Kapitel 54 - Klaren Ansagen folgen neue Probleme

Nachdem Hux endlich bei mir angekommen war und in seinen Armen hielt, schlief ich sofort wieder ein. In der Nacht schreckte ich ab und an kurz auf, um mich panisch und desorientiert umzusehen. Doch jedes einzelne Mal war Armitage an meiner Seite, immer noch wach, immer noch arbeitend. Sofort beruhigte und tröstete er mich, wo er nur konnte, wofür ich ihm unendlich dankbar war.

In den frühen Morgenstunden wurde mein Schlaf jedoch immer unruhiger. Ich wälzte mich in den Kissen herum, nur um immer wieder vor Schmerzen aufzustöhnen. Meine Versuche mich möglichst leise zu verhalten um Armitage nicht zu wecken waren eben genau dass geblieben; Versuche.
Letzten Endes waren wir beide wach, wobei Hux definitiv besorgt wegen meines Zustandes reagierte und kurzerhand den Arzt konsultierte. Dieser kam zwar auch brav auf Hux' Befehl hin angetrabt, konnte sich aber die belehrende Hinweise und Zurechtweisungen einfach nicht verkneifen. 

Immerhin wäre dass Drängen des Generals, mich einen Tag nach der Operation schon so frühzeitig von der Station zu holen, ja nicht ganz unschuldig an meiner momentanen Situation. Das Hux dies nur mir zuliebe getan hatte, interessierte den Arzt schlichtweg nicht. Die Ursache war schnell gefunden. Über den Tag hinweg hatte ich noch eine ausreichend hohe Dosis an Schmerzmittel in mir, welche sich aber langsam verringerte, bis sie letztendlich ganz abgebaut war. Während die schmerzlindernde Infusion langsam in meine Armvene sickerte, komplimentierte Armitage den Arzt wieder aus seinem Quartier, da ihn die bissigen Bemerkungen inzwischen fast bis zur Weißglut getrieben hatten. 

Schnell legte er sich wieder an meine Seite, damit ich mich gegen ihn sinken lassen konnte. Ich nahm seine Nähe dankbar an und bettete meinen Kopf auf seine Brust. Atmete in tiefen Atemzügen seinen Geruch ein, der mir inzwischen dass Gefühl vermittelte, zu Hause zu sein. Lauschte seinem stetigen Herzschlag. Hux' Finger spielten mit meinen Haarsträhnen. 

"Wird es schon besser?", wollte er mit schläfriger Stimme von mir wissen. Sein Kinn ruhte dabei auf meinem Scheitel. 

"Ja. Es tut mir leid, ich wollte dich nicht wecken, Armitage. Du hast gestern noch so lange gearbeitet." 

"Du musst dich nicht entschuldigen, Ria." Seine warmen Lippen drückten einen Kuss auf meine Stirn. 

Mit einem wohligen Seufzen schlossen sich meine Augen von ganz allein, damit ich mich vollkommen auf die sanften, liebevollen Berührungen konzentrieren konnte. Der Schmerz verblasste immer mehr, rückte immer weiter in den Hintergrund, bis er schließlich völlig verschwunden war. Die ganze Zeit über liebkoste Hux mich. Malte mit den Daumen kleine Kreise auf meiner Haut, verteilte sanfte Küsse auf meinen geschlossenen Augenlidern, der Nase, den Lippen und den verletzten Wangenknochen. Seine Arme hielten mich fest an ihn gezogen. 

"Du glaubst gar nicht, wie dankbar und erleichtert ich bin, dass ich dich wieder in meinen Armen halten kann", bekannte Armitage. Seine Stimme klang schwer und müde. 

Ich drückte mich leicht nach oben, damit ich seinen Mund mit meinen Lippen erreichen konnte. Was folgte, war ein unfassbar langer, zärtlicher Kuss. Danach blickte ich ihm tief in die Augen. Konnte seine aufrichtigen, unverstellten Gefühle für mich darin lesen, wie in einem aufgeschlagenen Buch. 

"Ich liebe dich, Armitage!" Ungewollt traten Tränen in meine Augen, weshalb ich meinen Kopf schnell wieder auf seine Brust bettete. 

"Ich dich auch, Ria." Wir hielten uns weiter aneinander fest, während sich eine angenehme Stille über den Raum legte. Geborgen in gegenseitiger Nähe und kuscheliger Wärme dauerte es nicht lange, bis wir beide wieder einschliefen.


"Victoria, aufwachen." Ein sanftes Rütteln an meiner Schulter begleitet diese Worte. 

Aus Reflex kuschelte ich mich tiefer in die weichen Laken. Nanu? Decken? ... Irritiert hob ich den Kopf an, um meine Unterlage etwas genauer zu mustern. Ich bin mir sicher, auf Hux' Brust eingeschlafen zu sein. Müde drehte ich den Kopf zur Seite. Armitage saß auf der Bettkante, bereits komplett in seine Uniform gekleidet. Die rötlichen Haare waren wieder streng mit Gel nach hinten gestrichen worden. In mir keimte der unwiderstehliche Wunsch auf, seine Frisur mit meinen Fingern wieder in Unordnung zu bringen. 

"Wie bist du unter mir rausgekommen?", nuschelte ich noch ganz neben mir stehend. 

