Kapitel 36 - Déjà-Vu
Armitage lag noch eine ganze Zeit lang in meine Arme gekuschelt da. Ich hielt ihn genauso fest, wie er sich an mich klammerte, denn noch immer rollten ab und an stumme Tränen über seine Wangen. Tropften auf meinen Hals, um langsam daran herunterzulaufen. Ich fuhr mit einer Hand durch seine roten Haare und verwuschelte seine ordentliche Frisur. Murmelte ihm immer wieder beruhigende Worte des Trostes zu.
Mir war bewusst, das Hux unter unserer Trennung leidet, aber das es ihn so schlimm mitnimmt hatte ich nicht erwartet. Ich habe seine schlimmsten Befürchtungen wahr werden lassen, indem ich mich von ihm abgewendet und ihn immer wieder von mir weggestoßen habe. Mein armer Huxi.
Irgendwann ergriff ich seine Wangen und hob sein Gesicht auf Augenhöhe. Mit den Daumen wischte ich die letzten Tränenspuren weg. "Nicht mehr weinen! Ich bin bei dir, Armitage."
"Versprich mir, dass du mich nie wieder verlässt, Victoria! Das ertrage ich nicht noch einmal." Seine Stimme klang noch immer gepresst.
"Wenn du mir im Gegenzug auch etwas versprichst." Es war nicht wirklich fair von mir, in einem Moment der Schwäche etwas von ihm zu fordern.
"Alles!"
"Wirst du mich in Zukunft noch mehr in deine Arbeit einweihen? Mit mir über alles sprechen, damit nie wieder solche Probleme auf uns zukommen? Immerhin bin ich deine persönliche Assistentin."
"Das bist du", bekannte Hux. "Und du bist die Frau, die ich liebe. Die sich als erste in mein Herz gestohlen hat. Es gehört dir, Victoria, dir allein."
Das ist so süß! "Ach Hux. Hör auf, sonst fange ich noch an zu weinen."
Armitage kam wieder näher, um sich einen weiteren, langen Kuss abzuholen.
"Ich habe mich im Übrigen ja noch gar nicht angemessen bei dir bedankt. Ohne dich hätte ich auf Starkiller-Basis mein Leben verloren. Wenn du mich nicht gerettet hättest, dann wäre ich jetzt nicht mehr hier. Danke Armitage. Du hast dein Leben für meines in Gefahr gebracht."
"Natürlich Victoria. Weil ich dich liebe. Weil ich mir ein Leben ohne dich nicht mehr vorstellen kann."
Ich schenkte Hux ein aufrichtiges Lächeln, welches er genauso strahlend erwiderte. Es muss Gutes in ihm sein, denn eine völlig gefühlskalte Person hätte ihr eigenes Leben nicht für das eines anderen Menschen aufs Spiel gesetzt. Wir lagen noch einige Zeit kuschelnd nebeneinander, doch irgendwann löste Armitage sich mit einem bedauernden Gesichtsausdruck von mir. Fragend blickte ich zu ihm auf.
"Ich würde unsere gemeinsame Zeit gerne noch länger auskosten, aber ich bin schon viel zu lange von der Brücke verschwunden."
Mich beschlich ein mulmiges Gefühl als ich ihn dabei beobachtete, wie er sein Datenpad wieder aktivierte. Keine Ahnung woher das kam, aber es ließ sich auch nicht abschütteln. Da meine volle Aufmerksamkeit auf Armitage lag, konnte ich dabei zusehen, wie sein Gesichtsausdruck schneller wechselte als das Wetter über D'Quar. Eine deutliche Anspannung erfasste seine Züge. "Armitage?" Ich legte meine Hand auf seinen Unterarm, "was hast du? Ist etwas vorgefallen?"
Grüne Augen blickten besorgt zu mir auf, bevor er antwortete. "Victoria, ich habe gerade eine Nachricht erhalten, dass Snoke mich sprechen möchte. Sofort."
"Ist er hier?", entfuhr es mir geschockt.
"Was? Nein, natürlich nicht. Es ist eine Holovid-Übertragung. Verdammte Kacke!" Armitage verkrampfte seine Schultern, als er noch einmal die Nachricht auf seinem Display überflog. Es war ihm deutlich anzusehen, dass er dieses Gespräch am Liebsten nicht führen würde. Zumal schon von Vorneherein klar war, was Snoke genau besprechen wollte, nämlich den Verlust von Starkiller-Basis. Oder, genauer gesagt, für welches Versagen er seinen General verantwortlich machen würde.
Die Konsequenzen waren Hux und mir ja schon angedroht worden, jetzt würden Taten folgen. Hux war anzusehen, dass ihm dies gerade bewusst wurde. Zitternd zog er die Luft durch seine zusammengebissenen Zähne ein. "Scheiße!", fluchte er noch einmal.
"Ich komme mit dir." Hux' irritierter Blick traf mich als ich gerade dabei war, die Decke von meinen Beinen zurückzuschlagen. Mühsam schob ich mich in Richtung Bettkante, bevor sich zwei Hände um meine Oberarme legten und mich mit sanfter Gewalt wieder zurück in die Kissen zogen.
"Nein, Victoria. Du bist verletzt und musst dich schonen. Außerdem hat Snoke nicht nach dir verlangt, da halte ich es für das Klügste, dich vor seinen Blicken verborgen zu halten. Es reicht, wenn sein Zorn mich trifft."
"Hux, du musst das nicht alleine ..."
