Kapitel 35 - Aussprache
"Victoria!"
... ... Hm? Rief mich da jemand? Ich konnte mich nur sehr schwer aus meinem traumlosen Schlaf befreien. Scheinbar forderten die vergangenen Anstrengungen nun endgültig ihren Tribut von mir.
"Victoria!"
"Was?", murrte ich unwillig.
"Sind Sie wach?"
Oh, man Kylo. Sonst würde ich dir ja nicht antworten, oder?
"Jetzt schon! Vielen Dank auch", grummelte ich weiter.
Ein Rascheln war das einzige, was die kurzzeitig entstandene Stille ausfüllte, abgelöst vom Tapsen nackter Füße auf dem Boden. Dann senkte sich meine rechte Bettseite ein wenig tiefer ab, da Kylo Ren wieder an meiner Seite Platz nahm. Ungefragt wohlgemerkt.
"Neben dem Bett steht übrigens auch ein Stuhl", wies ich ihn trocken zurecht.
"Hier ist es bequemer."
War ja klar.
Der dunkle Umriss vor mir vollführte eine kleine Geste mit der Hand, dann schwebte plötzlich ein winziges Licht über seinem Kopf. Das helle Leuchten enthüllte seine Gesichtszüge, welche bis dahin im Dunkeln verborgen gewesen waren. Er sah schlecht aus, zumindest soweit ich das beurteilen konnte.
"Kylo, wie spät ist es eigentlich? Sie sehen so aus, als könnten Sie auch eine ordentliche Portion Schlaf gebrauchen."
Die dunklen Augenringe stachen mir deutlich ins Auge.
"Es ist 0230. Ich kann nicht schlafen. Können wir reden? Jetzt?" Rens Stimme hatte wieder denselben, flehentlichen Klang wie vorher angenommen.
Es ist mitten in der Nacht und er will ausgerechnet jetzt reden? Das Ganze, was auch immer es ist, muss ihn wohl ziemlich belasten. Aber, wo bleibt Armitage eigentlich? Es sieht ihm gar nicht ähnlich, hier nicht aufzutauchen.
"General Hux kommt erst heute früh wieder. Doktor Dorey hat ihn vor einigen Stunden sehr unsanft der Station verwiesen, als Sie geschlafen haben", antwortete Kylo auch prompt auf meine Gedanken hin.
"Raus aus meinem Kopf!", fuhr ich ihn im energischen Flüsterton an.
Kylo Ren besaß wenigstens den Anstand, peinlich berührt zu mir aufzublicken. Ich hob meine Hand, um mit dem Zeigefinger energisch vor seiner überdimensionierten Nase herumzufuchteln, welche aufgrund der schwebenden Beleuchtung über ihm in ein gänzlich anderes Licht gerückt wurde. Zum unvorteilhaften, wohlgemerkt.
War sein Riechorgan schon immer so riesig? Obwohl, wann hätte ich das bemerken sollen? Eigentlich geht er ja nie ohne seinen Eimer vor die Tür.
"Hören Sie mir jetzt genau zu Ren, ich sage das nämlich nur einmal! Wenn die ganze Sache mit dem Zuhören von meiner Seite aus funktionieren soll, dann halten Sie sich gefälligst aus meinen Gedanken heraus! Jetzt und auch in Zukunft. Haben Sie mich verstanden?"
"Okay, Deal", willigte er ein. "Soll ich Ihnen aufhelfen, Victoria?"
"Nein. Wenn es Sie nicht stört, Kylo, dann würde ich lieber liegen bleiben."
Er nickte verstehend.
"Also, was belastet Sie, Kylo? Worüber möchten Sie sprechen?"
Sein Blick irrlichterte nervös umher, verweilte nirgendwo besonders lange. Immer wieder huschten seine Augen über mein Gesicht, bevor er wieder die Bettdecke anstarrte. Oje ...
"Ich ... ich weiß nicht so richtig, wie ich anfangen soll. Oder wo."
"Sie sagten, dass es etwas mit den Ereignissen auf Starkiller zu tun hatte", half ich ihm auf die Sprünge.
"Ja, stimmt. Ich ... Victoria, was wissen Sie über mich?"
"Nicht viel, um ehrlich zu sein." Aber vielleicht wird sich das mit diesem Gespräch ja ändern.
"Ich ... war nicht immer der Schüler von Snoke. Vorher hatte ich einen anderen Meister. Er hieß Luke Skywalker."
Mir fiel gerade so demonstrativ das Gesicht in Scheiben, das Kylo Ren diesen Umstand eigentlich gar nicht übersehen konnte, wenn er mich denn in diesem Augenblick angesehen hätte. Was er nicht tat.
Er ist bei Luke Skywalker in Ausbildung gegangen? Aber ... Luke ist der Bruder von Generalin Leia. Er ist ein Jedi-Meister der Hellen Seite. Was ... wie passt das alles zusammen?
"Eines Tages ist etwas passiert, worauf ich mich von der hellen Seite, von meinem Meister und meinen Eltern abgewendet habe. Seitdem versuche ich, meine Vergangenheit weitestgehend zu ignorieren. Aber ... es gelingt mir nicht immer. Manchmal ... holt sie mich wieder ein. Zwingt sich mir auf."
"Was ist passiert?", hakte ich atemlos ein.
