Kapitel 56 - Zerstörung bringt einen Neuanfang
Zusammen betraten wir die Kommandobrücke, liefen Seite an Seite. Trotz des schönen Moments mit Hux nur wenige Augenblicke zuvor, überkam mich jetzt wieder panische Angst bei der Gewissheit, gleich mit den Verlusten des Widerstands konfrontiert zu werden.
Am großen Sichtfenster hielten wir an, um uns ein Bild der aktuellen Situation zu machen. Die Raddus hing nach wie vor im All direkt vor uns. Mein Blick wanderte weiter, mehr nach rechts. Dort, fast unsichtbar und verborgen in undurchdringlicher, samtiger Dunkleheit, flogen die übrig gebliebenen Shuttles so schnell sie konnten, um aus der Reichweite der zerstörerischen Bugkanonen zu kommen.
So wenige sind nur noch übrig.
Ein weiterer Schuss erhellte mit einer feurigen Explosion das gesamte Ausmaß der Zerstörung. Er ging fehl und offenbarte mir dabei ein entsetzliches Bild der Klarheit. Überall schwebten noch vereinzelte Trümmerteile im All, wo die vorangegangenen Schüsse treffsicherer gewesen waren.
Das schaffen sie nicht! Sie sind nicht schnell genug. Bis die Shuttles überhaupt eine akzeptable Entfernung erreicht hätten, fallen sie schon lange dem Beschuss zum Opfer. Jedes einzelne von ihnen. Verdammt! Und ich kann nichts tun, um ihnen zu helfen. Scheiße! Scheiße, scheiße, scheiße!
Krampfhaft blinzelte ich die Tränen zurück, die meine Augen fluten. Nicht ... auffliegen ... ich darf mir ... nichts anmerken lassen!
Armitage stand dicht neben mir, sein Blick lag weiterhin voller Zufriedenheit auf dem sich bietenden Bild. So wie ich meine Fassung wieder halbwegs zurückerlangt hatte, wanderte mein Blick weiter über die Brücke. Ich sah Kapitän Yago, der zielgerichtet die Kalibrierungen für die Ausrichtung der Kanonen neu berechnete und an seine Geschützmannschaft weitergab. Ich sah in unmittelbarer Nähe Kapitän Peavey, der mit einem wütenden Blick den General an meiner Seite fixierte.
Seltsam. Normalerweise lässt er sich seine Abneigung gegen Hux doch nicht so deutlich anmerken. Ich betrachtete Peavey genauer. Jetzt wo ich darauf achtete, sah ich, dass eine Wangenseite merklich gerötet und leicht geschwollen war. Innerlich seufzte ich auf. Zwischen den beiden muss etwas vorgefallen sein.
Ich mochte Peavey, denn er hatte sich mir gegenüber immer respektvoll und zum Teil auch loyal verhalten. Da Armitage total fixiert auf den Beschuss war, schlich ich mich unbemerkt von seiner Seite weg, hin zu dem älteren Kapitän. Dieser bemerkte mein Näherkommen. "Kapitän?" Ich warf ihm einen Blick aus dem Augenwinkel zu, bevor ich weitersprach. "Sir, mir ist aufgefallen wie Sie Hux ansehen. Darf ich fragen, ob etwas vorgefallen ist?"
"Sie haben eine gute Beobachtungsgabe", stimmte er flüsternd zu. "Darüber möchte ich mit Ihnen sprechen, wenn der Augenblick günstig ist. Im Moment geht das nicht."
"Natürlich, Sir." Nachdenklich trat ich ein paar Schritte zur Seite, damit Hux mich nicht in unmittelbarer Nähe zu dem Mann sah. Ich wusste zwar, dass die beiden nicht sonderlich viel voneinander hielten, aber diese Andeutung von Peavey überraschte mich dann doch, denn sie bestätigte mich in meiner Vermutung.
Langsam bewegte ich mich wieder an die Seite des Generals. Zurück am großen Sichtfenster, wurde ich auf eine Bewegung weiter vorne aufmerksam. Die Raddus aktivierte gerade ihre Haupttriebwerke am Heck. Fast zeitgleich informierte ein Mitarbeiter, der für die Technische Überwachung zuständig war, den ranghöchsten Anwesenden über diesen Vorgang. "General, der Widerstandskreuzer bereitet den Sprung in den Hyperraum vor."
Wofür sollten sie das tun? Ihr Treibstoff ist fast aufgebraucht und außerdem kann die Erste Ordnung mit der aktiven Hyperraum-Ortung ihre Fluchtroute nachvollziehen. In meinem Kopf überschlugen sich gerade die Gedanken. Nein. Sie müssen irgendetwas anderes damit bezwecken. Aber was? Ich sah zu Armitage hoch, um seine Reaktion zu beobachten.