"Keine Widerrede!", unterbrach er meinen Einwand. "Du bleibst hier und versuchst etwas zu schlafen. Ich möchte, dass du mich möglichst schnell wieder auf die Kommandobrücke begleiten kannst und dazu musst du gesund werden." Armitage versuchte sich an einem Lächeln als er sich erhob und mich wieder zudeckte, was ihm gründlich misslang.
Er hat Angst davor, sich Snoke alleine zu stellen. Nachvollziehbar. Mir würde es an seiner Stelle genauso ergehen.
"Nach dem Gespräch muss ich zuerst noch auf der Brücke nach dem Rechten sehen. Du hast also genug Zeit, um dich auszuruhen." Ein abschließender Kuss folgte, dann verließ Armitage in nervöser Anspannung sein Quartier.
Ich sank ein wenig tiefer in die Kissen zurück und verweilte mit meinen Gedanken noch einen Moment bei Hux. Dann schoss mir plötzlich eine andere Person durch den Kopf. Kimura. Ich musste unbedingt mit ihm sprechen, vor allem aufgrund der aktuellen Situation. Aber ... Doktor Tenroy ist schon eine ganze Weile weg. Ob er schon die Anweisung von Armitage ausgeführt hat? Kann ich es überhaupt wagen, Kimura eine Nachricht zukommen zu lassen? Ich habe keine Ahnung, welche Konsequenzen er sich für Kimura ausdenkt. Ob er ihn für eine Weile seinem Dienst enthebt? Dann würde es mit Sicherheit Fragen aufwerfen, wenn ich Kimura kontaktiere. Mist verdammter! Aufstehen und hinlaufen ist aber auch nicht drin, nicht in meinem aktuellen Zustand.
Das Schmerzmittel von Tenroy wirkte zwar Wunder, denn ich spürte im Moment nicht den kleinsten Schmerz, aber trotzdem traute ich es mir nicht zu, noch einmal quer über die Finalizer zu spazieren. Noch dazu nur mit einem knappen Kittelchen bekleidet. Ich hatte auch keine Ahnung, wo meine Sachen hingekommen waren. Frustriert ließ ich mich mit verschränkten Armen noch etwas tiefer in die Kissen rutschen.
Wo ist eigentlich mein Datenpad? Suchend blickte ich mich um und wühlte auch vorsorglich unter den Decken herum. Vielleicht war es ja dort irgendwie dazwischen gerutscht. Aber Fehlanzeige. "So ein Mist! Wo kann das blöde Ding sein?"
Ein Klopfen an der Tür ließ mich einen skeptischen Blick in besagte Richtung werfen. Aber es half alles nichts, wenn ich wissen wollte, wer davor stand, dann musste ich wohl oder übel hingehen und nachschauen. Ich erhob mich vom Bett um mehr schwankend als geradeaus laufend in Richtung Tür zu eiern. Du meine Güte, was war denn in diesem Schmerzmittel drin?
Heilfroh, endlich die Tür zu erreichen und etwas zum Festhalten zu haben, öffnete ich diese. Vor mir stand Kylo Ren, wieder vollständig in seine schwarze Kluft samt Umhang gekleidet. Dunkle Bacta-Verbände verschlossen seine Wunden im Gesicht.
"Was gibt es?" Ich schwankte immer noch bedenklich, weshalb ich meine Finger vorsorglich fester um das Türblatt klammerte. Nicht, dass ich noch einen Abflug vor Kylo Ren hinlegte. Oder vor Ben? Wie sollte ich ihn jetzt eigentlich nennen?
"Ich bin gerade entlassen worden und habe gesehen, dass Ihr Datenpad vergessen auf dem Tisch neben Ihrem Bett liegt. Ich dachte, Sie wollten es vielleicht wieder haben." Demonstrativ hob Kylo das Objekt meiner Begierde in die Höhe.
"Vielen Dank, danach habe ich gerade gesucht." Mittlerweile merkte ich, wie meine Beine ihre Kraft verließ. "Möchten Sie nicht kurz reinkommen?", fragte ich Ren daher schnell. Nach unserem vertraulichen Gespräch heute Nacht wollte ich ihm auch nicht einfach mein Gerät aus der Hand schnappen und ihm die Tür vor der Nase zuschlagen. Skepsis zeichnete sich auf Kylos Gesicht ab, als er sich vorsichtig vorbeugte, um an mir vorbei in das Zimmer zu spähen. "Falls Sie nach General Hux suchen, er ist nicht hier."
"Gut." Damit trat Kylo einen Schritt näher. Ich machte ihm Platz damit er die Tür schließen konnte und huschte schnell zurück in Richtung Sofa. Nicht das er mich am Ende noch vom Boden aufsammeln musste. Eine beklemmende Stille breitete sich zwischen uns aus, weil Kylo Ren etwas unsicher mitten im Raum stehen blieb.
"Setz dich doch", ich gestikulierte in Richtung des anderen, freien Sitzplatzes.
"Neben Sie?"
Ernsthaft? "Wenn ich mich richtig erinnere, hat es dich heute Nacht auch nicht gestört, Kylo."
"Sie duzen mich, Victoria."
Hoppla! Verdammtes Schmerzmittel, was ist da drin?
"Oh, Verzeihung! Kommt nicht wieder vor", ruderte ich daher schnell wieder in sichere Gefilde zurück.
"Es stört mich nicht. Wenn ich im Gegenzug Victoria zu dir sagen darf." Mit dieser Klarstellung setzte Kylo Ren sich neben mich. Total verkrampft zwar, aber er saß.
"Das wäre wohl nur fair, oder?"
