Kapitel 79 - Ein Widerwort zu viel

Armitage hielt Wort und ersetzte mir mein verloren gegangenes Datenpad. Dummerweise stand ich damit aber vor einem neuen Problem. Mein vorheriges Gerät hatte ich von Leia persönlich bekommen. Es war so präpariert gewesen, dass ich verschlüsselte Nachrichten an die Generalin des Widerstands schicken konnte, um sie auf dem Laufenden zu halten und wichtige Informationen zu übermitteln. 

Mit dem neuen Datenpad war das schlichtweg nicht mehr möglich, da ihm der Dechivrierungscode fehlte, was für mich im Umkehrschluss hieß, keinen direkten Draht mehr zu meinen Verbündeten herstellen zu können. Womit ich wiederum auf Kimura angewiesen war, der allerdings immer noch seinen Zorn auf mich pflegte. Einfach und unkompliziert ging definitiv anders.

Oh Mann. 

Frustriert wog ich das neue Gerät in meinen Fingern und spießte es gleichzeitig mit Blicken auf. Ich hatte es sogar geschafft mich für einen Moment davonzustehlen, um im Treppenhaus nach meinem alten Datenpad zu suchen. Das Ergebnis war ernüchternd; durch den hohen Sturz war es wiederholt an den scharfkantigen Metallstufen abgeprallt, bis es letzten Endes auf dem Boden aufschlug, um in unzählige Einzelteile zu zerspringen. Ich hatte die Überreste zusammengeklaubt und im nächsten Müllschacht entsorgt. 

Nun. Wenigstens kann niemand mehr die Daten von diesem Gerät herunterziehen und gegebenenfalls gegen mich verwenden. 

Nachdenklich lenkte ich meine Blickrichtung aus dem Sichtfenster. Die Steadfast hing dicht neben der Finalizer im All und wartete darauf, einen Teil der Besatzung aufzunehmen, die restlichen Sternenzerstörer würden nach und nach eintreffen. Da Hux bereits veranlasst hatte, von der Kommandostelle aus eine Durchsage per Lautsprecher herauszugeben, wusste jeder wie er oder sie sich zu verhalten hatten. Jeder kannte seinen Rang und hatte nun Kenntnis darüber, auf welchem Schiff der zukünftige Einsatzort lag. 

Zu meiner Erleichterung würde Kimura uns als Stationsarzt auf die Steadfast begleiten und auch, wenn er mir im Moment noch böse war und er sich auf der Steadfast zudem mit seinem ehemaligen Vorgesetzten, Doktor Tenroy, würde herumschlagen müssen, so war doch meine Verbindung zum Widerstand sichergestellt. Ich musste unbedingt in Erfahrung bringen, ob Tara und Peavey gut bei ihnen angekommen waren. 

"Wir sind hier fertig, oder?" Es war eine rein rhetorische Frage, auf die Armitage auch keine Antwort erwartete. Seine Augen schweiften noch ein letztes Mal durch unser Quartier. Durch diese vertrauten Räumlichkeiten, in denen wir so viele schöne Stunden verbracht hatten. 

Ich wusste, wie sehr es ihm widerstrebte, auf das Kommandoschiff von Pryde zu wechseln und sich dieser Person unterzuordnen, deswegen trat ich kommentarlos zu ihm und schmiegte mich an seine Brust. Gleich darauf spürte ich das Gewicht seiner Arme auf meinem Rücken. Einen Moment standen wir so da, einander festhaltend, bis Armitages Datenpad piepte. 

"Wir sollen uns unverzüglich in Hangar 4d einfinden, der Transfer erfolgt in Kürze", laß er laut vor. "Es ist soweit, Ria."

"Nur für kurze Zeit, Armitage", sprach ich ihm Mut zu. "Wenn du dich Pryde unterordnen musst, dann hast du auch mehr Freiraum. Wir können die letzten Punkte auf unserem Plan abhaken und uns voll und ganz darauf konzentrieren, ihn endlich umzusetzen."

"Du hast Recht, Ria. Wie so oft." Armitage beugte sich näher, um noch einen letzten Kuss zu bekommen, bevor wir uns auf den Weg machten.


Das Shuttle stand abflugbereit im Hangar. Hux und ich kamen gerade noch rechtzeitig an, um Kylo Ren an der Seite von General Pryde einsteigen zu sehen. Sobald wir ebenfalls an Bord waren, gab Ren dem Piloten die Order, abzuheben. Auf dem Flug straften die beiden anderen Männer Hux mit Nichtachtung und Ignoranz. Sie sprachen über das weitere Vorgehen und andere diverse Sachen -also im Prinzip wichtige Themen- ohne Armitage dabei mit einzubeziehen, oder ihn auch nur nach seiner Meinung zu fragen. Nein, stattdessen ließen sie ihn ganz bewusst außen vor. 

Und schon geht es los. 

Um Armitage nicht völlig aufgeschmissen stehenzulassen, zog ich an seiner Hand, damit er mir folgte. Das Shuttle hatte unmerklich abgehoben und glitt nun auf die Steadfast zu. Im Sichtfenster rückte der gewaltige Sternenzerstörer immer näher. "Täuscht der erste Eindruck, oder sieht die Steadfast etwas anders aus als dein Schiff?", raunte ich Hux zu. Ich neigte den Kopf dabei leicht zur Seite, in seine Richtung.

