Kapitel 74 - Vorbereitungen

"Ist das denn zu fassen?", knurrte Armitage ungehalten. Dabei verschloss er energisch die offenstehenden Druckknöpfe seiner Uniformjacke. "Als ob er wissen würde, was sich hinter geschlossenen Türen abspielt."

Ich beeilte mich derweil, meine Jacke ebenfalls wieder zu schließen, was die anhaltende Dunkelheit im Raum allerdings erschwerte. Schließlich hatte ich irgendwann mein Ziel erreicht, doch in der Zeit, die wir gebraucht hatten um uns wieder halbwegs präsentabel herzurichten, war Kylo Ren noch ungeduldiger geworden, als ohnehin schon. Das penetrante Hämmern von der Tür her hielt unverwandt an und endete erst, als Hux die Eingabekonsole betätigte. 

"Sie haben gehämmert, Oberster Anführer?", fragte Armitage. Der Sarkasmus troff nur so aus jedem einzelnen Wort. "Was gibt es denn so dringendes?"

Ich hätte mich durchaus köstlich über dieses Kommentar amüsieren können, wenn ich nicht zuvor mit Hux solche Gespräche geführt hätte. Jetzt ließ mich die nicht ganz vorschriftsmäßige Frage von meinem Partner sehr angespannt zurück, denn bei Kylos momentaner Verfassung hatte ich nicht die leiseste Ahnung, wie er darauf reagieren würde.

Rens Gesicht verdüsterte sich merklich, soweit das in der schummrigen Notstrombeleuchtung zu erkennen war, aber vorerst blieb es dabei. Vorerst. "Ich will wissen, was hier los ist!" Eine Handbewegung schloss das gesamte Schiff mit ein. "Die Versorgung läuft nur über die Notgeneratoren."

"Ja, das tut sie", gab Hux lapidar zurück. "Die aktuelle Situation ist den letzten Wartungsarbeiten geschuldet, die aller Wahrscheinlichkeit nach in kurzer Zeit abgeschlossen sein dürften. Dann werden wir den von Ihnen angestrebten Kurs umgehend einschlagen."

"Und warum", Kylo trat einen bedrohlichen Schritt näher, bis er direkt vor Armitage aufragte, "haben weder General Peavey noch Sie mich darüber in Kenntnis gesetzt?" 

Ich hörte die mühsam gezügelte Wut, die in jeder Silbe von Ren mitschwang, deswegen trat ich schräg neben Hux. 

"Wir hielten es nicht für notwendig, Sie wegen einer Lappalie zu belästigen." Im selben Atemzug sprang auf Hux' Worte die herkömmliche Beleuchtung wieder an und tauchte den Flur in helles Licht. 

Für einen Moment war ich gezwungen, meine Augen gegen die Helligkeit abzuschirmen. 

 Rens Augen wanderten über Armitages Schulter hinweg, um an mir hängen zu bleiben. "Victoria. Hat Hux dich darüber informiert, dass wir unser Training heute wieder aufnehmen?"

Ähm, nein.

"Ja, hat er", log ich ihm direkt ins Gesicht. 

Ren nickte nur. "Gut. Dann erwarte ich dich in zwanzig Minuten in der Halle. Und für Sie, Hux, habe ich eine neue Aufgabe, die Suche nach dem Widerstand muss noch zwei Tage länger warten. Da es noch keine offizielle Einführung in meine Position als Oberster Anführer gab, werden wir dies umgehend nachholen. General Peavey hat bereits unsere wertvollsten Sympathisanten und finanzkräftigsten Unterstützer benachrichtigt und eingeladen, sie müssen über den Führungswechsel in Kenntnis gesetzt werden. Wir nehmen Kurs auf die Kernwelten und werden über Coruscant auf die Ankunft unserer Gäste am heutigen Abend warten." 

Interessiert verfolgte ich das Gespräch. Nebenbei drängte sich mir der Gedanke auf, dass mir diese Verzögerung mehr Zeit verschaffen würde, um den Widerstand zu benachrichtigen und ihnen ein größeres Zeitfenster, um von der Bildfläche zu verschwinden.

"Coruscant?", echote Hux. "Ist das klug? Immerhin liegt diese Welt ziemlich zentral."

"Wir betreten den Planeten nicht, sondern empfangen die Gäste an Bord der Finalizer." Kylos Tonfall wurde zunehmend ungeduldiger. Ihm gefiel es nicht, dass Hux seine Anordnung infrage stellte.

Armitage erkannte ebenfalls, dass er an Boden verlor. "Wie Sie wünschen, Oberster Anführer." 

Ren blieb noch einen Moment stehen, wo er war. Sein Blick lag auf mir und wanderte meine Erscheinung hinab. Doch sobald seine Augen meinen Oberkörper erreichten, verdüsterte sich sein Gesichtsausdruck merklich. Dann sah er zu Hux und betrachtete ihn mit einem Blick, der sämtliche Alarmglocken in mir zum Schrillen brachte. Wundersamerweise beließ Kylo Ren es aber dabei, wandte sich mit wirbelndem Umhang ab, um doch nach wenigen Schritten noch einmal abzustoppen. "Ach und Ria? Du hast deine Uniform schief zugeknöpft." 

Fuck, verdammter!

Entgeistert blickte ich an mir hinab, nur um Rens Worte bestätigt zu sehen. Auch Hux drehte sich zu mir um, mit einem Ausdruck im Gesicht der verriet, wie unschlüssig er gerade war, ob er denn lachen sollte, oder Kylo Ren anrüffeln. 

"Für den heutigen Abend wäre es allerdings besser, wenn dein Aussehen nicht so ... postkoital und derangiert wäre. Das macht keinen guten Eindruck, wenn du verstehst, was ich meine."