Ren nickte nachdrücklich. In seinen Händen hielt er immer noch mein Datenpad. Fragend streckte ich meine Finger danach aus. "Darf ich es wiederhaben? Deswegen bist du doch hergekommen, oder?"
Kylo Ren legte das Pad stillschweigend in meine Hände, ließ mich dabei aber keine Sekunde aus den Augen. "Ja. Aber auch, weil die Situation auf der Medizinischen gerade zu eskalieren droht."
Sofort wurde ich hellhörig. "Weswegen denn?"
"Wegen dir. Oder um genauer zu sein, wegen Doktor Doreys Verhalten dir gegenüber."
Kopfschüttelnd schloss ich die Augen. "Hux hat darauf bestanden. Er war sehr wütend darüber, dass der Arzt mir das Schmerzmittel verweigert hat. Wie schlimm ist es?"
"Soweit ich das richtig verstanden habe bevor ich gegangen bin, wird Doktor Dorey wohl für einige Zeit eine etwas ... entwürdigendere Arbeit verrichten müssen. Der Stationsarzt war sehr aufgebracht über sein unangemessenes Verhalten einer Offizierin gegenüber. Dorey wird in den kommenden Wochen den Latrinendienst verrichten."
Okay, so schlimm ist die Strafe ja zum Glück nicht. So leid es mir im Moment tat, aber ich fing an zu lachen. Das Bild welches vor meinem inneren Auge entstand, nämlich Kimura beim Toilette schrubben, war einfach zu genial.
"Findest du das komisch?"
"Ja, irgendwie schon", gab ich immer noch kichernd zurück. Kylos irritierter Blick machte es nicht besser, eher im Gegenteil. Mein Datenpad vermeldete eine neue, ungelesene Nachricht, was mich daran erinnerte, dass Generalin Parnadee ihr Kommen ja auch noch angekündigt hatte. Ich aktivierte das Gerät um auf Nummer sicher zu gehen. Volltreffer, die ist von Bellava.
"Victoria, ich bin gerade auf der Medizinischen Station angekommen, wo bist du?"
"Gib mir einen Moment", bat ich Kylo Ren, bevor ich mich daran machte, ihr eine Antwort zu schicken. "Bellava, ich bin mittlerweile in das Quartier von General Hux umgezogen. Es ist einen Quergang von der Kommandobrücke entfernt. Magst du vorbeikommen?"
"Ich bin auf dem Weg. Dort in der Nähe liegt auch mein eigenes Quartier. In knapp 20 Minuten bin ich bei dir, meine Süße!" Bei den letzten Worten von Bellava musste ich lächeln. Keine Ahnung wieso, aber das Süße hatte sich wohl irgendwie bei ihr festgesetzt.
"General Hux?", fragte Kylo Ren, der mein Lächeln falsch interpretierte.
"Nein, Generalin Parnadee. Sie möchte mich gleich besuchen kommen."
"Dann sollte ich gehen." Kylo machte Anstalten sich zu erheben. "Können wir ein andermal reden? Wenn du mehr Zeit hast?", hakte er vorsichtig nach.
"Sicher können wir." Ein kleines Lächeln zupfte Rens Mundwinkel leicht nach oben, dann verließ er Hux' Quartier.
In der Zeit die Bellavas Eintreffen vorausging, entschloss ich mich doch dazu, Kimura eine Nachricht zukommen zu lassen. Leider wartete ich vergeblich auf eine Antwort, was mich zunehmend beunruhigte. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass Kimura mich ignorieren würde nur weil er aufgebracht war und im Moment nicht gut auf mich zu sprechen. Das passte nicht zu ihm. Er wird doch hoffentlich keine schlimmere Strafe erhalten haben? Dummerweise konnte ich im Moment aber nicht mehr tun, mir waren die Hände gebunden. Ich wagte es nicht, ihn noch einmal zu kontaktieren und einfach hingehen war auch nicht drin. Und so war ich zur Untätigkeit verdammt. Wie ich so etwas hasse.
Zum Glück kam Bellava recht bald an. Immer noch schwankend hievte ich mich vom Sofa auf, um ihr zu öffnen. Stürmisch eilte sie auf mich zu, pfefferte die Tür mit einem ordentlichen Rums an ihren Platz und zog mich ohne viele Worte in eine Umarmung. Lange standen wir so da. Ich hatte schon fast das Gefühl, dass Bellava mich nie wieder loslassen wollen würde, aber dann tat sie es doch. Sie trat einen Schritt zurück und nahm dabei die angenehme Wärme ihres Körpers mit sich. Überrascht registrierte ich die Kälte, welche langsam in meine Glieder gekrochen war. Aber es war ja auch ziemlich kühl hier, zumal ich nur mit einem kurzen Hemdchen bekleidet war.
"Setz dich doch, ich komme gleich wieder." Damit huschte ich fix in Armitages Schlafzimmer hinüber, um mir wenigstens eine Decke zu holen, denn mittlerweile fror ich richtig. Sowie ich mich bequem neben Bellava auf dem Sofa eingerichtet hatte, bombardierte sie mich auch schon mit Fragen.
"Victoria, du glaubst gar nicht, wie heilfroh ich bin, dich hier lebendig vor mir zu sehen. Zuerst habe ich die Berichte über Starkiller für einen schlechten Scherz gehalten und wollte es gar nicht glauben. Wie konntest du dich retten?"
"Um ehrlich zu sein, gar nicht. Wenn Hux mich nicht rechtzeitig gefunden hätte, dann wäre mein Name ebenfalls auf der Liste der Toten aufgeführt gewesen."