Kylo Ren sah mich jetzt direkt an, bevor er sanft meine Finger ergriff. "Ich bin meinem Vater begegnet. Auf Starkiller-Basis. Er hat angeboten mir zu helfen, mich von der Dunklen Seite loszusagen." Seine Finger schlossen sich fester um meine.
"Ren, wer ist Ihr Vater?" Ich traute mich fast nicht diese Frage zu stellen, aber es musste sein. Vielleicht konnte ich so an wichtige Informationen herankommen, welche dem Widerstand möglicherweise weiterhelfen konnten.
Kylo hob den Blick von unseren Händen, um mir in die Augen zu sehen. In seinen lag ein eindeutig gequälter Ausdruck. "Han Solo", stieß er gequält hervor.
Ich sackte entgeistert in meinen Kissen zurück. Das kann nicht sein!!! Er ist der Sohn von Han Solo? Aber ... ... aber, Han Solo ist der Ehemann von Leia Organa. Dann ist Kylo Ren also auch der Sohn von ...? Das ist unmöglich! Beim Schwarzen Loch! Bei allen Galaxien! Ich ... nein!
"Sie sehen so entsetzt aus, Victoria. Kennen Sie Han Solo?"
"Nicht persönlich", legte ich mir schnell eine Notlüge zurecht, "woher denn auch? Aber wer kennt Han Solo nicht? Selbst bei der Ersten Ordnung ist sein Name bekannt. Kylo, wieso bei allen Galaxien erzählen Sie mir das? Das weiß doch mit Sicherheit niemand?"
"Niemand außer Snoke, ja. Aber ich war noch nicht fertig. Darf ich weitersprechen? Möchten Sie mir noch zuhören? Bitte?"
Ich nickte stumm, da ich im Moment zu keiner Erwiderung fähig war.
"Wir sind einander auf Starkiller-Basis begegnet, seit langer Zeit. Und plötzlich, ... plötzlich war alles wieder da. Meine Wut, angefacht von Snoke. Der daraus resultierende Zorn auf meinen Vater."
"Weshalb waren Sie zornig auf ihn, Ren?" Meine Stimme klang selbst in meinen Ohren hohl, aber Kylo Ren schien zum Glück nichts davon zu bemerken. Er war gefangen in den belastenden Schatten seiner eigenen Gedanken.
Auf meine Frage hin atmete er schwer aus, bevor er weitersprechen konnte. "Als ich mich Snoke zugewandt habe, übernahm er meine Ausbildung. Er machte mich zu seinem Schüler, aber seine Lehrmethoden waren gänzlich anders als die von Skywalker."
Das kann ich mir lebhaft vorstellen.
"Snoke hat mich weiter ausgebildet, aber er war nie zufrieden mit mir und meinen Leistungen. Er wollte immer mehr, wollte, dass ich immer weiter gehe. Mich selbst übertreffe. Er sah das Potential meines Großvaters in mir schlummern, dieses mächtige Skywalker-Blut, welches er mit aller Macht erwecken wollte."
Stimmt, Leia Organa war eine geborene Skywalker, bevor sie als Säugling adoptiert wurde. Sie hat den Namen Organa nie abgelegt und wusste selbst lange Jahre nichts von ihrem Erbe. Kylo Ren spricht von Darth Vader, dem dunklen Lord. Leias und Lukes Vater. Meine Güte, das Blut der Skywalker-Linie ist wirklich untrennbar mit der Macht verknüpft.
Während meiner Überlegungen sprach Kylo Ren weiter. "Wenn ich Snoke enttäuscht habe, was leider oft genug vorkam, hat er mich und meine Schwäche verdammt. Es stecke zu viel von meinem Vater in mir, sagte er. Ich habe ihn dafür gehasst. Für das, was er mir angetan hat. All die Bestrafungen und Demütigungen."
"Snoke hat Sie also gegen Ihre Familie aufgehetzt. Ren, weshalb haben Sie sich nicht wieder von ihm abgewendet? Warum haben Sie der dunklen Seite nicht den Rücken gekehrt?"
"Ich konnte nicht zurück. Ich hatte keine Wahl", bekannte er kopfschüttelnd.
"Man hat immer eine Wahl", entgegnete ich. Ich war kurz davor zu sagen, dass seine Mutter ihn mit Sicherheit wieder in ihren Armen willkommen geheißen hätte. Das sie ihm mit Sicherheit verziehen hätte. Nur im allerletzten Moment konnte ich mich zügeln und mich zurückhalten. Sei keine Idiotin, Ria! Immerhin spiele ich jetzt schon ein sehr gewagtes Spiel. Ich meine, welche Offizierin der Ersten Ordnung würde jemandem den Vorschlag machen, sich von der Dunklen Seite abzuwenden? Mit Sicherheit keine.
"Wie ging es weiter?", nahm ich stattdessen den Gesprächsfaden wieder auf.
Kylo musste sich merklich sammeln, ehe er seinen Monolog starten konnte. "Es war während des Angriffs des Widerstands auf die Basis. Ich war auf der Suche nach der flüchtigen Jedi, die wir kurz zuvor gefangen nehmen konnten. Auf einmal rief eine Stimme, die ich schon seit Jahren nicht mehr gehört hatte, meinen Namen. Meinen richtigen Namen. Ich ... ich wollte es zuerst gar nicht glauben. Normalerweise spüre ich es durch die Macht, wenn sich mir jemand nähert. Diesmal, war es nicht so und als ich mich umdrehte, stand Han Solo hinter mir. Kein Vorwurf lag in seinen Augen. Keine Schuldzuweisung oder Verurteilung für mich, sondern nur ... Zuneigung. Mir gingen Snokes Worte durch den Kopf, wieder und wieder. Ich konnte seine Stimme einfach nicht zum Verstummen bringen. Er sagte, ich solle meine Vergangenheit hinter mir lassen. Sie umbringen falls nötig."