Er lächelte schwach, bevor er sich zu Peavey umdrehte. Seine gesamte Haltung strahlte Sicherheit aus, im Angesicht des bevorstehenden Triumphes, kombiniert mit schlecht verborgener Geringschätzung für den älteren Kapitän. "Er hat keinen Treibstoff mehr", schnaubte Hux abfällig. "Sie versuchen bloß, uns abzulenken. Armselig. Weiter auf die Transporter feuern."
Peavey war näher getreten. Mit skeptisch hochgezogener Augenbraue beobachtete er den Hauptkreuzer, genau wie die Personen der Brückencrew, deren Arbeitsplatz sie in der Nähe des Sichtfensters stationierte. Die Raddus hatte sich mittlerweile komplett um 180 Grad herumgerollt, sodass ihr Bug inzwischen genau auf die Supremacy deutete. Eine gewisse Anspannung breitete sich aus, als alle darauf warteten, dass der Kreuzer im Hyperraum verschwinden würde. Aber ... das tat er nicht.
Plötzlich traf mich die Erkenntnis wie ein Faustschlag mitten in den Magen. Ich wusste mit unumstößlicher Sicherheit, was der Kapitän der Raddus vorhatte. Bei ... allen ... Galaxien! Das ist Selbstmord!
Ich krallte meine Hand in einem unerbittlichen Griff um die von Armitage, um mir dadurch seine uneingeschränkte Aufmerksamkeit zu holen. Verwundert blickte er zu mir herunter. "Victoria was ...?"
"Sie werden nicht im Hyperraum verschwinden. Hux, die Supremacy ist das Ziel!" Geschockt sah ich ihn an. In meiner Aufregung hatte ich lauter gesprochen als beabsichtigt. Ich sah die Erkenntnis, als sie langsam in Armitages Bewusstsein sickerte. Sah sein Erschrecken, als er die Wahrheit in meinen Worten erkannte. Ein entsetztes Raunen folgte reihum vonseiten der anwesenden Besatzung, da alle meine Worte gehört hatten.
"NEIN!", entfuhr es Peavey. Er stürmte an Hux vorbei in Richtung Sichtfenster, wobei er ihn mit der Schulter unsanft anrempelte.
In Sekundenschnelle ließ Hux meine Hand los und rannte zu den tieferliegenden Gräben. "Feuert auf diesen Kreuzer!" Unverhohlene Panik schwang in seiner Stimme mit. Jeder konnte sie hören, aber niemand reagiert darauf, denn auf den Befehl des Generals brach eine hektische Betriebsamkeit aus.
Ich stand verloren dort, wo Armitage mich zurückgelassen hatte und fixierte stumm das Geschehen vor mir im All. Inzwischen heulten sämtliche Alarmsysteme auf, da sie den Flugvektor der Raddus innerhalb weniger Sekunden neu berechnet hatten und die Supremacy tatsächlich als Ziel bestätigten.
Was für eine Verzweiflungstat. Beim Schwarzen Loch, die Raddus wird diesen Zusammenstoß niemals überstehen. Die enorme Geschwindigkeit die der Antrieb bereits aufbringt, bis das Schiff erst bei uns angekommen ist, wird es in tausend Einzelteile zerfetzen. Und auch an der Supremacy wird dieses Manöver nicht spurlos vorbeigehen. Ich schluckte schwer.
"Victoria!" Armitage war wieder neben mich getreten. Ich sah die Angst in seinen Augen. Wir beide erkannten die Unausweichlichkeit dieser Situation.
Es war mir egal, dass jeder unsere Vertrautheit miteinander sehen konnte, als ich meine Hand in die von Armitage legte. Meinen Kopf auf seiner Schulter abstützte. Zusammen blickten wir der Kollision entgegen. Und obwohl wir wussten, was gleich passieren würde, waren wir doch nicht darauf vorbereitet.
Die Raddus verschwamm zu einem hellen Lichtstreifen. Eine Millisekunde vorher drückte Hux meine Hand fester. Die Botschaft war eindeutig; er würde mich nicht loslassen, egal was auch passieren mochte. Dennoch blieb für Dankbarkeit keine Zeit mehr. Ein heftiger Ruck durchlief die Supremacy und obwohl dieses Schiff so gigantische Ausmaße hatte, war der Aufprall von einem Schiff, dass auf Übererlichtgeschwindigkeit beschleunigte, extrem. Alles geschah in einer fast schon unheimlichen Stille. Die Alarmsysteme waren verstummt. Jegliches automatische Piepsen war ausgeschaltet. Kein hektisches Geflüster war mehr zu hören. Oder ... vielleicht hatten meine Ohren auch einfach auf Durchzug geschaltet, denn plötzlich schnappte die Realität einem Gummiband gleich, gewaltvoll zurück.