Generalin Parnadee erbleichte merklich bei meinen Worten. "Bei allen Galaxien! So schlimm?"
"Schlimmer." Gedankenverloren durchlebte ich die Gräuel eines kollabierenden Planeten noch einmal vor meinem inneren Auge. "Es war grauenvoll, Bellava. Überall explodierte etwas, es lagen Leichen in den Gängen, teilweise bis zur Unkenntlichkeit zerschmettert von den herabstürzenden Felsbrocken, die Erde bebte unaufhörlich und immer wieder tauchten neue Risse und Krater aufgrund der Erschütterungen auf." Meine Hand tastete sich auf der Suche nach Halt in Richtung Bellava. Tiefe Dankbarkeit erfüllte mich, als sie meine Finger ergriff.
"Süße, das klingt schrecklich. Wie passt General Hux in das Bild? Soweit ich mich erinnere, stand es zwischen Euch beiden nicht gerade zum Besten, als ich abgereist bin." Ich blickte zu Bellava auf. Kein Vorwurf lag in ihren Augen, nur ehrliche Neugier, durchzogen von Sorge.
"Das stimmt auch. Ich bin genau vor seinen Augen in eine Felsspalte gestürzt. Der Aufprall hat mir das Bewusstsein geraubt, zumal ich vorher schon eine Verletzung an der Schulter davongetragen habe. Armitage ist unter Einsatz seines eigenen Lebens zu mir in den Riss geklettert und hat mich irgendwie nach oben bugsiert. Er wollte mich unter keinen Umständen zurücklassen. Wenn wir nur wenige Minuten länger gebraucht hätten, dann wären wir beide gestorben."
Generalin Parnadee entgleisten gerade sämtliche Gesichtszüge. Ob sie nicht mit der schonungslosen Wahrheit gerechnet hatte, oder damit das die Zustände wirklich so dramatisch gewesen waren wusste ich nicht. Letzten Endes spielte es auch keine Rolle, denn sie zog mich einfach noch einmal in eine tröstliche Umarmung. Ich stützte meinen Kopf an ihrer Schulter ab, einfach nur zufrieden damit, jemanden zum Anlehnen zu haben.
"Wie sieht es jetzt zwischen euch beiden aus?", wollte sie wissen. "Es scheint ja wieder besser zwischen euch zu funktionieren, immerhin sitzen wir gerade im Quartier des Generals und nicht in deinem."
"Armitage und ich haben uns ausgesprochen. Und immerhin hat er sein Leben riskiert um mich zu retten. Er hat auch beteuert, mich immer noch zu lieben. Nicht ohne mich leben zu können. Aber trotz allem ..."
"Ändert das nichts an seinen Taten, richtig?", beendete Bellava meinen Satz.
"Genau."
"Wie sieht es bei dir aus?" Fragend blickte ich sie wieder an. "Liebst du ihn denn auch noch? Nach allem, was er getan hat?", forschte Bellava weiter nach.
"Ja das tue ich", gab ich ehrlich zu. Ich sah keinen Grund darin, die Wahrheit vor ihr zu verbergen. Bellava nickte nachdenklich, schwieg jedoch. Nach einem Moment der Ruhe durchbrach sie noch einmal die Stille. "Victoria, ich bin sehr froh, dass er dich retten konnte."
"Ich auch, Bellava." Lächelnd blickten wir einander an. Genau in diesem Moment öffnete sich die Tür und Armitage kam herein. Seine Schritte wurden merklich langsamer, als er mich und Bellava zusammen auf seinem Sofa sitzen sah. Eine Hand nestelte nervös an dem Kragen seiner Uniform herum. Wenn ich ihn mir genauer betrachtete, dann machte er einen etwas geprügelten Eindruck auf mich.
"Generalin Parnadee. Es freut mich, dass Sie um Victorias Wohlergehen besorgt sind." Seine ganze Haltung war steif und angespannt. Was mir jedoch mehr auffiel, war die Heiserkeit in seiner Stimme, welche vorher definitiv noch nicht da gewesen war. Oh oh! Er ist wohl doch nicht so ungeschoren von Snoke davongekommen.
"Natürlich, General Hux. Ich habe Ihre Victoria ebenfalls lieb gewonnen. Und nach den jüngsten dramatischen Ereignissen musste ich mich einfach vergewissern, dass es ihr gut geht." Bellava erhob sich bei diesen Worten, blickte jedoch noch einmal freundlich zu mir herab. "Victoria, meine Aufgaben beschäftigen mich den heutigen Tag und morgen Vormittag. Vielleicht haben wir noch einmal Zeit füreinander."
"Das wäre schön", gab ich zurück. Bellava tätschelte mir zum Abschied auf die Schulter -zu meinem Glück die heil gebliebene- nickte Hux im Vorbeigehen zu und ließ uns alleine. Sofort schnickte ich die Decke von mir weg, um zu Armitage zu eilen.
"Armitage? Was ist mit dir? Was hat Snoke dir getan?" Ich blickte ihn prüfend an. Ein sanfter Ausdruck legte sich über sein Gesicht, als er meine Besorgnis um sich spürte. Seine Arme legten sich um meine Taille, damit er mich noch näher an sich heranziehen konnte.
"Es ist nicht schlimm, mach dir keine Sorgen. Im Vergleich mit deinen Verletzungen bin ich noch relativ unbeschadet vor Snokes Zorn davongekommen. Ich hatte mit schlimmeren Konsequenzen gerechnet, da Starkiller unter meinem Kommando zerstört worden ist."
"Hux. Was. Ist. Passiert?" So schnell ließ ich ihn nicht mit einer halberzigen Erklärung davonkommen.
