Kapitel 43 - Mission auf Arkania

Kylo Ren und ich hatten uns nichts zu sagen, wie wir nebeneinander durch die Flure schritten. Die Stille zwischen uns hielt sogar solange an, bis wir den Hangar erreichten. Mir konnte es nur Recht sein, denn so hatte ich wenigstens Zeit, mir Gedanken über die gesamte Situation zu machen. Da Ren mir in einem emotional angeschlagenen Moment zugesichert hatte, sich in Zukunft aus meinem Kopf fernzuhalten, verließ ich mich jetzt einfach mal darauf, dass er sein Wort hielt. Trotzdem konnte ich mit einem Schmunzeln auf dem Gesicht der Versuchung nicht widerstehen, diese Bestätigung auch einmal zu überprüfen. So laut und demonstrativ es mir möglich war, dachte ich an allerlei unvorteilhafte Sachen.

Hm, wenn der Eimerkopf, der hier vor mir entlangwatschelt die Gedanken von General Hux lesen würde, nachdem wir heißen wilden Sex hatten, dann würde sich dieser Eimer bestimmt in Sekundenschnelle in einen Dampfkochtopf entwickeln. Aber ... wo kommt dann der Dampf raus? Aus den Ohren? Ein leises Kichern entschlüpfte mir ungewollt, aber ich hatte gerade ein sensationelles Bild vor Augen. Grinsend spann ich diesen Gedanken weiter. Und wenn Eimerkopf dann den Helm lüftet um den überschüssigen Druck abzulassen, hat er bestimmt eine knallrote Leuchte auf den Schultern sitzen. 

Der große dunkel gekleidete Mann vor mir reagierte nicht, sondern stiefelte weiter stur geradeaus. So weit so gut. Ich wandte meine Überlegungen ernsthafteren Themen zu. Hoffentlich hat meine Nachricht Leia noch genug Zeit verschafft, um sich wenigstens einen Vorsprung zu verschaffen. Wo auch immer sie gerade sein mögen. Ich schickte ein schnelles Stoßgebet an die Macht, das sie mit Leia und ihren treuen Gefährten sein möge. Mit den Leuten, die ich irgendwie schon als meine Familie betrachtete. Ich wünschte, ich hätte mehr tun können. Aber aktuell kann ich nur eines machen; abwarten. Entweder Armitage oder Leia, einer von beiden wird mich über die aktuellen Geschehnisse informieren. Unweigerlich huschten meine Gedanken weiter, hin zur unerfreulichen Angelegenheit, die da auf mich zukam. Die bevorstehenden Verhandlungen mit Lord Kisal. 

Behandschuhte Finger, die vor meinem Gesicht schnipsten, ließen mich dezent zurückzucken. Irritiert blickte ich zu Kylo Ren auf, der mich um gut einen Kopf überragte. "Was ist denn?"

"Hast du mir nicht zugehört? Steig ein!" Verdeutlichend zeigte er auf das bereitstehende Shuttle direkt hinter sich. Es war kein herkömmliches Shuttle, welches die Erste Ordnung eigentlich benutzte, sondern ein großes schwarzes Gefährt, dass entfernte Ähnlichkeit mit einer Rasse von Flughunden aufwies, deren Name mir gerade beim Besten Willen nicht mehr einfallen wollte. Im Ruhezustand waren die langen schwarzen Tragflächen senkrecht nach oben geklappt. 

Kylo war es offenbar leid, auf eine Erwiderung meinerseits zu warten und stürmte mit wehendem Umhang die Einstiegsrampe hinauf. Ich folgte ihm, wenn auch deutlich langsamer. Wohl auch weil mir klar war, dass es ab diesem Punkt kein zurück mehr gab. Aber andererseits, was wollte ich schon groß machen? Murrend fügte ich mich in mein Schicksal und eilte Kylo Ren hinterher, hin zum Cockpit. 

Er saß schon auf dem Pilotensessel, fertig angeschnallt. Mit geübter Sicherheit, die auf einen jahrelangen Umgang in diesen Dingen schließen ließ, aktivierte er einige der unzähligen Knöpfchen und Regler, die das Innere des Cockpits bunt ausleuchteten. Das ungewohnte Licht legte einen sanften Schein über Rens Züge, ließ sie weicher und zugänglicher erscheinen. Für einen kurzen Augenblick hatte ich keinerlei Probleme, den Sohn von Han Solo und Leia Organa in ihm zu erkennen. Genau in diesem Moment schaut Kylo Ren zu mir auf und ertappt mich natürlich auch prompt dabei, wie ich ihn anstarrte.

Mit einem Räuspern nahm ich schnell auf dem Sitz des Co-Piloten Platz und legte den Sicherheitsgurt um mich. Ren beobachtete mich nachdenklich, aber ganz dezent blitzte auch eine leichte Amüsiertheit über sein Gesicht. Peinliche Sache Ria! Und du, schau gefälligst weg! Da Kylo Ren aber scheinbar keinesfalls gewillt war den Blick seiner braunen Augen von mir abzuwenden, war ich schließlich gezwungen, doch zu ihm hinüberzublicken. "Ich bin soweit. Wir können los."

Kylo taxierte mich noch einen Moment länger, bevor er zum Sprechen ansetzte. "Verrätst du mir, woran du gerade gedacht hast, Victoria?"

"Ein andermal Ren." Ein kopfschütteln begleitete meine Worte. "Wir sollten aufbrechen."

Unsere Blicke verweilten noch kurz ineinander, dann wandte Ren sich ab um auf der Steuerkonsole vor ihm verschiedene Befehle einzugeben. Dröhnend erwachten die Antriebe des Shuttles zum Leben und ehe ich mich versah, waren wir auch schon in einem halsbrecherischen Tempo aus dem Hangar geschossen. Die Beschleunigung war unglaublich, fest drückte sie mich in die weiche Polsterung des Sitzes hinter mir. Die Supremacy flitzte an der Scheibe vorbei. Ich warf einen letzten Blick zurück, auf dieses unerbittliche Monster von einem Raumschiff, das so bedrohlich im Vakuum des Alls schwebte. Meine Augen suchten und fanden die Sichtfenster der Kommandobrücke. Wir waren zwar zu weit voneinander entfernt, aber trotzdem wusste ich mit unerschütterlicher Gewissheit, dass Armitage mich genau jetzt, exakt in diesem Moment ebenfalls beobachtete. Ich liebe dich! 

Dann legte Kylo Ren einen Schalter um, der uns im Hyperraum verschwinden ließ. Schwer sackte mein Kopf an die Lehne hinter mir. Ich wollte gerade an nichts mehr denken und mich vor allem nicht unterhalten, daher schloss ich die Augen. Nur einen Moment ausruhen. 

Panik schnürt meine Kehle zu, während ich mich schwer verletzt durch dunkle Flure vorwärtskämpfe. Nur die rötliche Notstrombeleuchtung erhellt meinen Weg und das auch mehr schlecht als recht. Immer wieder bebt und bockt der Boden unter meinen Füßen, aufgrund der anhaltenden Erschütterungen und Explosionen. Blut strömt über meine aufgerissene Seite, warm und klebrig. Der halbherzige Versuch, die Blutung mit meiner Hand zu stoppen hat sich als vergebliche Mühe herausgestellt. Zudem wird der Griff meiner Finger auf die Wunde immer schwächer. Meine Kraft verlässt mich mit jedem kostbaren Tropfen an Blut, der aus mir herausströmt. 