Der Boden wurde uns schlagartig unter den Füßen weggerissen, so sehr bäumte sich Snokes Flaggschiff auf. Ich wurde gefühlt einen guten Meter hoch in die Luft geschleudert, wobei mir Armitages Finger entglitten. Überrumpelt von der fehlenden Bodenhaftung, kombiniert mit der Schrecksekunde als ich mich völlig schwerelos fühlte, schlug ich dadurch nur umso heftiger wieder auf dem blank polierten Fußboden auf. Ein greller, bunter Sternenregen flimmerte hinter meinen zusammengepressten Augenlidern vorbei. Gleichzeitig schwoll der Lärmpegel auf der Brücke um ein vielfaches an und klang in meinen Ohren dennoch seltsam verzerrt, mehr wie ein dumpfes, weit entferntes rauschen. Unzählige Leute redeten und schrien durcheinander.
Aua. Nicht schon wieder.
"Victoria! Hast du dir was getan?" Armitage war wieder an meine Seite geeilt, um mich vom Boden aufzusammeln. Mühevoll stützte ich mich auf seinem Arm ab. Scheinbar dauerte es ihm aber zu lange, weswegen er mich kurzerhand an sich zog und mich in seine Arme nahm. Irritiert stellte ich fest, dass der Boden eine merkwürdige Schräglage hatte. "Victoria? Sieh mich an!" Fingerspitzen streiften sanft unter meinem Kinn entlang und drehten meinen Kopf herum, bis ich in grüne Augen sehen konnte. "Verdammt", knurrte Hux. Hektisch suchte er in seinem Mantel nach einem sauberen Tuch, was er sofort auf meine Stirn presste.
"Au."
"Ich weiß. Halt still, du blutest." Armitage betrachtete nach weiterem Tupfen meine Stirn.
"Mach dir nicht immer so viele Sorgen um mich, davon bekommst du Falten." Habe ich das gerade ernsthaft gesagt? Meine Güte, Ria!
Hux schmunzelte leicht, doch sein Gesichtsausdruck wirkte nicht so locker wie sonst. Dieser Versuch gerade sah eher gezwungen aus. Kein Wunder im Angesicht dieser Tatsache.
"Es geht mir gut, Hux." Energisch drückte ich seine Hand mit dem provisorischen Tupfer beiseite. "Wie schlimm ist die Lage?"
"Sieh selbst", erwiderte Armitage deprimiert.
Er entließ mich nicht aus seinen Armen, sondern hielt weiterhin krampfhaft an mir fest, damit wir zusammen aus dem Fenster sehen konnten. Geschockt weiteten sich meine Augen. Ein Bild der Zerstörung gewaltigen Ausmaßes erstreckte sich soweit der Blick reichte. Überall wirbelten unterschiedlich große Trümmerteile in der Schwerelosigkeit des Alls umher, manche davon brannten noch. Mit Erschrecken erkannt ich, weswegen die Supremacy so sehr in Schieflage hing. Die komplette rechte Tragfläche war bei der Kollision abgetrennt worden und flog etliche Meter entfernt vom Hauptschiff. Bei allen Galaxien!
Fassungslosigkeit lag überall auf jedem einzelnen Gesicht und verstärkte sich noch, als nach und nach die Berichte der übrigen Begleitschiffe per Übertragung bestätigt wurden. Neben der schweren Beschädigung der Supremacy hatte es wohl auch etliche Sternenzerstörer der Resurgent-Klasse komplett zerfetzt. Wie viele genau der Zerstörung zum Opfer gefallen waren, war bis jetzt noch nicht genau bekannt. Panik breitet sich in mir aus, als ich an Tara und Kimura dachte. Die Finalizer hat ebenfalls als Begleitschiff bei dieser Verfolgung fungiert. Hoffentlich gehört sie nicht zu den komplett zerstörten Schiffen.
"Scheiße!", hauchte ich leise.
Armitage nickte nur. "Der Oberste Anführer wird mich dafür umbringen."
"Du kannst nichts dafür! Dieses Manöver hat keiner voraussehen können." Ich krallte meine Hände fester in den Stoff seiner Uniform.
"Denkst du, dass interessiert Snoke? Er wird mich für diesen Verlust zur Rechenschaft ziehen." Armitage sah mich direkt an, in seinem Blick lag Resignation. Dann nahm er mich fester in den Arm und lehnte seine Stirn gegen meine. Ich spürte die Anspannung in ihm, welche sich als zittern in seinem Körper widerspiegelte.
Mit flachen Händen fuhr ich über seine Brust nach oben, um sie dann auf seinen verkrampften Schultern abzulegen. Sanft streichelte ich darüber, signalisierte ihm damit meinen Rückhalt. "Ich bleibe bei dir, wenn du zu Snoke gehst."
"NEIN!", begehrte Armitage sofort auf. "Wenn er dich sieht, dann ..."
