Kapitel 8 - Erklärungen

Nachdem Hux und ich noch einen Moment lang Zärtlichkeiten miteinander ausgetauscht hatten, wurde es langsam an der Zeit, mich in mein Quartier zurückzuziehen. Der Tag war lang, emotional und unglaublich turbulent gewesen, nun forderte die ganze Anstrengung ihren Tribut von mir, denn meine Augen wollte sich nur noch mit größter Mühe offen halten lassen. 

Hux war das offenbar ebenfalls aufgefallen. "Ich begleite dich noch zu deinem Quartier, Victoria." 

"Nein, Armitage. Wir sollten uns nicht zusammen blicken lassen. Das würde womöglich Fragen aufwerfen, die wir so einfach nicht beantworten können." 

Hux machte ein unzufriedenes Gesicht und wollte anscheinend schon zu einem Protest ansetzen, aber diesmal war ich schneller.

"Es ist besser so. Außerdem habe ich keinen weiten Weg vor mir, dass schaffe ich auch alleine." Lächelnd fügte ich an, "du musst bestimmt keinen Suchtrupp nach mir losschicken." 

Na bitte, Mission erfolgreich, ich hatte Hux zum Lachen gebracht. Er ließ es sich allerdings nicht nehmen, mich bis zur Tür zu begleiten, an der er sich recht ausgiebig von mir verabschieden musste. "Bis Morgen." 

Ein Lächeln begleitete mein, "Gute Nacht, Armitage", dann war ich auf dem Flur und auf dem Weg in Richtung Quartier. 

Dort angekommen checkte ich als erstes mein Datenpad. Eine Nachricht von Kapitän Peavey wartete darauf, von mir gelesen zu werden. Morgen begann meine Schicht wohl noch früher als üblich, ich sollte schon um 0530 anfangen, also eine halbe Stunde früher. Schnell gab ich Tara bescheid, dass es morgen mit dem gemeinsamen Frühstück wohl wieder nicht hinhauen würde, da trudelte auch schon die nächste Nachricht ein. Der Name des Absenders sagte mir erst einmal nichts. 

"Offizierin Deveron, ich hoffe Sie sind nach den Strapazen heute wohlauf. Allerdings gibt es eine Sache, die wir umgehend klären müssen. Persönlich. Wie finden Sie Zeit, mich auf der Station zu besuchen?" Unterzeichnet war mit Kimura Dorey. 

Nun, jetzt wusste ich wenigstens den Namen von meinem Spionagekollegen aus der Krankenstation. Leider würde ich mein Verhalten ihm gegenüber erklären müssen, was mir ja schon klar war, wie ich seinen Gesichtsausdruck bemerkt hatte. Mit der knappen Antwort, "Ich sollte morgen Nachmittag Zeit finden", war die Sache für mich erledigt. Vorerst. Ich würde mir morgen Gedanken darum machen, jetzt wollte ich nur noch eines. Schlafen.

Viel zu schnell riss mich wieder einmal der Timer an meinem Datenpad aus dem Schlaf. Heute hatte ich das Gerät - in weiser Voraussicht - neben mir auf dem Bett platziert, um möglichen Unfällen aus dem Weg zu gehen. Automatisch schlüpfte ich in die Offiziersuniform. Nach einem prüfenden Blick in den Spiegel entschied ich mich, heute gegen die Vorschrift zu verstoßen und mein Haar offen zu lassen. Die vorderen Partien steckte ich zwar am Hinterkopf zusammen, aber der Rest fiel mir in langen Wellen über den Rücken. Mit diesem Regelverstoß hoffte ich, etwas von den Kampfspuren abzulenken, die in meinem Gesicht prangten. Blieb nur zu hoffen, dass ich deswegen keinen Anschiss kassierte, aber das Risiko würde ich eingehen. Ein Blick auf die Uhrzeit verriet, das es an der Zeit war loszugehen. 

In der Hoffnung, heute wieder über brauchbare Informationen zu stolpern, begab ich mich zur Kommandobrücke. Ich bog gerade um eine Ecke, was mich beinahe mit einer großen, schwarz gekleideten Gestalt zusammenstoßen ließ. Mein Blick zuckte nach oben. 

Scheiße! Schwarzer Mantel und Eimer auf dem Kopf, wieso muss ich ausgerechnet in Kylo Ren hineinlaufen? Und das auch noch früh Morgens. Wieso steht er eigentlich immer ganz knapp hinter irgendwelchen Ecken herum? 

Mir wurde bewusst, das er wohl auf eine Respektbezeugung meinerseits wartete. 

Shit, hoffentlich verhagelt ihm das jetzt nicht die Laune. 

"Verzeihung Sir", entgegnete ich deshalb schnell. 

"Rennen Sie eigentlich immer so zielstrebig um die Ecken?", wollte seine verzerrte Stimme von mir wissen. 

Mir lag ein passender Kommentar auf der Zunge, aber bei ihm würde ich mich hüten, derlei Gedanken zu äußern. "Ich bin etwas knapp, Sir, deshalb die Eile." Hoffentlich genügte ihm diese Erklärung. 

"Ich begleite Sie." Kylo Ren bedeutete mir, neben ihm herzugehen. 

Nicht im Ernst! 