"Sie ist von einer älteren Bauart der Resurgent-Klasse, das stimmt." Ein herabwürdigendes Schnauben folgte. "Dieses Schiff kann meiner Finalizer nicht mal im Ansatz das Wasser reichen." 

Dieser Kommentar war so typisch Armitage, dass er mir unweigerlich ein Schmunzeln entlockte, aber dann schweiften meine Gedanken weiter, hin zu unerfreulicheren Themen. "Armitage? Du hast die Vermutung geäußert, dass wir Spione an Bord haben."

"Ja. Dieser Angriff kann kein Zufall gewesen sein, findest du nicht auch?" Er stellte sich hinter mich, sodass mein Rücken an seiner Brust lag. Beide Hände legte er um meine Oberarme. 

Er hat keine Ahnung, wie nah er der Wahrheit gerade gekommen ist.

Ohne meinen Blick zu fokussieren, sah ich aus dem Fenster. "Hast du wirklich General Peavey im Verdacht?", forschte ich behutsam weiter. 

"Ja. Es ist seltsam, dass er ausgerechnet nach diesem Angriff spurlos verschwunden ist."

Auch daran hatte ich im Eifer des Gefechts nicht gedacht. Der Zeitpunkt von Edrisons Verschwinden war belastend. Natürlich war es für Kimura und mich von Vorteil, wenn der Verdacht niemals auf uns fallen würde, denn so konnten wir weiterhin verdeckt agieren. 

Ich entspannte meinen Nacken und ließ den Kopf dabei so weit zurücksinken, dass er an Armitages Schulter eine Stütze fand. 

Es ist nur eine Frage der Zeit, bis Armitage die Meldung bekommt, dass sein Brückenteam von der Finalizer nicht vollständig hierher versetzt werden konnte. Das eine Person fehlt und genauso unauffindbar ist wie Peavey. Und sobald er weiß dass Tara ebenfalls als vermisst gilt, wird er mich fragen, ob ich etwas dazu sagen kann. Ob Tara mir gegenüber irgendeine Andeutung gemacht hat und sei sie auch noch so unbedeutend. Immerhin waren wir in der letzten Zeit sehr oft zusammen. Ich seufzte unhörbar. Die Schlinge zieht sich immer weiter zu und lässt mir weniger Platz zum Handeln. Weniger Spielraum für Fehler. 

Weil die beiden Schiffe so nah beieinander lagen, dauerte es nicht lange bis das Shuttle schon wieder im Hangar der Steadfast aufsetzte. Kylo Ren und General Pryde waren noch immer in ihr Gespräch vertieft. 

Als sie an uns vorbeigingen, schnappte ich einige Wortfetzen das weitere Vorgehen, organisatorische und auch taktische Fragen betreffend, auf. Gezwungenermaßen folgten Armitage und ich den Beiden, wenn wir nicht zurückbleiben wollten. General Pryde beriet Kylo Ren nach bestem Wissen und Gewissen. Das er dabei auf eine jahrzehntelange Erfahrung zurückgreifen konnte, war für ihn gewiss von Vorteil. Der Mann war gut und gerne doppelt so alt wie Armitage. 

"Widerwärtig!", zischte Hux mir von der Seite aus zu. 

Fragend sah ich zu ihm auf. Missgunst und auch eine Spur Neid malten deutliche Spuren in sein Gesicht. 

Armitage deutete mit einem scharfen Kopfnicken auf die Rücken der Vorauseilenden. "Wie er sich bei Ren einschleimt. Ihm Ratschläge erteilt. Er macht sich dadurch unentbehrlich."

"In der Ersten Ordnung ist niemand unentbehrlich", hielt ich mit leichter Verbitterung dagegen, was mir einen überraschten Blick von Hux eintrug. "Das darfst du niemals glauben, Hux, dass ist ein Trugschluss." Ich sah ihn direkt an. "Nahezu jeder ist in dieser Organisation leicht zu ersetzen. Nur ein kleines Rad im Getriebe dieser gewaltigen Kriegsmaschinerie. Die Person dahinter und das, was sie ausmacht, zählt nicht. Aber für wen du wirklich unentbehrlich bist, ist für mich. Ich kann mir mein weiteres Leben ohne dich einfach nicht mehr vorstellen." 

"Ich weiß, meine Geliebte." Ein sanftes Lächeln hob seinen Mundwinkel an, bevor Armitage hier ebenfalls darauf verzichtete, sich an die Regeln zu halten. Seinen Arm auf meine Schultern gelegt, signalisierte er jedem, dass ich zu ihm gehörte. 

Unser Weg führte durch ellenlange Flure, nahezu identisch mit denen auf der Finalizer. Sturmtruppler salutierten. Kylo Ren eilte zielstrebig voraus, ganz so, als würde er den Weg kennen. Es war also nicht weiter verwunderlich, dass unser Ziel auf der Kommandobrücke lag. Sie war nach demselben Konzept geschnitten und aufgeteilt wie auf der Finalizer auch. Ein erhöhter Laufsteg teilte die Brücke in der Mitte, die Kanten waren silber abgehoben gegen den dunklen Boden. Direkt daneben flankierten tiefer liegende Gräben die erhöhte Position. In ihnen befanden sich die Arbeitsplätze der niederrangigen Offiziere, wie der Techniker und der Flugkontrolle. Alle diensthabenden Mitarbeiter hielten kurz in ihrer Tätigkeit inne, erhoben sich wie ein Mann und erwiesen dem Obersten Anführer ihren Respekt in Form eines Saluts. 

