Kapitel 53 - Ursache und Wirkung -General Hux-

-HUX-

Ich sehe Victoria nach, wie sie von der Brücke wankt und darum kämpft, sich ihre Schwäche nicht anmerken zu lassen. 

Ich hätte nicht so leicht nachgeben dürfen, sondern sie stattdessen begleiten müssen. Egal, was die hier arbeitende Crew sich dabei denkt. Egal, wie es aussieht, oder was für einen Eindruck es vermittelt. Ich habe sie gerade erst wieder bekommen. 

Es widerstrebt mir zutiefst, Victoria alleine gehen zu lassen. Kapitän Peavey steht immer noch neben mir und mustert mich. Unverhohlene Missbilligung liegt in seinem Blick und spricht den stummen Vorwurf aus, dass ich Ria so schnell nach ihrer Operation schon wieder zum Dienst mitgebracht habe. Ich ignoriere den älteren Mann und wende mich wieder meinen Aufgaben zu, doch ich kann nicht verhindern, dass Wut in mir hochkocht. 

Für wen hält er sich, dass er es wagt mich zu beurteilen?

Ich ignoriere die Tatsache, dass Peavey sich für Victoria eingesetzt hat. Dabei sehne ich die Zeit herbei, wenn ich mich endlich auf den Weg zu meiner Geliebten machen kann.

Zielstrebig eile ich durch die langen Korridore. Aber nicht wie erhofft in mein Quartier zu Ria, sondern zu Snoke. Es war nur eine Frage der Zeit, bis er mich zu sich zitieren würde. Um mich wegen der vermeintlichen Befehlsverweigerung zur Rechenschaft zu ziehen. Und ehrlich gesagt überrascht es mich, dass der ausstehende Anschiss so lange auf sich hat warten lassen. Beklemmung breitet sich in mir aus. Der Oberste Anführer Snoke stellt für mich eine Variable dar, welche sich nur sehr schwer einschätzen lässt. 

Im Turbolift welcher direkt bis zu seinem Thronsaal fährt versuche ich mit aller Gewalt, jeglichen belastenden Gedanken aus meinem Kopf zu verbannen. Nervös zupfen meine Finger die Ärmelaufschläge der Uniform zurecht, obwohl diese eigentlich tadellos sitzt. 

Ich habe nichts falsch gemacht. 

Diesen Satz wiederhole ich immer wieder in Gedanken, nachdem der Lift angehalten hat und ich zielstrebig auf die in Gold gekleidete Gestalt auf ihrem Thron zugehe. Respektvoll sinke ich vor dem Obersten Anführer auf ein Knie, darauf wartend, dass Snoke zuerst das Wort ergreift. 

"General Hux", rollt seine eiskalte Stimme über mich hinweg. "Sie wissen, weshalb Sie hier sind?" Snoke klingt eigentlich immer ungehalten, aber diesmal habe ich das Gefühl, als würde noch etwas anderes in seiner Tonlage mitschwingen. 

Ich muss gerade sehr darum kämpfen, mir meine Beklemmung nicht vor ihm anmerken zu lassen. "Natürlich, Oberster Anführer." Ich wage es nicht aufzustehen, oder auch nur den Blick zu heben. Nicht ohne ausdrückliche Aufforderung.

"Haben Sie etwas zu Ihrer Verteidigung zu sagen, bevor ich Sie ... bestrafe?" Das letzte Wort hallt bedrohlich durch den Thronsaal, gleichzeitig schreit jede Faser meines Körpers laut Gefahr. Der Untergrund, auf dem ich mich gerade bewege, ist mit einem mal trügerisch brüchig geworden.

"Ja, Oberster Anführer." Aus meiner knienden Position heraus hebe ich den Kopf an und sehe Snoke direkt in sein widerwärtiges Gesicht. "Nur, dass ich mich an Ihre Anweisung gehalten habe. Kylo Ren hat meine Assistentin scheinbar aus einem persönlichen Beweggrund heraus gerettet und nicht auf meine Anweisung hin."

Snokes Augen verengen sich drohend. "Wollen Sie mich etwa belehren, General?" Seine Stimme schießt mit jedem Wort mehr in die Höhe. 

"Nein Sir, das liegt keinesfalls in meiner Absicht!", versichere ich schnell, bevor der Sturm über mir losbricht. Verdammt, dass läuft gar nicht gut. 

"Ich habe meinen Schüler bereits angebracht bestraft. Und auch Sie werden vor einer gerechten Strafe nicht davonkommen. Miss Deveron war Teil der Abmachung und sollte auf Arkania verbleiben. Mein Schüler hatte Hilfe bei ihrer Lokalisierung, von einer Person hier an Bord." 

Plötzlich habe ich eine Eingebung. "Ich kann Ihnen den Namen desjenigen nennen, der sich nicht an Ihren ausdrücklichen Befehl gehalten hat." Zitternd sehe ich unverwandt zu Boden. Ich wage es nicht, irgendeinen anderen Gedanken in meinem Kopf zuzulassen außer dem, dass ich mich nicht über Snokes Befehle hinweggesetzt habe. Wage es nicht, zum Obersten Anführer aufzusehen.

