Kapitel 40 - Supremacy
Stille umfing uns, die Zeit schien praktisch stillzustehen um Armitage und mich in diesem Moment für immer festzuhalten. Ich blickte auf ihn herab, wie er dort vor mir kniete, die Hoffnung in den Augen und den Ring in der Hand. Es kam mir so unwirklich vor! Zudem wusste ich genau, welche Antwort er von mir hören wollte.
Bei allen Galaxien! Ich hätte niemals damit gerechnet, einen Antrag von ihm zu bekommen. Nicht hier, nicht jetzt. Und vor allem, nicht so früh! Verdammt, was sage ich denn jetzt? Ich fühle mich innerlich zerrissen. Es scheint gerade so, als ob beide Seiten in diesem Konflikt jeweils einen Arm von mir gepackt halten, um mich daran in unterschiedliche Richtungen zu ziehen. Meine Treue zum Widerstand und der Wille, die mir anvertraute Mission weiterhin zu Gunsten von Leia und ihren Getreuen abzuschließen, liefert sich einen erbitterten Kampf mit meinen Gefühlen und meiner Liebe zu Hux. Er ist für mich nicht einfach nur ein Weg, über den ich mein Ziel erreiche. Schon lange nicht mehr.
Aber ... wie kann ich auch nur darüber nachdenken, seinen aufrichtig gemeinten Antrag überhaupt anzunehmen, wenn er noch nicht einmal alles über mich weiß? Ich habe immer noch Geheimnisse vor ihm. Schwerwiegende Geheimnisse, die, sollten sie ans Licht kommen, alles zerstören können, was Armitage und ich uns wieder zusammen aufgebaut haben. Ich bin mir ziemlich sicher, dass Armitage sich von mir abwendet, wenn er zu diesem Zeitpunkt von meiner Rolle als Widerstandsspionin erfährt. Der richtige Moment ist einfach noch nicht gekommen, um ihm die ganze Wahrheit anzuvertrauen. Und dabei hat er mir alles aus seiner unglücklichen Kindheit erzählt. Hat mir alles offenbart, was ihn zu dem Mann hat werden lassen, der er heute ist.
Aber wenn ich jetzt nein sage ... dann ist er am Boden zerstört. Mehr als das. Und ... Armitage hat ja selbst bekannt, dass er sich ändern möchte. Für mich. Vielleicht gelingt es ihm mit meiner Hilfe, sich von der Ersten Ordnung zu lösen. Ein Erster und wichtiger Schritt in diese Richtung wäre schon einmal die Einsicht, dass seine vorherigen Taten grausam waren. Wie der Massenmord an den unschuldigen Menschen der Neuen Republik. Und irgendwo, wenn ich tief in mich hineinhorche und ehrlich zu mir selbst bin, dann möchte ich seine Frage mit ja beantworten. Mit einem lauten, klaren Ja! Weil ich immer noch fest davon überzeugt bin, dass in Armitage Gutes steckt.
"Victoria?" Armitages Stimme hatte einen flehentlichen Klang angenommen. Noch immer hatte er sich nicht von der Stelle gerührt. Ich ließ die Hand vor meinem Mund sinken und streichelte damit zärtlich über seine Wange. Ein Lächeln legte sich über mein Gesicht, gleichzeitig konnte ich spüren, wie sich eine einsame Träne aus meinem Augenwinkel verstohlen einen Weg suchte.
"Ja Armitage! Ich will."
"Victoria!!!" Blitzschnell hatte Hux sich aus seiner knienden Position aufgerichtet, um mir um den Hals zu fallen. Er hielt mich so fest mit seinen Armen umschlungen, dass ich fast das Gefühl bekommen konnte, er würde mich nie wieder loslassen wollen. Gleichzeitig überschüttete er mein Haar, mein Gesicht im Allgemeinen und meine Lippen im Besonderen, mit unzähligen Küssen. Armitage wurde genauso von seinen Gefühlen überrollt wie ich, weswegen wir uns letztendlich in den Armen hielten und dabei den Tränen freien Lauf ließen. Was uns natürlich nicht davon abhielt, dem jeweils anderen behutsam die glänzenden Spuren aus dem Gesicht zu streichen. Es war ein aussichtsloses Unterfangen, weil immer wieder neue Tränen nachkamen, trotzdem machten wir weiter. Blickten uns unverwandt an.
"Victoria. Du ahnst gar nicht, wie glücklich du mich mit diesem einfachen Wort machst." Seine Stimme klang rau und leicht in Mitleidenschaft gezogen, dennoch hielt es Armitage nicht davon ab, weiterzusprechen. "Victoria Hux. Mir gefällt, wie das klingt." Ich musste leise lachen.
Hux lenkte meinen Blick wieder nach unten, weil er den wunderschönen Ring aus seinem Etui holte. "Darf ich?" Dabei blickte er mir tief in die Augen. Als Zeichen der Einwilligung hielt ich ihm meine linke Hand entgegen. Armitage umfasste diese, um mir den Ring andächtig über den Finger zu streifen. Dabei spürte ich ganz genau, wie aufgeregt er eigentlich war, weil seine Finger leicht zitterten. Dennoch schaffte er es ohne weitere Zwischenfälle, den Ring an den für ihn vorgesehenen Platz zu manövrieren.
Ich betrachtete das wunderschöne - und vermutlich sauteure - Schmuckstück versonnen, bevor ich meinen Partner wieder ansah. Obwohl ... Partner trifft es zwar noch, dennoch müsste ich jetzt von Armitage als meinem Zukünftigen sprechen.
"Gibt es auch einen Ring für dich?", fragte ich mit Blick auf das leere Schmuckkästchen. Und ganz nebenbei, wie erkläre ich einen Verlobungsring an meinem Finger?
Hux hob mein Kinn an, indem er sanft seinen Finger darunterlegte. "Du darfst mir einen Ring anstecken, sobald wir heiraten. Bei der Trauungszeremonie. Doch bis dahin ist dieser hier nur für dich. Für meine wunderschöne, zukünftige Frau." Sein Daumen streichelte über meine Wange. "Bist du damit einverstanden?"
"Ja, natürlich. Aber, wie erkläre ich das wundervolle Schmuckstück an meiner Hand?"
"Gar nicht. Ich habe in unserem Quartier ein Paar Handschuhe für dich, die du während deinem Dienst tragen kannst. Niemand wird das Band zwischen uns beiden sehen." Armitage beugte sich noch einmal näher zu mir, um sich noch einen langen Kuss zu ergattern. Dann seufzte er frustriert auf. "So gerne ich noch länger mit dir hier bleiben würde um unsere Verlobung ... angemessen zu feiern, befürchte ich, dass wir jetzt wirklich gehen müssen."