Ich dagegen, war in der Zwischenzeit auf eine andere Person aufmerksam geworden, die ich sehr lange schon nicht mehr gesehen hatte, Bellava Parnadee. Die Generalin hatte nur die Ankunft von Kylo Ren mitbekommen, sich dann aber sofort wieder ihren Pflichten zugewandt. Da Hux und ich etwas später eingetreten waren, hatte sie uns nicht gesehen. 

"Entschuldigst du mich kurz?", fragte ich Armitage, schlüpfte dabei aber schon unter seinem Arm heraus. "Ich möchte zu Bellava." Bevor er überhaupt die Chance hatte, zu antworten, war ich schon auf dem Weg zu der dunkelhäutigen Frau. Sie war gerade dabei, eifrig etwas in ihr Datenpad einzugeben. Behutsam tippte ich ihr auf die Schulter. Ich hatte damit gerechnet, dass sie sich freuen würde mich wiederzusehen und war doch nicht auf diese Reaktion vorbereitet gewesen. 

Erstaunen legte sich über ihre Züge, abgelöst von aufrichtiger, strahlender Freude. "Ria!" Nach einem schnellen Blick in Richtung Pryde, dass er nichts davon mitbekam, zog Bellava mich kurzerhand in ihre Arme. "Es ist so schön, dich wieder zu sehen", bekannte sie, sobald sie mich aus der nicht ganz vorschriftsmäßigen Begrüßung entlassen hatte. Aufmerksam huschten ihre Augen über meine Erscheinung, dann spähte sie schnell noch einmal in Richtung Pryde. "Der alte Stinkstiefel hat nichts gesehen", raunte sie mir zwinkernd anstatt einer Erklärung zu. 

Ich schaffte es gerade noch so, mein hervorbrechendes Lachen zu verschlucken und hinter hervorgehaltener Hand als Huster zu tarnen. Hinter mir bemühte sich ebenfalls jemand, seine Erheiterung zu verbergen. Ein Blick über die Schulter zeigte, dass Armitage mir gefolgt war. 

"Generalin Parnadee", begrüße er die Frau mit einem dezenten Nicken.

"General Hux", gab sie ebenso reserviert zurück. "Seid ihr zwei hierher versetzt worden?"

"Ja. Genauso wie mein komplettes Brückenteam von der Finalizer."

Bellava runzelte die Stirn. "Wie soll das funktionieren? Wir haben hier bereits ein vollständiges Team."

"Das zu entscheiden obliegt nicht mir." Hux blickte verdeutlichend in Prydes Richtung.

"Ich verstehe", sagte Bellava nachdenklich. "Nun, dann wird vermutlich bald eine Besprechung anberaumt, wo ..."

"Generalin Parnadee!", drängte sich eine unfreundliche Stimme mitten in unsere Unterhaltung. Gleich darauf stürmte eine ältere Frau mit hellblonden, kurz geschnittenen Haaren zu uns. Ohne Rücksicht darauf zu nehmen, dass sie uns unterbrach, brachte sie ihr Anliegen vor. "Bellava, hast du meine Nachricht endlich gelesen?" Die verschränkten Arme vor der Brust verdeutlichten ihre Ungeduld noch mehr. 

Bellava schnappte in genau derselben unfreundlichen Tonlage zurück. "Kann das nicht warten, Amret? Ich habe gerade wichtigeres ..."

"Nein, kann es nicht!", giftete die als Amret benannte Frau weiter. "Ich brauche dieses Kontingent an Soldaten, wenn wir neue Kinder für das Sturmtruppen-Ausbildungsprogramm rekrutieren wollen und zwar jetzt!"

Ich betrachtete die Frau eingehender. Sie trug eine identische Uniform wie Armitage und Bellava. Zudem würde sie nicht so respektlos mit einer Generalin sprechen, wenn sie nicht wenigstens denselben, oder sogar einen höheren Rang innehatte. Ich fand das Abzeichen, das sie als General auswies, zwei Querstreifen mit silbernen Bändern eingefasst an ihrem linken Ärmel. 

Bellava seufzte genervt. "Meinetwegen. Sie bekommen Ihre Truppen. Die Bestätigung schicke ich Ihnen später." Bellava wedelte ihre Hand in einer wegscheuchenden Geste vor Amret herum. Diese bedachte ihre Kollegin mit einem abschätzenden Blick, bevor sie auf den Fersen kehrt machte und davonstolzierte. 

Sobald die Frau uns den Rücken gekehrt hatte und Bellava sich unbeobachtet fühlte, verdrehte sie genervt die Augen. "Bescheuerte Seekuh!"

Armitage gluckste erneut belustigt auf. 

"Und das war?", hakte ich neugierig nach.

"Generalin Engell", erklärte Bellava. "Nach Phasmas Tod ist ihr die Aufgabe zugefallen, das Sturmtruppen-Ausbildungsprogramm zu leiten und die rekrutierten Kinder auszubilden."

Die Zwangsrekrutierungen. Ich meine mich zu erinnern, dass Bellava in einem früheren Gespräch erwähnt hat, dass sie dieses Vorgehen ebenfalls nicht gutheißt. Vielleicht kann ich sie in einem persönlicheren Moment noch einmal darauf ansprechen.

Eine Frage beschäftigte mich, sodass ich sie schließlich stellte. "Wie viele Generäle arbeiten auf diesem Schiff?" 

