Kapitel 33 - In letzter Minute -General Hux-

-HUX-

An der Laderampe zögere ich einen kleinen Augenblick. Victoria hat mit ihren Worten zielgenau ins Schwarze getroffen. Auch mir widerstrebt es zutiefst, meinen verhassten Rivalen Ren von dem kollabierenden Planeten zu retten.

Soll er doch von mir aus elendig hier verrecken!

Aber nein, die Konsequenzen welche der Oberste Anführer mir angedeihen lassen würde, will ich mir lieber nicht vorstellen. Also tue ich gezwungenermaßen, was von mir erwartet wird und rette Kylo Ren den Arsch.

Wenigstens kann ich ihm seine Schwäche in Zukunft unter die Nase reiben.

Gemeinsam mit dem ungehobelten Copiloten, welcher von mir noch früh genug die Quittung für sein ungebührliches Verhalten bekommen wird, stapfe ich durch den Schnee. Es ist eiskalt, ein bitterer Wind peitscht die Bäume um uns herum. Überall prangen Kampfspuren an den Baumstämmen. Teilweise sind einige von ihnen sogar umgestürzt. Ich erkenne genau, was diesen Schaden angerichtet hat, Lichtschwerter. Offenbar hat hier wirklich ein erbitterter Kampf stattgefunden. 

Aber mit wem hat Kylo sich gemessen? 

Mürrisch stiefele ich weiter, versuche auf dem bebenden Boden irgendwie das Gleichgewicht zu halten. Ich will zurück zu meiner Victoria, es passt mir überhaupt nicht, sie so schwer verletzt im Shuttle zurückzulassen. Nicht jetzt, wo ich sie endlich wiederhabe.

"Halten Sie die Augen offen! Die Zeit drängt", weise ich den Mann neben mir zurecht. 

Soll er doch nach Ren suchen.

Breite Schneisen der Zerstörung durchziehen die Oberfläche des Planeten, es wird mit jeder Minute gefährlicher, hier zu bleiben. 

"General! Dort vorne sind Blutspuren im Schnee!", stößt der Mann neben mir hervor.

Ich zolle ihm und seinen scharfen Augen unwillig Respekt. Auf diese Entfernung hätte ich so schnell nichts ausmachen können, nicht bei der vorherrschenden Dunkelheit ringsum.

"Beeilung!"

Pflichtschuldig rennt der Pilot los, in die angegebene Richtung. Ich folge ihm deutlich langsamer. Plötzlich schwenkt er zur Seite hin ab und bückt sich nach einem dunklen Schemen, der im Schnee liegt. Gleich darauf beginnt er eifrig zu winken.

Ren? Ist er tot? Bitte lass ihn tot sein!


Ich eile zu den zwei Gestalten am Boden. Es ist tatsächlich Kylo Ren, der dort im Schnee auf der Seite liegt. Eine dunkle Blutlache hat sich unter seinem Kopf und seiner Schulter ausgebreitet. Meine Hoffnungen steigen.

"Überprüfen Sie den Puls!", befehle ich dem Mann der neben Ren kniet. 

"Er lebt, Sir aber sein Puls ist schwach."

Verdammt! 

"Worauf warten Sie? Heben Sie ihn gefälligst auf!" 

Ich würde einen Teufel tun und mich nach Kylo Ren bücken. Mühevoll kämpft sich der Copilot mit dem deutlich größeren Kylo ab. Da dieser allerdings das Bewusstsein verloren hat, hängt er da wie ein nasser Sack. Zähneknirschend lege ich mir seinen anderen Arm über die Schulter, damit wir ihn gemeinsam zurück ins wartende Shuttle bugsieren können. Die Zeit drängt. Unentwegt verfluche ich mein Pech, diesen schweren Klotz von einem Kerl auf einem sterbenden Planeten herumschleppen zu müssen.

Und dann besitzt er auch noch die Frechheit, meine Uniform vollzubluten. Wenigstens hat es ihn ordentlich erwischt. Genau in seine hässliche Visage, allem Anschein nach. Es gibt doch noch so etwas wie Gerechtigkeit! Diesen Moment der Schwäche werde ich ihn NIEMALS vergessen lassen!