Gebannt hielt ich die Luft an. Atemlos lauschte ich Rens nächsten Worten.
"Ich ... ich war hin und hergerissen. Zwischen der hellen und der dunklen Seite. Zwischen meinem Vater und Snoke. Sie müssen wissen, Victoria, ich spüre immer noch den Sog zur Hellen Seite. Selbst jetzt noch, nach all den Jahren. Und ich, ... ich hatte einfach nicht die Kraft zu tun, was getan werden musste. Aber Han Solo ergriff meine Hand ... ... und er ... er ... sagte zu mir, er würde mir helfen. Gemeinsam."
Kylo brach ab, ließ verzweifelt den Kopf hängen. Seine Schultern bebten, doch ob es Anspannung war, oder Tränen, welche er krampfhaft zurückzuhalten versuchte, wusste ich nicht. Ich streichelte über seinen Handrücken, zeigte ihm so meine Anwesenheit. Überrascht wegen meiner Geste hob er seinen Kopf, sah mich direkt an.
"Was ist dann passiert?", fragte ich sanft nach.
"Ich habe eine Entscheidung getroffen", bekannte Kylo Ren mit bebender Stimme. "Aber ich habe Angst, das es die falsche war. Denn anstatt mich zu stärken und meine innere Zerrissenheit zu beenden, hat meine Tat alles nur verschlimmert."
"Was haben Sie getan?" Meine Finger drückten die seinen fester. Ich wollte mit aller Macht verhindern, das der Mann mir gegenüber einen Rückzieher machte. Es fiel ihm unglaublich schwer, über das alles zu sprechen. Aber noch schwerer war es für ihn, alles für sich behalten zu müssen, weswegen er sich letztendlich mich als Zuhörerin herausgepickt hatte.
"Ich habe Han Solo mein Lichtschwert durch die Brust gestoßen. Ich habe ihn getötet, mit meinen eigenen Händen."
FUCK! Scheiße, ... das ist nicht sein Ernst! Nein! Han Solo kann nicht tot sein.
Kylos trauriger Blick traf mich, als er seine Augen hob. Ich versuchte verzweifelt, mir nichts anmerken zu lassen. Der Schock über das soeben gehörte durfte sich einfach nicht in meinem Gesicht widerspiegeln. Das würde zu Fragen führen, welche ich nicht so leicht beantworten konnte. Kylo Ren sah mich unentwegt an, wartete auf eine Reaktion, eine Antwort meinerseits.
"Ich fühle mich so zerrissen", jammerte er plötzlich, bevor er das Gesicht mit beiden Händen verdeckte. Seine Stimme schwankte gefährlich am Rande der Beherrschung. Doch wie extrem ihn diese Situation belastete erkannte ich wirklich erst in dem Moment, in dem Kylo Ren sich gegen mich sinken ließ, das Gesicht noch immer hinter den Händen verborgen. In diesem Augenblick konnte ich nichts anderes tun, als meinen unverletzten Arm um ihn zu legen und zu trösten.
Hoffentlich kommt Kimura jetzt nicht für eine Kontrollrunde herein. Er würde die Hände über dem Kopf zusammenschlagen.
Währenddessen heulte Kylo sich in aller Ruhe an meiner Schulter aus. Ich klopfte ihm tröstend auf den Rücken und signalisierte ihm somit meine Anwesenheit, aber richtig beruhigen konnte ich ihn nicht. Zumindest nicht mit Worten, dafür kannte ich ihn einfach zu schlecht. Bei Armitage hätte die Lage schon wieder anders ausgesehen, aber über ihn wusste ich ja auch bedeutend mehr.
Wieso weisen alle Kerle in der Führungsriege der Ersten Ordnung fast exakt die gleichen Macken auf? Bringen ihre Väter um, sind unverbesserliche Kindsköpfe und brauchen eine vertraute Bezugsperson zum Reden? Beim Schwarzen Loch! ... ... ... Han Solo ist tot. Ich kann es noch gar nicht glauben. Wie muss es Leia gerade ergehen? Wir sind mitten in einem Krieg und jetzt folgt so ein herber Schlag. Ich bin mir sicher, sie weiß es. Durch die Macht. Arme Frau.
Kylo Ren gab in diesem Moment einen besonders leidgeplagten Ton von sich.
"Scht, ist ja gut", murmelte ich neben ihm.
Komm jetzt bloß nicht rein! Mein Blick galt der Tür am anderen Ende der Station.
Ren nahm seine Hände vom Gesicht, damit er sich an meiner Kleidung festhalten konnte. Seinen Kopf legte er dabei aber dummerweise genau auf meiner verletzten Schulter ab. Zischend sog ich die Luft scharf zwischen den Zähnen ein, als sich eine unbarmherzige Schmerzwelle in meiner Schulter ausbreitete und verkrampfte mich merklich. Kylo Ren zuckte erschrocken von mir zurück.