"General Pryde", Bellava zeigte in seine Richtung, "dann noch die Seekuh und ich. Und jetzt noch General Hux, womit wir vier wären." 

"Du lieber Himmel", murmelte ich unhörbar. 

Armitage und Edrison sind schon nicht miteinander ausgekommen, als sie sich den gleichen Posten teilen mussten. Und das waren nur zwei. Hier sind es vier Generäle und bei allem was ich bis jetzt gesehen habe, kommen diese Personen genauso wenig miteinander klar. Das wird noch interessant. 

Ich sah, wie General Pryde noch etwas mit Kylo Ren besprach, sich dann abwandte und zielstrebig auf uns zugelaufen kam. Seine Haltung war stramm, aufrecht und wirkte absolut überheblich. Unter die rechte Achsel hatte er seinen Militärstock geklemmt. 

Der läuft, als hätte er einen zweiten Stock als Stütze im Arsch. 

Pryde blieb direkt vor uns stehen und blickte aus wässrig blauen Augen an seiner Knollnase vorbei herablassend auf uns. "Der Oberste Anführer wünscht Ihre Anwesenheit für eine letzte Nachbesprechung im Konferenzraum zwei auf der Führungsebene. Folgen Sie mir. Sie ebenfalls, Generalin Parnadee." Der ältere Mann drehte uns den Rücken zu und marschierte davon, in dem Wissen, dass wir uns einer direkten Anordnung des Obersten Anführers mit Sicherheit nicht widersetzen würden.

Ein Seitenblick zu Armitage zeigte, dass er General Pryde hinterrücks gerade mit Blicken erdolchte und auch Bellava machte ein nicht gerade erfreutes Gesicht. 


Das hochtrabend als Konferenzraum zwei angepriesene Zimmer stellte sich als das genaue Gegenstück zu dem separaten Aktenraum heraus, der hinter der Brücke auf der Finalizer lag. Scheinbar waren alle Sternenzerstörer nach demselben Grundmuster geschnitten worden, seien sie nun älterer Bauart, oder nicht. 

Ren saß bereits am Kopfende des Tisches und beobachtete unser Eintreten. Pryde nahm wie selbstverständlich den Platz zu seiner Rechten ein, Bellava, Armitage und ich dagegen wählten die Plätze an der anderen Tischseite. Generalin Engell war nicht anwesend. Entweder war sie nicht hergebeten worden, oder das was besprochen werden musste, betraf sie nicht.

"Ich habe mit General Pryde unser weiteres Vorgehen besprochen", erklärte Ren den Grund unserer Anwesenheit ohne lange Umschweife. "Die Suche nach dem Widerstand hat noch immer oberste Priorität. Das Feuer der Rebellion darf nicht noch weiter geschürt werden." Ren ballte die Rechte zur Faust. 

"Mit Verlaub, Oberster Anführer, aber wir haben bereits alle uns bekannten Zufluchtsorte der Widerständler abgesucht", gab Armitage zu bedenken. "Ich sehe keinen Punkt, an dem wir ansetzen können, damit unsere Suche nicht planlos ins Leere läuft." 

"Natürlich sehen Sie das nicht", schnappte Ren abschätzig. "Und genau darum führen nicht Sie das Kommando, Hux, sondern General Pryde. Wo es Ihnen an Weitsicht und Intellekt fehlt, gleicht Pryde Ihren Mangel in Punkto Führungsqualität effektiv aus."

Autsch. Der hat gesessen.

Verstohlen schielte ich zu Armitage hinüber. Die Wut anhand dieser erneuten Demütigung war ihm anzusehen und Prydes überhebliches Gesicht tat sein Übriges, um die Situation nicht besser zu machen. 

Derzeit sprach Kylo Ren ungerührt weiter. "Gut. Kommen wir nun zum Nächsten Punkt. Die Überbesetzung der Brückenteams. Pryde Ihre Crew ist aufeinander eingestimmt und arbeitet effizient zusammen. Dieses Team wird auch weiterhin in voller Besetzung auf der Tagschicht arbeiten, wogegen das Team der Finalizer unter der Leitung von General Hux die Nachtschichten übernehmen wird. Des weiteren wird General Pryde den Rang eines Generals Erster Klasse erhalten, der dem eines Großmarschalls nahekommt, wodurch ihm die Führung bei der Verfolgung unserer Widersacher obliegt. Generalin Parnadee, Sie unterstützen General Pryde in allen Belangen." 

Für einen Moment herrschte Stille nach dieser Ankündigung, in der wir uns alle gegenseitig ansahen. Bellava und Armitage zogen beide fassungslose Gesichter. Bellava, weil ihr Aufgabenbereich gerade erweitert wurde und Armitage, weil genau das eingetreten war, womit er auch schon gerechnet hatte; nämlich, dass er sich General Pryde vollständig würde unterordnen müssen. 