Die Köpfe von Armitage und mir ruckten gleichzeitig in die Höhe, aber im Gegensatz zu mir fand er seine Sprache schneller wieder und packte seine Empörung in Worte. "Was erlauben Sie sich?" 

"Hux, nicht!", ging ich schnell dazwischen und trat einen Schritt vor ihn, bevor das Ganze ausarten konnte. "Ich werde Ihren Ratschlag für den heutigen Abend beherzigen, Oberster Anführer", gab ich an Ren gerichtet zurück. 

Zu meiner Erleichterung beließ er es dabei und ging seiner Wege. 


Mein Partner war zwar alles andere als erfreut darüber, dass ich ihn verlassen musste um mit Ren zu trainieren, letztendlich blieb uns beiden aber keine andere Wahl. Ich ging sogar extra ein wenig früher los, um noch genügend Zeit zu haben, eine Nachricht an Leia zu schicken. Im Laufen gab ich alle relevanten Informationen die ich herausgefunden hatte, an sie weiter. 

"Generalin Organa, die Erste Ordnung startet in zwei Tagen einen organisierten Suchlauf. Unsere Stützpunkte auf Takodana und Jakku sind der Ordnung bekannt, die Rückzugsorte auf Crait und D'Quar bereits vollständig zerstört worden. Leider habe ich keine genaue Kenntnis darüber, welche Basis zuerst angeflogen wird und hoffe daher, dass das Zeitfenster für eine mögliche Evakuierung ausreichend ist."

Nachdem ich die Botschaft auf den Weg geschickt hatte, musste ich feststellen, dass an meiner Trainingsuniform keine Halterung für das Gerät vorgesehen war, weswegen ich es gezwungenermaßen in der Hand behielt. 

Auf dem Weg zur Trainingshalle begegneten mir viele Personen, die beschäftigt durch die Flure eilten. Nicht wenige von ihnen grüßten mich auch bei ihrer knapp bemessenen Zeit trotzdem mit einem Kopfnicken. Sobald ich an der Halle ankam, musste ich zwei Dinge feststellen. Erstens, besaß sie eine komplett verglaste Fläche wie ihr Gegenstück auf der Supremacy und zweitens, war Kylo Ren gerade dabei, sich völlig zu verausgaben. Wie von Sinnen drosch er mit seinem aktivierten Lichtschwert auf die Trainingseinheiten ein und schlug sie damit kurzerhand klein. Der Boden war bereits mit Bruchstücken übersät. 

Kylo wirbelte trotz seiner offensichtlichen Wut elegant auf einem Fuß herum, schwang sein Lichtschwert in derselben, fließenden Bewegung seitlich an seinem Körper vorbei und hinein in eine Attrappe. Das Plastoid hielt der rohen Gewalt dieser Attacke nicht stand und gesellte sich in Einzelteilen ebenfalls zu den anderen Trümmerstücken auf den Boden. Kylo hielt schwer atmend inne, die langen Haare wie ein Vorhang vor seinem Gesicht. Mit einer nachlässigen Handbewegung wischte er die störenden Strähnen zur Seite und richtete sich auf, wobei sein Blick auf mich fiel. Sobald wir uns ansahen, deaktivierte Ren seine Waffe, schritt durch den Raum und legte sie auf ein Regalbrett. 

Ich betrat in der Zwischenzeit die Halle. Schlagartig durchzuckte mich der Gedanke, dass sich seit unserem Abflug von Fondor vor über einer Woche nicht mehr die Möglichkeit ergeben hatte, alleine mit Kylo Ren zu sprechen. Ungebeten kochten alle Ereignisse der vergangenen Zeit wieder in mir hoch, sein Verbot hinsichtlich der Hochzeit von Hux und mir und die grauenvolle Hinrichtung des Gefangenen. Kylo Ren war definitiv nicht im Einklang mit sich selbst, sein inneres Gleichgewicht erschüttert. 

Normalerweise nutzen wir unsere Trainingszeit auch dafür, über sein emotionales Leid zu sprechen. Oder darüber, was ihn bewegte. Ich wusste, dass er niemanden sonst hatte, dem er sich anvertrauen konnte. Im Gegenzug war ich mir aktuell aber sehr unsicher, ob ich mir seine Sorgen würde anhören können. Ob ich für ihn da sein konnte. Zu viele seiner kürzlich begangenen Taten stießen bei mir auf Ablehnung. 

Trotzdem, oder gerade deswegen wäre es vermutlich klüger, ihn nicht noch mehr gegen Armitage und mich aufzubringen.

"Du bist pünktlich", stellte Ren gerade fest.

Ich schnaubte kurz auf. "Sieht ganz so aus. Und du hast schon einmal ohne mich angefangen." Ich zeigte auf die Überreste der Attrappen, stieg vorsichtig darüber hinweg und legte mein Datenpad neben das deaktivierte Lichtschwert ins Regal. Ich würde später nur daran denken müssen.

Kylo wischte die Bruchstücke mit einer beiläufigen Handbewegung zur Seite, damit sie uns nicht mehr im Weg waren. "Ich bin froh, dass wir unser Training wieder aufnehmen", eröffnete ich das Gespräch. 

"So?" Nebenbei trat er an einen Tisch, auf dem eine Karaffe mit Wasser stand. Kylo füllte akribisch seinen Becher auf, den er im selben Zug leerte. 

"Ja", sprach ich derweil weiter. "Auf Fondor haben mir deine Übungen extrem geholfen. Ich konnte ein paar davon anwenden."

"Erfolgreich?" Ren kam näher, bis uns nur noch wenige Schritte trennten.