"Geh weiter Ria! Immer weiter. Nicht stehenbleiben!" Ich weiß, dass Armitage auf der Kommandobrücke auf mich wartet. Ich muss nur hinkommen. Die Ränder meines Sichtfeldes flackern und trüben sich immer weiter ein. Schwer atmend kämpfe ich mich mühsam weiter voran, bis ich schließlich über ein fast unsichtbares Hindernis stolpere. Ein gepeinigter Aufschrei entringt sich meiner Kehle, als ich unsanft auf dem Boden aufschlage. Langsam drehe ich mich zu dem Grund meines Sturzes um. Eine bleiche Hand lugt unter dem Haufen herabgestürzter Trümmer hervor. Schuldgefühle legen sich auf meine Schulter und drohen, mich unter ihrer Last zu erdrücken. Das hier ist meine Schuld! Hektisch beginne ich die schweren Gesteinsbrocken zur Seite wegzuschieben. Mir ist klar, dass hier jegliche Hilfe zu spät kommen wird, trotzdem kann ich nicht in meinem Tun innehalten. Ich muss sehen, wer dort unter diesen Steinen erschlagen wurde. 

Mehr und mehr kommen die Überreste eines Gesichtes hervor. Doch obwohl die Steine ganze Arbeit geleistet haben, erkenne ich, wer da vor mir liegt und sein Leben verloren hat. Tara."Oh bitte nicht!" Ein schmerzvoller Aufschrei entringt sich meiner Kehle, als ich mich weinend und schluchzend neben meiner Freundin auf dem Boden zusammenkauere. Einer Freundin, von der ich niemals erwartet hätte, sie innerhalb der Ersten Ordnung zu finden. Und jetzt ist sie tot, meinetwegen. Ich schreie erneut gequält auf, als ein heftiger Schlag meinen Kopf zur Seite reißt.

"Victoria? Wach auf!" 

Ein neuerlicher Schlag traf meine ohnehin schon brennende linke Wange. Ruckartig schoss ich aus meinem Sitz auf, oder versuchte es zumindest, doch etwas hielt mich zurück. Panisch ruckten meine Hände nach oben zu dem Hindernis und umfassten den Sicherheitsgurt. Was ... wo? Verwirrt blickte ich hinauf zu Kylo Ren, während ich eine vereinzelte Strähne aus meiner verschwitzten Stirn strich. Er stand über mich gebeugt da, die längeren dunklen Haare umrahmen sein Gesicht und fielen ihm über die besorgt dreinblickenden braunen Augen. Seine behandschuhten Hände ruhten mit einem tröstlichen Gewicht auf meinen Schultern. Blaues Licht flackerte um uns herum auf, wir befanden uns augenscheinlich noch immer im Hyperraum. 

"Geht es dir gut, Victoria? Du bist eingenickt und musst dann in einen Albtraum abgedriftet sein."

Ich nickte nur, erwiderte aber nichts. Noch immer ging meine Atmung krampfhaft und nur langsam begann sich mein hektischer Herzschlag zu beruhigen. Meine Augen fixierten einen Punkt hinter Kylo Ren. Ich ... ich war wieder auf Starkiller. Aber diesmal hat mein Gehirn mir den Tod von Tara vorgespielt, statt von einer namenlosen, mir unbekannten Person. Angst schnürte meine Kehle zu. Ich möchte das alles nicht noch einmal erleben! 

"Victoria?" Überraschend sanft hob Kylo mein Kinn mit seinem Finger an, damit ich ihn wieder ansehen musste. "Ich habe gefragt, ob es dir wieder gut geht."

"Ja, Kylo. Zumindest halbwegs." Ich entzog ihm mein Kinn, welches er immer noch abgestützt hielt. Irgendwie war mir diese vertrauliche Berührung gerade unangenehm und kam mir falsch vor. Unangebracht. Ich löste rasch die Sicherheitsgurte, die mich an Ort und Stelle hielten, um etwas mehr Bewegungsfreiheit zu bekommen. Seufzend ließ ich den Kopf in meine Hände sinken.

Eine warme Hand die sich auf meinen Rücken legte, brachte mich schnell dazu, wieder aufzusehen. "Victoria, was ist denn? Was hast du?"

Ich hatte aktuell zwar keinen Nerv dafür, diese belastende Situation des Starkiller-Vorfalls auch noch in Worte zu fassen, tat Kylo den Gefallen aber doch. Auch aus dem Grund, da er offenbar so besorgt wirkte. "Kylo ... ich ...", ein Seufzer entschlüpfte mir. Erneut. "Ich habe keine Ahnung, mit welchem Namen ich dich eigentlich ansprechen soll."

"Und das bereitet dir Kopfzerbrechen?"

Ein Lachen entfloh meinen Lippen. "Nein, tut es nicht. Aber ... das was du von mir erfahren möchtest ist sehr persönlich. Von daher brauche ich erst die Gewissheit, wem ich mich anvertraue. Rede ich mit Kylo Ren, oder mit Ben? Weil ... ich ... du ... deine Stimmung schlägt schneller um, als dein Gegenüber darauf reagieren kann. Noch vor wenigen Minuten warst du unausstehlich zu Hux. Und jetzt lässt du mich eindeutig deine Besorgnis um meine Person spüren."

Der große, dunkel gekleidete Mann betrachtete mich mit nachdenklichem Blick, bevor er auf meine Frage antwortete. "Nenn mich Ben. Zumindest dann, wenn wir unter uns sind. Und weil ich mich dir in einer Situation der Schwäche anvertrauen konnte, weil du die einzige warst, die bereit war mir zuzuhören. Deshalb hielt ich es jetzt nur für angebracht, dir diese Möglichkeit auch zu geben. Falls du darüber reden möchtest, versteht sich." Bens Hand lag noch immer auf meinem Rücken.

Ich nickte als Zeichen meiner Einwilligung. Ben lächelte mir aufmunternd zu, als er sich in den Sessel des Piloten zurücksinken ließ. Ich atmete einmal tief durch, um mich zu sammeln. Um meine Gedanken auf einen klaren Punkt zu bringen, soweit mir das möglich war. Nur zögerlich kamen die Worte über meine Lippen, da sich mit jeder ausgesprochenen Erinnerung, jedem genannten Detail, wieder alles real anfühlte. Beängstigend real.

"Als ich träumte, da ... war ich wieder auf Starkiller-Basis. Genau zu dem Zeitpunkt, in dem alles zusammengebrochen ist. Der Boden bebte unaufhörlich und um mich herrschte ein heilloses Chaos. Alles ... alles wirkte wieder so erschreckend real. Wie echt, als ob ich wirklich wieder dort wäre. Als ob gerade jetzt alles wieder passieren würde. Dabei weiß ich, dass es eigentlich nicht sein kann. Aber, mein Gehirn fängt an, mich Dinge sehen zu lassen, die so nicht passiert sind."

"Und was wäre das?" 

"Das Tara auf Starkiller-Basis ums Leben gekommen ist. Dabei war sie niemals dort stationiert." 

"Ist sie eine Freundin von dir?"

Meine Augen suchten den Blickkontakt zu Ben, ehe ich antwortete. "Ja." Müde ließ ich meinen Kopf wieder an die Lehne hinter mir sacken. Die blauen Lichter um uns herum fixierend, sprach ich weiter. "Ich habe Angst. Angst davor, das alles erneut durchleben zu müssen. Wieder und wieder."