Ich kannte mich in den Rängen der Ersten Ordnung zwar nicht besonders gut aus, aber dennoch verstand ich die volle Tragweite dessen, was Kylo Ren hier gerade veranstaltete. Indem er Pryde einen ähnlichen Titel wie den eines Großmarschalls verliehen hatte, hatte er ihn direkt zu seinem Stellvertreter ernannt und ihm die uneingeschränkte Befehlsgewalt über sämtliche Einheiten sowie Truppen verliehen, seien es Bodentruppen oder Flugstaffeln. Ich spürte den Zorn auf Kylo Ren heiß in mir auflodern, denn er stufte Armitage ganz bewusst im Beisein von anderen hochrangigen Personen herab. Als ob nichts vorgefallen wäre, hakte er bereits die nächsten Punkte auf seiner Liste ab. Als ob seine verbale Demütigung davor nicht schon mehr als ausreichend gewesen wäre. Ich musste gerade sehr stark an mich halten, um Ren aufgrund dieser fortlaufenden Erniedrigungen nicht zu fragen, ob er noch alle TIE-Jäger im Hangar hatte, die eventuell einer Generalüberholung bedurften.


-HUX-

Völlige Leere herrscht in mir. Unglauben über das gerade gehörte. Aber trotzdem ist es wahr. Kylo Ren hat mir innerhalb weniger Sekunden eine Demütigung und Herabsetzung der besonderen Art angedeihen lassen, indem er Pryde genau den Rang verliehen hat, den ich mir für mich selbst immer gewünscht habe. Wut kocht in meinem Inneren hoch, verknotet meinen Magen und ballt meine Hände zu verkrampften Fäusten, wenn ich mir die selbstgerechte Genugtuung auf Prydes Gesicht ansehe. Ihm ist deutlich anzusehen, dass er es genießt, Zeuge dieser für mich entwürdigenden Situation zu sein. 

Ich habe endgültig genug!, hämmern die Gedanken in meinem Kopf. 

In mir ist nur noch Platz für ein einziges Ziel, eine einzige Bestrebung; Kylo Ren mit allem was mir zur Verfügung steht, zu vernichten. 

Und wenn ich dabei unsere Feinde unterstützen muss, dann soll es eben so sein. 

Gleich darauf verdränge ich diese Überlegungen wieder aus meinem Kopf. Später ist noch genügend Zeit, diesen Plan in allen Details auszuarbeiten. Währenddessen setze ich ein gleichgültiges Gesicht auf, um Kylo Ren nicht die Genugtuung zu geben, ihm zu zeigen, wie sehr mich seine Worte getroffen haben. Aus dem Augenwinkel nehme ich wahr, wie Victoria zu mir herüber sieht. Ich kann mir ihren besorgten Blick bildhaft vorstellen. 

"Weil General Hux während der Nachtschicht aller Wahrscheinlichkeit nach ein geringeres Arbeitspensum hat als auf seiner vorherigen Schicht, wird Victoria Generalin Parnadee als Assistentin zugeteilt", legt Ren gerade ungerührt fest. 

WAS???

Neben mir schnappt Ria empört nach Luft, kurz bevor ihre Hand unter dem Tisch vorschnellt, um sich auf meine zu legen.

Wie sehr ich diese Frau für diese kleinen Gesten liebe! Die Emotionen in meinem Inneren wechseln von heißem unbedachtem Zorn, in eiskalte berechnende Wut. 

Ria ist dabei wesentlich weniger taktvoll, denn sie packt ihre Empörung gerade in harsche Worte. "Das geht nicht!", bricht es aus ihr hervor, womit sie Ren mitten ins Wort fällt. 

Unter dem Tisch drücke ich ihre Hand fester. "Nicht, Ria! Es ist schon okay", flüstere ich ihr zu. Obwohl meine Worte beruhigend gedacht waren, regt sich meine Süße noch weiter auf.

"Nichts ist okay!" Wütend funkelt sie zuerst mich, dann wieder Kylo Ren an. "Es wird sich mit Sicherheit noch eine andere Assistentin für Generalin Parnadee finden lassen. Ich arbeite weiterhin für Hux."

Nervös huschen meine Augen zu Ren. Victoria zwingt ihn mit ihrem Verhalten geradezu, sie zurechtzuweisen. 

Dennoch ist Pryde schneller. "Halten Sie Ihr unverschämtes Maul!", schreit er Ria von gegenüber an. Sein schwarzer Militärstock knallt auf die Tischplatte vor ihm. 

"Nicht, Ria. Sei still", flehe ich sie erneut an. Meine Hand drückt besänftigend auf ihre Schulter. Weil mein Blickwinkel genau auf meiner Partnerin liegt, rückt auch Bellava in meinem Fokus. Sie wirkt genauso geschockt. 

"Dass Sie es auch nur wagen, derart ...", setzt Pryde mit gefährlich ruhiger Stimme an, als ihn die erhobene Hand Kylo Rens innehalten lässt. 

"Du wirst in dieser Hinsicht nicht das letzte Wort behalten, Victoria. Meine Entscheidung ist gefallen."

Sie schüttelt den Kopf. "Vergiss es!"

"Ria! So kannst du nicht mit dem Obersten Anführer sprechen." Inzwischen versucht sogar Bellava sie zu besänftigen und wieder zur Vernunft zu bringen. 

Verdammt Süße, sei endlich still.

Ein Poltern von gegenüber lässt mich zu der anderen Tischseite sehen. 

Kylo Ren ist aus seinem Sitz aufgesprungen, unberechenbarer Zorn strahlt von ihm ab. "Ich war lange genug nachsichtig mit dir, Ria. Möglicherweise war es ein Fehler, dass ich dir so viele Freiheiten eingeräumt habe. Das wird sich nun ändern, denn du wirst tun, was ich dir sage." 

"Nein." Vor der Brust verschränkte Arme verdeutlichen ihre ablehnende Haltung noch mehr. 

