Lucas
"Was willst du?", fragte das Mädchen vor mir. Mein berauschtes Gehirn brauchte erstmal einen Moment, bis ihm wieder einfiel, wen ich da angequatscht hatte.
Ich hielt ihr meinen Becher hin.
"Ich trinke nicht", antwortete Theresa, der Albtraum jeder Party, spitz.
"Komm schon, das macht dich ein bisschen locker. Das hilft.", argumentierte ich und grinste schief. Das zog immer bei den Mädchen.
Ich sah, wie sie tief durchatmete. Dann sah sie mich an und sagte klar:"Gott, niemandem hilft das. Ihr alle hier versucht nur, die Sorgen eures postpubatären Hirns zu ertränken. Aber dass geht nicht. Wenn der Kater vorbei ist, sind sie eh wieder da".
Mein Gehirn schaffte es nicht all diese Worte zu verstehen. Ich hörte sie, aber ich verstand sie nicht.
"Dann versuch das", schlug ich vor und hielt ihr eine Zigarette hin.
"Sehe ich so aus, als ob ich rauche?", fragte sie.
"Du siehst so aus, als solltest du mal rauchen", antwortete ich und zog statt ihrer an der Zigarette.
Es tat gut.
Ich spürte ihren typischen Theresa-Blick, skeptisch und nachdenklich, auf mir und konnte in meinem Zustand ein Grinsen nicht verhindern.
Ich nahm die Zigarette von meinen Lippen und hielt sie ihr erneut hin. Zu meiner Überraschung nahm sie sie.
Allerdings nur, um sie in einem Aschenbecher zu drücken, der hinter ihr stand. Nicht, um daran zu ziehen.
Sie war so langweilig.
Aber da sie heute für ihre Verhältnisse echt gut aussah - sie trug ein dunkelblaues Kleid (ohne Ausschnitt natürlich - immerhin hatte ich hier "Mutter Theresa" vor mir) und dazu braune Doc Martens. Ihre wirren dunkelblonden Haare waren zu einem lockeren Dutt gebunden und ihre Brille, hinter der die braunen Augen hindurchsahen, befand sich wie üblich auf ihrer Nase.
Fast schon wirkte ihre Aufmachung anziehend. Aber nur fast und das auch nur, weil ich mir den Versand weggetrunken hatte.
Ich stellte mich hinter sie und führ mit meinen Fingern federleicht ihre zierlichen Arme hoch. Von den Handgelenken bis hin zu den Schultern. Ihre Haut war weich und beinahe überkam es mich.
Sie ließ es geschehen, rührte jedoch keine Miene. Auch nicht, als ich ihr ins Ohr flüsterte:"Wir können auch was anderes tun, um dich locker zu machen." Anschließend konnte ich nicht umhin, seicht in ihr Ohrläppchen zu beißen.
Als sie sich zu mir umdrehte und ich ihren Blick sah, erkannte ich, dass sie auf all dass gar keinen Bock hatte und nur nicht geschrien hatte, weil ich ihr Leid tat.
Sie mochte mich noch nie, das war ich gewohnt. Aber jetzt war da Mitleid in ihren warmen braunen Augen. Mitleid, weil ich es nötig hatte, mich auf einer Party so gehen zu lassen.
Bildete ich mir das nur ein, oder waren da grüne Sprenkel in ihren Augen?
"Lass mich bitte in Ruhe, okay?", sagte sie sanfter als sonst und wand sich ab.
Damit konnte mein betrunkenes Hirn nicht leben.
"Dein Lebensmotto:'So verantwortungsbewusst, dass es wehtut' ", sagte ich und verdrehte die Augen.
Völlig unerwartet hatte ich mit einem Schlag wieder ihre Aufmerksamkeit. Ha!
"Woher hast du das?", fragte sie mit großen Augen.
Meinte sie das Zitat?
"Aus nem Buch", gab ich gelangweilt wieder.
"Welches Buch?", fragte sie genauer.
Natürlich wusste ich den Titel - es war mein Lieblingsbuch. Aber sie brauchte den Titel nicht, denn sie schien es auch zu kennen.
"Du weißt, welches", antwortete ich und hatte das Bedürfnis dabei geheimnisvoll und sexy zu klingen.
Schien mir zu gelingen, da sogar Theresas Atem stockte. Und das obwohl sowas sie normalerweise kalt ließ.
Schnell wandte sie sich wieder ab.
Aber auch diesmal konnte ich damit nicht leben und griff nach ihrem Kinn.
Ich drehte ihren Kopf sanft in meine Richtung und schaute sie, so hatte ich das Gefühl, zum ersten Mal, seit ich sie kannte, richtig an.
Ja, definitiv waren da grüne Sprenkel in ihren Augen.
Ich betrachtete ihre schmalen Lippen, während ich ihr unwillkürlich näher kam und unsere Lippen schließlich vereinte.
Es war ein komisches Gefühl. So anders, als ich es beim Küssen gewohnt war. Ob im positiven oder negativen Sinne, wusste mein betrunkener Schädel nicht. Aber ich wollte mehr davon.
Doch plötzlich stieß sie mich weg und starrte mich an. In ihrem Blick lag Überraschung, Verwunderung und wie immer Skepsis.
Doch irgendetwas ließ sie folgenden unmöglichen und unvorhersehbaren Schritt gehen.
Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und küsste mich.
Einfach so wurde ich von Theresa O'Leod geküsst. Etwas in mir machte einen freudigen Hüpfer.
Ich umfasste ihr Gesicht und zerwühlte ihren Dutt. Ich umschloss ihre Taille und zog sie näher an mich. Sie roch so gut und ich wollte mehr.
Doch gerade, als ich mir überlegte, sie hochzuheben und mit in mein Zimmer zu nehmen, stieß sie mich plötzlich wieder weg. Ich schaute sie an und konnte nicht recht realisieren, was passiert war.
"Ich muss gehen", japste sie und ging an mir vorbei. Ich blieb stehen und mein Hirn war nun gar nicht mehr zu gebrauchen.
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