"War es denn vorher nicht so?", hakte Ben heutsam nach.

War es das? "Nein. Heute war das erste Mal, dass ich so ein Deja-Vu hatte. Aber ...", ich stockte mitten im Satz. Seit diesem Vorfall war Armitage immer bei mir. Seine Nähe hat mir das Gefühl von Geborgenheit und Sicherheit vermittelt. Weil er derjenige gewesen ist, der mich auf Starkiller gerettet hat. Was ist, wenn die Trennung zwischen uns beiden, die aufgezwungene Entfernung Schuld daran ist, dass ich jetzt dieses Trauma erneut durchleben muss? 

"Victoria? Was denkst du?" Bens Stimme riss mich aus meinen Überlegungen. 

Ich sah mit einem Seitenblick zu ihm hinüber. "Ich denke gerade, dass mir die Sicherheit von Armitages Anwesenheit fehlt. Das ich deshalb diese Situation wieder durchlebe."

"Wie kommst du darauf?"

"Weil er mich gerettet hat. Wenn Hux nicht gewesen wäre, dann wäre Starkiller auch mein Grab geworden."

Ben wirkte erschüttert. "Das wusste ich nicht."

Ich schnaubte sarkastisch. "Woher auch? Du und Hux kommt ja nicht unbedingt gut miteinander aus. Welchen Grund hätte er, dir so etwas zu erzählen?"

"Wo du Recht hast", bekannte Ben. "So etwas hätte ich dem General niemals zugetraut."

"Was? Das er bereit ist, sein Leben für das einer anderen Person zu riskieren?" 

"Richtig."

"Das nennt man Liebe, Ben. Wenn die andere Person einem selbst so wichtig ist, dass man deren Leben und Wohlergehen über sein eigenes stellt."Du meine Güte, das wird ja gerade richtig tiefgründig hier.

Der junge Mann saß inzwischen schweigend an meiner Seite. Die Hände waren zu Fäusten geballt und ruhten auf den Lehnen seinen Sessels. Angespannt schaute er aus dem Sichtfenster hinaus. Das flackernde blaue Licht des Hyperraumtunnels zeichnete die Konturen seines Gesichtes härter nach, als sie eigentlich waren. 

"Fehlen sie dir? Deine Eltern?" Das war eine riskante Frage, trotzdem musste ich sie stellen.

"Nein!", stieß er durch zusammengepresste Zähne hervor. "Ich versuche so weit es geht, mit meiner Vergangenheit abzuschließen. Dazu gehören auch meine Eltern. Wie ich schon sagte, war ich ihnen niemals, an keinem Zeitpunkt ihres Lebens wichtig genug, damit sie mich bei sich behalten hätten."

"Das glaube ich nicht Ben." Sein Kopf ruckte zu mir herum, dennoch sprach ich weiter. "Manchmal täuscht man sich in den Menschen."

"Sprichst du von Hux?"

"Auch. Aber nicht nur. Ich ..." Seine energisch hochgerissene Hand stoppte mich ab, bevor ich weitersprechen konnte. 

"Es reicht. Bitte ich ... möchte nicht mehr über solche Themen reden." 

"Okay", lenkte ich ein. "Aber falls es dir wichtig ist, dann kannst du jederzeit mit mir sprechen."

"Danke. Das ... weiß ich zu schätzen." Ben nickte mir dankbar zu. 

Mit einem Ruck verlangsamte das Shuttle zurück auf die normale Geschwindigkeit. Vor uns im All hing ein Planet, unser Zielort. Arkania. Er wirkte seltsam farblos, nirgendwo konnte ich Stellen von grün oder blau erkennen. 

"Ben?", fragte ich vorsichtig in seine Richtung. Ich wollte ihn nicht in seiner Konzentration stören, da er gerade wieder damit beschäftigt war, die unterschiedlichsten Regler und Tasten zu bedienen. "Ist Arkania ein Eisplanet?"

"Ja. Durchgehend überzogen von einem Eispanzer, aber reich an Minen und Bodenschätzen." Ein Moment herrschte Stille, bevor Ben murrte. "Wie ich solche politischen Empfänge und Verpflichtungen hasse. Hux liebt so etwas, der kleine Arschkriecher." 

"Du bist unmöglich, Kylo!" Bewusst switchte ich auf seinen selbst gewählten Namen um. 

"Wovon sprichst du?" Fragend legte der Mann neben mir seinen Kopf schief. 

"Ich spreche davon, wie du dich Armitage gegenüber verhältst! Wieso musst du ihn immer reizen? Und provozieren? Oder beleidigen? Macht dir das Spaß?"

"Ja, das tut es", antwortete Ren ehrlich. Perplex starrte ich ihn an, im Moment zu keiner Erwiderung fähig. 

"Ich sehe unserem werten General Hux gerne dabei zu, wie er die Fassung verliert. Seine Gesichtsfarbe beißt sich dann immer so schön mit der seiner Haare." 

"Soll das ein Scherz sein? Ich meine, verarschst du mich gerade?"

Kylo Ren sah mit einem frechen Grinsen zu mir herüber. Ich saß in meinem Sessel und starrte ihn empört an, samt offen stehender Laderampe.

"Um ehrlich zu sein, kann ich Hux wirklich nicht ausstehen. Ich weiß, das beruht auf Gegenseitigkeit", kam Ren meinem Einwand schnell zuvor. "Aber, sein Vorname ist wirklich Armitage? Hm ..." Kylo machte ein nachdenkliches Gesicht.

"Was?", hakte ich in meinem bissigsten Tonfall nach, "geht dir jetzt schon wieder durch den Kopf?" 

"Ich bin zu der Erkenntnis gelangt, dass seine Eltern ihn wohl ebenfalls nicht sonderlich gut leiden konnten. Weshalb sonst sollten sie ihrem Kind einen solchen Vornamen geben?"

"Was ist jetzt an seinem Vornamen falsch?" Gleich lässt er einen Kracher der Extraklasse vom Stapel. Ich sehe es schon kommen. Dummerweise sollte ich auch noch Recht behalten. 

"Naja, je nachdem, wie man ihn ausspricht oder betont, kommt dabei das Wort Arsch heraus. Hör doch mal ... Armitarsch. ArmitARSCH." Kylo fand sich selbst scheinbar unheimlich lustig, wie sein Lachen zeigte. 

What the fuck? Beim Schwarzen Loch. "Du bist so blöd!", pfefferte ich ihm entgegen, was ihn nur noch umso mehr zum Lachen brachte. 

Wie die kleinen Kinder. Ich beschloss, ihn auf dem restlichen Weg hinunter auf den Planeten zu ignorieren. Stattdessen lenkte ich meine Überlegungen auf die mir bevorstehende Begegnung mit Lord Kisal. Still saß ich da, die Arme über der Brust verschränkt, den immer größer werdenden Planeten vor uns im Blick.


Schnee wirbelte in dichten Schwaden um uns herum auf, als Kylo das Shuttle sicher auf dem dafür vorgesehenen Landeplatz parkte. Unser Passiercode war schon beim Anflug auf den Planeten abgefragt und freigegeben worden, weswegen ich schon jetzt in einiger Entfernung ein Begrüßungskomitee erkennen konnte. In der Nähe ragte eine dunkle Festung aus dem Berghang heraus und aus dieser Richtung kam uns auch der Trupp Menschen entgegengelaufen. Sie wirkte bedrohlich und einschüchternd auf mich, denn sie kombinierte Altes geschickt mit modernem Design. Aus dem dunklen fast schon schwarzen Gestein, ragten große Fenster heraus, eingefasst in glänzende Chromelemente die ich schon von der Ersten Ordnung her kannte. 

