagaësias.
Wir sind gleich auf der Lichtung und warten dort auf dich, antwortete ich ihm ebenfalls über Gedanken.
Beeilt euch. Es ist dringend.
Wenn Rubin schon sagte, dass es dringend sei, dann ist es das auch. Komisch. Langsam frage ich mich was er will.
"Komm, Missey. Beeilen wir uns ein wenig. Irgendetwas stimmt hier ganz und gar nicht", sagte ich zu Melissa, als wir den Wald betraten. Wir schlugen uns durch diverses Gestrüpp und kamen einige Minuten später etwas zerkratzt auf der Lichtung an. Rubin war noch nicht da, aber irgendetwas war anders auf dieser Lichtung. Ich fühlte es, wusste aber nicht was es war.
Wir mussten nur einige Minuten warten. Zuerst hörten wir ein Rauschen, das immer lauter wurden. Etwas später kam auch das Geräusch von Rubins Flügeln dazu. Die Kronen der Bäume bogen sich im Wind und meine Haare flogen mir ins Gesicht. Mit einem dumpfen Knall landete Rubin vor uns auf der Lichtung. Seine roten Schuppen schimmerten in der Sonne und kleine Rauchwölckchen stiegen aus seinen Nüstern.
Melissa starrte ihn einfach nur an.
"Wow. Der ist ja groß", flüsterte sie andächtig.
"Groß? Für einen Drachen ist er noch ziemlich klein, aber er ist ja auch erst zwei Jahre alt", meinte ich zu Melissa. Ich drehte meinen Kopf zu Rubin.
"Was ist denn das Problem, Rubin?", fragte ich ihn.
Fühlst du es denn nicht? antwortete er mit einer Frage. Ich wollte schon etwas sagen, da viel es mir auf. Das Gefühl, das ich hatte, als wir den Wald betraten. Ich kannte es, sehr gut sogar. Einmal hatte ich es schon gefühlt, vor zwei Jahren. Es war kurz nachdem Rubin geschlüpft war. Das Portal öffnete sich ohne unsere Hilfe und schleuderte uns nach Alagaësia. Damals geschah es nur einmal und auch nur weil man uns in Alagaësia brauchte. Ich blieb freiwillig in Alagaësia und ab da konnte ich das Portal selbstständig öffnen.
Aber das musste ja heißen, dass es noch eine Welt gab, die unsere Hilfe so sehr brauchte, dass sich das Portal wieder von allein öffnen wird.
"Ja ich fühle es. Es ist dasselbe wie vor zwei Jahren. Denkst du auch, dass das Portal sich wieder öffnet?", wand ich mich an ihn. Rubin nickte mit seinem Kopf, wenn man das ein Nicken nennen kann.
"Portal?", fragte Melissa verdutzt.
"Ja ein Portal nach Alagaësia und anscheinend auch noch zu einer anderen Welt", klärte ich sie auf.
"Normalerweise können Rubin und ich es selbstständig öffnen, doch wenn uns die Welt braucht, dann öffnet es sich von selbst und zieht uns sozusagen in die andere Welt. Wir können nichts dagegen tun." Das Gefühl wurde stärker und das Portal konnte sich jeden Moment öffnen.
"Melissa, tut mir leid, dass du da mit reingezogen wirst, aber versprich mir, dass du in der anderen Welt nichts von Rubin erwähnst und auch nicht was ich bin. Es ist am Anfang besser so. Achja und falls wir irgendwie getrennt werden, dann bleib da wo du bist und stell bloß nichts an. Beweg dich nur wenns unbedingt sein muss, sonst kann ich dich nicht finden", sagte ich noch zu Melissa.
"Ok", hörte ich noch von Melissa, da öffnete sich auch schon das Portal. Ich tauchte in ein gleißendes weißes Licht und mein ganzer Körper fing an zu kribbeln. Es dauerte nicht lange, höchstens ein paar Sekunden, da verließ ich auch schon wieder das Portal und alles um mich herum war wieder normaler. Naja, fast. Man wusste nämlich nie wo das Portal einen rausschmeißt. Blöderweise war das bei mir zwei Meter über dem Boden. Ich knallte auf den Boden und alle Luft wurde aus meiner Lunge gepresst. Kurze Zeit bekam ich keine Luft und nachdem mein Kopf auch noch an einen Ast geschlagen wurde, wurde alles um mich herum schwarz und ich wurde kurz ohnmächtig.
Laura
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