Meine Frage entlockte Hux ein Schmunzeln. "Du hast so tief geschlafen, dass ich dich auch einfach hätte wegtragen können, ohne dich damit zu wecken." Armitage fuhr sanft die Konturen meiner Wangenknochen nach. Ich schloss genießerisch die Augen. "Ich muss kurz auf die Brücke", informierte er mich. "Für dich habe ich ein Frühstück herkommen lassen." Erklärend zeigte Hux auf den kleinen Nachtschrank an der Seite des Bettes. 

Scheinbar musste sich der Widerwille, alleine hier zu bleiben in meinem Gesicht widergespiegelt haben, denn Armitage sah sich wohl dazu genötigt, weiterzusprechen. "Das nimmt nicht viel Zeit in Anspruch, ich werde schnell wieder bei dir sein. Und dann bringe ich dich wieder auf die Medizinische Station."

Alarmiert ruckte mein Kopf in die Höhe. "Warum?", fragte ich entgeistert.

"Keine Angst, ich lasse dich nicht da zurück", argumentierte Hux, wobei er sich sein Lachen stark verbeißen musste. "Du sollst dich nur noch einmal zur Nachkontrolle dort melden."

"Wenn es unbedingts ein muss." 

Unwillig murrend hievte ich mich auf eine Seite. Inzwischen hatte ich die Nase gestrichen voll von medizinischen Behandlungen jedweder Art. Armitage blieb noch einen Moment, um mir beim Aufsetzen zu helfen, bevor er sich nach einem letzten Kuss seiner Arbeit widmete und das Quartier verließ. Das Medikament wirkte noch, daher konnte ich mich ohne große Beschwerden an das Kopfteil von Hux' Bett anlehnen und meinen Kaffee trinken. Ich war gerade dabei, herzhaft in mein belegtes Brötchen zu beißen, als mein Datenpad eine neue Nachricht mit einem Summen ankündigte. Suchend sah ich mich nach dem Gerät um und entdeckte es halb versteckt unter dem Frühstückstablett. Nachdem mir endlich das Kunststück geglückt war, nach dem Gerät zu angeln ohne dabei aus dem Bett zu fallen, staunte ich nicht schlecht als ich den Namen des Absenders laß. Kylo Ren.

Woher ... hat er meinen Kontakt? Nur gut, dass Armitage gerade nicht hier ist und mir über die Schulter spannt um mitzulesen.

Da Zögern noch nie etwas gebracht hatte und ich zudem neugierig war, was Ren von mir wollte, aktivierte ich die Nachricht. "Musst du auch noch einmal auf die Medizinische Station?"

Ein leises Schnauben entwich mir. Ernsthaft? Keine Begrüßung?

"Dir auch einen guten Morgen, Kylo."Soll er doch sehen, was er darauf antwortet.

"Ja, morgen. Also was ist?"

Kopfschüttelnd tippte ich meine Antwort ein. "Ja muss ich. Weshalb fragst du?"

Da die Antwort von Ren etwas länger auf sich warten ließ, nippte ich wieder an meinem Kaffee. Schließlich vibrierte mein Pad erneut. "Die Bacta-Verbände in meinem Gesicht müssen entfernt werden. Wenn du auch noch einmal zur Station musst, würde ich dich gleich in Hux' Quartier abholen. Dann können wir zusammen hingehen. Du hast 20 Minuten."

Ich war so perplex, dass mir ein großer Schwapp Kaffee einfach aus dem Mund lief. "Oh Scheiße!", fluchte ich entgeistert und wischte an dem braunen Fleck herum. Das einzige, was ich dadurch allerdings bewirkte war, dass der Fleck sich nur noch mehr auf dem weißen, kuscheligen Bademantel verteilte. Meinem Partner musste es irgendwann gestern Abend tatsächlich noch geglückt sein, mir etwas bequemeres anzuziehen, während ich tief und fest geschlafen hatte.

Wieso passiert mir immer so etwas? Und woher weiß Kylo, dass ich in Armitages Quartier umgezogen bin? Seufzend gab ich mir selbst die Antwort darauf. Tratsch am imperialen Kaffeeautomaten scheint hier an Bord genauso zuverlässig zu funktionieren, wie auf der Finalizer. 

Genervt schmiss ich mein Datenpad neben mich, um dann umständlich aus dem Bett aufzustehen. Ich benötigte etwas anderes zum Anziehen und meine Blase meldete auch schon einen mittlerweile schwer zu ignorierenden Drang an. Humpelnd schaffte ich es bis in Armitages Badezimmer, um dort alle Aufgaben der Dringlichkeit nach zu erledigen, was einiges an Zeit in Anspruch nahm. Als besonders schwere Herausforderung gestaltete sich das Anziehen einer neuen Uniform. Wegen meiner Verletzungen am Rücken konnte ich mich nicht bewegen wie gewohnt und wenn ich doch einmal eine unbedachte Geste vollführte, bedankten sich die Wunden sofort mit einem fiesen, stechenden Schmerz. Aber irgendwie schaffte ich es, mich irgendwann in meine Uniform zu manövrieren.