"Du solltest dich umziehen, Victoria." Das waren die ersten Worte, die Kylo Ren zu mir sprach, nach unserem lang anhaltenden Schweigen. Verwundert warf ich ihm einen Blick aus dem Augenwinkel zu. "Befehl von Snoke", verdeutlichte Ren. "Du sollst als Botschafterin auftreten. Ich führe die Verhandlungen."

"Als Botschafterin? Und ... weswegen soll ich mich umziehen? Ich stehe doch sowieso nur neben dir und höre zu."

"Aber dabei solltest du auch gut aussehen. Das funktioniert schlecht in Uniform." Kylo deutete mit dem Daumen über die Schulter. "Außerdem solltest du dich etwas beeilen. Unser Empfangskomitee ist bald hier."

Das ist jetzt nicht wahr! Zähneknirschend erhob ich mich von meinem Platz und lief ein Stück in Richtung Ausstiegsluke. Dort lag auf einem schmalen Tresen ein dunkel eingewickeltes Paket. Fester als notwendig riss ich die Verpackung auf. Auf den feinen Stofflagen ruhte eine Karte, beschrieben in einer schwungvollen Handschrift. 

Ich benötigte einige Zeit, um dieses Gekrakel zu entziffern. "Miss Deveron, sollte in Ihnen ebenfalls der Wunsch vorhanden sein, Ihren geliebten General Hux unversehrt wiederzusehen, dann empfehle ich Ihnen, bei dieser Mission besser erfolgreich zu sein. Mir ist egal, zu welchen Mitteln Sie greifen müssen. Selbst, wenn Sie sich dazu auf den Rücken legen und die Beine spreizen müssen, sollte der Lord das zu einer Bedingung erklären. Ich erwarten von Ihnen, dass Sie mir die vollkommene, uneingeschränkte Unterstützung der Herrscherfamilie Kisal sichern. Sollte es also Lord Kisals Wunsch sein, dass Sie ihm auf diese Art zu Diensten sind, dann werden Sie das tun. Denn, sollte Ihnen nicht gelingen, die Unterschrift zu bekommen, dann werde ich den General vor Ihren Augen umbringen. Langsam und äußerst schmerzhaft. Am Schluss wird er um den Tod betteln, das garantiere ich. Snoke."

Oh fuck!!! "Verschissenes Arschloch!" Schwungvoll pfefferte ich die Karte in die nächstbeste Ecke und blinzelte die Zornestränen aus meinen Augen. Scheiße, scheiße, scheiße! 

Kylo Ren warf mir über die Schulter hinweg einen überraschten Blick zu. "Ist alles in Ordnung bei dir?"

"Sieht es für dich etwa danach aus?", raunzte ich ihn energisch an. Grober als notwendig ergriff ich den schimmernden Stoff mit meinen Händen. Die Bahnen entfalteten sich raschelnd bis auf den Boden, hervor kam ein Kleid. Das Oberteil, hauteng anliegend, war verziert mit goldenen Blütenmustern und Ranken, die sich geschickt von dem schwarzen Stoff darunter abhoben. Um die Taille herum war ein Band geschlungen, darunter fiel der Stoff, jetzt nur noch dunkel, in leicht schimmernden Bahnen bis auf den Boden. 

Was für ein elendes, skrupelloses Arschloch! Wie kann er mich vor so eine Wahl stellen? Das ist jetzt nicht wahr! Es kann einfach nicht wahr sein! Ich soll dieses aufreizende Kleid tragen, damit Lord Kisal auch ja auf mich anspringt. Oder, wenn es nach Snoke geht, besser noch auf mich drauf. 

Schlagartig erkannte ich, dass das hier meine Bestrafung war, mich gegen die Erlasse der Ersten Ordnung aufgelehnt zu haben. Snoke schien offenbar der Meinung zu sein, dass wenn ich für Hux die Beine breitmachen konnte, es ebenso für einen potenziellen Unterstützer tun konnte, um uns Vorteile zu verschaffen. Und es würde mich nicht wundern, wenn er von Lord Kisal erfahren hat, das er schon auf Starkiller-Basis ein Auge auf mich geworfen hat. 

"Beeil dich da hinten!"

"Schnauze da vorne!", giftete ich zurück. "Und ganz am Rande, wo soll ich mich umziehen?"

"Na, da wo du jetzt stehst!" 

Mein entgeisterter Blick huschte vor in Richtung Cockpit. "Das ist jetzt nicht dein Ernst! Du könntest dich jederzeit umdrehen!"

"Was ich nicht tun werde! Jetzt mach gefälligst, die Delegation ist gleich hier."

"Wehe du riskierst auch nur einen einzigen Blick, Kylo! Sonst sehe ich mich gezwungen, unsere Handlung im Aufzug noch etwas genauer zu vertiefen." Ich sprach in vollem Bewusstsein davon, wie ich ihm in die Kronjuwelen getreten hatte. Er verstand genau was ich meinte, wie der empörte Blick bewies, den er mir gerade zuwarf. "Augen geradeaus! Und Hand aus der Hose!"

Ren war gerade dabei sich wieder nach vorne zu drehen, als mein letzter Kommentar ihn dazu veranlasste in der Bewegung zu stoppen um mich erneut zu fixieren. Fragend. "Victoria, was meinst du damit? Hand aus der Hose?"

Entgeistert, samt hochgezogener Augenbraue blickte ich den großen Mann an. Schließlich winkte ich entgeistert ab, dieses Gespräch würde ich ganz sicherlich nicht mit Kylo Ren führen. "Vergiss es einfach, okay? Und jetzt, dreh dich um!"

Als ich mir sicher war das Ren meiner Aufforderung nachkam, entledigte ich mich schnell der Dienstkleidung, die mich als Mitglied der Ersten Ordnung auswies und schlüpfte in das Kleid. Wehmütig streifte ich den wunderschönen Ring vom Finger, den Armitage mir anlässlich unserer Verlobung geschenkt hatte. Schnell verstaute ich ihn in der Tasche meiner Uniformjacke. Nebenbei warf ich immer wieder einen prüfenden Blick in Richtung Kylo. Wehe dir, Freundchen, wenn ich dich beim Spannen erwische. Aber der große Junge hielt sich an sein Wort und schaute kein einziges Mal. 

"Bist du soweit? Ich muss gleich die Luke öffnen."

"Moment!" Ich verrenkte meine Arme hinter mir, um an den Reißverschluss auf dem Rücken zu kommen. Aber wie auch schon bei dem letzten Kleid, welches Armitage mir geschenkt hatte, wollte mir diese akrobatische Meisterleistung nicht gelingen. 

Verdammter Mist! "Kylo? Ich brauche Hilfe!", deutliche Entgeisterung schwang in meiner Stimme mit. "Ich bekomme den Reißverschluss nicht zu!" Zum Glück ist Armitage nicht hier! Er würde durchdrehen! Obwohl ... nein, er würde die Sache selbst in die Hand nehmen. Blöd nur, dass mein Partner nicht hier war und ich deshalb gezwungenermaßen mit Kylo Ren vorlieb nehmen musste. 