"Entschuldigung! Das wollte ich nicht!" Mit roten Augen, in denen noch Tränen schimmerten, blickte er mich an.
"Schon okay."
"Danke, das Sie mir zugehört haben, Victoria." Kylo Ren wirkte sehr verloren, wie er mit verheulten Augen an meiner Bettkante saß.
"Viel mehr konnte ich ja nicht tun."
"Das ist mehr, als andere in diesem Moment für mich tun würden", merkte er an.
"Das bringt Ihre hohe Position unweigerlich mit sich."
Kylo nickte zustimmend. "Mir ist jetzt klar, was General Hux in Ihnen sieht, Victoria. Weshalb er so sehr an Ihnen festhält."
"Wie kommen Sie jetzt darauf?"
"Weil ich genau dasselbe in Ihnen gesehen habe, deshalb."
Mir verschlug es gerade die Sprache. Was will Kylo Ren denn bitteschön damit andeuten? Er kann UNMÖGLICH meinen das .... oh Scheiße! Nein. Nein, nein, nein!
"Sie sind ... einfach anders als andere hier. Menschlicher. Mitfühlender. Sie nehmen Anteil. Im Gegensatz zu den meisten, die nur auf ihren persönlichen Vorteil bedacht sind." Kylo Ren erhob sich, blieb aber noch einen Moment neben meinem Bett stehen und sah zu mir herab. Noch einmal ergriff er meine Hand, welche ich ihm in meiner Verwirrung nicht entzog.
"Gute Nacht, Victoria. Und ... ich wollte mich entschuldigen. Für unseren Zusammenstoß im Aufzug. Es war nicht richtig von mir, meine Wut auf Hux an Ihnen auszulassen."
Ich nickte stumm, weshalb Kylo sich schließlich abwandte, um zu seinem Bett zurückzugehen. "Kylo?", hielt meine Stimme ihn noch einmal zurück. Fragend drehte er sich wieder zu mir um. "Wie lautet er? Ihr richtiger Name?" Ich wusste nicht, weshalb ich ausgerechnet diese Frage stellte.
Ren musterte mich einen langen Moment, ehe er antwortete, "Ben." Mit einem letzten Nicken verschwand er hinter seinem Vorhang und ließ mich alleine mit meinen Gedanken.
Den Rest der Nacht war ich schlicht und ergreifend zu aufgewühlt, um wieder einschlafen zu können. Im Gegenzug zu Kylo, welcher unbekümmert hinter seinem Vorhang vor sich hin schnarchte, nachdem er sich seinen Kummer von der Seele geredet hatte. Mir schwirrte allerhand im Kopf herum, angefangen bei der Situation mit Kylo Ren, seiner Offenbarung dass er Ben Solo war, dem Mord an seinem Vater, hin zu dem noch ungeklärten zukünftigen Verhalten zwischen Armitage und mir. Natürlich durfte ich auch das anstehende Gespräch mit Kimura nicht vergessen. So grob, wie er mich gestern behandelt hatte, mussten wir auch noch einiges klären. Aber eines nach dem anderen.
Irgendwann in den frühen Morgenstunden konnte ich doch noch ein paar Stündchen Schlaf verbuchen. Ausreichend war es bei weitem nicht und mein Körper schmerzte immer noch unerträglich, aber vorerst blieb mir gar keine andere Wahl, als mich damit abzufinden. Mein Wecker erschien nämlich in Form von Armitage, dicht gefolgt von einer missmutig dreinschauenden Tara. Verschlafen richtete ich mich etwas in den Kissen auf.
Nanu? Welcher Shuttlebus ist Tara denn direkt vor der Nase weggeflogen? Normalerweise trägt sie selbst am frühen Morgen schon ein Lächeln auf dem Gesicht.
Armitage kam mit einem glückseligen Blick neben mir zum Stehen, bevor er das mitgebrachte Frühstückstablett auf dem kleinen Tischchen ganz in der Nähe abstellte. Tara hielt sich vorsichtshalber im Hintergrund.
"Guten Morgen mein Schatz", Hux beugte sich zu mir vor, um mich zärtlich ganz lange zu küssen, "hast du gut geschlafen? Wie geht es dir heute morgen?"
"Ich bin ein einziger blauer Fleck", beklagte ich mich.
"War Doktor Dorey denn noch nicht bei dir?", hakte Armitage daraufhin nach. Auf mein Kopfschütteln hin verdüsterte sich sein Gesicht merklich. Ruckartig richtete er sich wieder auf, um ohne weitere Worte in Richtung Büro zu stürmen, welches am anderen Ende der Station lag. Ich konnte ihn noch etwas undeutliches Murren hören, ganz sicher war ich mir allerdings nicht.
"Äh, Hux?" Beklommen schaute ich ihm hinterher.
"Er muss sich abreagieren", warf Tara gerade ein, während sie mit einem Augenrollen näher trat. "Dein General hat heute morgen schon schlechte Laune. Frag mich bitte nicht wieso", kam sie einem Einwurf von mir zuvor. Stattdessen schnappte sie sich das Tablett mit Frühstück, um es auf meinen Beinen zu platzieren. "Sogar das Frühstück, welches ich und Milon mit ganz viel Liebe für dich zusammengestellt haben, hat er mir aus der Hand gerissen, um es dir selbst bringen zu können", beklagte sich Tara empört weiter.
Ihr selbstgerechter Gesichtsausdruck brachte mich gekonnt zum Lachen. "Das ist nicht witzig, Ria!"