"Wer?", grollt Snoke.

"Kapitän Peavey, Sir. Er hat dem Offizier befohlen, die Ortung auf Ihren Befehl hin nicht abzubrechen. Nachdem der Standpunkt ermittelt war, gab er den Befehl die Koordinaten an Kylo Ren zu übermitteln." 

Ein merkwürdiges Gefühl überkommt mich. Nach kurzer Zeit erkenne ich, was es ist; Beklemmung. Ein fahler Nachgeschmack breitet sich in meinem Mund aus, nachdem ich Peavey habe auffliegen lassen. Immer noch unterdrücke ich jeglichen Gedanken, auch dann, oder besonders dann, als Snoke mithilfe der Macht in meinem Kopf nach der Wahrheit sucht. Krampfhaft halte ich mich an der Erinnerung dieser vergangenen Situation fest und zeige Snoke somit alles, was er wissen möchte. Die geistigen Fühler in meinem Kopf verursachen einen immer stärker anschwellenden Schmerz. 

"Wahrlich, Sie haben die Wahrheit gesprochen, General. Nun, der Einsatz des Kapitäns bezüglich Ihrer Assistentin war mit Sicherheit sehr erfreulich für Sie." 

Dann spüre ich endlich, wie sich Snokes Griff um meinen Geist lockert, doch ich wage es nicht, erleichtert durchzuatmen. 

"Scheinbar sind Sie nicht der einzige, der einen Narren an dieser Frau gefressen hat. Befehlen Sie Kapitän Peavey umgehend her!" 

 "Sehr wohl." Meine Finger zittern so stark, dass ich für die Nachricht an Peavey länger als normal brauche. Snoke lässt mich dabei nicht eine Sekunde aus seinem unerbittlichen Blick. "Er ist auf dem Weg, Sir."

"Stehen Sie auf, General." Nickend befolge ich diesen Befehl. Dann beginnt das Warten. 

Ich fixiere einen Punkt direkt vor meinen Füßen, als das hydraulische Zischen der Aufzugtüren an mein Ohr dringt, abgelöst von Schritten, die sich nähern. Schließlich bleibt Kapitän Peavey direkt neben mir stehen. Ich spüre seine Verunsicherung, denn soweit es mir bekannt ist, hatte er in seiner bisherigen Laufbahn keinen persönlichen Kontakt mit dem Obersten Anführer.

Dafür war er nie wichtig genug. Voller Genugtuung nehme ich diesen Gedanken wahr, bevor ich meinem Geist wieder eine emotionslose Leere aufzwinge.

"Mir wurde zugetragen", rollte Snokes tiefe Stimme bedrohlich durch den Saal, "dass Sie, Kapitän Peavey, der Urheber einer Befehlsverweigerung sind."

Der ältere Mann schluckt schwer und wirft mir aus dem Augenwinkel heraus einen raschen Blick zu. Ganz so, als würde er ahnen, dass ich ich Schuld an seinem Hiersein trage. Streng genommen ist es auch so, aber ich werde mir keine Reue anmerken lassen. Besser Snokes Zorn trifft ihn als mich, vor allem, da bei mir die Gefahr besteht, dass dieser Fehler einer zu viel gewesen sein könnte.

"Oberster Anführer?", hakt Peavey verunsichert nach. 

 "SIE haben die Ortung von Miss Deveron entgegen meinem ausdrücklichen Befehl hin doch durchführen lassen. SIE haben die Koordinaten an meinen Schüler übermittelt. Wohlwissend, das dies meinem Wunsch zuwiderläuft." Snoke stößt einen verkrümmten Finger in die Luft, deutet damit drohend auf den Mann zu meiner linken. Der Kapitän bleibt still. Er weiß ebenso gut wie ich, dass ein Aufbegehren zwecklos ist.

"Aus verständlichen Gründen habe ich zuerst General Hux für den Schuldigen gehalten. Meine Überraschung war groß, als ich meinen Irrtum erkannte und stattdessen in Ihnen den Befehlsverweigerer gefunden habe." 

Diesmal blickt Peavey demonstrativ zu mir. Ich weigere mich immer noch, seinem vorwurfsvollen Blick zu begegnen. 

"Für Ihren Ungehorsam werden Sie degradiert. Während der Dauer dieses Einsatzes werden Sie General Hux nur noch auf beratender Ebene dienen. Jegliche Befehlsgewalt wird Ihnen mit sofortiger Wirkung entzogen. Nachdem wir den Widerstand in die Knie gezwungen haben, werde ich an Ihnen ein öffentliches Exempel statuieren lassen." Snoke deutet erneut mit seinem verkrümmten Finger auf den älteren Mann. 