"Scht." Meine Finger unterbrachen seinen Protest, als sie sich leicht auf seine Lippen legten. "Ich werde dich nicht alleine zu Snoke gehen lassen. Ich bleibe bei dir, ob es dir passt oder nicht." Da ich Hux' Gesicht genauestens betrachtete, sah ich, wie Tränen in seine Augen schossen, die er hektisch wegzublinzeln versuchte. "Ich bleibe bei dir", meine Hände legten sich auf seine Wangen, "du musst dich ihm nicht alleine stellen." Sanft zeichneten meine Daumen kleine Kreise auf seiner Haut. Ich wusste, wie sehr Armitage genau diese Berührung liebte. Eine einsame Träne stahl sich aus seinem Augenwinkel hervor und zog eine glänzende Spur über den Wangenknochen, immer weiter hinab, bis ich sie mit meinem Daumen zärtlich wegwischen konnte.
"Ich liebe dich, Victoria!" Armitages Stimme bebte vor Rührung, so sehr kämpfte er gerade um seine Beherrschung.
"Ich dich auch, mein Schatz!" Ich zog ihn näher für einen Kuss zu mir herab. Wie das auf die anderen wirken mochte, kümmerte mich im Moment herzlich wenig. Und auch Hux schien es gleichgültig zu sein, denn er erwiderte meine Liebkosung.
Ein deutliches Räuspern neben uns gemahnte daran, dass wir durchaus Aufmerksamkeit mit unserem Verhalten erregten. Armitage löste sich sanft von mir, wandte sich aber noch nicht zu der Person um. Unsere Augen ließen einander nicht los, selbst dann, als Kapitän Peavey zu sprechen anfing. "General Hux, ich würde Ihnen vorschlagen, diese romantischen Interaktionen einzustellen und sich umgehend beim Obersten Anführer zu melden. Miss Deveron kann mir bis zu Ihrer Rückkehr assistieren."
Mein Partner drehte den Kopf in Richtung Peavey. "Victoria wird mich begleiten."
"Das ist Irrsinn!", begehrte der ältere Mann auf. "Sie können sie unmöglich vor die Augen des Obersten Anführers mitnehmen! Nicht nach allem, was vorgefallen ist."
"Ich habe Sie nicht nach Ihrer Meinung gefragt und jetzt, gehen Sie uns aus dem Weg!" Armitage schlang seinen Arm fester um meine Schultern. Die Botschaft war eindeutig.
Es rührte mich, dass Peavey um mein Wohlergehen besorgt war. Unberechtigt waren seine Bedenken auf keinen Fall, aber trotz allem würde ich Hux nicht alleine gehen lassen. Auf einer Höhe mit dem Kapitän angekommen, stoppte ich kurz ab und zwang Armitage dadurch, es mir gleichzutun. "Danke Kapitän Peavey."
Der Mann nickte stumm, dann sah er an mir vorbei zu Hux. Ich spürte die knisternde Anspannung, die in der Luft hing. "Ich hoffe, Sie bekommen das, was Ihnen zusteht, General." Peaveys Worte klirrten vor Kälte und Geringschätzung. "Etwas anderes haben Sie nicht verdient!" Den letzten Satz spuckte Peavey ihm regelrecht vor die Füße, bevor er sich umdrehte und davonging.
Was ist nur zwischen den beiden passiert?
"Nicht, Armitage", beruhigte ich meinen Partner.
Seine schlecht verborgene Wut war mir keinesfalls entgangen und bevor die Situation noch mehr eskalierte, dämmte ich den Schaden lieber vorher ein, so gut es eben möglich war. Mein Arm legte sich um die Taille des rothaarigen Mannes, damit ich ihn mit sanftem Druck nach draußen dirigieren konnte.
Zu meiner Überraschung schwieg Armitage den Großteil des Weges. Scheinbar gingen ihm zu viele Dinge gleichzeitig im Kopf herum, die er erst einmal sortieren musste. Erst, als die Aufzugtüren zu Snokes Thronsaal in Sicht kamen, sprach ich ihn an. "Was ist zwischen dir und Peavey vorgefallen?" Ich warf ihm einen Blick von der Seite her zu.
"Das würde ich dir lieber ein andermal erzählen, Victoria."
"In Ordnung."
Zusammen traten wir über die Schwelle im Lift. Fast geräuschlos schlossen sich die Türen hinter uns, als sich der große Mann an meiner Seite merklich verkrampfte und dabei hektisch umblickte. Aufmerksam betrachtete ich ihn genauer. "Hux? Was ist denn?"
"Mir ist gerade eingefallen, dass es eventuell nicht besonders klug ist, diesen Lift zu benutzen. Bei all den Zerstörungen hier an Bord weiß ich nicht, ob er uns überhaupt sicher ans Ziel bringt." Mit einem Ruck setzte sich der Turbolift in Bewegung.