"Verdammt, Victoria. Sei endlich still!" Entsetzen über diese offene Auflehnung gegen Ren, der sichtlich aufgebracht darüber ist wie Ria sich gerade verhält, lassen meine Worte extrem harsch hervorbrechen. "Was soll ..."

"Raus! Alle miteinander!", fordert Ren, seine Stimme klirrt geradezu vor mühsam gezügelter Wut.

Entgeistert ruckt mein Kopf zu ihm herum. Ren hat beide Hände auf die Tischplatte vor sich gestützt, sein Blick liegt allein auf der Frau an meiner Seite. Ein Beschützerinstinkt wallt in mir auf, heftig und allumfassend, kombiniert mit dem Widerwillen dagegen, meine Partnerin allein mit diesem Mann zu lassen, der seine Emotionen nur schwer zurückhalten kann. Schnell lege ich einen Arm um ihre Schultern, mit der anderen Hand umfasse ich ihre Finger und ziehe sie näher an mich. 

Ich muss ihn irgendwie beschwichtigen, wenn ich Ria aus dieser Situation befreien will.

"Victoria hat es nicht so gemeint, Oberster Anführer. Bitte ich werde dafür Sorge tragen dass so etwas nicht wieder ..."

"Ich ... sagte ... alle ... raus! Sofort!" Kylo stützt sich lauernd auf dem Tisch ab, die langen dunklen Haare fallen zu beiden Seiten seines Gesichts vor. Dann wandert seine Rechte langsam an den Gürtel um das Lichtschwert zu greifen. Summend erwacht die rot glühende Klinge zum Leben und taucht die Szenerie in ein unwirkliches, bedrohlich flackerndes Licht. 

Und endlich erkennt auch Ria, wie ernst die Lage ist, in die sie sich selbst manövriert hat. Ihre blauen Augen huschen zu mir, ihre Finger umschließen meine fester. "Hux?" Ihre verunsicherte Tonlage krampft mein Herz zusammen und schürt in mir noch mehr das Verlangen, sie zu beschützen. 

Pryde kommt der Aufforderung von Ren umgehend nach, Bellava dagegen deutlich zögerlicher. Ihr mitfühlender Blick ruht für wenige Sekunden auf Ria, bevor sie mich ansieht. Danach Kylo Ren. Dann trifft sie eine Entscheidung, legt entschlossen ihre Hand auf Rias Schulter und bezieht neben ihr Aufstellung. "Oberster Anführer, bitte."

Das Parnadee sich auf unsere Seite schlagen wird, daran habe ich nie auch nur zu denken gewagt. Meine Achtung vor ihr steigt weiter.

Ren knurrt irgendetwas unverständliches, bevor er sein Lichtschwert deaktiviert und wegsteckt. Doch wo mich im ersten Moment noch Erleichterung durchflutet, wird mir nur Sekundenbruchteile später klar, dass die Gefahr noch lange nicht gebannt ist. Der Oberste Anführer streckt eine Hand mit der Innenfläche in unsere Richtung. 

Alles in mir verkrampft sich, in Erwartung bevorstehender Schmerzen. Ich versuche noch, Victoria enger an mich zu ziehen und sie von Rens Machteinfluss abzuschirmen, aber gleich darauf ist eine Woge aus purer Macht heran. Sie umtost uns und richtet sich auf ein entferntes Ziel. Wie von selbst öffnet sich die Schleuse zur Brücke hin. Verdutzte Mitarbeiter sehen von ihren Terminals hoch.

Was zum ...?

Ich komme nicht dazu, den Gedanken zu Ende zu führen, weil eine neuerliche Machtwelle heranrollt, Generalin Parnadee und mich von Rias Seite reißt und uns kurzerhand aus dem Raum hinaus bis auf die Brücke schleudert. Der Aufprall ist hart und treibt mir die Luft aus den Lungen. Trotzdem ignoriere ich die Schmerzen, denn sie werden vergehen. Hektisch stemme ich mich wieder hoch, um einen Blick auf Victoria zu erhaschen. Sie ist aus ihrem Stuhl aufgesprungen und schaut mit panisch aufgerissenen Augen zu mir. Dann schlägt die Tür direkt vor meiner Nase zu und schließt mein Mädchen zusammen mit einem wutschnaubenden Kylo Ren ein. Auf sich alleine gestellt und ihm vollkommen ausgeliefert. 

Nein! Nein, nein, nein! Verdammte Scheiße!

Es ist mir egal, ob ich mich gerade zum Narren mache. Egal, wie viele Zuschauer sich gerade auf der Brücke befinden. Mir ist egal, was sie hinterher sagen werden. Panische Angst um meine zukünftige Frau treibt mich an, vereinnahmt mein komplettes Denken, lässt mich aufspringen und zu Tür stürzen, um schreiend dagegenzuhämmern. "VICTORIA!" 


-VICTORIA-

Ein Zittern erfasste meinen Körper, als ich mich zaghaft wieder Kylo Ren zuwandte. Aber Tatsache war, dass ich Angst davor hatte, wie er als nächstes reagieren würde. Aktuell befand Ren sich in einem Zustand, den ich nur ganz schwer abschätzen konnte. Und in dem ich noch viel schwerer einen Weg finden würde, um zu ihm durchzudringen. Unweigerlich fragte ich mich, was um alles in der Galaxis mich dazu getrieben hatte, ihn so sehr zu reizen. Die Wut darauf, wie er mit Armitage umsprang, schon klar, aber warum hatte ich die gesamten Warnzeichen missachtet? Zu meinem eigenen Leidwesen musste ich feststellen, dass die Redewendung; Zorn macht bekanntlich blind, stimmte. "Ben, ich ..."

