Lucas

Ich schaute sie an und hatte keine Ahnung, was ich sagen sollte. Ich hatte ja nichtmal eine Ahnung, was genau in ihr vorging. Am liebsten hätte ich sie gefragt, aber das wäre komisch gekommen.
"Ich fasse mal zusammen: Ich nötige dich quasi dazu, mit mir zu fahren. Und du glaubst, ein Klotz an meinem Bein zu sein?", erklärte ich deshalb langsam.
"Ja?", antwortete sie nur ein wenig zerknirscht.
"Du bist unglaublich", sagte ich nur lachend.
Wenn ich es richtig verstand, war die Situation für Theresa folgende:
Sie sah mich und Brian mit Florentine da stehen. Und ihr Gefühl schien ihr wohl zu sagen, dass ich Flo's Gesellschaft ihrer insgeheim vorzog.
Jedes andere Mädchen, hätte vermutlich mit Eifersucht reagiert. Aber Theresa nicht - stattdessen bestärkte sie mich darin, meine Zeit mit Flo zu verbringen, wenn mir das lieber war.
Also entweder war sie noch selbstloser, als ich dachte, oder sie hatte einfach 0% Interesse an mir. Super.
Da während der Fahrt anschließend Stille geherrscht hatte, beschloß ich, als ich Zuhause war, Musik runterzuladen, damit das nicht mehr passierte.
Ich setzte mich an meinen Laptop und lud das Lied runter, das ich in Geschichte von ihrer Playlist gehört hatte.
Außerdem so ziemlich jedes weitere Lied dieses Interpreten.
Anschließend war ich allerdings ein bisschen ratlos. Was hörte sie wohl gerne?
Am liebsten hätte ich sie gefragt. Als ich mein Handy nach ihrer Nummer durchsucht hatte, fiel mir jedoch auf, dass ich die gar nicht hatte.
Das erinnerte mich daran, dass ich sie vor nicht mal 2 Wochen für eine komplette Langweilerin gehalten hatte - ich hatte sie ja nicht mal zu meiner Party eingeladen. Und das obwohl fast die ganze Schule geladen war. Erst jetzt wurde mir richtig klar, dass ich wirklich ein Arsch war. Und wie ich das war.
Ich hatte sie nicht eingeladen und auf der Party trotzdem bedrängt. Nur, um anschließend ihr die Schuld an allem zu geben und sie zu verspotten.
Ich war so ein Idiot. Ich beschloss, ihr die CD mit ihrer Musik, die ich gleich brennen würde, als Entschuldigungs-Geschenk oder so zu geben.
Denn das mit Theresa war für mich längst kein Spiel mehr, bei dem es nur um Sex ging. Sie konnte ihre Unschuld so lange behalten, wie sie wollte, wenn ich bloß jeden Tag im Auto ihre Gesellschaft genießen konnte.
Der Reiz, "Mutter Theresa" rumzukriegen, war nicht mehr derselbe.
Sie faszinierte mich auf andere Weise. Ich mochte sie. Ich spielte nicht mehr.
Ich hatte echt keine Ahnung, dass Selbstreflektion so überwältigend sein könnte.

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