Ich schlug ihm spielerisch neckend auf den Oberarm. "Huxi! Du bist einfach unersättlich wenn es um Sex geht!"
"Nur bei Ihnen, Misses Hux." Wir alberten und neckten uns noch einen Augenblick, doch dann mussten wir uns schweren Herzens von diesem romantischen, zauberhaften Ort trennen um uns unserem bevorstehenden Alltag zuzuwenden. Mit allen Unabwägbarkeiten, die da noch auf uns lauern mochten. Wären wir doch besser in unserer privaten kleinen Galaxie geblieben ...
Ich traf mit einer geringfügigen Verzögerung, aber deutlich abgehetzt vor Taras Tür ein, was meinem schnellen Spurt über die Flure geschuldet war, nachdem ich in unserem Quartier einiges an Zeit verloren hatte in dem Versuch, Hux von einem Quickie abzuhalten. Der Mann war wirklich unersättlich.
Hektisch durchatmend aktivierte ich den Sensor vor Taras Tür, um ihr mein Eintreffen mitzuteilen. Lange warten musste ich nicht, scheinbar hatte die Gute schon auf mich gewartet. "Entschuldige meine Verspätung, Tara ich ...", der Satz blieb unbeendet in der Luft hängen, als ich meine Freundin erblickte. Sie sah, um es dezent zu formulieren, scheiße aus. Richtig scheiße. "Oh Tara, Süße!"
"Magst du noch einen Moment reinkommen?", fragte sie behutsam und mit wackeliger Stimme nach.
Ich wusste zwar wie knapp wir dran waren, dennoch tat ich ihr den Gefallen und zog sie auch sofort in eine Umarmung, sowie sich die Tür hinter uns schloss. Die junge Frau lehnte sich dankbar auf der Suche nach Halt an mich. "Tara. Sag, was ist los?" Behutsam streichelte ich ihr wieder über die Haare, die sie entgegen der Vorschrift offen gelassen hatte. Die braunen Strähnen lockten sich über ihre Schultern bis auf die Mitte des Rückens.
"Ich habe Milon getroffen. Und mit ihm gesprochen."
"Hast du ihn über deinen Zustand informiert?"
"Ja habe ich." Sie musste krampfhaft Luft holen und wirkte im Allgemeinen schon wieder sehr nahe am Rande ihrer Selbstbeherrschung angekommen.
"Und?", hakte ich zögerlich nach, als sich das Schweigen in die Länge zog.
Tara presste die Lippen nur fester aufeinander, bevor sie den Kopf schüttelte. Schon kullerten wieder die ersten Tränen über ihr Gesicht.
"Nicht weinen", ich angelte nach dem Taschentuch, das ich in weiser Voraussicht eingesteckt hatte und tupfte ihr damit über die Wangen. "Was hat er denn gesagt?"
"Milon sagte ... er sagte dass ... ich das Kind wegmachen lassen soll. Auf der Stelle. Er würde sich nicht dazu bekennen und alles leugnen oder abstreiten, falls ich mich dafür entscheide es zu behalten und mein Zustand sichtbar wird. Und dann ... und dann sagte er zu mir ... dass es für ihn nur ein kurzer Spaß gewesen ist und nicht mehr. Keine ... keine dauerhafte Beziehung. Ich hätte selbst aufpassen müssen, dass so etwas nicht passiert", die Worte sprudelten immer schneller aus ihrem Mund.
Fassungslos sah ich die verzweifelte Frau vor mir an. Wenn ich den Kerl erwische, dann kann er sich auf eine ordentliche Abreibung gefasst machen. So ein Dreckskerl! So ein Verhalten ist absolut respektlos!
"Er hat mich einfach benutzt, Ria! Und als er hatte was er wollte da ...", Tara brach laut aufschluchzend ab.
"Oh Süße!" Unbändiges Mitgefühl wallte in mir auf. Ich zog Tara erneut in meine Arme und tröstete sie, so gut ich es konnte. "Wenn ich dieses galaktische Stück Dreck sehe, dann kann er sich auf was gefasst machen! Ich hetze ihm Armitage auf den Hals!"
Tara musste gegen ihren Willen lachen und wischte sich fahrig die Tränenspuren aus dem Gesicht. "Wir müssen los, oder?"
Ich nickte stumm und taxierte Tara prüfend. Es war deutlich zu sehen, dass sie geweint hatte, aber daran ließ sich jetzt nichts mehr ändern. Vermutlich würde uns unterwegs keiner darauf ansprechen. Zusammen traten wir vor ihr Quartier um den Termin bei Kimura wahrzunehmen. Ich ließ Taras Arm den ganzen Weg über nicht los.
Auf der Medizinischen Station angekommen, wartete Kimura bereits auf uns. Oder besser gesagt, auf seine Patientin. So wie wir an unserem Ziel angekommen waren, krallte Tara ihre Hand fester um meine. "Du bleibst doch bei mir? Wie versprochen?", flüsterte sie mir schnell aus dem Mundwinkel zu.
"Natürlich. Wie versprochen", bestätigte ich ihr. Dazu streichelte ich ihr aufmunternd über den Rücken.
"Miss Deveron. Miss Milla", Kimura trat näher zu uns. "Wer von ihnen beiden ist die Patientin?"
Es überraschte mich, das Bellava dem Arzt nicht mitgeteilt hatte, um wen es ging. Von daher war es auch nicht weiter verwunderlich, dass sein forschender Blick auf mir ruhte. Sei bloß still!
"Ich", kam es kleinlaut von Tara. Sie schaute betreten zu Boden, scheinbar konnte sie dem Stationsarzt nicht in die Augen sehen. Die ganze Situation war ihr unfassbar unangenehm, das strahlte sie schon mit ihrer kompletten Körperhaltung aus.
"In Ordnung." Kimura schwenkte sofort in die Professionalität um. "Wenn Sie mir bitte folgen wollen?"
Wir betraten ein separates Behandlungszimmer in dem ein Schreibtisch an einer Wand stand, die andere Raumseite war mit einem bodenlangen Vorhang abgetrennt. Scheinbar befand sich dahinter der Untersuchungsbereich. Tara drückte sich noch dichter an mich heran. Aber zuerst bedeutete Kimura uns, neben dem Schreibtisch Platz zu nehmen.
"Nun gut, Miss Milla. Zuerst habe ich einige Fragen an Sie. Und vorab, ist es in Ihrem Interesse, dass Miss Deveron hier bleibt und alles mit anhört? Ansonsten ist draußen ein Wartebereich in dem sie ..."