Schwer atmend stützte ich mich am Waschbecken ab und schmiss mir eine Ladung kaltes Wasser ins Gesicht. Prüfend sah ich mein Ebenbild im Spiegel an. Bis ich wieder halbwegs normal aussehe, wird noch einige Zeit vergehen.  Abschließend entwirrte ich meine langen schwarzen Locken, mit dem anschließenden Ziel, Armitage eine Nachricht zu schicken. Sonst stellt er die komplette Supremacy auf den Kopf, wenn er zurückkommt und ich nicht mehr da bin. 

Dummerweise kam ich nicht mehr dazu, mein Vorhaben in die Tat umzusetzen, da exakt in diesem Moment Kylo Ren seine Ankunft meldete um mich abzuholen. Ich humpelte schnell zur Tür. "Guten Morgen, Kylo", begrüßte ich ihn. "Gib mir noch einen Moment, ich muss Hux schnell benachrichtigen, wohin ich gehe."

Ren zog eine unwillige Schnute. "Kann er sich das nicht selbst denken?"

"Mit Sicherheit könnte er dass", ich schoss Ren einen vorwurfsvollen Blick zu, "aber Hux hat sich in letzter Zeit schon genug Sorgen um mich gemacht. Es dauert nicht lange."

Ich trat ein paar Schritte zur Seite, um in Ruhe eine Nachricht für Armitage einzugeben. "Du findest mich auf der Medizinischen Station. Kylo Ren hat darauf bestanden, mich hinzubringen."

Das wird ein Donnerwetter geben. Ich kam gar nicht dazu mein Datenpad wegzustecken, weil Hux sofort antwortete. 

"Komm endlich", drängte Kylo. Scheinbar war er am Ende seiner Geduld. Er trat einen großen Schritt näher und zog mich am Arm aus dem Quartier heraus, hinter sich her. 

 "Au. Kylo, lass mich los." Ruckartig riss ich meinen Arm aus seinem Griff. "Was ist los mit dir?", verlangte ich zu erfahren. Es störte mich ungemein, dass fast alle Männer meinten, mich am Arm irgendwo hinter sich herziehen zu können. 

"Ich möchte mit dir über etwas sprechen. Aber dass ist unmöglich, wenn dein General ständig um dich herumschwirrt." Schon wieder lag diese besondere Betonung auf den Worten "dein General". 

"Du wirst dich wohl oder übel noch einen Moment gedulden müssen, weil ich meinem General erst noch antworten muss."

Rens Gesichtszüge verdüsterten sich merklich, bevor er herumwirbelte und davonmarschierte. Ich humpelte an seiner Seite durch die Flure, den Blick dabei auf den Bildschirm des Datenpads gerichtet. Wie nicht anders zu erwarten, war Armitage wenig begeistert von dieser Mitteilung. 

"Lässt man dich einmal aus den Augen, kommt Ren wieder angeschissen. Was will er von dir? Ich bin hier gleich fertig, dann komme ich zu dir." 

"Ich warte mit der Behandlung bis du da bist. Ich brauche dich dabei an meiner Seite." Ich tippte diese Worte in der Hoffnung, Armitage damit zu besänftigen. Es half keinem von uns beiden, wenn er wie ein wutschnaubendes Bantha in den Behandlungsraum stürmte.

Der Weg zur Medizinischen zog sich, schon allein deshalb, weil ich nur langsam gehen konnte. Kylo Ren stabilisierte mein verletztes Bein mithilfe der Macht, damit wir etwas zügiger vorankamen. Es besänftigte mich etwas, dass er vorher um Erlaubnis fragte und es nicht einfach über meinen Kopf hinweg entschied.

"Also, worüber wolltest du mit mir sprechen, Kylo?" 

Sein überraschter Blick streifte mich von der Seite. "Es ist ein ... schwieriges Thema." 

"Versuch es." 

Wir gingen eine Weile schweigend weiter. Ich bohrte nicht länger nach, denn scheinbar brauchte der Mann neben mir einen Moment, um seine Gedanken zu sortieren. 

"Nicht jetzt", entschied er. "Hux würde mich nur unterbrechen, wenn er gleich hinter dir hergestürmt kommt." 

Kopfschüttelnd ging ich weiter. Meinetwegen. Dann eben nicht. 

"Wo wir gerade bei Hux sind. Was findest du nur an diesem Mann, Victoria? Er sieht nicht mal gut aus."

WAS? Unweigerlich kam ich aus dem Tritt und stolperte ein paar Schritte weiter. "Das ... diese Frage meinst du doch nicht ernst oder?" Entgeistert blickte ich zu Kylo Ren auf. "Wie kommst du dazu, Hux so zu beurteilen? Mal ganz abgesehen davon, dass du als Mann das ja auch so gut einschätzen kannst." Mein Tonfall hatte eine giftige, schnippische Note angenommen, aber es ärgerte mich einfach wahnsinnig, dass Kylo Ren sich gerade allen Ernstes diese Frechheit herausnahm.

"Ich habe Augen im Kopf, Ria."

"Die hab ich auch!"

"Scheinbar benutzt du sie aber nicht richtig. Was findest du an Hux so ... anziehend?"

"Geht dich einen Scheiß an!" Aufgebracht bleib ich stehen um Ren wütend anzufunkeln. "Führen wir dieses Gespräch gerade ernsthaft? Was ist in dich gefahren?"

Kylo Ren war ebenfalls stehen geblieben. Nachdenklich ruhten seine Augen auf mir, dann kam er näher. Schritt für Schritt.