Zaghaft näherte er sich mir. Es hatte fast den Anschein, als hätte ihn meine Bitte verstört. Augenrollend wandte ich ihm den Rücken zu, damit er das Kleid schließen konnte. Meine Arme presste ich eng an den Körper, um dem Kleidungsstück nicht mal den Hauch einer Chance zu geben, abzurutschen. Ein Ratschen zeigte mir, das Ren seiner Aufgabe -entgegen meiner Befürchtungen- gewachsen war. 

"Danke." Ich wandte mich um, doch so wie ich Kylo erblickte, blieben mir die nächsten Worte im Hals stecken. Beim Schwarzen Loch! Er ist rot!  "Ähm, Kylo ... war dir das ... peinlich?"

"Nein!", erwiderte er schnell. Zu schnell. Ein wissendes Grinsen zupfte meinen Mundwinkel nach oben. 

"Schau mich gefälligst nicht so an!" Grummelnd stapfte er ins Cockpit, um mit wenigen Handgriffen die Einstiegsluke zu öffnen. 

Sofort peitschte der eiskalte Wind zu uns herein, ergriff die Stoffbahnen des Kleids und wehte sie mir um die Beine. Die klirrend kalte Luft verursachte im Handumdrehen eine Gänsehaut auf meinem gesamten Körper. Bibbernd schlang ich die Arme um mich. Dieses verfluchte Kleidungsstück ist nicht gerade dafür geschaffen, zu wärmen. Suchend sah ich mich nach einem Mantel oder etwas ähnlichem um. Zur Not würde ich auch auf die Uniformjacke zurückgreifen, die ich vorher getragen hatte. 

"Zu so einem Kleid trägt man die Haare offen." Ren war leise neben mich getreten und zupfte mir schnell das Band aus dem Zopf. Mit einer Erwiderung auf den Lippen wirbelte ich zu ihm herum, als ich aus dem Augenwinkel drei Männer bemerkte, die auf uns zugelaufen kamen. Ganz vorne lief natürlich Lord Kisal, flankiert von zwei weiteren, allem Anschein nach wichtigen Personen. Alle waren in wärmende Pelze und mehrere Lagen Stoff gekleidet. Kein Wunder bei den Temperaturen.

"Lord Ren! Miss Deveron!", begrüßte Kisal uns mit einer eleganten Verbeugung. "Es ist mir eine Ehre, Sie beide als Vertreter der Ersten Ordnung auf unserem Planeten willkommen zu heißen!" Er sprach zwar mit uns beiden, doch seine Augen ruhten eindeutig auf mir. Ich schluckte mein Unwohlsein hinunter und versuchte, mir nichts davon anmerken zu lassen.

"Miss Deveron, Sie holen sich noch den Tod in Ihrem, zugegeben zwar wundervollen, aber unpraktischen Kleid!", erklärte Lord Kisal gerade. Ehe ich mich versah, war er auch schon neben mich getreten und hatte sich seines langen, wollenen Umhangs entledigt. Galant drapierte er ihn über meinen Schultern und zog mich dabei dezent auch näher an sich heran. Mein ganzer Körper versteifte sich unwillkürlich. "Und es wäre doch jammerschade, wenn dieser bezaubernden Schönheit etwas zustößt. Wo Sie doch gerade erst hier angekommen sind." Lord Kisal ließ seinen Arm auf meinen Schultern ruhen, die andere Hand ergriff meine, um mich an seiner Seite aus dem Shuttle herauszuführen. Hilfesuchend blickte ich zu Kylo Ren hinter uns. "Wenn Sie mir bitte nach drinnen folgen wollen, Lord Ren?", fragte er über seine Schulter hinweg.

Auf dem Plateau zwischen Landeplattform und Gebäude umpeitschte uns der Wind ungebremst. Da weit und breit nichts wuchs oder stand, um ihm seine Kraft zu rauben, entwickelte er hier seine volle Stärke. Unterhaltungen waren unter diesen Umständen keinesfalls möglich. Lord Kisal hielt mich eng an seinen Körper gezogen und versuchte, mich so weit wie möglich von den Elementen abzuschirmen. Zum Glück war der Weg nicht weit, ich konnte die dunkle Festung vor uns schon trübe durch die Schneewehen hindurch erspähen. Im Stillen beschloss ich, mich von dem Lord zu distanzieren, sobald wir in den Räumlichkeiten angelangt waren. Es war ja schon fast klar, dass er die Gunst der Stunde nutzen würde. Wäre Hux doch nur hier, dann würde er sich diese Unverschämtheit gar nicht wagen. 

So wie sich die automatischen Türen hinter uns zischend verriegelten, befreiten wir uns alle aus den Umhängen. Schneereste fielen aus der Kleidung und in meinem Fall, auch aus den Haaren. Hinerließen nasse Pfützen auf dem glänzenden Marmorboden. Aus dem Augenwinkel bemerkte ich, wie Lord Kisal unentwegt zu mir herübersah. "Ich danke Ihnen." Mit diesen Worten gab ich ihm seinen Mantel zurück. 

Gedankenverloren ergriff der Mann das Kleidungsstück und reichte es achtlos an einen wartenden Diener weiter, der geräuschlos an uns herangetreten war. "Sie sehen wirklich bezaubernd aus, Miss Deveron. Es ist viel zu lange her, seit wir uns das letzte Mal gesehen haben." Andächtig ließ er seine Blicke ungeniert über meine gesamte Erscheinung wandern. 

In mir wallte unbändiger Ärger auf, über solch eine Dreistigkeit. Ich bin nicht zum Flirten hergekommen. Dummerweise konnte ich ihm genau das aber auch nicht an den Kopf werfen. Gezwungenermaßen musste ich eine gute Mine zum Bösen Spiel machen, denn etwas anderes blieb mir nach Snokes Drohung auch gar nicht übrig. "Sie sind zu freundlich, mein Lord." Ich erstickte beinahe an diesen Worten. 

Kylo Ren bemerkte meinen Gemütszustand glücklicherweise, weswegen er sich schnell in das Gespräch einklinkte. "Lord Kisal, Sie wissen sicherlich, weswegen Miss Deveron und ich hierher beordert wurden."

"Aber sicher. Sie möchten mit mir die weitere Unterstützung aushandeln, damit die Erste Ordnung auch weiterhin von unseren reichen Bodenschätzen profitieren kann. Das verstehe ich natürlich. Aber, dürfte ich Sie beide zunächst einmal darum bitten, mir in den Salon zu folgen? Ich schätze, Ihre Reise war anstrengend. Dort können wir uns in angemessenem Rahmen über das weitere Vorgehen unterhalten und die Einzelheiten unserer zukünftigen Zusammenarbeit aushandeln." Formvollendet gestikulierte Kisal mit einem Arm in besagte Richtung. 

Kylo Ren nickte und bedeutete unserem Gastgeber, vorzugehen. Dieser bot mir stattdessen zuerst seinen Arm an. Wie festgefroren stand ich starr an Ort und Stelle, unfähig mich zu rühren. Oder um genauer zu sein, nicht gewillt, dieser Forderung Folge zu leisten. Da Kylo hinter mir stand, konnte er mir unbemerkt einen kleinen aber sehr nachdrücklichen Schubs mit dem Ellenbogen verpassen. Das zahle ich dir heim! 