"NEIN!", schoss es direkt aus Tara heraus und das in solch einer Lautstärke, dass Kimura und ich dezent zusammenzuckten. "Ria muss bleiben", nuschelte Tara peinlich berührt hinterher.
Ich drückte ihre Hand ein wenig fester als ich das Zittern registrierte, welches von Tara Besitz ergriffen hatte. Und so ging es los. Kimura fragte alles penibel ab, was es über ihren Zustand zu wissen gab, angefangen damit, wann die vermutliche Zeugung war, bis hin zum Ersten Tag ihrer letzten Periode. Tara antwortete zwar auf alle Fragen, doch dabei stieg auch ihr Unwohlsein immer weiter an, was sich deutlich in ihren glühend roten Wangen zeigte. Und in dem Klammergriff, in dem sie meine Finger beinahe zerquetschte. Der verborgene Ring an meinem Finger tat noch sein übriges dazu. Doch irgendwann war auch diese Schonfrist zu Ende und jetzt stand das Wesentliche bevor; die Untersuchung.
Kimura deutete auf den abgetrennten Bereich hinter uns. "Miss Milla, Sie dürfen sich schon einmal für die Untersuchung bereit machen. Wenn Sie soweit sind, dann nehmen Sie bitte auf der Liege Platz, ich bin sofort bei Ihnen."
Tara schaute mich aus ihren großen, rehbraunen Augen hilfesuchend an, aber scheinbar wollte sie im Moment nichts mehr sagen. Oder sie traute ihrer Stimme nicht.
"Soll ich mit dir gehen?", hakte ich deshalb behutsam nach, worauf ein eifriges Nicken folgte.
Leider hatten wir beide unsere Rechnung ohne Kimura gemacht. "Gehen Sie schon einmal vor Miss Milla, ich habe noch etwas persönliches mit Miss Deveron zu besprechen. Es dauert auch nicht lange und dann ist sie sofort wieder bei Ihnen." Der Arzt vollführte wedelnde Handbewegungen in Richtung Vorhang.
Tara sah von Kimura zu mir, bevor sie seiner Aufforderung nachkam und im abgetrennten Bereich verschwand. Mit skeptisch hochgezogener Augenbraue wandte ich mich meinem Kollegen zu. Ihm musste doch eigentlich klar sein, dass wir unter diesen Umständen kein vernünftiges Gespräch würden führen können. "Was ist denn?", flüsterte ich.
"Ich wollte dir nur danken, Ria. Ich vermute, an meiner zurückgezogenen Versetzung bist du nicht ganz unschuldig."
"Womit du völlig richtig liegst. Und ich habe es sogar geschafft, deinen unangenehmen Vorgesetzten Tenroy aus dem Weg zu schaffen. Herzlichen Glückwunsch zur Beförderung, übrigens."
"Ria?", schallte es aus dem Off.
Kimura und ich begaben uns zusammen zu Tara, die ihrem Verhalten nach zu urteilen, am Liebsten eher früher als später von dem Untersuchungsstuhl herunterspringen würde. Ich eilte schnell an die Seite schräg neben ihr und ergriff ihre Hand. Dankbar blickte sie zu mir auf und stützte für einen kurzen Moment den Kopf an meiner Schulter ab. Kimura war wenigstens so umsichtig, eine Decke aus dem Schrank zu holen und über Taras Hüfte zu legen. Ihm war ihre angespannte Gemütsverfassung keinesfalls entgangen und so konnte er sie trotzdem untersuchen, aber Tara bekam gleichzeitig das Gefühl, nicht völlig nackt dazuliegen.
Es erforderte trotzdem noch einiges an Zeit und gutem Zureden, damit sie sich endlich hinlegte und die Beine in die dafür vorgesehenen Stützen legte. Ihre Hand schloss sich wieder fester um meine, während sie die Augen keine einzige Sekunde von mir abwandte.
"Ist schon gut", flüsterte ich ihr beruhigend zu. "Wir werden eine Lösung finden, Tara. Aber jetzt schauen wir uns zuerst einmal dein Baby an." Wie zur Bestätigung drehte Kimura den Monitor an Taras anderer Seite zu uns herum, damit wir einen ersten Eindruck erhaschen konnten.
"Ria was sollen wir denn machen? Ich will nicht in irgendeine Klinik auf irgendeinem verdammten Planeten wo auch immer gesteckt werden, die die Erste Ordnung errichtet hat, um dort das Kind zu bekommen. Ganz alleine. Das schaffe ich nicht, ohne eine vertraute Bezugsperson an meiner Seite. Ich will, dass wenigstens du bei mir bist." Ihre Stimme klang immer angespannter.
"Scht, Tara, denk nicht darüber nach." Ich streichelte ihr in einer mitfühlenden Geste über die Haare. "Bis dahin haben wir noch viel Zeit und können nach einer Lösung suchen. Ich rede mit Hux, versprochen. Gemeinsam fällt uns etwas ein, da bin ich mir sicher."
Tara nickte schniefend. Ich sah das drohende Unheil schon kommen, daher beugte ich mich schnell zu ihr herunter und nahm sie ganz in den Arm. Eine leichte Drehung mit dem Kopf brachte Kimura in mein Blickfeld.
Er saß stumm zwischen Taras Beinen und beobachtete uns. Dann deutete er auf den Bildschirm. "Miss Milla, wollen Sie einen Blick auf ihr Ungeborenes werfen?"
"Nein!", schniefte es aus meiner Umarmung hervor.
"Darf ich einmal schauen Tara?"
"Mhm. Aber nur, wenn du nicht weggehst."
Kimura markierte ein unförmiges Etwas auf dem Monitor. Wie er in den ganzen Schattierungen von hell, überwiegend grau und schwarz etwas erkennen konnte war mir schleierhaft. Doch je länger ich schaute, desto klarer schälte sich eine Form aus aus dem unklaren Bild.
"Diese Blase hier," er umrundete besagtes Objekt mit dem Cursor auf dem Bildschirm, "ist die Fruchtblase. Der dunkle Punkt darin ist das neue Leben. Bis jetzt ist es allerdings wenig mehr als eine befruchtete Zelle, die in der Teilung begriffen ist. Das bedeutet, dass Miss Milla noch in einem sehr frühen Stadium der Schwangerschaft ist. Nach ihren Angaben und der Größe zu urteilen, ist sie vermutlich Anfang der 4. Woche. Bei der kommenden Untersuchung in 4 Wochen wird schon deutlich mehr zu erkennen sein."