"Ich konnte mich sehr gut verteidigen und habe es sogar geschafft, meinen Angreifer zu entwaffnen. Aber ich hatte auch den Überraschungsmoment auf meiner Seite."

"Zeig mir wie." Ren trat noch einen Schritt näher und war mir somit fast schon unangenehm nah. 

Ich konnte den dünnen Schweißfilm sehen, der auf seiner Stirn glänzte und gleichzeitig seinen herben, moschusartigen Geruch nach frischem Schweiß einatmen. Unbewusst vergrößerte ich die räumliche Distanz zwischen uns etwas. "Der Angreifer hatte eine Blaster. Ich habe seinen ausgestreckten Arm zur Seite weggeschlagen, damit sein Schuss mich nur gestreift hat."

"Und dann?" Kylo trat wieder einen Schritt vor und machte meinen Versuch, etwas Abstand von ihm zu gewinnen somit zunichte. 

Macht er das mit Absicht?

Ich trat wieder einen Schritt zurück, offensichtlicher diesmal. Irgendwann musste er ja merken, dass mir seine Nähe unangenehm war. "Dann habe ich das Standbein unter seinem Körper weggetreten. Als er auf dem Boden lag, schickte mein Tritt ihn in die Bewusstlosigkeit."

"Du hast ihn am Leben gelassen?"

"Warum sollte ich ihn umbringen?", hielt ich dagegen. 

"Weil er mit dir genau dasselbe machen wollte, nachdem er dir vermutlich Gewalt angetan hätte!" Unvermittelt machte Ren wieder einen großen Schritt auf mich zu und umfasste mein Handgelenk, damit ich ihm nicht mehr entkommen konnte. "Du weichst mir aus, Ria. Du erträgst meine Nähe nicht. Weswegen?"

Es behagte mir zwar überhaupt nicht, dass Kylo meinen Arm festhielt, aber dennoch sah ich davon ab, ihm diesen entwinden zu wollen. Mein Blick suchte den seinen. "Dein Verhalten verunsichert mich. Du hast in den letzten Tagen Entscheidungen getroffen, die ich äußerst fragwürdig finde und ich nicht weiß, wie ich mit ihnen umgehen soll."

"Sprichst du von meinem Verbot?" Rens Blick verdüsterte sich merklich. "Als ich Hux verboten habe, dich zu heiraten? Natürlich musste er es dir sagen!", murrte er.

"Du musst davon ausgehen, dass Hux mit mir über so etwas redet, aber ich spreche nicht nur davon. Kylo ... diese ... Bestrafung heute ... das war ... mehr eine Hinrichtung. Du hast den Mann auf grausame Art und Weise zu Tode gequält. So kenne ich dich gar nicht!" Als Ren nichts darauf antwortete, sprach ich weiter. "Und dein Blick, als du ihm das Genick gebrochen und dabei Hux angesehen hast." Erneut rieselte ein Schauer über meinen Rücken, wenn ich daran dachte. "Als ob du ihm am Liebsten genau dasselbe antun würdest." 

Mein Gegenüber blieb weiterhin stumm. Reglos starrte er mich an. 

"Sag mir warum", forderte ich.

"Was willst du hören, Ria? Meinen Standpunkt bezüglich Hux und dir kennst du bereits. Er ist nicht gut für dich. Er verdient dich nicht!"

"Das hast DU nicht zu entscheiden!", grätschte ich dazwischen, aber Kylo sprach einfach weiter.

"Mit dem Anführer der Valan-Tug musste ich so verfahren. Sein Tod musste abschreckend und grausam sein, sonst dauert es nicht lange, dann steht der nächste auf der Matte und will mich umbringen."

Ich stieß meinen angehaltenen Atem in einem langen Zug aus. "Dein hartes durchgreifen im Bezug auf mögliche Feinde mag notwendig gewesen sein, aber deine unverhohlene Drohung Armitage gegenüber war es mit Sicherheit nicht!" Diesmal entzog ich ihm meinen Arm. "Er ist nicht dein Feind!"

"Bist du dir da so sicher?", fragte Kylo lauernd nach. "Kannst du diese Aussage ruhigen Gewissens treffen?"

Ich erstarrte mitten in der Bewegung. "Worauf willst du hinaus?" Die Angst um Hux schlug ihre Krallen mit unvermittelter Heftigkeit in mich, denn falls Kylo Ren auch nur irgendeine Ahnung davon haben sollte, was Hux' ursprünglicher Plan gewesen war, dann würde das nächste Exempel an ihm statuiert werden. 

"Du weißt genau, dass er mich schon einmal erschießen wollte. Damals im Thronsaal von Snoke."

Puh!

Ren sprach weiter. "Hux ist ein manipulativer, intriganter Arschkriecher, der jeden für seinen persönlichen Vorteil verrät, sobald er eine Chance für sich wittert."

"Zum Glück kenne ich Hux ein wenig besser. Außerdem bist du nicht derjenige, der sein restliches Leben mit diesem Mann verbringen wird. Nur bitte, Kylo, steh unserer gemeinsamen Zukunft nicht im Weg!" 

"Du wirst ihn nicht heiraten, Ria!", presste er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. Seine schweren Schritte polterten auf dem Boden, dann stand Ren wieder neben mir. "Das lasse ich nicht zu!" Gerechte Empörung wallte in mir auf, kurz bevor er weitersprach. "Du verdienst jemanden, der besser zu dir passt. Der dich wertschätzt."

"Und wer soll das deiner Meinung nach sein? Und ich hoffe wirklich, dass du nicht von dir selbst sprichst." Ich spuckte ihm die Worte in Kombination mit einem abschätzigen Blick regelrecht vor die Füße. 

"Es wird sich schon jemand passendes finden lassen. Auf dem Empfang heute Abend womöglich." 