Peavey steht in der vorgeschriebenen Haltung da. Aufrecht, beide Hände hinter dem Rücken verschränkt. Fixiert sprachlos den Obersten Anführer.

So hat er sich das Ganze sicher nicht vorgestellt. 

Überrascht bemerke ich doch einen kleinen Anflug von Reue. Immerhin hat dieser ältere Kapitän, ein Veteran aus den Zeiten des alten Imperiums dafür gesorgt, dass Victoria gerettet werden konnte. Und das in einem Moment, in dem mir selbst die Hände gebunden waren. Eigentlich sollte ich ihm dankbar sein.

"Wie Sie wünschen, Oberster Anführer." Peavey salutiert in vorgeschriebener Manier. Mit keiner Geste lässte er durchblicken, wie schwer ihn die Bestrafung von Snoke wahrscheinlich treffen muss.

"Gehen Sie wieder an Ihre Arbeit. Sie beide!" Snoke winkt nachlässig mit seiner Hand. Wir sind offiziell entlassen.

Ich spüre Peaveys feindselige Blicke, als wir Seite an Seite im Turbolift stehen. Irgendwann halte ich die stummen Vorwürfe nicht länger aus, weshalb ich mich zu ihm umdrehe. "Haben Sie mir etwas mitzuteilen, Kapitän? Nein, warten Sie ...", ich stoppe mitten im Satz und widme mich kurz meinen Überlegungen, "Kapitän ist falsch, da Sie degradiert wurden. Kommandant wäre jetzt wohl die treffende Bezeichnung."

"Sie ... verachtenswertes ... Individuum!", schleudert Peavey mir zischend entgegen. 

WAS hat er gerade gesagt? Pikiert betrachte ich den Mann vor mir. 

"Sie undankbares ... Kind!", wettert Peavey weiter. "Sie haben mein Mitgefühl für Miss Deveron schamlos ausgenutzt, um mich dann eiskalt auflaufen zu lassen. Machen Sie nur so weiter, dann werden Sie schon sehr bald alleine dastehen. Sie sind bereits auf dem besten Weg dorthin. Und dann gibt es NIEMANDEN mehr, der hinter Ihnen steht. Auf den Sie sich im Ernstfall verlassen können. Dann wird Ihnen KEINER mehr helfen."

"Ich habe Victoria!" Wut kocht in mir hoch. Das Peavey es auch nur wagt, so mit mir zu sprechen.

"Und das haben Sie nur mir zu verdanken! Aber auch Victoria wird eines Tages Ihr wahres Gesicht erkennen."

"Was erlauben Sie sich? Sie gehen zu weit!" Ich zittere bereits vor unterdrückter Wut.

"Miss Deveron ist viel zu gut für Sie!", giftet Peavey weiter. 

Das reicht. Gerade eben hat er eine Grenze überschritten. Ohne Vorwarnung hole ich aus und knalle ihm eine. Der Schlag ist laut zu hören und vermischt sich mit meinem schnaubenden Atem. 

Peavey hebt mit einem letzten Rest seiner Würde die Kappe auf, welche ihm vom Kopf gefallen ist, dann stürmt er davon, sobald sich die Aufzugtüren öffnen. Ohne einen Blick zurück, ohne jegliche Respektbezeugung. 

Aufgebracht sehe ich ihm nach, dann eile ich in die entgegengesetzte Richtung davon. Damit wird er nicht davonkommen. Aber ich kann mich auch später noch darum kümmern. Jetzt muss ich erst einmal zu meiner Victoria. Peaveys Worte hallen immer noch in meinen Gedanken nach. Miss Deveron ist viel zu gut für Sie. Ich schüttele den Kopf, um diese unwillkommenen Gedanken zu vertreiben. Das ist nicht wahr! Victoria gehört zu mir. 

In meinem Quartier herrscht Dunkelheit. Auf meine leisen Rufe hin meldet sich niemand, daher laufe ich weiter in Richtung Schlafzimmer. Langsam trete ich neben mein Bett, in dem Victoria in voller Uniform liegt und schläft. Ein Lächeln legt sich auf mein Gesicht, als ich sie liebevoll betrachte. Meine zukünftige Frau. 

Um es ihr wenigstens etwas bequemer zu machen, ziehe ich ihr die Stiefel von den Füßen. Allerdings wird Ria bei dieser Aktion leicht wach, deswegen kuschele ich mich schnell ins Bett und halte sie in meinen Armen. Eine tiefe Freude breitet sich in mir aus, als Victoria sich an mich kuschelt um gleich darauf wieder einzuschlafen. Ich kann gar nicht genug davon bekommen, ihren Körper der sich an meinen schmiegt in den Armen zu halten. Ihr sanft über die wunderschönen, langen Haare zu streicheln und vereinzelte Strähnen behutsam aus dem Gesicht zu wischen. Ich empfinde so viel Liebe, Zuneigung und Glück, wie ich es niemals für möglich gehalten habe. Ab jetzt wird uns niemand mehr trennen!  

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