Das ist nah genug. "Bleib stehen!", forderte ich. Mein irritierter Blick zuckte zu Ren hoch, während ich weiter vor ihm zurückwich. 

"Hux ist nicht gut für dich", erklärte Kylo in sanftem aber bestimmtem Ton. "Nur wegen ihm und seiner blinden Vernarrtheit ist dir die Tortur bei Lord Kisal überhaupt erst widerfahren."

"Sei still!" Ich kämpfte die unwillkommenen Bilder in meinem Kopf nieder, die sich mir wegen dieser Worte wieder in aller Deutlichkeit aufdrängen wollten.

"Nur seinetwegen ist Snoke auf dich aufmerksam geworden. Hux allein trägt die Schuld daran, dass Snokes Zorn auf dich gefallen ist. Sein unbedachtes Verhalten vor allen Augen hat dir doch erst diesen Vergeltungsschlag eingebracht. Weil Hux meint, über den Regeln zu stehen und sich alles herausnehmen zu können."

Ich wich weiter vor Kylo Ren zurück, bis ich die Wand in meinem Rücken spürte. "Bitte hör auf. Ich will das nicht hören!"

"Weil es die Wahrheit ist? Weil du weißt, dass ich Recht habe?", bohrte Kylo weiter. "Hux ist nicht gut für dich, Ria. Er ist nicht der richtige Mann für dich."

"Das ist ganz allein meine Entscheidung, die dich nicht dass geringste angeht." Ich konnte Ren nicht mehr in die Augen sehen, daher senkte ich meinen Blick zu Boden. Kämpfte die Tränen verbissen nieder.

"Victoria, wach auf!" Große Hände umfassten meine Oberarme und schüttelten mich leicht. "Nimm endlich Vernunft an!"

"Du bist die falsche Person, um mich zu belehren. Und jetzt ... nimm die Hände von mir!"

"Nein. Das werde ich nicht tun." Ren schüttelte den Kopf. "Du bedeutest Hux nichts. Nicht wirklich. Er liebt dich nicht. Dass kann er gar nicht, dazu ist er nicht im Stande."

"Du irrst dich." Ich wollte weg hier. Weg von ihm und damit auch auf Distanz zu diesem unmöglichen Gespräch. "Jetzt lass mich los."

"Erst wenn du zugibst, dass ich Recht habe, Ria. Du musst endlich aufwachen. Ihr könnt so nicht weitermachen."

"LASS MICH LOS!", schrie ich ihm entgegen, gleichzeitig schleuderte ich seine Hände von mir. Wütend funkelte ich ihn an. "Du hast nicht die leiseste Ahnung, wovon du gerade redest. Du kennst nur das Gesicht, dass Hux dir und allen anderen zeigt. Aber du hast keine Ahnung davon, was ihn wirklich bewegt. Was ihn ausmacht! Du selbst sehnst dich nach Zuneigung und weil du sie bis jetzt noch nie erfahren hast, neidest du allen anderen ihr Glück." 

Kylo Ren zuckte leicht zusammen. Fast unmerklich, aber dennoch bemerkte ich diese Reaktion. Im Bruchteil einer Sekunde entschied ich mich dazu, weiter in die Offensive zu gehen. "Ich verdanke dir meine Rettung, Ren. Und ich werde dir ewig dafür dankbar sein, dass du mich nicht in dieser Hölle zurückgelassen hast. ABER ... wenn du es jemals wieder wagen solltest in so einer Art und Weise wie gerade eben mit mir zu reden ... dann ... dann ..."

Ja was dann? Vermöbeln kann ich ihn schlecht. 

"Was dann?", echote Ren meinen unvollendeten Satz.

"Dann wirst du dir in Zukunft jemand anderen suchen müssen, dem du dein Herz ausschütten kannst, wenn dich etwas belastet. Du hast kein Recht dazu, Armitages Liebe zu mir infrage zu stellen. KEINES, hörst du mich? Hux würde ALLES für mich tun. Und ich für ihn genauso. Weil ich ihn liebe und dass von ganzem Herzen. Und weil er mich liebt." 

"Du würdest dich von mir abwenden?", flüsterte Kylo Ren. Als wäre jegliches weitere Wort nach dieser Äußerung niemals aus meinem Mund gekommen. 

Ich blieb stumm, sah nur weiter hinauf in diese braunen Augen. In ihnen schimmerte Schmerz. Kylo wird nicht ohne Grund so handeln. Kylos Gesicht verschloss sich von einer Sekunde zur anderen. Wut zog über seine Züge und peitschte seine Emotionen genauso schnell auf wie ein heraufziehendens Gewitter. Oh Scheiße ... 

"Kylo bitte ..."

Der gellende Aufschrei ließ mich erschrocken zusammenzucken. Gleich darauf donnerte seine geballte Faust an die Wand knapp neben meinem Gesicht. "Du bist nicht besser als all die anderen denn du würdest dich ebenfalls von mir abwenden", zischte er mir drohend ins Gesicht. Ich stand wie gelähmt an der Wand, wie festgefroren und war zu keiner Regung mehr fähig. Ängstlich blickte ich zu ihm hoch. "Du würdest mich allein lassen. Und dass, obwohl ich dir so viel erzählt habe." Seine Unterlippe zitterte.