Mit einem erzwungenen Lächeln auf dem Gesicht hakte ich mich bei dem Lord unter. Kylo Ren platzierte sich an meiner anderen Seite, als wir schließlich losgingen. Lord Kisal erklärte uns unterwegs, wie schockiert er und seine Gefolgschaft waren, als die Nachrichten von der Zerstörung von Starkiller bei ihnen eingetroffen waren. Immer wieder streifte mich sein Blick, als er das Wort an Kylo richtete. Dabei blieben seine Augen mehr als einmal an meinem tief ausgeschnittenen Dekolletee hängen. 

Stumm verfluchte ich Snoke dafür, dass er mir so einen billigen Fummel hatte zukommen lassen, während ich stur weiterschritt und so tat, als bemerke ich diese taktlosen Blicke nicht. Aber ich konnte ebenso wenig umhin, den Lord der mich führte einer genaueren Musterung zu unterziehen, so wie er es bei mir tat. 


Für eine so einflussreiche Person war er noch sehr jung. Müsste ich schätzen, so würde ich ihn nur wenige Jahre älter als Armitage einstufen, höchstens aber Anfang 40. Die etwas längeren dunklen Haare waren vorher wohl mit ein wenig Gel in Form gebracht gewesen. Aber aufgrund des starken Windes außerhalb dieser Mauern war die ursprüngliche Frisur zerstört worden, stattdessen fielen die einzelnen Strähnen in leicht gelockten Wellen bis knapp unter sein Kinn. Dunkelbraune Augen sahen mit einem starken, fast schon unerbittlichen Blick über meinen Kopf hinweg zu Ren. Aber das wohl markanteste Merkmal in seinem Gesicht war der dunkle Bart, der über die Oberlippe und an der Kinnpartie wuchs. Der größte Teil seiner Wangen war frei von Barthaar. Als Lord Kisal meinen prüfenden Blick bemerkte, zog ein selbstsicheres Grinsen über seine Züge. 

Ups, fuck! Ertappt blickte ich schnell zur Seite und hoffte inständig, dass keine verräterische Röte über meine Wangen kroch. Auf dem Rest des Weges hatte ich die Möglichkeit, mir diesen Ort etwas genauer anzusehen. Schon allein das gesamte Erscheinungsbild verdeutlichte, wie viele Credits die Herrscherfamilie Kisal flüssig machen konnte. Scheinbar musste der Handel mit den Minen florieren. Schon allein der Boden über den wir schritten -feinster weißer Marmor, mit leichten goldenen Linien und Verästelungen durchzogen- kündete von enormem Reichtum. Jedes bodentiefe Fenster an dem wir vorbeikamen, war mit den hochwertigsten Vorhängen und Stoffen verhangen und das auch noch mehrlagig. Hauchdünne weiße Stoffe fielen in langen Bahnen bis auf den Boden herab, abgerundet wurde das Bild von farbigen schwereren Stoffen, die das ganze einrahmten. 

Die lange Galerie durch die uns Lord Kisal führte, säumten in regelmäßigen Abständen riesige Bilder. Allesamt zeigten sie streng dreinschauende Männer mit bildschönen Frauen an ihrer Seite. Je weiter wir kamen, desto mehr Ähnlichkeit konnte ich auf der männlichen Seite der Linie mit Lord Kisal herstellen. "Ist das Ihre Ahnengalerie?", fragte ich höflich. Ich hielt es für angebrachter Interesse zu heucheln, anstatt das Schweigen immer belastender werden zu lassen. 

Kisal war äußerst erfreut über meine Frage. "Richtig, Miss Deveron. Sie haben ein geübtes Auge. Das dort vorne", er deutete auf das nächste Bild, "sind meine Eltern. Mein Vater ist inzwischen verstorben, seitdem habe ich den Posten als Patron dieser Familie inne." 

Wir stoppten kurz ab, damit ich mir das Portrait genauer betrachten konnte. Die Ähnlichkeit zwischen dem Mann neben mir und seinem Vater war verblüffend. Aber eines fiel mir sofort ins Auge. Die Kleidung von Lord Kisals Vater, obwohl nicht als Uniform zu bezeichnen, zierte doch das Emblem der Ersten Ordnung. "Ihr Vater war bei der Ersten Ordnung?" Mein Kopf wandte sich zu dem Mann neben mir um. Auch bei ihm musste ich den Kopf leicht in den Nacken legen, aber ganz so groß wie Hux war er nicht.

"Das war er."

"Und Sie? Immerhin ist es doch üblich, dass der Sohn in die Fußstapfen seines Vaters tritt", bohrte ich weiter. 

Meinem Gegenüber war anzusehen, dass dies ein unangenehmes Thema für ihn sein musste, daher wunderte es mich auch nicht sonderlich, als er gekonnt abblockte. "Das ist ein Gespräch für einen Tag, an dem wir einen größeren Zeitrahmen zur Verfügung haben. Hier entlang." Kisal zog mich weiter, weg von dem Bild. 

"Sind Sie das einzige Kind Ihrer Eltern?", forschte ich weiter. 

"Ja. Meine Mutter war schon immer mit einer zarten Gesundheit besaitet gewesen. Die Schwangerschaft und meine anschließende Geburt haben ihr sehr viel abverlangt. Da die Linie mit mir als Nachfolger aber gesichert war, beschloss mein Vater auf weitere Erben zu verzichten. Er liebte seine Frau über alles. Das war auch der Grund, weshalb er entschieden hat, sie zu schonen und ihr nicht erneut die Strapazen einer Schwangerschaft zuzumuten." Ein versonnener Blick legte sich über sein Gesicht. 

"Verständlich", ich nickte nachdenklich.

Kisal drückte meine Hand fester, die auf seinem Unterarm ruhte. "Sie sind sehr verständnisvoll. Mir ist aufgefallen, dass ich noch gar nicht nach Ihren Vornamen gefragt habe."

Weswegen will er den denn wissen? 

Kylo Ren hüstelte laut vernehmbar hinter uns. Kisal ignorierte ihn, sein Fokus war allein auf mich gerichtet. 

"Victoria." 

"Ein wunderschöner Name. Passend zu so einer schönen Frau wie Sie eine sind, Victoria." 

Ähm ... Hilfe? Bei allem was heilig ist, der Kerl legt sich ja richtig ins Zeug mit seinem Süßholzgeraspel. Ich könnte fast den Eindruck gewinnen, dass er versucht mich zu umwerben. "Vielen Dank mein Lord!", gab ich artig zurück, obwohl mir schon wieder die bittere Galle hochkam. 

"Bitte, nennen Sie mich Bale. Ich bestehe darauf."

Diese Bitte überraschte mich. Bale lächelte mir noch einmal zu, bevor er uns durch eine nahe gelegene Tür führte. Dies war dann wohl der Raum, in dem wir die Verhandlungen führen würden. Vor einem prasselnden Kaminfeuer, das eine behagliche Wärme ausstrahlte, stand eine lange Tafel. Diese war zum Teil schon eingedeckt und immer noch kam ein nicht abreißender Strom von herbeieilenden Dienern angelaufen, um weitere Servierplatten auf dem stilvoll geschmückten Tisch abzuladen. Bale Kisal überwachte alles mit Argusaugen. 