Ablehnen konnte ich aber auch nicht und so trottete ich gezwungenermaßen neben ihm her. Jetzt musste ich mich allen Ernstes auch noch mit Kylo Ren zusammen auf der Brücke blicken lassen. 

"Sie sind neu hier?", verlangte er zu erfahren. 

"Ja, Sir. Kommunikationsoffizierin Deveron." 

"Sind Sie in eine Auseinandersetzung geraten?" Er gestikulierte in Richtung meiner verletzten Wange. 

"Ja, Sir. Mit meinem Schreibtisch. Er hat gewonnen." 

Ruckartig blieb Kylo Ren stehen. Unter seinem Helm drang ein seltsames Geräusch hervor, welches ich nach kurzer Überlegung als hämisches Schnauben identifizierte. 

Lacht er mich etwa aus? Unverschämtheit! Eingebildeter, ungehobelter Klotz! 

Helmschüttelnd ging Ren weiter, mich im Schlepptau. Hinter seinem Rücken feuerte ich noch ein paar feindselige Blicke auf ihn ab, dann öffnete sich eine Schleuse vor uns und wir standen auf der Brücke. Wie ich befürchtet hatte, blieb mein gemeinsames Auftreten mit Kylo Ren nicht unbemerkt. 

Zu allem Unglück war Hux auch schon anwesend und blickte natürlich genau in dem Moment von seinem Datenpad auf, als Ren und ich gemeinsam die Brücke betraten. Seine Gesichtszüge entgleisten, er starrte mich entgeistert an, das Datenpad hing vergessen in seiner Hand. 

Verdammt, Armitage. Bring deine Mimik wieder in Ordnung! 

Zielstrebig steuerte ich an Hux vorbei, "Sir", weiter an Kapitän Peavey, "Kapitän", um an mein Terminal zu gelangen. Wie sagte man so schön? Let the Show beginn! Im Hintergrund hörte ich, wie sich Kylo Ren mit Hux unterhielt. Mit einem Ohr versuchte ich, die Unterredung aufmerksam zu belauschen. 

"General, ich nehme an, Sie haben Ihre neuen Anweisungen vom Obersten Anführer erhalten?", wollte Ren gerade erfahren. 

"Natürlich!" Hux' Stimme triefte beinahe vor Abscheu. "Ich breche am späten Nachmittag auf", informierte er Kylo Ren. 

Ich holte tief Luft. Jetzt wusste ich, was Tara gemeint hatte. Die Stimmung zwischen den beiden Männern war wirklich äußerst spannungsgeladen. 

"Die Anweisung vom Obersten Anführer lautet, sofort aufzubrechen!", erwiderte Ren. 

"Das mag auf Sie zutreffen, Ren. Ich allerdings muss erst noch einige wichtige Aufgaben abschließen, bevor ich die Finalizer verlassen kann." Hux' Stimme wurde immer frostiger. 

"Ihr Problem, nicht meines." Damit ließ Kylo Ren einen leicht angesäuerten Hux einfach stehen.

Aus dem Augenwinkel nahm ich wahr, wie Hux seine Kontrollrunden wieder aufnahm. Ich registrierte ebenso, dass seine ganze Haltung vor unterdrückter Wut geradezu verkrampft und angespannt war. Leider suchte sich ein armer Tropf von Hilfsoffizier gerade diesen ungünstigen Zeitpunkt heraus, um einen Fehler zu machen, in genau dem Moment, wo Hux auch noch hinter ihm stand und über dessen Schulter auf den Monitor sehen konnte. 

Ohne Vorwarnung explodierte er. "Was soll der Scheiß?", herrschte er den armen Mann an, der regelrecht auf seinem Stuhl zusammenschrumpfte. 

Die Arbeiten auf der Kommandobrücke kamen zum Erliegen, alle Augen waren auf die Szene gerichtet, die sich gerade anbahnte. Der Zurechtgewiesene schluckte sichtbar, ihm war offensichtlich sehr unbehaglich zumute. Ich konnte ihn so gut verstehen. "Verzeihung, Sir. Es lag nicht in meiner Absicht ... " 

Doch Hux ließ den Mann gar nicht zu Ende sprechen. "Ich erwarte während Ihrer Dienstzeit höchste Konzentration und Gewissenhaftigkeit. Solche Fehler dürfen nicht passieren!", maßregelte er. 

"Es wird nicht wieder vorkommen, Sir." 

"In der Tat, das wird es nicht." Hux' Stimme war um mehrere Grad frostiger geworden. 

Sein Untergebener wagte kaum, den Blick zu heben. "Sir?" 

"Sie sind vorläufig aus dem Dienst entlassen. Wenn Sie so gut darin sind, Scheiße zu bauen, dann dürfen Sie gerne dem Reinigungsteam zur Hand gehen, und den Latrinendienst verrichten." Mit diesen Worten lief Hux weiter, worauf sich alle beeilten, zügig ihre Arbeit wieder aufzunehmen, um dem ungehaltenen General nicht noch mehr Angriffsfläche zu bieten. 