"Sei still!", schnitt er mir direkt das Wort ab. Schwer atmend stand er auf der anderen Seite des Tisches. "Nenn mich ... nie wieder so, Ria. Verstanden?" 

"Ja." 

"VICTORIA!" Armitage hämmerte und brüllte vor der Tür. 

"Dir zu vertrauen war ein Fehler", schleuderte Ren mir entgegen. "Dir meine Seele zu offenbaren war ein Fehler." 

Eiskalte Angst durchflutete mich. 

Scheiße, was weiß er?

Alles an ihm bebte, so zornig war er. Wieder griff Ren nach seinem Lichtschwert, um es erneut zu aktivieren. Der flackernde Schein der Klinge beleuchtete seine vor Wut verzerrten Züge auf groteske Art und Weise. 

Ich wagte es nicht, ihn nach dem Grund dieser Aussage zu fragen. Wagte es nicht, mich ihm in diesem Stadium zu nähern. Er war zu unberechenbar. Stattdessen gab ich einem Impuls nach und trat einen Schritt zurück, einen winzig kleinen Schritt nur. 

Trotzdem bemerkte Ren es. Und diese kleine Geste von mir brachte seinen Zorn zum Überlaufen. Schreiend, um seinen Emotionen Raum zu geben, drosch er sein Lichtschwert mit aller Gewalt auf die Tischplatte vor ihm. Mit einem metallischen Kreischen kapitulierte das Material. Der Hieb hatte die Tischplatte sauber in zwei Hälften gespalten, die zerstörten Reste sackten mit rot glühenden Schnittstellen zu Boden. 

"VICTORIA!!" Scheinbar musste Armitage etwas gehört haben, denn seine Rufe wurden noch energischer, dringlicher.

Mit angstvoll geweiteten Augen wich ich vor Ren zurück, nur um dann urplötzlich von der Macht gepackt und quer durch den Raum gezerrt zu werden. Erst als die hochstehende Ecke der zerstörten Tischkante schmerzhaft und äußerst schwungvoll in meinen Bauch stieß, entließ Kylo die Macht wieder. 

Lauernd beobachtete er mich, wie ich mich schwer atmend von der Tischplatte wegstemmte, eine Hand dabei schützend über meinen Unterleib gepresst. 

Au. Was ist nur los mit ihm? 

"Du kannst das, was ich dir verraten habe, mühelos gegen mich einsetzen", fuhr Ren fort, als ob sein Wutausbruch und sein Übergriff auf mich durch die Macht niemals passiert wären. "Noch immer hat mich jede Person verraten, die ich auch nur in meine Nähe gelassen habe. Der ich Vertrauen entgegengebracht habe. Und auch du wirst genauso handeln. Du stehst eindeutig auf Hux' Seite!" Sein Zeigefinger schnellte anklagend vor. "Das hat dein Handeln heute ganz klar bewiesen, Ria."

"Natürlich stehe ich zu Hux. Denkst du ernsthaft, ich kann danebenstehen und tatenlos zusehen, wie du ihn immer wieder demütigst und schikanierst?"

"Hux ist ein tollwütiger Köter!", schrie Ren außer sich. "Wieso sollte er Liebe verdienen und ich nicht? Warum stehst du unerschütterlich zu ihm und von mir wenden sich alle Menschen ab, denen ich mich öffne?"

Diese Aussage erklärte mir alles, was ich wissen musste. "Ben. Hattest du wieder eine Auseinandersetzung mit Rey?"

"Nenn mich nicht so!", warf er mir aufgebracht entgegen. "Du hast kein Recht dazu! Diesen Namen habe ich schon vor langer Zeit abgelegt. Ich will ihn nicht mehr hören!"

Ich war wie vor den Kopf gestoßen. So unversöhnlich hatte ich ihn noch nie erlebt. Unausgeglichen, verunsichert und verletzt, dass ja. Aber niemals so unnahbar. 

"Ich werde niemandem mehr vertrauen", erklärte Ren mit erstickter Stimme, seine Schultern bebten. "Dann kann mich auch niemand mehr verletzen. Alleine bin ich stärker! Unabhängiger. Ich brauche keine Rey, keinen Meister, keine Familie und erst recht nicht dich! Du hast dich für eine Seite entscheiden und es ist nicht meine! Aber eines sage ich dir Ria." Schneller als ich hinschauen konnte, kam Ren zu mir gestürmt, krallte eine Hand in meine Haare und riss meinen Kopf grob daran zurück.

Ein leiser Schmerzenslaut entfuhr mir, gleichzeitig kniff ich in einem Reflex die Augen fest zusammen. Aus einer spontanen Reaktion heraus schnellten meine Hände hoch und legten sich auf Kylos. Es war ein jämmerlicher Versuch, seine Hand aus meinen Haaren zu lösen. 