"Es kommt nicht oft vor, dass ich hier so hochgestellte Gäste der Ersten Ordnung begrüßen darf", erklärend beugte er sich näher zu mir, ein gieriger, suchender Blick in mein Dekolletee folgte. Im Allgemeinen viel mir auf, dass der Lord sich kein Stück von meiner Seite wegbewegt hatte und förmlich an mir zu kleben schien. Ich hatte indessen genug davon, ständig eine Person wie Kisal um mich herumhüpfen zu haben, weswegen ich ihm unverbindlich zulächelte, seine Anmerkung nicht erwiderte und stattdessen meinen Arm sanft aber dennoch bestimmend aus seinem Griff befreite.

Widerlicher Spanner. Mir sträubten sich gerade sämtliche Härchen an meinem Körper. Langsam schlendert ich zu Kylo Ren hinüber. Dabei bemerkte ich eine große doppelflügelige Tür, die aller Wahrscheinlichkeit nach draußen auf einen Balkon führte. "Du könntest mir ruhig etwas Hilfestellung leisten", warf ich Ren neben mir flüsternd vor. 

"Ich sehe keinen Grund dazu. Ich habe vielmehr den Eindruck, dass Snoke dich auch ganz alleine hätte herschicken können. Der Lord ist ja geradezu besessen von dir." 

"Ich traue der Sache nicht!", antwortete ich. "Das alles hier, es läuft zu einfach. Dieser Empfang lässt nicht darauf schließen, dass Kisal zögert, uns wieder zu unterstützen."

Kylo Ren nickte nachdenklich. "Aber, je besser es läuft, desto schneller sind wir wieder auf der Supremacy."

"Auch wieder wahr. Aber ... Kylo? Hast du bitte ein Auge auf mich? Wie schon gesagt, habe ich ein ganz mieses Gefühl bei der Sache." Bittend sah ich den großen Mann an meiner Seite an. 

"Aber sicher, Victoria." Sanft strich Kylo Ren mit seinen Fingern über meinen Rücken. Ren trat einen Schritt vor und somit Lord Kisal in den Weg, da dieser schon wieder auf mich zugesteuert kam. Dankbar registrierte ich, wie Ren ihn in ein Gespräch verwickelte. Ich nutzte die kurze Atempause, um mich endlich bei Armitage zu melden und kehrte den beiden Männern den Rücken zu. Ich habe den armen Kerl schon viel zu lange warten lassen. Er ist bestimmt schon ganz außer sich vor lauter Sorge.

Ich sollte Recht behalten, denn sowie ich mein Datenpad aktivierte, strahlte mir schon eine ungelesene Nachricht von Hux entgegen. "Victoria, meine Geliebte. Nach meinen Berechnungen müsstest du inzwischen schon gelandet sein. Ist alles gut? Lässt Kisal dich in Ruhe, oder belästigt er dich? Du fehlst mir mein Schatz! Pass auf dich auf und komm so schnell es geht wieder zu mir zurück! Ich liebe dich, dein Hux."

Ach Huxi. "Ja Armitage, wir sind gelandet und auch schon in der Festung von Lord Kisal empfangen worden. Die Verhandlungen beginnen gleich, was mich doch sehr überrascht. Es geht ... ziemlich schnell. Ich habe nicht den Eindruck gewonnen, dass Kisal zögert uns zu unterstützen." Ich hielt kurz inne. Soll ich Armitage meine Beunruhigung mitteilen? Hm ... besser nicht, sonst lenke ich ihn womöglich noch ab. Und bei dem was Snoke ihm angedroht hat ... nein! An die Konsequenzen will ich gar nicht denken. Ich entschloss mich dazu, die Situation etwas herunterzuspielen. "Lord Kisal verhält sich genau so, wie wir es vorhergesehen haben, aber damit werde ich fertig. Mach dir keine Gedanken. Ich vermisse dich auch und freue mich schon darauf, wenn ich mich wieder in deine Arme kuscheln kann. In Liebe, deine Victoria." Versonnen lächelnd steckte ich das Gerät wieder in die Tasche meines Kleides. 

"Victoria!" Mit einem leicht singenden Tonfall forderte Lord Kisal wieder meine Aufmerksamkeit für sich ein. 

Penetranter Babbsack. Ich konnte mir ein genervtes Augenrollen nicht verkneifen, bevor ich mich wieder umdrehte um an dem Gespräch teilzunehmen. Bale Kisal eilte sofort wieder an meine Seite, um mir mit einer eleganten Verbeugung seinen Arm zu reichen. "Sie müssen bestimmt durstig sein, nach so einer langen Reise. Darf ich Sie an Ihren Platz begleiten, Victoria?"

Ich nickte bestätigend. Kylo Ren folgte uns in einigem Abstand doch zu meiner Erleichterung -und Lord Kisals Empörung- beschleunigte er seine Schritte und setzte sich schnell auf den Stuhl, den Kisal ursprünglich für mich vom Tisch weggezogen hatte. "Vielen Dank, Lord."

Ich drehte mich kurz zur Seite weg, um leise zu lachen. Perfekt! Dieser Special Move war zwar absolut ungehobelt, aber perfekt ausgeführt. Um Lord Kisal keine andere Wahl zu lassen, platzierte ich mich ebenfalls schnell neben Kylo. 

Bale schlich hinter Ren herum auf dessen andere Seite, dabei meinte ich ihn so etwas wie, "Ich muss doch sehr bitten", murren zu hören. 

Kylo Ren und ich wechselten einen amüsierten Blick, ehe ich mit meinen Lippen das Wort "Danke", formte. Den Umständen geschuldet, musste Lord Kisal nun mit dem Platz direkt neben Ren vorlieb nehmen. So wie wir saßen, winkte der Lord seine Dienerschaft heran. Vor jedem von uns wurde ein elegant geschwungenes Glas abgestellt, an dessen Rändern eine klare Flüssigkeit perlte. Etwas irritiert registrierte ich den fast nicht wahrnehmbaren Blickwechsel zwischen Lord Kisal und seiner Dienerschaft. 

"Ich möchte mit Ihnen anstoßen. Lord Ren. Victoria. Auf die zukünftige Unterstützung der Herrscherfamilie Kisal für die Erste Ordnung."

Kylo und ich erhoben unsere Gläser um ebenfalls darauf anzustoßen. Während des Essens wurden noch diverse Kleinigkeiten und unklare Punkte besprochen, dann folgte nach der Einigung -endlich- die Unterschrift. Alles in allem war diese Verhandlung sehr reibungslos und vor allem schnell verlaufen. Kylo Ren bezog mich sehr oft in die Überprüfung des Vertrags mit ein, da er einige Fragen bezüglich der Richtigkeit der geänderten Textstellen hatte, die nicht ganz zu Lord Kisals Zufriedenheit formuliert gewesen waren. Nachdem ich auch nach mehrmaliger Überprüfung und Beratung mit Ren keinen Nachteil für uns entdecken konnte, gab ich ihm das Datenpad zurück, damit Lord Kisal endgültig seine Unterschrift setzen konnte. 

Immer wieder fiel mir auf, dass Lord Kisal mir verstohlene, fast schon abschätzige Blicke zuwarf. Ich konnte mich des Eindrucks nicht erwehren, dass er auf irgendetwas zu warten schien. Aber irgendwie konnte ich es nicht genau in Worte fassen. Einfach ignorieren. Nun, wenigstens Snoke wird mit dem reibungslosen Abschluss zufrieden sein. 