In mir kam eine Idee auf. Soll ich es wagen? Kann ich es überhaupt riskieren? 

"Ben." Ich taxierte sein Gesicht genauer, verfolgte jede Regung und sei sie auch noch so klein, welche die Nennung seines wahren Namens mit sich brachte. Das Resultat war verblüffend, innerhalb weniger Sekunden wechselten seine Gefühle. Von rasender Wut in hilflose Aufgeschmissenheit. Ich ging noch einen Schritt weiter, hob meine Hand und legte sie auf seine Schulter. "Warum sagst du so etwas, Ben?", fragte ich leise. "Ist es, weil du in mir eine Person siehst, die dir nahe steht? Eine Freundin möglicherweise? Und die du deswegen vor Schaden beschützen willst? Davor falsche Entscheidungen zu treffen? Weil ich in deinen Augen einen Fehler mache?"

Kylo Ren hing gebannt an meinen Lippen, sog jedes einzelne Wort von mir in sich auf. Dann nickte er. 

"Du irrst dich", sprach ich wesentlich sanfter weiter. "Ich habe dir doch schon erzählt, dass Armitage mich auf Starkiller-Basis gerettet hat. Ohne ihn wäre ich dort ums Leben gekommen. So etwas tut man nicht grundlos. Hux hat sich selbst in Gefahr gebracht, um mich zu retten. Und er hat keinen einzigen Augenblick lang gezögert. Im Gegenteil, denn als ich ihn drängte mich zurückzulassen, wollte er davon nichts hören. Ich habe ihn angefleht, sich selbst zu retten solange er noch die Chance dazu hat. Weißt du, was er zu mir sagte?" 

"Was hat Hux gesagt?" Kylos Stimme war nur noch ein leiser Hauch. 

"Dass wir es entweder beide hier herausschaffen, gemeinsam, oder dass wir zusammen sterben. Armitage hat immer wieder betont, ohne mich an seiner Seite nicht leben zu können. Und mir geht es genauso. Ich liebe ihn, Kylo." Stille breitete sich zwischen uns aus. Ren stand dicht bei mir, sein Gesicht schwebte nur wenige Zentimeter über meinem. 

"Und auch für dich wird es eine Person in dieser Galaxis geben, mit der du genauso tiefe Gefühle teilen kannst." Die Stille hielt weiter an. Inzwischen war ich nicht mehr wütend auf Kylo, im Gegenteil, denn jetzt verstand ich seine Beweggründe. Ich konnte nachvollziehen, weshalb er mich damit konfrontiert hatte, auch wenn ich seine Vorgehensweise alles andere als gut fand. Bestimmend schob ich ihn ein Stück zurück, wodurch ich wieder mehr Freiraum gewann. 

"Victoria?" Rens Stimme ließ mich abstoppen, da ich schon ein paar Schritte weitergelaufen war. Fragend blickte ich zu ihm zurück. "Hast du das ernst gemeint? Als du sagtest, auch für mich würde es in dieser Galaxie jemanden geben? Jemanden der mich ... lieben könnte?"

"Ja, Kylo. Das war mein voller Ernst." Ren blieb stumm, bevor ein leichtes, kaum wahrnehmbares Lächeln seine Gesichtszüge entspannte. 


"Ah, Miss Deveron, Lord Ren, gut dass Sie da sind." Die Mitarbeiterin am Tresen begrüßte uns umgehend, sowie wir den Empfangsbereich der Station betraten. Sie war nicht die Schwester von neulich, als Hux mich hier abgeholt hatte. Irgendwie schade. Ich sah immer noch lebhaft vor mir, wie die Frau hinter Armitage stand und ihm die Zunge rausstreckte. Mühsam unterdrückte ich ein amüsiertes Kichern. 

"Möchten Sie beginnen, Miss Deveron?" Die Assistentin war vor mir stehen geblieben und taxierte mich mit erwartungsvollem Blick. Da Armitage aber noch nicht hier war, verneinte ich schnell und ließ lieber Kylo den Vortritt. Sein amüsierter Blick streifte mich. 

"Ach sei still", kommentierte ich mit nachlässiger Handbewegung, dann nahm ich auf einem bequemen Sofa im Wartebereich Platz. Die Zeit während Kylos Behandlung und Armitages Eintreffen vertrieb ich mir mit Arbeit. Hux hatte etliche Akten auf mein Datenpad geschickt, die ich gestern noch gar nicht alle fertig bearbeiten konnte. Es waren, wie er schon sagte, eine ganze Menge. Neue Informationen gewann ich leider keine, scheinbar hatte ich gestern schon alles wichtige abgegriffen. 

Nun gut, dann kann ich diese Aufgabe auch noch ein wenig länger hinten anstellen. 

Aus einem Impuls heraus entschied ich mich dazu, die ungelesenen Nachricht von Tara und Bellava zu beantworten. Beide wollten eigentlich nur wissen, wie es mir gerade ging, von daher tippte ich darauf, dass keine von ihnen etwas über die Situation auf Arkania mitbekommen hatte. Ich entschied mich dazu, die beiden nicht unnötig zu beunruhigen, indem ich ihnen von meinem vergangenen Leid erzählte. Es würde nichts bringen und gehörte der Vergangenheit an. Einer Vergangenheit, die ich am Liebsten so schnell wie möglich vergessen würde. Ich wurde gerade fertig und hatte die letzte Nachricht abgeschickt, als sich die Schleuse mit einem hydraulischen Zischen entriegelte. 