"Für diese Bedenken ist es jetzt zu spät, Hux." Ich hielt mich ganz dicht an seiner Seite.
Der Lift beschleunigte auf sein normales Tempo. Brachte uns unerbittlich näher zu einem aller Wahrscheinlichkeit nach ungehaltenen, wutschnaubenden Anführer. Es lag durchaus im Bereich des möglichen, dass diese Fehleinschätzung von Hux die letzte war, die er in Snokes Augen hatte begehen dürfen. Allerdings wagte ich es nicht, mir die bevorstehenden Konsequenzen auszumalen oder auch nur vorzustellen. Armitage fixierte mit starrem Blick die gegenüberliegende Wand.
"Sieh mich an!", forderte ich ihn auf.
Armitage kam meiner Bitte sofort nach. Für einen kurzen Moment sah ich die Angst in seinen Augen aufflackern. Auch er war sich nicht sicher, was der Besuch bei Snoke für ihn bereithalten würde. Eine Herabstufung von seinem Rang als General? Dass allein wäre in Hux' Augen schon Strafe genug. Die erneute Androhung, mich von ihm wegzureißen und auf einem anderen Schiff zu stationieren? Hux würde mit aller Macht dagegen aufbegehren, dessen war ich mir absolut sicher. Egal wie man die Situation bedachte die noch vor uns lag, es sah alles andere als gut aus. Und dass wussten wir beide. Stumm beugte Armitage sich zu mir herab. Verband unsere Lippen in einem langen, zärtlichen Kuss. Eine Hand umschlang meine Taille, damit er mich noch näher an sich ziehen konnte, mit der anderen Hand wühlte er seine Finger in meine schwarzen Wellen. Armitage wollte sich nicht von mir lösen, das bewies sein verzweifeltes schnappen nach Luft, ohne dabei meine Lippen freizugeben. Der Lift wurde langsamer.
Widerwillig löste ich mich von ihm, damit ich noch einmal in diese wunderschönen grünen Augen schauen konnte. "Egal was auch passiert, egal was Snoke tut, ich bin bei dir. Ich stehe hinter dir."
"Ich weiß." Armitages Hände ließen von mir ab, aber mir tat es im Herzen weh, ihn so zu sehen. Er wirkte verloren. Schnell nahm ich seine Hand wieder in meine, platzierte mich dabei allerdings so geschickt an seiner Seite, dass man unsere verbundenen Finger nicht sehen konnte. Ruckartig glitten die Lifttüren zur Seite und offenbarten ein Bild der Zerstörung.
Was bei allen Galaxien ist hier passiert?
Der General und ich wechselten einen geschockten Blick, bevor wir langsam, fast schon zögerlich aus dem Lift traten. Bei meinem letzten, unfreiwilligen Besuch in Snokes Thronsaal waren die Wände mit roten Stoffbahnen geschmückt. Davor wachte seine persönliche Prätorianer-Garde, Elitesoldaten, die einzig und allein zu Snokes Schutz anwesend waren. Große Flächen der roten Bahnen standen noch in Flammen und waren teilweise von den Wänden gerissen. Dahinter verborgen lag eine gigantische Sichtkuppel. Die Wachen von Snoke lagen überall tot auf dem Fußboden. Frisches, noch nicht geronnenes Blut sickerte aus zahllosen Wunden überall an ihren Körpern. Die Rüstungen zeigten deutliche Spuren von massiver Gewalteinwirkung. Auf unserem Weg kamen Hux und ich auch an einem abgetrennten Kopf vorbei. Wo der dazugehörige Torso lag, konnte ich in der allgemeinen Zerstörung nicht erkennen. Ich umklammerte Armitages Hand fester. Zögerlich bewegten wir uns näher auf den Thron zu. Der Oberste Anführer Snoke war ebenfalls tot; entzweigeschnitten in zwei Hälften. Sein Oberkörper lag verdreht mit gebrochenen Augen auf dem Boden, die Beine saßen noch immer auf dem gepolsterten Stuhl.
Hux blieb direkt vor dem Leichnam stehen. Was ihm gerade durch den Kopf ging, vermochte ich beim Besten Willen nicht zu sagen. In diesem Moment kippten Snokes Überreste von dem Thron herab, polterten dumpf auf den Boden. Ich zwang den Ekel der mir gerade den Hals hinaufrollte, mit einem krampfhaften Schlucken zurück. Überwand mich dazu, die Wunde an der Snoke gestorben war, genauer zu betrachten. Nur wenig Blut war zu sehen, außerdem wirkte der Schnitt kerzengerade. Es schien fast, als wäre der Oberste Anführer von etwas langem, glühend heißem entzweigeteilt worden.
Von einem Laserschwert.