Mein Gesicht verzog sich unwillkürlich. "Spinnst du jetzt völlig? Wie kommst du denn auf den bescheuerten Gedanken?" 

"Vorsicht, Ria! Wag es ..." 

Mein Zeigefinger schnellte hoch und verfehlte nur knapp Kylos Nasenloch, als ich ihm damit wütend direkt vor dem Gesicht herum stocherte. "Wag ... du ... es ... ja ... nicht ... Kylo Ren! Ich werde mich niemals verschachern lassen, egal an wen. Das hat Snoke einmal mit Bale versucht, aber dieses eine Mal war mehr als genug!"

"So habe ich das nicht ..."

"Sei still!" Mein Zeigefinger ruckte noch einmal in die Höhe. "Es ist mir egal, wie du es gemeint hast. Ich bin niemandes Eigentum und bestimme selbst, welchen Partner ich für mich wähle! Ich finde es anmaßend und dreist von dir, mir diesbezüglich überhaupt irgendwelche Vorschriften machen zu wollen! Hörst du dir eigentlich selbst zu?" Ich steigerte mich immer mehr in Rage. 

Wenn jetzt jemand draußen vor der Halle vorbeilaufen würde, er würde mich wild fuchtelnd und mit drohend erhobenem Zeigefinger auf den Obersten Anführer einschimpfen sehen. Aufgebracht wandte ich mich von ihm ab und eilte ein paar große Schritt in die Halle hinein. In meinem Kopf herrschte völlige Leere, doch ich spürte schon, wie die Wut in mir einer Welle gleich angerauscht kam. 

"Wag es nicht, mich einfach stehen zu lassen, Ria!"

Ich ignorierte seine Forderung. Die Arme vor der Brust verschränkt, war ich nur darauf bedacht, so viel Distanz wie möglich zwischen uns zu bringen. Gleich darauf kündeten polternde Schritte das Nahen von Kylo Ren an, dann wurde ich unvermittelt grob am Arm gepackt, mit einem Schwung herumgewirbelt und dazu gezwungen, ihn wieder anzusehen. 

"Ich weiß, was damals auf Arkania passiert ist", rechtfertigte er sich. "Und wie es dir dabei ergangen ist. Immerhin war ich derjenige, der dich gerettet hat."

"Und genau deswegen ist deine Anmerkung von vorhin umso schlimmer! Nimm die Finger von mir!" 

Zögerlich kam er meiner Aufforderung nach. "Ich möchte dich nur beschützen, Ria. Versteh das doch."

"Du kannst mich aber nicht vor mir selbst beschützen!", konterte ich. "Mein Herz hat gewählt, Kylo. Es hat sich für Armitage entschieden, genauso, wie sich dein Herz für die Jedi Rey entschieden hat! Liebe lässt sich nicht steuern. Oder auf deinen Befehl hin einfach ausschalten. Genauso wenig kannst du sie mit Vernunft oder logischen Argumenten zum Verstummen bringen! Sie ist da und jedes Hindernis, das ihr in den Weg gelegt wird, lässt sie wachsen."

Ren konnte meinem Blick nicht länger standhalten. Nachdenklich richtete er seine Augen zu Boden, aber vorher konnte ich in ihnen eine kurze Regung von Schmerz aufblitzen sehen. Ihm war deutlich anzusehen, dass seine Gedanken durch meine Worte einen Anstoß bekommen hatten und nun in seinem Kopf kreisten. 

"Willst du über das sprechen, was in dir vorgeht, Ren?" Ich beobachtete ihn immer noch aufmerksam, denn wenn ich seinen Gesichtsausdruck richtig deutete, dann lag in ihm Leid. "Du wirktest vorhin bei meiner Ankunft aufgebracht."

Kylo nickte, starrte aber weiterhin den Boden an. "Ich musste etwas Dampf ablassen."

"Das war nicht zu übersehen." Da es heute offenbar nicht zum Training kommen würde, lief ich zu dem kleinen Tisch auf dem die Karaffe mit Wasser stand und schenkte mir ebenfalls einen Becher ein. Ich hatte den ersten Schritt getan, indem ich Ren nach seinem Befinden gefragt hatte, jetzt war er am Zug. Entweder, er verriet mir aus eigenem Antrieb, was in ihm vorging, oder eben nicht. Wenn ich mir allerdings die zurückliegenden tiefergehenden Gespräche zwischen uns noch einmal in Erinnerung rief, so würde es vermutlich nicht lange dauern, bis Kylo Ren sein Gewissen erleichterte. 

Aufseufzend legte er den Kopf in den Nacken zurück und hielt die Augen für ein paar Sekunden geschlossen. Dann drehte er sich zu mir um. Noch immer lag der Kummer in seinem Gesicht. "Ich fühle mich so alleine und verlassen, wie schon sehr lange nicht mehr, Ria."

Da ich inzwischen die Fakten zusammen gezählt hatte und mein Wissen jetzt noch mit der letzten Anmerkung von Ren ergänzte, dann war es nicht schwer zu erraten, von wem wir gleich sprechen würden. "Es geht um Rey, richtig?"

"Mhm. Die Verbindung zwischen uns durch die Macht besteht nach wie vor. Aber ... seit Crait ...", er schluckte krampfhaft, "hat sich ihr Verhalten mir gegenüber deutlich distanziert. Bevor sie die Verbindung kappt, beschimpft sie mich jedes Mal. Nennt mich ein Monster."

"Mit welchem Grund?" 

Kylos braune Augen sahen mich direkt an. "Nachdem ich Snoke getötet hatte und wir dann gemeinsam seine Prätorianer-Garde eliminiert hatten, bat ich sie, die Vergangenheit hinter sich zu lassen. Sie sterben zu lassen, falls nötig. Sich mir anzuschließen, damit wir gemeinsam regieren können." 

