Kapitel 50 - Wach endlich auf, Victoria! -General Hux-

-HUX-

Das darf doch nicht wahr sein! Was macht Kylo Ren hier bei meiner Victoria? Es ärgert mich maßlos, dass ausgerechnet der mir am Meisten verhasste Mann in dieser Galaxie zuerst bei meiner Partnerin angekommen ist. Wie kann er es wagen? Meine Süße geht ihn überhaupt nichts an! Vielmehr ist er doch Schuld an ihrem katastrophalen Zustand!

Wütend stürme ich an Rias andere Seite. Meine ungeteilte Aufmerksamkeit liegt zuallererst auf ihr. Den Anschiss für Ren kann ich später noch aussprechen, aber zuerst muss ich mich um Victorias Wohlergehen sorgen. Sie schläft noch. 

Behutsam lasse ich mich auf die Bettkante sinken und greife nach ihrer freien Hand. Streiche mit dem Daumen über ihre Haut, die sich etwas kühler als gewöhnlich anfühlt. Eine lange Infusionsnadel steckt im Handrücken und wird mit Klebestreifen an Ort und Stelle gehalten. Um das Handgelenk ist ebenfalls ein dicker Verband geschlungen. Diese Verletzung ist mir bei der ersten, flüchtigen Musterung überhaupt nicht aufgefallen. Ich sehe Victoria weiterhin ganz genau an, nehme diesmal jede noch so kleine Verletzung in Augenschein. An beiden Handgelenken trägt sie Verbände. Vermutlich von Fesseln, oder Handschellen. Bale du ... Bastard! Ihren Rücken habe ich vor der Operation schon begutachten können, von daher weiß ich, wie schwer sie dort ebenfalls verletzt ist. Meine Augen wandern weiter, hin zu ihrem wunderschönen Gesicht. Die Haut auf der linken Gesichtshälfte ist knapp unterhalb am Jochbein stark geschwollen, blutunterlaufen und aufgeplatzt. Dicke Krusten ziehen sich über die tiefsten Stellen, aber ich kann auch die dick aufgetragene Schicht Bacta-Gel noch nass auf den Wunden glänzen sehen. Prüfend gleitet mein Blick weiter. Auf der rechten Seite hat ihr Auge mehr abbekommen. Ein dunkles Veilchen umrundet die gesamte Partie. Der Nasenrücken schmückt sich gleichermaßen mit einer Kruste. Er muss sie mehrfach geschlagen haben, als sie sich gewehrt hat. Ungezügelte Wut ballt sich in meinem Inneren und zieht alles krampfhaft zusammen. Dafür werde ich dich umbringen, Bale! 

"Victoria?", flüstere ich leise. Meine Finger streichen zärtlich über die langen schwarzen Wellen. Leider erhalte ich keine Reaktion. Stattdessen spüre ich Rens Blick auf mir liegen. 

"Ich suche den Arzt. Er wird sicherlich einen abschließenden Bericht haben." Das Bett quietscht leise, als der große Mann sich hochstemmt. 

"Das ist Ihre Schuld!" Die Worte verlassen leise und voller Verbitterung meine Lippen. Dennoch würdige ich ihn keines Blickes, meine Augen ruhen nach wie vor auf Victoria.

Rens Schritte verstummen als er stehen bleibt. "Ich bin nicht derjenige, der sie geschlagen hat."

"Aber es lag in Ihrer Verantwortung, auf sie aufzupassen, Ren. Ihr Versagen ist Schuld daran, dass Ria überhaupt so schwer verletzt wurde. Und wer weiß was noch ..." Ich verstumme. An die andere Drohung von Kisal wage ich im Moment gar nicht zu denken. Aber was, wenn er sie doch ... NEIN! Energisch schlage ich den Gedanken beiseite. "Jetzt stehen Sie nicht untätig herum! Holen Sie endlich den Arzt, Ren!" 

Kylo schweigt einen Moment, bevor er sich abwendet und geht. 