"So, so, Milon und du habt mein Essen also mit ganz viel Liebe zubereitet, ja? Klingt für mich eher nach Frühsport in der Waagrechten, wenn du mich fragst. Mit Blick auf den Herd, damit die Eier nicht anbrennen." Erklärend deutete ich mit der Gabel auf mein Rührei.
"Oh Victoria! Du böse Frau! Schäm dich, so etwas auch nur anzudeuten." Tara tat gespielt entrüstet, bevor sie wegen der aufsteigenden Röte in ihrem Gesicht verlegen wurde und versuchte, es mit einem Hüsteln zu kaschieren. Meine hochgezogene Augenbraue machte es da auch nicht gerade besser. Na wenn das gerade mal kein Volltreffer war ...
"Ria, warum schaust du mich so skeptisch an?"
Ich kam nicht mehr zu einer Antwort, da Armitage gerade aus dem Büro von Kimura gestürmt kam, gefolgt von meinem mürrisch dreinschauenden Spionagekollegen. Scheinbar hatte Hux seine Wut zum Teil schon an Kimura entladen. Er scheuchte Tara ohne langes Federlesen einfach zur Seite hin weg, damit er ihren Platz an meinem Bett einnehmen konnte. Kimura platzierte sich auf der anderen Seite.
"Ich verlange", begann Armitage, "dass Sie meiner Assistentin sofort ein Schmerzmittel verabreichen. Ich will nicht, dass Victoria die Schmerzen länger als nötig aushalten muss." Seine Hand legte er behutsam auf meiner Schulter ab, bevor er fortfuhr, "wenn das erledigt ist, werde ich Victoria nämlich mitnehmen."
Dieser Satz brachte ihm einen fragenden Blick von mir und einen deutlich weniger amüsierten von Kimura ein. "General Hux, Sie können meine Patientin nicht einfach entlassen. Das liegt nicht in Ihrer Entscheidungsgewalt." Kimura verschränkte nachdrücklich die Arme vor seiner Brust.
"Ich kann und ich werde!", wieß Armitage ihn zurecht. "Und wenn Sie nicht auf der Stelle kooperieren, dann werde ich Victoria sofort mitnehmen und mich direkt an Ihren Vorgesetzten wenden. Die Konsequenzen werden Sie zu gegebener Zeit zu spüren bekommen."
Jeder andere wäre bei dieser offenen Drohung blass geworden und hätte klein beigegeben, aber nicht Kimura. Stillschweigend begann er, die Kanüle aus meinem Handrücken zu entfernen. Immer wieder zuckte sein wütender Blick zum General hoch, was Hux natürlich nicht entging, da er alles genauestens beobachtete. "Auf Ihre alleinige Verantwortung, General. Die Patientin ist dann Ihr Problem und nicht mehr meines." Wütend pfefferte Kimura die Sachen in seiner Hand in die nächstbeste Ecke und stürmte mit wehendem Kittel davon.
Er hat Armitage jetzt nicht wirklich einfach stehen gelassen? Mensch Kimura, das gibt Ärger.
Ein Blick hinauf in Hux' wütendes Gesicht zeigte mir, wie richtig ich mit meiner Vermutung lag. Er sah Kimura mit einem unerbittlichen Ausdruck in den Augen nach, bevor er sich an Tara wandte. "Miss Milla, informieren Sie sofort Doktor Tenroy. Er soll unverzüglich in meinem privaten Quartier erscheinen und alles für eine Schmerzbehandlung mitbringen." Tara nickte mit großen Augen, während sie hastig ihr Datenpad zückte, um dem Befehl Folge zu leisten.
"Armitage, hältst du das für eine gute Idee?", wagte ich vorsichtig einzuwerfen, da Hux schon dabei war, die Decke von meinen Beinen zu ziehen. Das Frühstückstablett stand vergessen neben mir.
"Bei mir bist du besser aufgehoben. Immerhin kümmert der Arzt sich nicht genug um dich." Armitage legte seine Arme unter meine Beine und meinen Rücken und hob mich so nach oben an seinen Körper. Ich legte meinen Kopf an seiner Brust ab, da schon die kleinste Bewegung erneute Schmerzen in meinem Körper aufbranden ließ. "Hältst du das einen Moment aus, Victoria?" Hux klang eindeutig besorgt. Ich nickte stumm.
"General Hux, Doktor Tenroy macht sich sofort auf den Weg zu Ihrem Quartier, wie gewünscht", informierte Tara ihren Vorgesetzten gerade.
"Sehr gut. Legen Sie noch die Decke über Victorias Beine, so kann ich sie unmöglich quer über die Finalizer transportieren."
Das sowieso schon kurze Hemdchen welches ich trug war bei Armitages Aufhebaktion noch weiter nach oben gerutscht. Wenn er mich also nicht mit entblößtem Hintern vor den Augen der halben Besatzung durch das Schiff tragen wollte, war die Lösung mit der Decke eindeutig vorzuziehen. Und auch definitiv in meinem Interesse. Tara half Armitage dabei, die Decke so um mich festzustecken, das alles wesentliche den Blicken der anderen verborgen blieb. Gesprächsthema würden wir ohnehin werden, wenn der General seine persönliche Assistentin so durch das Schiff trug.
Ich sehe die geschockten Gesichter schon vor mir. Oje, dass kann heiter werden.