Während ich mich in Gedanken meinen Racheplänen an Kylo hingebe, stolpert der Shuttlepilot über einen Widerstand, welcher wohl unsichtbar unter der Schneedecke vergraben sein muss. Der Mann verliert auf dem eisigen Boden seinen Halt und rutscht weg. Plötzlich lastet das gesamte Gewicht von Kylo auf meinen Schultern und droht, mich ebenfalls zu Boden zu reißen. Nicht mit mir!

Gleichgültig lasse ich seinen Arm von meiner Schulter rutschen, damit Ren sich dort wiederfindet, wo er meiner Meinung nach eigentlich hingehört. In den Dreck. Die Schneedecke dämpft seinen Aufprall, trotzdem gibt sein Kopf ein befriedigendes Klonk von sich, als er auf dem Boden aufschlägt.

Hah! Volltreffer.

"Verdammte Kacke!", jammert der Pilot und das zu recht, während er sich wieder damit abmüht, den schwarz gekleideten Mann aufzulesen. Jetzt habe ich wenigstens noch einmal einen Grund, ihn ordentlich anzufahren. 

"Sie Trottel! Ich erwarte ...", dummerweise komme ich nicht mehr dazu, meinen Satz zu beenden. 

Ein Grollen durchdringt den Boden und erschüttert die Bäume ringsum. Einer besitzt sogar die Frechheit, seine Schneelast direkt auf mich abzuwerfen, was mich gekonnt zum Verstummen bringt. Wütend wische ich das nasse Zeug von meinem Kopf und den Schultern und fixiere den Mann mir gegenüber.

"Glotzen Sie mich gefälligst nicht so blöd an!", lasse ich meine Wut erneut los.

Genau diesen Moment sucht sich dieser verfluchte Baum aus, um noch den letzten Rest Schnee von seinen Ästen zu schütteln. Mit einem nassen Klatschen landet eine weitere Ladung auf meinem Kopf. 

 "Verzeihung Sir." Seine Stimme hat eindeutig einen belustigten Klang angenommen, da bin ich mir sicher.

"Lachen Sie etwa über mich?"

"Nein General, Sir!"

Wütend über dieses galaktische Stück Dreck von einer impertinenten Person, ziehe ich ruckartig Kylo Rens Arm wieder über meine Schultern. Je schneller wir hier wegkommen, desto besser. Die kalte Scheiße, die Victoria so sehr liebt, läuft mir derweil in den Kragen meiner Uniform.

Großartig! 

 "Hux?", krächzt es neben mir.

Skeptisch blicke ich zu Ren hinab, welcher immer noch benommen den Kopf hängen lässt. "Auch wieder wach? Haben Sie wenigstens ein einigermaßen erholsames Nickerchen gehalten? Ihr Timing ist dabei besonders zu würdigen." Meine Stimme trieft geradezu vor herabwürdigendem Sarkasmus. Der Mann an Rens anderer Seite wirft mir einen geschockten Blick zu. 

"Strengen Sie sich gefälligst etwas an und helfen mit, Ren. Sie sind ein verdammt schwerer Brocken!", stichele ich weiter. 

Ren gibt mir keine Antwort mehr, tut aber sein Bestes um mitzuhelfen. Nach einer gefühlten Ewigkeit stolpern wir endlich die Laderampe des Shuttles hinauf. Hinter uns brechen große Teil der Planetenoberfläche einfach weg. Ich sehe mich suchend nach Victoria um, sie sitzt noch genau dort, wo ich sie zurückgelassen habe. Aber mittlerweile hat die Wirkung der Injektion nachgelassen, was man ihr deutlich ansehen kann. 

Sie hat wieder Schmerzen.

Ohne lange zu überlegen lade ich dem Piloten das gesamte Gewicht von Kylo Ren auf, um an Victorias Seite zu eilen. 

Meine Geliebte braucht mich jetzt dringender.

"Den sofortigen Start vorbereiten. Ziel ist die Finalizer!", brülle ich im Laufen Richtung Cockpit hoch. "Victoria, mein Schatz, leg dich wieder hin. Es geht dir nicht gut, das sehe ich."