Als ich meine Aufmerksamkeit auf meine Freundin zurücklenkte entdeckte ich, dass Tara doch einen Blick riskiert hatte. "Siehst du? Das heißt, wir haben noch viel Zeit, bevor man überhaupt etwas erkennen kann. Und selbst dann könnte ich mir vorstellen, dass du dich mit einer etwas weiter geschnittenen Uniform noch vor neugierigen Blicken schützen kannst."
Tara sah mich mit einem so traurigen, aufgeschmissenen Blick an, dass ich einfach nicht anders konnte, als die Arme noch ein wenig zu trösten. Kimura war fertig mit der Untersuchung und bedeutete Tara, dass sie sich wieder aufsetzen konnte. Gleichzeitig meldete mein Datenpad eine neue Nachricht an.
Ich dirigierte Tara sanft in Richtung Umkleide, dann überprüfte ich, wer etwas von mir wollte. Es war Armitage. "Mein Schatz, wo bleibst du denn? Alles ist startklar und bereit zum Abflug. Nur du fehlst noch. Und wir sollten Snoke auf keinen Fall auf uns warten lassen."
Ein Blick auf die Zeitanzeige bestätigte, das auch ich eigentlich schon im Shuttle sitzen sollte. Mist verdammter! "Ich bin noch auf der Medizinischen. Es dauert nicht mehr lange, bin gleich bei dir."
Da Tara noch nicht fertig angezogen war, huschte ich schnell zu Kimura hinüber. "Pass auf, ich muss mit Hux auf das Flaggschiff des Obersten Anführers und bin genau genommen schon zu spät dran. Während meiner Abwesenheit hier ... könntest du ein Auge auf Tara haben? Es gefällt mir gar nicht, sie in so einem Zustand alleine zu lassen."
"Du magst sie, oder?"
"Ja, ich betrachte Tara inzwischen als meine Freundin. Sie ist in Ordnung Kimura. Es arbeiten nicht nur schlechte oder skrupellose Leute bei der Ersten Ordnung und Tara ist definitiv eine von ihnen. Also, wirst du auf sie aufpassen?"
"Sofern es in meinen Möglichkeiten liegt, ja. Den Gefallen bin ich dir schuldig Ria."
"Ich danke dir." Das leise Klacken von Stiefelabsätzen verriet Taras näherkommen. Ich drehte mich zu ihr um und lächelte sie aufmunternd an. "Musst du schon gehen Ria?"
"Leider ja Tara. Aber ich hoffe, dass unser Aufenthalt auf der Supremacy nicht so viel Zeit in Anspruch nimmt, damit ich schnell wieder zu dir zurückkommen kann."
Tara nickte und kuschelte sich zum Abschied noch einmal in meine Arme. "Und du redest mit Hux? Versprochen?"
"Ja mache ich. Ist Tara fertig, oder müssen sie noch etwas besprechen Doktor Dorey?" Ich versuchte ihm mit meinen Augen zu signalisieren, dass er Tara seine Hilfe anbieten sollte, sobald ich weg war.
Kimura nickte dezent als Zeichen, dass er mich verstanden hatte. "Ich werde Miss Milla noch über das weitere Vorgehen und diverse Verhaltensregeln informieren, dann ist sie fertig. Ihnen wünsche ich einen guten Flug, Miss Deveron."
"Danke. Wir schreiben uns, Süße. Lass den Kopf nicht hängen." Ich streichelte Tara noch einmal über den Rücken, da sie sich einfach nicht von mir losreißen konnte.
"Ist gut. Und Ria ... komm schnell wieder zurück."
"Ich versuche mein möglichstes." Es fiel mir schwer, Tara so aufgeschmissen stehen zu lassen, aber mittlerweile drängte die Zeit wirklich.
Wieder verfiel ich in einen schnellen Laufschritt in Richtung Hangar. Dabei fiel mir ein, dass ich ja gar nicht wusste in welchem genau der Abflug eigentlich starten sollte. Das hatte Armitage mir vergessen mitzuteilen. Im Rennen tippte ich eine kurze Nachricht an ihn ein. "Wohin soll ich kommen? Bin unterwegs."
Die Antwort erfolgte umgehend, als ich gerade in einem Turbolift auf die tieferen Ebenen hinabfuhr. "Du musst zum Hangar 28. Oh und bevor ich es vergesse, Kylo Ren ist auch hier."
Großartig. Ganz wunderbar. Hoffentlich dauert der Flug nicht allzu lange.
Nach einigen Minuten hastete ich auf das große, geräumige Shuttle zu, dass abflugbereit im Hangar wartete. Armitage stand am Heck an der Einstiegsrampe und beobachtete mein Näherkommen, ein leichtes Lächeln zupfte an seinen Mundwinkeln. Ich war kaum die Schräge nach oben gestiegen, da hielt er mich auch schon wieder in seinen Armen.
"Armitage. Man sieht uns zu."
"Ist mir egal", gab er zur Antwort, bevor er sich zu mir herabbeugte um mich zu küssen. Zärtlich und vor allem lang. "Das gerade sind die letzten Augenblicke, in denen ich meine Zukünftige Frau in meinen Armen halten kann. Das muss ich noch einmal auskosten, bis zur letzten Sekunde. Ehrlich, ich habe keine Ahnung, wie ich die Zeit auf der Supremacy aushalten soll, in der wir uns verhalten müssen wie vorgeschrieben."
"Wir schaffen das. Und vielleicht haben wir ja Glück und unsere Quartiere liegen nicht auf unterschiedlichen Ebenen. Um ehrlich zu sein, ich würde mich dort hoffnungslos verlaufen."
Hux schmunzelte leicht, dann schlang er seinen Arm um meine Schultern und schritt Seite an Seite mit mir in den Aufenthaltsbereich. Die Luke schloss und verriegelte sich hinter uns mit den typischen Zischlauten, dann hob das Gefährt sofort vom Hangarboden ab, um in die dunklen Weiten der Galaxie vorzustoßen. Armitages und mein Eintreten blieb nicht unbemerkt, Kylo Ren und Kapitän Peavey sahen auf.
"Ist das dein Kernteam, dass du auf die Supremacy mitnimmst? Nur drei Leute?", wollte ich leise erfahren.
"Eigentlich sind es nur Peavey und du. Lass Ren aus der Rechnung raus, er gehört nicht dazu." Armitage strahlte eine gewisse Zufriedenheit aus, als er diesen Satz in nicht gerade gedämpfter Lautstärke von sich gab. Kylo erwiderte nichts darauf, was mich dezent überraschte.