Ich wandte mich genauso schnell wieder meinem Monitor zu, doch konzentrieren konnte ich mich bei weitem nicht. Sicher, Hux hatte mich am Anfang genauso angeblafft, doch er hatte mir auch sein anderes Gesicht hinter der Fassade gezeigt. Dass konnte der degradierte Mitarbeiter, der gerade von der Brücke schlich, wahrlich nicht von sich behaupten. Ich sah ihm hinterher. Es war möglich, das Hux ihm mit seinem Verhalten die zukünftige Laufbahn bei der Ersten Ordnung gründlich ruiniert hatte. Und es schien ihm nicht das geringste auszumachen. 

Aber mein Problem sollte das auch nicht sein. Derart in meine Überlegungen vertieft, bemerkte ich zu spät, dass der General hinter mir zum Stehen gekommen war. "Bewundern Sie die schöne Aussicht, Offizierin Deveron? Haben Sie nichts zu tun?" 

Erschrocken zuckte ich zusammen. Der Tonfall von Hux war um keine Nuance freundlicher geworden. "Entschuldigung", murmelte ich meinem Bildschirm zu. 

"Da Sie anscheinend gelangweilt sind, habe ich eine weitere Aufgabe für Sie." 

Ich hielt den Atem an, gespannt, was jetzt folgen würde.

"Sie holen mir einen Kaffee." 

Ich stutzte. Was? 

 Irritiert blickte ich zu Hux hinauf.

 Will er mich gerade verarschen? 

"Machen Sie sich auf den Weg. Sofort, wenn möglich. Die Zeit, die Sie vertrödeln werden Sie natürlich nacharbeiten." Hux hatte wirklich sein gehässigstes Gesicht aufgesetzt. 

"Das ist nicht Ihr Ernst, Sir." Ich war sitzen geblieben, ungläubig zu Hux hochsehend. 

Die Aufmerksamkeit des gesamten Brückenpersonals war auf uns gerichtet. 

Hux verlor indessen endgültig die Geduld, daher packte er mich grob am Arm und zerrte mich aus dem Sitz, den Griff um keinen Millimeter gelockert. Drohend beugte er sich näher. "Haben Sie Ihre Aufgabe verstanden, Offizierin Deveron?" 

Ich versuchte meinen Arm mit einem Ruck zu befreien, doch diesmal gab der General nicht nach. Er zog mich nur noch näher zu sich. "Haben Sie mich verstanden?", wiederholte er. 

Ich konnte nur nicken, meiner Stimme traute ich gerade nicht über den Weg. Nachdem der Schraubstockartige Griff um meinen Arm gelockert wurde, konnte ich die Situation immer noch nicht ganz begreifen, deshalb blickte ich den General weiterhin an. Wartete genau so lange provokativ ab, bis es gerade den Anschein machte, als wollte Hux wieder zu einem verbalen Schlag ausholen, da wandte ich mich ab, um ihn gekonnt stehen zu lassen. Einen Abgang alla Kylo Ren hinlegend, rauschte ich von der Brücke. Ich glaubte zwar, dass Hux sich mir gegenüber so verhielt, um den Anschein aufrecht zu halten, dass wir beide uns nicht riechen konnten, aber irgendwie wurde ich das mulmige Gefühl nicht los, dass ihm solche Gemeinheiten doch ziemlich leicht fielen. 

Das Piepen meines Datenpads riss mich aus meinen Überlegungen. Tara hatte mir geschrieben, wo genau ich einen Kaffee organisieren konnte, ohne dabei allzu viel Zeit zu verlieren. Sie war eine der Personen, welche ja alles live mitbekommen hatten. Ich würde mich später nach Dienstende bei ihr bedanken, der Hinweis kam wirklich wie gerufen. Zu meinem Leidwesen musste ich mir nämlich eingestehen, keinen Plan von diesem riesigen Schiff zu haben. Vermutlich hätte ich mich hoffnungslos verirrt, nur um dann Gefahr zu laufen diesmal wirklich von einem Suchtrupp aufgefunden zu werden. Tara sei Dank, blieb mir dieses Schicksal nun erspart.

Knappe zwanzig Minuten später - zum Glück hatte ich einen isolierten Becher ergattern können sonst wäre der Kaffee mittlerweile kalt gewesen - trudelte ich wieder auf der Brücke ein. Hux sah mir schon entgegen. Ich eilte auf ihn zu und drückte ihm kommentarlos seinen Kaffee in die Hand.

"Das nächste Mal erledigen Sie die Ihnen übertragene Aufgabe zügiger. Das waren zwanzig Minuten, mussten Sie die Kaffeebohnen erst noch irgendwo pflücken? Ich denke, wenn Sie dreißig Minuten nacharbeiten, sollten Sie mit Ihren Versäumnissen wieder aufgeholt haben."

Mitten im Schritt blieb ich stehen. 

Dass darf doch jetzt nicht wahr sein. 

Ich wollte mich gerade zu einer gepfefferten Antwort herumdrehen, da stieß ich mit der Nase fast an die Brust von Kapitän Peavey, der schnell zwischen uns getreten war. Erschrocken tat ich einen Hüpfer rückwärts. 

"Offizierin Deveron, ein neues Datenpaket ist während Ihrer Abwesenheit eingetroffen, welches Ihre sofortige Aufmerksamkeit verlangt." 