Mit einem Schnauben kapitulierte er, bevor er die Druckknöpfe seiner Uniformjacke öffnete und so den Blick auf seinen Hals freigab. Meine Augen folgten seiner Bewegung, bevor ich vor Entsetzen scharf die Luft einzog. "Armitage! Das nennst du nichts? Dein ganzer Hals ist blau und angeschwollen. Hat Snoke dich gewürgt?"
"Ja hat er, aber so schlimm ist es nicht. Wirklich, Victoria", versicherte Hux, als er meinen skeptischen Blick bemerkte.
"Du musst das kühlen, damit wenigstens die Schwellung etwas zurückgeht."
Armitage nickte. "Leg dich wieder hin Victoria, ich habe im Bad alles nötige. Dann komme ich gleich wieder zu dir." Mit sanftem Nachdruck dirigierte Hux mich zurück in Richtung Schlafzimmer. Er selbst bog ins Bad ab, um sich wenigstens halbwegs zu verarzten.
Ich nahm mir vor, Doktor Tenroy heute Abend darauf anzusetzen, damit er sich Armitages Hals wenigstens einmal ansah. Kaum das ich saß, war Hux auch schon wieder fertig. Ein weißer Verband lugte unter dem Kragen heraus. Armitage kam zu mir ins Bett, lehnte sich allerdings an das Kopfteil hinter sich an. Auf meinen fragenden Blick hin erklärte er sein Verhalten. "Ich habe meine Arbeit von der Kommandobrücke mitgenommen. So kann ich länger bei dir sein. Komm, kuschel dich neben mich und schlaf noch ein wenig." Ein einladend ausgestreckter Arm begleitete seine Worte.
"Ich bin nicht müde. Brauchst du vielleicht Hilfe?"
Überraschung spiegelte sich in Hux' Zügen, als er mein Angebot hörte. "Ich kann dir ein paar Aufgaben zuschicken, falls das dein Ernst ist. Aber du musst das nicht tun. Du bist solange vom Dienst befreit, bis es dir wieder besser geht." Zurückhaltung schwang in seiner Stimme mit.
"Ach Hux. Wenn es mir nicht gut gehen würde, zumindest den Umständen entsprechend, dann hätte ich dir nicht dieses Angebot gemacht. Also, gib schon her." Auffordernd schwenkte ich mein Datenpad herum.
"Na schön." Das Piepsen einer neuen Nachricht begleitete Armitages Worte. Zufrieden damit, meinen Willen bekommen zu haben, lehnte ich mich ebenfalls an ein Kissen und begann zu überprüfen, was genau mir Armitage da geschickt hatte.
Seine Hand, welche sich unter mein Kinn legte und meinen Kopf zu sich wandte, unterbrach mich in meinem Tun. "Danke, Victoria." Statt einer Antwort beugte ich mich zu ihm vor, um ihn zu küssen. Hux' Hand wanderte von meinem Kinn weiter hinter meinen Nacken. In den Kuss seufzend zog er mich enger an sich, bis kein Blatt mehr zwischen uns passte. Wir konzentrierten uns beide auf das Gefühl unserer sich aufeinander bewegender Lippen, alles andere rückte vorerst in den Hintergrund.
Irgendwann löste er sich widerstrebend von mir. "Wir sollten uns um unsere Aufgaben kümmern, Victoria. Und wenn wir jetzt nicht aufhören, übernehme ich keine Garantie mehr dafür, darauf zu achten dass du dich eigentlich schonen solltest."
"Hux! Du bist unmöglich. Kannst du auch an etwas anderes denken als an Sex?" Mit einem Grinsen nahm ich meinen Worten die Schärfe.
"Ich versuche krampfhaft, mich zurückzuhalten. Aber ich habe viel zu lange auf dich verzichten müssen."
"Das wird auch eine Weile noch so bleiben müssen", erklärte ich mit hochgezogener Augenbraue.
Ein geschockter Gesichtsausdruck von Seiten Armitage begleitete meine Worte. "Warum?"
"Weil ich verletzt bin, darum." Reden wir gerade ernsthaft über so etwas?
"Ich werde Doktor Tenroy nach einem stärkeren Schmerzmittel für dich fragen. Dann sollte es doch gehen." Hux nickte nachdenklich.
Na das ist doch wohl ... "Armitage! Das wagst du nicht. Untersteh dich, sonst ziehe ich wieder aus!"
Ein Lachen brach aus Hux heraus, als er meine Worte hörte. "Und wo willst du hinziehen?", fragte er schmunzelnd.
"In mein Quartier!"
"Das gibt es nicht mehr. Das hier ist jetzt unser gemeinsames Zimmer. Ganz wie auf Starkiller-Basis."
Ich konnte nichts dafür, aber über mein Gesicht legte sich gerade der intensive Ausdruck eines starrenden Mondkalbs, welches zum Ersten Mal einen Blitz gesehen hatte. Armitage bedachte mich mit einem amüsiert, schelmischen Grinsen.
"Hux. Ich glaube nicht, dass Snoke besonders erfreut darüber sein wird, falls er davon erfährt. Ich darf weiterhin als deine Assistentin arbeiten, das hat er uns zugestanden. Aber, ich denke nicht das es ihm gefällt, wenn wir uns über seine restlichen Anordnungen weiter hinwegsetzen."
"Er wird nichts davon erfahren."
"Ach? Was macht dich da so sicher? Es gibt bestimmt eine Menge Personal hier, dem das Ganze nicht passt. Und wenn nur einer davon den Mund aufmacht ..." Ich ließ diesen Satz bewusst unbeendet in der Luft hängen.