Hux und ich nahmen nah beieinander auf einem Sofa Platz, Ren saß uns gegenüber und Peavey belegte einen Sessel am Kopfende des Tisches mit Beschlag. Als Armitage bemerkte, wie genau ich einer Musterung vonseiten Kylo Ren unterzogen wurde, legte er demonstrativ einen Arm über meine Schultern, mit der anderen Hand umschlang er meine Finger. Kylos Augenbrauen wanderten langsam immer höher, ansonsten blieb sein Gesicht wie immer; skeptisch. Peavey saß als stummer Beobachter daneben. Mir war klar, dass ihm nichts entging und ich war mir ziemlich sicher, dass er sich so seine eigenen Gedanken zu dem ganzen Dominanzgehabe machte.
Als mir die drückende Stille entschieden zuviel wurde, wandte ich mich an meinen Partner. "Hux, sag, gibt es hier Kaffee? Ich könnte noch einen gebrauchen." Das Shuttle beschleunigte mit einem Ruck auf Überlichtgeschwindigkeit.
"Dort hinten steht ein Servicedroide."
"Möchtest du auch einen?", erkundigte ich mich.
"Nein. Ich hatte während unserer Wartezeit schon mehr als genug."
"Würden Sie mir eine Tasse mitbringen, Miss Deveron?", schaltete sich Peavey ein.
"Natürlich Sir." Ich befreite mich von Hux' Arm, dann schlenderte ich in aller Ruhe zu dem Droiden. In seinem Bedienfeld konnte ich mir zunächst einen Überblick über die Auswahl verschaffen. Da ich mich noch nicht entscheiden konnte, wählte ich für Peavey zuerst einen Kaffee.
"Was tun Sie da Ren?", schallte Hux' laute Stimme durch den Aufenthaltsraum. Fragend wollte ich mich gerade umdrehen und sehen was los war, als ich mit der Nase fast an Kylos Brust anstieß. Der große Mann war unhörbar hinter mich getreten.
"Mir auch einen Kaffee holen", antwortete er auf die Frage, blickte dabei allerdings mich unverwandt an und nicht seinen Gesprächspartner. Was Hux natürlich nur umso wütender machte. Aber noch bleib er auf seinem Platz sitzen und begnügte sich damit, wütende Blicke in Rens Rücken zu schleudern.
Oje. Und wir sind gerade erst losgeflogen.
"Wie geht es Ihren Verletzungen, Victoria?", wollte der Mann neben mir erfahren. "Haben Sie noch Schmerzen?"
Ich spürte Armitages Blicke auf mir liegen. Es war klar, dass er mich nicht aus den Augen ließ, solange sich Kylo Ren in meiner Nähe aufhielt. "Nein, es ist wesentlich besser geworden, danke der Nachfrage. Die Schmerzmittel haben gut geholfen." Ich wandte mein Augenmerk wieder auf den Droiden, da Peaveys Kaffee gerade fertig geworden war. Weil ich mich inzwischen für einen Cappuccino entscheiden hatte, bestätigte ich schnell meine Auswahl. "Was ist mit Ihnen? Was machen die Verletzungen in Ihrem Gesicht, Ren?" Aufmerksam bedachte ich die dunklen Bacta-Verbände, die immer noch seinen Wunden verschlossen hielten.
"Sie heilen." Kylo Ren trat einen weiteren Schritt in meine Richtung. Er war mir mittlerweile so nah, dass sein dunkler Umhang über meinen Arm streifte. "Ich hoffe, wir beide finden auf der Supremacy etwas Zeit, um unser Gespräch fortzuführen. Ich ... war noch lange nicht fertig."
Ich holte gerade Luft um zu antworten, als Armitages Stimme erneut zu uns drang. "Was glauben Sie eigentlich, was Sie da tun, Ren? Bewahren Sie gefälligst etwas Abstand zu meiner Partnerin und rücken ihr nicht so dicht auf. Ich ..."
"Oh bitte, General Hux! Was soll denn dieses kindische Verhalten? Auf der Supremacy können sie auch nicht jeden Mann fernhalten, der sich auch nur in die Nähe von Miss Deveron wagt", schaltete Kapitän Peavey sich mit ein.
Mir fiel dezent das Gesicht in Scheiben. Hat er das gerade wirklich gesagt? Ähm ... Hilfe! Das hier wird noch schlimmer, als ich zunächst angenommen habe.
"Das geht Sie überhaupt nichts an!", empörte sich Hux und schlug zur Bekräftigung mit seiner Faust auf die Sofalehne ein. "Victoria. Komm wieder zu mir!"
Ich ignorierte Armitages Befehlston so gut ich es konnte. Einfach deswegen, weil mir klar war, warum er sich gerade so verhielt. Kylo Ren provozierte ihn und das mit voller Absicht. Ich brachte Peavey seinen gewünschten Kaffee und ließ mich dann wieder neben Hux nieder. Mir blieb gerade noch Zeit meinen Cappuccino auf dem Tisch abzustellen, als er mich auch schon wieder in eine besitzergreifende Umarmung zog und seinen Rivalen uns gegenüber wütend anfunkelte.
"Lass dich nicht ärgern, mein Huxi. Du weißt, dass du der einzige Mann bist, der mir wichtig ist. Alle anderen haben nicht den Hauch einer Chance gegen dich."
Armitage nickte und näherte sich mir weiter an, wohl mit dem Ziel sich noch einen Kuss abzuholen. So wie unsere Lippen sich vereinten, erklang ein trockener Kommentar von Kylo Ren. "Genießen Sie diese letzte Vorstellung, Kapitän Peavey. Das hier werden wir eine sehr lange Zeit nicht zu Gesicht bekommen."
Armitage wollte gerade zu dem ihm verhassten Mann herumwirbeln um ihm eine ordentliche Erwiderung an den Kopf zu werfen, einzig mein Eingreifen hinderte ihn daran. Ich umfasste seine Schultern und zog Hux wieder zu mir zurück aufs Sofa. Dann beugte ich mich näher an sein Ohr. "Nicht. Gib dir nicht die Blöße und Ren nicht die Bestätigung. Er versucht bewusst, dich zu provozieren, weil er deine innere Anspannung spüren kann. Ignorier ihn einfach für die restliche Flugzeit."
Armitage nickte nachdenklich und umfasste meine Hand. Ich kuschelte mich unter seinen ausgestreckten Arm, der wieder einmal seinen Platz über meinen Schultern gefunden hatte und genoss die letzten Augenblicke an Nähe und Zärtlichkeit, die ich mit meinem Partner haben konnte. Armitage konnte trotz der Anwesenheit von Peavey und Kylo Ren nicht genug davon bekommen, mich mit kleinen Küssen zu überschütten. Dafür unterbrach er sogar immer wieder die Arbeit, der er gerade auf seinem Datenpad nachging.