Während die Gespräche auf andere Themen abschweiften, merkte ich, wie sich ein Unwohlsein langsam aber nachdrücklich in mir breitzumachen begann. Ich nahm noch einen Schluck von meinem Getränk. Dabei bemerkte ich, dass meine Hand leicht zitterte. Und ... ziemlich heiß war mir auch. Ich versuchte diese Empfindungen so lange wie möglich zu ignorieren und mich auf die weiteren Punkte zu konzentrieren, aber dieser Versuch war von vornherein zum Scheitern verurteilt. Inzwischen hatte ein merkliches Zittern meinen Körper unter Kontrolle und ich hatte ein panisches Gefühl der Enge in der Brust. Noch dazu war mir schlecht. Wirklich schlecht. Fuck, was ist denn jetzt los?

Wieder registrierte ich die verstohlenen Blicke des Lords. Er taxierte mich jetzt immer öfter, fast so, als würde er ahnen, dass irgendetwas nicht stimmte. Krampfhaft schluckte ich ein paarmal und verdrängte die ungute Vorahnung, die sich gerade in mir breitzumachen begann. Irgendwie wurde ich das ungute Gefühl nicht los, dass ich mein Essen jeden Moment Retour auf den Tisch packen würde. Unfreiwillig wohlgemerkt. Tief einatmen Ria! Und ausatmen ... Wer hat sich diesen nicht gerade hilfreichen Scheiß eigentlich einfallen lassen? 

"Victoria? Geht es dir nicht gut?" Fragend lehnte sich Kylo Ren etwas zu mir rüber. "Du bist ganz blass."

"Ich fühle mich wirklich nicht wohl. Sobald es möglich ist, sollten wir uns zurückziehen. Begleitest du mich bitte?" Nur mit Mühe brachte ich diese Worte an dem engen Knoten in meinem Hals vorbei.

"Ja. Aber jetzt können wir noch nicht gehen." Besorgte braune Augen ruhten auf mir.

"Ich weiß." Tief einatmen!

"Hältst du das noch einen Moment aus?"

"Ganz ehrlich? Ich habe keine Ahnung." 

"Victoria, Liebes, was haben Sie denn?", erklang Bales besorgte Stimme. Er lehnte sich an Kylo Ren vorbei, um mich anzusehen. Zu meinem Leidwesen hatte er den leisen Wortwechsel zwischen Kylo Ren und mir trotzdem gehört.

Aber plötzlich schlug eine Welle der Übelkeit über mir zusammen und hob meinen Mageninhalt ein gutes Stück in eine Richtung, die ich tunlichst vermeiden wollte. Mit vor den Mund geschlagener Hand sprang ich vom Tisch auf, murmelte noch fix ein, "Entschuldigen Sie mich bitte!", und rannte so schnell es mir in meinem Schwindel möglich war davon. 

Mein Ziel war die doppelflügelige Tür die auf den Balkon führte. Schwungvoll stieß ich die beiden Türflügel auf, die scheppernd gegen die Wand draußen schlugen. Es war mir egal. Der eiskalte Wind peitschte mit stechenden Nadeln in meine erhitzte Haut, aber auch das interessierte mich nicht. Schwer atmend klammerte ich mich an ein Geländer, das den gesamten Balkon umrundete. Das Gestein war eiskalt und von einer dicken Schneeschicht überzogen. Keuchend hing ich über der Brüstung und versuchte verzweifelt, mich nicht zu übergeben. Die klirrend kalte Luft umriss meinen Atem in kleinen Wölkchen. Ist mir übel! Was ist das nur? Das Zittern wurde immer stärker, griff mittlerweile auf meinen gesamten Körper über. 

Irgendwann sackten meine Beine einfach kraftlos unter mir weg. Die Kälte des Bodens durchdrang die dünnen Stoffschichten mühelos, aber ich hatte gerade einfach nicht mehr die Kraft mich zu erheben. Schwer atmend lehnte ich meine schweißnasse Stirn an das feste Gestein vor mir. 

"Miss Deveron? Victoria?"

Ergeben seufzend schloss ich die Augen. Verdammter Mist, wieso muss Kisal ausgerechnet jetzt auftauchen? Wo ist eigentlich Kylo? 

Knirschende Schritte im Schnee verrieten das Näherkommen des Lords. Als sich eine Hand auf meine Stirn legte, öffnete ich wieder meine Augen. Kisals Gesicht wirkte seltsam trüb und verschwommen. Irgendwie konnte ich meinen Blick nicht mehr richtig fokussieren. 

"Sind diese Nebenwirkungen normal?", Bale wandte sich an eine Person, die vor meinen Blicken verborgen irgendwo hinter ihm stehen musste. 

Nur langsam sickerte die Bedeutung dieser Worte in mein Bewusstsein. Was? Ich wandte mich von dem Lord ab, hatte aber keinerlei Konditionierung mehr über meine Gliedmaßen. Schwer fiel ich auf den schneeüberzogenen Boden, wo ich verzweifelt darum kämpfte, mich auf Hände und Knie aufzurichten. Die Welt um mich herum drehte sich in einem schwindelerregenden Taumel, was mir die ganze Sache noch zusätzlich erschwerte. Ein schwerer Pelzumhang, noch warm von der Körpertemperatur, legte sich auf meinen Rücken. 

"Machen Sie sofort mein Shuttle startklar", hörte ich Lord Kisal erneut sagen. "Wenn Lord Ren wieder zu Bewusstsein kommt, wird er alles andere als erfreut sein." 

Was läuft hier? Meine Hand grapschte nach dem Rand der Brüstung. In einer gewaltigen Kraftanstrengung hievte ich mich wieder in eine halbwegs aufrecht stehende Position. Mittlerweile konnte ich nur noch keuchend nach Luft schnappen. Diese war so kalt, dass sie mir in der Lunge brannte. Eine düstere Vorahnung ergriff mit aller Macht Besitz von mir. Das hier lief zu leicht! Wir ... sind in eine Falle getappt! Scheiße! Armitage hilf mir!

"Kommen Sie, Victoria." Stützende Hände legten sich um meine Schultern, was erneut ungezügelten Zorn in mir hochkochen ließ.

"Fassen Sie mich nicht an!", energisch schlug ich seine Hände weg, brachte mich mit dieser abrupten Bewegung aber leider auch selbst wieder aus dem Gleichgewicht. Bevor ich mit dem Kopf auf den Boden aufschlagen konnte, fingen starke Arme meinen Sturz ab. "Widerstand ist zwecklos, meine Süße", offenbarte Lord Kisal mir hämisch. "Das Mittel in deinem Getränk entfaltet gerade erst seine volle Wirkung."

Oh Scheiße! Nein! Nein, nein, nein! "Du ... Bastard!", hauchte ich. Sogar meine Stimme ließ mich im Stich. Flackernde Dunkelheit trübte die Ränder meiner Augen ein und breitete sich unaufhaltsam immer weiter in meinem Blickfeld aus. Verzweifelt versuchte ich dagegen anzukämpfen, doch mir war jetzt schon klar, dass ich diesen Kampf verlieren würde.

"Deine abwehrende Haltung mir gegenüber werde ich dir schon noch austreiben, meine Schöne!" Mit diesen Worten hob der Lord dieses Planeten mich hoch auf seine Arme. Ich versuchte noch, ihm eine passende Erwiderung an den Kopf zu werfen, doch bei dem Versuch sollte es bleiben. Denn gleich darauf verlor ich endgültig das Bewusstsein.

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