Ich erinnerte mich, dass wir schon einmal darüber gesprochen hatten. "Du hast sie gebeten, gegen ihre Überzeugung zu handeln, Ren. Dass sie ihre Verbündeten dem sicheren Tod überlassen soll. Was hast du erwartet? Das sie freudestrahlend auf dein Angebot eingeht?"

Kylo schnaubte. "Nein, das nicht. Aber ich hatte immer die Vermutung, dass zwischen ihr und mir etwas ... unausgesprochenes ist. Das allein würde schon diese unerklärliche Anziehungskraft zwischen uns beiden erklären."

Ich nickte nachdenklich. "Was wirst du jetzt tun?" 

"Den Widerstand suchen. Ihn langsam vernichten, Stück für Stück, wenn es nicht möglich ist ihren Standpunkt anhand unserer Daten zu ermitteln." Ob unbewusst oder nicht, seine Hände ballten sich zu verkrampften, vor Wut zitternden Fäusten. 

Ich musste erst einmal tief durchatmen, bevor ich etwas darauf erwidern konnte. Kylo Ren lebte noch mit dem Wissen, dass seine Mutter Leia tot war. Demnach verband er auch nichts mehr mit der Gruppierung, die sie geleitet hatte. Nein, vielmehr verhinderte der Widerstand die uneingeschränkt autoritäre Herrschaft der Ersten Ordnung, was Kylo logischerweise ein Dorn im Auge war. Innerlich klopfte ich mir auf die Schulter, meine Warnung wegen dem bevorstehenden Angriff rechtzeitig losgeschickt zu haben. 

"Ren, denkst du ernsthaft, dieses Handeln bringt dir ihre Zustimmung? Ich würde sagen, dass eher das Gegenteil der Fall sein wird." 

Sein Kopf ruckte unvermittelt in meine Richtung herum. Etwas manisches lag in seinen Augen. "Irgendwann, wenn all ihre Verbündeten vernichtet, gefangen oder tot sind, kann sie nirgendwo mehr hin! Dann ist sie ganz alleine, so wie ich!" 

Diese Aussage schockte mich gerade mehr, als alles davor. Ich konnte nur stumm dasitzen und den Kopf schütteln. "Ben." Ungeplant wechselte ich wieder zurück in die vertraute Anrede seines Geburtsnamens. "Tu das nicht, Ben." Ich legte meine Hand auf seinen Unterarm und drückte leicht zu. "Das ist nicht der richtige Weg!" Ich hätte nicht erwartet, dass er sich auf meine Worte hin verschließen würde, aber er tat es. 

Ruckartig entzog er mir seinen Arm. "Geh jetzt, Ria. Wir sind fertig für heute." Damit drehte er mir den Rücken zu und verdeutlichte noch mehr, dass ich entlassen war. 

Einen Moment lang stand ich unschlüssig im Raum, dann holte ich mein Datenpad aus dem Regal, wo ich es abgelegt hatte. "Ben?", wagte ich noch einmal einen Versuch. 

Aber Kylo entzog sich mir. Er drehte sich so, dass ich sein Gesicht nur im Profil sehen konnte, welches zum Teil durch seine langen Haare verdeckt wurde. "Nicht! Geh bitte, Ria. Ich möchte nicht mehr darüber sprechen. Wir sehen uns heute Abend auf dem Empfang."

Ich beobachtete ihn noch etwas länger, deswegen sah ich, wie er sich mit einer Hand energisch über die Augen wischte. 

Erst dann bemerkte er, dass ich immer noch da war. "Geh endlich!", forderte er erneut, nachdrücklicher diesmal. 

"Bis heute Abend." 

"Ria?", hielt seine Stimme mich noch einmal zurück. "General Peavey hat um deine Anwesenheit auf der Brücke gebeten, bevor du zu Hux zurückkehrst." 


Da ich keine Ahnung hatte, was mein Vater mit mir besprechen wollte, hielt ich zielstrebig auf die Brücke zu. Es war zwar etwas ungewohnt, in Trainingskleidung dort aufzutauchen, aber wenn ich meine Uniform hätte anziehen wollen, dann musste ich gezwungenermaßen bei unserem Quartier Halt machen und dann würde Armitage mit Sicherheit darauf bestehen, mich zu begleiten. Wie erwartet erntete ich einige verwunderte Blicke der Besatzung, bezüglich meiner Kleidung, die ich aber geflissentlich ignorierte. 

Ich entdeckte Edrison vorne am Sichtfenster, wo er gerade etwas überprüfte. Zielstrebig lenkte ich meine Schritte in seine Richtung. "General Peavey, Sie wollten mich sprechen?"

Sobald der ältere Mann seine Aufmerksamkeit auf mich richtete, huschte ein schnelles, verstohlenes Lächeln über seine Lippen, welches ich erwiderte. "Schön das du da bist, Victoria", raunte er mir zu. "Komm. Ich möchte alleine mit dir sprechen." Er bedeutete mir, ihm zu folgen. 

Überrascht registrierte ich, dass sich angrenzend zur Brücke ein kleiner Meetingraum befand, in den Edrison uns führte. Ich war noch nie hier gewesen, da Armitage dieses Zimmer offenbar nicht nutzte. 

"Weswegen ich dich sprechen wollte, ist folgendes." Peavey nahm auf einem Stuhl Platz und bedeutete mir, es ihm gleichzutun. "Weiß Hux etwas von unserem Verwandtschaftsverhältnis?"