Ich selbst dachte mir auch nichts mehr dabei das wir Zuschauer hatten, immerhin kannten die beiden Herren das sich ihren Augen bietende Bild ja schon. Den Cappuccino teilen Armitage und ich uns letztendlich, während wir in eine ungewisse Zukunft flogen. Denn wir hatten beide keine Ahnung, was genau uns auf der Supremacy erwarten würde.
Mit einem weiteren Ruckeln fiel das Shuttle wieder aus dem Hyperraum heraus. Die langgezogenen blauen Linien wurden ersetzt von winzigen, funkelnden Sternen in den Weiten der Galaxie. Benommen setzte ich mich etwas höher auf, da ich -schon wieder- weggenickt war. Solche Flüge sind ja sowas von ermüdend.
Ich blickte nach oben in das Gesicht von Hux, welches auf mich herablächelte. Nur langsam sickerte die Tatsache in mein Bewusstsein, dass ich während meines Schlafes mit dem Oberkörper auf Armitages Schoß gerutscht war. Zärtlich streichelte er mir ein paar verirrte Haarsträhnen aus dem Gesicht. "Hast du gut geschlafen?", flüsterte er mir zu.
"Oh Mist!", immer noch benommen setzte ich mich ganz auf. "Es tut mir leid Armitage, ich wollte unsere gemeinsame Zeit nicht verschlafen. Wieso hast du mich nicht geweckt?"
"Weil du wirklich zu niedlich beim Schlafen aussiehst, deshalb. Ich beobachte dich einfach zu gerne dabei. Nur ... hoffentlich hast du meine Hose im Schritt nicht nass gesabbert. Aber obwohl, bei dem dunklen Stoff dürfte das gar nicht auffallen."
"Du Blödmann!", ein Knuffer gegen seinen Oberarm begleitet meine Worte recht nachdrücklich, verfehlte aber dennoch die gewünschte Wirkung. Armitage begann bloß zu lachen, was uns leicht ungläubige Blicke von unseren Mitreisenden eintrug.Okay, vermutlich haben die beiden noch niemals gehört das Hux lacht.
"Komm Victoria", Armitage umfasste meine Hand und zog mich zu sich hoch. Gemeinsam gingen wir bis ans nächste Fenster um hinausschauen zu können. Was ich sah, verschlug mir geradezu den Atem. Ein abartig großes Raumschiff hin über uns im All. Es hatte entfernte Ähnlichkeiten mit einer Pfeilspitze.
Beim ... Schwarzen ... Loch! Das Ding ist ... gigantisch!
"Das ist die Supremacy. Der mobile Kommandositz von Snoke sozusagen." Hux hatte sich hinter mich gestellt, um mich an seine Brust ziehen zu können.
"Okay. Da verlaufe ich mich definitiv. Ich meine ... schau dir das Ding doch mal an!"
"Dann bleibst du besser immer ganz nah bei mir, meine Verlobte", flüsterte er ganz leise in mein Ohr. Warmer Atem streifte über meine Haut und erzeugte ein angenehmes Prickeln mein Rückgrat hinab. Zusätzlich umschlag Hux meinen Körper mit seinen Armen. "Ich will dich nicht gehen lassen." Zarte Küsse liebkosten die empfindsame Stelle unter meinem Ohr, während die Piloten des Shuttles uns immer dichter an das gigantische Schiff flogen. Vor uns konnten ich schon die Lichter des wartenden Hangars ausmachen. Armitage umschlang mich noch fester, allem Anschein nach nicht dazu bereit, sich von mir zu lösen.
Sanft landete das Shuttle in der Helligkeit der Andockbucht. Unsere Schonfrist war zu Ende, jetzt mussten wir uns unweigerlich in unsere vorgesehenen Rollen als Vorgesetzter und Untergebene fügen. "Ich will dich noch nicht loslassen", murmelte Hux an meinem Ohr.
Ich drehte mich in seiner Umarmung um, damit ich ihn anblicken konnte. Sanft umfassten meine Hände seine Wangen, um ihn noch einmal für einen letzten Kuss heranzuholen. Unsere Lippen bewegten sich in einem beinahe verzweifelten Tanz aufeinander. Kapitän Peavey und Kylo Ren warteten schon an der Einstiegsrampe auf uns, zum Glück ohne ein dummes Kommentar von sich zu geben. Wobei diese Taktlosigkeit wohl eher Kylo anzulasten gewesen wäre, als dem vernünftigen, umsichtigen Peavey.
Armitage blickte beklommen zu mir herab, bevor er sich endgültig mit einem letzten, "Ich liebe dich, Victoria", von mir löste und seinen Platz an der Spitze unserer kleinen Prozession einnahm. So traten wir in Zweierreihen in das grelle Licht des Hangars, General Hux und Kylo Ren liefen nebeneinander, gefolgt von Kapitän Peavey und mir.
Schon allein der Hangar in dem wir gelandet waren, wartete mit deutlich größeren Dimensionen auf als jene in der Finalizer. Überall standen ganze Abteilungen von Sturmtrupplern stramm, die Blaster im Anschlag. Wir schritten zügig zwischen ihnen hindurch, doch mit welchem Ziel, wusste ich nicht. Das hatte ich irgendwie versäumt zu erfragen. Ich hatte keine Ahnung, wie viele Seelen die Kriegsmaschinerie der Ersten Ordnung umfasst. Bei allen Galaxien, allein auf diesem Schiff müsste die Besatzung schon fast die Millionen sprengen.
"Sir, wie hoch ist die Zahl der Besatzung auf diesem Schiff? Es müssen Millionen sein, oder?", richtete ich meine Gedanken leise an Kapitän Peavey, der neben mir lief.
Mittlerweile hatten wir den Hangar hinter uns gelassen und passierten die Flure. Sogar diese waren deutlich breiter angelegt als auf Armitages Finalizer, wenn auch das Farbschema gleich geblieben war, schwarz und Grau.
"Wenn ich die Daten noch richtig im Kopf habe, dann beläuft sich die Zahl der Besatzung hier auf über 2.200.000. Die exakte Zahl kann ich Ihnen beim Besten Willen nicht nennen, Miss Deveron."
"Unglaublich", murmelte ich kopfschüttelnd vor mich hin.