"Der Oberste Anführer dürfte derweil mit anderen Dingen beschäftigt sein. Der Verfolgung des Widerstands zum Beispiel. Wir wissen jetzt ja, wo sie ihre Basis haben. Außerdem hat sein ach so toller, begabter Schüler Kylo Ren bei einem Kampf mit einer ungeschulten Jedi haushoch den Kürzeren gezogen, daher kam auch seine Verletzung im Gesicht."
Ich registrierte die Zufriedenheit welche Hux aufgrund der Demütigung von Ren ausstrahlte. Meine Gedanken galten jedoch dem Widerstand. Es war zu erwarten, das die Erste Ordnung ihre Feinde verfolgen wird, jetzt, wo der Standpunkt der Basis kein Geheimnis mehr ist. Ich bin mir sicher, dass Leia bereits gehandelt und alle nötigen Vorkehrungen getroffen hat. Unser Stützpunkt ist mit Sicherheit schon evakuiert worden. Dennoch müsste ich unbedingt noch einmal mit Kimura sprechen. Möglicherweise weiß er noch ein wenig mehr. Wenn ich sein Vertrauen in mich wieder soweit hergestellt habe.
Armitage wartete einen Augenblick ab, ob ich dem Gesagten noch etwas hinzuzufügen hatte. Da dem allerdings nicht so war, widmete er sich seinem Datenpad. Auch ich öffnete die Nachricht mit der mir übertragenen Arbeit. Es waren hauptsächlich Berichte und Schadensmeldungen wegen Starkiller-Basis. Ich schluckte schwer und machte mich ans Werk. Die Zeit verging wie im Flug, während wir gemeinsam arbeiteten. Immer wieder unterbrach Armitage seine Tätigkeit, um in irgendeiner Form den Kontakt zu mir zu suchen. Sei es durch ein zartes streicheln über meine Wange oder mein Haar, der Frage nach meinem Befinden, oder einem kleinen Kuss. Ob ich etwas essen oder trinken wollte. Ja, Hux war wirklich die Aufmerksamkeit in Person. Irgendwann verlangte der Türsummer nachdrücklich nach unserer Aufmerksamkeit.
"Das wird Doktor Tenroy sein", erklärte Hux, während er schon auf dem Weg war um zu öffnen.
Ich war daher ziemlich überrascht, als Armitage in Begleitung von zwei Männern wieder zurückkehrte. Neben Tenroy war auch noch Kimura erschienen. Fragend blickte ich zwischen den drei Männern hin und her. Ich registrierte noch immer die unterschwellige Wut, welche Hux ausstrahlte. Die Blicke, mit denen er Kimura am liebsten auf der Stelle tot umfallen lassen würde.
"Miss Deveron, ich würde gerne noch einmal nach Ihren Verletzungen sehen, wenn Sie erlauben", eröffnete Tenroy das Gespräch anstelle einer Begrüßung. Auch gut. "Des weiteren habe ich Doktor Dorey mitgebracht, der sich in aller Form bei Ihnen entschuldigen möchte."
Ich nickte stumm und richtete meine Aufmerksamkeit auf Kimura. Er war sichtlich angespannt und wirkte nervös. Aber ich wusste ja auch nicht, welche Konsequenzen ihm vor seinem Erscheinen hier angedroht worden waren.
"Miss Deveron, ich möchte Sie um Verzeihung bitten. Mein respektloses Verhalten Ihnen gegenüber war mehr als unangemessen." Kimura fixierte mich mit einem eindringlichen Blick. Ich wusste, dass da noch mehr dahinter steckte, dass er eigentlich noch mehr sagen wollte, doch wegen der Anwesenheit von Tenroy und Hux nicht konnte.
"War das alles?", rüffelte Armitage dazwischen.
"Hux nicht", warf ich schnell ein. Meine Bitte wurde ignoriert.
Stattdessen lief Armitage langsam auf Kimura zu, um sich ganz dicht vor ihm aufzubauen. "Ich erwarte von Ihnen eine aufrichtige Entschuldigung, keine halbherzig vorgebrachte Erklärung, welche noch nicht einmal ernst gemeint ist. Weshalb haben Sie meiner Victoria die Schmerzmittel verweigert?"
Ich sah Kimura deutlich an, dass er Armitage am Liebsten eine gepfefferte Erwiderung an den Kopf werfen würde. Die Situation spitzte sich immer weiter zu. "Das habe ich Ihnen gestern bereits erklärt, General. Die Höchstdosis war erreicht."
"Ihnen oblag die Verantwortung, für das Wohlergehen von Victoria zu sorgen. Ihr standen die schmerzstillenden Mittel zu, weil sie eine ernsthafte Verletzung davongetragen hatte. Meiner Victoria die Medikamente zu verweigern geschah allein aus Willkür heraus, ohne jegliche medizinische Indikation."
Der Blick, welchen Kimura Armitage zuwarf offenbarte mir, das jetzt endgültig eine Grenze überschritten war.
Nein. Nicht! Sei still, sei still, sei still!
"Hören Sie sich eigentlich selbst reden, General? Meine Victoria hier, meine Victoria da", in einer verächtlichen Imitation warf Kimura die Hände in die Luft. "Als ob Sie so viel von medizinischen Indikationen verstehen würden! Sie verkommen zu einem liebestollen Gockel, der sich in Dinge einmischt, welche seine Kompetenzen bei weitem übersteigen!"
Armitage entglitten gerade sämtliche Gesichtszüge.