Ich schüttelte den Kopf. "Nein. Und wenn ich ehrlich bin, dann habe ich auch keine Ahnung, wie ich dieses Thema zur Sprache bringen soll."

Mein Vater nickte verstehend. "Behalte es vorerst für dich."

Weil ich seine Beweggründe verstand, beließ ich es dabei. Trotzdem konnte ich den Gedanken nicht verhindern, dass wenn ich Armitage die Wahrheit hätte sagen können, wir uns in Zukunft vermutlich noch viel Ärger und Unstimmigkeiten würden ersparen könnten. "Du hast Hux letztens beschuldigt, dass er deine Arbeit sabotieren würde. Hast du deinen Vorwurf noch einmal überdacht?", wechselte ich das Thema. 

"Gezwungenermaßen."

"Das heißt?"

"Es sind in der letzten Zeit keinerlei Vorfälle diesbezüglich mehr aufgetreten. Scheinbar war mein Team wirklich nur unaufmerksam und ich habe Hux zu unrecht beschuldigt." Ein Schulterzucken folgte. "In knapp drei Monaten habe ich Urlaub, Victoria", erklärte Edrison unvermittelt. 

Verwundert sah ich ihn an. "Okay?"

Er schmunzelte. "Ich habe mir überlegt, dass sich diese Zeit anbieten würde, um Iduna zu treffen. Eine günstigere Gelegenheit wird es so schnell nicht wieder geben." 

Nickend stimmte ich ihm zu, wartete aber darauf, dass er weitersprach. 

"Würdest du ... könntest du sie kontaktieren? Bitte. Du weißt, wie wichtig das für mich ist."

"Ich weiß." Da wir nebeneinander saßen, legte ich meine Hand über seine und drückte leicht zu. "Ich werde ihr schreiben und ihr dein Anliegen erklären. Sobald ich etwas von ihr höre, gebe ich dir sofort Bescheid." 

"Danke." Edrison nahm meine Hand in seine und hielt sie fest. "Ich werde den Antrag stellen, dass du mich dorthin begleitest, wo das Treffen stattfindet. Irgendeine "vorgeschobene" Aufgabe wird sich schon dafür finden lassen, um deine Abwesenheit hier zu rechtfertigen."

In stummer Übereinkunft lächelten wir uns beide zu. Ich wusste zwar, dass Armitage in diesem Fall das größte Hindernis darstellen würde, aber gleichfalls wollte ich unbedingt dabei sein, wenn mein Vater und meine Mutter sich das erste Mal nach über drei Jahrzehnten endlich wieder begegneten. 

"Was ist das hier für ein Raum?", fragte ich nach einem Blick in die Runde. Es standen einige Aktenschränke an den Wänden, die darauf schließen ließen, dass diese Unterlagen hier noch in Papierform waren. 

"Das ist der Archivraum. Hier werden die persönlichen Akten der ranghöchsten Personen, die an Bord der Finalizer ihren Dienst verrichten, aufbewahrt."

Ich wurde sofort hellhörig. "Auch die von Hux?" 

"Sicher. Möchtest du sie sehen?" Auf mein eifriges Nicken hin stand mein Vater auf und zog an einem nahe gelegenen Spind die Schublade auf. Nach kurzer Suche legte er mir eine dicke Mappe in die Hände. "Normalerweise dürftest du das gar nicht sehen, deswegen beeilst du dich besser. Ich möchte nicht, dass irgendjemand unnötige Fragen stellt, weswegen wir so lange hier waren." Mit dieser Erklärung überließ mich Edrison meiner Neugier. Er bleib zwar im Raum, richtete seine Aufmerksamkeit jedoch auf sein Datenpad und begann zu arbeiten. 

Mit leicht bebenden Fingern schlug ich das Deckblatt zur Seite. Eigentlich gab es keinen Grund für meine Nervosität und dennoch war sie da. Zuoberst lag der Steckbrief von einem wesentlich jüngeren Armitage, dem ich seinen Heimatplaneten, sein Geburtsdatum und seinen Werdegang an der Akademie entnehmen konnte. Darauf folgten Berichte seines Abschlusses, ausgeführte Tätigkeiten und Stationierungen auf diversen Kampfschiffen der Ersten Ordnung. Was ich mir allerdings in mein Datenpad übertrug, war sein Geburtstag, denn in all unserer gemeinsamen Zeit hatten Armitage und ich noch nicht darüber gesprochen. 

Wieso eigentlich nicht? Vielleicht feiert er seinen Geburtstag nicht gerne, oder er verbindet schlechte Erinnerungen mit diesem Tag. Bei seiner Vergangenheit würde mich das aber auch nicht wirklich wundern. 

"Hast du etwas interessantes gefunden?", riss mich Peaveys Stimme aus meinen Grübeleien. 

"Ja. Armitage hat bald Geburtstag."

Er wird morgen 35. Am zwölften Tag des fünften Monats. Bei den Sternen und ich habe noch gar kein Geschenk für ihn. Und die Zeit reicht wahrscheinlich auch nicht mehr aus, um auf die Schnelle etwas zu organisieren.

Der Entschluss, Yra noch einmal zu kontaktieren war schnell gefasst, immerhin hatte ich ihm die Faszination, welche Lichtschwerter auf meinen Partner ausübten erzählt, und ihn gebeten, mir eines zu organisieren, wenn möglich. Unweigerlich drängte sich mir die Hoffnung auf, dass Yra heute Abend ebenfalls zu den geladenen Gästen gehören würde. 

Edrison nahm die Akte aus meinen Händen und stellte sie wieder penibel an ihren vorgesehenen Platz zurück. "Wir sollten gehen."

Ich erhob mich ebenfalls. "Natürlich. Sehen wir uns heute Abend auf dem Empfang?"