Den Wink mit dem Zaunpfahl verstand ich auch so, Peavey gab mir ein wenig Rückendeckung. Ich nickte bestätigend, um ihm mein verstehen zu signalisieren. Dieser wandte sich derweil an General Hux. "Sir, Offizierin Deveron ist heute morgen bereits eine halbe Stunde früher zum Dienst erschienen. Das sollte Ihre Fehlzeit doch sicherlich ausgleichen." 

"Wie Sie meinen", damit wandte Hux sich ab um was auch immer zu tun. 

Mir war es gleich, ich war ziemlich wütend auf ihn. Das ach so wichtige Datenpaket, welches Kapitän Peavey so schön angepriesen hatte, stellte sich als relativ unwichtig heraus. Wichtige Hinweise fanden sich hier keine und so leitete ich die Nachrichten an die entsprechenden Personen weiter, ohne irgendeinen Nutzen draus zu ziehen. Der Rest der Zeit verging wie im Flug, da stand auch schon meine Ablösung neben mir. Schnell verließ ich die Kommandobrücke, bevor mich noch irgendjemand ansprechen konnte. 

Kaum hatte sich die Schleuse hinter mir geschlossen, fing mein Datenpad an zu piepen. Sicherlich eine Nachricht von Hux, die ich aber vorläufig erst einmal ignorierte. Ich war immer noch wütend, dass sollte er ruhig zu spüren bekommen. Ihn ein wenig zappeln zu lassen, konnte mit Sicherheit nicht schaden, ich musste nur aufpassen, das ich es nicht zu weit trieb. Erst in meinem Quartier öffnete ich die Nachricht. Hux bat mich, wieder einmal, in sein Büro.

Tut mir leid, aber heute wirst du etwas warten müssen, ob es dir gefällt oder nicht. 

Keine zehn Minuten später tauchte die nächste Nachricht von Hux auf. Diesmal war der Wortlaut schon etwas unsicherer, zumindest gewann ich diesen Eindruck. Trotzdem entschloss ich mich, ihn noch etwas länger auf die Folter zu spannen. Nach weiteren fünf Minuten folgte die nächste Nachricht. "Victoria, ich bitte dich, komm in mein Büro. Es ist wichtig!" 

Ergeben seufzend verließ ich mein Quartier, um mich auf den Weg zu machen. 

Wir wollen ja nicht übertreiben. 

 Vor Hux' Büro angekommen zückte ich mein Datenpad. "Lässt du mich rein?" Ich hatte das Gerät noch gar nicht richtig verstaut, da wurde die Tür vor mir auch schon aufgerissen. 

Aber diesmal ließ Hux mich selbst eintreten und zerrte mich nicht wie das letzte Mal über die Türschwelle. Im Allgemeinen fiel mir auf, dass er sich sehr vorsichtig verhielt. Lange zurückhalten konnte er sich allerdings nicht, denn ihn plagte anscheinend ein schlechtes Gewissen. "Victoria, bist du mir böse? Entschuldige, es tut mir leid wenn ich es auf der Brücke zu weit getrieben habe." Damit kam er einen Schritt näher, die Arme leicht vorgestreckt. 

Aber so einfach würde ich es ihm heute nicht machen, daher trat ich demonstrativ einen Schritt zurück. Hux fiel das Gesicht buchstäblich in Scheiben, gleich darauf folgte ein verletzter Ausdruck. Er versuchte es noch einmal. "Victoria, bitte nicht." 

"Ich war mir nicht sicher, ob du das gesagte nicht vielleicht doch ernst gemeint haben könntest. Hux, deine Darbietung war wirklich überzeugend und vor allem, verstörend." 

"Victoria," er kam näher. "Bei dir würde ich so etwas niemals ernst meinen." Jetzt stand er ganz dicht vor mir. "Dafür bedeutest du mir zu viel." Seine Arme legten sich um mich, zogen mich in eine Umarmung. "Ich war wegen Kylo Ren schier außer mir. Da habe ich mich in die Situation hineingesteigert. Victoria, bitte verzeih mir?" Bittend blickten mich seine grünen Augen an. 

Wieder konnte ich so viel Wärme in diesem Blick lesen, dass es mir den Atem verschlug. Hux zeigte mir seine andere Seite, die einfühlsam und mitfühlend war. Meine Hand legte sich wie von selbst auf seine Wange, liebkoste sein Gesicht. "Ach Armitage, was soll ich bloß mit dir machen?" Ganz bewusst wiederholte ich seine Worte.

"Küss mich", bat Hux. Seine Augen überzog ein nahezu flehender Ausdruck, geboren aus der Angst, dass ich ihn zurückweisen würde. 

Meine Hände in seinem Nacken verschränkt, zog ich ihn näher zu mir, um seinem Wunsch zu entsprechen. Der Kuss war lange und unglaublich zärtlich. Allmählich bekam ich den Eindruck, das Hux so schnell nicht genug bekommen würde, daher lehnte ich mich in seinen Armen ein wenig zurück. So leicht wollte er allerdings nicht von mir lassen, daher hob ich schnell meinen Zeigefinger, um seine Lippen kurz vor ihrem Ziel abzustoppen. "Du wolltest mir noch etwas wichtiges sagen, Armitage", erinnerte ich ihn. 