Neugierig hob ich den Blick und sah, wie Armitage sich nach einem kurzen Rundumblick zügig in meine Richtung bewegte. Sowie er bei mir ankam, küsste er mich besitzergreifend, bevor er an meiner Seite auf dem Sofa Platz nahm. 

"Wie fühlst du dich?", wollte Hux wissen. 

"Besser, jetzt wo du hier bist." Ich lächelte ihn an und kostete den Moment unserer ungestörten Zweisamkeit vollkommen aus. Armitages Arm legte sich über meine Schultern und zog mich dichter an ihn. "Gibt es Neuigkeiten auf der Brücke?"

"Nein." Ein Schnauben erklang von meiner Seite her. "Der Kreuzer befindet sich nach wie vor außerhalb unserer Reichweite. Aber unsere letzten Berechnungen haben ergeben, dass sie nur noch Treibstoff für sechs Stunden haben. Sie fliegen praktisch mit heißer Luft."

Nur noch sechs Stunden. Ein ungutes Gefühl schlug seine Klauen in mein Inneres. Irgendetwas müssen sie mit diesem Vorhaben doch bezwecken, wenn sie weiterhin an diesem Plan festhalten und stur in eine Richtung fliegen. Mir wollte allerdings nicht einfallen, auf was die Rebellen spekulierten. 

In diesem Moment öffnete sich die Tür zum Behandlungsbereich. Sie war fast nicht schnell genug, um einen herausstürmenden Kylo durchzulassen. Nur mit mehr Glück als Verstand entging er einem frontalen Zusammenstoß, da sein Kopf drohte an der noch nicht gänzlich geöffneten Tür anzuschlagen. Armitage und ich hatten gar keine Zeit um zu reagieren, weswegen wir auch weiter in unserer aneinander gekuschelten Position dasaßen und dem großen Mann irritiert nachschauten. Ren beachtete uns gar nicht, sondern rannte einfach weiter. Im Vorbeieilen sah ich, dass die dunklen Bacta-Verbände nicht mehr in seinem Gesicht prangten. Sobald er den Flur erreichte, bremste er schlitternd ab und starrte stumm, fast schon reglos in eine Richtung. 

Armitage wandte den Kopf zu mir um, eine Augenbraue skeptisch hochgezogen. "Jetzt dreht er völlig durch", murmelte er mir leise zu. Eine gewisse Genugtuung schwang in seiner verhaltenen Stimme mit. Gegen meinen Willen entschlüpfte mir ein leises Lachen. 

"Miss Deveron?" Die Stationsschwester war unhörbar näher getreten. Ihre Augen huschten abwechselnd zwischen dem General und mir hin und her. Auf unserer nicht gerade vorschriftsmäßigen Nähe zueinander. Ich sah Hux den Widerwillen an, als er seinen Arm von mir nahm. 

"Sind Sie fertig mit dem da?", erklärend nickte sein Kopf in Kylos Richtung. Mit den Augen folgte ich seiner Geste. Kylo Ren stand immer noch wie festgewachsen auf dem Flur. 

Was hat er nur? Es erweckt fast den Anschein, als würde er etwas sehen, dass allen anderen verborgen bleibt. 

"Komm. Ich helfe dir hoch." Eine ausgestreckte Hand schob sich in mein Sichtfeld und unterbrach somit meine Überlegungen. Passend dazu senkte sich die Schleuse mit einem Zischen wieder an ihre ursprüngliche Position und entzog Ren somit meinen Blicken. Bereitwillig ließ ich mir von Hux auf die Beine helfen. Wenigstens hatte ich ihn diesmal wieder an meiner Seite. 

"Ihre Schussverletzung heilt hervorragend ab", teilte der behandelnde Arzt gerade mit. "Ihr Körper nimmt die Bacta-Kalin-Fasern sehr gut an. Noch drei Tage, eventuell auch nur zwei, dann können Sie versuchen ohne die Schiene zu laufen."

Hux nickte zufrieden, als er diese Worte hörte. Es war auffallend, wie sehr er sich gerade zurücknahm. Er positionierte sich nicht an meiner Seite wie sonst immer, sondern beobachtete alles von einem Stuhl in der Ecke aus. Immer wieder lenkten eingehende Nachrichten auf dem Datenpad seinen Fokus weg von der Behandlung. Ich konnte mir nicht helfen, aber Armitage sah mit jeder neuen Benachrichtigung zunehmend verstimmter aus. Als es darum ging, meine Schnittverletzungen am Rücken zu untersuchen und der Arzt ihn bat, vor der Tür zu warten, protestierte Armitage, sehr zu meiner Verwunderung, nicht. Mit einem Nicken war er verschwunden. 

Ähm ... was läuft hier gerade?  Von Hux' Verhalten total aus dem Konzept gebracht, starrte ich die mittlerweile wieder geschlossene Tür an. Armitage??!!! Gezwungenermaßen musste ich diesen Part der Untersuchung wieder auf mich allein gestellt ertragen. 