Sie setzt zu einem lahmen Protest an, aber ich lasse ihr gar keine andere Möglichkeit, als auf meine Worte zu hören. Mit sanftem Nachdruck bugsiere ich sie wieder in eine liegende Position auf dem Sofa. Während die Triebwerke des Shuttles brüllend durchstarten und uns schnell von Starkiller-Basis wegfliegen, müht sich der Copilot verzweifelt damit ab, Kylo Ren auf ein weiteres freies Sofa zu verfrachten. Victoria sieht den beiden interessiert zu, daher habe ich genug Zeit, um nach einer weiteren, schmerzstillenden Injektion zu suchen. So wie ich fündig werde, hebe ich Victoria kurz an, damit ich mich zu ihr setzen und sie in meine Arme nehmen kann. Es ist mir völlig gleichgültig, was die beiden anderen anwesenden Männer von mir denken. Vielmehr quillt mein Herz über vor Freude, als sich Victoria Schutz suchend an mich schmiegt.

Endlich lässt diese wundervolle Frau es wieder zu, dass ich sie in meinen Armen halte. 

Ergriffen hauche ich ihr einen Kuss auf den Scheitel und ziehe sie noch fester an mich. Was sich im Nachhinein allerdings als dumme Idee erweist, da Victoria vor Schmerz aufjammert.

"Entschuldige, das wollte ich nicht. Halt still, dann kann ich dir noch ein Schmerzmittel geben."

Ich verschweige bewusst, das es sich in einer Spritze befindet. Es behagt mir sowieso nicht, dass Victoria sich gerade so passiv verhält. Es scheint ihr wohl wirklich sehr schlecht zu gehen, was kein Wunder ist nach der Tortur, welche sie überstanden hat. Ich knöpfe ihre Uniform nur ein Stück weit auf, sorgsam darauf bedacht, dass kein Spanner irgendetwas zu sehen bekommt. Dann gebe ich ihr eine weitere Dosis gegen die Schmerzen. Meine Geliebte gibt nur einen kurzen Protest von sich, als die Nadel ihre Haut durchstößt, bevor sie wieder in meinen Armen zusammensinkt.

"Victoria, sieh mich an", vorsichtig drücke ich ihr Kinn etwas nach oben. 

Sie ist so blass. Ihr Zustand sieht wirklich alles andere gut aus.

Vorsichtig zupfe ich ihre Uniform noch ein Stück weiter hinunter, um einen schnellen Blick auf den von mir angelegten Verband zu werfen. Er ist bereits komplett mit Blut vollgesogen. 

"Wir sind bald am Ziel, du musst noch etwas durchhalten", spreche ich ihr Mut zu.

Victoria nickt schwach, ihren Kopf hat sie auf meiner Schulter abgestützt. Plötzlich erfasst eine Druckwelle das Shuttle, lässt es bedrohlich schlingern. Ein Feuerstoß erhellt das Dunkel der Galaxie vor dem Fenster. Ich lasse Victoria vorsichtig auf das Sofa sinken, um mich am Sichtfenster zu positionieren. Unwillkürlich ballen sich meine Hände zu Fäusten.

Sie ist weg. Meine technologisch überlegene Waffe, einfach ausgelöscht. So viel Zeit, Mühe und vor allem Geld und für was? Für nichts. 

Wütend starre ich auf den massiven Feuerball, welcher an der Stelle erblüht wo sich noch vor wenigen Augenblicken ein Planet befunden hat. Dann beschleunigt das Shuttle mit einem Ruck auf Überlichtgeschwindigkeit, die Sterne ziehen in langen, weißen Linien vor meinen Augen dahin. Eine innere Unruhe erfasst mich, wenn ich an die Konsequenzen denke, mit denen ich mich bei meiner Rückkehr auf der Finalizer unweigerlich herumschlagen muss. 

Snoke wird SEHR ungehalten über die Entwicklung der Ereignisse sein. Verdammter Dreck. Aber ich muss ihm einen Bericht vorlegen, ob ich will oder nicht. Wenn ich doch nur der Oberste Anführer wäre ...

"Armitage."

Überrascht registriere ich Victorias Anwesenheit genau hinter mir. Sie kuschelt sich an meinen Rücken, die Arme um meine Taille geschlungen.

"Ich bin bei dir", flüstert sie, ihre Finger streicheln dabei über meinen Handrücken. 

Ich genieße ihre Berührung, denn ich spüre genau, wie die innerliche Anspannung in mir immer weiter anwächst. Ein Zittern ergreift meinen Körper, Tränen steigen mir in die Augen. Ich hoffe inständig, dass Kylo Ren und der Pilot diesen Moment der Schwäche nicht bemerken. Aber wenn ich auf das Gejammere und Gefluche hinter meinem Rücken lausche, ist das wohl eher nicht der Fall. Wem meine Schwäche allerdings nicht verborgen bleibt ist Victoria. Sie löst sich kurz von mir, um sich gleich darauf an meine Brust zu lehnen. Ihre wunderschönen, himmelblauen Augen sehen zu mir auf. Registrieren jede Regung in meinem Gesicht und sei sie auch noch so klein.