Ein Schatten zog über sein Gesicht hinweg, seine Züge verdüsterten sich. "Ja, das wollte ich. Victoria, ich muss die Finalizer für eine Weile verlassen, aber für wie lange genau, weiß ich nicht." 

Ich wartete darauf, dass er weitersprach. 

Der Druck seiner um mich gelegten Arme verstärkte sich, er hielt mich fester. "Wir werden uns für diese Zeit nicht sehen können." 

Ich nickte verstehend, stahl mir noch einen Kuss von ihm. "Wann musst du los?" 

"Mein Shuttle fliegt in dreißig Minuten. Der Weg zum Hangar dauert allerdings auch noch einmal die Zeit, welche du heute morgen für meinen Kaffee gebraucht hast." 

Ich überschlug seine Angaben, uns blieben somit noch knappe zehn Minuten. 

"Ich konnte nicht gehen, ohne dich vorher nicht wenigstens noch einmal gesehen zu haben, Victoria. Dich in meinen Armen zu halten. Du warst der Grund aus dem ich den Aufbruch verzögert habe. Damit wir uns voneinander verabschieden können."

Okay, wow. 

Wenn jetzt noch ein "Ich liebe dich" hinterhergeflogen käme, würde es mich nicht wundern. Moment, sah ich da etwa Tränen in seinen Augen schimmern? Himmel, den Kerl musste es richtig schwer erwischt haben und der Grund dafür war ich! Verdammt, Armitage meinte es wirklich ernst. Schnell zog ich ihn zu mir, um ihn zu küssen. 

Er klammerte sich geradezu krampfhaft an mir fest, wollte mich so schnell nicht loslassen, vergrub sein Gesicht in meinem Haar. 

Jetzt war es wohl an mir, ein paar beruhigende Worte auszusprechen. "Armitage, wir sehen uns wieder. Ich werde nämlich noch hier sein, wenn du zurückkehrst. Und in der Zwischenzeit darfst du mich auch auf dem Laufenden halten und mir Nachrichten schreiben." 

Als er zu mir hinunterblickte musste er ein paarmal heftig blinzeln, er versuchte allerdings, dies hinter einem weiteren Kuss zu verbergen. 

Gesehen hatte ich es trotzdem. Irgendwie war sein Verhalten ja schon süß. 

"Versprichst du, mir zu antworten? Auf jede einzelne Nachricht?", vergewisserte er sich. 

"Ja, Armitage. Versprochen. Ich werde hier sein, wenn du zurückkehrst." 

Mit einem bedauernden Blick auf die Zeitanzeige verkündete Hux, "Ich muss los."

In seinem Büro verabschiedeten wir uns mit einem langen letzten Kuss, der die Sehnsucht erahnen ließ, die andere Person möglichst bald wiederzusehen. Gemeinsam traten wir vor seine Tür, aber zu unserem Glück war der Flur leer. Armitage schenkte mir noch einen tiefen Blick aus seinen wunderschönen, grünen Augen, dann verließ er mich.

Um keinen Argwohn zu erwecken lief ich schnell bis vor die Tür zu meinem Quartier. Hier würde es niemanden, der zufällig vorbei kam, wundern, wenn ich vor meiner eigenen Tür herumlungerte. Ich schickte eine Nachricht an meinen Spionagekollegen, dass ich nun Zeit für das gewünschte Gespräch hätte. Die Antwort erfolgte umgehend, ich wurde erwartet. 

Nach einigem herumsuchen fand ich auch den erwähnten Lageplan auf meinem Datenpad. Ich aktivierte die Funktion für Dumme - folge der Linie auf dem Bildschirm - und trabte los. Auf meinem Weg zur Krankenstation bekam ich noch einmal vor Augen geführt, wie gewaltig die Finalizer eigentlich war. Der Weg von meinem Quartier bis zur Station kostete mich, wie Hux so schön formuliert hatte, die Zeit die ich für seinen Kaffee benötigte. Da sich die Station auf einem der mittleren Decks befand, kamen mir hier auch einige Truppen von patrouillierenden Sturmtrupplern entgegen. 

An meinem Ziel angekommen, aktivierte ich den Sensor vor der Tür, worauf sich diese zischend öffnete. Suchend blickte ich mich um und entdeckte den Arzt, oder wie er eigentlich hieß, Kimura Dorey. Als dieser mich erblickte, gestikulierte er mir, ihm zu folgen. Kimura eilte mir voraus zu seinem kleinen Büro, am Ende der Station. 

"Du wolltest mich sprechen", ich entschloss mich für die direktere Vorgehensweise, kaum dass wir unter vier Augen miteinander sprechen konnten. 

"Allerdings. Dir ist sicher klar warum."

"Ich kann es mir vorstellen. Hux?" 

Kimura nickte nur. 

Tief einatmend, begann ich mit meinem Monolog. "Okay, hör mir zu. Ich weiß, wie das gestern ausgesehen haben muss. Ich will auch gar nicht wissen, wie du darüber denkst, aber die Situation sieht folgendermaßen aus. General Hux hat anscheinend einen Narren an mir gefressen." 

Kimuras Augenbrauen hoben sich ein kleines Stück weit an, doch er unterbrach mich nicht. 