"Auch diese Wunden heilen sehr gut. Sie dürfen sich wieder anziehen." Die tastenden Finger verschwanden nach einer Weile von meinem Rücken, weshalb ich eilig der Aufforderung nachkam. Sobald ich saß, sprach der Arzt weiter, wobei er die Infusionsnadel aus meiner Hand zupfte. "Mir wurde Ihr kleiner Schwächeanfall auf der Brücke gestern zugetragen. Welchen Teil mit der Schonung haben Sie nicht verstanden, Miss Deveron?" Aus seinem Tonfall sprach pure Missbilligung. Wortlos reichte der Mann mir ein Glas Wasser und zwei Tabletten. 

"Sind die gegen die Schmerzen?"

"Ja. Eine ist gegen die Schmerzen, die andere stabilisiert Ihren angegriffenen Kreislauf. Falls es von Ihrer Seite aus mit der Schonung nicht klappt." 

 Ich druckste verlegen herum, kam aber zu keiner abschließenden Antwort mehr, denn Hux kam gerade ins Untersuchungszimmer geeilt. "Bist du fertig, Victoria?", aufgebracht blieb er vor mir stehen.

"Ja. Was ist passiert?" Sein Verhalten alarmierte mich zutiefst, schon allein deshalb, weil er eigentlich immer versuchte, die Maske des kalkulierenden Generals aufrecht zu halten. 

"Das erkläre ich dir unterwegs." Armitage reichte mir seine Hand um mich zu stützen, während ich von der Liege rutschte. "Muss sie noch irgendetwas beachten?", richtete er sein Wort an den Mediziner. Als er mit der Anmerkung verneinte, dass sich innerhalb eines Tages diesbezüglich nicht viel geändert hätte, nickte Hux zufrieden. "Die Rechnung für die Bacta-Kalin-Injektion übernehme ich."

"Natürlich, General Hux."

"Komm Victoria." Armitage hakte meinen Arm bei sich ein, damit wir gemeinsam die Station verlassen konnten.

Ich konnte es kaum abwarten zu erfahren, was vorgefallen war, darum wollte ich Hux mit meinen Fragen überfallen, sobald wir auf dem Flur waren. Verwundert registrierte ich die heulenden Alarmsirenen. Seltsamerweise hörten sie sich weit weg an, als würde der Signalton von den unteren Ebenen heraufschallen. Das habe ich auf der Station gar nicht gehört. 

"Armitage! Was ist passiert?" Angst färbte meine Stimmlage. 

Mein Partner eilte zielstrebig weiter, weswegen ich eine gewaltige Mühe damit hatte, meinen halb hüpfenden Gang seinen schnellen Schritten anzupassen. Dafür, dass die Alarme erklangen, herrschte in diesem Bereich des Schiffes erstaunlich wenig Hektik und Betriebsamkeit.

"Hux, rede mit mir!", verlangte ich erneut. Mein Blick streifte sein angespanntes Gesicht. Erst in einem Turbolift bekam ich meine so lange ersehnte Antwort. 

"Wir haben sie."

"Was? Wen?" Angst keimte in mir auf, die sich auf keinen Fall nach außen hin widerspiegeln durfte. 

"Ein dreckiges Pack von Widerstandskämpfern hat sich an Bord der Supremacy geschlichen. Frag mich nicht, wie sie das geschafft haben, aber wir konnten sie im Kontrollraum für die Hyperraumortung aufgreifen. Ich habe keine Ahnung, wie der verdammte Widerstand den genauen Standpunkt des Signals hat herausfinden können. Jetzt wird dieser Abschaum seine gerechte Strafe erhalten!"

Oh Scheiße! Scheiße, scheiße, scheiße. Was mache ich jetzt? Was kann ich überhaupt noch tun, in dieser Situation? Wie soll ich mich verhalten, wenn ich die Gefangenen kenne? 

Mit Beklemmung registrierte ich wieder die Euphorie und Begeisterung in Hux' Stimme, als er davon sprach, sie ihrer gerechten Strafe zuzuführen. Warum ist er nur so fixiert darauf, den Widerstand auszulöschen? 

Ich wusste keine Lösung. Hatte keine Idee. Nicht auf die Schnelle, nicht bei solch einer prekären Situation. Verdammt, dass darf nicht wahr sein! Was soll ich jetzt machen? Blicklos fixierte ich die Wand vor mir mit den Augen, ohne bewusst etwas wahrzunehmen. Mein Herzschlag schoss in die Höhe, Schweiß sammelte sich in meinen krampfhaft zu Fäusten geballten Händen. Der Turbolift brachte uns unerbittlich näher, hin zum Ort der Bestrafung. Bei der Macht, wie verhalte ich mich jetzt? Der Lift stoppte ab, die Türen öffneten sich geschmeidig. Wir waren bis hinab in die Hangars gefahren, tief im Bauch der Supremacy. 

"Komm, Victoria." Hux' Hand legte sich auf meine, mit der ich mich immer noch an seinem Arm festhielt. Gemeinsam verließen wir den Lift. 