"Ja nicht wahr? Der Oberste Anführer hielt nicht viel davon, seinen Stützpunkt auf einem Planeten einzurichten. Zu angreifbar und zu leicht zu orten. Deshalb hat er alles wichtige auf diesem Schiff installieren lassen, um eine authentische und vor allem selbstständige Versorgung zu gewährleisten. An Bord hier gibt es sogar eine Werft, in der Sternenzerstörer wie unsere Finalizer gebaut werden. Es ist praktisch ein mobiler Planet, wenn man so will." Peavey erläuterte mir alles bereitwillig.
Gebannt lauschte ich seinen Ausführungen, während wir unermüdlich weiter unserem Ziel entgegenstrebten, doch dann ergriff Peavey selbst das Wort. "Miss Deveron, ich wollte Ihnen für Ihr Einschreiten auf der Brücke danken. An dem Morgen wo wir mit dem Widerstand in Konflikthandlungen geraten sind. Nur dank Ihrer Fürsprache bei General Hux hat mein Mitarbeiter die Abmilderung seiner Strafe zu verdanken."
"Waren Sie bei dem Mann? Wie geht es ihm nach der Bestrafung?"
"Den Umständen entsprechend. Aber ich wage zu behaupten ...", Peavey legte eine kurze Kunstpause ein, "dass Sie ab sofort einen neuen Verehrer gefunden haben."
"Was?" Irritiert schaute ich den Kapitän an, was er mit einem Lächeln quittierte.
"Nun, er hat in den höchsten Tönen von Ihnen geschwärmt. Aber ... das sollten Sie General Hux besser nicht wissen lassen." Eine hochgezogene Augenbraue vollendete Peaveys Anspielung.
Mein offenes Lächeln streifte Peavey, bevor ich verstehend nickte. "Meine Lippen sind versiegelt, Sir."
Eine Weile marschierten wir schweigend weiter. Wo genau gehen wir eigentlich hin? "Was ist unser erster Anlaufpunkt, Sir?", brachte ich meine Überlegungen zu Wort.
Ich hatte die Frage zwar wieder an Peavey gerichtet, doch es war Armitage, der kurz innehielt um mir zu antworten. "Wir werden im Thronsaal von Snoke erwartet. Ren wird uns begleiten. Vorher zeige ich dir allerdings die Hauptbrücke." Hux lächelte mich an. Ich konnte ihm ansehen, dass er mich am Liebsten noch einmal in seine Arme geschlossen hätte, es aber nicht wagen konnte, da bereits etliche hier stationierte Offiziere an uns vorbeieilten. Und ein Pärchen, das sich in den Arm nahm und Zärtlichkeiten miteinander austauschte, würde unweigerlich auffallen.
Kurze Zeit später hatte ich -wie nicht anders zu erwarten- völlig die Orientierung verloren. Die Dimensionen, die hier auf diesem Schiff vorherrschten, wollten einfach nicht in meinen Kopf. Unser kleiner Trupp steuerte auf eine lange Reihe von Turboliften zu. Eine schnelle Zählung ergab, dass es 13 waren. Armitage wählte einen von ihnen aus. Wie er hier allerdings den Überblick behalten konnte, war mir absolut schleierhaft.
Auf halber Strecke stoppte unser Lift und Kylo Ren trat ohne ein weiteres Wort, oder uns eines Blickes zu würdigen heraus. So wie sich der Lift wieder in Bewegung setzte, spürte ich eine sanfte Berührung an meiner Hand. Armitage war ganz dicht neben mich getreten und hatte heimlich unsere Finger miteinander verschränkt. Nur ganz leicht drehte er den Kopf zur Seite, damit er mich aus dem Augenwinkel heraus beobachten konnte. Ein zartes, fast nicht auszumachendes Lächeln huschte über sein Gesicht. Ich erwiderte seinen Blick und verstärkte den Druck meiner Finger um seine, streichelte mit dem Daumen über seinen Handrücken.
Wieder stoppte der Lift, um weitere Passagiere einsteigen zu lassen, weswegen Hux sich etwas schräg vor mich schob und so ganz geschickt unsere Hände vor den Blicken der anderen verbarg. Die neu hinzugestiegenen Offiziere salutierten vor dem General, sowie sie seine Rangabzeichen erblickten. Heimliche Berührungen und verstohlene Küsse. Damit werden wir uns wohl in der nächsten Zeit begnügen müssen. Als die Durchsage, Hauptsteuerzentrale Kommandobrücke, aus den Lautsprechern erklang, entwirrte Armitage unsere Hände schnell, bevor wir nacheinander ausstiegen.
An unserem Zielort angekommen, musste ich wieder schlucken. Ganz unwillkürlich. Himmel! Hier arbeitet gut und gerne die dreifache Besatzung wie auf der Finalizer. Mein Blick schweifte über die unzähligen Terminals und Monitore. Es gab einen Hauptsteg wie auf der Finalizer auch, aber dieser hier wurde zusätzlich von roten Linien gesäumt, die in den Boden eingelassen waren. Die tiefer liegenden Arbeitsplätze gab es ebenfalls, welche jeweils rechts und links vom Hauptweg lagen, doch auch hier war gut die doppelte Menge an Kapazität vorhanden, die von dort aus verarbeitet werden konnte.
Vor dem Sichtfenster stand ein Mann und überwachte die Tätigkeiten der Brückencrew penibel. Als er allerdings unser Eintreffen bemerkte, eilte er Armitage mit großen Schritten entgegen. "General Hux", begrüßte er den ranghöheren General. "Ihr Eintreffen auf meiner Brücke wurde mir bereits angekündigt." Sein Blick streifte Peavey, "Kapitän." Mich ignorierte er geflissentlich, was mich nicht kümmerte.
Aber Armitage ärgerte sich nur umso mehr darüber, schon allein wegen der Tatsache, dass dieser Mann es gewagt hatte, diesen Posten als den seinen zu betiteln, obwohl Hux ihm de facto übergeordnet war und somit ihm die Befehlsgewalt oblag. "Kapitän Yago, während der Anwesenheit von mir und meinem erstklassigen Team hier, werden Ihre Dienste nur noch sporadisch benötigt. Ich konsultiere Sie in Zukunft bei Fragen, die nicht von allzu großer Tragweite sind. Ansonsten werden Sie peinlich genau darauf achten, dass Ihr Team hier die Beste Arbeit abliefert. Ich entschuldige keine Fehler und erwarte einen einwandfreien Arbeitsablauf."
Der Angesprochene, Kapitän Yago, schluckte mühsam beherrscht seinen Zorn hinunter, die Hände an den Seiten zu Fäusten geballt, bevor er sie ganz nach Vorschrift hinter dem Rücken verschränkte. Armitage hatte ihn demonstrativ und für alle hörbar von seinem führenden Posten enthoben und herabgestuft. Zumindest in dem Zeitraum, in dem wir hier arbeiten würden. Peavey und ich tauschten einen schnellen Blick miteinander.