"Ja, Liebes." Ein jungenhaftes Lächeln zupfte Peaveys Mundwinkel etwas nach oben. "Nur damit du es weißt, ich erwarte einen gemeinsamen Tanz."

Überrascht zog ich eine Augenbraue nach oben. "Da musst du erst einmal an Armitage vorbei. Und er wird mich wahrscheinlich bewachen wie ein Bantha in der Brunftzeit." Ich musste wegen meiner eigenen Formulierung der Umstände schmunzeln.

"Das bekomme ich hin", erwiderte er schelmisch. "Und als dein Vater habe ich jedes Recht dazu."

"Das weiß Hux aber nicht."

"Nun, dass ist dann sein Problem." Immer noch lächelnd, legte er seine Hand zwischen meine Schulterblätter und schob mich somit aus dem Raum und zurück auf die Brücke.


"Ria! Du warst lange weg!", empfing mich Armitage, sobald ich unser Büro betrat. 

Ich bekam nur die Chance, ein paar wenige Schritte in den Raum zu gehen, dann nahm er mich auch schon in seine Arme. Ich erwiderte seine Umarmung und nutzte die Gunst der Stunde, um an seinem Hals zu schnuppern und den ihn umgebenden Geruch tief einzuatmen. Ich liebte den Duft, den Hux immer benutzte. "Entschuldige. Peavey hat mich noch rufen lassen, ich musste einen Umweg über die Brücke machen."

Auf meine Worte verkrampfte sich Hux' Körper sofort. "Was wollte er von dir?"

Ich löste mich ein Stück von ihm, damit wir uns ansehen konnten. "Nichts wichtiges. Es war nur ein kleines Anliegen bezüglich des heutigen Abends." 

"Apropos, Abend." Mein Partner lächelte verschwörerisch. "Dein Kleid ist vor wenigen Minuten geliefert worden. Komm, schau es dir an!" Voller Vorfreude packte er meine Hand und zog mich hinter sich her Richtung Schlafzimmer. 

"Hux, du hast mir nicht allen Ernstes wieder ein Kleid gekauft?", wollte ich von ihm wissen, als ich hinter ihm den nächsten Raum betrat. 

"Doch, habe ich. Es wird dir gefallen! Du wirst umwerfend darin aussehen, das verspreche ich dir." 

"Hux, das musst du doch nicht machen!", protestierte ich schwach. 

"Ich möchte aber!" Armitage bezog hinter mir Stellung, beide Hände um meine Schultern gelegt. Mit sanftem Druck schob er mich an die Kante unseres Bettes, auf dem eine Schutzhülle lag, in der sich das versprochene Kleidungsstück befand. "Mach es auf!" Seine Stimme vibrierte geradezu vor Vorfreude. 

Ich tat Hux den Gefallen, beugte mich nach vorne und zog den Zipper am Reißverschluss behutsam herunter. "Oh wow, Hux!", stammelte ich atemlos. 

Das Kleid war ein Traum. Der schwere samtige Stoff war in einem tiefen dunkelblau gehalten, doch je nachdem wie das Licht auf das Kleid fiel, oder die Trägerin sich bewegte, schimmerte und glitzerte es in warmen Goldakzenten. Die Träger liefen schmal und elegant über die Schultern, doch der Ausschnitt war sehr gewagt. Ab den Brüsten verjüngte er sich zwar und lief schmaler zusammen und auch ein feines Netz war darin eingelassen worden, trotzdem reichte er bis hinab zu dem integrierten Gürtel. Ab dort schwang der Rockteil des Kleides in großzügigen Lagen auseinander. 

"Das hier gehört dazu", riss mich Armitages Stimme aus meiner Betrachtung. Er fasste mit beiden Armen um mich herum, damit er vor mir eine Schatulle öffnen konnte. Darin lag auf einem feinen Kissen ein Schmuckstück gebettet, welches am Hinterkopf in die Haare gesteckt werden konnte. Der Haarschmuck bestand aus vielen einzelnen Perlen, die auf Silberfäden aufgezogen waren. Abgerundet wurde das Bild durch filigrane, aus Silber gearbeitete Blätter. Dezente Goldfäden waren überall mit eingewebt und ergänzten dadurch perfekt den Goldschimmer am Kleid. 


 Überwältigt sah ich über die Schulter zurück zu Hux und wusste nicht, was ich sagen sollte. Ich hatte das Gefühl, meine Dankbarkeit nicht richtig in Worte fassen zu können, aber scheinbar war das auch gar nicht nötig. 

Armitage laß in meinem Gesicht wie in einem offenen Buch. Glücklich lächelnd streichelte er über meine Wange und ließ seine Finger dort verweilen. "Bist du sprachlos?"

"Ja."

Armitage beugte sich vor, um seine Lippen für einen sanften Kuss auf meine zu legen. Die Sekunden zogen sich dahin, in denen wir so verweilten. Erst als er sich wieder von mir gelöst hatte, sprach er weiter. "Du wirst die schönste Frau des ganzen Abends sein. Meine Victoria." Seine Arme schlossen sich fester um mich.

Ich neigte meinen Kopf leicht nach vorne, bis meine Stirn an Hux' Kinn anlehnte. Mit geschlossenen Augen genoss ich den Moment in vollen Zügen. Gab mich ganz dem Gefühl der Geborgenheit hin, welches ich in Armitages Armen empfand. Ich fühlte so viel Liebe für diesen Mann an meiner Seite. Still dankte ich der Macht dafür, dass sie uns beide zusammengeführt hatte. Denn ich konnte mir ein Leben ohne ihn an meiner Seite schlichtweg nicht mehr vorstellen.