Er verhält sich gerade absolut untypisch. Kann es sein, dass meine Worte einen wunden Punkt getroffen haben? Das Ren sich wirklich selbst Vorwürfe macht? Aber das würde bedeuten ... dass ihm Victoria nicht mehr egal ist. Das sie ihm irgendwie wichtig geworden ist. Unbewusst ballt sich meine Hand zur Faust und knüllt die Bettdecke zusammen. Das wagt er nicht! Ren hat sich von meiner Partnerin fernzuhalten! Victoria gehört zu mir und ich werde sie mit niemandem teilen. 

"Victoria", wage ich einen zweiten Anlauf. Behutsam streichele ich über ihre Wange, sorgsam darauf bedacht, keine Verletzung zu berühren. "Wach auf, meine Schöne!" Es kommt keine Reaktion. 

"General Hux?" Kylo Ren muss scheinbar den diensthabenden Arzt ausfindig gemacht haben. Nur widerstrebend löse ich mein Augenmerk von Ria, um dem Mann zuhören zu können. 

"Für Miss Deveron ist es noch zu früh, um aufzuwachen, Sir. Das Narkosemittel kreist weiterhin in ihrem Blutkreislauf. Es wird wohl noch zwei Stunden brauchen, wenn nicht sogar länger, damit sie wieder halbwegs zu sich kommt." 

Ich nicke verstehend. So lange werde ich an deiner Seite bleiben, mein Schatz. "Die Operation ist ohne Komplikationen verlaufen?" Meine Augen huschen kurz zurück zu ihrem Gesicht, doch im Moment begnüge ich mich damit, nur nach Rias Hand zu greifen. Meine Finger mit ihren zu verflechten. 

"Das ist sie", bestätigt der Arzt. "Die Verletzungen am Rücken waren zwar schwer, aber wir konnten alle Glassplitter entfernen."

"Glassplitter?", horche ich auf. Mein Gegenüber nickt. 

"Scheinbar muss sie in einen zerbrechlichen Gegenstand gestoßen worden sein, worauf sich zahlreiche Bruchstücke und Fragmente in ihre Haut an Rücken und Schulterblättern gebohrt haben. Aber keine Sorge, wir konnten jedes einzelne entfernen. Und wenn wir die Wunden gewissenhaft mit Bacta-Gel behandeln, werden fast gar keine Narben zurückbleiben." 

Ich atme tief durch um mich zu sammeln, bevor ich die nächste Frage stelle. "Welche Verletzungen hat sie noch davongetragen?" Mein Daumen zeichnet kleine Kreise auf ihrem Handrücken. Die Geste ist weniger dazu gedacht Trost zu spenden, als vielmehr um mich selbst zu beruhigen, denn ich habe wahnsinnige Angst davor zu hören, dass Bale meine Victoria wirklich vergewaltigt haben könnte. 

"Neben den offensichtlichen Verletzungen, die aus massiver Gewalteinwirkung resultieren, meinen Sie? Miss Deveron wurde zudem angeschossen." 

"Wo?" Geschockt ruckt mein Kopf hoch. 

Der Arzt tritt näher. "Wenn Sie erlauben?" 

Ich stelle mich neben Rias Bett und bedeute ihm fortzufahren. Aber ihre Finger gebe ich nicht frei. Gekonnt schlägt der Mann das Laken zurück, achtet aber peinlich genau darauf, nicht zu viel meinen Augen preiszugeben. 

"Eine Schusswunde am Knie. Es war ein glatter Durchschuss. Müsste ich raten so würde ich darauf tippen, dass sie geflohen ist und dann von hinten angeschossen wurde, dem Einschusswinkel nach zu urteilen."

Ich blinzele hastig die Tränen weg, die irgendwie einen Weg in meine Augen gefunden haben und halte mich stattdessen an meiner unbändigen Wut auf Bale fest. Das werde ich ihm heimzahlen! Niemand behandelt meine Zukünftige so. Mein Blick wandert von dem bandagierten Kniegelenk ein kleines Stück höher. Halb verdeckt von dem Laken entdecke ich noch eine blaue Stelle. Nein! Nein, nein, nein. Das hat er nicht getan! 