Zu allem Überfluss raschelte ausgerechnet jetzt der Vorhang, welcher um Kylos Bett gezogen worden war, zur Seite hin weg. Armitage schenkte dem wenig Beachtung, sondern wandte sich mit mir auf seinen Armen ab, um die Medizinische Station zu verlassen. Ich wagte es nicht, einen Blick zurück zu Kylo Ren zu werfen.
"Wenn wir in meinem Quartier angekommen sind, kann ich mich mehr um dich kümmern, mein Schatz. Dort bist du besser aufgehoben", flüsterte Armitage mir zu. "Es kann nicht angehen, dass der Arzt dir die Schmerzmittel nicht geben will. Spätestens heute hätte dieses schwarze Loch dir wieder einen Schmerzstiller geben müssen. Du bist schließlich schwer verletzt worden."
Verdammt Kimura, was hast du dir dabei eigentlich gedacht? Es steht wohl außer Frage, das er sauer auf mich ist und meine Loyalität immer noch in Frage stellt, aber durch diese Aktion gerade hat er definitiv die Aufmerksamkeit von Hux auf sich gelenkt. Oder besser gesagt, sein Missfallen.
Ich schmiegte mich tiefer in die Geborgenheit seiner Arme. "Danke Hux. Du bist so aufmerksam."
Hux lächelte. "Nur für dich, Victoria. Das mache ich alles nur für dich."
Ich hob meinen Kopf, um hinauf in diese umwerfenden grünen Augen zu sehen, welche so voller Zuneigung zu mir herabblickten. Tara lief schweigend neben uns her. Unterwegs begegneten wir etlichen patrouillierenden Sturmtrupplern, welche in ihrer Kontrollrunde innehielten, sobald ihr General an ihnen vorbeieilte. Sie salutierten vorschriftsmäßig, aber ich konnte mir fast schon denken, was in ihren Köpfen vorging, sobald sie uns erblickten. Oder genauer gesagt, mich in Hux' Armen, noch dazu in einem medizinischen Kittel.
Wie war das mit dem Zwischenstopp am Imperialen Kaffeeautomaten und der Gerüchteküche? Nun, das Gerede wird mir noch früh genug zu Ohren kommen, da bin ich sicher. Wenn es nicht schon vorher einen Anschiss von Snoke gibt. Er hat zwar eingewilligt, mich weiterhin als Armitages Assistentin arbeiten zu lassen, aber ich denke es war weniger in seinem Sinn, dass wir unsere Beziehung weiterhin offen ausleben. Immerhin verstoßen wir offen gegen seine Erlasse.
Es herrschte Schweigen, während der Turbolift uns schnell Richtung Ziel brachte. Da die Kommandobrücke ganz in der Nähe von den Unterkünften der ranghohen Personen lag, musste Tara zwangsweise mit uns zusammen aussteigen.
Auf dem Flur kam Doktor Tenroy schon auf uns zugelaufen, sein Köfferchen im Schlepptau. "General Hux, was ist vorgefallen?"
"Folgen Sie mir zu meinem Quartier!" Armitage bremste gar nicht erst ab, als er Tenroy antwortete und zwang ihn somit, schnell kehrtzumachen und hinter uns herzulaufen.
Tara verabschiedete sich an einem Quergang von mir, ihr Dienst begann bald.
In Armitages privatem Quartier brachte er Doktor Tenroy auf den aktuellen Stand, was genau vorgefallen war. Dabei ließ er natürlich die Tatsache nicht aus, wie unverschämt Assistenzarzt Dorey war, und wie verantwortungslos er sich mir gegenüber im Besonderen verhalten hatte. Tenroy versicherte einem sehr aufgebrachten Hux, dass dieses Verhalten nicht ohne Konsequenzen bleiben würde, was Armitage etwas beschwichtigte.
Dann verschaffte Tenroy sich ein Bild über meine Verletzungen, bevor er mir erneut einen Zugang legen musste, für das Morphium. Dabei grummelte er unentwegt vor sich hin, weswegen die erste Nadel entfernt worden war. "Mit den Verletzungen von Miss Deveron ist nicht zu spaßen. Sie erhält ein sehr starkes Schmerzmittel von mir, welches bei Bedarf im Laufe des Tages noch einmal verabreicht werden kann", erklärte er Armitage, während er arbeitete. Hux nickte verstehend. "Ich werde heute Abend noch einmal nach Miss Deverons Befinden sehen, General."
"Natürlich. Ich erwarte von Ihnen, die nötigen Schritte bezüglich Ihrer Assistenz einzuleiten."
"Worauf Sie sich verlassen können, General", versicherte Tenroy, dann war er verschwunden.
Ein mulmiges Gefühl machte sich in meiner Magengegend breit, wenn ich an Kimura dachte. Es ärgerte mich, dass wir noch keine Zeit für ein Gespräch gefunden hatten, denn dann wäre diese Situation mit Sicherheit nicht entstanden. Armitage riss mich aus meinen Grübeleien, als er sich neben mir auf der Bettkante niederließ und meine Hand ergriff. Zärtlich streichelte er mit dem Daumen über meinen Handrücken.
"Beginnt das Mittel schon zu wirken? Lassen deine Schmerzen nach?", wollte er wissen.
"Ja danke. Dafür, dass du dich so sehr für mich einsetzt. Nach ... nach ... du weißt schon." Gestikulierend brach ich ab.