Wenig später hatte ich mich umgezogen. Armitages Hilfe war notwendig gewesen, um den Reißverschluss am Rücken zu schließen und den Haarschmuck an den richtigen Platz zu stecken. Dann stand er ergriffen vor mir und sog das Bild in sich auf, welches ich ihm bot. Ohne Unterlass wanderten seine grünen Augen über meine Erscheinung, um sich jedes Detail unvergessen ins Gedächtnis zu prägen. 

Das Kleid umspielte und schmeichelte meine Figur gleichermaßen. Am Oberkörper lag es eng an und würde mit dem gewagten Ausschnitt auch bestimmt Blicke auf sich ziehen. Die schimmernden Goldaspekte lenkten die Augen des Betrachters aber gleichzeitig so geschickt auf das Gesamtbild, dass ich mich wirklich nicht unwohl, oder zu freizügig gekleidet fühlte. 

"Du bist perfekt", raunte Hux mit rauer Stimme. Immer wieder wanderten seine Augen über mich, von oben nach unten und umgekehrt. Ich hatte fast den Eindruck, dass er sich gar nicht an mir sattsehen konnte. 

"Musst du dich nicht auch noch umziehen?", fragte ich ihn leicht neckend, eine Hand in die Hüfte gestützt. 

"Doch." Aber entgegen seiner Worte, kam Armitage stattdessen auf mich zugelaufen. Sanft umfasste er mit den Händen meine Schultern, während seine Augen die meinen mit seinem Blick einfingen. "Ich liebe dich, Victoria!" 

"Ich dich auch, Armitage." Ich stellte mich auf Zehenspitzen, um ihm einen Kuss geben zu können. "Aber jetzt solltest du dich wirklich umziehen. Sonst kommen wir noch zu spät." 

Sobald mein Partner im Bad verschwunden war, schnappte ich mir mein Datenpad, um eine Nachricht an Yra zu schicken. "Guten Abend, Yra. Bist du heute Abend auch zu der offiziellen Einführung von Kylo Ren als Oberstem Anführer eingeladen worden? Sehen wir uns?"

Die Antwort erfolgte wenig später. "Ja ich bin schon über Coruscant angekommen. Hier warten bereits etliche Shuttles darauf, dass euer Kommandoschiff aus dem Hyperraum auftaucht, um an Bord gehen zu können."

Nachdem ich die Zeilen gelesen hatte, sah ich nach draußen. Vor dem Fenster wirbelte noch immer der blaue Tunnel des Hyperraums, aber lange konnte es nicht mehr dauern. Bevor Hux zurückkam und etwas merkte, widmete ich meine Aufmerksamkeit schnell wieder auf das Datenpad. "Dann freue ich mich, dich wieder zu sehen. Hast du Asron mitgebracht?"

"Natürlich. Er lässt mich keine Sekunde aus den Augen."

Das konnte ich mir nach dem, was auf Fondor passiert war, nur zu gut vorstellen. Es war eine allzu natürliche Reaktion, diejenigen beschützen zu wollen, die man aus ganzem Herzen liebte. 

"Erinnerst du dich daran, worum ich dich gebeten habe? Mein Partner hat bereits morgen Geburtstag. Ich weiß, es ist ziemlich knapp von mir ..."

"Keine Sorge, Victoria. Es hat alles wunderbar geklappt, ich habe dabei, was du Hux schenken willst."

Erleichterung durchfuhr mich. "Danke Yra! Du bist ein Schatz!" Glücklich lächelnd steckte ich mein Datenpad keine Sekunde zu früh weg, denn Armitage kam gerade aus dem Bad. 

Einen wirklichen Unterschied zu seiner üblichen Kleidung konnte ich allerdings nicht finden, er trug seine schwarze Uniform wie jeden Tag und dazu einen langen dunklen Offiziersmantel. 

"Bist du bereit, meine Schöne?" Galant reichte er mir seinen Arm, damit ich mich einhaken konnte. 

Genau in diesem Moment durchlief ein Zittern das gewaltige Schlachtschiff, als es aus dem Hyperraum hervorsprang. Armitage, aufmerksam wie immer, bemerkte meinen Blick, den ich aus dem Fenster warf, um Coruscant sehen zu können, deswegen begleitete er mich zum Sichtfenster. 

Coruscant war unglaublich. Der komplette Planet war von einer einzigen, gigantischen Stadt bedeckt. Weil die Nacht bereits hereingebrochen war, funkelten unzählige Lichter auf der Planetenoberfläche. Es gab keine einzige dunkle Stelle dazwischen. 

"Beeindruckend, oder?", fragte Hux an meiner Seite, der meinen Blick richtig gedeutet hatte. 

"Ja." Ich spürte seinen Arm, der sich um meine Taille legte, spürte seine Brust, die meinem Rücken Halt bot, spürte seinen Atem in meinem Haar, spürte seine Finger, die sich um meine legten. Still standen wir da, vollkommen zufrieden damit, einander festzuhalten. "Ich liebe dich, Armitage", wiederholte ich erneut. Dieser zauberhafte, friedliche Augenblick brachte mich einfach dazu, diese Worte noch einmal auszusprechen. 

"Und ich dich." Hux platzierte einen Kuss auf meinem Hinterkopf. 

"Ich kann nicht mehr ohne dich leben. Bitte versprich mir, mich niemals zu verlassen." Beim Sprechen drehte ich meinen Kopf etwas zur Seite, um nach oben in sein Gesicht sehen zu können. 

"Niemals, Victoria." Feierlicher Ernst schwang in Hux' Stimme mit. "Jetzt wo ich dich gefunden habe, lasse ich dich nie mehr los." Bedingungslose Liebe brachte seine Augen zum Strahlen, dann unterstrich er seine Aussage mit einem langen Kuss.  

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