Das würde auch das fehlende Blut erklären. Bei einer solchen Verletzung hätte hier normalerweise der ganze Boden davon getränkt sein müssen. Die Hitze des Lichtschwertes hatte die Wunde scheinbar sofort kauterisiert, sie versiegelt, sodass fast kein Blut austreten konnte. "Armitage, diese Wunden ..."
Er nickte stumm, wandte die Augen aber keine Sekunde von dem toten Körper vor ihm ab. "Ja. Von einem Lichtschwert geschlagen." Er sah zu mir herab, pure Berechnung schimmerte in seinen Augen.
"Hux?" Eiskalte Angst schlug ihre Krallen um mein Herz.
"Die Erste Ordnung ist führerlos. Weißt du was das bedeutet, Victoria?" Armitages Stimme zitterte.
Ich wusste nur zu gut, was mein Partner damit andeutete. Dieses entstandene Machtvakuum musste sofort wieder ausgefüllt werden und mir war klar, dass er sich selbst schon in genau dieser Position stehen sah. Voller Triumph und endlich am Ende seiner Ziele angelangt. Was das allerdings für uns beide als Liebende bedeuten würde, wollte ich mir lieber nicht ausdenken.
"Niemand könnte dich mir noch wegnehmen, wenn ich erst einmal der Oberste Anführer wäre." Euphorie packte Hux. "Victoria, ich könnte dich endlich richtig beschützen! Keiner würde es auch nur wagen, dich auf irgendeine sinnlose Mission zu schicken und sich somit meinen Zorn zuzuziehen. Du könntest rechtmäßig an meiner Seite stehen, als meine Frau! Wir beide könnten die Galaxis regieren, als Gleichgestellte!" Seine Hände umfassten meine Schultern.
Ich wusste keine Erwiderung. Hatte keine passende Antwort parat. Dass Armitage selbst der Oberste Anführer werden wollte, wusste ich, da er mir diesen geheimsten seiner Wünsche einmal im Vertrauen offenbart hatte. Nur, wie bei allen Galaxien sollte ich jetzt darauf reagieren? Ich schluckte schwer.
"Victoria? Was sagst du?"
"Ich habe Angst, Armitage." Meine Hände legten sich auf seine Unterarme.
Hux schwieg. Betrachtete mich nachdenklich. "Nur einer würde es wagen, mir diese machtvolle Position streitig zu machen. Wenn ich ihn vernichte, wird keiner auch nur daran denken, gegen meine Herrschaft aufzubegehren." Seine Augen wanderten weiter durch die Zerstörung, um schließlich an einer Gestalt hängen zu bleiben, die bewusstlos auf dem Boden lag. Zorn verengte seine Augen zu schmalen Schlitzen.
Ich folgte seinem Blick. Auf dem Boden lag Kylo Ren, Armitages größter Rivale. Reglos, ohne Bewusstsein. Hux nahm seine Hände von meinen Schultern und drehte sich ein Stück von mir weg. Dabei schob er in einer fließenden Geste seinen Mantel zur Seite und griff mit der rechten Hand nach dem Balster an seiner Hüfte. Unverwandt seinen Widersacher fixierend.
Er wird doch nicht ...?
"Hux, nein!", mit einer Hand fiel ich ihm in den Arm und stoppte dadurch seine Bewegung ab.
"Tu das nicht, Ria. Stell dich nicht gegen mich!"
Empörung und Enttäuschung schlugen gleichermaßen über mir zusammen, als ich Hux ungläubig ansah. Genau in diesem Moment wurde Kylo Ren mit einem tiefen Atemzug wach und stemmte sich sofort in eine kniende Position auf. Armitage nahm die Hand von der Waffe und ließ den Umhang wieder an seinen Platz zurückgleiten. Kurz betrachtete er mich. Und so kurz der Blickwechsel auch war, erkannte ich doch so viel mehr in ihm. Ich hatte Hux enttäuscht, aber ich sah auch die Wut über diese verpasste Gelegenheit, an der er mir ebenfalls die Schuld gab.
Passiert das gerade wirklich?
Ich war wie vor den Kopf gestoßen. Geschockt, paralysiert.
"Was ist passiert?", forderte Armitage sich Informationen von Ren ein. Mich ignorierte er für den Moment völlig.
"Das Mädchen hat Snoke ermordet", erklärte Kylo, währenddessen er sich endgültig vom Boden hochstemmte. Ohne Armitage oder mich weiter zu beachten, lief Ren ganz dicht an uns vorbei, den Blick durch das freigelegte Sichtfenster nach draußen gerichtet. Als ob er hoffte, die flüchtige Mörderin noch sehen zu können. Hux ließ den größeren Mann nicht einen Moment aus den Augen.
"Wo ist sie jetzt?", verlangte Kylo zu erfahren.
"Sie ist in Snokes Rettungsschiff entkommen." Armitages Stimme klang gefühllos und kalt. Wenn Blicke hätten töten können, Hux würde nicht zögern und sein Versäumnis auf der Stelle nachholen.