"Natürlich. Weil ich dich liebe, Victoria."
"Ach Huxi", meine Kehle schnürte sich enger zusammen, hinderte mich am weitersprechen. Ein Lächeln zog über sein Gesicht, als ich die Verniedlichung seines Namens gebrauchte.
"Armitage ich, ... ich möchte noch etwas mit dir besprechen. Wegen der Situation auf Starkiller. Eigentlich, sind es eher zwei Dinge."
Hux' Datenpad gab ein Brummen von sich. Er zog es näher zu sich, um einen kurzen Blick auf das Display zu werfen, dann deaktivierte er sein Gerät und befestigte es wieder an seinem Gürtel. "Jetzt sind wir ungestört."
"Du könntest Probleme bekommen, wenn du nicht erreichbar bist", lenkte ich ein.
"Das kümmert mich gerade am Wenigsten. Viel wichtiger ist das, was dir auf dem Herzen liegt. Bitte, Victoria, vertrau dich mir an. Sag mir, was genau dich so sehr belastet hat, dass du nichts mehr von mir wissen wolltest. Ich bin fast wahnsinnig geworden, als du mich von dir gestoßen hast. Ich brauche dich doch so sehr." Seine Hand wanderte nach oben, um behutsam über meine Wange zu streicheln. Einen Moment lehnte ich mich mit geschlossenen Augen in diese Berührung, genoss einfach nur die Zärtlichkeit, welche Armitage mir gab. Dann holte ich tief Atem, um ihm alles zu erklären.
"Okay. Armitage, ich habe mich in dich verliebt, dass weißt du. Und ich liebe dich jetzt noch immer, aber ... ich denke ich habe dich mit völlig anderen Augen gesehen, als andere Personen. Ich habe das Gute in dir gesehen. Deine Zärtlichkeit mir gegenüber. Die Verletzlichkeit welche du ausstrahlst, wenn du mir die Gräuel deiner Vergangenheit erzählst, mir die Demütigung und Misshandlung anvertraust, welche du durchmachen musstest. Dann sehe ich die andere Seite in dir, welche du gut verborgen vor der Außenwelt hältst. Aber dann habe ich auch mitbekommen, wie wenig dir das Leben anderer Menschen bedeutet, ob du sie kennst oder nicht. Wie bedenkenlos du den Befehl gegeben hast, Billionen von Leben in einem einzigen Augenblick auszulöschen. Da waren Kinder, Armitage! Hilflose Kinder, einige von ihnen haben womöglich genau dasselbe durchleben müssen wie du. Da waren Menschen, die andere Personen genauso sehr geliebt haben wie du mich. Stell dir ihr Grauen vor, die Gewissheit, das genau in diesem Augenblick ihre Liebsten für immer von ihnen gerissen werden! Und sie können rein gar nichts dagegen unternehmen! Sie können die Personen die ihnen am nächsten stehen nicht beschützen. Wenn ich mich richtig erinnere, dann ist das ein Punkt, der dir auch immer sehr viel bedeutet hat, oder? Mich zu beschützen."
Armitage nickte nur, ich hatte ihn mit meinen ehrlichen Worten gerade in einen Bann geschlagen. Schnell sprach ich weiter, denn jetzt war genau der Moment gekommen, in dem ich mir alles von der Seele reden konnte. Bleibt nur zu hoffen, dass ich Armitage damit erreiche.
"Als das passiert ist, Armitage, als ich die Euphorie in deinen Worten gehört habe, mit denen du diesen vernichtenden Befehl gegeben hast, da ist etwas in mir zerbrochen. Ich habe so fest an deine liebevolle Seite geglaubt, dass mich dein rücksichtsloses Verhalten in diesem Moment geradezu geohrfeigt hat. Mich wachgerüttelt hat. Und auf einmal, konnte ich dich nicht mehr so ansehen wie vorher. Ich hatte das Gefühl, mich völlig in dir getäuscht zu haben. Sag mir, wie kann ich einen Mann lieben, der ohne jegliche Skrupel so viel Blut an seinen Händen hat? Als das passiert ist dachte ich mir, es ist aber eigentlich gar kein Wunder, das du so geworden bist. So rücksichtslos. Du kennst nichts anderes. Du kennst nur das Streben nach Macht. So wurde es dir eingeprügelt und das Jahrelang."
Hux schoss seine Hände fester um meine und sah mich mit einem so flehentlichen Ausdruck im Gesicht an, das ich meinen Redefluss stoppte um ihn zu Wort kommen zu lassen. "Victoria, ich habe dir doch schon einmal gesagt, dass ich keine andere Wahl hatte. Ich kann solchen direkten Befehlen von Snoke nicht zuwiderhandeln. Das wäre mein Ende. Du hast selbst schon erkannt, das er mich einfach durch jemand anderen ersetzen kann, wenn ihm der Sinn danach steht."
"Ja ich weiß. Dennoch", kopfschüttelnd legte ich eine kleine Pause ein. "Was war mit deinem Team auf der Kommandostelle von Starkiller?"
Armitage blickte mich fragend an.