"Und dort?" Erklärend deute ich auf das Hämatom an der Innenseite ihres Oberschenkels. Meine Hand zittert. 

"Keine Sorge, es ist nichts geschehen. Die Schilderungen von Lord Ren als er sie hier abgegeben hat und unserer Untersuchung stimmen überein."

"Und das heißt?"

"Ihre Assistentin wurde nicht vergewaltigt, auch wenn es laut den Aussagen von Lord Ren äußerst knapp war."

Ich erwidere nichts mehr. Es ist mir unmöglich etwas zu sagen, denn in meinem Inneren tobt ein gewaltiger Kampf. Am Liebsten würde ich mir sofort ein Shuttle nehmen und Bale Kisal jede einzelne Verletzung von Victoria doppelt und dreifach heimzahlen. Meine Kiefermuskulatur verkrampft sich, ebenso wie meine Hände. 

"Ich lasse Sie alleine, General. Falls Sie noch irgendwelche Fragen haben, ich stehe Ihnen gerne zur Verfügung." Der Arzt ist feinfühlig genug um meinen inneren Aufruhr durchaus zu bemerken. Diskret zieht er sich zurück, um mir mit meiner Partnerin den nötigen Freiraum zu geben. 

Ich ringe mühsam darum, alle aufgepeitschten Emotionen unter Kontrolle zu halten. Es dauert etwas, aber nach einiger Zeit habe ich mich wieder halbwegs beruhigt. Victorias Anwesenheit gibt mir Kraft, auch wenn sie noch immer reglos im Bett liegt. Ich bin zu dem Entschluss gekommen, Bale auch später noch den verschissenen Arsch aufreißen zu können, aber jetzt zählt erst einmal, dass ich bei Victoria sein kann. Und ich werde mich von nichts wegrufen lassen! Ich bleibe solange an ihrer Seite, bis sie aufwacht. 

Umsichtig klettere ich in das Krankenbett und setze meinen Plan in die Tat um. Ganz vorsichtig ziehe ich Ria in meine Arme, um sie nicht noch mehr zu verletzen. Kuschele mich ganz dicht an sie und atme ihren beruhigenden Duft ein. Immer wieder landen kleine Küsse auf ihrem Kopf, ihrem Haar, den geschlossenen Augenlidern, den Wangen und natürlich ihren Lippen. 

"Wach auf meine Schöne!"

"Du bist endlich in Sicherheit!"

"Bale kann dir nichts mehr antun." 

"Ich lasse dich nie wieder von meiner Seite weg."

"In Zukunft werde ich dich noch besser vor allem Bösen beschützen, das verspreche ich dir." 

"Wenn es dir wieder besser geht, wirst du meine Frau." 

Unentwegt murmele ich liebevolle Worte und Schutzversprechen in ihr Ohr. Warte sehnsüchtig darauf, dass sie endlich wieder zu sich kommt. Ich sehne den Augenblick herbei, in dem sie ihre umwerfenden blauen Augen aufschlägt und mich ansieht. Zwischenzeitlich kommt Kapitän Peavey vorbei, um sich ebenfalls nach Victorias Zustand zu erkundigen. Gleichzeitig teilt er mir mit, dass ich noch Zeit für meine Liebste habe, denn auf der Brücke gibt es keine Neuerungen bei der Verfolgung des Widerstands. Zu meiner großen Freude lässt Ren sich kein weiteres Mal blicken. 

Die Stunden vergehen. Erst eine, dann zwei. Ich werde nicht müde darin meine Liebste sanft in meinen Armen zu halten. Dabei gleichzeitig auf jede noch so winzige Regung zu achten und sei sie auch noch so klein. Und endlich, eine weitere halbe Stunde später ist es dann soweit. Victoria gibt ein erstes Lebenszeichen von sich, in Form eines langgezogenen Seufzers. Ihre Augenlider flattern und sie versucht den Kopf von irgendetwas wegzudrehen. Ein fast unhörbares "Nein nicht", verlässt ihre Lippen. 