"Diesen Umstand versuche ich auszunutzen. Ihm vorzumachen, dass ich ebenso für ihn empfinde, wie er für mich. Hux ist ein unheimlich hohes Tier innerhalb der Ersten Ordnung, über ihn laufen alle wichtigen Besprechungen. Wenn ich Hux' Vertrauen weiterhin für mich behalten kann, erfährt der Widerstand letztendlich mehr. Kimura, eine solche Chance, eine solche Möglichkeit hatte selbst General Organa nicht vorhergesehen!"

Zu Anfang noch sehr skeptisch, verwandelte sich Kimuras Skepsis während meiner Erklärung zunehmend in Überzeugung. Am Ende war er begeistert. Ich hatte, um ehrlich zu sein, mit etwas mehr Gegenwind gerechnet.

"Das ist genial. Victoria, du bist genial. Aber weist du auch, was das für dich bedeutet?", wollte Kimura erfahren.

Ich nickte. "Ich darf mir mein doppeltes Spiel nicht anmerken lassen." 

"Nicht nur das. Dass bedeutet eine enorme, psychische Belastung für dich. Du musst dem General die ganze Zeit über etwas vorspielen. Du musst aufpassen, dass du dich dabei nicht selbst verlierst. Und das Ziel immer vor Augen behältst." 

"Das bauchst du mir nicht zu erzählen, ich weiß selbst, wie viele Leben auf dem Spiel stehen." 

Kimura nickte und klopfte mir noch einmal bestätigend auf die Schulter. "Wenn etwas ist, wenn dir irgendetwas auf der Seele liegt, kannst du mich jederzeit kontaktieren. Konntest du denn schon etwas brauchbares herausfinden?"

Ich nickte bestätigend. "Ja, tatsächlich. Ich bin über einen Hinweis gestolpert, dass eine gigantisch große Menge an Waffensystemen zu einem Planeten mit dem Namen Ilum geliefert worden ist. Die Einbauarbeiten würden dem Zeitplan gemäß voranschreiten. Vielleicht handelt es sich bei diesem Projekt um die Geheimwaffe, von der der Widerstand erfahren hat. Genau passend ist General Hux gerade von der Finalizer aufgebrochen, um eine wichtige Aufgabe zu überwachen." 

Kimura nickte langsam, auch in seinem Kopf fielen die Puzzleteile langsam an ihren Platz. 

"Ich habe Hux gebeten, sich regelmäßig bei mir zu melden." Ich lächelte verschwörerisch in Kimuras Richtung, welcher nun ebenfalls zu grinsen begann. 

"Geschickt eingefädelt. Ich nehme an, der General hat mit Freuden eingewilligt, in ständigem Kontakt mit dir zu bleiben?" 

"Worauf du dich verlassen kannst." 

"Kluges Mädchen. Wenn es dir Recht ist, würde ich die vorläufig gewonnenen Informationen über den Planeten an Leia schicken." 

"So früh? Ich habe noch keine genauen Koordinaten herausgefunden. Gib mir noch die Schicht morgen, ich versuche noch ein wenig mehr herauszufinden. Wenn der Widerstand im Trüben fischen muss, ist keinem geholfen." 

"In Ordnung, aber bleib auf der sicheren Seite. Geh kein unnötiges Risiko ein. Es wäre nicht gut wenn du auffliegst, noch bevor wir richtig angefangen haben." 

"Ich werde vorsichtig sein. Und danke." Ich wandte mich ab und verließ die Krankenstation. Dieses Gespräch war besser verlaufen als erwartet.

Außerhalb der Station blieb ich stehen, um meine Gedanken zu sammeln. Ich konnte mir nicht helfen, doch irgendwie beschlich mich ein ungutes Gefühl dabei, die Zuneigung des Generals auf solche Art auszunutzen. Denn nichts anderes tat ich hier. Vielleicht fühlte ich mich nur deshalb so beklommen, weil er seine Gefühle mir gegenüber offen zeigte und es ihm anscheinend auch ernster damit war. 

Wie überaus passend, dass der General wohl mit seinen Gedanken anscheinend auch gerade bei mir war, denn im Moment ploppte eine Nachricht von ihm auf meinem Datenpad auf. Er schrieb, "Ich vermisse dich, Victoria." Waren etwa schon zwei Stunden vergangen? Himmel, die Zeit raste. 

Die Nachricht von Hux zauberte ein Lächeln auf mein Gesicht, oh ja, ihm war es definitiv ernst. Da ich versprochen hatte, auf jede Nachricht zu antworten, kam ich dem schnell nach. "Du fehlst mir auch, Armitage. Ich stelle gerade fest, dass ich nichts mit mir anzufangen weiß, denn sonst haben wir die Nachmittage bis jetzt immer gemeinsam verbracht." Bevor ich es mir anders überlegen konnte, hängte ich noch ein Küsschen an das letzte Wort. Es entsprach der Wahrheit, was ich gerade geschrieben hatte, denn ich wusste wirklich nichts mit mir anzufangen. Gab es auf diesem riesigen Schiff auch Freizeitaktivitäten?