"Ich war dort, Hux. Habe die nackte Panik in ihren Augen gesehen. Sie durften ihren Posten nicht verlassen, selbst dann nicht, als schon alles verloren war. Als das Unausweichliche nicht mehr abzuwenden war. Sie haben den Befehl erhalten, die Stellung zu halten. Armitage, warst du das? Hast du ihnen den Befehl erteilt, mit der Basis unterzugehen? In den Tod zu gehen? Bedeuten dir die Leben anderer Menschen wirklich so wenig?" Schwer atmend brach ich ab. Wenn ich ehrlich war, dann hatte ich Angst vor der kommenden Antwort.
Hux blickte mich an, ein unergründlicher Ausdruck lag über seinen Zügen."Glaubst du mir, wenn ich dir sage, es nicht gewesen zu sein?", fing Armitage vorsichtig an. "Als ich erkannte das alles verloren war, als die Basis kurz vor dem Kollaps stand und du noch nicht da warst, bin ich ohne irgendeinen Befehl zu erteilen von der Brücke gestürmt. Meine Gedanken waren einzig und allein bei dir. Ich wusste nicht was mit dir war und habe mir Sorgen um dich gemacht. Unterwegs habe ich schon nach dir gesucht, konnte dich aber nirgendwo entdecken. Bei Snoke habe ich dann andere Instruktionen erhalten, nämlich nach Kylo Ren zu suchen. Dann sind wir beide uns über den Weg gelaufen. Victoria, ich habe den Befehl nicht gegeben, das dieses Team mit dem Planeten sterben soll. Wirklich!"
Ich nickte langsam. Dennoch spukte weiterhin die Frage in meinem Kopf herum, wer es denn sonst gewesen sein könnte. Armitage schob seinen Finger unter mein Kinn und hob mit sanftem Druck meinen Kopf, damit ich ihn ansehen musste. "Ich verstehe jetzt, weswegen du dich von mir distanziert hast. Ich habe dich mit meinem eigenen Verhalten vor den Kopf gestoßen. Dazu kommt natürlich noch die Tatsache wegen des Verlustes, welchen du erleiden musstest. Aber du hast Recht, Victoria. In meinem Leben gab es bisher nur jene Ziele, welche meine Macht innerhalb der Ersten Ordnung bereichert haben. Das rücksichtslose Verhalten, welches ich bisweilen an den Tag lege, hat mein Vater mir nachhaltig eingeprügelt. Erst mit dir habe ich andere Gefühle und Emotionen kennengelernt. Victoria, du hast mein Leben so sehr bereichert. Zum Besseren, dass musst du mir glauben. Ich könnte es nicht ertragen dich zu verlieren, nur weil ich meinen Gewohnheiten nachgegeben habe. Ich kannte es einfach nicht anders, wusste es nicht besser. Ich ... ich will dich nicht verlieren. Bitte Victoria, verlass mich nicht. Vielleicht kannst du mir helfen, meine Sichtweise auf die Dinge zu verändern? Ich bin mir sicher, ich kann das schaffen, aber nur mit deiner Hilfe, Victoria. Du bist eine so wundervolle Frau. Ich hätte es niemals für möglich gehalten, dass ich überhaupt zu solchen Gefühlen für einen anderen Menschen fähig bin. Aber du hast mich eines besseren belehrt. Ich liebe dich, von ganzem Herzen!" Armitage legte eine Pause ein. Die Anspannung war ihm deutlich anzusehen.
Mir dagegen schnürte es die Kehle zu. Ich war gerührt von seinen ehrlichen, aufrichtigen Worten. Hux hatte zwar eingestanden, das sich seine Sichtweise wegen mir verändern würde, aber er hatte dennoch mit keinem Wort erwähnt, ob ihn der Tod so vieler Unschuldiger überhaupt belastete. Ob es ihn überhaupt kümmerte.
"Victoria?", fragte er mit zitternder Stimme. "Kannst du mir vergeben? In mir wieder den Mann sehen, in den du dich verliebt hast?"
Ich glaube Armitage. Ich denke wirklich, dass er es aus tiefstem Herzen ernst meint. Sein bisheriges Leben war durchweg geprägt von Rücksichtslosigkeit. Aber er hat auch zugegeben, das ich neue Gefühle in sein Leben gebracht habe. So etwas würde er nicht sagen, wenn es ihm nicht wichtig wäre. Und das bin ich für ihn, dass hat er oft und deutlich genug zum Ausdruck gebracht. Es steckt Gutes in ihm, ich glaube fest daran. Zusammen können wir das schaffen.
"Victoria, bitte!", flehte Armitage. Seine Finger schlossen sich wieder fester um meine. Zitterten. Ich sah die Angst in seinen Augen, das auch dieses Bekenntnis nicht genug sein könnte, dass ich ihn erneut von mir stieß.
Stattdessen tat ich etwas, was ihn vor Erleichterung laut aufschluchzen ließ, ich zog ihn in meine Arme. Küsste ihn lange und zärtlich auf den Mund, vergrub meine Finger in seinen roten Haaren. Armitage erwiderte diese Zärtlichkeiten mit beinahe verzweifelt anmutender Leidenschaft, immer wieder unterbrochen von krampfhaften Schluchzern. "Victoria! ..."
"Scht", ich hielt ihn in meinen Armen, sein Kopf lag geborgen an meiner Halsbeuge. Ich streichelte über seinen Rücken, dabei immer wieder die gleichen Beteuerungen sprechend, welche Hux hören wollte. Hören musste. Weil er sie brauchte. "Ich glaube dir, Armitage. Es ist alles gut, ich glaube dir. Ich bin bei dir. Scht. Ich liebe dich, Huxi."
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