"Dorey!", schrie Doktor Tenroy empört. Er machte ein genauso geschocktes Gesicht wie ich, nur dass ich mir noch zusätzlich eine Hand vor den Mund schlug.
Das ist jetzt nicht wahr! Kimura, das hast du jetzt nicht wirklich gesagt. Scheiße!
"WAS ERLAUBEN SIE SICH?", eskalierte Armitage. Rote Flecken bildeten sich auf seinen eigentlich blassen Wangen, bevor er wutentbrannt zur Tür stürmte, diese aufriss und nach patrouillierenden Sturmtrupplern brüllte. Schnell stürmten 4 Soldaten in ihren unverkennbaren, weißen Uniformen in den Raum. Kimura und ich tauschten einen raschen Blick, der zum Glück unbemerkt blieb.
"Nehmen Sie Doktor Dorey fest. Sperren Sie ihn in eine Zelle auf den unteren Ebenen. Ich werde mir später eine ... angemessene Strafe ausdenken", instruierte Hux seine Soldaten. Er stand noch immer vor Zorn bebend, mit geballten Fäusten im Raum. Diese taten ohne zu Zögern, was von ihnen verlangt wurde und führten Kimura ab.
Ich saß fassungslos, wie vom Donner gerührt im Bett und konnte noch gar nicht so richtig realisieren, was gerade geschehen war. Aber eines war Sicher. Kimura hatte sich mit diesem Verhalten keinen Gefallen getan.
"General, ich entschuldige mich vielmals für meinen Kollegen", durchbrach Tenroy die drückende Stille, welche mit dem Abmarsch der Truppler entstanden war. Armitage ignorierte ihn gänzlich, sein aufgebrachter Blick blieb an mir hängen.
"Wie kann er es wagen!" Armitage kam wieder zurück an meine Seite und ergriff meine Hand. Dabei bedeutete er Tenroy, sich meine Verletzungen noch einmal anzuschauen. Sowie das erledigt war und er noch eine weitere Dosis Schmerzmittel dagelassen hatte, wollte er sich schnell verabschieden.
"Doktor Tenroy?", hielt ich ihn zurück. "Würden Sie den Hals vom General bitte noch genauer in Augenschein nehmen?"
Der Arzt quittierte meine Frage mit einer hochgezogenen Augenbraue und einem fragenden Blick zu Hux.
"Es ist nichts", wiegelte Hux nachdrücklich ab. "Wie sieht der weitere Behandlungsverlauf von Victoria aus?"
Ich wollte gerade zu einem Protest ansetzten, doch Armitages erhobene Hand brachte mich sehr schnell zum Verstummen.
Tenroy räusperte sich. "Da Miss Deveron zwar schwer verletzt wurde, ihre Tätigkeiten hier jedoch nicht körperlich anstrengend sind, spricht eigentlich nichts dagegen, wenn Sie Ihre Arbeit auf der Kommandobrücke wieder aufnimmt. Natürlich sollte Sie keine unnötigen Botengänge verrichten, sondern sich eher schonen."
Armitage nickte nachdenklich. "Ich werde dafür Sorge tragen, dass Sie die Schonung einhält."
"Dann können Sie, Miss Deveron, morgen wieder am Dienst teilnehmen. Sofern Sie sich fit genug dazu fühlen. Die Schmerzmittel dürfen Sie auch vor Dienstantritt einnehmen, da sie in keiner Weise beeinträchtigende Wirkungen aufweisen. Zur Sicherheit möchte ich Sie morgen Abend aber noch einmal in Augenschein nehmen, um mir Ihr Befinden noch einmal anzusehen." Tenroy nickte uns zu. "General Hux. Miss Deveron." Damit ging er.
Sobald wir wieder alleine waren, setzte Armitage sich im Bett neben mich. Ich ergriff sofort die Initiative. "Hux, nimm es dir nicht zu Herzen, was Dorey gesagt hat. Er ... es ... gibt bestimmt einen Grund für sein Verhalten."
Über Hux' Gesicht zog gerade ein Ausdruck, als könne er nicht richtig glauben, dass ich für den Arzt Partei ergriff. Schnell redete ich weiter. "Natürlich waren seine Beleidigungen dir gegenüber absolut unentschuldbar. Immerhin bist du ein General, er hat dir mit dem nötigen Respekt gegenüberzutreten. Aber ich denke, hinter der Sache mit dem Schmerzmittel steckte ein anderer Beweggrund. Es war vielleicht etwas persönliches, dass er sie mir nicht geben wollte, wobei ich mir nicht erklären kann, weshalb. Was wirst du deswegen unternehmen?" Gespannt wartete ich auf seine Antwort.
Es gefiel mir zwar nicht, Armitage direkt ins Gesicht zu lügen, aber was hätte ich anderes sagen sollen? Ich wusste ja, dass es mit Sicherheit einen persönlichen Grund hatte, weswegen er mich Schmerzen leiden lassen wollte. Weil Kimura annahm, ich hätte den Widerstand für Hux verraten.
"Ich weiß es noch nicht, Victoria. Am Liebsten würde ich an diesem unwürdigen Stück Dreck ein Exempel statuieren. Aber, Ärzte sind leider rar gesät in unseren Reihen. Ich kann sein Potential nicht einfach verschwenden indem ich ihn eliminiere, was er eigentlich aufgrund seiner Unverschämtheit verdient hätte."
"Dann versetzte ihn. Schick ihn auf ein anderes Schiff, eines, das nicht so bedeutend ist wie deine Finalizer."