"Jawohl, General!", presste Yago sich mühsam heraus.
"Sie haben die übermittelten Daten empfangen? Laufen die erneuten Überprüfungen der Berechnungen? Der Sprung muss exakt kalibriert sein, wir haben keinen Spielraum für Irrtümer." Armitage trat während seiner Fragen um den Kapitän herum und aktivierte an einem Terminal eine holografische Darstellung der Supremacy.
"Natürlich General. Wir haben die Daten überprüft und die Route durch den Hyperraum berechnet. Jetzt warten wir nur auf die restlichen Begleitschiffe und den Befehl vom Obersten Anführer", brummelte Yago als Antwort.
"Worum geht es da?", wandte ich mich hilfesuchend an Peavey. Ich spürte, dass hier irgendetwas im Gange war. "General Hux hat mich noch nicht über die neuesten Entwicklungen ins Bild gesetzt."
Peavey enthielt sich jeglichen Kommentars, obwohl uns beiden klar war, dass Armitage mehr als genug Zeit zur Verfügung gestanden hatte, um mich über alles aufzuklären. "Unsere Techniker haben an einer neuen Methode gearbeitet, die Route von geflohenen Schiffen mittels aktiver Hyperraum-Ortung zu berechnen und nachzuverfolgen. Jetzt ... werden wir die Ergebnisse in die Tat umsetzten und den flüchtigen Widerstand mit der Supremacy und einem Flottenverband von Sternenzerstörern verfolgen."
Entsetzt starrte ich Kapitän Peavey neben mir an. Nur einen Moment lang, dann brachte ich meine Minik schnell wieder unter Kontrolle und fixierte stattdessen die Holoprojektion vor mir. Hoffentlich hat er nichts bemerkt. Aber bei allen Galaxien! Ich muss Leia sofort warnen. Sie wiegen sich in Sicherheit, weil sie die Erste Ordnung abgeschüttelt haben. Und jetzt haben unsere Feinde es einfach so geschafft, mittels einer Technik die fast im Bereich des Unmöglichen liegt, unsere Spur zu verfolgen. Scheiße! Scheiße, scheiße, scheiße! Kacke verdammte! Ich muss sie warnen, sofort!
Verstohlen blickte ich mich um. Dummerweise hatte Armitage genau in diesem Moment beschlossen, Kapitän Yago ausreichend zurechtgewiesen zu haben und wandte sich daher wieder mir zu. "Kapitän Peavey kennen Sie bereits. Das ist meine persönliche Assistentin, Miss Deveron." Hux deutete erklärend auf mich, was die Aufmerksamkeit von Yago auf mich fokussierte.
Er nickte mir jedoch nur kurz und knapp zu, dann wandte er sich wieder ab. "Haben Sie sonst noch Anweisungen für mich, General Hux?", wollte er stattdessen erfahren.
"Nein. Sie unterstehen während meiner Abwesenheit hier dem Kommando von Kapitän Peavey. Kein Aber!", fuhr Armitage den Mann vor ihm energisch an, da dieser schon wieder zu einem Widerspruch ansetzen wollte. "Folgen Sie mir, Miss Deveron." Damit schritt Armitage an mir vorbei, ganz der General. Den Rücken gerade, die Hände dahinter verschränkt. Ich sah schnell von Peavey zu Yago, welche beide dem jüngeren Mann mit den Augen folgten, dann beeilte ich mich, der Anweisung folge zu leisten.
Schnell hatte ich Hux eingeholt und passte meine Schritte den seinen an. Gemeinsam verließen wir die Hauptbrücke, eilten durch die großen Flure zurück zu den Aufzügen. Einer von ihnen war mit einer besonderen Markierung versehen, welche mir vorher nicht aufgefallen war. "Wofür dient diese farbliche Kennzeichnung?", fragte ich Hux und deutete dabei in besagte Richtung.
"Dieser Lift führt einzig und allein hinauf in den Thronsaal von Snoke."
Thronsaal? Ist der Kerl jetzt auch noch größenwahnsinnig? Mit einem Blick der alles sagte was ich gerade dachte, sah ich Armitage an. Er kannte mich inzwischen gut genug um zu wissen, was ich mit diesem Ausdruck sagen wollte, weil gleich darauf ein fast nicht wahrzunehmendes Lächeln sein Gesicht entspannte.
"Ich liebe dich", sagte er stumm, bewegte nur die Lippen, während er gleichzeitig die Ruftaste für den Aufzug betätigte. Mein Nicken musste ihm als Bestätigung reichen, da sich gerade die Türen vor uns öffneten, damit wir eintreten konnten.
Wir waren auf dem Weg, um Snoke persönlich gegenüberzutreten. Nicht ahnend, was er von uns beiden wollte. Aber eines wusste ich mit Sicherheit, ich musste so schnell wie möglich Generalin Leia kontaktieren, um sie über die neue Bedrohung zu informieren. Nicht auszudenken was passiert, wenn die Erste Ordnung über den nichtsahnenden Widerstand hereinbricht.
In einer enormen Geschwindigkeit fuhr der Turbolift ohne anzuhalten bis ganz nach oben, in Snokes Thronsaal. An meiner Seite wirkte Armitage mit jeder Sekunde nervöser, immer wieder zupfte er die Ärmelaufschläge seiner Uniformjacke zurecht, obwohl diese eigentlich tadellos saßen. "Ich habe Angst, Victoria", gestand er mir gleich darauf, ganz dicht zu mir vorgebeugt.
"Wir schaffen das, Armitage. Gemeinsam!" Zur Verdeutlichung umfasste ich seine Hand mit meiner. Es war mir in diesem Moment egal, ob verborgene Überwachungskameras in der Kabine installiert waren, oder nicht. Wichtig war jetzt nur, für meinen Partner da zu sein. Ihm meinen Rückhalt zu versichern. Sofort spürte ich das Zittern, welches von Hux Besitz ergriffen hatte.
"Victoria, ich ..." Hux kam nicht mehr dazu den Satz zu beenden, da sich gerade in diesem Augenblick die Türen vor uns mit einem Zischen entrigelten. Ruckartig richtete Armitage sich wieder auf und nahm sofort eine akzeptable Distanz zu mir ein. Leider zu spät, denn Snoke hatte uns schon erblickt. Sein bohrender Blick aus eiskalten, blauen Augen erfasste uns beide. Scheiße!
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