Die Ausmaße des Hangars waren gigantisch. Scheinbar war er dafür vorgesehen, dass hier auch größere Schiffe andocken konnten als nur die üblichen Transportshuttles. Neben den üblichen TIE-Jägern, die in ihren Sicherungen an den Wänden hingen und auf den nächsten Einsatz warteten, standen auch überall schwer gepanzerte Kampfläufer, oder kurz AT-M6 herum. Diese Maschinen waren absolut furchteinflößend in ihrer gesamten Erscheinung. Sie waren knappe 40 Meter hoch, jedes Einzelne davon ausgestattet mit einer Turbo-Laserkanone auf dem Rücken. Mein Blick schweifte weiter, um mir einen Überblick zu verschaffen. Dutzende dieser Kriegsmaschinen standen in einer Reihe. Bei allen Galaxien! 

Armitage marschierte mit mir an seiner Seite durch die unendlichen Reihen an aufgereihten Sturmtrupplern. Alle standen stramm, ein jeder hielt seinen Blaster im Anschlag. So viele. Vor mehreren Unteroffizieren machte der General schließlich Halt. 

"Die Gefangenen sind auf dem Weg hierher?", erkundigte Hux sich mit emotionsloser Stimme. 

"Ja, Sir", ein Angesprochener sautierte eilig. "Captain Phasma überwacht die Eskorte. Sie sollten jeden Augenblick eintreffen."

Zufrieden lächelnd wandte Armitage sich mir zu. "Schaffst du es, einen Moment auf den Beinen zu bleiben? Ich möchte dich in diesem triumphalen Moment an meiner Seite haben", raunte er leise in mein Ohr, damit die anderen Personen knapp hinter uns kein Wort verstanden. 

Ich nickte wortlos und schloss meine Hand fester um seinen Arm. "Wieso sprichst du von Triumph?" 

Armitages grüne Augen schweiften zu mir zurück. "Weil einer der Gefangenen ein ehemaliger Sturmtruppler war. Er desertierte vor nicht allzu langer Zeit und befreite in derselben Handlung noch zusätzlich einen unserer wertvollen Gefangenen."

Schlagartig durchzuckte mich die Erkenntnis, von wem Armitage sprach, denn ich selbst war diesem jungen Mann auf der Medizinischen Station der Finalizer begegnet. Er war derjenige, der Poe befreit hat. Während meine Gedanken kurzzeitig abgeschweift waren, hatte Hux unermüdlich weitergesprochen.

"Dieser ... Abschaum hat die Erste Ordnung verraten. Er hat mein Ausbildungsprogramm ins Lächerliche gezogen. Endlich kann ich ihn dafür zur Rechenschaft ziehen, dass seine unverbrüchliche Treue nicht der Ersten Ordnung galt. Und jetzt besitzt diese Person die maßlose Frechheit, sich erneut auf eines unserer Schiffe zu schleichen."

Ich erwiderte Armitages Blick. "Du hast seinen Verrat persönlich genommen."

"Natürlich. Immerhin obliegt das Truppen-Ausbildungsprogramm meinem Kommando. Ich habe es von meinem Vater übernommen und perfektioniert." Hux verstummte. Seine Augen zuckten hin zu dem Mittelgang, der zwischen den Sturmtruppen freigehalten worden war. Ich konnte ebenfalls sich nähernde Schritte vernehmen. 

Himmel, wie wird Hux dann die Neuigkeit aufnehmen, dass ich ebenfalls zum Widerstand gehöre? Wenn er das Verhalten dieses Deserteurs schon als persönlichen Angriff wertet.

Armitages gesamte Körperhaltung spannte sich an, er wurde vollkommen zu einem General der Ersten Ordnung. Die Hände hinter dem Rücken verschränkt, blickte er dem sich nähernden Zug aus Sturmtrupplern entgegen. An ihrer Spitze marschierte, komplett in ihre verchromte Rüstung gekleidet, Phasma. Umringt von wachsamen Soldaten wurden ein dunkelhäutiger Mann und eine zierliche junge Frau hereingeführt. Sie waren in gestohlene Uniformen der Ordnung gekleidet, weshalb es mich auch nicht wunderte, weshalb die beiden überhaupt so weit gekommen waren. Mein ungutes Gefühl verstärkt sich, während ich zwischen Armitage und den ihm vorgeführten Gefangenen umhersah. Hux strahlte pure Zufriedenheit und Herablassung aus, als er seinen gnadenlosen Blick auf den Mann vor ihm richtete. Er und die junge Frau wurden gerade unsanft auf ihre Knie gestoßen. Ich hielt mich dicht an Hux' Seite, bis zum Zerreißen angespannt.

Wird er mich wiedererkennen? Fliegt mein doppeltes Spiel gleich endgültig auf, bevor ich die Gelegenheit hatte, Armitage irgendwie davon zu überzeugen, dass er auf der falschen Seite steht? 

Ich kam mir unendlich schäbig vor, dass ich in Gedanken stumm darum flehte, er möge mich nicht auffliegen lassen. Ich brauchte mehr Zeit. Es lag durchaus im Bereich des Möglichen, dass wenn er zum Widerstand übergelaufen war, er auch von meiner Rolle als Spionin wusste. Und sich gegebenenfalls Hilfe von mir erhoffte.

Bitte ... sei ... ruhig. 

Ängstlich sah ich auf die beiden Gefangenen hinab. Die Nervosität in meinem Inneren erreichte gerade ungeahnte Höhen. Dann ... trafen sich unsere Blicke, als der Überläufer seinen Kopf hob und mich direkt ansah. Ich sah Erkennen in seinen Augen. 

Fuck! 

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