Armitage lächelte mich an. "Das ist eine Möglichkeit. Soll Pryde sich meinetwegen mit ihm herumärgern, soweit ich richtig informiert bin, fehlt auf seinem Schiff nämlich gerade ein Stationsarzt."
"Und bei seinem Versetzungsprotokoll schreiben wir dann rein: Für General Pryde. Mit den allerbesten Grüßen von General Hux. Wir müssen nur aufpassen, dass er ihn uns nicht postwendend zurückschickt."
Ein gelöstes Lachen brach aus Armitage heraus. "Victoria, was würde ich nur ohne dich machen, mein Schatz?"
Den Rest des Abends verbrachten wir damit, die wichtigsten Berichte für den morgigen Tag abzuarbeiten und fertigzustellen. Zwischenzeitlich orderte Hux uns ein leckeres Abendessen, welches wir uns nebenher schmecken ließen. Armitage war auch weiterhin sehr um mein Wohlergehen besorgt, was sich in immer wiederkehrenden Fragen nach meinem Befinden äußerte.
Seine ganze Fürsorge gipfelte darin, als er mich nach getaner Arbeit ins Bad tragen wollte, damit ich mich dort fertig machen konnte. Was ich natürlich strikt ablehnte. Erst auf meine Begründung hin, heute schon ein wenig herumgelaufen zu sein und morgen ebenfalls fit sein zu müssen, lenkte er ein. Trotzdem musste ich ihn recht nachdrücklich des Badezimmers verweisen. Manche Dinge dort wollte ich lieber alleine tun, ohne einen allzu aufmerksamen Zuschauer an meiner Seite zu haben. Dazu gehörte auch, mich noch einmal bei Kimura zu melden.
Er hatte mir vor kurzer Zeit eine Nachricht zukommen lassen. Offenbar hatte ihn seine Arrestierung nicht das Datenpad gekostet. "Ria, du kannst dir sicherlich vorstellen, WIE enttäuscht ich von dir und deinem Verhalten bin. Laut deiner eigenen Aussage, hat General Hux dir ein anderes Ziel für den Testlauf von Starkiller genannt. Und jetzt kommt ihr beide zurück, fröhlich knutschend als wäre die Galaxie in Bester Ordnung. Wie kannst du nur? Wie konnten wir uns so sehr in dir getäuscht haben?"
Schnell tippte ich eine Antwort an ihn ein, ignorierte dabei weitestgehend die Vorwürfe, welche er mir ungeschönt an den Kopf geworfen hatte. "Kimura, was bei allen Galaxien hast du dir eigentlich dabei gedacht? Lass mich raten: Nichts. Aber da du dich jetzt mit Bravour in diese Scheiße reingeritten hast, habe ich General Hux einen Vorschlag gemacht, der dich wesentlich weniger Schmerzen kostet, als er für dich vorgesehen hatte. Ich konnte ihn glücklicherweise von meiner Sichtweise überzeugen. Du wirst strafversetzt, auf ein anderes Schiff. Wenn mich nicht alles täuscht auf die Steadfast, das Flaggschiff von General Pryde. Zu deinem Glück sind Ärzte innerhalb der Ersten Ordnung Mangelware. Hux hat eingesehen, dass er dein Potenzial nicht wegen einem Exempel verschwenden möchte. Ich hoffe dir ist bewusst, dass nur mein Eingreifen schlimmere Konsequenzen von dir abgewendet hat. Außerdem ist es für den Widerstand von Vorteil, wenn er mehrere Spione auf unterschiedlichen Schiffen positionieren kann. Falls du es also immer noch nicht glaubst, meine Loyalität gilt nach wie vor unserer Sache. Daran hat sich nichts geändert. Ich habe mich bei Hux sehr dafür eingesetzt, dass du dich nicht mit irgendwelchen Disziplinarmaßnahmen konfrontiert siehst oder mit schlimmerem. Gern geschehen übrigens."
Verbitterung und auch Wut kochten in mir hoch.
Ein Klopfen an der Tür erklang, gefolgt von Armitages Stimme. "Victoria, ist alles in Ordnung bei dir?"
"Ja, alles bestens", tönte ich in seine Richtung. Ich deaktivierte mein Gerät schnell, dann öffnete ich die Tür um Armitage einzulassen. Mit einem kleinen Kuss schlüpfte ich an ihm vorbei in Richtung Schlafzimmer und machte es mir dort bequem.
Es dauerte nicht lange, dann kuschelte Hux sich zu mir in die Kissen. Ein Arm schlang sich wie selbstverständlich um meine Taille, zog mich näher an ihn heran. "Hast du dein Schmerzmittel eingenommen?" Seine angenehme Stimme vibrierte an meinem Rücken und sandte wohlige Schauer durch mich hindurch.
"Ja, habe ich. Die Dosis scheint auf einem konstanten Level zu sein, ich spüre nämlich so gut wie gar nichts mehr."
"Trotzdem möchte ich nicht, das du dich morgen überanstrengst, Victoria."
"Werde ich nicht. Außerdem würdest du es gar nicht zulassen." Ich drehte mich in seinen Armen um, blickte direkt in seine grünen Augen.
"Da hast du Recht. Ich werde auf dich aufpassen. Versprochen." Ein zärtlicher Kuss begleitete seine Worte. Zufrieden kuschelte ich mich tiefer in die Wärme und Geborgenheit seiner Arme. Ich konnte mir nicht helfen, aber ein angenehmes Gefühl breitete sich in mir aus. Und obwohl wir beide immer noch auf unterschiedlichen Seiten dieses Konfliktes standen, fühlte ich mich wieder vollständig.
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