Er war mir so nah, dass sein warmer Atem beim Sprechen über mein Gesicht streifte. "Wenn ich auch nur den leisesten Verdacht habe, dass du irgendjemandem, egal wem, etwas von dem erzählst was ich dir gegenüber im Vertrauen erwähnt habe, sei es meine Vergangenheit oder meine Verbindung zu Rey, dann wirst du es bereuen." Sein Zug an meinen Haaren wurde stärker. "Wenn auch nur das leiseste Flüstern über dieses Schiff dringt, dass ich eine Verbindung zu unseren Feinden habe, zu einer Jedi, dann werde ich deinen geliebten General Hux umbringen und dich dabei zusehen lassen. Ich werde ihn so sehr quälen, dass du am Ende um seinen Tod betteln wirst. Ansonsten befolgst du meine Befehle und behältst deine Meinung für dich, ist das klar? Ab morgen arbeitest du für Generalin Parnadee." Ren erhöhte den Zug weiter. "Ohne Wenn und Aber."

Inzwischen strömten mir Tränen aus den Augen und ein Wimmern entrang sich meiner Kehle. 

"Ich habe einen Fehler gemacht, als ich dich an mich herangelassen und dir zu viele Freiheiten gewährt habe, den ich jetzt korrigieren werde. Hast du mich verstanden?" 

Ich nickte wimmernd, aber zu mehr war ich einfach nicht in der Lage. 

"Gut. Außerdem wird es kein weiteres Training mehr geben. Ich habe keine Zeit mehr, mich mit dir herumzuschlagen und dir Dinge beizubringen. Immerhin bist du nicht meine Schülerin." Ren stieß mich grob von sich. "Eine letzte Sache wäre da noch." 

Ich hatte keine Zeit zu reagieren. Ren kanalisierte die Macht und verpasste mir durch sie eine deftige Ohrfeige. Der Schlag war so heftig, dass er meinen Kopf zur Seite riss und mich von den Füßen hob. Mit einem Aufschrei stürzte ich zu Boden und umfasste wimmernd meine schmerzende Wange.

"RIA!!!" Armitage hatte noch nicht aufgegeben und schlug nach wie vor auf die Tür ein.

Kylo trat näher, um von oben auf mich herabzusehen. "Das war für dein vorlautes, unverschämtes Mundwerk. Wehe dir, wenn du mir noch einmal Widerworte gibst. Oder meine Autorität bei einem Meeting infrage stellst." Damit ging er und ließ mich einfach dort auf dem Boden zurück, wo ich gestürzt war. Sobald Ren die Tür öffnete und den Raum verließ, war Armitage bei mir. 

Schnell stürzte er auf die Knie und nahm mich in seine Arme. "Ria, Süße, geht es dir gut?" Besorgt wanderte sein aufmerksamer Blick über mich. Mit dem Zeigefinger hob er mein Kinn leicht an, registrierte meine rot geschlagene Wange und die zerzausten Haare. Sah die Tränen in meinen Augen. "Was hat der Bastard mit dir gemacht?" 

Ich konnte ihm im Moment keine Antwort auf diese Frage geben. Der Schock über das gerade erlebte saß zu tief, denn ich hätte niemals erwartet, dass sich die Situation zwischen Ren und mir so entwickeln würde. Ich hatte gedacht, dass wir uns auf einer Vertrauensbasis bewegten, denn sonst hätte er mir niemals so viel von sich preisgegeben. Dann hätte er mich niemals vor dem Schicksal auf Arkania gerettet, oder mich auf Fondor vor dem Lasergeschoss beschützt. Dass er jetzt dermaßen die Beherrschung verlor und mich von sich stieß, mich sogar schlug, überforderte mich. Etwas musste passiert sein, was ihn dazu gebracht hatte, sich so zu verschließen.

Ich schüttelte den Kopf und kuschelte mich mich tiefer in die Geborgenheit die Hux' Arme mir versprachen. Atmete sein vertraut vanilliges Aroma ein und ließ mich von ihm halten. Ich genoss es, seine Lippen auf meiner Haut zu spüren, die immer wieder zärtliche Küsse auf mein Gesicht hauchten. Spürte dem sanften Streicheln nach, das seine Hände auf meinem Rücken hinterließen. Nur vage nahm ich wahr, wie sich Schritte näherten. Wie sich eine weitere tröstende Hand auf meinen Hinterkopf legte, um sanft darüberzustreicheln. 

Bellava. 

Dankbar blickte ich zu ihr auf. "Danke dafür, dass du mir beigestanden hast. Ich wollte nicht, dass du in den Augen des Obersten Anführers einen schlechten Eindruck hinterlässt, indem du dich auf meine Seite schlägst."

"Was geschehen ist, ist geschehen und lässt sich jetzt sowieso nicht mehr ändern. Aber ich möchte das du eines weißt", Bellava machte eine kurze Kunstpause, in der sie mich anlächelte, "ich würde es immer wieder tun. Würde immer wieder für dich einstehen. Weil es das Richtige war."

Gemeinsam halfen Armitage und Bellava mir hoch. Sie boten mir auch weiterhin Halt in ihren Armen, selbst dann, als wir über die Kommandobrücke liefen und den aufmerksamen Augen der arbeitenden Brückencrew ausgesetzt waren. Aber letzten Endes machte es sowieso nicht mehr viel aus. Sie alle hatten gesehen, wie Ren die beiden Generäle aus dem Konferenzraum geschmissen hatte und Armitages anschließende Reaktion darauf. Für heute gab es nichts mehr zu tun. 

Und obwohl der heutige Tag einen tiefen Graben zwischen Kylo Ren und mir geschlagen hatte, so hatte er doch Armitage, Bellava und mich noch näher zusammengeschweißt.

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