"Wir wissen, wo sie hin will. Entsenden Sie unsere Truppen zu dieser Widerstandsbasis. Bringen wir es zu Ende."
Oh verdammt!
Ich wusste was gleich folgen würde, oder vielmehr ahnte ich es. Kylo hatte ohne das geringste Zögern die Macht als Oberhaupt für sich beansprucht, indem er dem General einen klaren Befehl erteilte, wie Hux mit seinen Truppen verfahren sollte. Leicht humpelnd eilte Kylo Ren an Armitage und mir vorbei in Richtung Turbolift. Etliche Stoffbahnen die Feuer gefangen hatten brannten noch, darum konnte Ren keinen direkten Weg einschlagen.
"Es zu Ende bringen?" Armitage stieß diesen einen Satz mit so viel Verachtung hervor, dass es mir in einem eiskalten Schauer über den Rücken rieselte. Meine schlechte Vorahnung verstärkte sich weiter. "Was glauben Sie, mit wem Sie hier reden?" Empörung färbte Hux' Tonlage, ließ seine Stimme noch unerbittlicher und vor allem, kompromissloser klingen. "Nehmen Sie etwa an, dass Sie meine Armee befehligen können?", rief Armitage dem davoneilenden Rücken von Kylo Ren nach. Seine Hände ballten sich zu Fäusten und hingen zitternd an seinen Seiten.
Oh Scheiße! Das hier eskaliert gleich richtig. Armitage lässt sich deutlich anmerken, dass er nicht gewillt ist, Kylo Ren die Machtposition einfach so zu überlassen. Er stellt seine Entscheidung bewusst infrage. Himmel, Hux, dass geht niemals gut. Ren wird das nicht hinnehmen.
Obwohl ich mich noch immer wie vor den Kopf gestoßen fühlte wegen der vorherigen Aussage meines Partners, wollte ich ihn doch nicht sehenden Auges ins Verderben laufen lassen. "Armitage!", flüsterte ich ihm leise aber eindringlich zu, wobei ich nach seiner Hand griff. Es stimmte mich etwas milder, als er seine Finger für meine öffnete.
"Unser Oberster Anführer ist TOT, wir haben keinen Herrscher!" Hux schrie inzwischen, seine ganze Wut und Frustration brachen aus ihm hervor.
Ich spürte eine bedrohliche Welle auf uns zurollen, bevor Hux schlagartig mit einem Röcheln verstummte. Japsend schossen seine beiden Hände an den Hals, in dem Versuch, den unsichtbaren Griff zu lösen, damit er wieder Luft holen konnte. Seine ganzen Gesichtszüge verkrampften sich. Ich stand direkt neben Armitage und konnte die blanke Panik in seinen Augen sehen.
"REN! Tu das nicht, hör auf!" Angst schlug über mir zusammen, als ich Hux so verzweifelt um Luft kämpfen sah. Ich schob mich schräg vor ihn, in der idiotischen Hoffnung, die Macht welche von Kylo Ren ausging, somit irgendwie blockieren zu können. "Armitage", wimmerte ich. Meine Hände fassten automatisch nach oben, um seine bebenden Schultern umfassen zu können. "Ich bin bei dir!" Hux' weit aufgerissene Augen hielten sich mit Blicken an mir fest. Flehten stumm darum, dass ich ihm half. Ich konnte sein Leiden nicht länger mit ansehen. Der Machtgriff um seinen Hals war so stark, dass inzwischen eine Ader auf seiner Stirn krampfhaft pochte und seine Lippen blau anliefen. Ich hörte sein verzweifeltes Japsen nach jedem kaum vorhandenen Atemzug. "Hör auf Kylo! Bitte!"
Ich wirbelte zu Ren herum. Neben ihm explodierte etwas, ein Funkenregen stob knapp neben dem Machtnutzer aus dem Boden auf und erhellte kurz sein Gesicht. Ich sah die deutliche Entschlossenheit, seinen Widersacher umzubringen, sollte Hux sich ihm nicht unterordnen.
"Der Oberste Anführer ... ist tot!", erwiderte Ren. Eine Hand war weiterhin Richtung General ausgestreckt, um die Macht auf ihn zu kanalisieren. Erbarmungslos taxierte er Hux. Die Botschaft war klar, ordne dich unter und erkenne mich als deinen neuen Anführer an, oder stirb.
"Lang ... lebe der ... Oberste ... Anführer", Armitage zwang diese Worte irgendwie aus seiner zugedrückten Kehle.
Ren blieb einen weiteren Moment lang reglos, als ob er die Kapitulation nicht annehmen würde. Oder er tat es, um seine eindeutige Überlegenheit Hux gegenüber noch weiter zu demonstrieren.
Lass ihn doch endlich los.