Um einem weiteren Irrlauf auf der Finalizer vorzubeugen, aktivierte ich wieder die Funktion für Dumme auf meinem Datenpad, um mir den Weg zu meinem Quartier anzeigen zu lassen. Unterwegs teilte mir das Gerät mit, dass eine neue Nachricht angekommen war, vermutlich wieder von Hux. "Besuch das Offiziersschwimmbad auf den oberen Decks. Eigentlich wollte ich gemeinsam mit dir dorthin, aber noch weniger möchte ich, das du an Langeweile stirbst, bevor ich wiederkomme. Fühl dich umarmt, dein Hux." 

Mein Hux. Wie süß. Aber verdammt, es gibt ein Schwimmbad hier? Da muss ich hin! 

Ich rannte geradezu in Richtung meines Quartiers. Hoffentlich kam mir kein Eimer tragender, schwarz gekleideter Kylo Ren in den Weg, denn bei meinem Tempo hätte ich ihn mit Sicherheit über den Haufen gerannt. Aber Moment, diese Gefahr bestand ja gar nicht, weil er nicht auf dem Schiff anwesend war.

Zurück in meinem Quartier pfefferte ich meine Offiziersuniform in die nächstbeste Ecke und schlüpfte in einen Bikini. Dabei amüsierte ich mich köstlich darüber, das den Mitgliedern der Ersten Ordnung auch solche Kleidung zur Verfügung gestellt wurde. Wie nicht anders zu erwarten, war der Bikini schwarz. Schnell schlüpfte ich noch in meinen Bademantel, ich wollte ja niemanden irritieren, indem ich halb nackt durch die Gänge spazierte. Nachdem ich auch den Weg dorthin über mein Datenpad ausfindig gemacht hatte, lief ich los, weit war es zum Glück nicht. 

In den Gängen begegneten mir ein paar jüngere Hilfsoffiziere, die mich ungläubig anstarrten. Einige kannte ich schon vom Sehen her, sie waren ebenfalls auf der Kommandobrücke stationiert. 

Was gaffen die denn so blöd?  

"Gibt es ein Problem?", wollte ich erfahren. 

"Nein Verzeihung." Zügig machte die Gruppe das sie wegkam. 

Was war das denn gerade? 

Irritiert ging ich weiter, doch bis ich beim Schwimmbad ankam, begegnete ich niemandem mehr. Die Spinde waren größtenteils leer, es waren also nicht viele Personen hier, was mir gerade recht war. Mein Datenpad hatte ich im Quartier zurückgelassen, von daher hängte ich nur meinen Bademantel über eine freie Liege. Das Schwimmbad war wirklich unglaublich! Das Becken war mit einem wunderschönen Marmor ausgekleidet. Überall standen exotische Palmen in Töpfen herum. Das Schwimmbecken lag direkt unter einer Kuppel, die vollständig aus Sichtglasfenstern bestand. Über mir funkelte die Unendlichkeit der Galaxis, es war wunderschön. Kein Wunder, das Hux gemeinsam mit mir hierher kommen wollte, mit etwas Geschick konnte man das ganze Ambiente hier bestimmt romantisch gestalten.

Ich ging an den Beckenrand um die Wassertemperatur mit dem Fuß zu testen. Es war perfekt! Mit einem wohligen Seufzen ließ ich mich in das kühle Nass gleiten. Den wenigen Personen, die sich ebenfalls im Wasser aufhielten, konnte ich geschickt ausweichen während ich meine Bahnen zog. Nach einer Weile hatte ich genug Wasser abbekommen und so beschloss ich, mich auf den Weg zurück zur Liege zu machen. 

Tropfend stieg ich gerade aus dem Becken, als ich aus dem Augenwinkel eine Bewegung ausmachte. Um zu sehen, wer gekommen war, drehte ich den Kopf in die Richtung, nur um gleich darauf große Augen zu bekommen. Dort stand Kylo Ren und beobachtete mich. 

Wie lange steht der schon da? 

Und war er nicht erst heute morgen von der Finalizer aufgebrochen, wenige Stunden vor General Hux? Jetzt fühlte ich mich richtig unwohl, denn ich hatte verdammt wenig Kleidung am Körper. Während meiner Überlegungen hatte Ren in der Zwischenzeit seinen Eimer vom Kopf genommen, immer noch unverwandt in meine Richtung blickend. 

Schnell versuchte ich, zurück zu meiner Liege zu huschen, um mich wenigstens in den Bademantel zu hüllen. Leider hatte ich nicht mehr an meine Ungeschicklichkeit gedacht, oder die Wasserpfütze auf dem Boden war Schuld. Möglicherweise waren diese beiden Punkte in Kombination zusammen eine schlechte Mischung, da ich gekonnt ausrutschte, um mich richtig heftig auf die Fresse zu legen. Diesmal bremste meine Nase den Schwung ab. Einen Moment lag ich da, laut fluchend und schimpfend, wobei ich recht kreativ und bisweilen auch richtig ausfallend wurde. 

Neben mir registrierte ich eine Bewegung, Kylo Ren kniete sich gerade neben mich. 

Verdammt, wieso hat ausgerechnet er das sehen müssen? 

"Ich stelle fest, dass Sie ziemlich mächtige Feinde hier an Bord haben", kommentierte Ren das ganze Geschehen. 

Irritiert blickte ich zu ihm hinüber. 