Sie durchlebt die Situation mit Bale. "Wach auf, Ria!" Sanft streiche ich ihr übers Haar. "Wach auf! Du bist in Sicherheit!" Hoffentlich dringen meine Worte bis in ihr Bewusstsein vor. "Du bist wieder bei mir!"

Stöhnend wirft sie ihren Kopf auf meinem Arm herum. "Lass mich!" Der Monitor der ihre Herzfrequenz überwacht schlägt schneller aus. 

"Ich bin es, mein Schatz! Armitage! Du bist nicht mehr bei Bale, er kann dir nicht mehr weh tun."

Victorias Atmung beschleunigt sich, wird hektischer. Immer noch wirft sie ihren Kopf herum. "Nein!" 

"Beruhige dich mein Schatz! Ich ..."

Die Tür öffnet sich zischend. Mit schnellen Schritten steht der Arzt an der anderen Bettseite. "General, stehen Sie bitte auf."

"Nein, ich muss bei ihr bleiben. Sie hat Angst."

"Ja. Das kombiniert mit der Tatsache, dass sie noch nicht wieder richtig zu Bewusstsein gekommen ist. Stehen Sie auf General, wir müssen die Patientin ruhig halten." 

Nur widerwillig entlasse ich Ria aus meinen Armen. Inzwischen wirft sie sich immer hektischer herum. Verzweiflung schlägt über mir zusammen, wie ich hilflos neben ihrem Bett stehe. 

"Halten Sie sie fest!", delegiert der Arzt. "An den Schultern können Sie zugreifen. Die Patientin darf sich nicht so stark herumwerfen, sonst reißen die Nähte auf dem Rücken wieder auf." Da ich einen Moment tatenlos daneben stehe, wirft der Arzt mir einen leicht ärgerlichen Blick zu. "Entweder Sie helfen mir, oder ich muss Sie bitten draußen zu warten!" 

Diese Worte zeigen Wirkung, denn ich bin nicht bereit, Victoria wieder zu verlassen. Zusammen mit dem Arzt halte ich sie solange fest, bis sie sich wieder beruhigt hat. Victorias verzweifeltes Aufbäumen gegen unseren Griff lässt mich alles andere als kalt. "Warum wird sie nicht endlich wach?", hake ich am Rande meiner Beherrschung nach. 

"Das haben wir gleich." Unvermittelt verpasst er meiner Ria einen ordentlichen Schlag auf die nicht ganz so schlimm verletzte Wange. 

Spinnt er? Ich setzt gerade zu einem Protest an, als Victoria unvermittelt die Augen aufreißt und panisch nach Luft schnappt. Fahrig huschen ihre Augen im Raum umher auf der Suche nach etwas bekanntem. 

Ich dagegen werfe endgültig jede Vorsicht über Bord. "Victoria! " Meine Hände umfassen ihre Wangen, lenken den von mir so sehnlich erwarteten Blick aus diesen wunderschönen blauen Augen auf mein Gesicht. "Sieh mich an! Sieh mich an! Scht, ganz ruhig." 

"Hux?"

"Ja. Ich bin bei dir. Es ist alles wieder gut." 

Victorias Atem strömt in krampfhaften Stößen über ihre Lippen. "Hux!", wiederholt sie erneut, gefolgt von einem verzweifelten Schluchzer. 

Es zerreißt mir das Herz. Schnell drücke ich sie fest an mich und lege meine Arme beschützend um ihren zitternden Körper. Victoria weint. All ihre Angst und ihre Verzweiflung brechen gerade mit aller Gewalt hervor. Ihre Finger krallen sich fest in den Stoff meiner Uniform, auf der Suche nach Halt.

"Ich bin für dich da, mein Schatz." Lange Zeit sitzen wir so da. So lange wie Victoria braucht, um sich wieder zu beruhigen und darüber hinaus. Die Schluchzer werden weniger, aber die stummen Tränen sind noch nicht versiegt, sondern fließen in stetigen Strömen über ihre Wangen. Ich halte sie fest, die ganze Zeit. Streichle, beruhige und tröste unermüdlich. Ich danke allen Mächten in dieser Galaxie, dass sie mir meiner Partnerin wieder zurückgegeben haben.

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