"Es reicht, Ren!" Ich konnte das nicht länger ertragen. Kylo Ren gab Hux in einer verächtlichen, fast schon wegwerfenden Geste frei.
Sofort sackte mein Partner schwer zu Boden, die Hände noch immer um seinen Hals geschlungen. Mühsam rang er immer noch um jeden einzelnen Atemzug. Ich kniete mich schnell auf den Boden zu ihm und legte meine Hand auf seine Schulter. "Armitage?", flüsterte ich leise und sah ihn fragend an, aber Hux hatte nur Augen für Ren. Seine schlimmsten Befürchtungen waren zur Realität geworden, als Kylo Ren sich zum Obersten Anführer erhoben hatte. Vor Hux' Augen.
Und ... ich habe ihn von seinem Vorhaben abgebracht, als er Ren erschießen wollte. Das Resultat hätte schlimmer nicht sein können. Ob Armitage mir die Schuld daran gibt? Denn wenn ich nicht eingegriffen hätte, wäre Hux jetzt in der höchsten Machtposition der Ersten Ordnung und nicht die ihm am Meisten verhasste Person.
"General. Sie haben Ihre Anweisungen." Damit wandte sich der große, dunkelhaarige Mann von uns ab und marschierte mit schnellen Schritten zum Lift. Ließ seinen General wie einen unbrauchbaren Gegenstand einfach am Boden liegen.
Mein besorgter Blick lag auf Armitage. Er hatte sich, außer dass seine Hände jetzt in seinem Schoß lagen nicht bewegt, sondern saß noch immer stumm neben mir. "Hux?", fragte ich behutsam. "Lass mich deinen Hals sehen." Zaghaft streckte ich meine Hand nach ihm aus, mit dem Ziel, die Druckknöpfe seiner Uniform zu öffnen. Bestimmt waren die Würgemale in aller Deutlichkeit auf seiner Haut zu sehen. Ich war so in meine Sorge vertieft, dass mich Armitages abwehrende Geste unvorbereitet traf. Grob schlug er meine Hand beiseite. Diese Reaktion, verbunden mit dem Blick, den Hux mir zuwarf, war eine deutliche Ansage.
"Armitage." Meine Verletzung schwang hörbar in diesem einen Wort mit. Aber Hux blieb unerbittlich.
"Das ist deine Schuld, Victoria!", zischte er mir voller Wut zu. "Indem du mich aufgehalten hast, ist diese EINMALIGE Chance ungenutzt verstrichen. Und sieh, was jetzt passiert ist! Kylo Ren ist der neue Oberste Anführer. Das hätte ich sein können, Ria. ICH SOLLTE ES SEIN, NICHT ER!"
Ich hatte keinesfalls damit gerechnet, dass mein Partner mich wirklich anschreien würde. Aber dennoch musste ich mich jetzt mit diesen vollendeten Tatsachen abfinden. Völlig überfordert sah ich von meiner knienden Position aus zu ihm auf. Hux hatte sich inzwischen wieder hochgestemmt und funkelte vor Zorn zitternd auf mich herab. Wortlos drehte er sich um und ging. Ließ mich alleine auf dem Boden kauernd zurück.
... ... ... Hux?
Ich erhob mich ebenfalls mühsam. "Armitage, warte! Wir können doch ..."
"Ria!", er ließ mich gar nicht ausreden. "Ich möchte dich in der nächsten Zeit nicht sehen." Während er sprach, drehte er mir weiterhin unverwandt den Rücken zu. Weigerte sich, mich anzusehen.
Zur reglosen Säule erstarrt, stand ich wie festgefroren inmitten all der Zerstörung. Ein eiskalter Schmerz schoss durch meine Brust und schnitt in seiner klirrenden Kälte dennoch siedend heiß durch mein Herz. Armitage ging weiter. Ich sah ihm nach, bis sich die Aufzugtüren hinter seiner großen Gestalt schlossen.
Scheiße, was habe ich nur getan?
Mein Wimmern hallte laut duch die unheimliche Stille, die nun in den Überresten von Snokes Thronsaal herrschte, in dem ich die einzige, noch lebende Person war. Etwas nasses rann, begleitet von einem zarten Kitzeln, an meiner Wange hinab. Ich hatte das Gefühl an dem Schmerz zu zerbrechen, deswegen schlang ich meine Arme fest um den Oberkörper. Die ganze Ausweglosigkeit dieser Situation schlug mit einem tonnenschweren Gewicht auf mich ein.
Was soll ich jetzt nur tun?
Es dauerte einige Zeit, bis ich mich wieder halbwegs beruhigt hatte. Erst dann lenkte ich meine Schritte hin zu dem Lift, der mich von diesem tragischen Ort wegbringen würde. Doch auf die Frage, wie es jetzt weitergehen sollte, hatte ich noch immer keine zufriedenstellende Antwort gefunden.
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