Sie sieht immer noch beunruhigend blass aus, aber sie müht sich trotzdem auf die Beine um hier bei mir sein zu können. Mein wundervoller Schatz! 

"Ich bin hier, bei dir, Armitage. Du bist nicht allein", flüstert Victoria, ihre Hand streichelt dabei über meine Wange.

Ich ziehe sie fester an mich, ich brauche den Trost ihrer Gegenwart gerade sehr. Einen Moment lang sagt keiner von uns beiden etwas. Aber irgendwann beginnt Victoria sich in meinen Armen zu winden, bevor sie sich ein Stück aus der Umarmung herauslehnt. Irritiert sehe ich sie an. "Was ist denn, mein Schatz?"

Victoria bekommt einen alarmierend unklaren Blick bevor sie mir antwortet. "Huxi ... Du bist nass. Wieso bist du nass?"

Äh ... was? 

Verdattert sehe ich Victoria an, ich habe gerade keine Ahnung, was ich darauf erwidern soll. Aber in die Verlegenheit, nach einer Antwort suchen zu müssen komme ich nicht mehr, da Victorias Beine genau in dem Moment nachgeben und sie zusammensackt. Nur meiner schnellen Reaktion ist es zu verdanken, dass sie nicht auf dem Boden aufschlägt. "Victoria?", panisch schüttele ich sie, aber es hilft nichts. Sie reagiert nicht mehr, liegt nur noch reglos in meinen Armen. "Victoria?", versuche ich es erneut, wieder ohne Erfolg. Mit zitternden Fingern taste ich nach ihrem Herzschlag. 

Nein! Oh bitte nicht! Ich kann sie jetzt nicht verlieren, wo wir so unglaublich viel zusammen durchgemacht haben! Ein angespannter Moment, in dem ich Tausend Tode sterbe vergeht, bevor mir ein schwerer Stein vom Herzen fällt. Sie lebt noch! Bei allen Galaxien ... Ihr Körper muss einfach überfordert sein, das ist alles. Es ist nichts schlimmes. Sie wird wieder gesund. Sie muss einfach!

Dieses Mantra sage ich mir immer wieder vor, während ich sie vorsichtig auf meine Arme nehme und mit ihr zum Sofa gehe. Die restliche Flugzeit lasse ich Victoria nicht mehr los. Ich wiege sie vorsichtig in meinen Armen, streichle immer wieder über ihre Wange, überprüfe ihren Puls und vergrabe meine Nase in ihrem Haar. Nebenbei registriere ich sehr oft, wie die Blicke des Copiloten und vor allem von Kylo Ren uns immer wieder streifen. Wie die Zärtlichkeiten, welche ich Victoria gebe, genauestens taxiert werden. Es ist mir egal, ich würdige die beiden keines einzigen Blickes. Sollen sie denken was sie wollen.

"Wie lange ist die restliche Flugzeit zurück zum Flaggschiff?", richte ich das Wort an den Piloten, welcher seine liebe Not hat, Kylo zu versorgen. Immer wieder schlägt das Riesenbaby die helfende Hand zur Seite. 

Wie jämmerlich!

"Noch eine knappe halbe Stunde Flugzeit, General. Sir, bitte! Lassen Sie mich Ihre Verletzung versorgen." Der Mann will sich Kylo Ren wieder mit einem Tupfer nähern, doch offenbar hat Kylo andere Pläne. Schwungvoll schleudert er seinen Helfer mit der Macht von sich weg. Dieser bekommt einen kostenlosen Freiflug einmal quer durchs Shuttle, bevor er an der nächsten Wand aufschlägt. Mit erhobener Augenbraue blicke ich zu Kylo Ren hinüber. Unsere Blicke treffen sich kurz, bevor er seine Augen auf Victoria senkt. Mir behagt es gar nicht, wie intensiv er mein Mädchen mustert, deshalb drehe ich mich mit Victoria im Arm etwas zur Seite weg. Ignoriere ihn demonstrativ die restliche Flugzeit über, während ich meine Geliebte weiterhin im Arm halte und ganz fest an mich drücke.    

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