"Zuerst Ihr Schreibtisch und nun diese Wasserpfütze. Und Sie ziehen eindeutig den kürzeren." 

"Sehr witzig", gab ich kurz angebunden zurück, dabei rappelte ich mich wieder auf. Ein prüfender Blick an mir hinab ergab ein ernüchterndes Ergebnis, ich hatte Nasenbluten und zwar ziemlich heftig. Schnell führte ich meinen ursprünglichen Plan aus, mich wenigstens in meinen Bademantel zu hüllen. Leider hatte ich jetzt nichts zur Hand, um die Blutung zu stoppen. Nun, bis zu meinem Quartier würde es irgendwie gehen müssen. "Sie entschuldigen mich, Sir?" Mit diesen Worten ließ ich Ren auch schon stehen, stürmte regelrecht an ihm vorbei. Noch mehr trockene Kommentare seinerseits wollte ich mir wirklich nicht anhören.

Unterwegs begegnete ich zu meiner Erleichterung niemandem. So ganz nebenbei hatte ich auch keinen Plan, was ich für eine Erklärung abliefern konnte, ohne meine Ungeschicklichkeit an die große Glocke zu hängen. Zurück in meinem Quartier schälte ich mich aus dem blutbesudelten Bademantel und tappte ins Badezimmer. Himmel, ich sah wirklich zum Fürchten aus. Während einer warmen Dusche wusch ich das Blut von mir, welches zum Glück aufgehört hatte zu fließen. Weh tat meine Nase trotzdem noch. Oh Mann, war ich fertig! Schon wieder war ein stressiger Tag bald zu Ende. Ich ließ mir schnell von einem Droiden noch eine kleine Mahlzeit auf mein Zimmer bringen. Während ich aß, checkte ich mein Datenpad, welches ich in der ganzen Aufregung vergessen hatte.

Natürlich wartete eine ungelesene Nachricht von Hux auf mich. "Liebste Victoria, meine Aufgabe werden mich wohl nicht so lange wie befürchtet hier festhalten. Es läuft alles zeitgemäß nach Plan, was eine längere Anwesenheit meinerseits überflüssig macht. Das wird sich aber ändern, sobald das Projekt abgeschlossen ist, denn dann fällt das Ganze unter mein Kommando. Ich sollte morgen Abend zurück sein, wenn alles glatt läuft, dann erzähle ich dir mehr. Wie gerne würde ich dich jetzt im Arm halten. Ich verspreche, das holen wir nach, sobald ich wieder auf die Finalizer zurückgekehrt bin. Hast du das Schwimmbad gefunden? Armitage."

Ich konnte mir nicht helfen, aber ich fand diese Nachricht einfach unglaublich rührend. "Mein lieber Armitage, ja das Schwimmbad habe ich tatsächlich gefunden. (Auch wenn du es mir vermutlich nicht glauben wirst.) Leider wurde ich dort von meiner eigenen Ungeschicklichkeit überrascht, jetzt trage ich neue Kampfspuren. Die muss ich dir morgen voller Stolz präsentieren, du wirst staunen! Wir sehen uns morgen, du fehlst mir. Sag mir bescheid, sobald du wieder gelandet bist. Deine Victoria." 

Hoffentlich ist das jetzt nicht zu dick aufgetragen. 

Die Antwort kam sofort. "Was ist mit dir passiert? Da lässt man dich einmal aus den Augen ... " 

"Mach dir keine Sorgen, nichts schlimmes. Ich bin ausgerutscht, dass ist alles. Stell es dir einfach wie eine ähnliche Situation mit dem Schreibtisch vor." 

"Victoria ... " 

"Es geht mir gut, wirklich. Mach dir keine Sorgen." 

"Bitte sag mir, was passiert ist. Musst du verarztet werden? Soll ich zurückkommen?" 

Perplex starrte ich auf die letzte Zeile. Er würde seine Aufgaben stehen und liegen lassen, um zurück zu mir zu kommen? Um bei mir zu sein, wenn ich ihn brauchen würde? Unwillkürlich musste ich heftig gegen die aufkommenden Tränen anblinzeln und meinen aufgewühlten Atem beruhigen. Augenscheinlich schien ich ihm wirklich sehr viel zu bedeuten. 

"Victoria, rede mit mir!" 

"Nein, alles gut. Das hier erfordert keinen Arztbesuch, ich habe nur ein wenig Nasenbluten." Besser ich spielte das Ganze etwas herunter, sonst kam Armitage hier wirklich mit wehenden Fahnen angerauscht. Unwillkürlich musste ich kichern, da sich gerade ein interessantes Bild vor meinem inneren Auge entfaltete. 

"Ich werde dich, sobald ich zurück bin, nicht mehr aus den Augen lassen", verkündete die nächste Nachricht voller Ernst. 

"Davon gehe ich aus. Verarztest du mich auch wieder?" 

"Soll ich? Würde dir das gefallen?" 

Schmunzelnd schrieb ich wieder. "Sehr sogar. Wir sehen uns morgen Abend. Gute Nacht Armitage." 

"Schlaf gut, meine liebe Victoria." 

Unsere Konversation schickte ein Lächeln über meine Lippen und ich musste mir ehrlich eingestehen, das ich mich darauf freute, Armitage wiederzusehen.

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